Montag,
29. Juli 2010
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Ich
stehe heute schon um 6.30 Uhr auf, um Dick noch einmal zur Arbeit zu
verabschieden; er muß um 7 Uhr weg. Heute regnet es mal wieder leicht
und hört auch bis zum Nachmittag nicht auf. Im Fernsehen kommt jetzt
der Bericht über die zerstörten Boote am Lake Okoboji. Außerdem wie
immer Berichte über Hitzewellen und andere Katastrophen. BP macht im TV
Reklame wegen der explodierten Bohrinsel und versucht auf diesem Weg,
Schaden wieder gutzumachen und Image zurückzugewinnen. Auch
beim Frühstück gibt es Pappteller, gehört vielleicht zum American Way of Life, bestimmt aber zur Vermeidung unnötiger Arbeit
im Haushalt. Um
zehn Uhr geht es dann endlich los, nachdem ich lange genug herumgesessen
habe. Noch einmal ein eintöniges langes Stück Autobahn, immer
geradeaus nach Osten und dann noch genau nach Süden runter. Unterwegs
drohe ich ständig einzuschlafen. Die Autobahnen müssen hier einfach Rüttelstreifen
haben, die Leute müssen ja ständig einschlafen, wie überstehen die
das nur nachts? Nachmittags erreichen wir unser Ziel, Waterloo. Die
umschaltbare Anzeige (europäische/amerikanische Einheiten) in der
Corvette zeigt zum Schluß einen Verbrauch von exakt zehn Liter auf 100
km an; das Auto hat aber auch acht Zylinder, die fressen bzw. saufen
wollen. Ein schwerer Ast liegt neben dem Haus, hat aber zum Glück
nichts zerstört. Die
beiden Corvettes werden entladen. Craig meckert ein bißchen mit mir,
weil ich die Sitzverstellung benutzt habe, obwohl ich nicht sollte; der
Schalter ist nicht in Ordnung und jetzt geht er gar nicht mehr. Ich
hatte es vergessen. Aber Craig meckert ja gerne ein bisschen herum, z.B.
warum parkst Du hier und nicht da, alles weiß er besser, manchmal fühle
ich mich etwas unwohl, weil ich natürlich immer bestrebt bin, ihm alles
recht zu machen. Und natürlich bemühe ich mich stets, ihm auf seine
Suggestiv-Fragen mit mehreren Alternativen die von ihm gewünschte
Antwort zu geben… Dann
fahren wir rüber zu Hertz und holen mein Auto ab. Leider stehen hier
nur „normale“ Autos zur Verfügung, kein Cabrio, kein Sportwagen,
nichts, um Fun (= Spaß) zu haben; mein Mustang ist natürlich längst
weggaloppiert bzw. neu verliehen. Ich wähle einen Toyota Camry
(entspricht unserem Avensis). Einen neuen Camry gibt es hier in den USA
sehr preiswert für knapp 20.000 Dollar Kaufpreis. Bei uns würde er
bestimmt unverschämte 25.000 Euro kosten, also die Hälfte mehr... Dann
geht es zurück zu Craig und ich lade meine Sachen in den Camry.
Anschließend fahre ich mit Craig in der schwarzen Corvette noch schnell
mit zur Waschstraße bei Wal-Mart,
wo er die C4 wäscht. (Das Wasser soll hier keine Kalkreste
hinterlassen.) Die C6 ist erst morgen dran. By
the way, (= übrigens) ich werde mich nie mehr darüber beschweren,
wie schwer sich meine Corvette zu Hause fahren lässt, nachdem ich hier
die C4 gefahren habe… Dann
ist Abschiednehmen angesagt. Ist natürlich immer schmerzlich, nach so
vielen gemeinsam verbrachten Tagen. Wir hatten wieder unglaublich viel
Spaß zusammen.
Das
Navi führt mich aus der Stadt raus, und dann natürlich auch wieder
teilweise auf ungeteerte Straßen. Der Camry fährt äußerst
komfortabel, was ich anfangs nicht erwartet hätte. Er bügelt sämtliche
Unebenheiten der Straßen weg und ich bin sehr zufrieden mit meiner
Wahl. Ein
Scenic Byway wird von mir durchfahren. Es gibt aber nichts zu sehen,
allein, daß die Straße ein paar kleine Kurven hat, führt in Iowa
schon zu dieser Auszeichnung.
