Donnerstag,
4. November 2010 |
Die
Sonne scheint zwar, aber es ist kühl. Erst nach einer Stunde wage ich,
das Dach zu öffnen. (Jetzt eine meiner katastrophalen Erkältungen zu
bekommen, das will ich lieber vermeiden.) Ich fahre heute Vormittag durch
die Imperial Sand Dunes, die mich wie beim letzten Mal wieder stark
beeindrucken. So stellte ich mir früher als Kind die Sahara vor: Sand,
nichts als feiner gelber Sand. Aber die sieht in Wirklichkeit ja ganz
anders aus. Ein paar Leute wedeln voller Lust mit ihren Buggys und Motorrädern
die Sandhügel rauf und runter.
Ich
würde mir diesmal gerne so ein Dünenbuggy ausleihen oder bei jemandem
mitfahren, finde aber niemand im Lager am Eingang, alle Wohnwagen zu, der
Platz ist ausgestorben. Und am hinteren Lager habe ich keine Lust mehr,
deshalb geht es nach einem kurzen Stopp am Overlook gleich weiter, zurück
nach Süden und immer weiter an der mexikanischen Grenze entlang, an Yuma
vorbei und über die Staatsgrenze von Kalifornien nach Arizona. Hinter
dieser Grenze beginnt auch eine neue Zeitzone, das bedeutet, alle Uhren
eine Stunde vorstellen. (Hier von Pacific auf Mountain Time.) Nebenbei,
die an den Geschäften angezeigte Zeit differiert öfters um Minuten und
Stunden. Die
einzig mögliche Straße hier ist eine Autobahn, die I 8, hundertzwanzig
Meilen, bis Gila Bend. Kurz nachdem ich auf der Autobahn bin und Yuma
passiert habe, windet sich der Freeway mit einer verschlungenen Streckenführung
durch ein querstehendes Gebirge. Aber nach wenigen Meilen bin ich schon
durch und es wird erneut eintönig und geradlinig. Wer
meint, die Grenze zwischen USA und Mexiko sei flach, der irrt, denn in
Wirklichkeit erhebt sich da unten eine mächtige lange Gebirgskette
parallel zur Grenze. Über Mittag muß ich das Dach schließen, die Sonne
scheint mir zu stark, obwohl es kühl bleibt; ich muß alle Tage meine
Fleecejacke anbehalten. Hier
in Gila Bend komme ich etwas früh am Nachmittag an und nehme mir ein
Zimmer im Best Western Space Age Lodge für runtergehandelte, aber immer
noch teure zweiundneunzig Dollar. Gila
Bend Hotel | Best Western Space Age Lodge Natürlich
ist es noch viel zu früh zum Schlafen, deshalb mache ich zum vergnügsamen
Zeitvertreib eine Schleife über die 238 durch die Sonoran Desert nach
Maricopa und über die Autobahn I 8 zurück nach Gila Bend. Unterwegs gibt
es einige reichlich scharfe Dips. („Dips“ sind Querfurchen, tiefe Täler,
in der Straße, durch die nach kurzem kräftigem Regen die Wassermassen
abfließen können. Sie sind dann oft gefährlich, oft unpassierbar.) Ich
gebe gerne vorher kräftig Gas, sause ins „Tal“ und dann wieder hoch,
um oben wieder etwas aus dem Sitz gehoben zu werden. Diese Dips werden
mich natürlich wieder auf der ganzen Tour begleiten. Hier
gibt es die ersten Saguaro-Kakteen. Viele sehen aus, als hätten sie
gerade miteinander gekämpft oder sie lassen aus Altersschwäche so manche
Körperteile hängen. (Kommt mir irgendwie bekannt vor…) |