Mittwoch,
18. Juni 2008
Wir
fahren noch ein kleines Stück südlich, immer noch am Colorado entlang.
Über den Parker Dam dürfen
nur Pkws und Motorräder, wir also diesmal nicht, also fahren wir noch
einige Meilen am Fluß entlang bis zur „Stadt“ Parker
und tanken schnell noch mal nach, weil das Benzin in California bestimmt
wieder teurer sein wird. Hier dürfen wir auch endlich über die Brücke
und sind sofort im guten alten California, das uns gleich mit zahllosen
Dips empfängt. Nach ein paar Meilen gibt es eine Kontrollstation:
California Natural Inspection Station. Jedes Fahrzeug wird gestoppt. Wir
werden gefragt, ob wir Lebensmittel, Pflanzen oder Tiere aus Arizona bei
uns haben, eine Kontrolle findet aber nicht statt. Hier suchen wir uns
auch einen Parkplatz zum Frühstücken. Ein Wunder, Ingrid konnte
gestern wenigstens Pumpernickel, Knäckebrot und Briekäse besorgen. Dann
geht es wieder endlos durch die Wüste weiter, stur geradeaus, immer
Richtung Westen, um uns herum nur noch Sandwüste mit kleinen
Buschpflanzen. Die Straße ist wieder besonders holprig: Unser Navi
tanzt wie schon so oft Samba und vibriert immer wieder langsam von mir
weg zur Frontscheibe; es klappert wieder heftig überall im Auto, das
Armaturenbrett quietscht und zwitschert und
wie immer droht der TV damit, sein kurzes Leben durch Selbstmord
auslöschen zu wollen. Derweil übt unser Radio mit uns Rechenaufgaben,
z.B. Eins und eins ist eins! Man lernt eben jeden Tag hinzu. Don't need nobody just
me and you. Like the way you walk Like the things you do Got no confusion with
you by my side And when It's time to go
I'm satisfied. Oh one and one is one Oh one and one is one... Nach
endlosen langweiligen 80 Kilometern biegen wir rechts ab und fahren
Richtung Twenty Nine Palms.
Hier kann ich Ingrid zeigen, wo ich damals, als ich mich für einen
halben Tag von unserer Motorradgruppe abgenabelt hatte und zum ersten
Mal ganz allein in den USA unterwegs war, in der Wüste von Wassermassen
auf der Straße eingeschlossen worden war und nur durch Gottes Hilfe,
der mir ein paar freundliche Bauarbeiter mit passendem Equipment
vorbeigeschickt hatte, gerettet worden war. (Näheres in meinem
Reisebericht „2005 – Yellowstone wir kommen“.) Heute
ist die Straße trocken und wir können in Twenty Nine Palms links zum Joshua
Tree N.P. abbiegen. Auch hier sparen wir schon wieder 12 $ Eintritt.
(Inzwischen haben wir so auf dieser Reise schon reichlich Dollars
gespart, gegenüber der Investition von 80 $ und noch ein paar damit
ersparten Eintritten im letzten Jahr.) Der
Joshua Tree National Park ist auf jeden Fall sehr eindrucksvoll mit
seinen vielen gewaltigen runden Granitfelsen, die wohl von Riesen
hergerollt und hier überall angehäuft worden sind. Danach fahren wir
wieder durch Dschungel voller Joshua-Bäume, die immer noch alle ihre
Arme flehentlich nach oben recken und deshalb so heißen.