Abends
sehe ich plötzlich Schilder mit deutschen Namen und Bezeichnungen. Ich
bin in Amana, wo sich offenbar früher, sehr viel früher, um 1850,
viele Deutsche niedergelassen haben. Die ersten Siedler kamen übrigens
aus den französischen Cevennen,
die mir ja auch am Herzen liegen, und zogen dann über Deutschland später
weiter in die USA. Ich
nehme mir für 100 Dollar ein vergleichsweise teures Zimmer (Nr. 10, The Clubhouse) im „Zuber’s Homestead Hotel“, einem alten Haus
mit (für Amerikaner) old-fashioned
(altmodisch) eingerichteten alten Gästezimmern mit jeder
Menge dicker weicher Handtücher und vieler dicker Kissen. Aber ich
werde dann doch etwas enttäuscht, niemand ist da, der deutsch mit mir
spricht. http://www.zubershomesteadhotel.com/ Im
Nachbarort gibt es ein deutsches Lokal: „Ronneburg“. Hier gibt es
wenigstens einen älteren Mitarbeiter, der etwas deutsch in der Schule
gelernt hat. Schade, Kartoffelsalat und Warsteiner Bier sind
ausverkauft. Das Essen (eine Art Graupensuppe und ein weiches Sandwich
mit schrecklicher Bratwurst und Sauerkraut) vergesse ich so schnell wie
möglich... Sieben
Kissen versüßen mir den Schlaf – und helfen mir leider doch nicht
bei der neuerlichen Katastrophe:
Ich
bin ja noch immer etwas gestört wegen der Feuerkatastrophe nachts in
meinem Motel in Bluff auf meiner letzten USA-Reise. Deshalb erschrecke
ich reichlich, als ich in der Nacht aus meinem Tiefschlaf gerissen
werde, weil heftig gegen meine Tür gehämmert wird. Sofort beginnen Preßlufthämmer
tiefe Wölbungen in meine Schläfen zu dengeln; mein Puls geht auf Überschallgeschwindigkeit.
Sekundenschnell bin ich aus dem Bett, reiße die Tür auf und erwarte
die Nachricht, daß unser Haus gerade lichterloh abbrennt. Doch nichts
dergleichen, nur ein Verrückter steht vor meiner Tür und erzählt mir
eine Räuberpistole, die ich kaum verstehen kann – und will. Wham!!
Smash!! Crack!! Ich
gebe ihm einen harten, trockenen Faustschlag auf die Schnauze, seine Zähne
knicken um und die Nase bricht! Sein Blut quillt ihm sofort aus der
Nase! Er fällt rücklings die lange gerade Treppe runter und bleibt
unten bewußtlos und mit zerschmetterten Knochen liegen. Als
ich aus meinem Sekundentraum aufwache, steht er immer noch vor mir und
redet auf mich ein. Ich kann ja nie „Nein“ sagen und lasse mich also
widerwillig überreden, mit ihm runter an die Haustür zu gehen. (Ein
Gedanke blitzt in mir auf: Soll ich ihm wenigstens hier auf der Treppe,
beim Runtergehen, noch rasch von hinten einen Schubs geben…?) Er will
jetzt, nachts, irgendwohin fahren und ausgerechnet meine Zimmertür und
somit mich hat er sich ausgesucht, um die Haustür mit dem innen an der
Tür steckenden Schlüssel hinter ihm wieder abzuschließen. Sachen
gibt‘s, die gibt‘s wirklich nicht… Zum
Glück habe ich mich ebenso schnell wieder beruhigt. Die Arbeiten mit
dem Preßluftbohrer werden eingestellt, dem Blutdruck geht die Puste aus
und ich falle gleich wieder in meinen Schönheitsschlaf. Aber bei soviel
Kissen ist das ja auch einfach. Es ist viertel nach drei. |