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sind sie. Lies
sie und hab‘ Spaß!
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Und tschüss!
Erzählt
von Wilfried
Virmond Januar
2018
Achtung, Töchter verstecken und
ducken, WilfMan ist wieder on Tour! Und tschüss! Tschüss,
hartherziges, kaltes Deutschland! Nach reichlich vielen Aufregungen in
unserem familiären Umfeld im November und Dezember und sogar noch in den
letzten Januar-Tagen vor meinem Start weiß ich es spätestens jetzt: Es
gibt „wichtige“ Dinge und wirklich wichtige Dinge im Leben. Dies hatte
ich lange Zeit vergessen – oder vielmehr nicht wahrhaben wollen. Oder
auch einfach immer nur verdrängt. (Ja, stimmt, genauso ist es ja auch mit
Freunden und „Freunden“.) Bin da ja immer viel zu unbekümmert.
Gewesen! Die einen lernen es frühzeitig, andere halt erst spät… Nach dieser längst überfälligen
persönlichen Erfahrung hat man mich jetzt aber doch wieder frei- und
losgelassen und mein erster Weg führt mich natürlich ins Paradies, nach
Thailand. Klar. Logisch. Jetzt ist dort Winter, nicht ganz so heiß wie
sonst. Also allerbeste Reisezeit. Premium-Reisezeit. Jedenfalls erwarte
ich es so… Diesmal darf ich aber nicht
direkt, nein, ich muß einen lästigen Abstecher über die Schweiz machen.
Ist aber OK, es gibt unangenehmere Orte für eine Zwischenlandung.
Insgesamt habe ich in Zürich nur vierzig Minuten fürs Umsteigen und muß
mich demnach sputen. Und auch noch das Terminal wechseln. Zum Glück ist
es für Januar viel zu warm und unser Flugzeug mußte vor dem Start in
Frankfurt nicht noch ewig enteist werden. Denn sonst hätte es bestimmt
Probleme mit meinem Weiterflug gegeben. Gut, daß ich für den Heimweg
einen Nonstop-Flug bekommen habe.
Welcome in The Land of Oz und in der leuchtenden Smaragdstadt Bangkok. (Der
eigentliche Name Bangkoks in thailändischer Sprache „Krung Theb …“
ist mit 169 lateinischen Buchstaben übrigens der längste Ortsname
einer Hauptstadt weltweit.)
Ich würde zu gerne mal einen
Mehrtages-Abstecher nach Myanmar machen und fahre deshalb einfach mal in
die Khaosan Road, wo es auf engem Raum zahlreiche Reisebüros gibt, die
dort zu diesem Behufe auf Kunden warten, um wagemutigen Interessenten
solche Reisen anzubieten. Ich wußte schon im Vorfeld, daß man als Europäer
in dieses Land eigentlich nur per Flugzeug einreisen sollte und daß man
lange vorher zuhause bei m Konsulat ein Visum beantragen muß. Da meine
Reise diesmal aber insgesamt auf etwas wackligen Beinen stand, hatte ich
voller Absicht erstmal nichts in dieser Art angeleiert. Mal sehen, ob es
nicht doch auch mal kurzfristig, also über Nacht, und „einfach so“
geht. Falls nicht, wird das Vorhaben kurzerhand aufs nächste Mal
verschoben und ich suche mir andere, einfacher zu erreichende Ziele. Ist halt meine Art des Reisens:
Immer ohne viel Planung, immer intuitiv, immer unbekümmert, also am
liebsten nach Lust und Laune – und nach den jeweiligen Möglichkeiten
und Gegebenheiten. Mit mehr Vorbereitung wären meine vielen Reisen
sicherlich besser und ergiebiger, aber ich hasse es, mich in ein Korsett
strukturierter und durchgeplanter enger Organisation stecken zu lassen. Man muß großzügig denken, um
große Reisen unternehmen zu können.
