Mittwoch, 19. Juli 2006

Granby – Denver

Mit Navi falsch fahren - ja geht das denn überhaupt? Anderthalb mal um die Erde, wer, wo, wir?

Letzter Fahrtag heute. Alle sind etwas bedröppelt. Ingrid und ich und ein paar andere „normale“ Gäste kommen zu spät, kein Kaffee mehr, alle Bagels schon aufgefressen, es gibt nichts mehr…  Aber es kommt ein weiteres Highlight, nämlich der Rocky Mountains National Park. Richtig, wie es Ralph gestern abend erzählt hat, unheimlich viele braune tote Bäume stehen hier im Wald rum.

 USA Reise Juli 2006

Viele braune tote Bäume hier

Und schon als wir nur ein par hundert Meter höher kommen, gibt es auch keine braunen Bäume mehr. Hier gibt es also noch genügend kalte Tage im Winter. Die Straße führt ganz leicht aber stetig bergauf. Ein paar Spitzkehren sind sogar nummeriert.

USA Reise Juli 2006

Aber es lohnt sich, die Aussicht und das nicht zu kühle sonnige Wetter machen viel Spaß. Ich kann meistens im fünften Gang bleiben. Ist zwar mit ca. 1.500 UpM etwas untertourig, aber die GoldWing murrt nicht. Deswegen sehen wir auch einige Radfahrer, die sich hier aber nicht zu sehr hochquälen müssen.

  USA Reise Juli 2006

USA Reise Juli 2006

 

Oben gibt es jede Menge wunderschöne Aussichtspunkte. An einem sehen wir endlich auch mal nicht nur die kleinen Streifenhörnchen sondern auch ein riesiges fettes Murmeltier, das ganz dicht zu uns ranhoppelt. Seine Frau ist auch in der Nähe, hat aber keine Zeit für uns, denn sie muss das Nest für den Winter weiter vorbereiten; Kinder-Murmeltiere sind auch da und trinken ab und zu an der Mutter. Wunderschön.

USA Reise Juli 2006

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Papa Murmeltier frißt

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Mama Murmeltier arbeitet (Richtig so!)

Nach der Abfahrt befiehlt mein Navi plötzlich „Bitte umdrehen, bitte umdrehen“. Ich beachte es nicht. Deshalb sind wir dann auch alle falsch, aber es ist nicht schlimm, wir fahren nur etwas anders als es im Roadbook steht. Hinterher erfahren wir, dass zumindest die beiden Jungs auch so „anders“ gefahren sind.

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  Falsch, aber nicht richtig falsch

Mittags wird es dann städtischer und wir merken, wir sind schon in der Nähe von Denver. Die Straße wird dann auch bald zur vielspurigen Autobahn.

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Denver

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  Skyline von Denver im Hintergrund

Mein Navi hilft mir nun doch etwas beim Fahren, aber plötzlich stehen wir vor einem Bahnübergang. Darauf ein Güterzug, der sich nicht bewegt. Sieht nicht gut für die Weiterfahrt aus, deshalb empfehle ich den andern in der Gruppe, mir zu folgen und zurückzufahren. Nochmal ein kurzes Stück Autobahn, dann noch ein, zwei Meilen städtische Straße und flupps, kommen wir von der andern Seite zu EagleRider, die hier allerdings nicht EagleRider sondern offiziell Thunder Mountain Custom Cycles heißen. Sieht ganz anders aus hier. Glaspalast, jede Menge Harleys zum Mieten und zum Kaufen, Teile und Klamotten zum Kaufen, angenehme Temperatur hier drin, Getränkeautomaten. Super. Kein Vergleich mit San Francisco.

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  Hier geben wir die Mopeds zurück

Die andern übergeben ihre Mopeds, keine Schäden, alles OK. Ich baue erstmal das Navi ab und habe genug Mühe damit. Ich muss ja Seitenteil und Sicherungsdeckel abnehmen. Hätte ich besser schon vorhin an der Tankstelle gemacht. Der Überprüfungstyp guckt schon dauernd mürrisch zu mir rüber.

