Donnerstag,
23 Oktober 2008 |
Wenn
ich nicht so faul gewesen wäre, dann wäre ich heute morgen vor
Sonnenaufgang aufgestanden und noch einmal für ein paar schöne Fotos
in den Joshua Tree N.P. gefahren, aber ich war tatsächlich zu bequem.
Statt dessen stehe ich mit der Sonne auf, sattle mein Pferd und finde
wenigstens ein kleines Lokal, wo es ein ordentliches hausgemachtes Frühstück
gibt. (Gestern abend war hier leider geschlossen.) Dann
fahre ich erneut zum Eingang zum Joshua Tree N.P., wo ich schon wieder
keinen Eintritt zu bezahlen brauche. Mein Reisescheck über 100 $ ist zu
groß, der Ranger kann die 20 $ nicht rausgeben, deshalb soll ich am
Ausgang bezahlen, was ich dann aber dummerweise vergesse. Ich
war hier ja (außer gestern nachmittag) schon ein paarmal, zuletzt im
Juni mit dem Wohnmobil, aber trotzdem bin ich auch heute morgen wieder
total begeistert, genauso wie gestern, genauso wie im Juni, genauso wie
bei allen meinen Besuchen vorher. Heute nehme ich mir noch einmal genügend
Zeit und kann auch mal ganz in Ruhe um die Felsberge herumlaufen.
Inzwischen habe ich schon eine kleine Sammlung ganz privater
Lieblingsstellen hier im Park. Dieses
Mal kann ich endlich und zum ersten Mal den Weg nach Süden einschlagen.
Leider wird es dann nicht so spektakulär wie erwartet. Unterwegs gibt
es auf halber Strecke nur den Cholla Cactus Garden. Im übrigen ist es
nur eine etwas eintönige (aber keineswegs langweilige!) Wüstenstraße. Am
südlichen Ausgang des Joshua Tree N.P. stößt man direkt auf die
Autobahn I-10 und ich fahre ca. 100 km schnurgerade weiter durch die Wüste
in östlicher Richtung bis nach Blythe. In
Blythe folge ich dann der 78 in südlicher Richtung, weiter durch die Wüste,
die aber eigentlich ja keine Wüste sondern „nur“ Steppe ist, denn
überall wachsen Büsche. Ganz plötzlich bin ich dann tatsächlich doch
noch in der Wüste, wie man sie sich vorstellt: Dünen, endlose Sanddünen,
Dünen so weit das Auge reicht, nur von meiner Straße durchschnitten,
die Imperial Sand Dunes. Hier ist ein Paradies für Quads, die man überall
die Sandhügel rauf- und runtersausen sieht - und hört. Die dazugehörigen
unzähligen Wohnmobile sind an zwei, drei Stellen zusammengezogen. Das wäre
bei uns nicht vorstellbar. Aber in Amerika ist halt alles erlaubt, was
nicht verboten ist; bei uns ist es leider umgekehrt. Mein
Benzin ist schon wieder knapp geworden, sehr knapp, wahrscheinlich ist
schon wieder fast nichts mehr im Tank, ich muß erneut sehr
benzinsparend fahren, deshalb frage ich in meiner Not an einer Straßenkneipe
nach etwas Benzin. Schließlich habe ich in der Türkei auch schon mal
etwas Benzin in zwei zweieinhalb-Liter-Colaflaschen bekommen. Ich habe
Glück, inmitten der Wohnmobile gibt es gottseidank eine winzige
versteckte Tankstelle, ohne irgendwelche Reklameschilder, eigentlich nur
einen oberirdischen Tank, ganz primitiv und etwas schwierig durch den
Sand erreichbar, aber Hauptsache ist, daß ich Labsal fürs Moped
bekommen kann. Ich
muß aufpassen und mach mich klein, so gut es geht, hier sollen ringsum
lt. Landkarte auch ein paar Bombenabwurfgebiete vom Militär sein… Über
die S33 fahre ich später an riesigen Farmen vorbei. Dann folgt noch ein
kurzes Stück Autobahn I-8 direkt parallel zur Grenze nach Mexiko. Hier
sehe ich auch zum ersten Mal die abartigen und furchteinflößenden
Grenzanlagen, vor allem die hohen Zäune, Scheinwerfer, Video-Kameras,
ständig hin und her patrouillierende Geländewagen. Außerdem werde ich
an der ersten von noch vielen weiteren Kontrollen an diesem und an den nächsten
Tagen durch die Border Patrol gestoppt; ich habe Glück und kann gleich
weiterfahren. Andere Fahrzeuge werden teilweise sehr „ausführlich“
kontrolliert und von Hunden beschnüffelt. Später werde ich mal einen
jungen Mann mit Handschellen sehen, der mich traurig anblickt und der
mir aufrichtig leid tut. Mein
heutiges Ziel ist Yuma, direkt an der Grenze zu Arizona. In den ersten
Motels, in denen ich frage, kosten die Zimmer um die 100 $ für die
Nacht und damit sind sie ganz schön teuer. Deshalb frage ich eine
Motel-Angestellte einfach mal nach etwas billigerem und sie gibt mir
tatsächlich einen Tipp: Fünf Ampeln weiter soll es ein paar
preiswertere Motels geben, was sich dann auch tatsächlich als korrekt
herausstellt: Ich übernachte im Motel6 für 39,73 $. Gegenüber im „Outback“
esse ich „australisch“, und das ist astronomisch gut. Alle heutigen
Anstrengungen haben sich schon wieder allein für dieses Abendessen
gelohnt. Zum saftig-zarten Steak gibt es eine aufgeschnittene, aufgefächerte
und frittierte Riesenzwiebel, deren pommesartigen Stücke ich einzeln
leicht entnehmen und in lecker-fettiger Dipsauce eintauchen kann; sogar
eine Stoffserviette, ein paar Fläschchen Corona und eine aufmerksame
Bedienung gibt es hier dazu. Wenn
ich Zimmer und Abendessen mit den zuerst gesehenen teuren Motels
vergleiche, habe ich jetzt das Abendessen (für knapp 40 $) gratis und
noch jede Menge Geld gespart (20 $)!
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