Samstag,
25.Oktober 2008
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Ich
frühstücke noch einmal im Kettler, All-You-Can-Eat-mäßig, und fahre
heute noch einmal in den Saguaro N.P. Jetzt weiß ich auch, was mit
Saguaro gemeint ist: Säulen(Orgelpfeifen)-Kakteen. Na, die habe ich ja
schon gestern ausreichend gesehen. Obwohl es diese ja eigentlich
„nur“ im Organ Pipe Cactus N.M. gibt…
Ja, so sind die Amis, nur nicht mit kräftigen Superlativen
sparen, alles ist der, die, das größte, einzige, usw., obwohl das
meistens gar nicht stimmt! Dummerweise
quittiert das TomTom-Navi einfach so den Dienst und fällt aus und es
bleibt auch für den Rest der Reise tot. Ist aber nicht schlimm, hier
gibt es so wenig Straßen, daß man sich gar nicht verfahren kann! Ich
fahre dann noch ein paar Meilen auf der gestrigen 86 zurück nach Westen
und biege in Three Points links nach Süden auf die SR 286 ab. Ich will
ja einsame schöne Straßen fahren und erhoffe mir hier erneut mal
wieder etwas längeres Kurviges in meinem Sinne. Die 286 ist einsam,
hier bin ich erneut fast ganz allein unterwegs, kann auch mal für ein
Foto wieder mitten auf der Straße anhalten. Kaum ein Auto begegnet mir,
obwohl es auch hier bald einen Grenzübergang nach Mexiko gibt. Ich
biege vorher links ab und fahre über Arivaca bis Amado, eine noch
einsamere Straße, ganz nach meinem Gusto, mit angenehmen Kurven, leicht
hügelig und schön schmal. Meine
Gier nach Kurven hat mich zwischenzeitlich längst von einem zufriedenen
Gruppenfahrer zu einem ehrgeizigen Alleinfahrer mutieren lassen. Wieder
eine Border Patrol-Kontrolle. Die blöde Officer-Tussi bemängelt das
Foto in meinem Paß, dabei sollte sie erstmal lieber selbst in den
Spiegel gucken! In
Amado biege ich rechts ab, wieder mal nach Süden, auf die I-10, die
mich nach Nogales bringt, eine total mexikanisch aussehende Stadt, aber
hier ist ja auch die Grenze. Hier auf diesem Stück Autobahn sind sämtliche
Entfernungsangaben ausschließlich in Kilometern angegeben – sonst
sind es immer und überall Meilen. Merkwürdig – oder?! Da
ich jetzt schon zweimal knapp mit dem Benzin war, achte ich nun stets
darauf, viel eher als sonst zu tanken, denn ich will auf kleinen Sträßchen
weiterfahren. Die 82 ist so eine kleine Straße, mit zwei, drei ganz
kleinen Örtchen. An ihrem Ende biege ich rechts auf die US 80 ab und
bin nach drei Meilen in Tombstone, dem berühmten Westernort:
Tombstone –
Wikipedia Ich
schau mich erst einmal auf der staubigen Hauptstraße um. Ich bin im
Wilden Westen, einige alte Holzkutschen stehen herum oder werden von
Pferden gezogen, ein paar Fahrgäste drin, die hier eine „Reise“ über
300 Meter machen. „Revolverhelden“, wie gerade einem Wild-West-Film
entsprungen, lungern herum, alles wird von unzähligen Touristen
bestaunt. Da es schon spät ist, bleibe ich nicht lange.
Obwohl
es mir hier nicht sonderlich gefällt, frage ich im Best Western am
Ortsausgang nach einem Zimmer, aber vergeblich, es ist auf meiner Tour
das einzige ausverkaufte Haus. Na, um so besser, hier wollte ich sowieso
nicht bleiben, deshalb fahre ich auf der 80 einfach im Sonnenuntergang
eine halbe Stunde nördlich und bekomme im Best Western in Benson
endlich ein Zimmer. Ich frage nach einem „schönen“ Zimmer - und wie
immer nach einem Zimmer mit Blick in östliche Richtung, wegen des
Sonnenaufgangs, und im ersten Stock soll es auch sein - und erhalte das
schönste Zimmer des Hauses, nämlich ein Eckzimmer mit ebenso
exklusivem wie winzigem Balkon und Fenstern in zwei Richtungen und mit
überhaupt einigem ungewohnten Luxus für schlappe 95 $. Das
Abendessen nebenan ist diesmal gesund, ein Sandwich mit etwas Pute und
Salat, Bier gibt es hier auch nicht, gar keinen Alkohol, nur ein
langweiliges Diet Coke. (Zu dem darin enthaltenen Aspartam lese ich später
zu Hause viele erschreckende und kontroverse Aussagen und werde daher in
Zukunft auf weiteren „Genuß“ von Cola-Light u.ä. Produkten lieber
verzichten.) Während
des Wartens auf mein Essen lese ich zu meiner geistigen Erbauung in
einem Büchlein herum, ähnlich wie Readers Digest, und finde darin ein
paar wahre Sprüche. Einer davon lautet: „Wenn das Leben gerecht wäre,
müßten Langsamfahrer hinter sich selbst herfahren.“ Eine schöne
Vorstellung…
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