13. Tag, Freitag, 24. August 2007 

Heimfahrt erster Teil

Heute morgen bei Sonnenaufgang ist es etwas bedeckt, passend zum Abschied. Wieder mache ich gleich die Tür auf, weit auf, und lasse die frische reine Morgenluft hereinströmen. Dazu die absolute Stille und nur Natur, Pflanzen, Büsche, Bäume, um mich herum. Einen zweiten solchen Morgen zu erleben, das lohnt schon allein die ganzen Anstrengungen der Reise. Im Nachhinein weiß ich jetzt, daß ich diese zwei Morgen zu den schönsten in meinem Leben zählen kann.

Ich mache es kurz mit dem Abschied, Yvonne und Serge und die Gäste waren lieb und nett. Es hat sich wirklich gelohnt, hier noch einmal herzukommen.

Die Serpentinen sind beim Runterfahren nicht einfacher, ich fahre sehr langsam und habe Glück, es kommt mir niemand entgegen. Vor allem der Briefträger und „der alte Mann“ halten grundsätzlich niemals an, sodaß man selbst dadurch ganz schön in Schwierigkeiten kommen kann.

Ich möchte mir noch eine Burg hier ganz in der Nähe ansehen, ich habe sie oft von ferne gesehen: Chateau de Portes. Aber die Besichtigung von außen reicht mir für heute, ich will noch nach Millau, die höchste Brücke Europas oder der Welt ansehen: http://de.wikipedia.org/wiki/Viaduc_de_Millau

Und dann durch die Tarn-Schlucht in Richtung Lyon. Das schaffe ich aber leider nicht, der Weg wäre zu weit, es würde alles zu lang dauern, hetzen lassen möchte ich mich nun wirklich nicht, dafür bin ich viel zu ausgeglichen, deshalb ändere ich ganz einfach meinen Plan und gebe im Navi mein neues Ziel „Lyon, über kleine Straßen“ ein.

Der Esel, der Hund und ich

  Die Straße wird dann auch klein, eng und steil, sehr eng und sehr steil, sehr kurvig, sehr schmal, genau nach meinem Geschmack. „Man“ wirft mir ja öfters vor, im Urlaub stets solche Straßen zu suchen, hier kann ich aber nichts dafür, Schuld hat allein das Navi. Es geht über einen Paß, bestimmt über tausend Meter hoch, zum Glück kommen mir nur anfangs, noch ganz unten, zwei, drei Autos entgegen, und dann bin und bleibe ich ganz alleine auf der Straße. Schön, ich liebe diese kleinen abenteuerlichen Straßen und das Risiko auf ihnen.

Der Esel, der Hund und ich  

Ja, und dann führt ein Viadukt übers Loire-Tal. Loire? Hier? Ja, stimmt, hier in diesen Bergen entspringt sie, ist aber noch ganz schön schmal, so tief unter mir.

Der Esel, der Hund und ich  

Trotzdem, keine Zeit, um irgendwo lange zu verweilen. Ich komme noch durch ein paar Orte, die Stationen auf meinem Stevenson-Trail gewesen wären, auch durch den Startort Le Monastier. Hierhin hätte mich Christian Brochier übrigens mit dem Esel gebracht und uns am Zielort Saint-Jean-du-Gard dann wieder abgeholt.

Ich muß mich dranhalten, will heute noch bis hinter Lyon kommen. Aber ich bleibe auf den kleinen Straßen, die großen machen keinen Spaß. So bleibt die Landschaft rauh aber schön, es kommen noch ein paar kleinere Pässe, Straßen ohne viel Autos, eine karge Gegend mit vielen winzig kleinen Dörfchen, arm, sehr arm, geradezu hoffnungslos in ihrer Armut, die Leute tun mir leid, viele Häuser trostlos und häßlich und laut nach dringendsten Reparaturen rufend. Schade, sündhaft teure Atom-U-Boote leistet man sich in Frankreich, aber für die Menschen hier wird nichts getan. Aber das ist ja nichts Neues. Das ist ja auf der ganzen Welt so.

In Yssingeaux komme ich wieder auf die Autobahn, tanke vorher noch an einer dieser praktischen 24/24 Tankstellen. Das sind automatische Tankstellen, ohne jedes Personal, eigentlich ähnlich wie in den USA, man schiebt die ec-Karte ein, wählt die Benzinsorte und tankt. Dadurch ist hier das Benzin oft bis zu zehn Cent billiger. Müßte es bei uns auch geben. Dann könnte ich mir diesen blöden labyrinthmäßigen Lauf durch die Regale unserer Tankstellen bis zur Kasse sparen, denn ich kaufe dort grundsätzlich nichts außer Benzin.

Obwohl Freitag-Nachmittag und Rush-hour-time, ich komme prima um Lyon drumrum, kein Stau, kein Stress, kein Nichts, es ist ganz einfach. Ich übernachte erneut kurz hinter Bourg-en-Bresse in einem Hotel, ganz in der Nähe des Hotels auf der Herfahrt.

Zum Abendessen bestelle ich mir eines der berühmten Bresse-Hühnchen. Vorher einen Blattsalat und hinterher ein Stück Obstkuchen und natürlich Käse und Espresso. Na ja, ich muß das nicht noch einmal haben, da habe ich wirklich schon bessere Hähnchen gegessen! Mein Zimmer ist schön, ich bin zurück in der Zivilisation: Ein komplettes Bad, endlich wieder mit allem Drum und Dran, Handtücher, Kosmetiktücher, sogar ein Bidet, Fernseher, Aussicht ins Grüne, und die Hauptsache: Ein breites weiches Bett.

 

vorige StationZurück Vornächste Station
Reise 2007 Übersicht