Samstag, 25.Oktober 2008
Von Tuscon nach Benson, 274 Meilen

 

 
Im Weather Channel erfahre ich, daß wir hier in Tucson nur 19% Luftfeuchtigkeit haben. Kein Wunder, daß meine Nase so schlimm zugeschwollen ist. Ohne das ebenso feuchtigkeits- wie lebensspendende Nasenspray aus dem Target käme ich nicht mehr weit. Aha, also deshalb sind die Borsten von Haar- und Zahnbürste so hart und stachelig. Aber das Wetter in Arizona und California soll vorerst warm bzw. heiß (bis 95° F) und trocken wie bisher bleiben und das ist die Hauptsache. Ganz oben im Nordosten der USA, oberhalb von Chicago, soll es schon den ersten Schnee geben. War offenbar eine kluge Entscheidung, diese Tour in den Süd-Westen zu machen.

Ich frühstücke noch einmal im Kettler, All-You-Can-Eat-mäßig, und fahre heute noch einmal in den Saguaro N.P. Jetzt weiß ich auch, was mit Saguaro gemeint ist: Säulen(Orgelpfeifen)-Kakteen. Na, die habe ich ja schon gestern ausreichend gesehen. Obwohl es diese ja eigentlich „nur“ im Organ Pipe Cactus N.M. gibt…  Ja, so sind die Amis, nur nicht mit kräftigen Superlativen sparen, alles ist der, die, das größte, einzige, usw., obwohl das meistens gar nicht stimmt!

 

USA Reise Okt/Nov 2008

USA Reise Okt/Nov 2008

USA Reise Okt/Nov 2008

 

Dummerweise quittiert das TomTom-Navi einfach so den Dienst und fällt aus und es bleibt auch für den Rest der Reise tot. Ist aber nicht schlimm, hier gibt es so wenig Straßen, daß man sich gar nicht verfahren kann!

Ich fahre dann noch ein paar Meilen auf der gestrigen 86 zurück nach Westen und biege in Three Points links nach Süden auf die SR 286 ab. Ich will ja einsame schöne Straßen fahren und erhoffe mir hier erneut mal wieder etwas längeres Kurviges in meinem Sinne. Die 286 ist einsam, hier bin ich erneut fast ganz allein unterwegs, kann auch mal für ein Foto wieder mitten auf der Straße anhalten. Kaum ein Auto begegnet mir, obwohl es auch hier bald einen Grenzübergang nach Mexiko gibt. Ich biege vorher links ab und fahre über Arivaca bis Amado, eine noch einsamere Straße, ganz nach meinem Gusto, mit angenehmen Kurven, leicht hügelig und schön schmal.

 

USA Reise Okt/Nov 2008

 

Meine Gier nach Kurven hat mich zwischenzeitlich längst von einem zufriedenen Gruppenfahrer zu einem ehrgeizigen Alleinfahrer mutieren lassen. Wieder eine Border Patrol-Kontrolle. Die blöde Officer-Tussi bemängelt das Foto in meinem Paß, dabei sollte sie erstmal lieber selbst in den Spiegel gucken!

In Amado biege ich rechts ab, wieder mal nach Süden, auf die I-10, die mich nach Nogales bringt, eine total mexikanisch aussehende Stadt, aber hier ist ja auch die Grenze. Hier auf diesem Stück Autobahn sind sämtliche Entfernungsangaben ausschließlich in Kilometern angegeben – sonst sind es immer und überall Meilen. Merkwürdig – oder?!

 

USA Reise Okt/Nov 2008

 

Da ich jetzt schon zweimal knapp mit dem Benzin war, achte ich nun stets darauf, viel eher als sonst zu tanken, denn ich will auf kleinen Sträßchen weiterfahren. Die 82 ist so eine kleine Straße, mit zwei, drei ganz kleinen Örtchen. An ihrem Ende biege ich rechts auf die US 80 ab und bin nach drei Meilen in Tombstone, dem berühmten Westernort:  Tombstone – Wikipedia

Ich schau mich erst einmal auf der staubigen Hauptstraße um. Ich bin im Wilden Westen, einige alte Holzkutschen stehen herum oder werden von Pferden gezogen, ein paar Fahrgäste drin, die hier eine „Reise“ über 300 Meter machen. „Revolverhelden“, wie gerade einem Wild-West-Film entsprungen, lungern herum, alles wird von unzähligen Touristen bestaunt. Da es schon spät ist, bleibe ich nicht lange.

 

USA Reise Okt/Nov 2008

USA Reise Okt/Nov 2008

USA Reise Okt/Nov 2008

USA Reise Okt/Nov 2008

 

Obwohl es mir hier nicht sonderlich gefällt, frage ich im Best Western am Ortsausgang nach einem Zimmer, aber vergeblich, es ist auf meiner Tour das einzige ausverkaufte Haus. Na, um so besser, hier wollte ich sowieso nicht bleiben, deshalb fahre ich auf der 80 einfach im Sonnenuntergang eine halbe Stunde nördlich und bekomme im Best Western in Benson endlich ein Zimmer. Ich frage nach einem „schönen“ Zimmer - und wie immer nach einem Zimmer mit Blick in östliche Richtung, wegen des Sonnenaufgangs, und im ersten Stock soll es auch sein - und erhalte das schönste Zimmer des Hauses, nämlich ein Eckzimmer mit ebenso exklusivem wie winzigem Balkon und Fenstern in zwei Richtungen und mit überhaupt einigem ungewohnten Luxus für schlappe 95 $.

Das Abendessen nebenan ist diesmal gesund, ein Sandwich mit etwas Pute und Salat, Bier gibt es hier auch nicht, gar keinen Alkohol, nur ein langweiliges Diet Coke. (Zu dem darin enthaltenen Aspartam lese ich später zu Hause viele erschreckende und kontroverse Aussagen und werde daher in Zukunft auf weiteren „Genuß“ von Cola-Light u.ä. Produkten lieber verzichten.)

Aspartam – Wikipedia

Während des Wartens auf mein Essen lese ich zu meiner geistigen Erbauung in einem Büchlein herum, ähnlich wie Readers Digest, und finde darin ein paar wahre Sprüche. Einer davon lautet: „Wenn das Leben gerecht wäre, müßten Langsamfahrer hinter sich selbst herfahren.“ Eine schöne Vorstellung…

Erfreulicherweise habe ich mal wieder einen Föhn im Zimmer. Hier in der Gegend soll die Luftfeuchtigkeit sogar nur noch 11% betragen!

 

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