Grand Canyon 

5. Tag, Samstag, 11. September 2004:    Grand Canyon

Ich befliege den Grand Canyon.  Ein Geschenk für mich? Aber wo ist der Haken?

Ist der Sonnenuntergang am Grand Canyon wirklich so schön ?

Am nächsten Morgen frühstücken wir unter Hinzuziehung der vom Hotel erhaltenen Gutscheine ganz gut im Haus und dann geht’s los. Rein hat Flüge für uns gebucht. Für mich einen Flug über den Gran Canyon im Flugzeug, während die andern einen Hubschrauberflug bevorzugen. Ingrid bleibt lieber am Boden. Bald geht’s in einer kleinen Cessna 172 los. Ich habe Glück und sitze neben dem Piloten. Hinter uns vier Ausländer. (Ja, ich weiß, bin auch Ausländer. Ist doch nur Spaß. Ich habe halt manchmal einen absonderlichen Humor...) Wir haben bestes sonniges Flugwetter und eine tolle Sicht nach unten. Das Tal, die steil abfallenden Felswände, der grüne Colorado, einfach super beeindruckend. 

USA Reise 2004

Tolles Wetter zum Fliegen...

In den Wäldern sehe ich Rauchwolken. Der Pilot erklärt uns, dass dort Wald und vor allem Buschwerk gezielt abgebrannt wird, um größeren Bäumen das Überleben zu erleichtern. Wir werden das auf unserer Reise noch öfters sehen. Aber nach einer Stunde sind wir leider schon wieder unten.

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Schade, schon wieder zurück.

Jetzt wird’s aufregend. Bei der Buchung hat mir die freundliche Mitarbeiterin am Desk im Flughafen-Gebäude einen weiteren kostenlosen Flug für den Nachmittag angeboten, weil ein gebuchter Flug abgesagt worden ist. Nachteil: Er dauert etwa drei Stunden. Ich kann’s nicht glauben, irgendwo ist bestimmt ein Haken, aber ich sage natürlich sofort zu. In zwei Stunden soll’s losgehen. Also holt Rein mich ab und wir gehen erst mal alle zusammen ins IMAX-Theater. Obwohl Rein den Film sehr empfohlen hat, bin ich selbst nicht allzu begeistert. Die andern eigentlich auch nicht. Ich war zwar noch nie in einem IMAX, finde die Technik auch ganz toll, aber ich habe einen andern Film erwartet. Außerdem ist der Ton manchmal unheimlich laut. Trotzdem empfehle ich ihn hier gerne weiter. Auf dem kurzen Weg zurück zum Hotel bummeln wir noch kurz an ein paar Indianerschmuck-Verkaufsständen vorbei und sehen einem Indianer-Tanz des Häuptlings zu. Dabei berichten die andern begeistert vom Hubschrauberflug. Ich vom Flugzeug, aber sonst noch nichts. Rein denkt einfach an alles. Deshalb hat er auch Motoröl besorgt und so können die Harleyfahrer heute mal den Ölstand im Motor überprüfen und auffüllen. Ich guck zwar aus Sympathie auch mal die GoldWing nach, aber bei uns ist natürlich alles OK. Dann fährt mich Rein zurück zum Flughafen. Krieg ich den Flug wirklich? Nochmal kurz warten, ich rechne fest mit einer Absage, aber dann zeigt der Daumen der freundlichen Mitarbeiterin am Counter endlich nach oben.

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Die Flughafen-Desk-Leute meines Vertrauens.

Der Typ, der ursprünglich noch mitfliegen wollte, ist nicht erschienen. Ich hab nicht dran geglaubt. Wo ist der Haken?

Es geht los. Diesmal eine kleine viersitzige Cessna 150. Beide hab ich früher auch schon geflogen. Ist aber ganz schön lange her. Trotzdem ist alles noch sehr vertraut. Super, ich sitze ja schon wieder direkt neben dem Piloten! Glaubt mir zu Hause wieder niemand. Hoffentlich fällt der Pilot aus, dann könnte ich übernehmen. Habe ich schließlich oft genug geträumt. Aber leider hat der Pilot nichts Schlechtes gegessen und er erleidet zum Glück (für ihn) auch keinen Herzinfarkt. Dunkle Regenwände vor uns. 

