Dienstag,
10. Juni 2008 (212 Meilen) Morgens
weckt uns ein Müllauto zum Sonnenaufgang. Da heißt es, frisch und
frohgelaunt aus den nicht vorhandenen Federn zu springen. Nach dem Frühstück
stelle ich mit Ingrids Hilfe noch einmal meinen Sesselumfaller vom Abend
zuvor fürs Foto nach. Das Schwierigste daran ist das Aufstehen
hinterher. Dann
noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt, um unsere Vorräte zu ergänzen;
darunter auch ein paar Bündel Holz für unsere abendlichen Lagerfeuer
demnächst. Dann
führt uns das Navi in den nahegelegenen Valley
of Fire State Park, wo wir wieder mal 6 $ Eintritt im gewohnten
Umschlag deponieren müssen. (Unser Annual-Paß wir hier leider nicht
anerkannt.) Man muß einen kleinen Abschnitt von der ausgefüllten Karte
abreißen und natürlich die Autonummer nebst Namen darauf notieren. So
kann man sich bei einer eventuellen Kontrolle mit nichts rausreden. Außerdem
wird man mit Hilfe eines unübersehbaren Schildes deutlich darauf
aufmerksam gemacht, daß man bei Nichtbezahlung für eventuelle
Unkenntnis voll verantwortlich ist und auf jeden Fall Strafe zahlen muß.
Also bezahlen wir; leider gibt es anschließend keine Kontrolle…
Aber
das geringe Eintrittsgeld lohnt sich auf jeden Fall. Beim letzten Mal
sind wir vorne an der Kreuzung mit den Motorrädern ja noch
vorbeigefahren, aber das war falsch. Denn wir werden mit tollen An- und
Aussichten belohnt, besonders der Atlantl
Rock mit seinen alten Petroglyphen (Steinmalereien + Zeichnungen)
und der nahegelegene, aber trotzdem etwas versteckt liegende Arch
Rock mit seinem steinernen Bogen gefallen uns außerordentlich, aber
auch die vielen anderen roten Sandsteingebirge und –formationen sind
äußerst sehenswert. Es
bleibt sonnig und heiß. Kurz nach dem Park sind wir auf der Interstate
I 15. Natürlich kennen wir auch dieses Stück Autobahn von früher.
Beim ersten Mal mußte Ingrid wegen der Hitze noch zu Richie ins
hinterherfahrende Gepäckauto umsteigen. (Richie ist leider viel zu früh
verstorben und wir erinnern uns besonders auf dieser Reise wieder sehr
oft an ihn und an die gemeinsamen Touren; wie oft hat er uns mit seinem
trockenen Humor zum Lachen gebracht.) Heute braucht Ingrid nicht
umzusteigen, wir haben es ja angenehm kühl. Zwei
Radfahrer stehen im Schatten eines parkenden Lastwagens; ja, die dürfen
in den USA auf vielen Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen fahren!
Wir werden solche Radfahrer noch öfter sehen und uns immer wieder neu
darüber wundern. Auf
der Gegenfahrbahn fallen uns öfters FedEx-Laster mit drei Änhängern auf, die es sonst wohl nur selten gibt, und die wir
sonst in den USA auch noch nie gesehen haben. In
Mesquite machen wir kurz
Mittagsrast, hier ist bestimmt der heißeste Ort unserer Reise! Wir
lassen den Generator und die Klimaanlage laufen, die aber während
unseres Einkaufs große Mühe damit haben, die Temperatur im Auto
halbwegs erträglich zu halten. Wir essen schnell und machen uns davon,
hier ist es einfach zu heiß! Tipp:
Man sollte sich bei jeder neuen Supermarktkette beim Customer Service
eine kostenlose Kundenkarte besorgen und spart damit oft zehn und mehr
Prozent der Einkaufssumme. Das geht auf jeden Fall ganz einfach und völlig
unproblematisch, auch für uns Ausländer. Bei einem späteren Besuch in
Amerika sind die Karten dann immer noch gültig! Nur Wal-Mart gibt keine
solchen Kundenkarten aus, aber die sind ja bei vielen Dingen sowieso
recht günstig. Trotz
der enormen Hitze gibt es hier in Mesquite (außer unzähligen
Spiel-Casinos) mehrere supergrüne Golfplätze mit herrlich blauen Seen
und Pools. In den Casinos hier und in der Umgebung kann man (übrigens
jeder!) überaus günstig am Mittagsbüffet teilnehmen. Das
war’s dann diesmal auch von Nevada, denn wir machen für ein paar
wenige Meilen rüber nach Utah. Die Autobahn macht hier einen
faszinierenden Aufstieg durch den Virgin
River Canyon in die Berge hinauf. Hinter
St. George biegen wir von der
Autobahn auf die Landstraße ab und sind dann in Arizona. Um
Sprit zu sparen, lasse ich mich hier in der Steigung bis auf 30, 40 mph
zurückfallen. Der Motor macht dann immer noch seine 2- bis 3.000 UpM.
