Samstag, 8. September 2007

Hillsville – Jefferson, 122 Meilen

Unser Frühstück nehmen wir bei „Aunt Bea“ (= Tante Bea) ein, weil mir der Name so gut gefällt. Wir hatten am Tag zuvor ein großes Reklameschild am Straßenrand gesehen und gehofft, daß es hier ein ordentliches Frühstück gibt. Aunt Bea ist aber auch nur eines einer Kette von Lokalen, nicht besser als alle anderen.

So rollen wir frohgemut über diese wunderschöne Straße mit viel Aussicht nach rechts und links, auch wenn es leider so dunstig wie die Tage vorher bleibt. Trotzdem bieten die nach hinten immer dunkler werdenden Bergrücken einen herrlichen Anblick. Schon bald passieren wir die Grenze nach North Carolina.

An einem See am Blue Ridge Music Center biegen wir ab und landen mitten in einer Eröffnungszeremonie für einen neuen Wanderweg. Die Reden sind langweilig wie alle Reden, aber Jugendliche spielen live einige Blue Grass-Stücke. Sie sind zwischen zehn und fünfzehn Jahren alt. Die Melodien gehen direkt ins Blut, Ingrid und ich sind davon total begeistert. Schade, daß die Kinder bald aufhören und weiter Reden gehalten werden; wir warten noch etwas ab und verdrücken uns dann lieber leise durch die Hintertür des Gebäudes.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Junge Musiker spielen alte Musik

Uns sind schon gleich von Anfang an „Spinnennetze“ an den Bäumen aufgefallen. Unheimlich viele Enden der Äste sind netzartig zugesponnen. Erst einmal vermuten wir eklige Spinnen darin, aber sie stammen vom „Fall Webworm“. Er schützt sich so vor anderen Tieren und kann in Ruhe die Blätter darin aufessen. Später verwandelt er sich zur Motte und legt an anderer Stelle neue Eier, Würmer schlüpfen und alles beginnt von vorne. Ein paar Tage später überschreiten wir den höchsten Punkt der Berge und sehen die Netze dann gar nicht mehr oder nur noch ganz vereinzelt.

An einem der vielen Overlooks, an denen wir anhalten, kommt eine riesige Zahl Harleys angedonnert, bestimmt weit über fünfzig; sie machen einen ohrenbetäubenden Lärm. Mit ein paar Leuten der Gruppe kommen wir in ein Gespräch. Schmetterlinge haben offenbar keine Ohren, sie lassen sich jedenfalls von dem infernalischen Krach nicht stören.

Am Nachmittag suchen wir uns ein Hotel und da es auch hier kein brauchbares Bed and Breakfast zu geben scheint, schlüpfen wir im Best Western in Jefferson unter. Unser Zimmer ist endlich mal wieder so, wie wir es uns wünschen: Obere Etage, Balkon, Fenster zu öffnen, und sogar zwei alte Schaukelstühle vorm Zimmer. Abendessen gibt es hier im Motel, rauchen darf man auch, aber leider keine Zigarre. Aber wir haben ja noch die beiden gemütlichen Schaukelstühle.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Zu bequem sind diese Schaukelstühle 
auch wieder nicht…

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