6. Tag, Sonntag, 12. September
2004: Grand Canyon- Bluff
Warum
ich nicht an allen Aussichtspunkten halten darf.
Wir lernen echte Navajo-Indianer mit Autos kennen.
Warum Motorräder nicht ins Monument Valley dürfen. Bar-B-Q, was
iss’n das ? Die Helme lassen wir auch heute bei Rein im Van. Diesmal Continental-Frühstück im Hotel. Einfach und gar nicht teuer. Wir stellen schon mal die Uhren eine Stunde vor. Dann am Kontrollhäuschen vorbei, Park-Pässe lässig vorzeigen, und dann geht’s immer am Grand Canyon entlang.
Morgens am Grand Canyon.
Am letzten Viewpoint „Desert View“ taucht Rein mal wieder auf und wir nehmen alle gemeinsam Abschied vom Grand Canyon. Dessert
View. Rein, Ingrid, Wilf - am Desert View. Wetter ist schön und warm, Straße prima. Immer wieder Indianerschmuck-Stände am Straßenrand. Rein hat uns empfohlen, falls überhaupt, nur hier in der Gegend Indianerschmuck zu kaufen; er ist sonst zu teuer und kommt sonst oft aus Mexiko oder Asien. Also halten wir in Cameron. Hier ist Navajo-Reservat, das bedeutet keinen Alkohol zeigen, deutliche Zurückhaltung beim Fotografieren und überhaupt: Rücksicht nehmen. Wir beherzigen alles, trotzdem wird beim nächsten Stopp an einer Tankstelle Hajos abgestelltes Moped von einer Frau in einem Van beim Rückwärtsfahren einfach angefahren und umgestoßen. Ich laß im Laden die Polizei rufen und es kommt auch sehr schnell ein Polizeiwagen mit einem Navajo-Polizisten aus Tuba City. Navajo Police of Tuba City. Dann
versuchen wir Rein über Handy zu erreichen. Leider ist er in einem
Funkloch und einfach nicht erreichbar. Schlimm, ich sehe Probleme
auftauchen. Da fährt auf der Straße Rein an uns vorbei! Er sieht uns
nicht, weil die Tanksäulen etwas abseits stehen, aber Ingrid und
Elisabeth rennen wie die Wiesel zur Straße, während ich nur stumm und
starr zusehen kann und winken wie verrückt. Ein Wunder, Rein sieht es
im Rückspiegel, bremst, hält, dreht und kommt zurück! Er ist einfach
immer zur Stelle, wenn wir ihn brauchen! Sonst hält er uns an der
langen (unsichtbaren) Leine. Auf einmal ist alles ganz einfach, Rein
spricht perfekt englisch, ein zweites Navajo Polizeiauto mit einem
Kollegen kommt, (beide Polizisten tragen Schutzwesten unter ihren
Uniform-Hemden – dabei sind wir doch völlig unbewaffnet), etwas
Papierkram, Routine, die Sachlage ist eh ganz klar. Trotzdem sind wir alle etwas gedrückter Stimmung. Mußte uns das passieren? Glücklicherweise sind nur ein, zwei Dellen an Hajos Moped, aber es wird beim Abgeben bestimmt ein paar Schwierigkeiten geben. Wir fahren durch Kayenta. Kayenta. Brücke
in Kayenta über den Laguna River. Dann
überqueren wir die Grenze nach Utah. Ab hier gehen die Uhren eine
Stunde vor. Und dann geht es rechts ab zum Monument Valley. Endlich.
Gestern habe ich anderthalb Stunden bis hierher gebraucht und heute
einen dreiviertel Tag. Alles ist noch so, wie ich es gestern von oben
gesehen habe. Eine kurze Stichstraße führt zum Visitor
Center. Das Kassenhäuschen ist gerade nicht besetzt, daher parken wir rasch und unauffällig die Mopeds und sehen uns die Sache mal an: Tatsächlich, keine geteerten Straßen mehr, alles nur noch Sandstraßen, angeblich viele Schlaglöcher, für Motorräder völlig ungeeignet. Die Autos fahren da unten ganz langsam rum. Schade, wir dürfen wirklich nur von hier oben zugucken. Der Motorrad-Vermieter hat dieses Gebiet ausdrücklich aus dem Vertrag genommen. Aber der Ausblick ist herrlich. Der
Ausblick ins Monument Valley überwältigt alle. Riesige
rötlichbraune Sandstein-Tafelberge, wie wir sie alle ständig im
Fernsehen und in den alten Western-Filmen und natürlich vor allem auch
in der (Marlboro-)Werbung schon hundertfach gesehen haben. Jetzt sehen
wir sie aber mit eigenen Augen. Einfach gewaltig! Und noch viel schöner
als im Film. Und dann geht es schon wieder weiter, die Stichstraße zurück,
rechts abbiegen und weiter geht’s, wir haben noch eine Stunde zu
fahren und die Sonne geht bald unter. Vor uns, seitlich und im Rückspiegel
sind immer noch die riesigen einzelnen Steinklötze zu sehen, einfach
elephantastisch. In Mexican Hat geht es auf einer Brücke über den San Juan River, dann nach einigen Meilen rechts der tatsächliche Mexican Hat: Ein Berg, auf dessen Spitze ein waagerechter Fels liegt. Ich nehme an, dass es Hüte in Mexiko gibt, die so ähnlich aussehen. Ein
mexikanischer Hut. Es
dunkelt bald, also schnell weiter und nach ein paar Meilen sind wir in
Bluff. Unser Hotel heißt Recapture
Lodge
und ist auch eine solche: Alles aus Holz, einfach aber gemütlich. Klaus
ist schon da. Rein ist natürlich auch bereits da und verteilt die Schlüssel.
Überraschung: Die Koffer sind schon auf den Zimmern. Der arme Rein hat
sämtliche Koffer und Taschen, und einige davon sind ganz schön schwer,
trotz seiner Rücken-Probleme auf den Zimmern verteilt. Super. Also
wird schnell geduscht und dann gibt es auf dem Barbecue-Platz ein
Picknick im Freien. Ich komme ein bisschen später nach. Ganz schön
dunkel, wo seid ihr denn? Rein macht die Scheinwerfer am Auto an und
bestrahlt uns damit und ich besorge beim Besitzer noch eine Gaslampe. Später
bringt er uns noch eine. So geht’s. Schmeckt ganz gut. Bis auf den
„Original German Potato-Salad“. Der ist (für mich jedenfalls) kaum
genießbar. Auch sonst hat Rein schon wieder einfach an alles gedacht.
Fleisch zum Grillen, Käse, Brot, Bier und Wein, Chips, Plastik-Besteck,
sogar Servietten. Einfach superprima. Dazu ein ganz klarer Nachthimmel
mit unzähligen Sternen. Klaus und ich unterhalten uns ganz entspannt
ein paar Meter abseits von den andern; gestern hat er mich noch
angeschnauzt, heute Abend ist er ganz umgänglich. An diesen
romantischen Grillabend werden wir uns alle bestimmt noch lange und
gerne erinnern. Hajo,
Ingrid, Elisabeth, Rein, Hella, Hardy, Ernst Günter
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