Montag, 15. November 2010
Twentynine Palms, CA – Hesperia, CA
(189 Meilen )

 

Meine Dusche ist riesig und reichte eigentlich für zwei, drei zusätzliche Gespielinnen, gerne bliebe ich noch länger drunter, notfalls auch alleine, ich möchte gar nicht mit dem Duschen aufhören. Dazu gibt es dann ein gepflegtes Hot Breakfast. Ich bin froh und glücklich, hier abgestiegen zu sein und nicht, wie sonst gerne, gespart zu haben.

Von Twentynine Palms aus kann man auf kurzem Weg in den Joshua Tree National Park reinfahren. Leider ist der Eintritt erneut vergleichsweise teuer, fünfzehn Dollar, egal wie viel Leute im Auto sitzen. Aber die bezahle ich ausnahmsweise mal gerne, der Park und die Eintrittsgebühr lohnen sich immer wieder, obwohl ich hier schon mindestens vier, fünfmal drin war. (Der Joshua ist einer meiner Lieblingsparks, klein und übersichtlich, trotzdem vielfältig, hier fühle ich mich schon fast wie zu Hause.) Es ist zwar wie immer sonnig, aber kalt und windig hier oben. Ich habe sogar Sorge, daß der Wind das Stativ mit der Kamera umwerfen könnte. Die Felsen liegen seit meinem letzten Besuch unverändert herum.

 

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

USA Reise November 2010

 

Ich finde heute immer wieder Stellen, wo ich noch nicht war, auch Stellen, wo ich schon oft war und trotzdem jedes Mal wieder hin will, z.B. die Jumbo Rocks, diese Felsen muß ich einfach bei jedem Besuch im Park sehen und besonders meinen steinernen Freund, den kleinen Elefanten, streicheln. (Ein Verrückter muß den Platz entweihen und ausgerechnet hier sein Zelt davor aufstellen. Dabei gibt es millionenfach bessere Plätze dafür.)

 

USA Reise November 2010

 

Vor dreizehn Monaten lag ich noch, vom blöden GBS gelähmt, im Krankenhaus und jetzt laufe ich hier herum, als wäre nie etwas gewesen. Mein Leben schien (fast) am Ende. Ist das nicht ein Wunder? Ich bin immer wieder froh und dankbar darüber und würde am liebsten lauthals jubilieren – aber ich darf die Tiere hier im Park nicht so schlimm erschrecken.

Joshua Tree National Park

Heute kann ich auch endlich mal die staubigen Seitenwege im Park befahren. Ich bedaure, eine weithin sichtbare und so deutliche Staubwolke hinter mir herzuziehen…

 

USA Reise November 2010

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Am Barker Dam Nature Trail stelle ich den Wagen ab und mache mit großem Vergnügen die hier angebotene Exkursion. Es sind ja nur anderthalb Meilen, die sich aber unbedingt lohnen. Es gibt eine kleine sechzig Jahre alte Staumauer früherer Rancher und noch ältere (offenbar nicht mehr originale) Petroglyphen (Felszeichnungen) zu besichtigen. Ein paar besonders zutrauliche Tiere wagen sich ganz in meine Nähe, darunter ein Pocket Gopher (Erdhörnchen) und eine Art Salamander.

 

USA Reise November 2010

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Dieser wunderschöne Tag im Park läßt mich alles Mißbehagen über lächerliche Polizeikontrollen und eintönig-gerade Straßen vergessen.

Mittags geht es dann weiter auf der 247 durch die Steppe und dann links ab auf meine Lieblingsstraße: Die 18 führt an der Mitsubishi Cement Corporation, einer riesigen Zementfabrik vorbei, schwingt sich steil bis auf 7.000 feet ins Gebirge rauf und führt dann am romantischen Big Bear Lake entlang.

 

USA Reise November 2010

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Ich muß mich entscheiden, links oder rechts um den See zu gondeln. Linksrum kenne ich, deshalb fahre ich rechtsrum und wähle damit ausnahmsweise mal den richtigen Weg. Warum? Am Ende des Sees wird eine neue Straße über die Staumauer gebaut und ich hätte an der Baustelle bis zu einer halben Stunde warten müssen.

 

USA Reise November 2010

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Diese Wartezeit bleibt mir also erspart und ich sause weiter. Neue Abgründe tun sich mal wieder vor mir auf; die 18 heißt hier deshalb „Rim of the World“ und bietet eine grandiose Aussicht die steilen Berge hinunter ins San Bernardino Valley. Bestimmt ist sie weltweit einmalig. Auch diese Straße ist bestens asphaltiert und hat keinerlei Ausbesserungen oder Flickereien. Der Mustang gleitet darüber wie auf Schienen. Enge Kurven sind außen oft überhöht und man kann sie deshalb mit wahnwitziger Geschwindigkeit nehmen ohne rauszufliegen. Viele schöne Aussichtspunkte ergänzen den guten Eindruck, den diese Straße bei mir immer wieder hinterläßt. Ich bin der König der Welt, nein, besser, viel besser, „I’m the Master of the Universe“!

 

USA Reise November 2010

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Ab Crestline ist es jetzt die 138, die mit einer interessanten Straßenführung zwischen hohen Kiefern, fast schon kleinen Redwoods, durchführt, später am Silverwood-Lake vorbeigeht und dann noch einmal herrlich enge Kurven bietet.

 

USA Reise November 2010

 

Die Schule ist aus und viele gelbe Schulbusse wuseln hier herum. Ich habe Glück, sie biegen alle schnell wieder ab und behindern mich nicht. Sie schwirren überall im Land herum, ich habe wieder unzählige von ihnen gesehen, viele werden übrigens von Frauen gesteuert. Sie fahren jeden Tag ein paar hundert Meilen, um die Kinder einzusammeln und dann noch einmal so viel, um sie wieder nach Hause zu bringen. Es muß ein Riesengeschäft sein, diese Busse herzustellen. (Nebenbei: Und die Autos für die Border Police, davon muß es zigtausende geben.)

Ich muß dann für zwanzig Meilen rechts auf die sehr lebhafte I 15 abbiegen und bin kurze Zeit darauf in Hesperia. Hier kenne ich vom letzten Mal ein schönes großes Motel, es ist auch noch da, doch ich werde tief enttäuscht, es wurde zwischenzeitlich von der Firma Motel 6 aufgefressen und entsprechend umbenannt. Immerhin: Mit 51 $ ist es deutlich günstiger als früher. Mein Fenster läßt sich öffnen. Das damals so angenehme und freudespendende Restaurant im Haus steht leer; es sieht mich mit toten Augen traurig an und wird wohl noch lange vergeblich auf den Kuß des Prinzen warten müssen, der es endlich wieder aufweckt.  Deshalb muß ich gegenüber bei den Farmers Boys essen gehen, es gibt Fish and Chips.

Im Fernsehen sehe ich mir vier aktuelle aufeinanderfolgende Episoden der Orange Choppers an; sie ziehen sich ganz schön lang hin, vier Minuten Sendung werden regelmäßig von vier Minuten Werbung unterbrochen, da braucht man reichlich Geduld und Ausdauer. Und Wertschätzung für Paul Sr., Paulie, Mikey und die anderen Mitstreiter. Aber die habe ich ja.

Orange County Choppers – Wikipedia

Um zwölf gehe ich schlafen.

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