Yes,
we can! Von
Nashville nach Phoenix. Durch
Tennessee, Alabama, Mississippi, Louisiana, Texas, New Mexico, Colorado,
Utah und Arizona. Ich
bewege mich durch Raum und Zeit, berichte von Brücken und Bayous, über
Straßen mit und ohne Kurven, über Hitze und Kälte, von Sklaven und
Herrenmenschen, über nette und böse Polizisten – und von einer
Katastrophe Von
Wilfried „Wilf“ R. Virmond
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Freitag,
17. April 2009 |
Um
halb sieben morgens treffe ich mich mit meinem Freund Uwe aus Thüringen
am Flughafen in Frankfurt. Diesmal bin ich ausnahmsweise mal mit Taxi
und Zug direkt nach Frankfurt gefahren, und nicht über das für mich
viel bequemere Düsseldorf. Im Flughafen bringt mich der Skytrain das
letzte Stück zum Terminal 2. Es macht mich glücklich und zufrieden:
Ich bin diesmal tatsächlich am richtigen Abflugtag und am richtigen
Gate erschienen und auch sonst ist alles im grünen Bereich. Wir
starten pünktlich in einer Boeing 767 von Delta zunächst nach Atlanta,
Georgia. Mein Intimfeind, das berühmte schreiende Kleinkind, fliegt natürlich
wieder mit uns. Und zwar direkt in unserer Nähe. Wegen des günstigen Rückenwindes
sind wir über eine Stunde eher da, als im Flugplan angegeben. An
unserem Zwischenziel angekommen, gönnen wir uns erst einmal den einen
und anderen „Jacky-Coke“ und fliegen dann fröhlich weiter an
unseren Zielort Nashville, Tennessee. Uwe
handelt mit 25 $ einen günstigen Spezialpreis fürs Taxi in die Stadt
aus.
Unser
Taxifahrer kommt aus Guyana in Südamerika. Vielleicht will er uns
deshalb erst einmal an einem falschen Best Western-Hotel absetzen. Wir
passen aber auf und lassen ihn so schnell nicht abfahren. Deshalb muß
er uns weiter rumkutschieren, bis wir nach einer halben Stunde Fahrtzeit
endlich am gebuchten Hotel ankommen. Irgendwie
muß es fremden Leuten Spaß machen, in meinen Koffern und Taschen zu wühlen
und darin herumzuschnüffeln, denn nach dem Öffnen meiner beiden
Taschen finde ich ein Formular mit dem Hinweis, daß die bekloppten
Fraport-Leute in Frankfurt sämtliche Feuerzeuge (zwei billige und
leider auch zwei gute) entdeckt und diese und gleich auch noch die
Streichhölzer aus meinem Gepäck „geklaut“ (= beschlagnahmt) haben.
Schließlich hätte ich damit ja unser Flugzeug sprengen können. (Wie
weltfremd muß ein Hirn sein, um sich solche kranken Vorschriften
auszudenken…?) Frankfurt ist in dieser Beziehung sehr verbohrt und
gewissenhaft. Ich wußte es und hatte es doch längst wieder vergessen.
Mein Gepäck wurde ja schon öfter geöffnet, meistens haben sie mir
dann aber doch alles drin gelassen. Deshalb auch mein ständiger Rat:
Koffer lieber nicht abschließen oder, wenn möglich, so wie ich es
mache, Gepäck mit TSA-Schlössern verwenden, dann wird einem wenigstens
von diesen Wahnsinnigen nichts kaputt gemacht. Na gut, OK, sollen sie
halt mit meinen Feuerzeugen glücklich werden und sie sich hinstecken,
wo sie sie am liebsten haben. (Hinweis:
Dies ist eine deutlich abgemilderte und meine rein persönliche Meinung
zu diesem Vorfall. Meine ursprüngliche war nicht so stubenrein und hätte
leicht ein Strafverfahren wegen Beleidigung nach sich ziehen können…) Auf
dem Rückflug nach Hause hatte ich „zur Strafe“ fünf Feuerzeuge und
jede Menge Hotel-Streichholzbriefe dabei, sowohl im Gepäck als auch in
meinen Klamotten, aber da hat bei beiden Kontrollen natürlich kein Hahn
danach gekräht. Und das bei den bekannt überempfindlichen
Amerikanern… Abends
bestellen wir uns ein weiteres Taxi, um uns in die Stadt fahren zu
lassen. Als wir um die erste Ecke biegen, sehe ich ein Steakhouse, in
dem Ingrid und ich vor ein paar Jahren schon einmal ganz gut gegessen
haben. Deshalb lassen wir den Fahrer gleich wieder anhalten, steigen aus
und kehren dort ein. (Ein Taxi bestellen und sich dann 100 Meter fahren
lassen! Naja, nobel geht die Welt zu Grunde…) Leider sind sämtliche
Tische draußen besetzt. Aber wir finden eine alte Bekannte aus unserem
Hotel wieder, die ich dort schon kennengelernt hatte und die hier mit
einer Freundin zusammen ißt. Die beiden sehen uns und laden uns sofort
an ihren Tisch ein: Debby, die Dolly Parton ähnelt, und Belinda, die
soviel Humor besitzt, daß sie sogar noch einer meiner etwas stärkeren
Anzüglichkeiten etwas abgewinnt und darüber herzlich lachen kann. Weil
die beiden offensichtlich Spaß verstehen, unterhalten wir uns ganz
ausgezeichnet mit ihnen und so wird es ein ganz angenehmes Abendessen zu
viert.
Die
beiden Mädchen mögen uns offenbar, denn sie bieten uns an, uns in
Belindas offenem Volvo-Cabrio in die Stadt zu fahren, wo Uwe und ich
noch etwas bummeln möchten. Wir kriegen sogar noch ein paar gute Lokale
von ihnen empfohlen und im Vorbeifahren gezeigt – und werden dann auf
dem Broadway allein gelassen. Neonreklame
blitzt und leuchtet hier um die Wette. Oder soll ich sagen: lockt? Es
ist eine grellbunte, laute, schrille und manchmal sogar skurrile Welt,
die ich persönlich nicht unbedingt zum Leben brauche. Alle Live-Bands müssen
übrigens ihre Gage selbst verdienen, dazu stehen Eimer an allen Eingängen
der Clubs und Bars. Jeder wirft rein, was er geben kann und mag,
manchmal quellen die Dollarscheine nur so über. Am HardRock-Café können
wir eine 30 Meter lange Gitarre bewundern. Je später es auch wird, es
bleibt angenehm warm.
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