Mittwoch,
19. Juli 2006 Granby
– Denver Mit
Navi falsch fahren - ja geht das denn überhaupt? Anderthalb mal um die
Erde, wer, wo, wir? Letzter
Fahrtag heute. Alle sind etwas bedröppelt. Ingrid und ich und ein paar
andere „normale“ Gäste kommen zu spät, kein Kaffee mehr, alle
Bagels schon aufgefressen, es gibt nichts mehr…
Aber es kommt ein weiteres Highlight, nämlich der Rocky
Mountains National Park. Richtig, wie es Ralph gestern abend erzählt
hat, unheimlich viele braune tote Bäume stehen hier im Wald rum.
Viele braune tote Bäume hier Und
schon als wir nur ein par hundert Meter höher kommen, gibt es auch
keine braunen Bäume mehr. Hier gibt es also noch genügend kalte Tage
im Winter. Die Straße führt ganz leicht aber stetig bergauf. Ein paar
Spitzkehren sind sogar nummeriert. Oben
gibt es jede Menge wunderschöne Aussichtspunkte. An einem sehen wir
endlich auch mal nicht nur die kleinen Streifenhörnchen sondern auch
ein riesiges fettes Murmeltier, das ganz dicht zu uns ranhoppelt. Seine
Frau ist auch in der Nähe, hat aber keine Zeit für uns, denn sie muss
das Nest für den Winter weiter vorbereiten; Kinder-Murmeltiere sind
auch da und trinken ab und zu an der Mutter. Wunderschön. Papa
Murmeltier frißt Mama Murmeltier arbeitet (Richtig so!) Nach
der Abfahrt befiehlt mein Navi plötzlich „Bitte umdrehen, bitte
umdrehen“. Ich beachte es nicht. Deshalb sind wir dann auch alle
falsch, aber es ist nicht schlimm, wir fahren nur etwas anders als es im
Roadbook steht. Hinterher erfahren wir, dass zumindest die beiden Jungs
auch so „anders“ gefahren sind. Mittags
wird es dann städtischer und wir merken, wir sind schon in der Nähe
von Denver. Die Straße wird dann auch bald zur vielspurigen Autobahn. Denver Mein
Navi hilft mir nun doch etwas beim Fahren, aber plötzlich stehen wir
vor einem Bahnübergang. Darauf ein Güterzug, der sich nicht bewegt.
Sieht nicht gut für die Weiterfahrt aus, deshalb empfehle ich den
andern in der Gruppe, mir zu folgen und zurückzufahren. Nochmal ein
kurzes Stück Autobahn, dann noch ein, zwei Meilen städtische Straße
und flupps, kommen wir von der andern Seite zu EagleRider, die hier
allerdings nicht EagleRider sondern offiziell Thunder Mountain Custom
Cycles heißen. Sieht ganz anders aus hier. Glaspalast, jede Menge
Harleys zum Mieten und zum Kaufen, Teile und Klamotten zum Kaufen,
angenehme Temperatur hier drin, Getränkeautomaten. Super. Kein
Vergleich mit San Francisco. Die
andern übergeben ihre Mopeds, keine Schäden, alles OK. Ich baue
erstmal das Navi ab und habe genug Mühe damit. Ich muss ja Seitenteil
und Sicherungsdeckel abnehmen. Hätte ich besser schon vorhin an der
Tankstelle gemacht. Der Überprüfungstyp guckt schon dauernd mürrisch
zu mir rüber. Aber
auch mein Moped wird als OK bewertet. Insgesamt ist die Rückgabe der
Mopeds erheblich einfacher als erwartet. Dann aber doch noch etwas Ärger.
