CHICAGO: Chicago

Endlich taucht die Skyline von Chicago auf. Ganz schön wenig Wolkenkratzer. Hab ich mir mehr vorgestellt. Plötzlich sind wir in der Innenstadt. Baustellen, Ampeln, Fußgänger, enge Fahrspuren. Ganz schön aufregend. Jetzt sind es auf einmal auch viel mehr Hochhäuser und Wolkenkratzer. Polizisten/innen regeln den Verkehr. Unsere Gruppe wird an einer Ampel zerrissen, die vorderen warten. Weiter geht’s. Ohne groß zu suchen sind wir am Hotel. Aber es sind keine Zimmer für uns reserviert! Wir sind etwas genervt, das fängt ja gut an. Aber da kommt Enrico auf einer gelben 1800er um die Ecke gesaust. Er kümmert sich darum und schon ist die Sache geklärt. Die Zimmer sind unter einem anderen Namen reserviert worden. Die Mopeds müssen gegenüber in einem Parkhaus geparkt werden. Ich fürchte, das wird teuer werden. Endlich auf die Zimmer. Ganz schön, 15. Stock, Eckzimmer, Aussicht in zwei Richtungen auf die gegenüberliegenden Hochhäuser, Klimaanlage. Erstmal duschen und umziehen, das tut gut! Der von Ingrid mitgebrachte Föhn geht nicht, lässt sich nicht auf 110 Volt umstellen. Hab ich nicht dran gedacht. Gut, dass ich für meine paar Haare keinen Föhn brauche. Naja, den Adapter brauche ich ja noch für meinen Rasierer.

Unten warten schon alle auf uns. Hunger! Wir laufen durch die Häuserschluchten und über Brücken. Mann, was ist das Wasser grün. Ganz schön hier. Abendstimmung. Die Sonne verschwindet hinter den Hochhäusern. Der Tipp, zu einem Volksfest zu gehen, erweist sich als nicht so gut. Viel zu viel Gedränge, wir brauchen was anderes. Endlich finden wir ein Restaurant. Randolph's. Etwas unterhalb des Gehsteigs, durch die Fenster sehen wir die Beine der Fußgänger. Essen muss bestellt werden. Ganz schön schwierig. Ich habe zum ersten Mal eine amerikanische Speisekarte in der Hand. Dann die Getränke. CG schlägt Pitcher vor: Die großen Kannen, aus denen man sich Bier selbst nachschenken kann. Schmeckt nicht besonders, aber besser, als ich mir vorgestellt habe. Alles isst. Jeder stellt sich kurz vor. Das witzige fällt mir erst hinterher ein, zu spät. Aber wir kennen uns jetzt schon mal ein bisschen besser. CG macht ein kurzes Briefing und erklärt uns einiges, was wir auf der Fahrt beachten müssen. Dann geht's zurück ins Hotel. Ingrid muss noch Wäsche waschen. Fernseher an. 38 Programme. Alle voll mit Werbung. Kein Musiksender. Ich schalte auf QVC, mein Lieblingssender zuhause. Und schlafe ein. Nachts wache ich auf, möchte ein Fenster aufmachen, geht nicht. Klimaanlage ist laut. Schlafe unruhig.

Sonntag, 30.06.2002. Morgens um 6 am aufwachen, wir müssen Fußball gucken, WM-Endspiel. Deutschland-Brasilien. Brasilien gewinnt. Schade. Waschen, anziehen, unten treffen zum Frühstück. Das gibt's nicht im Hotel aber gleich gegenüber. Wir sitzen auf Barhockern rund um eine riesige Theke. Wieder schwer zu bestellen. Ich glaub’, die andern habe alle bessere Sachen ausgewählt. Kaffee gibt's auch, wird ständig nachgefüllt. Eiswasser auch. Enrico bezahlt und auf geht's.

In die Stadt. Wir wollen eine Bootsfahrt machen. Weil das Boot erst um 12 am fährt, gehen wir zu einem in der Nähe liegenden Vergnügungspier. Jana kauft sich ein giftblaues Getränk und zeigt uns ihre blaue Zunge. Weil die Zeit drängt, müssen wir aber schon bald zurück. Heiß! Wir schwitzen. Pünktlich um 12 am geht's los. Chicago River. Mit Reiseführerin. Die schwatzt ununterbrochen, zwei Stunden lang, und erklärt uns die Architektur links und rechts am Fluss. Hochhaus an Hochhaus. Alt und neu. Eigentlich ganz beeindruckend. Ich verstehe ab und zu „Bauhaus". Vor allem, wenn ältere Hochhäuser in der Nähe sind. Könnten wirklich von Gropius und/oder von seinen Schülern sein. Wirklich sehr eindrucksvoll. Das Flusswasser ist immer noch so grün, unwahrscheinlich grün. Zwei gleiche runde Hochhäuser kommen in Sicht. Marina Towers. Die kenne ich. Steve McQueen. Ein Auto fällt hoch oben aus einem Parkdeck ins Wasser. Hier ist's schön. Gefällt mir. Mann, was ist das Wasser grün! Unbeschreiblich grün! Kaffee und kalte Getränke und Kuchen gibt's. Kostenlos. Gefällt mir noch besser. Schade, viel zu schnell sind wir zurück.