Update: Ich komme gerade aus der
Stadt zurück und kann sagen, es hat besser als erwartet geklappt! Und
einfacher als vorher gelesen. Allerdings mußte ich etwas nach dem
wirklich erfahrenen Reisebüro suchen. Viele Leute haben gleich mit dem
Kopf geschüttelt oder viel zu hohe Preise gefordert. Dennoch habe ich
schließlich doch noch den richtigen Mann am richtigen Ort gefunden. Und
wie von mir gewünscht, kann ich mein „E-Visum“ morgen ab 13 Uhr
abholen. (Es ist im Übrigen nur geringfügig teurer als das normale
zuhause. Dafür ist die Prozedur hier aber auch deutlich einfacher.) Mein
Abstecher nach Myanmar ist also gebongt.
Nach ein paar Tagen
unbeschwerter urbaner Vergnügungen in Bangkok habe ich den nächsten
Level erreicht und wende mich nun „ernsthafter Arbeit“ zu. Dazu fahre
ich mit dem gewohnten weißen Nissan Almera raus aufs Land nach Saraburi
und dann nach zwei Tagen weiter rauf, Kurs Nord-Nordwest.
Klar, daß unterwegs ein paar
schöne sehenswerte Tempel besichtigt werden (müssen).
Übernachtung in einem mir noch
wohlbekannten Resort in Kamphaeng Phet am Mae Nam Ping, am Ping River. Die
Chefin erinnert sich erfreulicherweise gleich an mich und begrüßt mich
sehr freundlich. Merkwürdig, abends ist es jetzt
immer kühl, nachts noch mehr. Statt Klimaanlage wäre mir eine Heizung
viel lieber. So etwas kennt man jedoch in Thailand eher nicht. Einen
solchen Wunsch hatte ich hier auch noch nie - okay, einmal in den hohen
Bergen in Mae Hong Son. Aber hier sind keine Berge. Leider wird das auch
auf der ganzen Reise so bleiben: Kalte Nächte. Nichts mit „warm mit
Charme“. Nächtens soll und wird es oft bis auf „eisige“ 15 Grad
runtergehen. Thai nennen es indes schon kalt, wenn es des Nachts nur auf
25 Grad runtergeht…
Am nächsten Tag geht es weiter,
jetzt eher Richtung Westen, nach Mae Sot, einem thailändischen Städtchen
an der Grenze zu Myanmar, dem früheren Burma (englisch) bzw. Birma
(deutsch).
Nachmittags sehe ich mir die
kleine Grenzstadt weiter an und fühle mich sauwohl. Ich bin dankbar, daß
ich diese Reise machen kann. Schließlich sah es eine Zeit lang so aus,
als hätte ich sie verschieben müssen. Am nächsten Tag holt mich Khun
O-9 wie vereinbart ab und überrascht mich mit einer Liste der Sehenswürdigkeiten,
die er mir ab jetzt zeigen wird. Wir fahren zum nahegelegenen
Grenzübergang. Khun O-9 vermißt sogleich seinen Paß und telefoniert
umständlich mit seiner Frau zuhause. Langer Rede kurzer Sinn: Der Paß
ist nicht da und wir können nicht über die Grenze!
Soll ich umswitchen und einfach
nach Rangun, der burmesischen Hauptstadt fliegen? Dann wären die Ausgaben
für das extra dafür erworbene Visum wenigstens nicht für die Katz. Doch
am nahen Flughafen erfahre ich, daß ein Flug erst am nächsten Vormittag
möglich ist. Dann müßte ich mir dort am Ziel einen neuen Fahrer suchen
- oder Khun O-9 fährt mir mit dem Auto hinterher, falls er seinen doofen
Paß noch findet, und holt mich dort am Airport ab. Und eine neue
Reiseroute müßte ich mir auch noch ausdenken. Was für ein Aufwand!
Nein, ich entscheide mich letztlich dagegen, das ist mir dann doch zu
unerwartet und zu viel der Mühe; manchmal bin ich halt schon etwas bequem
geworden. (Okay, ich gebe es zu, man könnte mich auch als alt und
unflexibel bezeichnen.) Ich bin insgesamt nicht allzu überrascht
über die mißliche Situation und ändere kurzentschlossen meinen Plan.
