Anhang

Mein Fazit dieser Reise:

Das war, trotz der enormen Kälte, meine bisher schönste USA-Reise, weil ich total frei und unabhängig war. Ich konnte tun (z.B. etwas schneller fahren, auch und besonders in den Kurven) und lassen (z.B. dauernd Anhalten zum Essen, Pippimachen, Rauchen…), was ich wollte. Niemand hat mit mir rumgemeckert.

Wie immer in den USA hatte ich, außer in der Nähe der Städte, wieder nur ganz wenig Gegenverkehr. Auch zum Überholen gab es meistens nichts, obwohl ich immer recht flott unterwegs war.

Und ich war bestimmt nur eines von ganz, ganz wenigen Motorrädern in dieser Zeit auf den Straßen hier im Mittleren Westen. Ich habe auf der gesamten Strecke, außer einem Roller am Missouri und einer roten 1800er GoldWing in St. Louis, kein einziges anderes Zweirad gesehen.

Es ist nichts Schlimmes oder überhaupt Negatives passiert. So gab es auch keinen Ärger mit der Polizei, obwohl ich meistens wieder etwas schneller als erlaubt gefahren bin. Nur in und in der Nähe von Ortschaften war ich immer relativ brav. Und ich habe auch genügend Polizeiautos rumlauern und entgegenkommen sehen. Und ich musste auch mal wieder ganz schön lange ganz brav direkt hinter einem herfahren. (Natürlich hatte ich es auch mal wieder viel zu spät entdeckt.) Also, ich hatte wieder sehr viel Glück.

Die Übernahme der Harley bei EagleRider war, dafür, dass ich einziger Kunde war, erstaunlich lang und wieder gewohnt bürokratisch und umständlich. Von der vorher versprochenen „VIP-Übernahme“ war absolut nichts zu spüren. (Ich konnte vor der Reise meine Daten per Fax rüberschicken. Hat aber offenbar nichts genutzt!) Hier sollte man also immer entsprechend viel Zeit einplanen. Die Rückgabe war dagegen wieder erstaunlicherweise einfach, rasch und völlig problemlos, also eigentlich alles wie beim letzten Mal im Juli.

Das TomTom-Navi GO 910 (mit Europa, USA und Kanada auf der eingebauten 20 GB-Festplatte) hat sich erneut hervorragend bewährt. Die Ausfälle am letzten Tag sind bestimmt nicht die Regel. Ich werde versuchen, hierzu weitere Informationen zu erhalten. Ich kann das TomTom GO 910 daher trotzdem bestens jedem empfehlen.

Es war zwar die meiste Zeit saumäßig kalt, aber ich habe trotzdem noch Glück gehabt. Nur ein paar Tage später hat es tatsächlich überall in der Gegend heftig geschneit. Leider bin ich jedoch insgesamt ein paar Tage zu spät gefahren. Denn bis einen Tag bevor ich eintraf, war es, genau wie bei uns, überall noch spätsommerlich warm. – Zwei, drei Wochen später (Anfang November) gab es dann auch noch mal eine längere warme Periode. Alles ganz ähnlich wie bei uns.

Ein Tipp für alle, die jetzt Appetit auf eine USA-Reise bekommen haben: Gut bewährt hat sich die vorher hier beim ADAC besorgte Triple A-Card („AAA, Show Your Card & Save“), mit der ich bei manchen Hotels einen Preisnachlass von ca. 10% erhielt. Sie hilft auch oft bei anderen Einrichtungen, wo man Eintritt bezahlen muss. Dazu als zusätzliche Versicherung unbedingt und geradezu zwingend erforderlich: Die ADAC Plus-Karte!

Die Nadel der Benzinanzeige an der Harley war zwar sehr ungenau, trotzdem konnte ich nach ein, zwei Tagen immer über 160 Meilen mit einer Tankfüllung fahren, bis dann überhaupt erstmal das gelbe Warnlicht aufleuchtete. Ich habe dann immer gerade noch rechtzeitig eine Tankstelle gefunden. Wenn auch manchmal mit deutlichen Sorgenfalten, denn wenn man sie braucht, sind Tankstellen auch in den USA jetzt immer öfter Mangelware.

Ich habe diesmal nichts verloren oder liegen lassen und bin ganz stolz auf mich. Wenn ich auch oft genug ein ungutes Gefühl verspürte. (Wird schon langsam zu einer Manie – ist wahrscheinlich aufs Alter zurückzuführen. Auf jeden Fall wollte ich damit niemanden langweilen.)