Aber,
schnell, schnell, keine Zeit, wir müssen weiter, Ingrid kann es schon
nicht mehr hören. In der Nähe von Palm
Springs durchqueren wir das schon bekannte Meer von Windrädern in
vielerlei Größen, die meisten sind rührig und drehfreudig an der
Arbeit. Ab
hier fahren wir auf der Interstate I 10 bis zum Pazifik. Alles hier ist
„Großraum Los Angeles“, die Autobahn wird immer mal wieder breiter,
oft sind es acht und zehn Spuren, allein in unserer Richtung, es ist wie
ein Moloch, unheimlich viel Verkehr, aber wir haben erhebliches Glück,
kein Stau, nur ab und zu wird es etwas zähflüssig. Es ist halt gut, daß
alle Fahrzeuge, egal ob Auto oder Lkw, stets die gleiche Geschwindigkeit
fahren. Auf der Gegenseite gibt es ein paar Baustellen, deshalb ist dort
öfters Stau, bestimmt 100 km lang. Ständig kreuzen wir andere
Autobahnen, aber unser Navi zeigt uns brav den Weg durch dieses
schreckliche Geflecht unzähliger Schnellstraßen. Wie
ständig auf unserer Reise, so sehen wir auch hier wieder oft
Reifenteile auf der Straße herumliegen, um die sich nie jemand zu kümmern
scheint. Irgendwann auf dieser Tour war übrigens der Reifen eines
vorausfahrenden Pkws mit lautem Knall geplatzt, ich konnte mit unserem
schweren Dampfer gerade noch ausweichen. Sorge hatte ich immer, daß uns
auch einmal so etwas passiert, und wie ich Roadbear einschätze, hätten
wir auch noch für erhebliche Kosten aufkommen müssen. Ganz abgesehen
vom Zeitverlust, da wir den Reifen nicht selbst wechseln sollten. Aber
wir haben Glück gehabt. (Wir haben solche Reifenpannen übrigens schon
öfter näher miterlebt: 2002 ist bei der GoldWing von C.G. der
Hinterreifen geplatzt und ein paar Jahre später ein Reifen am Anhänger
eines fremden Autos direkt vor unserer Motorrad-Gruppe…) Ganz
zum Schluß fahren wir an Downtown L.A. mit vielen eindrucksvollen Hochhäusern
vorbei, die in der noch heißen Nachmittagssonne um die Wette glitzern.
Und jetzt erfolgt wieder der Temperatursturz um ca. 20 °C, denn mit
einem Schlag sind wir in Santa
Monica am Pazifik. Richtig kühl ist es hier auf dem berühmten Highway
1, der uns nun in Richtung Norden führt. Nach
ein paar Meilen kommt endlich, schon wieder gerade im richtigen Moment,
ein RV-Platz für die nächste Nacht: in Malibu,
hundert Meter über der Küste: Malibu Beach RV Park. Es ist gegen 18
Uhr und somit reichlich Zeit, endlich Feierabend zu machen. Wir fragen
an der Registration nach einem schönen Stellplatz mit Aussicht und
haben Glück, wir bekommen, wie sich herausstellt, den schönsten Platz
vorne an der Kante, direkt an einer Ecke, also mit Aussicht in zwei
Richtungen. Ich mogle dann zwar noch etwas, da es hier vier leere Plätze
nebeneinander gibt, natürlich nehme ich mir den besten, aber das darf
ich auch, denn wir müssen reichliche 75 $ bezahlen. Jeder Stellplatz
hat einen anderen Preis, und so haben wir hier den wahrscheinlich
allerbesten und bestimmt auch teuersten Platz bekommen. Wir haben
weiterhin Glück, denn niemand macht uns unseren „irrtümlich“
falschen Stellplatz streitig. Etwas weiter entfernt spielen Delphine im
Meer. Der
Sonnenuntergang mit spektakulärem Dunst in nördlicher Richtung und der
aufgehende und sich im Meer spiegelnde (fast) Vollmond sind wunderschön.
In der frühen Nacht wird die Luft am Meer wieder glasklar und wir haben
eine herrliche Aussicht auf die Brandung unter uns und auf Malibu.
Leider sehen das auch einige andere Leute so und kommen ständig zu
unserer Bank und nerven etwas, aber wir sind ja großzügig… Tipp:
Gut, daß die beiden blauen Decken aus dem Flugzeug auf für uns unerklärliche
Weise in unser Gepäck geraten sind. Sie haben uns auf dieser Reise
schon oft gute Dienste erwiesen, (z.B. auch als Sitzkissen), auch heute
abend wieder, denn es wird reichlich kühl und so können wir uns, draußen
sitzend, schön in die Decken kuscheln. Ich empfehle daher zukünftigen
Wohnmobilisten, auch ein, zwei Decken von
zu Hause! mitzunehmen. |
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