Samstag, 21. Juli 2007  

Spearfish

Wir nehmen an der „Poker Run Rally“ teil. Ich sehe das berühmte „Crazy Horse“, nein, nicht das mit den Mädchen, das aus Stein(!), den Needles Highway mit seinen einzigartigen „Pig Tail“-Kurven und Mount Rushmore.

Das Highlight des heutigen Tages ist die zuvor groß angekündigte Poker Run Rally. Craig weckt sehr früh um 6, viel zu früh, deshalb sind wir dann auch tatsächlich eine Stunde zu früh am Treffpunkt. Macht aber nichts, wir fahren einfach schon los. Jedes Auto hat ein Roadbook (Wegbeschreibung) mit verschiedenen Fragen bekommen und muß diese nach und nach beantworten. Das ist dann auch ganz einfach, denn am Straßenrand gibt es häufig sogenannte „Marker“, Bronzetafeln, auf denen irgendeine „besondere“ Begebenheit eingemeißelt ist, wenn sie in Wirklichkeit auch noch so unwichtig war. Amerika hat ja keine Kultur und auch nur wenig Geschichte, da wird dann halt das allerkleinste Ereignis etwas aufgebauscht und den Nachkommenden kundgetan, auch wenn es noch so nebensächlich war.

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Ausblick aus unserem Motel-Zimmer

Craig hat heute morgen endlich mal (zum ersten Mal!) das Glasdach im Kofferraum verstaut und es ist wundervoll, endlich mal mit offenem Dach durch diese schöne Landschaft zu fahren. Unterwegs sehen wir eine Tankstelle, Craig rastet fast aus, Benzin mit 94 Oktan gibt es hier! Normalerweise gibt es hier in den USA tatsächlich nur Benzin mit 84 bis 91 Oktan. Craig meint, sein Auto braucht dann weniger Sprit und der Mehrpreis lohnt sich. Er jedenfalls ist total begeistert.

 

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Marker

 

Und dann das erste Highlight dieses Tages: Crazy Horse Memorial. Hier wird mühselig ein riesiger Indianer, auf seinem Pferd reitend, aus dem Berg gemeißelt. Das geht schon fast sechzig Jahre so und trotzdem ist erst der Kopf fertig. Der Eintritt ist sehr teuer, deshalb bleiben wir an der Einfahrt stehen, das reicht eigentlich auch. Ich schätze mal, daß das hier noch hundert, zweihundert Jahre lang dauern wird, aber die Eintrittsgelder sprudeln auch so reichlich, deswegen beeilt man sich wahrscheinlich auch nicht damit - oder es ist wirklich viel Arbeit.

 

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Crazy Horse, ganz, ganz hinten…

Hier noch ein paar Informationen darüber für besonders Wißbegierige:

Der Lakota-Häuptling „Standing Bear“ beauftragte den aus Polen stammenden Bildhauer Korczak Ziolkowski (1908-1982) ein Denkmal zu schaffen, das die weißen Menschen daran erinnern soll, daß der rote Mann ebenfalls große Helden hatte. Es handelt sich hier um Häuptling Tašunka Witko, (den indianischen Namen schreibt man wirklich so), weil er damals General George Armstrong Custer in der Schlacht am Little Big Horn besiegt hat.

 Ziolkowski begann mit den ersten Sprengungen 1948. Das Gesicht wurde 1998 fertiggestellt. Zur Zeit arbeiten die Ehefrau und sieben der zehn Kinder an der Herausarbeitung des Pferdekopfes. Sie teilen dabei die Philosophie Ziolkowskis, daß das hier kein Regierungsprojekt ist, sondern daß hier ein gemeinnütziges und humanitäres Werk verwirklicht werden soll, welches hauptsächlich durch die Eintrittsgelder finanziert wird.

Bald darauf sind wir am berühmten „Needles-Highway“. Es kostet zwar 5 $ Eintritt, die sich aber allemal lohnen, denn es gibt einen wunderschönen See und jede Menge außergewöhnlich glattgeschliffene riesige Granitfelsen zu besichtigen. Dazu ein, zwei Tunnels, so schmal, daß wir mit dem Auto nur gerade so durchkommen.

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Am Needles-Highway

Dann fahren wir auf der „Iron Mountain Road“ und kommen endlich an die von Craig schon mehrfach angekündigten „Pig-Tails“, drei ganz speziellen Kurven, in denen unsere Straße in einem ganz engen Bogen unter der gerade passierten drunter durchläuft. Das soll lt. Craig einmalig auf der ganzen Welt sein; schon mehrmals habe ich mir von ihm anhören müssen, daß es auf meiner kürzlichen Dolomiten-Tour und überhaupt in „whole Europe“ bestimmt keine so außergewöhnliche Kurve gegeben hat bzw. gibt, womit er dann allerdings auch Recht behalten soll. Ich bin daher froh, die Pig-Tails gesehen zu haben.

