Donnerstag, 11. November 2010
Carlsbad, NM – Las Cruces, NM  (343 Meilen)

Wie oben schon erwähnt, kostenloses Full-Breakfast im Motel-Restaurant vom Buffet. Den hiesigen WalMart lasse ich mal ausnahmsweise rechts liegen, nein, heute wird keine Sonnenbrille gekauft! Eine Baustelle. Hinten wird schon fleißig geteert, während vorne noch eifrig gefräst wird. Das gefällt mir. So ist die riesenlange Baustelle bestimmt in ein paar Tagen abgehakt, drei Spuren, bestimmt fast zehn Kilometer lang. Danach ist die Gegenseite dran. Ein einfaches System.

Dann geht es stracks zum heutigen ersten Höhepunkt, zu den berühmten Carlsbad Caverns. Und weil heute der besagte Veterans Day ist, werden mir zur Feier des Tages die 6 $ Eintritt erlassen. In einem Expreß-Aufzug geht es mit wahnwitzigen vierzehn Stundenkilometern zweihundertdreißig Meter hinunter. Geht es hier zum Mittelpunkt der Erde? Nein, auch nicht in eine Parallelwelt, nur in eine dunkle Tropfsteinhöhle.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Die Haupthöhle soll die größte Grotte der westlichen Hemisphäre sein. (Achtung, amerikanischen Superlativen nicht immer bedingungslos glauben; die Amis verwenden sie gerne. Oft auch unberechtigt…)

Geteerte Wege mit Edelstahl-Geländern führen die Besucher durch die herunterhängenden Stalagtiten und durch die aus dem Boden wachsenden Stalagmiten. Ich wandere größtenteils ganz alleine und unbelästigt durch die dunkle, naja, ich korrigiere mich, durch die spärlich beleuchtete Höhle; nur am Eingang und auf dem kurzen Wanderweg gibt es ein paar weitere Besucher.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Hier zwei Links dazu:

carlsbad caverns

und

Carlsbad-Caverns-Nationalpark – Wikipedia

Nach anderthalb Stunden in der feuchten kühlen Grotte bin ich einmal rundgelaufen und darf den Orkus auf demselben Weg verlassen, wie ich gekommen bin. (Warme feuchte Höhlen sind mir lieber.) Hier oben im Sonnenlicht ist es fast ebenso kühl wie unten. Es war interessant aber nun nicht besonders aufregend.

Ich habe extra für die Höhle und eigentlich unnötigerweise Pullover und lange Hose angezogen, die ich auf dem Parkplatz diskret wieder gegen bequemere Klamotten tausche.

Eine lange breite gerade Straße, die 62/180 führt mich in westlicher Richtung zurück nach El Paso. Unterwegs versuche ich noch, den Guadelupe Mountains NP zu besuchen, er ist aber leider nur Wanderern zugänglich, kann nicht befahren werden. Mittags muß ich das Dach schließen, zu starke Sonne.

 

USA Reise November 2010

 

Schon wieder eine Inspection Station. Diesmal vom Sheriff. Sämtliche Autos in beiden Richtungen werden gestoppt. Da man dann auch oft alle möglichen Fragen beantworten muß, empfiehlt es sich eigentlich nicht, ohne oder mit nur minimalen Englisch-Kenntnissen hierher in den äußersten Süden der USA zu fahren. Weiter nördlich ginge es natürlich eher mit spärlichem Englisch.

Wer mich kennt, der wird bestätigen können, daß ich eine humanitäre Einstellung habe und überhaupt ein frieden- und freiheitsliebender Mensch bin - und der weiß auch, daß mir diese Gängelei deshalb gewaltig auf die Nüsse geht.

 

USA Reise November 2010

 

Tony Roy singt eins meiner Lieblingslieder “I’m back on the road again, twohundred miles to go…” und versöhnt mich mit allen Widrigkeiten.

Laubbäume sind auch hier noch sehr selten. Es gibt immer mal ein paar mit herbstgelben Blättern, aber sie machen sich meistens rar. Mittags ist es 65°F warm bzw. kalt.