Irgend jemand schlägt vor, dass wir uns aufteilen und noch mal auf dem naheliegenden Vergnügungsgelände www.navypier.com  umsehen. Die andern wollen auf den John Hancock-Tower und Aussicht reinziehen. Ingrid und ich entscheiden uns für den Pier. American Life. Jede Menge Verkaufsstände, Essen, Getränke, Eis, Leute, viel zu laute Musik über Lautsprecher. Ausflugsboote. Riesenrad. Riesiger, eiskalter Wintergarten. Wir sehen uns um. Kaufen können wir nichts. Kein Platz im Moped. Wollen auch erst einmal abwarten. Interessant. Heiß. Bestimmt 40 °C. Wir ziehen uns ein sehr teures Eis und Hotdogs rein. Dann geht's langsam zurück. Am Ausgang ist ein großes Wasserspiel. Menschen werden angezogen. Vor allem Kinder. Die haben den größten Spaß daran. Alle werden nass gespritzt, weil niemand weiß, wo das Wasser als nächstes aus dem Boden raus kommt. Wir werden nicht satt, zuzusehen. Uwe und Jana sind auch da. Uwe hat drei kleine Deutschland-Fahnen besorgt. Die wollen wir an den Antennen der Mopeds festmachen.  

Keine Zeit um weiter zuzusehen, wir müssen zurück zum Treffpunkt. Wir essen auf einer Plattform am Flussufer zu Abend. Einiges Essen wird in leeren Sektkübeln serviert. An amerikanisches Essen muss ich mich noch gewöhnen. Es wird dunkel. Irgendwo ist ein Feuerwerk. Dann geht's zurück zum Hotel. Auf dem Weg dorthin steht eine Stretch-Limousine am Straßenrand. Der Fahrer spricht uns an. Es kommt, wie es kommen muss, plötzlich sitzen wir drin. Klimaanlage eiskalt, tiefe Lederpolster, getönte Scheiben, weicher Teppich, CD-Musik, TV, Bar, teure Gläser, Kühlschrank, überall farbig wechselnde Lämpchen. Gar nicht so teuer. Wir machen eine halbe Stunde durch Downtown. Wahnsinn. Obwohl, tagsüber wäre es vielleicht auch nicht schlecht.  

Der Chauffeur setzt uns an einem Wolkenkratzer ab. John Hancock-Tower, eines der höchsten Gebäude der Welt. (www.hancock-observatory.com, sehr interessant und daher überaus empfehlenswert).  Wir wollen rauf. Hunderte Stockwerke, 440 m hoch, 712 Wohnungen, dazu Büros, Ärzte, Läden, Postamt, Einkaufszentrum, Swimmingpool. Mit dem Aufzug geht's in 40 Sekunden rauf. Bei Ingrid brauche ich bis zum 15. Stock geschätzte 60 Sekunden! Ich merke überhaupt nichts. Nur auf den Ohren spüre ich einen leichten Druck. Klare Sicht, meilenweit. Der Ausblick ist überwältigend. Chicago bei Nacht. Wahnsinn. Ich gehe ganz rum und kann mich gar nicht sattsehen. Toll.  

Viel zu schnell müssen wir wieder weiter. Also runter, schnell noch eine Telefonkarte kaufen, die Geschäfte sind teilweise rund um die Uhr auf. Prima! Zum Abschluss einen Absacker in einer Bar, gegenüber dem Hotel. Der Kellner heißt Paul, ist schwul und total blau. CG erzählt uns über sich und seine Bücher. Scheint ein echt cooler Typ zu sein. Hatte ihn mir anders vorgestellt. Seine beiden GoldWing-Bücher habe ich ja schon. Freue mich auf die weitere Zeit mit ihm und den andern. Endlich geht's ins Bett. Ganz schön spät mal wieder, Ingrid schläft schon, 1.00 Uhr am.  

 

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