Diens El Rosario – Guerrero Negro (231 Meilen) |
Inzwischen
säumen hohe Kakteen die karge Wüstenlandschaft. Unendlich viele
Kakteen stehen hier stachelbewehrt herum, die größten unter ihnen heißen
Cardóns, Säulenkakteen, und erreichen eine Höhe bis zu 12 Meter,
vereinzelt sollen sie sogar 20 Meter hoch werden; sie können bis zu 200
Jahre alt und über acht Tonnen schwer werden. In den USA heißen sie
Saguaros und ich hatte auf meiner letzten Reise im Oktober 2008 bereits
das Vergnügen mit ihnen. Pachycereus
pringlei – Wikipedia
Einsam
wird es, es gibt kaum noch Gegenverkehr, nur ab und zu große schwere
Trucks. Die Straße ist nach wie vor fast neuwertig; Ausbesserungen oder
Flickereien gibt es hier nicht. Arrrriba!
Unterwegs
halten wir an einer kleinen ärmlichen Bude. Der Burrito ist diesmal
geringfügig größer und trotz der einfachen Umgebung durchaus OK. Ich
habe dazugelernt und rolle ihn daher erst gar nicht auf… Leider
wird mein Benzin knapp, die rote Lampe leuchtet schon lange und der
Benzintank ruft mir immer dringender zu: „Füll mich endlich! Ich bin
gleich leer!“ Wäre ich doch ab und zu mal etwas langsamer gefahren,
dann hätte ich jetzt noch ein paar Tröpfchen mehr drin. Aber, es kann
nicht allzu schlimm werden, die andern haben ja Benzin dabei. Glücklicherweise
wird mir die lästige Peinlichkeit des einsamen Liegenbleibens erspart
und ich schaffe es gerade noch bis zur nächsten Tankstelle. Nochmal Glück
gehabt. Wieder
halten wir unterwegs mal kurz an. Ein paar Häuser gibt es hier. Ein Typ
kommt über die Straße zu mir herüber. Meine Elvis-Musik aus dem
MP3-Player hat ihn hergelockt. Er spricht englisch und hört nicht mehr
auf, auf mich einzuschwatzen. Angeblich hat er den Hula Hoop-Reifen
miterfunden, für Elvis, die Stones, die Beatles, für Janice Joplin und
viele andere berühmte Leute Songtexte geschrieben, mit Marilyn Monroe
und Mae West zu tun gehabt, in den 60er Jahren die
Harley-Davidson-Fabrik beinahe gekauft und was weiß ich noch alles.
Wahrscheinlich hat er für jede 10.000ste Lüge einen Zahn verloren,
denn er hat nur noch ein paar ganz wenige im Mund.
Als
wir wieder aufbrechen, will mich der Typ immer noch nicht loslassen.
(Auf meiner Stirn steht bestimmt geschrieben: „Ist blöd und glaubt
alles!“) Nur schwer läßt er mich dann endlich fahren. Aber er
bettelt mich nicht an, ganz gegen meine Erwartung. Gut,
daß es inzwischen etwas wärmer geworden ist. Eine Gegend mit unzähligen
Kakteen wird durchquert; dazu gibt es auch noch große schwere runde
Felsen, geradezu ein üppiges Felsenmeer. Leider sind alle großen
Granitbrocken mit Graffiti beschmiert. Die
von Jan angekündigte „Grenze“ zwischen Nord-Baja und Süd-Baja
kommt unmittelbar nach einer neuerlichen Polizeikontrolle. Aber wir
werden durchgewunken und brauchen die von Jan angekündigten ca. 20 US-$
nicht zu zahlen. „Glück gehabt und Geld gespart“, denke ich. Hier
verläuft der 28. Breitengrad und es beginnt schon wieder eine neue
Zeitzone, die unseren Uhren mit der kalifornischen Zeit entspricht. Und
dann sind wir auch schon in unserem heutigen Hotel in Guerrero Negro,
unserem Zwischenziel für heute. Die
uns zugeteilten Zimmer sind OK, wenn auch schon wieder einmal kein Föhn
vorhanden ist. Nachdem wir uns eingerichtet haben, fahre ich in die
Stadt und besorge mir am Geldautomat endlich mexikanisches Geld. Wie ich
höre, ist das hier die einzige Bank im Umkreis von 60 km. Die Prozedur
gestaltet sich etwas schwierig, weil mir der Automat schon wieder
ungewohnte (spanische) Fragen stellt, aber es klappt dann doch so gut,
daß ich einem anderen Mitglied unserer Gruppe etwas Hilfestellung geben
kann. Endlich bin ich wieder flüssig und muß nicht länger wegen der
oft teuren Umrechnung mit meinen US-Dollars bezahlen. Das
abendliche Filet Mignon im Hotel-Restaurant stellt sich als genießbar
heraus. Der Rotwein ebenso, wenn auch nicht billig, aber wo ist ein Glas
einfacher Rotwein überhaupt noch billig?! Jan
erzählt, daß der Colorado-River ganz oben zwischen Baja und dem
mexikanischen Festland in den Golfo
de California (Sea of Cortés) mündet. |