Freitag, 13. Juni 2008

Page – Apalache Canyon - Monument Valley 
(133 Meilen)

Auch heute ist wieder alles ausgestorben am frühen Morgen. Wir sind wie immer die einzigen Frühaufsteher.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

Da wir Stromanschluß hatten, konnten und mußten sämtliche Akkus für die Kamera geladen werden, denn das heutige Ziel ist eines der wichtigsten der Reise: Ich will mir endlich mal selbst den Antelope Canyon ansehen und Fotos machen. Es gibt zwei davon, hier im Internet kann man wirklich sehr viel darüber lesen, (z.B. unter http://www.synnatschke.de/antelope/antelope.html),

deshalb bin ich hier ganz kurz: Es gibt zwei, direkt an der riesigen Navajo Generating Station (NGS), einem sehr großen, weithin sichtbaren Kohlekraftwerk, (das 2.250 Megawatt erzeugt): Upper und Lower Antelope Canyon, die beide im Indianergebiet liegen. Wir besuchen den ersteren, der ist ebenerdig; zum anderen muß man über Leitern etwas in die Erde runterklettern. (Daher „Lower“ und „Upper“, der „untere“ und der „höhere“ Antelope Canyon.) Auf dem Parkplatz müssen erst einmal pro Person 6 $ abgedrückt werden. Es werden zwei Touren angeboten, ich entscheide mich für die teurere Fototour mit zwei Stunden für 40 $. Zur weiteren Information über die Preise hier: Die einstündige Tour kostet für Erwachsene 25 $, Kinder von 8 bis 12 Jahre müssen 10 $ bezahlen. (Aktuelle Preise von 2008.) Der Lower Antelope Canyon kostet übrigens 16 $ und ist etwas beschwerlicher zu begehen.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 

Ingrid bleibt mal wieder lieber im kühlen Auto und beobachtet, wie bei den Indianern ständig das eingenommene Geld abtransportiert werden muß; offensichtlich sprudelt die Einnahmequelle heftig. So, wie ich es irgendwo gelesen habe, kommt das Geld fast ausschließlich zwei Indianerfamilien zu Gute.

Ingrid vertreibt sich die Zeit in Gesellschaft einer gleichfalls zurückgelassenen Senftenbergerin. Um 11 Uhr geht’s für unsere Gruppe los. Die jetzige Mittagstour soll die beste für Fotos sein! Wir werden mit zwölf Leuten auf der Ladefläche eines offenen Jeeps durch die Sandwüste gefahren. Das Auto schaukelt, schwankt und holpert über die Piste, der Fahrer fährt, was das Auto hergibt, wir müssen uns alle kräftig festklammern; eigentlich ist es ein Wunder, daß die Kiste unterwegs nicht auseinanderfällt.

Nach einer endloslangen viertel Stunde sind wir am Ziel, dem ebenerdigen Eingang zum Upper Antelope Canyon. Eine ganze Reihe ähnlicher Jeeps steht leer herum, es müssen also bereits jede Menge Leute drin sein. Unsere Fotogruppe wird von Lorie, einer nicht unsympathischen älteren Navajo-Indianerin angeführt. Als wir drin sind, geht es auch sofort los, wer schon mal in Petra/Jordanien war, kann sich den Anblick viel besser vorstellen: Durch das vielfach reflektierte Sonnenlicht erstrahlen die hohen, sonst dunkelgrauen und rötlichen Sandsteinwände in warmen Farben, besonders in vielfältigem Rot, Gelb, Braun und sogar Violett. Die Farben zeigen sich aber eigentlich erst so richtig auf den Digitalfotos. Ein normaler Film wird die Farben nicht so eindrucksvoll herausbringen.

Tipp: (Entschuldigung, wenn ich mich manchmal wiederhole, ich habe es weiter oben schon mal gesagt, es ist aber sehr wichtig:) Beste Besuchszeit zum Fotografieren sind die Sommermonate, und da auch nur die Mittagszeit, weil nur dann das Sonnenlicht bis auf den Canyonboden gelangt und die blauen Sonnenstrahlen („Beams“) dann für eine besondere Atmosphäre sorgen.

