Mittwoch, 17. November 2010
San Diego – Chicago – London – Düsseldorf
4 Auto-Meilen + 6.802 Luft-Meilen

Heute heißt es früh aufstehen, um sechs bin ich angezogen und checke aus. Obwohl das Zimmer von zu Hause aus bezahlt worden ist, muß ich noch 1,13 $ für den Zimmersafe bezahlen. (Es ist geradezu drollig wie man überall, fast überall, besch…, äh, betrogen wird.) Das Auto ist rasch beladen und ich fahre die wenigen Kilometer zum Airport, wo ich das Auto bei Hertz geradezu aus den Händen gerissen bekomme. Die Rückgabe bei Hertz ist ja immer sehr rasch und einfach.

4.391 Meilen (7.065 Kilometer) gefahren,

Verbrauch (lt. Anzeige) 29,2 mpg

= ziemlich exakt 8 Liter auf 100 km.

Der Mustang hat sich erneut bewährt und mir viel Spaß gemacht; als Cabrio ist er ausreichend schnell, das Getriebe ist gut abgestuft und paßt hervorragend dazu, das Dach ist leicht (elektrisch) zu öffnen, die Bedienung ist einfach und der Kofferraum vergleichsweise groß, die Federung genau richtig, nicht zu weich, nicht zu hart, und dazu kommt ein wahrhaft kleiner Wendekreis. Mehrmals bin ich von den Leuten mit einem freundlichen „Nice car!“ angesprochen worden.

Leider bin ich wohl die meiste Zeit mit falscher Uhrzeit rumgefahren, die Uhr im Auto zeigt eine Stunde später an. Im Prinzip nicht schlimm, hier hätte es aber fatal wegen des Flugzeugs werden können. (Aber ich habe mich ja glücklicherweise auf die Uhr im Handy verlassen.) Ich bin da oft etwas unsicher, es werden hier im Land überhaupt oft falsche und total falsche Uhrzeiten angezeigt; man kann da nie allzu sicher sein…

Mein Bus wartet schon und bringt mich zu meinem United Check‑In‑Schalter. Dort checke ich mich am Computer ein, gebe die beiden Taschen auf und erhalte meine drei Bordkarten ausgespuckt.

Da ich diesmal Business bzw. hier sogar First Class fliege, (weil es bei United kein Business gibt), kann ich mit besonders cooler Lässigkeit an der bestimmt über hundert Meter langen Warteschlange zur Extrabehandlung vorbeischlendern und bin auch sogleich durch die Security-Kontrolle.

Mein Weg führt mich direkt zur Red-Carpet-Lounge von United Airlines zu einem ausgedehnten Frühstück. Endlich gibt es mal wieder Gemüse, das im Mund knirscht und knackt und nichts Synthetisches, nichts  weichgekochtes Undefinierbares. Jetzt kann mir nichts mehr passieren, (glaube ich noch…), alles ist gutgegangen, kein Unfall, kein Strafzettel, nichts kaputtgemacht, nichts vergessen und nichts verloren, immer noch kein Tier überfahren. Pures Vergnügen, bis auf meine wehleidigen Augen, bis auf „ein paar“ Kontrollposten, bis auf ein paar eintönige Landstraßen, und bis auf ein paar zu geradlinige Autobahnen. Insgesamt bin ich glücklich und zufrieden, nach vierzehn Tagen Abenteuer kann ich mich endlich entspannen und loslassen. Das Flugzeug ist eine alte schmutzige B 757.

Fast so schmutzig wie mancher deutscher ICE. („Ssenk ju for trewelling wiss deutschebahn.“) Ich saß kürzlich in einem, bei dem die oberen Verkleidungen mit transparentem Klebeband fixiert worden waren, damit sie nicht weiter runterfallen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es unten, bei den Fahrgestellen vielleicht ausgesehen hat…

Mir fällt auf: Amerikanische Fluggesellschaften fliegen offenbar gerne mit amerikanischem Boeing-Gerät. (Obwohl, der Boeing-Firmengründer kam ja auch aus Deutschland). Ich sitze ganz vorne, in der ersten Reihe, und weil die Tür zum Cockpit offensteht, frage ich mal wieder wegen eines schnellen Fotos. Ich darf tatsächlich, beide Piloten unterbrechen ihre Startvorbereitungen und stehen extra für mich auf; ich wähle diesmal den linken Sitz des Kapitäns.  

