Sonntag,
15. Juli 2007
Wisconsin
Dells – Fond du Lac |
Wir
machen eine Bootsfahrt auf dem Wisconsin River und fahren dann übers
Land nach Milwaukee. Der Zufall bringt es mit sich, daß wir einem
Segelschiff einen Besuch abstatten. Danach noch eine kurze Stippvisite
im „Virmond-Park“. Spät abends nehmen wir uns ein Zimmer in der Nähe
von Fond du Lac. Gegen
8 stehen wir auf, packen den Camper wieder ordentlich zusammen und
lassen ihn erstmal auf unserer Parzelle stehen. Wir tanken die beiden
Mopeds auf und frühstücken in einem nahegelegenen Breakfast-Buffet.
Auch hier kann man wieder soviel essen wie rein geht. Dann
fahren wir ein winziges Stück zur „Dells Boat Tours“-Anlegestelle,
warten ein paar Minuten und begeben uns dann auf ein Ausflugsboot. Wir
haben die Auswahl zwischen „Oberer Tour“ und „Unterer Tour“,
Speedboot, Ausflugsboot oder „Duck“-Amphibienfahrzeug wie letztes
Jahr in Seattle, aber ich bevorzuge die eher langsame Bootsfahrt, gemütlich
und trocken. Immer noch ist es sonnig, mittags sogar heiß, deutlich über
90°F. Mit dem Boot fahren wir den Wisconsin River ein paar Meilen abwärts
zu sonderbar ausgewaschenen Felsformationen, drehen und fahren den
gleichen Weg zurück.
Dann
geht es auf den beiden GoldWings zurück zum Sherwood Forest. Dort
kuppeln wir den Camper an, ein Van wartet schon an unserer Parzelle
darauf, daß wir den Platz endlich freigeben, obwohl wir das doch so mit
der Platzleitung vereinbart hatten, und sausen los. Was heißt sausen?,
auch hier dürfen wir nur 65 Meilen pro Stunde fahren. Craig hält sich
wie immer dran und fährt stets höchstens fünf Meilen drüber. Wieder
nur schnurgerade Straßen. In Portage sehe ich eine Rechtsanwaltskanzlei
in einer ehemaligen Kirche. An Watertown kommen wir vorbei und es
scheint seinem Namen alle Ehre zu geben, aber keine Zeit, wir können
nicht anhalten. An Oconomowoc vorbei – was ein seltsam schöner Name!
Fünf „O“s in einem Wort. Da kommt die deutsche Großstadt mit den
vier „T“ nicht mehr mit. Unser
Ziel ist Milwaukee. Nein, nicht zu H-D. Ich hätte mich ja vielleicht
noch überwunden, das Werk zu besichtigen. (Wenn auch voller Ekel und
Abscheu – nein, ist Spaß, ist Spaß! Nicht aufregen, liebe
H-D-Fahrer!) Aber nein, Craig führt uns zum Discovery World Museum,
einem modernen Gebäude am Lake Michigan. Hier stehen noch ein paar
weitere supermoderne Gebäude im warmen Sonnenlicht herum, u.a. das
futuristische Milwaukee Art Museum, und sie alle beeindrucken mich durch
ihre architektonische Schönheit. Wir machen ein paar Fotos und werden
von einer fremden Dame angequatscht. Maxine erklärt uns, daß auf dem
Dreimast-Segelschiff, das uns natürlich schon aufgefallen ist, zufälligerweise
noch zwei Plätze frei sind. Wir könnten eine 2 1/2-Stundenfahrt mit
diesem Schiff für 35 $ statt für 50 $ buchen, weil eine Gruppe von
Leuten niedriger ausgefallen ist als geplant. Ich bin ja skeptisch, denn
so etwas kann nur wieder eine miese Verkaufsmasche sein, aber wir
schlagen ein und gehen zum Ticketschalter. Milwaukee Schnell
erkenne ich, daß die 35 $ tatsächlich ein Sonderangebot sind, denn der
Verkäufer schafft es nur unter allergrößten Bemühungen, unsere
beiden Billig-Tickets im Computersystem zu buchen. Unser Sonderpreis ist
also nicht bei jeder Buchung üblich, sondern vielmehr tatsächlich eine
Ausnahme. Na, da lacht mir doch das Herz schon wieder im Leibe bzw.
