Dienstag, 21. April 2009 St. Francisville – New Orleans, 167 Meilen |
Ich
stehe schon früh zusammen mit der Sonne auf und mache ein paar Fotos am
See. Dann gibt es ein Continental-Breakfast.
Der
Ort hier ist noch nicht so tot wie sonst so viele amerikanische Kleinstädte.
Auch auf unserer jetzigen Fahrt haben wir oft sehen müssen, wie viele
dieser Orte und Kleinstädte bereits gestorben oder am Sterben sind,
viele oder alle Läden geschlossen, keine Menschen mehr da, alles
zugenagelt, alles hoffnungslos verfallen. Hier in St. Francisville ist
noch heile Welt und wir können uns ein paar schöne alte Häuser
ansehen, auch zwei sehr schöne Geschäfte mit freundlichen Verkäuferinnen,
mit denen wir etwas plaudern können.
Dann
geht es gleich wieder auf der gestrigen Fähre über den breiten
Mississippi. Heute müssen wir dem Fährmann unterwegs jedoch jeder
einen Dollar Fährlohn bezahlen. Aber es ist ja nicht der Styx. Auch
der Ort auf der anderen Seite, New Roads, ist noch am Leben. Wir können
hier sogar einen akzeptablen Espresso trinken. Zwei
ehemalige Plantagenhäuser besuchen wir auf unserer Fahrt gen Süden,
zuerst Nottoway Plantation, das man uns mehrfach empfohlen hat,
(„…ich war selbst aber noch nicht da…“), aber das Haus ist jetzt
nur noch ein umgebautes Luxus-Hotel und behagt uns nicht.
Aber
dann Oak Alley Plantation, wo wir für je 13 $ Eintritt (mit Triple-A
erhält man 2 $ Nachlaß) das weiße alte Herrenhaus mit seinen mächtigen
Säulen aus der Zeit kurz vor 1850 besichtigen können. Leider (ich
hasse solche Restriktionen außerordentlich!) darf man, aus nicht
nachvollziehbaren Gründen, im Innern des Hauses nicht fotografieren.
(Einer von uns beiden läßt sich aber von diesem Verbot nicht allzusehr
beeinflussen…)
Dazu
gibt es eine kleine eindrucksvolle Eichenallee mit je 14 Bäumen auf
beiden Seiten und noch vielen weiteren altehrwürdigen Eichen auf dem
riesigen Areal. Die Sklavenbehausungen sind allerdings längst nicht
mehr vorhanden. Bedrückend: Auf einem Schild kann man nachlesen,
wieviel jeder Sklave einmal „im Einkauf“ gekostet hat. Insgesamt
finde ich das alles aber nicht sehr aufregend: Oak
Alley Plantation - Wikipedia Leicht
erkennbar wird hier auf der Farm und in der Umgebung sehr viel
Zuckerrohr angebaut, das jetzt, in dieser Jahreszeit aber erst aus dem
Boden heraussprießt und noch lange wachsen muß. Der
Nachmittag wird sehr sonnig und sehr heiß! Die Sonne brennt inzwischen
gnadenlos auf uns runter. Eine
der beiden GoldWings entgeht nur mittels totaler Notbremsung einem
heftigen Auffahrunfall. Unsere beiden GoldWings haben leider kein ABS.
Deshalb senden die Reifen beim Bremsen kleine Wölkchen aus. (Amis mögen
angeblich kein ABS.) Eine
große Brücke erleichtert uns die Querung des Mississippis und so sind
wir bald mitten in New Orleans.
In
der berühmten Bourbon Street im ebenso berühmten French Quarter suchen
wir nach einem bezahlbaren Hotelzimmer, das wir, nur eine Querstraße
entfernt, also für uns ideal gelegen, für vergleichsweise günstige
112 $ die Nacht tatsächlich auch bekommen. Sogar mit Balkon. Wir sind
beide vom Zimmer begeistert. Allerdings: Der Balkon stellt sich als
schief und wellig und insgesamt überhaupt etwas wacklig raus, hält
aber - wenigstens so lange wir noch da sind. Das Eisengeländer ist
total lose und wackelt wie der berühmte Kuhschwanz.
Unseren
Mopeds soll es auch nicht schlecht ergehen, deshalb bekommen sie von uns
einen Platz in der Hotelgarage spendiert. Extra
zu unserer Begrüßung kommt ein Hochzeitszug direkt unter unserem
wackelnden Balkon vorbei: Ein fröhliches Brautpaar mit vielen
gutgelaunten Gästen und einer der legendären Dixie-Kapellen. Alles wie
im Film. Ein Cop auf einem Motorrad riegelt immer die nächste Querstraße
ab, sodaß die Hochzeitsgesellschaft von eventuellem Verkehr ungehindert
durchkommt; er überholt den Hochzeitszug (natürlich verbotswidrig) auf
dem Trottoir, um jeweils die nächste Seitenstraße zu blockieren. An
solchen Erlebnissen kann ich mich begeistern und bin es natürlich auch.
Schade, es ist schon fast dunkel, deshalb taugen meine Fotos nicht viel.
Es
ist klar, daß wir Bourbon Street gleich einen längeren Besuch
abstatten, um die dort angebotenen Whisky-Cola-Kaltgetränke ausgiebig
zu testen. Die Straßen werden hier abends für den Verkehr gesperrt und
natürlich ist inzwischen längst die Hölle los. Jedes Haus ist ein
Club mit entsprechend lauter Musik, sehr oft sind es sogar Live-Bands,
die hier spielen. Alle Türen und Fenster stehen offen. Also, wohnen möchte
ich hier eigentlich nicht. Bourbon Street gilt übrigens als populärste
Unterhaltungsmeile der USA; sie steht an erster Stelle, direkt vor Beale
Street in Memphis, die ich ja auch schon besucht habe. (Damals, 2002,
auf unserer ersten USA-Reise von Chicago nach Memphis.)
Zum
Essen in einer Micro-Brewerie mit deutschem Braumeister bekommen wir ein
paar kleine Bierchen zum Probieren (sog. Sampler).
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