Freitag,
20. Juli 2007
Spearfish |
Ich
fahre zum ersten Mal einen Geschicklichkeits-Parcours, und das mit einer
fremden Corvette. Dann bin ich beim Drag-Race dabei. In Deadwood sehe
ich das Haus, in dem Bill Hickok erschossen worden ist. In Spearfish
werden über 300 Corvettes auf der abgesperrten Hauptstraße auf- und
ausgestellt. Um
7 am geht es raus, schnelles Continental Frühstück. Dann fahren wir rüber
zum Black Hills State University Parkplatz. Hier ist mit Hilfe von
Pylonen ein Parcours abgesteckt. Die Sonne heizt schon kräftig. Dreißig,
vierzig Corvettes stehen herum. Dann Fahrer-Briefing. Und dann, endlich,
schon längst habe ich mir eine winzig-kleine Stelle im Schatten eines
Anhängers gesucht, geht’s los. Jeder darf/muß den Parcours dreimal
so schnell wie möglich abfahren. Wenn ein Pylon umgefahren wird, gibt
es Straf-Sekunden, wenn einer ausgelassen wird, erfolgt
Disqualifikation. Die Leute rasen wir die Bekloppten über den Platz. Sämtliche
Reifen quietschen ständig beim Beschleunigen und beim Abbremsen. Einer
netten Dame muß ich leid tun - sie versorgt mich mit ein paar eiskalten
Wasserflaschen. Es
gibt drei Gruppen, Craig ist in der ersten, ich bin in der dritten, und
natürlich die verschiedenen Leistungsgruppen, getrennt nach PS. Craig
macht in seiner Klasse den zweiten Platz, ich werde Neunter, nur noch
vier Leute hinter mir. Na ja, nur meine erste Zeit wurde gewertet,
zweimal danach wurde ich disqualifiziert, habe angeblich irgendwo
unerlaubt abgekürzt. Ich habe aber auch die Einführungsrunde vorher
verpaßt, weil Craig unser Auto viel zu weit weg abgestellt hatte; als
ich mit dem Auto zurückkam, war sie schon vorbei. Einigen anderen
ergeht es ähnlich, ich muß mich gar nicht allzusehr schämen, erhalte
sogar verschiedentlich etwas Lob. Endlich
ist das überstanden. Zum Schluß war es unerträglich heiß auf dem
Platz, dazu habe ich auch noch einen ekligen fremden Helm aufsetzen müssen,
der zuvor schon auf vielen hundert Köpfen war. Ich bin froh, als es
endlich vorbei ist. Anschließend
fahren die meisten Leute, nachdem sie mit dem sogenannten Autocross
fertig sind, zum Drag Race. Es ist genau so, wie wir es kennen, zwei
Autos, eine Ampel dazwischen, und dann die möglichst schnelle
Beschleunigung. Craig hat mich auch hierfür gemeldet, aber ich sage
Nein und lasse mich auch nicht überreden, denn, ohne das Auto sehr gut
zu kennen, hat das natürlich keinen Sinn. Letzter möchte ich nun
wirklich nicht werden. Craig sieht es dann auch irgendwann ein und
„opfert“ sich. Er fährt auch noch meine drei Starts, gewinnt hier
aber keine Lorbeeren. Die Luft stinkt nach verbranntem Gummi, die Reifen
schreien vor Schmerz, die Motoren heulen, das Öl in ihnen kocht. Den
Leuten (aktive Piloten wie passive Zuschauer) scheint es Spaß zu
machen. Mir eher weniger, es ist einfach zu heiß, gnadenlose Sonne,
nirgends Schatten – und Autos quälen gefällt mir auch nicht.
Am
Nachmittag haben wir noch genügend Zeit, um ein paar Meilen rüber nach
Deadwood, einer historischen Minenstadt, zu fahren. Hier ist z.B. der
berühmt-berüchtigte Wild Bill
Hickok beim Kartenspielen erschossen worden. Deadwood ist wie Las
Vegas eine Spielerstadt, in jedem Haus ein Casino. Von außen betrachtet
sieht es allerdings aus, wie eine alte Westernstadt. Aber es ist auch
hier einfach viel zu heiß, um länger herumzulaufen, deshalb fahren wir
bald zurück. Unterwegs zeigt mir Craig, daß hier Kevin Kostner ein
riesiges Urlaubs-Resort besitzt, aber wir fahren nur am Eingang vorbei.
Er, Kevin Costner, besitzt auch ein Spielcasino in Deadwood, und es soll
auch eine ebenso genannte Fernseh-Serie geben. Auf jeden Fall hat Kevin
Costner bei den Indianern erst viele Freunde gehabt, aber wie immer in
solchen Fällen, soll es inzwischen auch sehr viele Kontroversen geben.
Deadwood Es
muß hier reichlich Wintersport geben. Ich sehe ein paar Skilifte an den
Hängen. Die Hydranten haben hier ganz schön lange „Antennen“,
damit man sie beim Schneeräumen besser erkennen kann. Ich sehe wieder
unheimlich viele tote Bäume. Viele davon sind bei einem großen
Waldbrand vor ein paar Jahren verbrannt; auch hier (wie im Yellowstone)
läßt man die Natur ihr Werk tun und forstet nicht wieder auf. Es
wird Zeit, wir müssen uns sputen, denn es nähert sich einer der Höhepunkte:
Aufstellung möglichst vieler Corvettes auf der Main Street in Spearfish.