Und, ich habe zusätzliches Glück gehabt, denn meine kubanischen Zigarren hätte ich gar nicht in die USA mitnehmen dürfen. Meine beiden Freunde Craig und Dick waren bass erstaunt darüber, dass sie nicht vom Zoll beschlagnahmt worden waren. Denn sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug war jedes Mal eine meiner beiden Taschen intern vom Zoll geöffnet und kontrolliert worden. (Traveller wissen: Gepäck niemals abschließen!) Und bei der Ankunft in Chicago hätte es ja auch noch eine persönliche Zollkontrolle geben können, dann wären sie auch futsch gewesen.

 

 

Und hier noch mein rein persönlicher Eindruck zur gefahrenen Harley-Davidson Electra-Glide:

Ich fahre seit 1995 GoldWing 1500 und 1800 und habe weit über 200.000 km darauf hinter mir. Jetzt hier auf dieser Reise hatte ich zum allerersten Mal eine Harley unter mir. Also, ich persönlich finde: Die Harley steht höchstens auf dem technischen Stand einer 1000er Goldwing von 1975. Alles unmodern, unkomfortabel und geradezu fahrerunfreundlich. Ein gutes Beispiel: Man soll die E-Glide vor dem Anlassen erstmal ein paar Sekunden „vorglühen“ bis eine Anzeige erlischt. Dann darf man erst Anlassen. Ja, wo gibt’s denn heute so was noch??? Und den Vergleich zwischen einem vibrierenden Zweizylinder und einer schnurrenden 6-Zylinder-Maschine braucht man ja erst gar nicht anzustellen. Und noch ein Negativ-Beispiel: Zusammen mit den beiden Zusatzschlössern hatte ich gleich drei dieser neumodischen kleinen runden Schlüssel und ständig eine entsprechend nervige Fummelei mit diesen total gleich aussehenden Schlüsseln.

Gut ist folgendes an einer Harley:

- Automatische Blinkerrückstellung, purer Luxus für eine Harley (hat natürlich auch jede GoldWing)

- Steckdose für Zigarettenanzünder

- CD-Spieler (aber kein Wechsler)

- Topcase ist größer als an der GoldWing

und dann noch, ganz wichtig, nicht zu vergessen,

- supergeile HD-Treffen (GoldWing-Treffen sind dagegen, gähn…, leider zum Einschlafen langweilig)

- eine sehr gute, geradezu vorbildliche und beneidenswerte HOG-Organisation , lechz…, (Honda Offenbach dagegen… - mies, sehr mies)

- und natürlich, warum nur?, der hohe Wiederverkaufswert.

Aber die Nachteile wiegen deutlich schwerer:

- Beim stärkeren Bremsen hat man sofort einige Arbeit mit dem ausbrechenden Hinterrad

- Kein Hauptständer

- Kein Seitengriff zum Rangieren

- Keinerlei Wind- und Regenschutz, die kleine Scheibe ist eigentlich nur zur Dekoration da. Immer wenn ich etwas schneller fuhr, wurden sofort meine Schnurrbarthaare vom Fahrtwind aufgerichtet. Ein offener Jethelm ist daher bei Kälte und Nässe auf einer Harley unangebracht. Und ein geschlossener Vollvisierhelm sieht bestimmt ziemlich bescheuert aus und ist für mich einfach unprofessionell. Und nass wurde ich ja auch genug. Auf einer Harley sollte man also nur bei schönem Wetter rumfahren.

- Kaum Windschutz für die Hände, weil die Spiegel viel zu klein sind

- Top-Case nicht sicher verschließbar, man kann es, ohne aufzuschließen, ganz leicht öffnen, indem man den Deckel nur leicht nach vorne drückt

- Auch die Verschlussklappen und Schlösser der beiden Seitenkoffer sind hakelig und fummelig

- Kein Zündschloß/Zündschlüssel. Der Schlüssel wird nach dem Aufschließen in die Tasche gesteckt und ist daher leicht verlierbar

- Kein Lenkschloss, man muss das Moped abends immer mühsam mit Zusatzschlössern vorne und hinten abschließen

- Benzinanzeige sehr ungenau

- Bedienelemente am Lenker total unpraktisch,

z.B. separate Blinkerbetätigung am rechten und am linken Griff (ja, ich weiß, wie bei BMW, wird deswegen aber trotzdem nicht praktischer);

Anlasser gegen versehentliches Betätigen während der Fahrt nicht geschützt (besonders blöd mit dicken Handschuhen);

zum Ausmachen muss man immer den Killschalter verwenden;

unpraktische Radio/CD-Bedienung usw.

