Dienstag,
18. Juli 2006 Rock
Springs – Granby, Schon
wieder ein Sheriff. Ein Laden zum Abreißen. Heute
liegen 300 meist langweilige Meilen vor uns. Erstmal eine Stunde
Autobahn und dann nur noch Steppenlandschaft. Interstate
80 Auch
hier wieder ebenso gemeiner wie stürmischer Seitenwind. Und Hitze! Wir
wundern uns alle über die braunen Doppelbehälter, die hier in regelmäßigen
Abständen von ca. einer Meile am rechten Straßenrand stehen und
vermuten, dass diese Pumpstationen Gas fördern. Aber genau werden wir
es nicht mehr herausfinden, unsere Tour nähert sich doch langsam dem
Ende. Eine
von hunderten Pumpstationen Es
ist wahnsinnig heiß hier. Nur gut, dass ich nicht, wie alle anderen,
mit nur einer weiteren Ausnahme, mit Helm fahren muss. Kurz hinter Baggs
überqueren wir die Grenze nach Colorado, unserem letzten US-Staat auf
dieser Reise. Grenze
nach Colorado Ab
Steamboat Springs, wieder eine Stadt mit viel Tourismus und vielen
Skiliften an den Hängen um uns herum, wandelt sich die Straße endlich.
Es geht gleichmäßig in weiten Kurven bergauf. Hier kann ich unser
Moped endlich mal wieder schön durch die Kurven laufen lassen. Bald überqueren
wir den Rabbit Ears Pass mit ca. 2.870 Metern und dann den Muddy Pass
mit 2.660 Metern. Dazu endlich wieder angenehme warme Temperaturen.
Obwohl es rings um uns Gewitter gibt, bleiben wir trocken. Kremmling Kremmling:
Nur Fassade, nichts dahinter In
Kremmling machen wir kurz Rast und treffen mal wieder, wie schon so oft,
die beiden Jungs. Am Ortsausgang sehen wir am neuen Sportplatz (!) ein
schreckliches Denkmal mit „angreifendem“ Hubschrauber Kampfhubschrauber-Angriff Bald
zwängt sich die Straße durch eine enge Schlucht. Da die Straße zum
Gasgeben einlädt, mach ich das auch und will trotz Überholverbot überholen.
Im letzten Moment sehe ich, dass es das Auto des Sheriffs ist. Also
Abbremsen und wieder brav einordnen. Aber, es gibt keinen Ärger, er fährt
jetzt nur ostentativ die erlaubte Geschwindigkeit vor uns her. Schon
wieder mal Glück gehabt. Als er abbiegt, ruft er uns durch sein geöffnetes
Fenster noch etwas zu. Natürlich kam die ganze Zeit von hinten wieder
dauernd Ingrids Gemecker. Etwas
müde kommen wir in unserem heutigen Frontier Motel an. Sieht ja etwas
komisch aus hier. Alfons und Doc sind schon da und haben ihre Zimmer
bezogen. Ich hole den Schlüssel und bekomme von einem recht unwirsch
guckenden Typen zwei Schlüssel für zwei Zimmer. Wir haben jeder ein
Einzelzimmer bekommen, aber sie hängen zusammen und sind wenigstens mit
einem Bad verbunden. Na ja, nicht so schlimm. Wenn nur der Teppichboden
nicht so ekelhaft wäre. Die Zimmer riechen muffig, sind primitiv und
sind mit ihren rohen Holzverkleidungen sehr bedrückend. Der gesamte
Laden müsste sofort abgerissen werden. Ingrid weigert sich, hier zu
schlafen. Lieber schläft sie im Auto. Oder auf dem Moped. Oder mietet
sich irgendwo anders ein. Wir setzen uns erstmal vors Zimmer auf
schmutzige kleine Plastikstühle. Nein,
hier bleibe ich nicht!! Als
Rein eintrifft, verteilt er Taschen und Koffer auf die Zimmer. Und dann
trudeln auch die andern unserer Gruppe ein. Alle Frauen weigern sich
inzwischen, die Zimmer zu beziehen. Der arme Rein wird ultimativ
aufgefordert, ein anderes Motel für uns zu besorgen. Er kannte das
Motel bisher nicht persönlich und sieht unsere allgemeine Reklamation
doch rasch als berechtigt an; das Motel ist für uns ungeeignet. Und glücklicherweise
findet er ein Motel auf der anderen Seite des Ortes, relativ neu, und wo
es auch noch genug Zimmer für uns alle gibt, was hier ja oft schon mal
schwierig werden kann. Der eine oder andere will zwar „vielleicht“
doch noch im Frontier bleiben, aber letzten Endes schlafen wir alle im
Littletree Inn. Hier haben wir wieder funktionierende Fernseher und eine
angenehme Atmosphäre. Vor
dem Schlafen müssen wir essen. Also fährt Rein unermüdlich hin und
her und bringt die Taschen rüber ins neue Motel und uns nach und nach
in ein Lokal. „Schatzi’s“, mit deutschem Essen! Chef und Chefin
stammen aus Oberbayern und aus Salzburg. Einer von uns bestellt sich ein
wahrhaft riesiges Riesensteak und verdrückt es auch komplett, worauf
die Kellnerin geradezu bewundernd feststellt: „You must be a Lion!“
Wir andern essen normale Steaks, Sauerbraten und andere deutsche
Leckereien. Alle sind zufrieden. Während
Rein die andern nach Hause fährt, habe ich noch etwas Zeit, mich mit
Ralph, dem Chef, zu unterhalten. Er will sein Lokal schon seit zwei
Jahren verkaufen, findet aber keinen Käufer, Früher, vor 25 Jahren,
war hier alles reine Natur. Jetzt ist alles bebaut, viele Farmen und
Ranches geschlossen. Viele Bäume in den Wäldern sind braun geworden
und abgestorben. Ralph erklärt mir, dass das der Pinebeatle verursacht
hat. Wie bei uns der Borkenkäfer, vielleicht sind es ja auch dieselben
Käfer, kriecht dieser Pinebeatle zwischen Stamm und Rinde. Aus der Luft
kann man kein Gift sprühen, es müsste vielmehr von unten versprüht
werden, aber das ist einfach zu aufwendig. Der Käfer kann sich jedes
Jahr mehr ausbreiten, weil es einfach nicht mehr für ein paar Tage kalt
genug wird. Rein
macht mehre Fuhren, um alle ins Motel zu bringen. Zum Schluss liest er
mich noch unterwegs auf, obwohl ich eigentlich zu Fuß gehen wollte.
Am Motel gibt es noch ein kleines flüssiges Betthupferl und
schon liegen alle im Bett.
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