Freitag, 12. November 2010
Las Cruces, NM – Alpine, AZ  (328 Meilen)

 

Breakfast ist wieder im Zimmerpreis enthalten, aber es ist ein spärliches Buffet. Saukalt, aber Sonne. Erst geht es die I 10 westlich, dann auf der 180 nach Norden rauf. Die Augen fangen schon bald wieder an zu schmerzen, sehr unangenehm, aber am nächsten Morgen sind sie erstaunlicherweise immer wieder in Ordnung. Deshalb freue ich mich auch jedesmal, wenn es endlich wieder rauf nach Norden geht, so wie heute, da kann mich das Sonnenlicht nicht so sehr blenden.

Später biege ich auf die kleine 61 ab und mache einen Kurzbesuch im durchaus sehenswerten City of Rocks State Park. Auch hier bliebe ich gerne etwas länger, doch es würde wieder sechs Dollar Eintritt kosten, und das für egal wie kurze Zeit. Ich habe keine Lust, mich mit irgendeinem der vielen Ranger rumzustreiten und fahre nach zehn  Minuten und ein paar schnellen Fotos gleich wieder raus und weiter nach Norden. Immer noch keine größeren Probleme mit den Augen.

city of rocks - Fotos

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

Ich will zum Gila Cliff Dwellings NM. Da ich mir unter „Dwellings“ nichts vorstellen kann, will ich mich überraschen lassen. Die Straße ist schmal, ganz schmal, und oft sehr steil, erst steil rauf und dann lange runter, und ich bin mal wieder ganz alleine unterwegs. Die bisher beste Etappe ist jetzt mal wieder hier diese. Hui und zisch, so geht es durch die Kurven und rauf und runter. (Reifen quietschen ja heutzutage kaum noch.) Die Straße ist wunderbar griffig. Mustang, Reifen und Fahrer bilden ein vorbildliches Team. Endlich gibt es wieder Kurven. Endlich gibt es wieder Spaß. Ich muß ganz schön kurbeln. Die Mustang-Sitze bieten ausreichenden Seitenhalt. Schade, daß ich nicht in einer Corvette sitze, die würde auch die Querbeschleunigung in g anzeigen. Längst steckt wieder ein breites Grinsen in meinem Gesicht. Ein ganz breites; ich glaube, eine (kleine) Banane paßte schon wieder quer in meinen Mund rein…

 

USA Reise November 2010

 

Aber alles hat ein Ende, leider auch diese Straße. Jetzt erfahre ich endlich, was es hier zu bestaunen gibt: Alte, uralte Behausungen früherer längst ausgestorbener indianischer Ureinwohner, der Mogollon, (noch nie gehört,) die ungefähr von 250 n.Chr. bis 1400 gelebt haben sollen. (Kann man das schon „prähistorisch“ nennen? Ich glaube nein.) Natürlich kostet es mal wieder Eintritt, schon wieder die berühmten sechs Dollar.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Ich will eigentlich „nur mal kurz“ über die Holzbrücke, aber da kommt schon eine Rangerin und will das Geld aus mir rauspressen. Ich quatsche mit ihr ein bißchen und sie lädt mich ein, zu ihr in ihr Häuschen zu kommen – nein, nein, leider nicht „dafür“, - nur um mir ihre kleine Ausstellung zu zeigen. Sie hat dann sogar eine deutsche Info zu den Dwellings zur Hand, die übrigens vom Google-Übersetzer mit „Wohnungen“ übersetzt werden; es sind aber eigentlich „Behausungen, bewohnte Höhlen“ damit gemeint. Vielleicht hätte ich diesmal ja bezahlt, aber ich habe eigentlich keine Zeit und sause lieber zurück. Falls ich noch einmal hierher komme, werde ich mir alles in Ruhe ansehen.

Schreck: In einer Kurve kommt mir ein Auto entgegen. Von vorne ist es ja so gut wie nie erkennbar, aber an der Seite steht es groß und deutlich: Sheriff. Da habe ich ja nochmal Schwein gehabt. Einen Sheriff brauche ich eigentlich nicht, schon gar nicht einen so entgegenkommenden…

Noch einer wird ja wohl nicht unterwegs sein, deshalb gebe ich gleich wieder wie gewohnt kräftig Gas und habe meinen Spaß dabei.

Den Rest der Straße kenne ich noch, vergesse ja einfach keine Straße und keine Kurve hier in Amerika, obwohl ich doch sonst so extrem vergeßlich bin. Der Weg führt mich nach Silver City und dann über eine stinklangweilige 180 nach Norden rauf und über die Grenze nach Arizona. Welcher Blödmann hat eigentlich beschlossen, hierher zu fahren? Hmm, ach so, das war ja ich selbst! Och, ist doch ganz interessant hier…

Das Thermometer weigert sich heute beharrlich, über die 68°F zu klettern. Gibt es hier keine Erderwärmung? Bei uns zu Hause vermisse ich sie auch schon lange. Wo findet die eigentlich statt?