Sonst halte ich unseren Motor stets bei knapp über 2.000 UpM, was dann
so etwas über 50 mph (ca. 80-90 km/h) entspricht. Natürlich werden wir
hier von vielen großen Trucks überholt, die die Steigung raufbrettern,
aber niemand regt sich über uns auf. In
Hurricane müssen wir mal
wieder tanken. Wir haben bisher schon über 4,50 $ für die Gallone
Sprit mit 87 Oktan bezahlen müssen, hier ist er etwas billiger und
kostet nur noch 4,09 $. Ja, die Benzinpreise in den USA sind explodiert,
wie bei uns. (2002 stand noch eine „2“ vorne dran, jetzt ist es eine
„4“ und später an einer Tankstelle wird es sogar ein „5“ sein!) Unser
nächstes Ziel ist das/der North
Rim des Grand Canyon,
weil wir da noch nicht waren und immer schon mal hinwollten. Der
Nachmittag zieht sich etwas. Die Landstraße ist schön, der Ausblick
auf die lange rotbraune Bergkette links auch, auf die Wüste rechts
auch, aber es wird schnell eintönig. Nur der heftige Gegenwind macht
unserem Schuhkarton ganz schön zu schaffen. Der Wind stemmt sich uns
entgegen, als wollte er sagen, „Ihr fahrt in der falschen
Richtung!“. Pick-Ups und Vans sind hier unterwegs, kleine
„normale“ Autos nur selten. Wieder
sind wir erstaunt, wie weit man in Amerika sehen kann, viele, viele
Kilometer, viel mehr als bei uns in Europa. Als wäre die Erde hier
flacher. Aber C.G.Petry hat uns ja schon damals (2002) gesagt, „in
Amerika ist der Horizont weiter nach hinten verschoben!“ Das stimmt,
wir bestätigen das auf jeder unserer USA-Reisen. Der Horizont ist viel
weiter und der Himmel viel blauer als bei uns! Unterwegs
halten wir kurz, um wenigstens mal eine Tasse Kaffe und die vorher
gekauften Muffins (oder sind es Beagles?) reinzuziehen. Rechts ist eine
weite Ebene und darin der meist unsichtbare Colorado.
Wieder
stelle ich fest, wie ungern die Amis überholen, auch wenn die Straße,
wie jetzt, wieder mal viele Meilen lang schnurgerade und sehr gut
einsehbar ist; sie bleiben lieber lange Zeit hinter uns, bis sie dann
endlich allen Mut zusammennehmen - und „waghalsig“ überholen,
obwohl man doch deutlich sieht, daß uns die nächsten zehn Minuten
bestimmt kein Auto entgegen kommen wird. Im Radio singen Karat mein
Lieblingslied von den sieben Brücken und sorgen so für genügend
Kurzweil. Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick,
manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück.
Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh,
manchmal schließ ich alle Türen nach mir zu.
Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß,
manchmal weiß ich nicht mehr, was ich weiß.
Manchmal bin ich schon am Morgen müd’,
und dann such ich Trost in einem Lied…
Trotzdem,
viel Zeit ist nicht, wir müssen irgendeinen Campingplatz erreichen, und
hier sieht es eigentlich nicht danach aus. Der soll erst in Jacob Lake sein. Ein Schild informiert uns zwanzig Meilen vorher, daß
der Campingplatz dort noch länger geschlossen ist. Aber so sind die
Amis, oft überaus pragmatisch, oft aber auch recht einsam in ihren
Entscheidungen. Man hätte doch viel eher auf den geschlossenen
Campingplatz aufmerksam machen können, dann hätten wir uns einen
anderen Weg gesucht. Aber
wir haben Glück, neben dem offiziellen Campingplatz gibt es noch einen
privaten und der ist offen! Allerdings ist das Kaibab Campe RV Village
mit 33 $ für Full Hook-up und Pull through nicht ganz billig. Dafür
stehen wir unter unzähligen hohen Redwood-Bäumen. Ich frage den
Manager nach dem Jakob-See, weil man ihn (noch?) nicht sehen kann, aber
die Antwort ist wieder mal erstaunlich: Der See liegt direkt vor uns und
„ist nicht viel größer als Euer Auto!“ So sind die Amis halt. Der
See ist dann auch wirklich nicht viel größer, eigentlich nur eine Pfütze.
Aber wenn man nichts hat, muß man das Wenige, das man hat, entsprechend
groß reden. So ist das ja oft, besonders in Amerika. Unser
Abendessen ist OK, wenn uns auch immer mehr die europäische/deutsche
Nahrung fehlt. Denn die Amis bieten in den riesigen Supermärkten zwar
oft die tollsten Sachen an, z.B. Schalen mit geschnittenen Obststückchen
oder mit verschiedenem Knabber-Gemüse, frisch gegrillte saftige riesige
Hühnchen und vieles mehr, aber amerikanisches Bier, Brot, Käse und
Wurst hängen einem schnell zum Hals raus. Deshalb haben wir beide vor
einigen Jahren ja auch schon mal dran gedacht, eine deutsche Bäckerei
in San Francisco aufzumachen. Also, wer Lust, Mut und Zeit und vor allem
die Fertigkeiten (und etwas Geld) hat, hier ist ein toller kostenloser
Geschäftstipp für eine der schönsten Städte der Welt…
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