 

USA Reise November 2010

 

Dann geht es auch schon los, wir ziehen eine lange Schleife nach Süden und umfliegen San Diego in elegantem weitem Bogen. Deutlich ist alles zu erkennen, der Hafen mit drei Flugzeugträgern, die berühmte Coronado-Bridge, Häuser und Straßen, die Skyline mit den paar Wolkenkratzern.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Weil der Himmel wolkenlos bleibt, kann ich später die Sanddünen mit allen Details erkennen, durch die ich vor vierzehn Tagen noch gefahren bin. Dann ein paar Teststrecken, offensichtlich für Autos, rund und oval, mitten in der Wüste. Später erkenne ich im Hintergrund ganz deutlich Monument Valley mit den (winzig kleinen) markanten Felsen und bin darüber sehr begeistert, dann Phoenix mit seinen riesigen Kreisen ineinander verschlungener (verschachtelter?) Straßen und Albuquerque. Alles da unten ist braune Wüste, später gibt es ein paar grüne Waldinseln und ein paar schneebespitzte Berge in den Rocky Mountains, bis dann ein dichter Wolkenteppich unter das Flugzeug gezogen wird und das Ende der Show verkündet. Die Wolken sind so dicht, daß sie mich an eine Winterlandschaft erinnern, es fehlen nur noch ein paar Schifahrer und Lifte. Später ändert sich das Ganze in eine weiße Wüste aus Tälern, Bergen und Ebenen. Und noch später sehe ich einen leibhaftigen Bryce-Canyon, der sich in eine Hochebene mit Tälern und Brücken verwandelt.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Der Typ neben mir tippt unablässig auf seinem Handy herum und nervt mich damit. Warum habe ich eigentlich immer Spinner neben mir sitzen und nie mal einen normalen Menschen?

Das Essen im Flieger ist OK, (gehört sich ja auch in der First Class!) und die Stewards und Stewardessen sind freundlich; ich werde reichlich verwöhnt, genieße es und lasse es mir hier gefallen.

Unter anderem sehe ich hier einen Film über Macy’s Thanksgiving-Parade alljährlich in New York. Es gibt sie seit vielen Jahrzehnten. Eigentlich eine schöne Sache, da würde ich gerne mal dabei sein…

macy's thanksgiving parade

Schließlich muß ich nach ein paar Stunden in Chicago umsteigen. Die Stadt empfängt mich mit dunstig kühlem Nebel. Ich habe drei Stunden Aufenthalt, die ich natürlich wieder im Red-Carpet-Club verbringe. Tja, und blöd wie ich bin, bleibe ich ein paar wenige Minuten zu lang dort, denn mein Weg zum Flugzeug ist 15 Minuten lang, die ich nicht eingerechnet hatte. Als ich am Boarding-Schalter ankomme, sind die Flugzeugtüren gerade verschlossen worden! Ohne mich! OHNE MICH??! Schon wieder eine Katastrophe! Meine beiden Taschen sind wieder rausgeholt worden und stehen jetzt auf dem dunklen Landefeld oder sonst irgendwo herum! Und dabei sind es noch exakt sechzehn Minuten bis zum Start!

Holy Shit! So eine Sch…! Angeblich hat man mich mehrmals ausgerufen, aber eben nur hier in dieser Lounge hier, nicht drüben in der Lounge im anderen Terminal. Wie soll ich wissen, daß es hier zwei Lounges gibt?! Schuld sind die, ich bitte um Entschuldigung, blöden Weiber in der anderen Lounge, die zwar penibel meine Zugangsberechtigung geprüft aber kein Wort über die zweite, besser zu meinem Ziel passende Lounge verschwendet haben.

Was jetzt? Am Ticket-Schalter wird mir gesagt: „Kein Sitz im nächsten Flieger nach London frei!“ Ich bettle und bitte, biete alle meine Überredungskünste auf, sehe sie mit meinen treuesten Hundeaugen und mit meinem dümmsten Gesicht an; ich muß doch heim, habe Termine. Die Frau hat sichtlich Probleme, telefoniert zeitweise mit zwei Hörern am Kopf herum, sie gibt sich Mühe, wirkt jedoch nicht allzu kompetent auf mich, aber immerhin, sie weist mich nicht einfach ab.

Nach einer halben Stunde, die Warteschlange der Leute hinter mir wird immer länger, die Frau ist alleine am Schalter, erst ganz zum Schluß erhält sie Verstärkung, ich halte den Verkehr ganz schön auf, nach einer halben Stunde endlich Erlösung: Sie hat nun doch einen Business-Platz im nächsten United-Flieger nach London gefunden, (warum nicht gleich??), er geht nur eine Stunde nach dem verpassten Flugzeug gleich hier (nur höchstens dreißig Meter entfernt!) am selben Flugsteig ab und das Boarding läuft schon! Das Leckerli: Die Umbuchung kostet nichts. Nothing. Sie ist für lau. Also habe ich mich mal wieder viel zu schnell geärgert und mir unnötige Sorgen gemacht. Bei sowas habe ich ja immer Glück. Wie letztes Jahr ja schon mit dem Flug nach Mexiko…

Jetzt geht es mit einer B 767-300 von United zum Nachtflug (siebeneinhalb Stunden/ viertausend Meilen) über den Atlantik nach London. (Ja, stimmt, wiedermal ungefähr so viele Meilen wie ich mit dem Auto gefahren bin. Nur daß ich zwei Wochen dafür gebraucht habe.) Alle Business-Plätze sind tatsächlich besetzt, nur hinten bei den Economy-Leuten gibt es noch ein paar freie Sitze. 16 (sechzehn!) Flugzeuge warten hinter uns auf dem Taxiway auf den Start. Wir hatten großes Glück und nur drei Flugzeuge vor uns gehabt. Eine Startbahn wird gerade umgebaut, deshalb wahrscheinlich der Stau. Die United-Stewardessen erscheinen mir mal wieder alt, sehr alt, eine ist uralt und hat schneeweiße Haare.

