Donnerstag, 19. Juni 2008

Malibu – Big Sur (282 Meilen)

Nach den obligatorischen Fotos des Sonnenaufgangs lege ich mich ausnahmsweise noch einmal in unsere kuschelige Heia und schlummere noch einmal ein, denn hier ist es zu schön (und auch zu teuer), um einfach so früh wegzufahren.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

Auch heute verschieben wir unser Frühstück und vollziehen es lieber ein paar Meilen weiter, ganz allein, direkt am Uferstrand des Pazifiks. Wir klappen unsere beiden Stühle auf und frühstücken natürlich hier draußen. Ab und zu treibt der Wind ein bißchen Gischt der Brandung durch die Luft zu uns herüber. Die vorbeifahrenden Leute hupen uns manchmal zu, um uns zu sagen, daß sie gerne mit uns tauschen würden - wir wollen aber nicht mit ihnen tauschen. Eine Gruppe Pelikane fliegt in Längs-Formation dicht vor uns am Strand entlang, ein paar kleinere Vögel hinterher, alle wie an einer Kette aufgereiht, dazu die wilde Brandung, also, das ist schon ein Frühstück, wie ich es selten in meinem Leben erlebt habe. Wir können übrigens genau erkennen, daß es sich um Pelikane handelt, denn jeder trägt einen Füller im Schnabel…  

 USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

 

Obwohl wir den ganzen Weg am Pazifik entlang aufgepaßt haben, sehen wir leider den Stellplatz des damals von uns so hochgeschätzten Mr. Rockford nicht; wahrscheinlich stand sein Wohnwagen in Wirklichkeit ganz woanders.

Tipp: Die Abzweigung zum Mulholland Highway kommt vorbei. Den haben wir vor ein paar Jahren ab hier Richtung Los Angeles befahren und diese wunderschöne Straße durch die Berge kann ich jedem Traveller nur bestens empfehlen. Auf dem Weg nach L.A. empfiehlt es sich ganz besonders, diese Straße statt des hier nur noch langweiligen Highway 1 zu nehmen.

Endlich brauchen wir uns nicht mehr so oft die Nase zu schneuzen, die Kleenex-Tücher sind schrecklich dünn und reißen entweder schon beim Aufmachen der Packung, oder beim Rausholen, sonst beim Entfalten oder spätestens beim Reinschneuzen.

Wir müssen durch einen kleinen Tunnel und schon schlägt die Hitze wieder voll zu, weil uns jetzt einige Hügel vom Pazifik abschirmen.

Hinter Santa Maria denken wir an Ernst und Elisabeth, die hier von einem verrückten Autofahrer auf ihrer Harley einfach so und völlig unnötig umgefahren worden sind. Aber zum Glück geht es beiden wieder gut. Wir durchqueren hier endlos lange Gemüseanbauflächen.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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An San Louis Obisbo geht es vorbei, an Morro Bay mit dem berühmten Morro Rock, und sind wieder an dem von uns beiden so sehr geliebten Pazifik. Direkt unterhalb von Hearst Castle halten wir an einem der Aussichtspunkte, um die dort herumliegenden See-Lions zu beobachten. Sie aalen sich auf dem Strand, noch dichter als Ölsardinen zusammengepreßt und dazu auch noch teilweise aufeinanderliegend. Manche bewerfen sich ab und zu unbeholfen mit Sand, andere machen sich etwas breit, um etwas mehr Luft zum Atmen zu haben, der eine oder andere reißt einfach so sein Maul auf, es ist immer Bewegung in der Gruppe, also hier könnte ich stundenlang bleiben und zusehen.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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Aber wir müssen weiter, es wird schon wieder Nachmittag, und das schönste Stück des Highway No. 1 liegt noch vor uns. Wir haben ihn schon zweimal in südlicher Richtung befahren, und diese Richtung kann ich auch „als richtig“ empfehlen. Heute fahren wir ausnahmsweise mal in nördlicher Richtung, also auf der dem Meer abgewandten Seite. Mit unserem breiten Dampfer ist es anfangs nicht ganz einfach, denn hier sind fast nur unbeholfene Touristen unterwegs, die mit ihren Leihwagen natürlich nicht richtig umgehen können, die die zahllosen Kurven schneiden, oder die in den Kurven zu weit auf unsere Spur kommen. Der Klügere gibt nach, also muß ich gelegentlich in den Kurven bis zum äußerst rechten Rand der Straße (und manchmal noch weiter) ausweichen. Dazu fahren wir auch noch gegen die tiefstehende Sonne mit entsprechender starker Blendung. Aber auf alles das kann ich keine Rücksicht nehmen und bleibe auf dem Gas.

