Montag, 3. Juli
2006 San
Francisco – Fort Bragg Unsere
erste Bekanntschaft mit einem Cop. Ich bin der König der Welt. Um sieben gehen
wir zum Frühstück hinunter ins selbe Lokal wie gestern, aber es öffnet
erst um viertel vor acht. Auch heute ist es wieder neblig/wolkig.
Trotzdem schaffen wir es, um neun mit allem fertig zu sein und fahren in zwei
Gruppen in Reins Auto zur Firma EagleRider, nicht allzu weit vom Hotel
entfernt. EagleRider Der Papierkram
dauert hier unheimlich lang, die beiden Angestellten erwecken den
Eindruck, daß sie ihre Arbeit heute zum ersten Mal machen und gucken
dabei unheimlich (Entschuldigung) blöd aus der Wäsche. Der Chef, ein
Hamburger, ist auch nicht viel besser und kümmert sich auch nicht
richtig um die Sache. Dazu der erste Schock: Gerd und Gabi haben zwar
eine BMW 1200 RT bestellt, wie sie sie auch zuhause fahren, aber es ist
keine für sie da. Der geneigte Leser wird mir bestätigen, daß so
etwas unter keinen Umständen vorkommen darf. Ich denke, daß in solch
einem Fall die BMW halt irgendwo anders bei einem Kollegen hätte
besorgt werden müssen. Stattdessen wird den beiden mit viel Mühe eine
GoldWing aufgeschwatzt. Ich erkläre ihnen die Vorzüge einer GoldWing,
aber sie nehmen sie nur widerwillig an. Sie haben natürlich
ausgesprochen recht und sind auch überaus enttäuscht, ich würde auch
keine BMW oder Harley fahren wollen, wenn ich eine GoldWing bestellt hätte.
Wahrscheinlich wäre das bei Moturis nicht passiert. Also der
Papierkram dauert sehr lang, zu lang. Zum Schluß muß jeder von uns
einen mehrseitigen Vertrag und eine Reihe anderer Papiere in englischer
Sprache unterschreiben, und zwar nicht nur einmal, nein mehrmals, und an
vielen Stellen auch noch mit seinen Initialen zu verstehen geben,
offenbar sämtliche Rechte verloren zu haben und schwerwiegende
Pflichten auf sich genommen zu haben. Ich unterschreibe widerstrebend,
aber es wird mir jetzt hier wirklich zu dumm und es bleibt mir ja auch
gar nichts anderes übrig. Jede Stunde ist kostbar, und hier wird sie
einfach nur verschwendet. Wir kriegen keine Kopie, kein Papier, nichts
mit. Na, das fängt ja schon gut an. Nach und nach
fahren wir zurück ins Hotel. Rein hat den Weg gut beschrieben und jedem
einzelnen erklärt und auch noch Skizze und Wegbeschreibung mitgegeben.
So trudeln alle noch mal im Hotel ein, packen ihr Moped reisefertig,
verladen ihr Gepäck im Auto und nehmen ihre Sozias hintendrauf. Ich präpariere
mein Moped mit der gewohnten Deutschlandfahne. Unser Moped ist ganz
nackt und hat diesmal noch nicht einmal einen CD-Wechsler wie bisher
immer. Macht aber nichts, mit dem MP3-Spieler geht es eigentlich noch
besser. Dann schließe das mitgebrachte TomTom-Navigationsgerät (GO
910) an. Es hat außer Europa auch USA und Kanada auf seiner Festplatte.
Aber was ist denn das schon wieder: Irgendwie fehlt mir das Stromkabel.
Mist, Sch…, hab ich wohl zu Hause vergessen. Ich hatte aber wegen
vieler Arbeit auch nur wenig Zeit für die Vorbereitungen zu Hause. Na
ja, alles umsonst, hab ich das blöde Navi halt umsonst besorgt. Beim
Zusammenpacken fragt Uwe, ob er sich mit Renate uns anschließen darf.
Er darf natürlich. Rein hat uns das gewohnte Road-Book mitgegeben.
Deshalb geht es auch ohne das Navi. Wir fahren über die Lombard Street
(natürlich ohne die Kurven) zum südlichen Punkt der Golden Gate
Bridge. Hier, unterhalb der Brücke, waren wir noch nicht. Leider ist es
oben noch ziemlich neblig. Gut, daß wir hierher gefahren sind und nicht
auf die bekannten Aussichtspunkte auf der anderen Seite, denn dort drüben
würden wir jetzt im Nebel kaum etwas erkennen können. Nach einigen
Fotostopps fahren wir zur Brücke rauf. Es geht noch etwas schwer mit
Ingrid hintendrauf. Plötzlich Sirene und Lichter hinter uns. Ein
ziviler weißer Van; die Blinklichter sind innen angebracht. Ich hatte
ihn noch gesehen aber fälschlicherweise als unwichtig eingestuft. Ich
halte an und warte, was der Cop hinter uns von mir will, ich hab doch
gar nichts getan. Er ist ziemlich missmutig, geradezu mürrisch, deshalb
nehme ich schnell Helm und Brille ab. Er schnauzt mich an, daß ich
alles falsch gemacht hätte: Bus am Fort rechts überholt, zu schnell
(es sind hier nur 25 mph erlaubt) und am Stopp-Schild nicht angehalten.
