Angkor
Wat Ich
fahre raus ins Land und komme schließlich an die Grenze nach Kambodscha.
Warum? Ich will mir Angkor Wat ansehen. Einfach Rüberfahren geht nicht.
Außer zwei, drei großen schweren Lkws sehe ich keine Autos die Grenze
passieren. Das war an den Grenzen nach Myanmar und nach Laos rüber ganz
anders, lebhafter Autoverkehr in beiden Richtungen. (Ich habe auch nie ein
kambodschanisches Nummernschild in Thailand oder ein thailändisches in
Kambodscha gesehen. Aber die beiden Länder sollen sowieso noch ungelöste
„Probleme“ untereinander haben.)
Man
stellt hier also sein Auto auf einem Parkplatz ab und wird mit einem
Motorrad-Taxi zur Passkontrolle gefahren. Ausreise (aus Thailand) und
Einreise (nach Kambodscha) stellen sich letztlich als deutlich einfacher
heraus als zuvor gelesen. Das kann Jeder, also sollte sich niemand von den
schlimmen Erfahrungen/ Erzählungen/ Erkenntnissen anderer Reisender
abschrecken lassen. Aufpassen und mal Nein sagen können muß man natürlich,
damit man nicht einfach von den zahlreichen Schleppern übers Ohr gehauen
wird, aber alles klappt ohne Probleme.
Djumriab
sua, Guten Tag, Kambodscha. (Ist aber vorerst auch das einzige
kambodschanische Wort, das ich kenne.) Ich
finde schnell einen „Vermittler“, die hier überall herumlungern, äh,
herumstehen, dessen angeblicher „Bruder“ mich mit seinem alten (rostig
gibt’s in Südostasien nicht) Toyota Camry nach Siem Reap (spricht man
„Sie-Emm Repp“ aus) bringen wird. Es sind ca. hundertachtzig Kilometer
und zweieinhalb Stunden Fahrtzeit dorthin. Hier in Kambodscha fährt man
auf der rechten Seite, also wie bei uns. (Zur Erinnerung: In Thailand
herrscht Linksverkehr.) Trotzdem haben viele Autos das Steuer auf der
rechten Seite. Merkwürdig. Sofort
fällt mir auf, der Verkehr ist hier deutlich spärlicher, vor allem auch
viel weniger Zweiräder, aber die Straße ist wenigstens und glücklicherweise
meistens asphaltiert. Die Landschaft wirkt sofort deutlich karger,
schmutziger, trockener als in Thailand; sogar die Rinder auf den Weiden
sind ausgemergelt, klapperdürr; sie finden hier ja auch so gut wie nichts
zum Fressen. Wie mit einem Brotmesser geteilt, dort grün, saftig,
lebendig, hier armselig, trostlos, wüstenartig. Immer wieder sehe ich
fahrradfahrende schwarzweiß-gekleidete Schulkinder, die teilweise sehr
weit unterwegs sind – und das jeden Tag und in dieser Hitze. Unvernünftiger
Weise oft ohne jegliche Kopfbedeckung, und das mit schwarzen Haaren…
Müll
und Unrat liegt am Straßenrand, niemand kümmert sich darum. Ab und zu
ein kleiner Ort, alle Seitenstraßen unasphaltiert, sandig, staubig,
schlammig, trostlos. Das ändert sich erst, als wir uns Siem Reap nähern,
der Verkehr nimmt allmählich zu. Später dann jede Menge große
Luxus-Hotels. Zu teuer für mich. Keine
Hochhäuser, kleine (und wenige) Malls, wenige Ampeln, alles erscheint mir
insgesamt noch beschaulich. Verkehrsregeln legt man offensichtlich
individuell nach eigenem Bedarf (und Wünschen bzw. Kenntnissen) aus. In
Thailand sehen TukTuks ja in fast jeder Stadt anders aus. Hier auch, hier
sind es kleine Motorräder mit einer Art Anhänger, ähnlich wie ein
Lkw-Auflieger angehängt, innen recht bequem, wie sich später noch
herausstellen wird. Schade, daß es sie so nicht in Bangkok gibt. Dort
sind sie ja sehr eng und vor allem nicht so leicht zu besteigen.
In
der Stadt fährt mich mein Fahrer an ein paar angebliche „good“
Hotels, die mir aber alle nicht gefallen. Die angesehenen Zimmer sind mir
dann doch zu, hm, zu „schlicht“. So sehr will ich dann auch nicht
sparen. Schade, daß er so gut wie kein Englisch spricht, eigentlich gar
keins. Und Kambodschanisch kann ich wiederum nicht. Aber wir haben ja Hände
und Füße. Ich
will schon aufgeben und im Tourist Office um Hilfe bitten, da sehe ich ein
etwas unscheinbares kleines Hotel mit kleinem gepflegten Vorgarten und
einladendem blauen Pool an der Straße mir zuwinken. Und bin auf Anhieb
hellauf begeistert. Schönes Zimmer, breite Betten, sauberes Bad (ohne
jeglichen Schimmel und mit einer Regendusche, die endlich, zum ersten Mal
auf all meinen vielen Reisen, die endlich mal hält, was ihr Name
verspricht). Dazu ein überaus freundlicher Empfang. Und die Leute
sprechen, ausnahmsweise, mal gut Englisch. (Da kann man auch endlich mal
wieder mit der jungen Empfangsdame etwas Flirten.) Der Besitzer ist ein
sympathischer Mann aus Myanmar. Wieder mal Schwein gehabt. Nur die Hitze
bleibt. Aber ich bin ja schließlich nicht zum Spaß hier. Trotzdem, jetzt
ist erstmal Chillen angesagt.
