Provo – Pinedale Endlich
Alkohol, ein Follow Me und ein alter Bekannter. Nette Harley-Leute,
gibt’s die überhaupt? Mannomann, heute
morgen ist es aber saukalt. Nach einem heute besonders mickrigen
Continental Breakfast geht es rasch los. Ausgerechnet heute fährt
Harald viel schneller als gewohnt und es ist lausig kalt. Besonders
Ingrid hinten drauf friert. Da wir ja schon seit der California-Grenze
ohne Helm fahren, stopfe ich mir lieber ein bisschen Tempotuch in die
Ohren. Ohrenschmerzen will ich jetzt wirklich nicht kriegen. Nach 30
Meilen biegt Harald endlich an einen hübschen See ab. Glasklares
spiegelglattes Wasser. Hier kann ich mit Hilfe des Selbstauslösers
endlich mal ein Foto unserer gesamten Gruppe machen. Eigentlich hätten
wir mal wieder Eintritt am Kassenhäuschen bezahlen müssen; die
Kassiererin guckt schon ganz komisch zu uns rüber. Deswegen machen wir
uns rasch wieder auf die Socken und fahren leise pfeifend und unschuldig
aus der Wäsche guckend wieder an ihr vorbei auf die Straße. Hansemann,
Peppi, Andy, Harald, Ingrid, Wilf, Theo, Edith, Bald fängt schon wieder Wald mit grünen Bäumen an und wir freuen uns darüber, weil die endlosen Steinwüsten doch recht langweilig sind. Eine Gruppe Waschbären flitzt vor uns über die Straße; einer wird leider erwischt und haucht sein kurzes Leben aus. Die Straße steigt nun ständig leicht an. Oben auf der Passhöhe viele kleine Seen. Da Harry auf dieser Tour auch selbst Fotos macht, halten wir kurz an. So auch hier. Schöner See mit klarem Wasser Und dann geht es wieder abwärts, die Bäume hören auf, Steppe beginnt wieder. Eine längere Baustelle mit Schotterpiste. Wir können ganz flott drüberfahren. Dann kommt die Grenze nach Wyoming. Klare reine Luft gibts auch hier oben Ganz kurz hinter der Grenze kommen wir durch Evanston und sehen schon von weitem einen einladenden Liquor-Shop mit großem Parkplatz. Harald besorgt endlich den von ihm langersehnten Jack Daniels. Paradies für Schluckspechte Weil wir nicht wissen, ob hier Helmpflicht besteht, setzen wir
lieber mal unsere Helme auf ihre Bestimmungsplätze. Eine kurze Rast an
einem ganz kleinen Supermarkt: Auch hier weiß man nichts über die
Helmpflicht. Ich hab doch immer sooo einen Hunger Da wir immer noch
120 Meilen vor uns haben, geht es rasch weiter. An jeder Kreuzung stehen
nun Schranken, die bei Schneeverwehungen runtergelassen werden können.
Dazu passen auch die vielen Meilen links und rechts entlang der Straße
stehenden Gatter gegen Schneeverwehungen. Muss ganz schön unwirtlich
hier im Winter sein. Aber wir haben es mal wieder schön heiß. Wenn nur
nicht immer mehr böiger Seitenwind aufkäme. Der Wind wird immer
unangenehmer. Da freuen wir uns
über einen See. Alle Seen waren bisher glasklar und wunderschön in der
sonst oft eintönigen Landschaft. So auch hier. Der See lächelt uns mit
seiner ganzen Farbenpracht an und lädt uns zum Bade nein, sodass ein
paar von unseren Mädchen sogar ihre Füße in die kalten Fluten baumeln
lassen. Auch hier wieder, wie überall Restrooms. Ganz praktisch und
immer und überall sauber und kostenlos. Da könnten wir Deutschen uns
mal ein Beispiel dran nehmen. Alle Seen sind glasklar...
...aber auch ganz schön kühl Nach einer halben
Stunde Pause müssen wir jetzt aber voranmachen. Leider geht das aber
nicht, denn wir sind in einer Baustelle. Erst mal müssen wir im Stau
vor dem Flagman anhalten und lange warten. Aber der Flagman winkt uns
vor, sodass wir nach der Freigabe losfahren können und nicht den Staub
der Autokolonne einatmen müssen. Aber nicht nur das, die Gegenkolonne
wird von einem Follow Me-Auto angeführt. Das Auto wendet und führt nun
uns durch die acht Meilen lange Baustelle mit Schotterstraße. Die Fahrt
ist etwas schwierig, weil die Piste nicht ganz stabil ist. Aber es geht
alles gut und bald können wir endlich das letzte Stück Straße unter
unsere Räder nehmen. Am späten
Nachmittag treffen wir endlich im Best Western Pinedale Inn ein. Wie
immer dauert es etwas, bis Harald uns eingecheckt hat. Mike sieht sich
schon mal den Innenpool an; er sieht mit seiner grünen Algenschicht
nicht allzu einladend aus. Natürlich gibt es auch hier wieder eine
Treppe ins Obergeschoß, bei der mir Mike aber wieder freundlicherweise
mit dem großen Koffer hilft. Wir folgen dem Follow Me Alle machen sich etwas frisch und dann fahren wir in zwei Partien in ein nahegelegenes Restaurant. Bei Steak und Burgern lassen wir es uns endlich wieder gut gehen. Ein Sänger baut seine Anlage auf. Prima, Livemusik. Country. Er fängt auch bald an. Und sehr schnell meint Andy, dass sie den Sänger vor zwei Jahren im Rubys Inn am Bryce Canyon schon mal gesehen hat. Ich bin ja noch etwas skeptisch und kann mich eigentlich nicht an ihn erinnern. Aber er ist es. Alle freuen sich ob des Wiedersehens. Ein paar von uns erstehen die eine oder andere CD von ihm. Ein alter Bekannter Nach dem Essen
laufen die andern wieder zurück ins Hotel. Nur Harry, Ingrid und ich
schauen uns noch in der Bar um und trinken unseren gewohnten
Schlummertrunk in Form eines Long Island Ice Teas. Dann fahre ich uns
mit dem Auto zurück zum Hotel. Draußen stehen ein paar Harley-Fahrer
und rauchen. Natürlich wird schnell ein Bezingespräch begonnen. Ich
muss mich auf ein paar Harley setzen. Eine soll so teuer wie zwei
GoldWings sein. Dabei sieht sie trotz ihrer längeren Vorderradgabel
eigentlich recht klein und unscheinbar aus. Ich möchte sie noch nicht
mal geschenkt. Sowas ist doch nur da, um ein paar Minuten damit
rumzufahren. Für größere Strecken absolut ungeeignet. Aber es sind
unheimlich freundliche Leute. Einer schenkt mir einen Harley-Atlas, weil
in ihm endlich die Helmpflicht der einzelnen US-Staaten aufgeführt ist.
Natürlich konnten wir hier in Wyoming auch ohne Helm fahren. Also heute
Nachmittag umsonst gequält. Nein
danke, möchte ich noch nicht einmal geschenkt haben. Aber wir haben ja
auch noch den Whisky von heute Nachmittag. Soll er in seiner Flasche
schlecht werden? Nein, wir müssen erst mal nachsehen, ob er noch
trinkbar ist. Unser Zimmer wird daher rasch zur Kneipe. Obwohl ein
Nichtraucherzimmer muss man auch noch rauchen. Ich verabschiede mich
nach einiger Zeit und lege mich in mein Bett. Die beiden andern machen
noch ein, zwei Stündchen weiter. |
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