Ich fahre jetzt einfach weiter durch Thailand und verschiebe Myanmar, wie
schon früher, auf ein weiteres nächstes Mal. Erkenntnis: Laos,
Kambodscha und Malaysia sind doch deutlich einfacher zu bereisen. Ich
gondle jetzt gemütlich auf Highway 105 nach Norden rauf, immer weiter an
der Grenze entlang. Reichlich viele Checkpoints gibt es hier.
Tja, wäre ich mal noch ein
Weilchen in Mae Sot geblieben. Khun O-9 ruft nachmittags unterwegs an. Er
hat seinen Paß unerwartet schnell wiedergefunden; seine kleine Tochter
hatte ihn offenbar in die Finger bekommen und damit „gespielt“.
Freuen! Entspannen! Lächeln! Wenden! Zurückfahren! Hundertzwanzig
Kilometer. Da war ich wohl mal wieder etwas voreilig. (Wie oft habe ich es
schon in meinem Leben gehört: „Du bist immer viel zu schnell…!“)
Wir
starten morgen noch einmal. Aber alles Negative hat dann ja
im Nachhinein oft auch etwas Positives: Ich hatte das Lokal gestern beim
Vorbeifahren schon kurz gesehen; heute kann ich es besuchen. Und bin
restlos begeistert! Es ist ein riesiger Garten-Dschungel, viele
unglaublich hohe und wahrhaft majestätische Bäume um einen großen See
platziert, alles perfekt begärtnert, gepflegt und beleuchtet, dazu mit
hervorragender Speisekarte und angenehmem Service. Und in dieser Idylle
sind überall lauschige Gästetische verteilt. Sicher eines der besten
Restaurants in ganz Thailand. Hier stimmt einfach alles. Sogar die
Toiletten sind sehenswert. Die fast jeden Abend im TV zu sehende Tochter
des verstorbenen alten Königs, Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, war
hier auch schon ein paarmal und hat sogar eine eigene, jetzt natürlich
verschlossene Privattoilette. („Prinzessin“ klingt
allerdings attraktiver und macht sie mit ihren 63 jünger als sie in
Wirklichkeit ist, zumal sie noch älter aussieht. Aber fast alle Thai
lieben und verehren sie. Ein einfacher und oberflächlicher Mensch würde
sie wahrscheinlich eher als, ich bitte um Entschuldigung, als alt und
unansehnlich bezeichnen. Aber das stimmt so auch nicht. Vielleicht nenne
ich sie wahrheitsgemäß und mit der mir gegebenen Höflichkeit mal
„eher etwas unattraktiv“. Sie besucht im TV abendlich irgendwelche
Schulen, Altenheime, Museen und Behörden, schreibt dabei ununterbrochen
in ihr Handbuch und erhält Geschenke – und/oder verteilt massenhaft
dicke Decken an bedürftige Menschen.)
Eintrag in meinem imaginären
Diary vor dem Schlafengehen: Bin glücklich und zufrieden! Das Leben ist
schön!! Am nächsten Vormittag sehe ich
mir noch einmal den „silbernen“ verspiegelten Tempel von gestern an,
der mir heute noch mehr schöne Seiten von sich zeigt.
Mittags holt mich 0-9 wie
versprochen ab und wir starten endlich. An der Grenze klappt diesmal
alles. Sogar mein Visum wird wider Erwarten anerkannt! Paßbild ist keins
erforderlich.
Meine Uhr muß ich hier an der
Grenze eine halbe Stunde zurückstellen. (Eine „halbe“ Stunde hatte
ich bisher auch noch nicht.) Myanmars Grenzstadt Myawaddy ist
sehr geschäftig; spricht man übrigens ganz einfach „Mjawaddy“ aus. Auf Anraten von O-9 wechsle ich
meine Euros in einem Laden in Kyat. (Wird oft „Djschätt“
ausgesprochen.) BTW: Myanmar ist das flächenmäßig
größte Land Südostasiens. Hier herrscht seit vielen Jahren
Rechtsverkehr, also wie bei uns. Trotzdem haben merkwürdigerweise
neunundneunzig Prozent aller Autos und Lkw ihr Lenkrad auf der rechten
(also falschen) Seite! Nur moderne Reisebusse haben ihr Steuer manchmal
auf der linken, also auf der richtigen Seite. Ich werde O-9 deshalb öfters
beim Überholen assistieren müssen. Als
Grund hierfür habe ich gehört, daß die meisten Autos aus Thailand oder
Japan importiert werden, offiziell oder geschmuggelt. Und dort haben sie
das Lenkrad nun mal grundsätzlich rechts.