 

USA Reise November 2010

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Noch eintöniger ist dann die nach Norden gehende 54, es gibt leider keine andere Möglichkeit, ich muß nach Alamogordo und dann wieder ein paar Meilen südlich auf der 70 zum White Sands NM, es bleibt wirklich keine Wahl. Ich kenne den Park ja bereits, aber früher mußte ich mit dem Motorrad schon nach ein paar Meilen umkehren, weil es dann nur noch eine Sandpiste gab. Aber erst einmal freue ich mich über die gesparten 3 $ Eintritt, also zusammen heute am Veterans Day 9 $ Eintritt gespart.

White Sands National Monument - Deutsch

Hier liegen eindrucksvolle schneeweiße Sandhügel dekorativ herum. Um korrekt zu sein, es ist strahlendweißer Gips, der vom Wind aus einem (vor Jahrmillionen) getrockneten See hierher getragen wird/wurde. Man darf die „Berge“ überall besteigen, was man anhand vorhandener Fußspuren auch deutlich sehen kann. Meine Spuren im Sand von damals sind wirklich auch noch deutlich zu erkennen…

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Ich nutze die Gelegenheit, mit dem Auto endlich mal bis ans Ende fahren zu können. Die früher weiche „Sand“piste wird inzwischen feucht gehalten und ist deshalb steinhart; es ist ja schließlich Gips. Sie sieht wirklich aus wie eine festgefahrene winterliche Schneedecke. Man kann sie also jetzt auch (vorsichtig) durchaus motorradmäßig befahren. Schön ist es hier, es gibt zwar immer noch überall herumkletternde störende Touristen und parkende Autos, aber bestimmt nicht so viele wie im Sommer. Wenn einem mal keine Leute im Bild herumklettern, stören allerdings Klohäuschen zwischen den Hügeln. Ich weiß nicht, was man sich dabei gedacht hat.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

Aber insgesamt habe ich Glück: Der Sonnenuntergang nähert sich mit großen Schritten. Die Sonne geht dann zwar nicht ganz so spektakulär unter wie erhofft, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Zum ersten Mal höre ich Deutsch, eine kleine Gruppe deutscher Leute, eine Reisegesellschaft aus Bayern mit ihrem amerikanischen Guide. Die sind dann ganz besonders über den Sonnenuntergang begeistert. Sie übernachten wie ich in Las Cruces; morgen werde ich ihren Van mit dem markanten Anhänger noch einmal auf der Autobahn überholen.

In Las Cruces wähle ich erneut ein Best Western aus und muß mich dafür durch die sehr langgezogene Stadt durch dunkle Straßen und an unübersichtlichen Baustellen vorbei bis ans andere Ende quälen. Das Zimmer kostet neunzig Dollar. Zum Abendessen hole ich mir eine schwer zu bestellende Pizza in einem PizzaHut und verzehre sie genüßlich auf meinem Zimmer. Nur wenige Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite, verläuft die Bahnlinie, aber auch hier stört mich nachts das Tuten der Züge kaum. (Es ist übrigens immer dieselbe Bahnlinie; sie verläuft offenbar quer durch den Kontinent.) Immerhin: Ich kann wenigstens das kleine Badezimmerfenster öffnen – und ein weiteres ließe sich vorne im Zimmer unten am Boden zum Gang hinaus öffnen, aber da könnte ja jeder reingekrochen kommen, deshalb lasse ich es lieber zu. Der Architekt muß ein gestörtes Hirn gehabt haben…

 

USA Reise November 2010

 

Im Fernsehen sehe ich mir zwei aufeinanderfolgende Charles Bronson-Filme an und stelle fest, daß seine synchronisierte Stimme viel besser zu ihm paßt als seine echte eigene. Aber: Abwechselnd fünf Minuten Film, fünf Minuten Werbung, immer wieder. Das nervt. Gewaltig.

Tag zwei ohne allzu schmerzende Augen.

 

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