Mittwoch, 11. März 2009  

Guerrero Negro – Loreto (279 Meilen)


Wieder ist es kühl am Morgen, der Himmel ist verhangen, keine Sonne in Sicht. Doch erst einmal bleiben die Mopeds noch stehen, Frühstück gibt es auch keins, wir wollen, wenn alles klappt, Wale beobachten. Dazu besteigen wir einen kleinen klapprigen Bus und werden durch den Parque Natural de la Ballena Gris lange hinausgefahren, mitten durch eine riesige Salzfabrik hindurch, (angeblich ist es die größte Saline der Welt), bis ans Meer. Die Gegend hier am Pazifik gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe El Vizcaino Whale Sanctuary. Wir müssen Plastikmäntel und lästige Schwimmwesten anziehen und in kleine Motorboote klettern, dann geht es auch schon hinaus in eine weitläufige Lagunenlandschaft.

Eisiger Fahrtwind peitscht uns in die Gesichter, harte Wellen hämmern gegen unsere kleine Nußschale. Der Bug steigt ständig in die Höhe, nur um dann um so härter wieder aufs Wasser aufzuschlagen. Immer und immer wieder. Warum bin ich Blödmann eigentlich nicht zu Hause im Hotel geblieben?? Von unserer Gruppe bin ich der einzige hier im Boot. Alle andern sind in einem anderen Boot, das aber keinen Platz mehr für mich hatte, weil ich wie immer mal wieder etwas langsam und somit der letzte war. Ich sitze steuerbords.

Und dann sehen wir sie, immer wieder taucht eine der friedlichen Wal-Mütter mit ihrem „kleinen“ Baby neben unseren Booten auf. Ab und zu lassen sie sich sogar streicheln. Nur nicht von mir, weil ich auf der falschen Seite sitze. Aber einer hat Erbarmen, kommt auf die rechte Seite des Bootes – und läßt sich tatsächlich lange von mir streicheln. Ich ändere daher meinen zweiten Vornamen ab sofort in „Walstreichler“, oder noch besser, füge meinem Namen „der die Wale streichelt“ bei. Also habe ich ausnahmsweise doch mal auf der richtigen Seite gesessen. Leider kann ich nicht streicheln und gleichzeitig fotografieren. Schade.

Ich habe mir so einen Grauwal immer glitschig wie einen Fisch vorgestellt, ja, ich weiß, es ist ein Säugetier, und so faßt sich eine Wal-Mama auch an, wie eine behaarte Frau, äh, wie eine Tiermama, eine ganz riesige, bis zu 15 m lang und entsprechend schwer, weit über 30 Tonnen. 

Grauwal – Wikipedia

Doch sie fühlt sich eigentlich gar nicht naß an – und schon gar nicht glitschig!! Eher etwas ledrig. (OK, ich erspare es mir, jetzt noch einmal den Vergleich mit einer Frau zu erwähnen…) Auf jeden Fall fühlt sich so ein Wal merkwürdig und interessant an, ungewohnt, geradezu einmalig! Wir sind alle total fasziniert. Wale sollen übrigens früher, ganz ganz früher, Landtiere gewesen sein, sog. Paarhufer, deshalb die Haare, die ihnen trotz Evolution immer noch geblieben sind. Inzwischen freue mich natürlich längst, die Tour hier mitgemacht und hautnah erlebt zu haben. Die Wale sind übrigens nur im Frühjahr hier, am besten sollen Februar und März sein, sonst sind sie die meiste Zeit viel nördlicher im Eismeer zu Hause.

¡ Fiesta Mexicana!

¡ Fiesta Mexicana!

¡ Fiesta Mexicana!

¡ Fiesta Mexicana!

 

Auf dem Rückweg fahren die Boote noch an einer vollbesetzten eisernen Liegefläche mit schläfrigen Seelöwen vorbei.

Die Rückfahrt im Bus dauert leider genausolange wie der Hinweg. Ich erfahre, daß eine Mitfahrerin im andern Boot von Seekrankheit befallen worden war und den Walen (und/oder Neptun) eine Spende geopfert hat, d.h. rückwärts gegessen hat.

Jetzt ist endlich Zeit zum Frühstück. Und dann geht es wieder weiter, ab hier erneut landeinwärts, durch weite Sandwüsten mit vielen Kakteen und großen Gebirgen im Hintergrund. Wir fahren heute von der West- zur Ostküste rüber. Die Straße ist jetzt nur noch eine einzige Gerade mit ganz seltenen winzigen Knicken. Unser Mittagessen nehmen wir unterwegs in Ciudad Insurgentes ein.

Kurz vor Santa Rosalía geht es eine Paßstraße hinab und wir können endlich mal wieder durch ein paar gute Kurven hindurchwedeln. Die Straßen hangelt sich an schroffen Felswänden entlang den Berg hinunter.

¡ Fiesta Mexicana!

Claudia sitzt heute nachmittag ausnahmsweise mal im Auto. Wir fahren durch die wilde Landschaft am warmen Golf entlang und genießen ein paar traumhafte Ausblicke auf verschwiegene Sandbuchten, während die Sonne langsam tiefer sinkt. Nach den endlos langen Geraden gibt es endlich wieder mal ein paar Kurven, aber es sind zu wenige und es sind auch keine Herausforderungen dabei. Trotzdem: Dies ist definitiv die für mich schönste Etappe der ganzen Reise.

¡ Fiesta Mexicana!

  Als es dunkel geworden ist, erreichen wir Loreto, unser Ziel für heute, und machen einen kurzen Stopp zur Orientierung.  

Wie jedes Mal muß man eine hohe Stufe vom staubigen Straßenrand zum Asphalt rauffahren. Und weil ich das Moped etwas schonen und ihm nicht wehtun möchte, fahre ich langsam, ganz langsam, zu langsam rauf und die Maschine fällt um. Ja, ich weiß es auch: „Ist Dein Moped zu schwer, bist Du zu schwach!“ Wenn so eine Peinlichkeit passiert, dann natürlich mir…

Vor Wut über meine erneute Blödheit hebe ich das Moped alleine hoch. (Wut über sich selbst verleiht offensichtlich Bärenkräfte!) Aber natürlich ist dem Moped nichts dabei passiert, es ist ja eine GoldWing!

Unser Hotel für heute abend entpuppt sich als ungewohntes Nobel-Hotel. Eigentlich ist es ein großes Golf-Resort. Es liegt inmitten einer riesigen Baustelle, ein komplett neuer Ort wird hier gebaut, aber nach etwas Sucherei in der Dunkelheit ist es bald gefunden.

Die Zimmer sind sehr gut ausgestattet, endlich mal wieder mit Föhn und allem Drum und Dran. Abendessen im Hotel-Restaurant. Unser erster Drink ist gratis.

Meine Zigarre kann ich am Nebentisch rauchen. Jan ähnelt Heintje, Volker ginge als Bruder von Marius Müller-Westernhagen durch, sinniere ich, allein am Tisch sitzend und die andern beobachtend, vor mich hin. Wenn mir das blöde Moped nicht umgefallen wäre, wäre ich jetzt glücklich.

vorige StationZurückVornächste Station

Mexico Reise 2009 Übersicht