Mittwoch, 5. September 2007

Front Royal – Waynesboro, 98 Meilen

Weil wir sonst nirgendwo draußen sitzen können, frühstücken wir bei einem Chinesen. Das Essen ist absolut amerikanisch, nur die Bedienung hat das Besteck vergessen, deshalb muß ich mein Rührei und alles andere mit Stäbchen essen, Ingrid benutzt mein Taschenmesser.

Das Wetter ist weiterhin sonnig und warm. Rasch sind wir durch den Parkeingang auf dem Skyline Drive. Leider ist es sehr dunstig und wir können die schöne Landschaft weiter weg eigentlich nur ahnen. Die Straße führt leicht bergauf, oft sind Overlooks am Straßenrand, extrem wenig Verkehr. Auf der Straße sind wir zwar meistens alleine, aber nicht an den Overlooks, denn da werden wir immer wieder von vielen Schmetterlingen umschwärmt; es sind so viele, wie ich sie noch nie gesehen habe.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Im Land der Schmetterlinge

Das bleibt auch so den ganzen Tag. Selten kommt uns mal ein Motorrad entgegen, noch weniger Autos. Der Skyline Drive ist eine nahezu kreuzungsfreie Straße. Auch deswegen, also nicht nur wegen der hier noch „reinen“ Natur, ist es so angenehm, hier zu fahren. Wir fahren gemütlich, ganz anders als bisher. Sonst, in der Gruppe, bestand ja immer der Zwang, die Zwischenziele abzuarbeiten und vor allem das für den Abend gebuchte Hotel rechtzeitig zu erreichen. Hier haben wir genug Ruhe und können überall nach Lust und Laune anhalten.

Nachmittags erblicken wir hinter eine Kurve plötzlich zwei kleine schwarze putzige Bären! Ich kann gerade noch rechtzeitig anhalten, hundert Meter vor ihnen, ohne daß wir ihnen besonders auffallen. So fühlen sie sich durch uns nicht gestört. Sie spielen tolpatschig im saftig-grünen Gras am Straßenrand in der warmen nachmittäglichen Sonne.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Oh, wie putzig!

Wir stehen ungefähr zehn Minuten da herum, da kommen leider doch ein paar Autos von vorne an. Sie kommen noch viel kürzer vor den Bären zu stehen, aber sie lassen sich immer noch nicht stören. Erst als ein paar unheimlich laute Harleys rücksichtslos vorbeidonnern, ziehen sie sich wieder in den Wald zurück und lassen sich auch leider nicht mehr blicken, obwohl wir noch ein paar Minuten am Straßenrand abwartend herumstehen.

Dann können wir noch zwei, drei Deers, Rehen, beim Äsen am Straßenrand zusehen.

Ja, und dann sehen wir doch tatsächlich noch einen Bären! Dieser ist schon etwas größer, aber immer noch jung. Auch er nicht allzu ängstlich, ein, zwei Autos fahren vorbei, er kommt immer wieder aus dem Gebüsch heraus, knabbert an Ästen und Pflanzen und läßt sich von uns weiter beobachten.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Fast wie von „Steif“…

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Keine Angst, das Auto steht…

Später hören wir, daß wir mit den drei Bären wahrlich sehr viel Glück gehabt haben, sie sind meistens sehr scheu und lassen sich nur selten blicken und noch seltener so lange beobachten.

Im Navi suche ich uns unser heutiges Domizil heraus: Ein Bed and Breakfast-Quartier in Waynesboro. Im ersten wird mir zwar nicht geöffnet, aber im zweiten habe ich Glück, es ist das “Tree Streets Inn”, Inhaber sind Nickie und Bill. Nickie führt mich durchs Haus und sie zeigt mir die beiden zur Auswahl stehenden Zimmer, aber ich lasse dann später Ingrid entscheiden. Das Haus, der Garten drum herum und sämtliche Zimmer sind wunderschön eingerichtet und wir fühlen uns auf Anhieb wie zu Hause. Ich habe mir so ein Bed and Breakfast immer preisgünstig vorgestellt. Das ist nicht richtig, unsere Übernachtung wird am nächsten Morgen mit dem Frühstück mit etwa 125 $ zu Buche schlagen. (Motels kosten normalerweise nur zwischen 50 $ und 80 $.) Im Katalog sehe ich Bed & Breakfast-Häuser, die für eine Übernachtung bis zu 300 $ berechnen, pro Zimmer. Aber es ist unsere erste Übernachtung in einem solchen Haus und für das besondere Wohlfühl-Ambiente ist der Preis dann auch angemessen. Es gibt eine ganze Reihe Antiquitäten und schöner alter Möbel.

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Bed & Breakfast

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Gemütlich hier

Nickie empfiehlt uns ein paar Möglichkeiten zum Essen, ich habe keine Lust mehr weiter rumzufahren, das Moped steht auch schon in der Garage, also wir entscheiden uns fürs Laufen und für ein griechisches Lokal auf der Hauptstraße in der Nähe.

„Griechisch“ ist stark übertrieben, es gibt hier nichts griechisches, nur amerikanisches Essen. Das von uns bestellte „Pita-Bread“ stellt sich als dünner zusammengerollter Pfannkuchen mit Gemüse- bzw. Fleischfüllung heraus. Leider kein Alkohol, auch kein Bier. Rauchen auch nicht. Das bedeutet, ich rauche meine abendliche Zigarre zu Hause auf dem schönen Balkon unter dem romantischen nächtlichen Sternenhimmel.

 

Im Land der Schmetterlinge und Bären

Eine romantische Nacht

 

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