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Freitag,
9. Juli 2010
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Die
Sonne scheint mir heute beim Aufwachen endlich mal wieder ins Gesicht
und kitzelt meine Nase. „Sie haben Post!“ Ein fleißiger Helfer hat
schon die Rechnung unter der Tür durchgeschoben. Mein BW ist ganz
hervorragend und bietet natürlich auch ein hervorragendes Hot
Continental-Breakfast an;
es gibt sogar bezwiebeltes Rührei. Schade, auch dieses Haus verlasse
ich etwas ungern. Aber Craig drängelt, ich soll mich heute Nachmittag
zwischen 13 und 15 Uhr zurückmelden. Unglaublich,
man möge es mir glauben oder nicht: Mit dem Mustang habe ich auf den
Landstraßen kaum einmal überholen müssen, weder auf der ersten Etappe
von Chicago nach Waterloo, noch jetzt in diesen paar Tagen. Nur kürzlich
mal einen kleinen gelben Schulbus, gestern zwei Pkw und heute einen Lkw!
Das war’s!! Und ich wurde natürlich auch nur selten (zweimal) überholt.
Wenn wirklich mal ein Auto aus einer Seitenstraße/Einfahrt herauskam
und vor mir herbummelte, bog es auch gleich schon wieder ab. So wenig
Verkehr gibt es hier auf dem Land in den USA. Das
Navi lotst mich an den Twin-Cities
Minneapolis und St.Paul vorbei. Ich muß die Interstate
35 nach Süden runter. Logisch,
ich bin pünktlich zurück. Ich hatte mit dem Ford Mustang lt. Anzeige
einen Verbrauch von exakt 30 mpg,
was ziemlich genau 7,8 Liter auf 100 km entspricht, aber er hat ja auch
nur sechs Zylinder, und außerdem bin ich meistens (außer gestern) mit
vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeiten unterwegs gewesen. Und
benzinsparend zu Fahren liegt mir im Blut. Die
Hertz-Filiale auf der University Avenue hat zu. Deshalb fahre ich
weiter, um die Ecke zu Craig. Er telefoniert ein bißchen herum. Leider
gibt es hier auch heute nichts zu trinken oder gar zu essen. (Alles wie
bei meinem ersten Besuch hier im Haus vor ein paar Tagen.) Inzwischen
ist wieder jemand bei Hertz und wir können den Mustang zurückgeben.
Dann werden die beiden Autos bepackt: Craigs rote Corvette Z06 Hardtop
und „meine“ schwarze Corvette C4, ebenfalls eine Hardtop-Ausführung;
sie hat ein herausnehmbares Glasdach und einen später nachgerüsteten Supercharger (Kompressor). Die C4 bekomme ich von Craig ebenso großzügigerweise
wie dankenswerterweise für unseren Trip geliehen. Craigs Frau Laurel fährt
bei ihm mit; der Hund bleibt allein in seinem schwarzen Käfig in der
Diele zurück. Schnell wird noch meine Lesebrille geklebt, weil sich das
Schräubchen am Bügel ständig lockert. (Die Klebestelle wird leider
auch nicht lange halten, sodaß ich dann später einfach die kleine
Reservebrille raushole. Meine Erfahrung: Billig-Brillen taugen halt
einfach nichts. Außer, man ersetzt die Schräubchen einfach mit
Draht…) Zwei Kühlboxen werden bei mir im Auto verstaut. Die C4 ist
untenrum eng wie ein Schuhkarton, ich muß mit den Pedalen aufpassen. Um
zwei war ich (unnötigerweise und viel zu früh) zurück, um halb fünf
geht es endlich los, weil einfach noch nichts vorbereitet war. Aber wir
haben es heute ja auch noch nicht so weit, nur so etwas über 300 km
nach Arnolds Park am Lake Okoboji, wo wir gegen 9
pm eintreffen. Übrigens, hier in Arnolds Park werden u.a. die Victory-Motorräder
gebaut. Und vorhin kamen wir durch Algona, wo ich eine ziemlich große Snap-on-Fabrik
(für Werkzeuge) gesehen habe. Ich
bin eigentlich ganz gelassen, denn immerhin habe ich jetzt einen eigenen
Rechtsanwalt bei mir, der mich (hoffentlich) gegebenenfalls schnell aus
dem Knast rausholen würde. Der umgerüstete Schalthebel an der Corvette
ist kurz und knackig, trotzdem, ein Automatik-Getriebe wäre mir lieber
- und rechter Arm und linkes Bein würden es mir muskelmäßig bestimmt
danken. Das
kleine Holzhaus ist (auch für deutsche Verhältnisse) unglaublich
sauber und ordentlich - und perfekt aufgeräumt; es liegt direkt am See,
mit unzähligen Booten am Ufer, und wir haben einen großartigen Blick
aufs Wasser.
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