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Werden wir es schaffen, durchzukommen?


Wir machen größere Kreise. Mist, fällt jetzt doch noch alles ins Wasser? Der Pilot funkt mit dem Tower und mit Kollegen in andern Flugzeugen. Schließlich holt er auch noch Informationen auf einem automatischen Weather Channel ein. Wir können mit den Kopfhören alles prima mithören. Sieht nicht gut für uns aus.

Da, ein Loch in der Regenwand! Wir fliegen natürlich schnurstracks drauf zu und - kommen durch! Auf der andern Seite wieder klare Sicht. Der Pilot befestigt das kleine mitgebrachte Garmin-Navigationsgerät auf dem Armaturenbrett und schaltet es ein. Kennt er sich hier etwa nicht aus? Ich bräuchte es jedenfalls nicht. Aber er fliegt prima, erklärt uns die Berge unten, manches davon kann ich verstehen. Monument Valley taucht auf. War ich noch nicht, also guck ich wie verrückt. Eine Straße ganz geradeaus bis zu ein paar Häusern, dann nur noch Sandstraßen und die aus den Filmen bekannten einzeln herumstehenden Monument Valley-Berge. Morgen werden wir hier mit den Mopeds rumfahren.

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Monument Valley von oben.

Und dann geht’s schon wieder zurück, diesmal aber eine andere Route direkt über dem Colorado entlang. Wahnsinn, das grüne und blaue Wasser im Glen Canyon und im Lake Powell, die dreifarbigen Uferfelsen in tausendfachen Windungen. 

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Lake Powell.

Eine Felsenbrücke (Rainbow-Bridge, 80 m hoch und ebenso breit) in einem Seiten-Canyon, der sonst eigentlich nicht erreichbar ist und um die wir einen engen Kreis fliegen.

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Rainbow-Bridge.

Dann Page mit seiner weithin einzigen Brücke, kleine Boote mit weißen Schweifen an ihren Hinterteilen. Ich bin mal wieder sehr beeindruckt. Dann wieder der eigentliche Grand Canyon mit den tiefen Abgründen und fast senkrechten Steilwänden und der Colorado mit seinen Windungen und Stromschnellen. Irgendwann bin ich voll mit Eindrücken und daher bin ich mit einem Auge ganz froh, endlich wieder am Boden zu sein, während das andere doch noch lieber weiter rumfliegen würde. Ein Foto mit dem Piloten muß einfach sein. 

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Jetzt sind wir Freunde für immer.

Zwei Tipps wechseln die Besitzer. Rein wartet schon auf mich und ab geht’s, zurück ins Hotel.

Ingrid hat Wäsche gewaschen, hat sich ausgeruht und ist trotzdem oder deswegen guter Laune. Es ist höchste Zeit, der Sonnenuntergang naht; Rein hat uns, perfekt wie alles von ihm, die Zeiten von Sonnenauf- und –untergang aufgeschrieben. Also fahren wir schnell rüber zum Canyon. Mit unserem Paß brauchen wir keinen Eintritt zu bezahlen und rasch sind wir an einem Aussichtspunkt: Yavapai Point. Hunderte Leute stehen rum, machen Fotos und warten. Wir schließen uns an und dann geht es auch schon los. Felsen, Himmel, einfach alles ändert seine Farbe, wird weicher und rötlicher, und dann werden die Bergspitzen noch einmal goldig von der Sonne beschienen. Supersuperschön!

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Abend über dem Grand Canyon.

Schade, morgen müssen wir schon weiter. Die Rückfahrt ist etwas frisch, wir haben keine Jacken und keine Helme dabei.

Da wir Hunger haben, fahren wir rüber ins Steakhouse, wo die andern gestern Abend waren. Ganz gegen unsere Erwartung werden wir ganz ordentlich bedient, aber es ist hier zu teuer und die Portionen sind eigentlich auch nicht allzu groß. Dann gehen wir schlafen, ich bin jedenfalls saumüde.

 

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