Mittwoch,
22. Oktober 2008 |
Danach
erfolgt ein kurzer Einkauf im „Target“, einem riesigen Supermarkt.
Ich kaufe das dringend benötigte Nasenspray (mit Wasser gefüllt), denn
meine Nase ist seit dem Moment der Landung wegen der außerordentlich
trockenen Luft total zugeschwollen. (Wird wohl auch immer schlimmer bei
mir.) Dazu ein paar meiner Lieblinge: Avocados. Hier gibt es sogar Bio-Avocados,
die einzeln in Folie eingepackt sind und sich als außerordentlich gut
herausstellen werden. Erst
geht es für ein kurzes Stück auf die Autobahn und dann biege ich links
ab auf den Highway 18 Richtung Lucerne Valley. Ich bin jetzt in den San
Bernardino Montains. Schon wieder eine superschöne Straße, erst geht
es durch braune Hügel mit vielen schönen Kürvchen, neu asphaltiert,
und dann am romantischen Silverwood Lake entlang. Aber
dann kommt es: Die Straße wird ab Crestline zu einer außerordentlich
kurvigen Panoramastraße, fast waagerecht oben an einer recht hohen
Bergkette mühselig herausgemeißelt, rechts geht es viele hundert Meter
sehr steil runter, mit weiter Aussicht auf San Bernardino mit seinem
riesigen internationalen Airport (hab’ noch nie von ihm gehört) und
noch viel weiter, viele zig Meilen weit. Die Erde ist wirklich eine
Scheibe und ich kann hier bis zu ihrem Rand schauen! Gut, daß Ingrid
nicht dabei ist, sie stände mit ihrer Höhenangst bestimmt unendliche
Qualen aus. Ich dagegen habe einfach nur Vergnügen an den Abgründen,
die sich neben mir auftun. Gestern
war die SR2 (State Road) ja schon eine Art Geheimtipp, die SR18 hier ist
es aber auf jeden Fall. Eigentlich müßte man hier eine Durchfahrtsgebühr
verlangen, so schön ist die Straße. Und ich würde sie auch noch gerne
bezahlen! Die Straße trägt zu Recht den Namen „Rim of the World“
– Rand der Welt - und gehört zu den hiesigen Scenic Byways. Die
Ausblicke sind atemberaubend schön! Was habe ich für ein Glück, diese
aufregenden Straßen zu finden! Und meinen Heidenspaß! Ist
es wahr, daß es ein Paradies für Motorradfahrer gibt? Und daß das
Betreten sooo einfach ist? In vielen Träumen bin ich hier schon
gefahren, aber jetzt ist es tatsächlich Wirklichkeit geworden, zur
greifbaren Wirklichkeit. Ich staune immer mehr darüber, wie eben die
Ebene unter mir ist, so flach wie der Boden einer Tortenschachtel, und
die Berge ringsum sind die Wände der Pappschachtel. Dazu ein
schachbrettartiges Straßengeflecht, alles weit weg und doch deutlich
erkennbar, trotz des leichten Dunstes. Danach
komme ich am wunderschönen romantischen Big Bear Lake vorbei. Hier
bestaune ich postkartenmotiv-geeignete bunte Holzhäuser, die sich im
Wasser spiegeln, und, dazu hervorragend passend, schöne Felsen im See,
die wahrscheinlich extra vom Touristenbüro hierher ins Wasser gerollt
worden sind, um das ganze Ensemble noch idyllischer zu machen.
Die
Straße führt noch einige Zeit durch angenehme Baumlandschaft und dann
bergab, bevor es ab Lucerne Valley wüst wird, es geht wirklich
kerzengerade hundert Kilometer durch einsam-heiße Wüste nach Yucca
Valley, meinem heutigen Ziel. Kurz
vor der Stadt sieht es aus wie im Joshua Tree National Park, so viele
Joshua-Bäume stehen hier in der schönen Landschaft herum. Und die
passenden Felsen gibt es kostenlos
dazu. Die
Entscheidung für das heutige Motel ist einfach, es gibt hier nämlich
keine große Auswahl, eigentlich gar keine, nur ein einziges Motel: Das
High Desert Motel. Der Inhaber ist genauso unfreundlich wie das Haus alt
ist, und die Zimmer sind natürlich entsprechend schäbig. Draußen las
ich „All Rooms Newly Remodeled“ – alle Räume kürzlich renoviert
– aber wer weiß, wie viele Jahre das Schild schon auf dem Buckel hat.
Ich falle halt immer wieder viel zu leicht auf so was rein. Mein Zimmer
ist auf jeden Fall zu teuer für die verlangten 54 $. Ich
bin noch relativ früh am Nachmittag, daher nutze ich die Zeit für eine
kurze Stippvisite im Joshua Tree N.P. Das Kassenhäuschen ist unbesetzt,
deshalb entfällt der Obolus für den Eintritt. Jetzt an einem
Herbst-Nachmittag sieht es hier ganz anders aus als sonst, denn bisher
war ich immer im Sommer und meist am späten Vormittag im Park. Gut, daß
ich heute endlich einmal mehr Zeit habe; die Farben der Felsen und Bäume
sind jetzt natürlich sehr viel angenehmer, viel weicher. An manchen
Felsen sehe ich Kletterer herumklettern. Eine Frau stürzt vor meinen
Augen sogar ab, ist aber nicht schlimm, sie ist natürlich angeseilt, es
sind auch nur ein, zwei Meter. Aber ich bin ganz schön erschrocken. Zu
dieser späten Jahreszeit gibt es hier kaum noch Verkehr, ich bin fast
ganz allein im Park unterwegs. Leider wird mein Benzin knapp, die
Anzeige leuchtet schon längere Zeit, irgendwie habe ich vorhin mal
wieder geschlafen und nicht auf die Tankanzeige geachtet. Aber alles
geht gut, mit dem wirklich letzten Tropfen Sprit erreiche ich gerade
noch den nächsten mich rettenden Ort Twentynine Palms, tanke dort und
fahre dann außen auf der 62 zurück nach Yucca Valley. |
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