Von ABS, CD-Wechsler, Tempomat, Rückwärtsgang, Fußheizung, Handschuhfächern vorne (wovon ich besonders das linke an den Zahlstationen sehr vermisst habe) und den vielen zig anderen Komfort- und Sicherheits-Einrichtungen einer GoldWing will ich gar nicht erst reden.

Dazu eine mühsam erreichbare Höchstgeschwindigkeit von ungefähr 105 mph (= ca. 170 km/h) im Vergleich zu lockeren über 200 km/h auf einer GoldWing.

Weiterhin ist ja auch allseits bekannt, dass an Harleys ständig irgendwelche Schrauben und Muttern abvibrieren – mit teilweise recht lästigen Folgen.

Total unnötig ist auch, dass man bei einer Harley eigentlich jeden Tag nach dem Motoröl sehen soll. Das kennt ein GoldWinger natürlich nicht. Da fährt man von Ölwechsel zu Ölwechsel und braucht 15.000 km lang keinen Peilstab in die Hand zu nehmen. (Deshalb weiß ich eigentlich auch gar nicht, wie man das macht.)

Jeder muss halt selbst für sich entscheiden: Will ich nur die „richtige“ Kutte tragen und dafür unheimlich viele Nachteile in Kauf nehmen – oder will ich ein sicheres und komfortables Motorrad fahren, das jeder Harley tausendfach überlegen ist und somit immer „einfach bequem und zuverlässig an meinem Ziel ankommen“. (Aber vielleicht bin ich ja auch einfach nur zu alt oder zu blöd für eine Harley…)

Also, ich bin zweimal Harley gefahren, mein erstes und mein letztes Mal.

In diesem Zusammenhang ist mir folgender Nachsatz sehr wichtig: Ich habe natürlich nichts gegen Harley-Fahrer. Ich habe selbst (bis jetzt noch) einige wirklich gute Freunde, die eine Harley fahren. Einer ist sogar HOG-Membereklm standen die meiste Zeit vom Fahrztwind aufgerichtet und gleichzeitig mein Freund. Und in Wirklichkeit ist eine Harley-Davidson bestimmt auch ein ganz gutes Motorrad. (Ich hoffe sehr, dass Ihr mir jetzt nicht alle die Freundschaft aufkündigt, meine lieben Harley-Freunde. Zur Wiedergutmachung gebe ich demnächst einen aus…)

 

 

P.S.: Meinem Freund Craig ist nichts darüber bekannt, dass in Illinois irgendwo schlechter GPS-Empfang sein soll. Und die Firma TomTom äußert sich natürlich auch nicht dazu. Aber ich habe sowieso nur mit unbrauchbarem Geschwätz von dort gerechnet. Offenbar ist TomTom sehr kundenunfreundlich und vielleicht muss man ja bei TomTom immer mit irgendwelchen Ausfällen rechnen. (Etwas später, im Januar 2007 lese ich dann, dass das TomTom GO 910, also das meinige, teilweise sogar vom Werk mit Computerviren ausgeliefert worden sein soll!! Und das ist jetzt keiner meiner Späße!) Ich reduziere meine Empfehlung für Produkte dieser Firma und speziell für das GO 910 daher in eine jetzt nur noch neutrale Empfehlung. (Es geht halt nichts über mein Garmin 2610. Das hat mich noch nie im Stich gelassen! Und es gibt da auch eine halbwegs funktionierende Kundenbetreuung.)

Mein neuer Freund und Namensvetter Wilfried K. hält es übrigens für möglich, dass das Navi an dem fraglichen Tag aus irgendwelchen militärischen Gründen keinen Empfang gehabt haben könnte. Ich habe dann später noch von Sonneneruptionen gelesen. Die können das GPS-Signal wohl auch stören. Aber den ganzen Tag? (Autoverkehr ist ja nicht so wichtig, aber Flugzeuge, Schiffe, Notrufortung usw.?? Dann ist das viele Galileo-Geld ja vielleicht doch nicht zum Fenster rausgeworfen.) Wer etwas zur Klärung beitragen kann, kann hier gerne allen daran Interessierten z.B. übers Gästebuch Nachricht geben.

Reise 2006_2

Eine Bitte zum Schluss:

Sollte wirklich jemand bis hierher gelesen haben, so bitte ich sie und ihn, an einer kleinen Abstimmung mitzumachen:

Soll ich weiter meine Reiseberichte schreiben und hier veröffentlichen – oder interessiert sich vielleicht niemand dafür???

Über jede Antwort im Gästebuch, ob positiv, ob negativ, bin ich dankbar.

Ich denke nämlich daran, meine zukünftigen Reiseberichte
mehr für mich zu behalten.

 

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