Dienstag,
15. September 2009
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Das
Wasser im Piscine (Pool) ist mir
heute morgen zu kalt und ich verzichte lieber aufs Schwimmen.
Nach
einem guten Frühstück bezahle ich die relativ kleine Rechnung, nehme
meinen Autoschlüssel entgegen, verlade das Gepäck und mache mich auf den
Heimweg. Die Brücke von Millau schaffe
ich zeitlich schon wieder nicht. Ob ich sie jemals sehen werde? Auf dem
Weg dorthin ändere ich meine Route und biege rechts ab. Über kleine Straßen,
die ich so sehr liebe, fahre ich nach Norden.
Unterwegs
sehe ich zwei Leute mit einem Esel; der Robert Louis Stevenson-Wanderweg könnte
tatsächlich hier verlaufen. Ich
werde wehmütig, wenn ich an meine Wanderung vor zwei Jahren und an meine
liebe Eselin Vanille denke. Aber allein mit einem Esel geht es einfach
nicht, man muß für so etwas wenigstens zu zweit sein, ich muß da vernünftig
bleiben.
Wolken ziehen langsam auf, nach ein paar Stunden ist die Sonne längst weg und es nieselt sogar ein bißchen. Kalt wird es auch. Mannomann, habe ich ein Glück mit dem Wetter gehabt! In
der Gegend von Saint-Étienne regnet es schon heftig. Hier, in dieser
Stadt, wurde 1830 die Nähmaschine erfunden. Ab
hier fahre ich ein Stück Autobahn, die sehr voll ist. In Lyon regnet es
immer noch. Dazu kommt auch noch ein Stau. Schließlich ist abendliche
rush-hour.
Dann fahre ich noch ein paar Kilometer Landstraße. Reichlich viele Lkws fahren hier und umgehen wohl die teure Autobahngebühr. Es wird dunkel und deshalb suche ich mir ein kleines Hotel. Das Zimmer ist klein und schäbig, von außen und in der Dämmerung sah das Hotel erheblich besser aus. Aber jetzt ist es zu spät, ich habe das Zimmer gleich beim Einchecken bezahlen müssen, jetzt wieder auszuchecken ist mir zu umständlich. Ist ja nur für eine Nacht. Warum bin ich auch nicht ins Best Western oder in ein anderes großes Hotel unterwegs gegangen? Eh bien, ich liebe halt diese kleinen französischen Hotels. Wenn sie gut geführt sind! Schade, dieses Hotel ist reichlich heruntergekommen. Mal
sehen, wie das Essen im Restaurant ist. Es ist vollbesetzt und ich bekomme
einen gerade freigewordenen guten Tisch. Manches auf der Speisekarte ist für
mich schwer zu verstehen. Die Serviererin kann kein Wort Englisch und ich
hierfür nicht genügend Französisch. Es muß ziemlich drollig aussehen,
als sie mir mit Tierlauten und Armbewegungen erklären will, um welches
Getier es sich jeweils handelt. Als erstes gibt es einen guten Salat mit Käse,
als Hauptgang zwei Schuhsohlen – Entrecôte
(Steak), bei dem ich dann doch wieder gelandet bin, mit zu viel Estragon
und zu wenig Gemüse; Hanni schmeckt's trotzdem. Danach gibt es reichlich
Käse, eine halbe Flasche Rotwein, und die von mir so heißbegehrte Crème brûlée! Sie ist so gut, daß ich zum Schluß am liebsten
die Schale noch auslecken würde. Ein Espresso rundet das üppige Mahl ab.
Teuer ist das Essen, 60 Euro, genausoviel wie das Zimmer. Die Zigarre fällt wegen Regens aus und es ist auch viel zu kalt draußen, also insgesamt viel zu ungemütlich. Schade, hier wird der Tisch nicht vorm Dessert abgekehrt. Ich kann gar nicht glauben, daß wir beide gestern noch (fast) die Eiger Nordwand bezwungen haben, alles ist schon wieder so weit weg in der Erinnerung. Vor allem Hanni hat sich beim Bergsteigen bewährt. Ich ja nicht so sehr. |