Dienstag, 18. Juli 2006

Rock Springs – Granby,

Schon wieder ein Sheriff. Ein Laden zum Abreißen.

Heute liegen 300 meist langweilige Meilen vor uns. Erstmal eine Stunde Autobahn und dann nur noch Steppenlandschaft.

USA Reise Juli 2006

Interstate 80

Auch hier wieder ebenso gemeiner wie stürmischer Seitenwind. Und Hitze! Wir wundern uns alle über die braunen Doppelbehälter, die hier in regelmäßigen Abständen von ca. einer Meile am rechten Straßenrand stehen und vermuten, dass diese Pumpstationen Gas fördern. Aber genau werden wir es nicht mehr herausfinden, unsere Tour nähert sich doch langsam dem Ende.

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Eine von hunderten Pumpstationen 

Es ist wahnsinnig heiß hier. Nur gut, dass ich nicht, wie alle anderen, mit nur einer weiteren Ausnahme, mit Helm fahren muss. Kurz hinter Baggs überqueren wir die Grenze nach Colorado, unserem letzten US-Staat auf dieser Reise.

USA Reise Juli 2006

Grenze nach Colorado

USA Reise Juli 2006

  Rast in Craig

Ab Steamboat Springs, wieder eine Stadt mit viel Tourismus und vielen Skiliften an den Hängen um uns herum, wandelt sich die Straße endlich. Es geht gleichmäßig in weiten Kurven bergauf. Hier kann ich unser Moped endlich mal wieder schön durch die Kurven laufen lassen. Bald überqueren wir den Rabbit Ears Pass mit ca. 2.870 Metern und dann den Muddy Pass mit 2.660 Metern. Dazu endlich wieder angenehme warme Temperaturen. Obwohl es rings um uns Gewitter gibt, bleiben wir trocken.

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Kremmling

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Kremmling: Nur Fassade, nichts dahinter

In Kremmling machen wir kurz Rast und treffen mal wieder, wie schon so oft, die beiden Jungs. Am Ortsausgang sehen wir am neuen Sportplatz (!) ein schreckliches Denkmal mit „angreifendem“ Hubschrauber.

USA Reise Juli 2006

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Kampfhubschrauber-Angriff

Bald zwängt sich die Straße durch eine enge Schlucht. Da die Straße zum Gasgeben einlädt, mach ich das auch und will trotz Überholverbot überholen. Im letzten Moment sehe ich, dass es das Auto des Sheriffs ist. Also Abbremsen und wieder brav einordnen. Aber, es gibt keinen Ärger, er fährt jetzt nur ostentativ die erlaubte Geschwindigkeit vor uns her. Schon wieder mal Glück gehabt. Als er abbiegt, ruft er uns durch sein geöffnetes Fenster noch etwas zu. Natürlich kam die ganze Zeit von hinten wieder dauernd Ingrids Gemecker.

USA Reise Juli 2006

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USA Reise Juli 2006 

Etwas müde kommen wir in unserem heutigen Frontier Motel an. Sieht ja etwas komisch aus hier. Alfons und Doc sind schon da und haben ihre Zimmer bezogen. Ich hole den Schlüssel und bekomme von einem recht unwirsch guckenden Typen zwei Schlüssel für zwei Zimmer. Wir haben jeder ein Einzelzimmer bekommen, aber sie hängen zusammen und sind wenigstens mit einem Bad verbunden. Na ja, nicht so schlimm. Wenn nur der Teppichboden nicht so ekelhaft wäre. Die Zimmer riechen muffig, sind primitiv und sind mit ihren rohen Holzverkleidungen sehr bedrückend. Der gesamte Laden müsste sofort abgerissen werden. Ingrid weigert sich, hier zu schlafen. Lieber schläft sie im Auto. Oder auf dem Moped. Oder mietet sich irgendwo anders ein. Wir setzen uns erstmal vors Zimmer auf schmutzige kleine Plastikstühle.

USA Reise Juli 2006

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Nein, hier bleibe ich nicht!!

Als Rein eintrifft, verteilt er Taschen und Koffer auf die Zimmer. Und dann trudeln auch die andern unserer Gruppe ein. Alle Frauen weigern sich inzwischen, die Zimmer zu beziehen. Der arme Rein wird ultimativ aufgefordert, ein anderes Motel für uns zu besorgen. Er kannte das Motel bisher nicht persönlich und sieht unsere allgemeine Reklamation doch rasch als berechtigt an; das Motel ist für uns ungeeignet. Und glücklicherweise findet er ein Motel auf der anderen Seite des Ortes, relativ neu, und wo es auch noch genug Zimmer für uns alle gibt, was hier ja oft schon mal schwierig werden kann. Der eine oder andere will zwar „vielleicht“ doch noch im Frontier bleiben, aber letzten Endes schlafen wir alle im Littletree Inn. Hier haben wir wieder funktionierende Fernseher und eine angenehme Atmosphäre.

Vor dem Schlafen müssen wir essen. Also fährt Rein unermüdlich hin und her und bringt die Taschen rüber ins neue Motel und uns nach und nach in ein Lokal. „Schatzi’s“, mit deutschem Essen! Chef und Chefin stammen aus Oberbayern und aus Salzburg. Einer von uns bestellt sich ein wahrhaft riesiges Riesensteak und verdrückt es auch komplett, worauf die Kellnerin geradezu bewundernd feststellt: „You must be a Lion!“ Wir andern essen normale Steaks, Sauerbraten und andere deutsche Leckereien. Alle sind zufrieden.

Während Rein die andern nach Hause fährt, habe ich noch etwas Zeit, mich mit Ralph, dem Chef, zu unterhalten. Er will sein Lokal schon seit zwei Jahren verkaufen, findet aber keinen Käufer, Früher, vor 25 Jahren, war hier alles reine Natur. Jetzt ist alles bebaut, viele Farmen und Ranches geschlossen. Viele Bäume in den Wäldern sind braun geworden und abgestorben. Ralph erklärt mir, dass das der Pinebeatle verursacht hat. Wie bei uns der Borkenkäfer, vielleicht sind es ja auch dieselben Käfer, kriecht dieser Pinebeatle zwischen Stamm und Rinde. Aus der Luft kann man kein Gift sprühen, es müsste vielmehr von unten versprüht werden, aber das ist einfach zu aufwendig. Der Käfer kann sich jedes Jahr mehr ausbreiten, weil es einfach nicht mehr für ein paar Tage kalt genug wird.

Rein macht mehre Fuhren, um alle ins Motel zu bringen. Zum Schluss liest er mich noch unterwegs auf, obwohl ich eigentlich zu Fuß gehen wollte.  Am Motel gibt es noch ein kleines flüssiges Betthupferl und schon liegen alle im Bett.

 

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