Einem von uns ist sein Moped in einer etwas haarigen Situation
umgefallen und der Spiegel ist beschädigt. Erst soll er ein
unbegrenztes Schuldanerkenntnis unterschreiben. Das macht er aber nicht
und besteht stattdessen darauf, dass man irgendwo anruft und ihm den
exakten Schadensbetrag nennt, was dann wohl auf sein Drängen hin auch
so erfolgt und ihm somit letzten Endes ein fester Betrag dafür abgeknöpft
wird. Das ist dann aber auch das einzige Problem, obwohl an meinem Moped
ganz schön Klebereste am Armaturenbrett vorhanden sind. Ist zwar nicht
schlimm, weil man sie bestimmt leicht mit Spiritus, Benzin o.ä.
wegkriegen kann, aber der Typ mosert auf englisch vor sich rum. Der
Tacho auf meinem Moped weist eine Fahrtstrecke von insgesamt 3.679
Meilen aus. Das entspricht über 5.900 Kilometern. Rein rechnet uns dann
später vor, dass die Fahrtstrecke, die wir mit unseren elf Mopeds zurückgelegt
haben, einer Strecke anderthalb Mal um die Erde entspricht. Ich bin sehr
erleichtert, dass sich meine schlimmen Befürchtungen nicht bewahrheitet
haben. Natürlich erhalten wir keine schriftliche Bestätigung, dass
alle Mopeds einwandfrei zurückgegeben worden sind. Rein
hat einen Bus für uns bestellt, der uns alle in unser Hotel in der
Stadt bringen soll. Er kommt auch pünktlich, aber es ist ein luxuriöser
Riesen-Reisebus! Jeder von uns hat mindestens zwei komplette Sitzbänke
für sich. So werden wir dann angenehm klimatisiert durch die Straßen
von Denver geschaukelt. Ganz angenehm. Unser Abholbus im Hintergrund Unser
heutiges Hotel entpuppt sich als modernes Holiday Inn Hotel. Wir wohnen
in der 18. Etage und haben eine tolle Aussicht über die Stadt. Das ist
jetzt wirklich das schönste Zimmer unserer Tour. Unsere Aussicht auf Denver Downtown Ingrid
hat keine Lust, deswegen gehe ich, da es bis zum Abendessen noch etwas
hin ist, alleine in die Stadt. Gleich um die Ecke ist die 16th Street
Mall, die Fußgängerzone. Immer noch fahren die Busse kostenlos hin und
her. Ich kriege ein paar schöne Fotos zusammen, höre ein paar Straßenmusikern
zu, die eine wunderschöne total unbekannte Melodie spielen, und geh
dann zurück zum Hotel. Hochhäuser Lustige
Musikanten Corvette
mit Hochhaus im Rückfenster Unterwegs
kommt mir schon unsere Gruppe entgegen. Rein hat auch hier eine kleine
Brauerei gefunden und für uns einen schönen Tisch reserviert. Und als
Bonbon lädt uns Rita ein und übernimmt die Getränkekosten. So können
wir frank und frei dem Gerstensaft zusprechen. Karl hat ein Enkelchen
bekommen und lässt auch noch eine Runde Jägermeister springen. Zum
Abschluss möchten Ingrid und ich mit ein paar Leuten aus unserer Gruppe
in das Lokal, das wir noch vom letzten Jahr in so guter Erinnerung
haben. Aber, wie das ja fast immer so ist, die Live-Musik ist da heute
unheimlich laut und unmelodiös. Ich mag zwar auch Jazz, aber nicht
diesen hier. Etwas enttäuscht laufen wir weiter und finden ein anderes
Lokal, das noch auf hat und wo wir noch draußen sitzen können.
Allerdings darf ich meine Zigarre nicht innerhalb der Umzäunung
rauchen. Daher stelle ich meinen Stuhl vor das Geländer. Aber hier darf
ich mein Bier nicht trinken. Na ja, die Kellnerin übersieht es und
macht uns keinen Ärger. Auf
dem Nachhauseweg würde ich ja ganz gerne noch mal irgendwo einkehren,
schließlich sind es ja noch ein paar hundert Meter zu laufen, aber es
ist nichts mehr offen; Denver ist halt ein Dorf.
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