Vom Mississippi zum Mount Rushmore


Dem Roadbook entnehme ich dazu wörtlich folgendes:

„A pigtail is a bridge that makes a continuous turn of at least 540 degrees and changes elevation of between 90 and 120 ft. Iron Mountain Road contains the largest concentration of pigtail bridges in the world. Outdoor Magazine named Iron Mountain Road as one of the Top 10 roads in the world.”

Und dann der größte heutige Höhepunkt: Ich sehe, wenn auch nur von weitem, Mount Rushmore! Unsere Straße ist so gebaut, daß wir die vier Präsidentenköpfe mehrmals sehr gut in der Ferne voraus sehen können. (Glücklicherweise fahren wir in der richtigen Richtung.) Morgen soll ich sie dann besichtigen können, für heute muß es erstmal reichen.

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Mount Rushmore in echt

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Mount Rushmore als Fake – aus Plastik in Wall

Wir lernen unterwegs zwei andere Corvette-Leute, Dick und Linda, kennen und fahren ein Stück mit ihnen zusammen. Wir essen dann mit ihnen in Keystone am Fuße des Mount Rushmore. Danach machen wir uns getrennt auf den Rückweg. Craig will mir noch ein besonders schönes Tal zeigen, er war hier ja auch schon einige Male. Von weitem sehen wir schon eine riesige Rauchwolke, der Rauch hängt deutlich in der Luft. Als wir näher kommen, sehen wir einen Lösch-Hubschrauber herumfliegen und die Straße ist gesperrt. Also umdrehen, 15 Meilen zurück. „Da hätte man auch ein Stück vorher sperren können“ denke ich so vor mich hin. Immer noch begegnen uns Autos, die alle wieder werden umdrehen müssen. Solch schlechte Organisation hasse ich unheimlich. Warum lässt man die Autos unnötig so viel Benzin und Zeit verschwenden? Am nächsten Tag lesen wir in der Zeitung, daß einige hundert Häuser evakuiert werden mussten und daß weit über zwanzig Quadratmeilen Wald vernichtet worden sind.

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

„Feurio!“

Zurück am Convention Center schlendern wir zur Registration. An mehreren Tischen sitzen „Croupiers“ mit je einem Blatt Spielkarten, das sie fächerförmig vor sich ausgebreitet haben. Jeder darf und muß fünf Karten für den Poker Run auswählen. Ich auch, leider habe ich dann noch nicht einmal ein Pärchen. Diese Karten werden auf unserem Roadbook mit den beantworteten Fragen angekreuzt und dann wird das Blatt für die Ermittlung der späteren Gewinner eingesammelt.

Natürlich folgt mal wieder ein Besuch bei den „Vendors“, im Saal mit den Corvette-Verkäufern. Aber es gibt leider immer noch nichts Neues für meine Corvette, da habe ich mir viel zu viel versprochen. Dann gehen wir rüber in unser Motel, duschen und ziehen uns um. Dann wieder zurück zur Preisverleihung. Wir sind schon etwas spät dran. Im Saal sind tausende Corvette-Menschen, über Lautsprecher werden schon die einzelnen Gewinner bekannt gegeben. Leider sind wir nicht bei den drei schönsten Corvettes. Schecks über 100, 150 und 250 $ werden als Preis vergeben.

Dann der Gewinner mit der weitesten Anreise: Wilf aus Germany! Oh, das bin ja ich, schnell vor, ich bekomme als Preis ein sehr schönes Corvette-Modell, einen der besten Preise, außer den drei Bargeld-Preisen, denn es gibt sonst nur noch ungefähr zwanzig gleiche James Bond-DVDs als Gewinne. Ich glaube, Craig würde das Modell gerne seiner Sammlung in seinem Büro einverleiben, aber das kann ich natürlich nicht hergeben. Zum Glück fällt mir am Mikrofon noch etwas Witziges ein, alle lachen, als ich empfehle, das nächste Corvette-Treffen einfach mal nach Germany zu verlegen.

Es haben sich 536 Corvettes eingeschrieben, insgesamt waren es aber noch deutlich mehr. Das ist aber noch gar nichts, denn auf das jährliche Corvette-Funfest in Effingham, Illinois, kommen weit über 12.000 Corvettes und über 50.000 Leute! Craig lädt mich auch dazu ein, aber ab und zu muß ich ja auch noch arbeiten…

Es gibt kostenlos Eis für alle, Getränke müssen bezahlt werden. Das ist zwar nicht schlimm, aber die Live-Musik ist mir einfach zu laut. Ich gehe lieber wieder raus ins Freie und rauche da endlich mal wieder einen Zigarillo.

Noch ein paar Benzingespräche, aber ich bin müde. Mir reicht’s, ich wandere in unser Motel rüber. Craig kommt dann irgendwann später nach, aber ich bin schon längst eingemummelt und schlafe tief und fest. Wer mehr über diese Corvette-Treffen erfahren will: http://www.blackhillscorvetteclassic.com mit vielen Fotos in der Photo-Gallery.

Ich bin froh, wenn ich endlich wieder im Flugzeug nach Hause sitze…

Übernachtung in Spearfish, 3. Nacht = 210 Auto-Meilen

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