Sonntag, 22. Juli 2007  

Spearfish

Wir fahren durch den Spearfish Canyon und heute endlich „richtig“ zum Mount Rushmore.
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Wie immer eitel Sonnenschein, angenehm, noch nicht heiß. Wir verstauen unser Gepäck im Auto und fahren los. Craig will mir heute den Spearfish Canyon Scenic Byway zeigen. Hier kann man sehr gut erkennen, warum die Black Hills Black Hills heißen: Viele der gelblichen Felsen haben einen schwarzen Belag. Dazu die unzähligen schwarzen Kieferbäume.

Irgendwann biegt Craig rechts ab in ein enges Tal, an dessen Ende ein paar schöne Wasserfälle zu sehen sind. Da wir vom Parkplatz ein paar Minuten hierher gelaufen sind, trennen wir uns anschließend. Craig läuft zurück zum Auto, während ich im Tal zurücklaufe. Die Felsen oben am Berg sehen aus, als würden gleich ein paar davon abbrechen und mich niederwalzen und zerschmettern wollen. Ich muß mich beeilen, damit ich keinen Verweis aus Craigs Mund oder zumindest aus seinen Augen erteilt bekomme. Das kann er nämlich ganz gut…

Eine Tafel verrät, daß hier ein Teil der Dreharbeiten zu „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht worden ist. Unten am Eingang zum Tal finde ich Craig dann gerade noch rechtzeitig wieder und weiter geht es. Leider wird das Glasdach nicht noch einmal geöffnet, gestern war es wirklich das einzige Mal auf unserer ganzen Tour. Ich bin wegen meiner Eile total durchgeschwitzt, trotzdem bleibt die Klimaanlage gnadenlos auf eiskalt gestellt.

Und so sitze ich weiterhin, vorne frierend und hinten schwitzend, in der Corvette. Craig bietet mir immer mal wieder an, selbst zu fahren, aber so bekloppt wie er fährt, würde er mit meinem (perfekten und deutlich überlegenen) Fahrstil bestimmt nicht einverstanden sein; ich lehne daher vernünftigerweise stets dankend ab - wenn ich es jedesmal auch genauso bedauere, dazu fahre ich zu gerne. Craig rast oft wie ein Irrer durch die Kurven, er kennt kein „vor der Kurve Gas wegnehmen und in der Kurve beschleunigen". Mit unverändertem Gasfuß geht es durch die Kurven, immer wieder beschweren sich unsere Reifen durch ihr gequältes Quietschen. So fährt er dann im übrigen oft auch in die Autobahn-Ausfahrten rein, volle Pulle, erst vor dem Stopschild im allerletzten Moment scharf auf die Bremse; ab und zu muß ich die Augen zumachen…

Leider ist keine Zeit mehr für den Devils Tower hier ganz in der Nähe, aber man soll sich ja immer etwas fürs nächste Mal aufheben. Stattdessen geht die Fahrt zum Mount Rushmore, wo die vier Präsidentenköpfe in den Granit gemeißelt sind. Craig erzählt: Es besteht sogar ein Gesetz, daß hier kein Eintritt erhoben werden darf. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Der Parkplatz muß bezahlt werden, und der kostet 8 $. Da kommt man nicht drumrum…

Es ist dann auch ganz bewegend, durch die berühmte Fahnenallee mit den Flaggen aller US-Staaten zu schreiten, den Blick nach vorn gerichtet, auf die vier Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Näheres finden interessierte Leser und Leserinnen z.B. auf

http://de.wikipedia.org/wiki/Mount_Rushmore

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

 

Die über 18 Meter hohen Köpfe wurden erst kürzlich gereinigt und sehen aus wie neu. Sie sind riesig, hellgrau, genau gegenüber am Berg, und sehen genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich bin zwar nicht überwältigt, aber doch sehr beeindruckt. Ein Steinmetz mit dem merkwürdigen Namen Gutzon Borglum, ein ehemaliger Ungar, hat sich das hier ausgedacht und zwischen 1927 und 1941 in einer geradezu patriotischen Großtat die Arbeiten geleitet und beaufsichtigt. Er starb vor Vollendung und sein Sohn hat alles zu Ende gebracht. Ein paar kluge Erfindungen waren erforderlich, um das alles von der Planung bis zur Verwirklichung durchzubringen. Es ist eigentlich nicht wichtig, aber die Nase Washingtons soll länger sein als das Gesicht der Sphinx in Gizeh in Ägypten. Man entschied sich damals übrigens für diese vier Präsidenten, weil man sonst keine anderen historisch bedeutenden Männer fand…

Natürlich wuseln hier unheimlich viele Menschen rum. Wieder ist es unheimlich heiß. Und auch hier fällt es mir wieder auf: Bei den meisten Amis stehen die Bäuche am weitesten vor, leider auch bei vielen Frauen. Aber bei mir ist das ja (leider) ein bißchen auch schon so.

Das ist hier natürlich wieder ein absolutes Highlight dieser Reise. Unzählige Fotos später machen wir uns dann aber doch auf unseren Heimweg. Interstate 90 nach Osten, der Sonne entgegen. In Rapid City gibt’s bei Taco Bell etwas zu essen.

Nach einer Stunde biegt Craig in Mitchell zum Corn Palace ab, „einem Denkmal für die fruchtbare Körnerkultur des Landes“.

 

Vom Mississippi zum Mount Rushmore

In einem Reiseführer lese ich: „Der Corn Palace (auf deutsch „Mais-Palast“) wurde 1892 gebaut, um Siedlern das Land schmackhaft zu machen. Sie sollten in dem Gebäude alles gezeigt bekommen, was in der Erde South Dakotas angebaut werden kann. So wurde das Gebäude innen und vor allem auch außen dekoriert mit Maiskolben, Getreide etc.  Bis heute wird die Tradition fortgesetzt, und jedes Jahr wird es neu geschmückt: 600.000 Maiskolben werden dafür benötigt, 3.000 Bündel Getreide und 100.000 $ kostet das Ganze. Das heutige Gebäude ist bereits das dritte, es wurde 1921 fertiggestellt. Die Außenmauern zieren 'Murals', Bilder aus Getreide und Mais, Collagen, die jedes Jahr von Künstlern neu gefertigt werden.“

Ich persönlich finde das ganze recht langweilig und bin froh, als es endlich weitergeht. Und dann folgen wieder 225 Meilen Interstate. Maisfelder, wie gehabt. Craig erzählt, daß man im Juni/Juli, wenn es genug geregnet hat, hören kann, wie der Mais wächst. Erneut, wie auf der gesamten Tour, auch in den Städten, sehe ich viele GoldWings, weniger Harleys, auch viele Hänger dran, auch recht oft GoldWing-Trikes.

Unser heutiges Motel in Chamberlain blickt eigentlich auf das Tal des Missouri hinunter. Leider sehen wir in unserem Zimmer aber in die andere Richtung; Craig legt da keinen Wert drauf. Abendessen gibt es im Ort, einen guten, saftigen und dicken Hamburger. Im Zimmer ist es wieder eiskalt, windig und laut.

Ich bin froh, wenn ich endlich wieder im Flugzeug nach Hause sitze…

Übernachtung in Chamberlain = 260 Auto-Meilen

 

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