Zum Schluß die Anreise nach L.A.
Sonntag, 5. September 2004
Diesmal
wollen Ingrid und ich es etwas anders machen, und deshalb fahren wir
samstags mit dem ganzen Gepäck im Pkw zum Kölner Hauptbahnhof. Nachdem
wir mühsam einen Parkplatz gefunden haben, laden wir unser Gepäck auf
einen Kuli und bringen es schnell zum Lufthansa-Schalter. Ein Typ der
Kelly-Family, ich glaub es ist Angelo, huscht direkt vor uns vorbei,
aber er wird unter den vielen Menschen kaum wahrgenommen. Unser Plan lässt
sich gar nicht so leicht ausführen, wie wir ihn uns ausgedacht haben.
Kein Mensch im ganzen Hauptbahnhof kennt den Lufthansa-Schalter! Gibt es
den vielleicht gar nicht? Wir waren noch nie hier unten, immer nur oben
auf dem Bahnsteig. Wir fragen viele Leute, keiner weiß was. Lagepläne
gibt es nicht. Eher zufällig
finden wir dann aber doch noch den Schalter, er ist ganz versteckt auf
der anderen Bahnhofseite in einem kleinen Seitengang. Dort erfahren wir,
dass die Deutsche Bahn, kleinlich und schäbig wie sie ist, absichtlich
keine Hinweis-Schilder zulässt, weil die Lufthansa ein Konkurrent ist.
Relativ schnell ist unser Gepäck dann aber doch bis Los Angeles
aufgegeben und wir fahren zurück nach Düsseldorf, um dort die Altstadt
noch etwas unsicher zu machen.
Montag,
6. September 2004
Am
nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, erst mal mit dem Zug nach Köln,
dann umsteigen in den ICE. Die Lufthansa-Tante konnte uns am Nachmittag
vorher noch keine Sitzplätze versprechen, aber nach etwas Hin und Her
mit dem Schaffner kriegen wir sie dann doch noch. Es gibt für
Lufthansa-Fahrgäste nur den Wagen 26, und weil es davon (von den Fahrgästen)
zuviel gibt, müssen eine ganze Reihe Leute (bei Geschwindigkeiten von
teilweise über 260 km/h) bis Frankfurt stehen! Was passiert mit ihnen
bei einer Vollbremsung?! Ich finde das recht merkwürdig. Wir jedenfalls
werden in Zukunft wieder auf die Dienste der Deutschen Bahn verzichten
und dann doch lieber wie bisher per Lufthansa-Zubringer nach Frankfurt
fliegen.
Wie
immer ist in Frankfurt erst mal Laufen angesagt. Aber wir kennen uns auf
Rhein-Main ja schon ganz gut aus. Am Gate sehen wir uns um und überlegen,
wer von den hunderten Leuten wohl zu unserer Gruppe gehört. Ist es der
da drüben mit der Lederweste? Oder da hinten, das mittelalte flotte
Paar? Schwer zu schätzen. Wir müssen abwarten – keiner gibt sich zu
erkennen. Ist schon etwas komisch, diesmal machen wir die Tour mit einem
uns unbekannten Reiseveranstalter (rm-reiseteam), weil Enrico die Tour
dieses Jahr ausfallen lässt. Ob da alles klappt?
Endlich
dürfen wir den Jumbo stürmen. Wir haben einen Fensterplatz ziemlich
hinten. Erst mal bequem machen. Schuhe aus, Kissen und Decken zurecht
legen, Zeitschriften unterbringen. Bald geht’s los, es ist halb elf
morgens.
Endlich
geht´s los.
Es
ist relativ wolkenlos und so sehe ich Deutschland unter mir
vorbeifliegen. Endlich finde ich eine Orientierung und erkenne Hamburg,
die Elbe, den Nord-Ostsee-Kanal, die Deutsche Bucht. Getränke und
Essen, Lesen, Rotwein (diesmal keine Flasche). Irgendwann nicke ich ein.
Was ist denn das da unten? Grönland! Nackte rötlich graue Felsen,
Schnee, Eis, kalbende Gletscher schubsen kleine Eisberge ins Meer. Toll!
Hab ich bisher noch nie so schön sehen können.
Gletscher
auf Grönland.
Dann
nicke ich erneut ein. Leute laufen im Gang hin und her Trotz der Unruhe
ist es langweilig, nimmt es denn gar kein Ende?! Nein, es dauert.
Irgendwann steh auch ich mal auf. Ich lese wieder. Der Film ist
langweilig, der zweite später auch. Da spricht uns ein Typ an. Er
stellt sich als Reindert vor und wird unser Reiseleiter sein. Aber die
Triebwerke sind relativ laut und es kann kein vernünftiges Gespräch
aufkommen. Aber wir haben ihn schon mal gesehen – offenbar ist er OK.
Irgendwann
sind wir endlich über dem amerikanischen Kontinent. Kanada. Endlos. Ich
hab die Schnauze voll. Das nächste Mal fliegen wir lieber wieder nach
Teneriffa, Hurghada oder so. Ist doch wahr! Die engen Sitze auf so einem
langen Flug sind schrecklich! Auf dem Monitor erkenne ich, dass wir über
Salt Lake City sind. Interessant. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern.
Ich staune über die vielen runden Kreise da unten. Wahrscheinlich können
die Felder so einfacher bewässert werden. Sehen schön aus von oben.
Kornkreise
sind das aber nicht.
