Freitag, 1. Mai 2009
Taos – Bluff, 519 Meilen


Heute morgen gibt es den Kälterekord mit nur 38° F = 3° C! Zum Glück wird es aber mit jeder viertel Stunde etwas erträglicher. Im Fernsehen muß ich mir jeden Abend die ständig schlimmer werdenden Meldungen zur Swine Flu = Schweinegrippe ansehen und bin immer wieder erleichtert, meine Mexikoreise gerade noch rechtzeitig gemacht zu haben.

Ich habe mir heute wieder mal einen weiten Weg ausgesucht, 785 km sagt das Navi. Zunächst einmal geht es auf der 38 und 64 ca. 100 km über den „Enchanted Circle Scenic Byway“ im Kreis um ein Gebirge (Wheeler Peak) herum, auch ein bißchen hindurch bzw. drüber.

 

Von Nashville nach Phoenix

Von Nashville nach Phoenix

 

Danach geht es noch einmal durch Taos und zum letzten Mal über den Rio Grande. Die stählerne Brücke über die Rio Grande Gorge ist reichlich hoch. Oder richtiger: Der Fluß liegt ziemlich weit unten. Noch genauer: Bis zu 300 m tief soll sich der Rio Grande sein Bett in den Basalt gegraben haben, hier sind es aber höchstens 200 m, eher noch weniger, schätze ich. Von zwei kleinen Vorsprüngen im Geländer auf der Brücke könnte man bestimmt ein paar schöne Bungeesprünge machen, aber leider habe ich mein Gummiseil heute nicht dabei. Nein, ist Spaß, würde ich natürlich nie machen, genauso wenig wie ich jemals einen Fallschirmsprung machen würde.

 

Von Nashville nach Phoenix

Von Nashville nach Phoenix

 

Fünf gleiche Wohnmobile halten zusammen mit mir an, alles Österreicher, fünf Pärchen. Ein bißchen beneide ich sie um ihre Bequemlichkeit, aber Wohnmobile sind ja eigentlich nur etwas für alte Leute – also (noch) nichts für mich…

Hier in der Wüste sehe ich entlang des Highway 64 viele „Earthships“. Diese Earthships sind ökologische Häuser, die zum großen Teil im Boden eingegraben sind, um Energie zu sparen. Von hier, der Gegend um Taos, ging wohl die ganze Earthship-Bewegung aus.

Was ist ein Earthship!

Ein dauerhaft und ökologisch gebautes Haus, das von der
Energie- und Wasserversorgung von außen vollständig
unabhängig ist. Völlig autark also. Der Entwurf eines
Earthships ist so, daß es die Einwirkung des Menschen
auf die Erde erheblich vermindert.

Es wird aus Abfallmaterialien wie Autoreifen,
Blechdosen, Flaschen und anderen gebrauchten und
Baumaterialien aus Abfall gebaut.

Die Bewohner werden mit Hilfe von Sonnenkollektoren,
Windmühlen und anderen inzwischen eingebürgerten 
alternativen“ Energiequellen von Elektrizität versehen.

Die überschüssige Energie kann eventuell an den
Energielieferanten verkauft werden. Durch Auffangen
und Reinigung von Regenwasser wird der
Wasserbedarf gedeckt. Menschlicher Abfall wird in
biologischer und hygienischer Weise verarbeitet, was
Anschluß an die Kanalisation unnötig macht.