meine Kreditkarte im Portemonnaie. S/V
Denis Sullivan Wir
trinken ein scheußliches amerikanisches Bier - aber dafür dürfen
unsere Mopeds kostenlos auf dem Restaurant-Parkplatz parken, wodurch wir
insgesamt noch Geld sparen - und schon können wir uns zum Schiff
begeben. Die Sonne scheint noch immer, wenn auch eine frische Brise bläst.
Aber das sind die richtigen Zutaten für eine zünftige Segelpartie. Wir
erhalten alle eine kurze Belehrung darüber, wo und wo wir nicht beim
Segelsetzen herumstehen dürfen und ab geht die Post. Innerhalb des
Hafens fahren wir mit dem Motor, kurz hinter der Kaimauer werden dann
die Segel gesetzt und zwar ordentlich, „altmodisch“, nur mit der
Hand. Craig macht sich dabei wie auch einige Passagiere nützlich, ich
schaue ihnen lieber dabei zu. An allen drei Masten, überall wo Segel
sind, werden sie auch hochgezogen. Anschließend gleiten wir relativ
leise durch bzw. über die Wellen des Lake Michigan. Schnell fühle ich
mich als alter Seefahrer.
Wir
sind auf der S/V Denis Sullivan, 137 feet Länge, einem
Segelschulschiff, das einem Schoner aus dem 19. Jahrhundert nachgebaut
wurde. (Das „S/V“ im Namen bedeutet „Sailing Vessel“ –
Segelschiff.) Ich
bewundere die Skyline von Milwaukee. Hier gibt es nur eine Handvoll
Hochhäuser, die höchsten haben nicht mehr als 50 Etagen, also alles
noch ganz gemütlich. Es
ist schon später Nachmittag als wir zurückkommen, daher springen wir
schnell auf unsere Mopeds und sausen durch die Stadt und über ein
kurzes Stück Autobahn zum, ja, tatsächlich, „Virmond-Park“, direkt
oberhalb der steil abfallenden Küste, mit wunderschönem Ausblick über
den Lake Michigan. Ich wollte doch schon die ganzen Jahre mal sehen, wie
das hier aussieht. Es ist zwar kein allzu großer Park, aber wer kann
schon sagen, daß ein öffentlicher Park nach seiner Familie benannt
worden ist? Park
mit meinem Namen, nicht schlecht – oder? Craig
drängelt, ein paar Fotos darf ich machen, leider mal wieder keins von
der untergehenden blutroten Sonne, schnell noch tanken und weiter
geht’s, wir haben noch hundert Meilen bis zu unserem Campingplatz in
Fond du Lac. Es
wird dunkel und wir sind müde. Bald wird uns beiden klar, daß wir den
Camper im Dunkeln nicht mehr aufbauen wollen und suchen uns stattdessen
kurz vor Fond du Lac ein Zimmer im Super 8-Motel. Ich
bin so müde, daß ich nichts mehr essen will; Craig fährt nebenan zu
BurgerKing und holt sich noch etwas zum Essen. Ich habe schon das
Fenster in unserem Zimmer geöffnet und schlafe schnell ein. Nachts
werde ich wach. Craig hat das Fenster zugeschoben und die laute und
eiskalte Air-Condition eingeschaltet. Am Morgen erklärt er mir, daß er
sonst nicht schlafen kann. Und ich kann so kalt und so laut nicht
schlafen! Wie soll die nächste Nacht eigentlich ablaufen? Ich bin froh,
wenn ich endlich wieder im Flugzeug nach Hause sitze… Übernachtung
in Fonds du Lac = heute 210 Meilen gefahren
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