Montag,
16. Juni 2008 Die
Nacht ist sehr heiß und ich muß sogar die große (und laute)
Klimaanlage einschalten. Beim Aufstehen morgens sehe ich nebenan, daß
„richtig große“ Wohnmobile sogar eigene Wasserfilter dabeihaben.
Das angebotene Wasser auf den Campingplätzen soll nicht allzu gut sein,
manche Wohnmobil-Reisende verwenden aus Angst sogar zum Zähneputzen
Plastikwasser. Gut, daß ich damit keine Probleme habe und hatte. Wir
sind wieder auf der US 89 Richtung Flagstaff
und biegen unterwegs links zum Sunset
Crater Volcano N.M. ab. Der Eintritt, mal wieder 10 $ pro Auto,
bleibt uns erneut erspart. Der Umweg lohnt nicht, denn ohne große
Wanderung, einen steilen Berg hinauf, sieht man nicht viel. Obwohl, wer
Spaß daran hat, kann immerhin in erstarrten schwarzen Lavafeldern
herumklettern – und natürlich wandern. Nach
30 Meilen, am Wupatki N.M.,
einer Indianerausgrabung, an
der wir ein paar Archäologen herumbuddeln sehen, machen wir einen
kurzen Stopp, wenden, und fahren den gleichen Weg zurück und nach
Flagstaff hinein, wo mal wieder getankt werden muß. Ich
soll meinem Freund ein Apple iTouch mitbringen, es kostet hier nur 499
$, während es bei uns fast den gleichen Betrag in Euro kostet. Deshalb
fahren wir ein „Sam’s“ an, das ich im TomTom-Navi herausgesucht
habe, aber wir finden es am angegebenen Standort leider nicht. Beim
Wenden geht ein Trinkglas kaputt - unser einziger Schaden auf der Tour -
und Ingrids Arm, als sie hinten nachsieht und das Auto gerade wegen
einer winzig kleinen Bodenwelle gefährlich schwankt. Eigentlich
wollten wir hier in Flagstaff in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken, aber
nach dem gerade erlebten Malheur suche ich uns lieber den kürzesten Weg
aus der Stadt hinaus. Unterwegs werde ich kurz stutzig, das Navi hat ja
eben schon einmal gesponnen, und weil es sonst nichts gibt, halte ich
einfach in der Mitte der Straße auf einer schraffierten Fläche an, um
schnell mal auf der Karte nachzusehen. Natürlich muß gerade in diesem
Moment ein Highway Patrol-Polizeiauto vorbeikommen. Erst denke ich ja,
wir haben Glück, er fährt einfach weiter, aber er stoppt dann doch
noch, also fahre ich schnell weiter, natürlich in die falsche
Autobahneinfahrt, aber der Bulle ist weg, und so wende ich in der
Auffahrt einfach unser langes Schiff; ich muß sogar noch zurücksetzen,
es ist aber nicht schlimm, in den USA ist halt meistens sehr wenig
Verkehr, das wäre bei uns natürlich nicht möglich gewesen. Wir
müssen ca. 60 km westlich auf der Interstate I 40 fahren, bis wir
endlich wieder abbiegen können, nach Ash
Fork, einem kleinen verschlafenen Dörfchen, früher an der Route 66, jetzt ist hier nur noch ein winziges Fragment dieser früheren
Traumstaße. Wir sehen uns dort ein uninteressantes Museum an und müssen
dann noch ein paar weitere Meilen auf der Autobahn zurücklegen, um dann
endlich nach Seligman
abbiegen zu können. Hier beginnt (oder endet) das einzig erhaltene
relativ kurze Stück der früheren großen Route 66 zwischen Chicago und
Los Angeles und heißt hier deshalb auch „Historic
Route 66“. Wir waren ja schon zweimal hier, alles ist unverändert,
der große Laden mit dem berühmten Friseurgeschäft von Angel
Delgadillo im „Route 66 Giftshop“ und die paar anderen Geschäfte
gleicher Art nebenan. Das
Snowmobile steht immer noch herum, jetzt fährt es wahrscheinlich gar
nicht mehr, vor ein paar Jahren sind ein paar unserer Gruppe noch eine
Runde damit gefahren. Es ist auch hier heiß, deshalb machen wir uns
nach einer Tasse Kaffee auch bald wieder auf den Weg, auf die Route 66.
Dabei
ist die „66“ auch hier meistens nicht mehr original, denn sie ist
inzwischen im Lauf der Jahrzehnte mehrmals verbreitert und begradigt
worden. Ich muß sagen, mich zieht es nicht hier hin. Der Mythos um die
Route 66 ist mir persönlich genauso unverständlich wie der um die
Harleys. Immer
noch bläst uns heftiger Gegenwind entgegen, das Lenkrad steht schon
wieder extrem schief, die nächste Tankstelle wird sich bestimmt freuen,
wir haben auch viel zu wenig PS; die Lenkung selbst ist auch mies. Aus
dem CD-Player ruft uns Steppenwolf zu: „Born to Be Wild…“ - und
wir müssen hier in diesem langweiligen Wohnmobil sitzen. Get your motor runnin' Immer
noch, wie fast die ganzen Tage, sind unsere Nasen ständig total
ausgetrocknet, weil die Luft so extrem trocken ist. Die Tempos kommen
hier von Kleenex und sind so dünn, daß man wahrscheinlich durch sie
hindurch die Tageszeitung noch lesen könnte. Tipp:
Es schadet bestimmt nicht, viele Packungen deutscher Tempotücher
mitzubringen - und ein geeignetes Nasenspray, um die Nase öfters zu
befeuchten. Immer
wieder döse ich ein, aber wir haben keine Zeit auszuruhen, müssen
endlich unseren Campingplatz für heute abend finden. Erneut haben wir
Glück, es gibt einen, in der Nähe von Hackberry,
zwanzig Meilen vor Kingman und er hat den romantischen Namen Valle Vista
RV-Park. Hier übernachten wohl nur selten Touristen, die paar alten
Motorhomes, die hier stehen, bleiben hier wahrscheinlich für immer
stehen - Endstation. Die Menschen darin sind offensichtlich
ausgemustert, werden nicht mehr benötigt, unbrauchbar im heutigen
modernen Leben, das nur noch junge Menschen in den Arbeitsprozeß
aufnimmt, das ist hier in Amerika nicht anders als bei uns. Hier
gibt es nur Trostlosigkeit, der Preis ist entsprechend niedrig, nur 25 $
die Nacht. Aber trotzdem mit Strom und Wasser und allem. Wind gibt es
auch genug, wer soll ihn hier in der Wüste auch aufhalten, wo es nur
ein paar Büsche gibt.
Wir
gehen nach dem Abendessen gleich schlafen, die Tristesse macht uns müde.
Die Eisenbahnlinie ist nur ein paar hundert Meter entfernt, nachts höre
ich ab und zu einen der Züge vorbeifahren.
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