Lorie und die anderen Navajo-Führer werfen eifrig mit Hilfe ihrer mitgebrachten Kunststoffbecher Sand in die Luft, wodurch die Beams und die Farben auf den Fotos noch deutlicher zu sehen sind. Zu Hause auf den Fotos sehen die Felswände aus, als wäre das hier der Vorraum zur Hölle, denn die sonst eher braven rötlichen und braunen Feldswände sehen aus, als würden sie viele tausend Grad heiß sein, vor Hitze glühen und gleich schmelzen.

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 
Es ist ein ständiges Gedrängel, Geschiebe, Gestoße und Gezerre. Es ist fast unmöglich, Fotos ohne irgendwelche Köpfe, Arme, Bäuche, Beine oder sonstige menschliche Körperteile zu machen. Überall stehen, schubsen und drängeln Leute, dazwischen die Fotografen, die die Leute in vielerlei Sprachen anschreien, damit sie endlich aus ihrem Bild verschwinden. Es herrscht geradezu ein babylonisches Sprachengewirr und ein nervtötendes Durcheinander. Und dazwischen drängen die indianischen Anführer ihre Gruppen immer weiter voran, während andere Gruppen zurückkommen und sich durch uns hindurchquetschen. Und Kinder wuseln natürlich auch noch herum, es fehlen eigentlich nur noch ein paar Mütter mit Kinderwagen – oder Rosenverkäufer...

Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen, mache meine Fotos mehr in Richtung nach oben, sodaß möglichst keine Menschenteile drin sind, oder warte die kurzen Momente ab, in denen keine Menschen meine Fotos durchqueren und bin einfach nur begeistert. Gut, daß ich das Stativ am Tag vorher gekauft habe, ohne ein solches sind kaum gute Fotos möglich (Tipp!). Nebenbei wundere ich mich, daß meine Kamera das alles mitmacht und daß sie sich ständig öffnet und wieder schließt, denn der viele Sand und Staub in der Luft könnte da doch leicht Schwierigkeiten machen.

Eine Stunde und viele hundert Fotos später, eines faszinierender als das andere, (unsere Fotogruppe konnte bzw. durfte im Canyon zweimal hin- und zurückgehen, wobei Lorie mir und zwei anderen Leuten einige Male ein paar mehr oder weniger wertvolle Hinweise zugeflüstert hat), müssen wir leider wieder endgültig zurück. Also alle Mann (und Frauen und Kinder) wieder auf den Jeep und die gleiche Todesfahrt zurück. Alles geht gut, keiner fällt raus, keiner muß sich übergeben, keiner wird verletzt, wir kommen guter Dinge am Ausgangspunkt zurück. Ich bin randvoll mit den erlebten und gesehenen Eindrücken und freue mich, Ingrid heil und gesund in die Arme nehmen zu können.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil


Wir beide sehen uns dann noch die Straße zum Lower Antelope Canyon an, wo auch ein paar Autos herumstehen, (hier kann man bis zum Eingang mit dem Privatauto heranfahren), aber dieses Abenteuer verschiebe ich aufs nächste Mal, denn dann will ich uns hier am Lake Powell auch endlich einmal ein Motorboot mieten, für das man übrigens in den USA keinerlei Führerschein benötigt. Ganz am Ende dieser Straße müssen wir erneut unseren Golden Eagle-Paß zeigen, aber es gibt auch hier nur ein paar komfortable Möglichkeiten, sein Boot ins Wasser zu lassen.

Unser Highway Richtung Osten führt ab jetzt terrassenähnlich immer weiter bergauf. Hier umgibt uns buschreiches Ranchland, mit riesigen Ranches und den dazugehörenden Rindern und Pferden. Unterwegs stehen immer mal wieder einzelne große Sandsteinberge in der Gegend herum, wie ein kleines Monument-Valley für Arme.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 
Ingrid erzählt mir unterwegs von den beiden Senftenbergern, von denen die Frau ja mit ihr gewartet hat, während ich im Antelope Canyon war. Sie haben ihr WoMo bei Moturis gemietet und sind da auch nicht ganz glücklich geworden. Ihr Auto hatte bereits 87.000 Meilen drauf und war in entsprechend schlechtem abgenutzten Zustand.

Tipp: Vorher über das Alter der vermieteten Fahrzeuge informieren. Die Roadbear-Autos sollen übrigens jedes Jahr ausgetauscht werden; unseres hat (hatte…) erst 4.000 Meilen auf dem Tacho.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 

Unsere Straße ist mal wieder ewig geradeaus und etwas eintönig, wieder haben wir öfters Autos hinter uns, die Angst haben, uns zu überholen. Das bleibt so bis Kayenta, wo wir links abbiegen und, endlich, am späten Nachmittag am Visitor-Center des Monument Valley ankommen. Ein Navajo kassiert pro Person mal wieder 5 $ Eintritt.