Zum
damaligen Wechsel von Links- auf Rechtsverkehr wird eine (erfundene?)
Geschichte verbreitet, wonach der diktatorische Staatschef Ne Win entweder
einen Traum hatte oder mit einem Wahrsager sprach. Beides besagte aber, daß
er auf der linken Straßenseite sterben werde. Sein logischer Schluß: Ab
morgen fahren alle rechts (statt links). Das war so um 1970 herum.
Offiziell wollte der General sein Land damit von einem britischen
Kolonialrelikt befreien. Er starb dann (deshalb?) friedlich erst 2002 mit
91 Jahren. Was mir sofort auffällt: In
Myanmar wird, ganz im Gegensatz zu Thailand, ständig gehupt. Alles ist
staubig. Zweiradfahrer tragen öfter als in Thailand einen Helm.
Schulkinder sind alle einheitlich in hellgrüne Bluse und dunkelgrünen
Rock gekleidet, auch die Jungs. Männer tragen wie Frauen oft einen
Wickelrock. (Interessante Vorstellung; würde ich zu gerne mal nachmachen.
Trau mich dann aber doch nicht – und werde es noch lange bedauern.)
Viele Burmesen, männlich wie weiblich, jung oder alt, malen sich ein
Muster aus heller Paste ins Gesicht und auf den Körper und finden es schön.
Und wenn ich O-9 richtig verstanden habe, hat die Woche hier acht Tage,
weil der Mittwoch in Vormittag und Nachmittag unterteilt wird… Unsere Straße, klar, ist mal
wieder der berühmte AH 1, Asian Highway No. 1, unsere Straße führt
weiter nach Westen. Nach Hpa-an. (Bitte „Pa-An“ aussprechen.)
Mittendrin ist sie, wie vorher gelesen und angekündigt, teilweise noch
sehr schmal und, höflich umschrieben, sehr holprig. Unser
bemitleidenswertes Auto wird erbarmungslos und ununterbrochen heftig hin
und her geschüttelt. Noch viel mehr als auf meiner letzten Tour nach
Luang Prabang in Laos – und das war schon schlimm. Der Toyota hat
bereits über 100.000 Kilometer auf der Uhr und macht trotzdem immer noch
einen sehr guten Eindruck; nichts klappert oder ist ausgeschlagen.
Ich hatte im Vorfeld gelesen, daß
die Straße täglich abwechselnd nur in jeweils einer Richtung befahren
werden kann. Das ist jetzt aber inzwischen längst nicht mehr so umständlich;
die ehemals sehr schmale und gefährliche Straße durch die Berge ist neu
gemacht und oft dreispurig. Undere Fahrt dauert mit Mittagessen ca. vier
Stunden.
Sehr oft muß man unterwegs Straßen-
und/oder Brückenzoll bezahlen; es sind winzige Beträge. Khun O-9 regt
sich dann jedes Mal auf und kann es doch nicht ändern. Ich habe den
Eindruck, daß es sich gelegentlich um Privatposten handelt, die einfach
nur so und ohne offiziellen Auftrag Geld abkassieren, zumal O-9 und andere
Autos gerne ab und zu durchfahren – ohne anzuhalten und ohne zu
bezahlen.
Überall liegt Müll herum.
Daher wundert es mich nicht allzu sehr, als Khun O-9 seine leere Cola-Dose
einfach aus dem Fenster wirft. Unterwegs in der Nähe von Kawkareik hat
der Wind tausende leerer Plastiktüten aufs offene Feld geweht. Kühe
weiden hier und fressen diese Tüten unweigerlich, die sich dann in ihren
Mägen in harten Kunststoff umwandeln. Schrecklich! Burmesen haben
offensichtlich noch viel weniger Umweltbewußtsein als Thai. Auf dem letzten Stück vor
Hpa-an wird die Straße zurzeit ausgebaut. Es wird aber bestimmt noch
Jahre bis zur Fertigstellung dauern. Khun O-9 überholt ständig,
gnadenlos, auch hier in der Baustelle, die Abstände zum „Gegner“ auf
der rechten oder linken Seite dürften oft im einstelligen
Millimeterbereich liegen.
