Montag, 05. Juli 2010
Watertown – Waterloo (358 Meilen)

 

Ich bin heute Morgen etwas bedrückt, weil ich meinen 65. Geburtstag ganz allein feiern muß, äh, was heißt hier ‚feiern‘? - verbringe. Aber ich habe es ja so gewollt. Der (Früh-)Winter meines Lebens beginnt mit dem heutigen Tag. Und ich mag Winter doch ganz und gar nicht.

Nachts hat es viel geregnet, doch jetzt ist alles wieder OK, nur die Luftfeuchtigkeit beträgt immer noch fast 95%. Aber wenigstens das macht mir nichts aus. Ölstand am Moped ist OK.

Weiter ostwärts geht es, wieder auf den von mir so heißgeliebten schmalen Sträßchen (Navi: „Fahren Sie 69 km geradeaus“) und ich lande dann schließlich in Mequon in der Umgebung von Milwaukee an „unserem“ Park, Virmond-Park. Hier war ich ja schon einmal, jetzt habe ich etwas mehr Zeit. Und weil ich diese jetzt habe und über mein Problem nachdenken kann, entscheide ich mich, das Moped zurückzubringen, die Auspuffgase sind längst unerträglich geworden. (Eigentlich sind sie es ja vom ersten Moment an gewesen.) Ursprünglich wollte ich von hier aus weiter nach Norden rauf.

 

USA Reise Juli 2010

 

Ich bin froh, diese Entscheidung jetzt endlich getroffen zu haben und sause erleichtert die dreihundert Autobahn-Meilen zurück nach Waterloo. Petrus schiebt unterdessen am Himmel eifrig alles zusammen was er hat, denn immer mehr hängebäuchige dunkle Wolken dräuen vor mir herum und warten offenbar nur darauf, sich über mir zu erleichtern; die letzten hundert Meilen regnet es teilweise recht kräftig und ich muß dann (nachdem ich naß geworden bin) unter dem Schutz einer Autobahnbrücke sogar die Regenjacke mal überziehen. Die Wassertropfen klettern an der Scheibe hoch und lassen sich dahinter einfach auf mich drauffallen. (Unverschämt so was! Dürfen die das?!) Die Gepäckrolle auf dem hinteren Platz verursacht offenbar eine andere Windströmung, sodaß sich zusätzlich jede Menge Wasser auf meinem Sitz sammelt und ich bald auch noch einen nassen Po bekomme. Das kenne ich so gar nicht an meiner GoldWing zu Hause; aber sie hat auch eine viel höhere Scheibe. Immerhin, es bleibt wenigstens noch relativ warm.

 

USA Reise Juli 2010

 

USA Reise Juli 2010

 

USA Reise Juli 2010

Ab und zu sehe ich Radfahrer auf der Autobahn. Nein, sie sind echt, keine Halluzination. Sie fahren ja auch nur auf dem Randstreifen; ist hier in den USA tatsächlich oft erlaubt.

Überholen ist auch ganz einfach. Wenn der Vordermann meint, die linke Spur sei die seine, überholt man ihn einfach auf der rechten Seite. Auch das ist tatsächlich erlaubt. Schade, daß es das bei uns nicht gibt…

Tote Tiere und Reifenteile bleiben einfach liegen, bis sie von selbst verschwunden sind.

Craig ist nicht zu Hause, niemand. Deshalb hinterlasse ich einen Zettel mit meiner Nachricht an der Haustür und suche mir ein Motelzimmer in der Nähe. Während ich das Motorrad noch auspacke kommt Craig schon an. Er hat einfach alle umliegenden Motels nach mir abgesucht, noch bevor ich ihn anrufen konnte.

Mit Craig zusammen bringe ich die GoldWing zurück zu Mars. Er weiß es schon, Craig hat offenbar schon angerufen, Cathy fährt gerade los, wir begegnen uns an der Grundstücksausfahrt, ob ich lieber deutsches oder amerikanisches Bier trinken möchte. (Welch eine Frage?!) Wir nehmen dann einen Imbiß auf dem mit Fliegendraht geschützten Balkon im ersten Stock ein. Heute wird übrigens immer noch Independence-Day  gefeiert; dank einer genialen Regel ist in Amerika der Montag frei, falls der Feiertag vorher auf ein Wochenende fällt. (Gibt es, glaub ich, auch in Belgien und/oder Frankreich. Warum nicht bei uns??)

Craig erzählt, daß er demnächst vielleicht zum Richter gewählt werden wird. Hier werden ja viele (alle?) Amtspersonen gewählt, entsprechende Wahlplakate sieht man immer wieder an den Straßenrändern. Präsident Obama ist übrigens nicht mehr allzu beliebt; immer wieder, auch hier, höre ich viel Negatives über ihn. Schade! Gute Politik läßt sich offenbar nicht mehr machen…

Ein paar Pistolen (eine sogar mit roter Laser-Zieleinrichtung) bekomme ich gezeigt. Viele Männer laufen hier mit dicken Dingern in der Hose herum, es ist aber außerordentlich verpönt, darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen oder sie gar offen herumzuzeigen. Ob es wohl auch Damen mit (vielleicht kleinen) Pistolen oder Revolvern in ihren Handtäschchen gibt...?

Ich schlafe im University Inn für sehr günstige 55 $. Ich habe hier eingecheckt, weil draußen an der Reklame eine Sauna angepriesen wird; leider ist sie defekt – oder sie existiert gar nicht…

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