Erst einmal genießen wir die schon früher mehrmals erlebte Aussicht ins Tal hinein. Unser Auto darf natürlich wegen der schlechten Sandpiste auf gar keinen Fall ins Monument-Valley hineinfahren, deshalb erkundige ich mich bei einem Navajo nach einer Jeeptour. Die kostet 60 $ und ist somit reichlich teuer; wenn man allein mitfährt, verdoppelt sich allerdings dieser Preis automatisch auf  120 $! Ich winke bei einem solchen Geschäftsgebaren natürlich dankend ab.

Alles ist schmutzig und verkommen hier oben. Nebenan wird ein neues Hotel gebaut, ich will mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das bald wieder aussehen wird. Navajos und überhaupt alle Indianer erinnern mich immer wieder an unsere Zigeu… äh, Sinti und Roma, die ich auch nicht mag.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 

Ich dränge Ingrid etwas, denn ich weiß noch nicht, wo wir unseren heutigen Platz zum Schlafen finden. Da sehe ich beim Rausfahren, etwa einen halben Kilometer entfernt, ein paar Wohnmobile und Pkws herumstehen, biege dorthin ab und rumple über die Sandpiste einfach mal hinüber. Richtig, die stehen hier tatsächlich alle zum Übernachten. An den Pkws sehe ich jetzt auch jeweils kleine Zelte. Wir haben Glück und bekommen noch einen Standplatz direkt an der Kante mit der Aussicht ins Monument Valley hinunter bzw. hinein.

Alle warten auf den nahenden Sonnenuntergang. Wir auch. Ich hoffe, daß wir hier nicht vertrieben werden und wir haben erneut Glück, denn ein Indianer kommt vorbei und kassiert für die Nacht günstige 10 $. Es gibt hier zwar keinerlei Komfort, nichts, einfach gar nichts, außer ein paar weiter entfernten Dixi-Klos, aber was ist das gegen diese Aussicht?!!

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 
Drafi singt mal wieder sein – und unser Lied:
 

Weine nicht, wenn der Regen fällt,

Damm damm, damm damm.

Es gibt einen, der zu dir hält,

Damm damm, damm damm.

 
Marmor Stein und Eisen bricht,

aber unsere Liebe nicht.

Alles, alles geht vorbei,

Doch wir sind uns treu…


 Ich würde damit am liebsten das gesamte Monument Valley beschallen, Ingrid erlaubt es aber nicht, deshalb muß ich mich zügeln und wieder leiser drehen.

Trotzdem fühle ich mich hier als König. Wer kann schon von sich behaupten, den Sonnenuntergang, die ganze Nacht und dann auch noch den Sonnenaufgang so hautnah am Monument Valley erlebt zu haben?! Aber erst einmal kommt dann tatsächlich der Untergang der Sonne. Die markanten Sandsteintürme im Tal unten verändern ihre Farbe. Sobald es dunkel wird, kommt der Mond und taucht alles in ein recht helles Nachlicht. Besser hätten wir es nicht treffen können! Und zur Krönung dürfen wir hier sogar ein Lagerfeuer machen! Ich brauche es bestimmt nicht zu betonen: Dies ist eine der schönsten Nächte in meinem ganzen Leben, und das ist ja schon ganz schön lang.

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 

Ein paar deutsche Touristen geben sich uns nach und nach zu erkennen, trotzdem bleibt eigentlich jeder für sich, nur ein junger Mann und eine junge Frau, „Nicht-Bayern“ – also Franken, bitten mich um ein Foto von ihnen beiden. Wir kommen ins Gespräch und ich biete ihnen an, ihren leeren Akku bei uns im Auto aufzuladen, weil es hier sonst nirgendwo Strom gibt. (Manchmal gibt es Rest-Rooms oder sonstige Gelegenheiten mit einer Steckdose, hier aber leider nicht.) Im Gegenzug bieten sie mir an, extra für mich am nächsten Morgen noch einmal eine Tour mit ihrem KIA-Geländewagen durchs Monument Valley zu machen, obwohl sie nachmittags schon „drin“ waren. Ich bin natürlich voll begeistert.

 

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