Ich setze schnell meinen möglichst dummen Gesichtsausdruck auf, (ja ich
weiß, ich guck immer so…) und stell mich so blöd wie möglich. So lässt
er mich laufen, wahrscheinlich hätte er zuviel Papierkram mit mir. Uwe
und Renate gucken hinten ganz bedröppelt zu. Glück gehabt, jetzt aber
auf die Brücke, die nach Norden aus der Stadt hinaus nichts kostet, und
endlich los! Unsere Tour hat begonnen! Golden Gate Bridge von der andern Seite Hinter der Brücke
noch ein ganz kurzer Stopp auf der rechten Seite und dann weiter über
die Autobahn und auf den Highway 1. Es ist kalt und der Nebel hängt
immer noch über uns. Aber langsam wird es wärmer. Schmale Straße,
bergauf, viele Kurven, die Sonne scheint warm hier oben. Jetzt bin ich
endlich wieder der König der Straße, nein, der Welt!! Viel zu schnell
sind wir wieder unten am Pacific, wir warten bis Uwe kommt und schon
geht es weiter am Pacific entlang. Es macht einfach riesigen Spaß auf
amerikanischen Straßen unterwegs zu sein. Die Straßen sind, außer in
der Nähe von Städten, immer ausgesprochen leer. Und etwas schneller
als erlaubt darf man auch immer sein. Das reicht aus, um sehr viel Spaß
am Fahren zu haben. Die undurchdringliche Wolkendecke, die ich vom
Flugzeug aus gesehen hatte, ist verschwunden. Unterwegs finden
wir eine ganze Reihe Vista Points, Aussichtspunkte, essen etwas in Point
Arena, kommen durch Mendocino (ja, ich weiß, es gibt jede Menge „Mendocinos“
und dieses hier ist ganz bestimmt nicht das „Richtige“). Wir freuen
uns über die schöne Landschaft und über die goldenen Hügel in der
jetzt doch warmen Nachmittags-Sonne. Das tiefblaue Wasser des Pazifiks
glitzert. Die Straße ist leer und gut, sodaß ich nur selten zu überholen
brauche und etwas Gas geben kann. Die gelbe Mittellinie ist hier im nördlichen
Kalifornien weitgehend durchgezogen, aber das gilt ja nicht für
Mopeds… Am späten
Nachmittag treffen wir in unserer Harbor Lite Lodge in Fort Bragg ein.
Uwe haben wir unterwegs verloren, nach langer erfolgloser Wartezeit an
einer T-Kreuzung sind wir einfach weiter gefahren; sie werden den Weg
schon finden. Rein erwartet uns schon. Ein paar Mopeds sind auch schon
da. Unser Zimmer macht einen guten und sauberen Eindruck und wir sind
ganz zufrieden. Schnell sind die Taschen aufs Zimmer gebracht, ausgiebig
Duschen, und, weil wir niemand aus der Gruppe sehen, wandern Ingrid und
ich allein die Straße hinunter zum Hafen. Uwe und Renate
sind inzwischen auch eingetroffen, sie hatten noch getankt und fahren ja
sowieso etwas gemütlicher durchs Land. Rita (Rita Mahrdt vom
rm-Reiseteam) hat uns alle wie immer vorher, noch zu Hause, mit ausführlicher
Reisebeschreibung und Landkarten jedes US-Staates, der von uns
durchfahren wird, ausgestattet. Zusätzlich hat sie in sämtlichen
Karten unsere Reiseroute eingezeichnet. Daher ist es für jeden
einzelnen, auch für den totalen USA-Anfänger, ganz einfach, seinen Weg
zu finden, zumal Reins Roadbook noch mal jede Kleinigkeit des Weges aufführt. Unten am Hafen
finden wir ein schönes Fischlokal und können draußen sitzen. So können
wir nach einem guten Mahl auch noch rauchen, was ja hier in den USA in
vielen Staaten immer öfter Probleme macht. Ein freundliches Gespräch
mit ebenso freundlichen Leuten, die Frau stammt aus Dänemark, ergibt
sich, sodaß es ein runder Abend wird. Der Rückweg ist kürzer, aber für
Ingrid etwas anstrengender, weil es recht steile Stufen hinauf geht. |
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