Abends
bummle ich durch den nahegelegenen Night & Art Market mit vielen
kunsthandwerklichen kleinen Ständen. Wunderschöne Sachen werden hier
angeboten, ich könnte ruckzuck jede Menge Koffer vollkaufen.
Ein
paar Minuten später komme ich zur drängeligen lauten, viel zu lauten,
Pub Street, die in Wirklichkeit ein ganzes Viertel ist. Eigentlich Khaosan
Road auf Kambodschanisch. Nur voller und lauter. Chaotischer.
Am
nächsten Tag dann der Höhepunkt dieser Reise: Angkor Wat! Die Anlage
liegt nur ca. fünf Kilometer vor der Stadt. Angkor Wat gilt als die
Mutter aller Tempel und ist die größte Tempelanlage der Welt. Eigentlich
braucht (bräuchte) man hier mehrere Tage, um sich einen ersten,
wenigstens oberflächlichen Überblick zu verschaffen. Toll sollen auch
die Sonnenauf- und -untergänge sein. Aber mir muß ein Tag genügen,
morgen will ich zurück ins Paradies. Der
Eintritt für einen Tag kostet zwanzig US-Dollar. (Die eigentliche Währung
hier in Kambodscha ist tatsächlich der amerikanische Dollar. Ich konnte
es vorher kaum glauben.) Man kann aber auch fast überall mit Thailändischen
Baht bezahlen. Aber aufpassen, wie schon in Laos: Man erhält als
Wechselgeld oft Geldscheine in der fast wertlosen Landeswährung zurück,
hier sind es Riel, mit denen man aber nicht wirklich viel anfangen kann;
ich stecke sie gerne bettelnden Kindern zu. (Münzen gibt es erst gar
nicht.) Deshalb ist es von Vorteil, sich vorher genügend THB- und
Dollar-Scheine in guter Stückelung zu besorgen und mitzubringen. Man kann
aber auch fast in jedem Laden Geld umtauschen; zu unterschiedlichen Kursen
- es darf und muß gehandelt werden. Heiß
und viele Menschen. Zu heiß und zu viele Menschen! Wer will, kann sich
mehr und jede Menge Informationen und Bilder über Angkor Wat im Internet
ansehen. Hier nur ein paar Fotos:
Mein
immer noch und bis zum Schluß namenloser Fahrer bringt mich schweigsam zu
mehreren Sehenswürdigkeiten. Insgesamt soll sich der Tempelkomplex über
unglaubliche 200 km² erstrecken. (Etwa so groß wie Hannover (204 km²)
oder Stuttgart (207 km²). Es soll über tausend Tempel und Heiligtümer
geben (Wikipedia); die mir wichtigsten sind Angkor Wat, Bayon und Ta
Prohm. Viel mehr geht dann letztlich auch gar nicht, es ist wirklich viel
zu heiß. Und die Aufnahmebereitschaft von Hirn und Kamera läßt schnell
nach. Auf
dem kurzen Rückweg regnet es kurz und prompt gibt es ein paar Autounfälle;
die Leute können auf nasser Fahrbahn einfach nicht fahren. Ich beobachte
es immer wieder.
Es
folgt nach einer Ruhepause im Hotel der kurze Fußweg durch den Night
Market zum Abendessen in der quirligen Pub Street. Das gezapfte Angkor
Beer stellt sich erneut als durchaus trinkbar heraus, Cocktails eher
nicht. Gut, daß das hier kein islamisches Land ist. Der Islam gehört
nicht zu mir. Ein
Rotlichtviertel würde man hier wahrscheinlich eher vergeblich suchen.
Kurz
vor der Grenze ein unbedeutender und wirklich kaum erkennbarer
„Anstieg“. Jetzt erst erkenne ich den wahren Grund dafür, warum unser
Auto oft so langsam unterwegs war, denn wir fallen auf höchstens 30, 40
km/h zurück; der Toyota hat nur drei Gänge im Automatik-Getriebe - und
offenbar nicht viel mehr PS.