Mann,
da unten ist ja Las Vegas! Toll! Ich erkenne sogar den Strip. Mann, da
waren wir letztes Jahr! Ist prima zu erkennen.
Las
Vegas von oben.
Dann
wieder Wüste. Ich versuche, Death Valley zu erkennen, kann es aber
nicht finden. Dann endlich, nach ich glaub elf Stunden, sind wir da: Los
Angeles! Es ist ein Uhr mittags Ortszeit. Wie immer klatschen ein paar
Blödmänner nach der Landung – ich finde das immer so peinlich und
schäme mich für sie.
LA
beim Landeanflug
Kurzes
Rollen und dann legen wir schon an einem Finger an. Unten stehen schon
jede Menge Arbeiter mit ihren Fahrzeugen rum und fangen sofort mit dem
Ausladen an. Ich versuche, eine unserer Taschen zu erkennen –
vergeblich. Hoffentlich sind sie diesmal alle da. Letztes Mal in
Hurghada hat der Beauty case
gefehlt und kam erst nach vier Tagen nach. Schrecklich. Ingrid war
damals außer sich. Aber wenn diesmal eine Tasche fehlt, haben wir tatsächlich
ein Problem. Endlich dürfen auch wir auf den Gang und raus aus dem
engen Jumbo. Dann ein paar kurze Gänge und schon stehen wir vor den
Immigration-Schaltern. Reindert hat inzwischen zwei weitere Leute aus
unserer Maschine um sich und stellt sie uns kurz vor: Klaus aus der Münchener
Gegend und Hans-Joachim aus der Mainzer Gegend. Diesmal geht es viel
schneller als letztes Jahr und wir müssen nur eine halbe Stunde warten.
Dann sind Ingrid und ich dran. Ich lass diesmal allen Quatsch und gebe
so gut ich kann die gewünschten Auskünfte, denn sämtliche
Immigration-Officers gucken total verkniffen aus der Wäsche. Mann, hier
möchte ich aber nicht arbeiten müssen. Als der Beamte mich fragt, wie
lange wir in den USA bleiben, sage ich „so long as our money reaches“
und dann lächelt er doch mal kurz.
Dann
zum Kofferband, kurz warten und da kommen sie mir ja schon in kurzer
Folge entgegen: So rasch wie noch nie habe ich sämtliche fünf Taschen
vom Band auf den Kuli befördert und ich bin diesmal doch sehr
erleichtert, dass kein Stück fehlt. Ich sehe nach den andern. Ingrid
kommt aus Richtung Rest Rooms, und da kommen Reindert, Hans-Joachim und
Klaus auch schon mit ihren Kofferkulis herangerollt. Dann können wir ja
raus. Wie immer schlägt uns draußen voll die Hitze entgegen. Wir
warten ein paar Minuten, und da kommt auch schon der Hotel-Bus. Reindert
winkt ihm, er hält an, der Fahrer lädt die Koffer auf, ein paar Leute
sitzen schon drin und los geht’s. Nach ein paar Minuten sind wir schon
am Westin LAX Hotel. Groß, sieht ganz ordentlich aus. Reindert checkt
uns ein und gibt uns die Key Cards. Auf dem Zimmer müssen wir etwas
warten, endlich werden die Koffer gebracht, und ich bezahle den „Tip“,
weiß ich doch, kenn mich doch aus.
Eine
rasche Dusche, umziehen und dann runter zum Treffpunkt in der Halle.
Nach und nach kommen fremde Leute an unseren Tisch, geben sich kurz zu
erkennen, schätzen uns ab, genauso wie wir sie. Hoffentlich passen sie
in die Gruppe, hoffentlich kein Blödmann dazwischen! Alle denken wohl
dasselbe von uns. Ist ja auch schon ein ganz schönes Risiko. So eine
teure Reise und dann gibt es nur Ärger mit irgendwelchen Torfnasen.
Naja, zur Not können wir auch alleine fahren.
Reindert
stellt sich noch einmal kurz vor. Er ist schon seit vielen Jahren
Reiseleiter, stammt aus Holland und macht jetzt solche Motorrad-Reisen
in den USA, früher auch in Neu-Seeland und mit Wohnmobilen und Bussen
und was weiß ich. Wir sollen ihn Rein nennen. Er erklärt uns noch mal
ausführlich alles übers Fahren in der Gruppe, Verkehrsregeln, Tip
(Trinkgeld) und Tax (örtliche Verkaufssteuer) usw. usf. Kennen wir ja
alles, sind doch Profis. Dann stellen sich die andern vor: Günter und
Hella, Ernsti und Elisabeth sowie Hartmut; alle fünf kommen aus einem
kleinen Dorf in der Nähe Hamburgs. Sie sind mit einem Zubringer-Flieger
von Hamburg nach München (!) und dann nach L.A. geflogen. Merkwürdig.
Dann Hans-Joachim und Klaus sowie Ingrid und ich. Scheinen alle doch
ganz OK zu sein. Da wir Hunger haben, gehen wir rüber und essen bei
Denny’s einen Happen. Hier teilt uns Klaus mit, dass er aus persönlichen
Gründen meistens alleine und immer den kürzesten Weg fahren wird, was
wir natürlich akzeptieren.
Ist
schon komisch, auf der einen Seite sind wir ganz schön müde und
trotzdem sind wir innerlich noch immer aufgekratzt und wollen noch gar
nicht schlafen. Trotzdem beenden wir den Abend und gehen schlafen.
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