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  Der Überprüfungstyp checkt mein Moped

Aber auch mein Moped wird als OK bewertet. Insgesamt ist die Rückgabe der Mopeds erheblich einfacher als erwartet. Dann aber doch noch etwas Ärger. Einem von uns ist sein Moped in einer etwas haarigen Situation umgefallen und der Spiegel ist beschädigt. Erst soll er ein unbegrenztes Schuldanerkenntnis unterschreiben. Das macht er aber nicht und besteht stattdessen darauf, dass man irgendwo anruft und ihm den exakten Schadensbetrag nennt, was dann wohl auf sein Drängen hin auch so erfolgt und ihm somit letzten Endes ein fester Betrag dafür abgeknöpft wird. Das ist dann aber auch das einzige Problem, obwohl an meinem Moped ganz schön Klebereste am Armaturenbrett vorhanden sind. Ist zwar nicht schlimm, weil man sie bestimmt leicht mit Spiritus, Benzin o.ä. wegkriegen kann, aber der Typ mosert auf englisch vor sich rum.  

Der Tacho auf meinem Moped weist eine Fahrtstrecke von insgesamt 3.679 Meilen aus. Das entspricht über 5.900 Kilometern. Rein rechnet uns dann später vor, dass die Fahrtstrecke, die wir mit unseren elf Mopeds zurückgelegt haben, einer Strecke anderthalb Mal um die Erde entspricht. Ich bin sehr erleichtert, dass sich meine schlimmen Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Natürlich erhalten wir keine schriftliche Bestätigung, dass alle Mopeds einwandfrei zurückgegeben worden sind.

Rein hat einen Bus für uns bestellt, der uns alle in unser Hotel in der Stadt bringen soll. Er kommt auch pünktlich, aber es ist ein luxuriöser Riesen-Reisebus! Jeder von uns hat mindestens zwei komplette Sitzbänke für sich. So werden wir dann angenehm klimatisiert durch die Straßen von Denver geschaukelt. Ganz angenehm.

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Unser Abholbus im Hintergrund

Unser heutiges Hotel entpuppt sich als modernes Holiday Inn Hotel. Wir wohnen in der 18. Etage und haben eine tolle Aussicht über die Stadt. Das ist jetzt wirklich das schönste Zimmer unserer Tour.

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Unsere Aussicht auf Denver Downtown

Ingrid hat keine Lust, deswegen gehe ich, da es bis zum Abendessen noch etwas hin ist, alleine in die Stadt. Gleich um die Ecke ist die 16th Street Mall, die Fußgängerzone. Immer noch fahren die Busse kostenlos hin und her. Ich kriege ein paar schöne Fotos zusammen, höre ein paar Straßenmusikern zu, die eine wunderschöne total unbekannte Melodie spielen, und geh dann zurück zum Hotel.

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Hochhäuser

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Lustige Musikanten

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Corvette mit Hochhaus im Rückfenster

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  Da kommen ja die andern an…

Unterwegs kommt mir schon unsere Gruppe entgegen. Rein hat auch hier eine kleine Brauerei gefunden und für uns einen schönen Tisch reserviert. Und als Bonbon lädt uns Rita ein und übernimmt die Getränkekosten. So können wir frank und frei dem Gerstensaft zusprechen. Karl hat ein Enkelchen bekommen und lässt auch noch eine Runde Jägermeister springen.

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  Nachts in Denver

Zum Abschluss möchten Ingrid und ich mit ein paar Leuten aus unserer Gruppe in das Lokal, das wir noch vom letzten Jahr in so guter Erinnerung haben. Aber, wie das ja fast immer so ist, die Live-Musik ist da heute unheimlich laut und unmelodiös. Ich mag zwar auch Jazz, aber nicht diesen hier. Etwas enttäuscht laufen wir weiter und finden ein anderes Lokal, das noch auf hat und wo wir noch draußen sitzen können. Allerdings darf ich meine Zigarre nicht innerhalb der Umzäunung rauchen. Daher stelle ich meinen Stuhl vor das Geländer. Aber hier darf ich mein Bier nicht trinken. Na ja, die Kellnerin übersieht es und macht uns keinen Ärger.

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  HardRock-Café, früher waren es Pferde,
jetzt müssen Atomwaffen draußen bleiben

Auf dem Nachhauseweg würde ich ja ganz gerne noch mal irgendwo einkehren, schließlich sind es ja noch ein paar hundert Meter zu laufen, aber es ist nichts mehr offen; Denver ist halt ein Dorf.

 

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