Mittwoch,
18. Juli 2007
Sioux Falls |
Ich
lerne zum ersten Mal in meinem Leben einen 102 Jahre alten Herrn kennen.
Dann komme ich auf ein „kleines“ Corvette-Treffen. Und dann erlebe
ich eine Corvette-Ausstellung auf der Hauptstraße in Sioux Falls. Um
7 am heißt es aufstehen. Wetter ist warm und sonnig. Continental
Breakfast im Hotel, dann besuchen wir den Großvater von Craigs Frau; er
ist 102 und lebt ganz allein in seiner Wohnung! Er sieht aus wie etwas
über 70. Er fragt Craig zwar dauernd, wer er ist und wo er wohnt, ist
sonst aber doch noch ganz gut auf Draht. Er wartet auf sein „meals on
wheels“ – Essen auf Rädern. Er ist sauber und korrekt gekleidet,
Wohnung blitzeblank. Ich staune ganz schön. Dann
geht es ein paar Meilen südlich nach Worthing. Hier ist der erste
offizielle Sammelpunkt für unsere „The
36th Annual Black Hills Corvette Classic“ vom 19. bis 21. Juli 2007. Mike
und seine Frau Connie sind hier offenbar die Anführer, schütteln mir
freundlich die Hand, fragen mich viel über Germany. Ein sehr großer
GM-Autohändler hat einen Teil seiner Verkaufsfläche draußen für uns
freigemacht. Hier stehen Pick-Ups rum, deren Motorhaube fast so hoch ist
wie ich groß bin. Dreißig, vierzig Corvettes sind schon da, und es
kommen nach und nach noch hundert dazu. Alle Farben, rot, gelb, schwarz,
alle Farben, alle Ausführungen, von der ersten rassigen C1 aus den 50er
Jahren über die Sting-Ray bis zur aktuellen C6, Cabrios, (heißen hier
„Convertible“), Coupés, (wird „Kuhp“ ausgesprochen und klingt für
mich immer wieder ebenso ungewohnt wie witzig). Zum Essen gibt es
Hamburger und Hot-Dogs vom Grill, die man sich selbst mit allem Drum und
Dran fertigmachen kann. Und Bratz. „Bratz“ sind unsere deutschen
Bratwürste. Dazu noch Kartoffel-Chips. Trinken gibt es auch soviel man
will, Cola und Limo. Alles kostenlos bzw. mit der Einschreibung bezahlt.
Und, die Bratz schmecken tatsächlich fast wie bei uns zu Hause! Corvette
C 1 aus den 50er Jahren Dazu
viel Smalltalk mit den Corvette-Leuten. Über Lautsprecher wird
durchgegeben, daß ein „German“ aus Germany da ist. Damit ist meine
Wenigkeit gemeint, und ich werde daraufhin natürlich dauernd
angesprochen; die Leute können kaum glauben, daß ich wirklich speziell
wegen dieses Corvette-Treffens so weit angereist bin. Ich wachse ein
paar Zentimeter und fühle mich großartig. Am
späten Nachmittag setzen sich sämtliche Corvettes in Bewegung. Wir
fahren in einer endlosen Kolonne ein Stück Autobahn zu einem neuen
Sammelpunkt am Rande von Sioux Falls. Polizei wartet schon auf uns und führt
uns dann nach einer halben Stunde auf kürzestem Weg über rote Ampeln
und ohne weiteren Stopp in die Innenstadt. Hier finden die jährlichen
„Hot Summer Nights“ in der City statt. Alle Straßen hier in „downtown“
sind frei von jeglichem Verkehr und extra für uns abgesperrt und die
Corvettes können sich in Ruhe aufstellen, um sich dann von den Leuten
bewundern zu lassen. Was
ist das erste, was ein Corvette-Besitzer nach dem Aussteigen macht? Natürlich,
sein Auto sauber machen! Dazu hat er alles dabei, den berühmten
California-Staubwedel, jede Menge Sprüh- und Sprayflaschen, Putztücher,
seine Frau, einfach alles. Erstmal wird das Auto blitzblank poliert.
Eine schmutzige Corvette ist eine Todsünde. Wir haben irgendwie einfach
keine Zeit gehabt, unser Auto sauberzumachen. Daher parken wir lieber
etwas außerhalb der abgesperrten Zone… Aber
jetzt geht es erstmal durch die Corvette-Reihen. Wahnsinn, wie die Autos
aussehen. Ich sehne mich ja immer noch nach einer C1 aus den 50er
Jahren. Hier kann ich sie mir wenigstens mal in Ruhe ansehen. Motorhauben,
Kofferraum-Klappen, Türen, Dächer, alles ist dem Betrachter weit geöffnet.
Jede Menge Ess- und Trinkstände, eine Band mit Live-Musik, TV-Kameras.
Und natürlich Leute. Ist schon ein erhebendes Gefühl, sich hier für
kurze Zeit als Mittelpunkt der Welt zu fühlen. Ich schätze, daß
mindestens 300 Corvettes hier herumstehen. Ein winziges Detail am Rande:
Nirgends in den USA habe ich Hundesch…, äh, Hundekot gesehen. In der
Beziehung sind die Amis wohl gut erzogen. Wir
sehen uns in Ruhe um, essen und trinken etwas, schwätzen mit vielen
Leuten, und fahren heim ins Motel. Weil Craig unser Auto
vorausschauenderweise etwas außerhalb der Veranstaltung geparkt hat,
ist das auch ganz einfach. Die Nacht ist wie die vorherige, windig,
saukalt und laut. Ich bin froh, wenn ich endlich wieder im Flugzeug nach
Hause sitze… Übernachtung
nochmal in Sioux Falls = 140 Auto-Meilen
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