Schon wieder Essen und Trinken, obwohl ich eigentlich noch satt von dem vielen Essen den ganzen Tag über bin. Ich habe Glück und bin der erste, der diesmal, von hinten ausgehend, bedient wird. Alle Achtung: Hier werde ich sogar mit meinem Namen angesprochen. Zum Schluß bekomme ich auf meine entsprechende Bitte sogar drei leckere Nachtisch-Portionen.

Obwohl mein Platz erst vor ein paar Minuten auf mich gebucht worden ist, sitze ich (gottseidank) schon wieder wie immer am Fenster. Allerdings, und das ist völlig neu, rückwärts. Rückwärts? Rückwärts wie in der Eisenbahn?? Ja, genau so, rückwärts, es gibt hier mehrere solcher Zweier-Sitzreihen. Habe ich noch nie gesehen und ich bin ja schon ganz schön rumgekommen. Die Stewardess meint, es sei keine große Umstellung – und ich muß ihr auch sofort recht geben. Die Sitzverstellung gefällt mir hier ganz besonders. Es gibt nur wenige Knöpfe und die sind eindeutig. Meinen Sitz kann ich rasch und besonders einfach zur ebenen waagerechten Liegefläche verstellen; ich werde also auch auf der Seite liegen können. Ganz anders als im Airbus: Dort gibt es viele, zu viele Knöpfe, die meisten mit unlogischer Vierfachfunktion, es dauert immer, bis man dort seinen Sitz wunschgemäß eingerichtet hat. Und der Sitz dort wird nie ganz eben oder gar waagerecht. Hier ist es also ganz einfach und ich schlafe nach dem Film auch sofort ein.

Der Typ neben mir verweigert seine doch eigentlich luxuriöse Bordmahlzeit und verzehrt stattdessen ein großes dickes mitgebrachtes Brötchen. Nach Jude, Hindu oder Moslem sieht er eigentlich nicht aus, und die kriegen ja auch alle ein ihrer Religion angepasstes Essen. Vegetarier auch. Ich habe mal nachgesehen: Insgesamt gibt es, zumindest bei der LH, 20 (zwanzig) verschiedene Mahlzeiten zur Auswahl! Je nach Glaubensrichtung. Man soll es nur vorher bestellen. Man muß sich wirklich nichts mitbringen. Also schon wieder ein „Verrückter“. Nach dem Brötchen macht er sofort seinen Sitz flach und schläft. Ich sehe mir noch in Ruhe einen witzigen Actionfilm an und gehe dann auch schlafen.

 

USA Reise November 2010

 

Kurz vor London wache ich auf. Schade, mein Blick geht geradewegs in die Galley (Bordküche) und ich muß weinenden Herzens dabei zusehen, wie sämtliche angebrochenen Weinflaschen brutal und herzlos ausgeschüttet werden. Aufs Frühstück verzichte ich, bin noch satt.

London ziert sich etwas und hat sich mit einer Decke aus weißen Wolken schamhaft zugedeckt. Die Landung in Heathrow ist deshalb unspektakulär. Nochmal drei Stunden Lufthansa-Lounge, die aber rasch vergehen. Habe ja auch ein spannendes Buch dabei. Logisch: Diesmal passe ich auf, daß ich rechtzeitig zum Boarding komme. Angeblich gibt es hier in der B 737-300/500 keinen Business-Platz für mich, aber diese eine Stunde halte ich auch hinten aus, zumal ich eine Zweier-Reihe für mich ganz allein bekommen habe.

Nach dem Start immer noch Wolken über London. Durch ein kleines Wolkenloch sehe ich, daß wir genau über der Themse sind. Schade. Nix mit Tower Bridge oder so. Erst nach der City reißt die Wolkendecke etwas mehr auf und läßt mich wenigstens noch einen Blick auf die Queen Elizabeth II Bridge erhaschen, bevor wieder alles zugezogen wird.

 

USA Reise November 2010

 

queen elizabeth bridge

Während des gesamten Fluges ab Chicago mache ich mir Sorgen um mein dort ausgeladenes Gepäck und befürchte Unbill. Ob sie es in meine beiden Maschinen gepackt haben? Oder steht es noch in Chicago oder ist im Nirgendwo? Gar im Nirwana? Doch alle Sorgen sind unnötig, in Düsseldorf stehe ich noch keine zehn Sekunden am Band, da kommen schon wieder beide Taschen angerollt. Ganz anders als kürzlich in Bodrum, wo wir eine halbe Stunde aufs Gepäck warten mussten.

Also alles OK, wieder einmal alles gutgegangen. So soll es sein! Mein nächster Flug ist in den Nordosten der USA geplant, weiteres zu gegebener Zeit hier an dieser Stelle…

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