Die
letzten Tage meiner Reise verbringe ich, gemütlich im Isan
rumkutschierend, ähnlich wie auf dem Hinweg. Da es auf meinem Weg liegt,
besuche ich natürlich auch wieder meine Freunde in Nang Rong und in Nong
Khae, wie immer mit viel Karaoke – und viel Spaß. Und weil ich dringend
Zigaretten brauche, besuche ich auch wieder den kambodschanischen
Grenzmarkt, eine Stange Camel für 3 EUR…
Schade,
viel zu schnell ist schon wieder letzter Tag; der Drops ist gelutscht und
ich muß heim. Ich hätte doch besser meiner inneren Eingebung bei der
Ankunft vor vierzehn Tagen folgen und mein Rückflug-Ticket gleich
wegwerfen sollen. Stand ja schließlich ganz klein unten drauf: „Burn
after arrival.“ Warum nur habe ich das nicht getan? Nächstes Mal hole
ich mir nur noch ein One Way Ticket und bleib einfach dort. Das
Auto gebe ich am Abend des letzten Tages dem Vermieter zurück. Fünfzehnhundert
Kilometer gefahren. Rückflug ist angenehm und ohne besondere
Vorkommnisse. Beim Landeanflug begrüßen mich blühende Rapsfelder und
rufen mir einen freundlichen Willkommensgruß zu.
Danke
für alles, mein lieber guter gütiger Buddha! Diesen
Reisebericht widme ich unserem lieben Bärli. P.S.
Und hier noch ein paar Bemerkungen zu zwei meiner thailändischen
Lieblingsthemen, zu Massagen in
Thailand und zum Essen in
Thailand, da ich oft und immer wieder danach gefragt werde: Es
gibt zunächst einmal Massage-Salons, überall am Straßenrand, überall
in Thailand. Hier werden traditionelle und glitschige Öl-Massagen zu
kleinem Geld angeboten. Dazu Kopf- und Fußmassagen. Die traditionellen
sind nach meinem Empfinden etwas empfehlenswerter. Alles aber eigentlich
nur „Streichel“-Massagen, angenehm, aber nicht besonders hilfreich. Dann
werden überall, wo es viele Farangs (Touristen) gibt, also an wenigen
besonderen Brennpunkten, z.B. in Bangkok, Pattaya, Krabi, Phuket und ganz
klein in Chiang Mai von mir so bezeichnete „Massagen“ angeboten, wo
die Kunden (meistens Männer) „massiert“ werden, oft gegen
verhandlungspflichtigen Aufpreis. Extras kommen je nach Wunsch hinzu, z.B.
zwei Mädchen oder Jungs, Body to body, Soapy, Oily, Sandwich, HJ, BJ,
Full service und was weiß ich noch alles an Schweinigeleien. Ich empfehle
immer, diesen vorher viel zu viel versprechenden „Freizeitbeschäftigungen“
besser aus dem Weg zu gehen. Sie sind nicht wirklich befriedigend. Einen
Puff verläßt man ja auch nicht glücklich. Sorry für diesen Vergleich. Hinweis:
Fast alle Erkenntnisse in diesem speziellen Abschnitt wurden mir aus verläßlicher
Quelle mitgeteilt und ich gebe sie hier ungeprüft und ohne Obligo weiter. (Und
noch etwas gaaanz wichtiges: Bitte diese Ausschweifungen auf gar keinen
Fall auf das Land Thailand projizieren! Ich hatte diesen dummen Fehler
gemacht und bin deshalb leider vorher nie dorthin gefahren. Thai sind in
Wirklichkeit sehr scheu, sehr prüde, sehr zurückhaltend, sehr sittsam.
(Und nebenbei auch sehr sauber!) Sex und Pornografie gibt es sonst nicht
im Land, nirgends, vor allem auch nicht im Internet (alle infrage
kommenden Seiten sind gesperrt). Oder im Fernsehen. Alles Mögliche, auch
hier bei uns ganz harmlose Sachen, werden im TV in der Regel gepixelt bzw.
undeutlich gemacht.) Ich
bevorzuge dagegen tatsächliche Thai-Massagen, eher auf dem Land, wo man
zu günstigem Preis zwei Stunden mit Händen, Armen, Füßen, Beinen
traktiert wird. Oft mehr oder weniger schmerzhaft – aber diese Massagen
sind die einzig hilfreichen. Und glücklich machenden!
Bei
Salaten und Obst sollte man etwas vorsichtig sein; lieber mal stehen
lassen, wenn man nicht sicher ist oder gar ein ungutes Gefühl hat.
Deshalb hatte ich auch noch nie irgendwelche Probleme. Und ich esse sehr
oft von den rollenden Straßenständen und in sehr einfachen
„Restaurants“ am Straßenrand. Mit umgerechnet zwei, drei Euro ist man
satt und fühlt sich wohl; einschließlich Getränk (Cola, Wasser); Bier
ist etwas teurer, da kostet die große Flasche so ab 2 Euro. Ich
esse gerne und oft Austern. Auch hier war immer alles einwandfrei, trotz
des deutlich höheren Risikos. Also,
keine Sorge, etwas Vorsicht walten lassen, und dann einfach drauf los
essen. Und falls doch mal etwas unerwünschtes passiert, am besten
Durchfallmittel dort örtlich besorgen, ist billiger und angeblich
deutlich wirkungsvoller. ~~~ Text und Fotos sind grundsätzlich nur zum privaten Gebrauch bestimmt! Jegliche
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