Hier ein Link mit weiteren Erklärungen zu den Earthships:

http://www.owaze.nl/pdf/Was_ist_ein_earthship.pdf

Und hier ein ganze Reihe Fotos solcher Häuser:

earthship new mexico - Google Bilder

In der Wüste hier unten ist es inzwischen wieder ganz kuschelig, jedenfalls im Vergleich zu dem, was jetzt auf mich zukommt, denn es geht in die Tusas Mountains hinauf und dicke Schneereste kriechen immer näher an die Straße ran und lecken manchmal noch am Asphalt. Sauschweinekalt ist es hier oben. Nachdem ich mich lange genug mit der Kälte rumgequält und ihr getrotzt habe, gebe ich letzten Endes und eigentlich etwas zu spät auf und ziehe doch wieder Handschuhe, Jacke und sogar den Helm an, sonst würden mir die Ohren und alles Mögliche andere, was an mir so rumbaumelt, (manchmal, äh, meistens), einfach abfrieren. (By the way: Früher stand er mir im Weg, heute hängt er mir im Weg…)

 

Von Nashville nach Phoenix

Von Nashville nach Phoenix

 

Nach Überwindung der Berge ist es in Bloomfield und Farmington längst wieder heiß. Noch störender ist es, daß hier der Verkehr schrecklich dick und zäh ist. Dazu gibt es unzählige lästige Ampeln, jede schaltet erstmal auf Rot, wenn sie mich kommen sieht. Wie schön war es, stundenlang alleine unterwegs gewesen zu sein. Das Stadtgebiet ist endlos lang. Erst ab Shiprock wird es endlich wieder einsam.

 

Von Nashville nach Phoenix

Von Nashville nach Phoenix

 

Kurz darauf überquere ich die Grenze nach Arizona und sehe einen Hinweis auf Four Corners N.M. Hier ist der einzige Punkt in den USA, an dem vier US-Staaten aufeinandertreffen. Und zwar, im Uhrzeigersinn, bei ein Uhr beginnend, Colorado, New Mexico, Arizona, Utah:

Four Corners – Wikipedia

Aber auch diese Ausgabe mit 3 $ für den Eintritt lohnen sich nicht, man sieht herzlich wenig, nur eine erhöht liegende Steinplatte und viele, heute meist verwaiste Verkaufsbuden der Indianer, es ist noch keine Saison, da man sich hier in der Navajo-Reservation befindet.

 

Von Nashville nach Phoenix

 

Ein paar Meilen fahre ich durch Colorado, bevor ich mich dann für die nächsten 100 Meilen auf Utah-Gebiet herumtreibe, um dann später wieder nach Arizona „rüberzumachen“.

Mein heutiges Ziel ist Bluff, ein Ort, in dem ich bisher schon dreimal übernachtet habe. Es hätten sich ja leicht noch mehr Orte dafür angeboten, aber unerklärlicherweise zieht es mich unbedingt dorthin. Das erste, mir noch gut bekannte Motel in Bluff ist leider, wirklich leider, ausverkauft.

Aber das nächste direkt nebenan, Kokopelli Inn, hat noch Zimmer frei, obwohl schon 17 Harleys einer holländischen Reisegruppe und ein paar Autos auf dem Parkplatz herumstehen. Die 69 $ sind schon, wie meistens, von mir etwas runtergehandelt, aber immer noch reichlich teuer. Besonders für diese Nacht. Aber noch ist heile Welt. Unser Motel liegt direkt am wild-romantischen San Juan River.

Das Motel besteht aus zwei langen schmalen ebenerdigen Häusern, die in einer Reihe dicht hintereinander liegen. In der Mitte kann ich in das hintere Gebäude rein. Die 26 Zimmer liegen entweder nach links, also nach vorne zum Parkplatz, oder rechts nach hinten ins Gelände raus. Mein Zimmer ist gleich das erste, rechts hinter der gläsernen Eingangstür. Schade, leider kann ich nicht vorne zum Parkplatz rausgucken, mein Zimmer liegt auf der „falschen“ Seite und mein Fenster zeigt mir nur Büsche und Bäume.

Ich kaufe mir ein paar Sachen in der zum Motel gehörenden Tankstelle fürs Abendessen. Die Holländer grillen ganz hinten, am Ende der beiden Gebäude, auf der Wiese. Endlich gibt es mal wieder eine Zigarre nach dem Abendessen. Dann gehe ich in mein Zimmer, schiebe das Fenster weit auf und schlafe sofort ein.

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