Die Straße ist natürlich wieder für uns abgesperrt. In meistenteils
7er-Reihen stellen sich die Corvettes nach und nach, wie sie ankommen,
nebeneinander auf. Wir haben schon wieder riesiges Glück und erwischen
einen der wenigen Schattenplätze am linken Straßenrand. Fast jedes
Auto hat ein, zwei Stühle dabei, die werden aufgeklappt, natürlich
noch mal Auto polieren, und dann öffnet man erneut alles, was
aufzumachen geht, und spätestens jetzt, falls man eines hat, auch sein
Cabrio-Dach oder Hardtop, und setzt sich neben sein Auto. Jedes
Auto bekommt ein Papier, wo Besitzer, Baujahr und die Meldenummer
angegeben werden. Die Besucher stimmen dann anhand der ausgegebenen
Stimmzettel ab, welches Auto das schönste ist. Wir stimmen selbstverständlich
beide für das unsrige, obwohl es wirklich noch eine ganze Reihe schönerer
Corvettes gibt. Da treiben die Leute natürlich viel Aufwand und Kult,
genau wie bei den GoldWings auch. Chrom und Lack sind dabei ja auch OK,
aber Fotowände aufstellen, Glimmer ums Auto herumstreuen und
selbstgebackene Cookies verteilen halte ich dann doch für etwas übertrieben… Ich
sitze ganz am Rande auf einem Treppenpodest, anderthalb Meter über der
Straße, schön schattig, und beobachte das bunte Treiben mit viel Vergnügen.
Die Vorbeikommenden grinsen und bestätigen mir dabei oft, daß ich den
besten Platz von allen habe; stimmt ja auch, steht mir ja auch zu, wenn
ich schon von so weit herkomme. Polizei,
TV-Kameras, Menschen, Kinder, Hunde, ein Hubwagen wird herumgeschoben,
damit er alle Corvettes fotografieren kann - es sind bestimmt
dreihundert. Es wimmelt und wuselt nur so. Aber, wie immer, ich sehe
auch noch viele Corvettes außerhalb der abgesperrten Straße
herumstehen, die nicht teilnehmen; sie wollen sich die Kosten sparen. Unser
Auto wird mehr bewundert, als ich eigentlich gedacht habe. Es sieht so
schwarz ja eigentlich etwas unspektakulär aus. OK, die roten
Lederpolster, und überhaupt das Innere, sieht gut aus. Aber die Leute
gucken und staunen mehr als von mir zunächst erwartet. Denn, unser Auto
hat einen Supercharger. Das ist eine Art Kompressor, außerordentlich
teuer, und seine Aufgabe ist es, vereinfacht ausgedrückt, dem Auto zu
erheblich mehr PS zu verhelfen. Das Wort „Supercharger“ ist offenbar
ein Zauberwort; sobald es fällt, stellen sich bei den Passanten sämtliche
Ohren auf und alle Augen treten hervor. Ich kann es prima von meinem
Beobachtungsposten verfolgen. Aber
irgendwann wird es dann doch langweilig. Wir wollen weg. Doch die Autos
wollen sich einfach nicht zum Heimweg in Bewegung setzen. Wir stehen
mittendrin und sind total blockiert. Craig verhandelt mit den Polizisten
vorne, was aber natürlich auch nichts hilft. Wir müssen endlos warten,
um 7 pm sollte Schluß sein. Jetzt ist es schon fast halb neun. Aber
dann geht es endlich doch los, alles setzt sich rückwärts oder vorwärts
in Bewegung, nur irgendwie raus hier! Wir
haben inzwischen ganz schön Hunger. Craig hat einen Geheimtipp. Wir
fahren etwa zwanzig Meilen rüber Richtung Wyoming, denn direkt hinter
der Grenze, in Beulah, kennt er ein kleines Lokal. Dort essen wir ein
vorzügliches Buffalo-Steak, saftig und würzig, die reine Freude. Mit
25 $ etwas teuer, aber sehr gut und seinen Preis auch wert. Obwohl, natürlich
tut mir der Büffel leid. Aber wenigstens durfte er bestimmt in der
freien Natur lang genug grasen. Zurück
geht es durch die Nacht auf einer menschen-, äh, autoleeren Autobahn,
kaum ein Auto weit und breit. Warum gibt es bei uns solche Autobahnen
nicht? Manche entgegenkommende Autos fahren mit Fernlicht, was nicht
allzu sehr stört, so weit sind die Richtungsfahrbahnen voneinander
getrennt. In
Spearfish fällt mir auf, wie weitläufig hier alle Häuser verteilt
sind. Amerikaner haben unheimlich viel Platz in ihrem Land. Darunter
leidet dann bestimmt zwar die Zusammengehörigkeit unter den Nachbarn,
aber die Amis ziehen ja auch dauernd um, da gibt es erst gar keine
gewachsene Nachbarschaft. Wir
nehmen noch ein Bad im Pool unseres Motels. Im Zimmer ist es kalt und
laut wie immer. Ich
bin froh, wenn ich endlich wieder im Flugzeug nach Hause sitze… Übernachtung
in Spearfish, 2. Nacht = 60 Auto-Meilen
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