Unterwegs sehe ich mal wieder einen einsamen Wanderer am Straßenrand. Diese Typen wandern mit schwerem Gepäck entlang den Straßen und Autobahnen, es ist gar nicht so selten, daß man sie sieht. Vor ein paar Tagen gab es schon einen in der Wüste.

 

USA Reise November 2010

 

Am späten Nachmittag erreiche ich Alpine, Arizona. Kürzlich kam ich noch durch Alpine, Texas. So ist es ja oft in Amerika, es gibt fast jeden Ort mehrmals in den einzelnen US-Staaten, manchmal sogar im selben Staat. Als hätten sie früher keine Lust gehabt, einen eigenen Namen für ihren Ort auszusuchen. Amis sind oft sehr pragmatisch, ebenso oft stellen sie sich aber auch ziemlich blöd an.

Also, hier in Alpine, AZ finde ich ein kleines einfaches Motel, die „Mountain Hi Lodge“. Es ist niemand in der Registration, nur ein kleiner Zettel und ein Telefon. Ich muß eine Nummer wählen und Jenny meldet sich. Sie kommt dann auch gleich auf einem Golf-Kart angeschnurrt und gibt mir ein einfaches und eiskaltes Zimmer. Leider läßt sie sich nicht erweichen, den Preis zu ermäßigen. Die Amis wissen halt immer, wenn es keine Wahlmöglichkeit gibt, können sie nach Belieben zuschlagen.

 

USA Reise November 2010

 

So ist es hier und so ist es auch z.B. bei den Tankstellen. Einsame Tankstellen, z.B. hier oben in den Bergen oder in der Wüste, setzen einem gerne die Daumenschrauben an und nehmen einem gerne zusätzliche 50 Cent und mehr ab. Apropos Benzin, die Benzinpreise haben tatsächlich angezogen. Ich hatte es ja schon nach der Ölkatastrophe im Golf befürchtet. Das teure Kalifornien verlangt zurzeit deutlich über drei Dollar (3,20 bis 3,50 $) für die Gallone billigstes Benzin. Die angrenzenden Süd-Staaten sind etwas billiger, wollen aber auch schon mindestens 2,60 $ haben.

Hier muß ich also den geforderten Preis fürs Zimmer bezahlen. Es ist einfach aber zufriedenstellend eingerichtet. Allerdings: Im Bad gibt es keine Heizung, man muß die Badezimmertür offenlassen. Auch hier, wie immer in Amerika, ist mein Bett riesig und so breit, daß ich mit ausgestreckten Armen nicht gleichzeitig beide Seiten erreichen kann. OK, ich bin klein und zierlich. Trotzdem, ich liebe diese Betten.

Alpine Area Chamber of Commerce

Zum Abendessen fahre ich in ein Café einfach ein paar hundert Meter die Straße runter. Zur Abwechslung des täglichen Einerleis gibt es heute mal köstliche Hühnerbrust mit Spaghetti und Tomatensoße, dazu saftig-würziges Garlic Bread, ich habe alles in bester Erinnerung. Und dann das eine oder andere Bier. Naja, es ist erst ein belgisches Blue-Moon Weizenbier der

Blue Moon Brewing Company

und dann ein Moose Drool Brown Ale einer Brauerei aus Montana:

Moose Drool Brown Ale

Ich mag keins der hier üblichen Biere, Bud und Miller und wie sie alle heißen, höchstens mal ein Sam Adams, deshalb labe ich mich besonders gerne an diesen beiden Fläschchen köstlich kühlen Gerstensafts und freue mich über ein entspanntes Abendessen.

Natürlich, die Augen brennen wie jeden Abend.

(Frustrierend: Ich habe immer noch keine einzige Zigarre geraucht, obwohl ich hunderte dabei habe, naja, hunderte sind es nicht gerade, aber immerhin fünfundzwanzig. Es ist jeden Abend viel zu kalt, um gemütlich eine Stunde draußen rumzusitzen. Ich werde die Kiste komplett wieder nach Hause mitnehmen.

Schade: In diesem Jahr habe ich noch nicht einmal zehn Zigarren geraucht, entweder zu kühl/kalt, zu ungemütlich, zu wenig Zeit oder alles zusammen. Wie schnell doch ein Jahr vorbei ist!)

Endlich kann ich mal wieder mein Fenster öffnen. Draußen ist es 31° F kalt, um sechs Uhr abends!

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