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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Alles geht gut, es gibt keine Probleme, nur, daß sämtliche Campingplätze voll sind. Der eine oder andere ist auch noch zusätzlich für Autos unserer Länge gesperrt. Aber das ficht uns (noch) nicht an, erst einmal erfreuen wir uns an der einzigartigen Landschaft mit ihren wunderschönen Ausblicken. Auch die Redwood-Bäume sind später wieder da. Und natürlich unzählige Eichen- und Nadelbäume.

 

Busted flat in Baton Rouge, waiting for a train
And I's feeling nearly as faded as my jeans.
Bobby thumbed a diesel down just before it rained,
It rode us all the way to New Orleans...

Janice Joplin singt auf einer unserer CDs „Me and Bobby Macgee“ und diese Musik und ganz besonders die rauhe Stimme von Janice paßt ganz hervorragend zu dieser schroffen Küstenlandschaft, die uns beide immer wieder aufs Neue so sehr fasziniert.

Tipp: Achtung, rechtzeitig tanken, hier gibt es nur eine einzige Tankstelle auf 120 km.

Ich bleibe erst einmal gelassen, denn ich hoffe noch auf Big Sur, unserem Lieblingsort an der gesamten Pazifik-Küste, hier habe ich von unserer letzten Reise noch ein oder zwei Campingplätze in Erinnerung.

 

USA 2008 mit dem Wohnmobil

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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Bisher war ich mir nie sicher, wie Big Sur korrekt ausgesprochen wird. Ein Einheimischer erklärt uns an einem der Aussichtspunkte, daß es sich um eine ursprünglich spanische Bezeichnung für „Großer Süden“ (el sur grande) handelt. Deshalb wird es Big Suuhr ausgesprochen. (Und auf gar keinen Fall Big Söör! Dadurch, daß viele Leute es so falsch aussprechen, wird es nicht richtiger.) Übrigens: Henry Miller hat hier lange mit einem Freund und bis zu seinem Tod gelebt.

J. Doll schreibt hierzu auf seiner im übrigen ebenso bemerkenswerten wie informativen USA-Info-Seite www.kalifornien-tour.de:

„Big Sur ist da, wo sich Berge und Pazifik zu einem dramatischen Rendezvous treffen. Hier ist die schönste Begegnung von Land und See, die es auf der Erde gibt.“ Diese zwei Sätze schrieb der Schriftsteller Robert Louis Stevenson, der hier Anregungen für sein Buch "Die Schatzinsel" fand.  (Und dem ich ja seit meiner Frankreich-Wanderung sehr verbunden bin; W.R.V.)

In den zwanziger und dreißiger Jahren wurde hier die Straße mit Dynamit aus den Felsen der Santa Lucia Mountains gesprengt. Teile des Highway No. 1 wurden 18 Jahre lang von Strafgefangenen gebaut. Für zwei Tage dieser Knochenarbeit wurde den Sträflingen ein Tag ihrer Haft erlassen. Der Highway an der Big Sur Coast war ab 1937 durchgehend befahrbar.

Wer die Stadt Big Sur entlang des Highway No. 1 sucht, der sucht sie im übrigen vergebens. Denn Big Sur ist kein "richtiger" Ort, sondern eine Ansammlung versteckter Häuser und einiger Lodges. Daß diese Gegend überhaupt bewohnt ist, erkennt man nur an den Briefkästen entlang des Highway“. 

Der eine der beiden Campingplätze ist natürlich auch schon längst voll, und der andere für unser langes Auto ungeeignet. Was machen? Ich fahre einfach ein, zwei Meilen zurück zu einem Parkplatz mit Rangerstation („Big Sur Station“), auf dem die Leute ihre Autos abstellen können, um von dort aus Wanderungen unternehmen zu können. Ein paar Autos stehen hier ganz einsam und allein herum und fahren nachts auch nicht mehr weg. Hier, unter vielen Redwood-Bäumen, schlagen wir unser Nachtlager auf, auch wenn Übernachtungen hier auf dem Platz ausdrücklich verboten sind. Wir haben ein ungutes Gefühl und essen ganz leise und vorsichtig im „Windschatten“ unseres WoMos, dann noch ganz vorsichtig schnell die abendliche Zigarre, immer in Gefahr, daß ein strenger Ranger kommt und Ärger macht oder uns zumindest vertreibt, und wo sollen wir dann in der Nacht hin??

Ich will es kurz machen, alles geht gut, niemand pocht in der Nacht ans Auto, wir können durchschlafen.  

USA 2008 mit dem Wohnmobil

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