Noch mehr bedauere ich
allerdings, ausgerechnet das offenbar mieseste Hotel der ganzen Stadt/des
ganzen Landes gebucht zu haben. Leider habe ich nicht den Mumm, meine
Buchung zu canceln. „Ist ja nur für eine Nacht…“ tröste ich mich.
Die schimmlige Dusche sieht dann später bei näherer Inaugenscheinnahme
noch viel abscheulicher aus als vorher bei der Besichtigung des Zimmers,
sodaß ich wohlweislich heute Abend (und am nächsten Morgen) auf deren
Benutzung lieber ganz verzichte. Zum Zähneputzen verwende ich heute zum
ersten Mal Wasser aus der Plastikflasche, was ich vorher überhaupt noch
nie gemacht habe, nicht in Thailand, nicht in Laos und Kambodscha, noch
nicht mal in Indien oder Ägypten. Fließendes Wasser? Ja, gibt es, nach
der Benutzung des ekelerregenden Waschbeckens ist der Boden regelmäßig
überschwemmt. Da sind der windschiefe Schrank, die defekte Klimaanlage
und alle anderen Unzulänglichkeiten des Zimmers kaum noch der Rede wert.
Wie konnte ich beim Einchecken nur so blind sein? Ich bin sicher, Nina
Heinemann würde hier sofort schnappatmend tot umfallen.
Khun O-9 fährt mich dann noch
ein bißchen durch die Stadt zu einer Art Vergnügungspark, um dann
anschließend mit mir zusammen in einem Hotel-Restaurant am Flußufer zu
Abend zu essen.
Es schließt sich unterdes
eine heilige Höhle in der Nähe an. Hier muß Eintritt bezahlt werden.
Ein paar Mönche achten streng darauf, daß alle Besucher mit nackten Füßen
hereinkommen und man läßt auch mich sonst nicht durch. Ich trau mich
dann später nicht, mir wenigstens die Socken nach der Kontrolle heimlich
wieder anzuziehen – ich möchte die Gefühle der Burmesen nicht allzu
sehr verletzen. Immer wieder fällt mir auf, wie
freundlich mich die Leute oft ansehen, mir manchmal sogar zunicken oder
sogar zulächeln. Mitunter werde ich auf dieser Reise gebeten, ein Selfie
mit mir machen zu dürfen, wobei natürlich viel gekichert wird. Das
erlebe ich in Thailand nur noch selten. Die nächste Höhle, ganz in der
Nähe, ist viel länger und kostet aber trotzdem keinen Eintritt.
Der nächste Tempel auf dem Weg
mit kleiner Höhle „kostet“ nur eine kleine freiwillige Spende.
Die Straße bleibt hier auf dem
flachen Land halbwegs okay. Mittagessen gibt’s natürlich auch. Nachmittags kommen wir am
heutigen Hotel in Kin Pun Sakhan in der Nähe von Kyaikto an und ich kann
hier die überfällige Dusche mit großem Wohlbehagen nachholen. Endlich
mal wieder ein sauberes, gepflegtes und wirklich perfektes Resort.
Allerdings muß man hier bar bezahlen; Kreditkarte wird nicht akzeptiert.
Keine. Dafür werden hier besonders gerne Dollars gesehen. Aber die hat
man als erfahrener Traveller ja immer und für alle Fälle dabei.
Nach diesem wohltuenden und
dringend notwendigen Frischmachen bestelle ich mir ein TukTuk und lass
mich auf einen nahegelegenen Berg mit einer kleinen Pagode und
wundervoller Aussicht fahren. Leider ist es gerade heute am Horizont etwas
dunstig. Das TukTuk ist dann allerdings mit derart wenig Pferdestärken
ausgestattet, daß uns eine Schnecke bei unserer Bergauffahrt leicht überholen
könnte. Trotz Vollgas im ersten Gang. Ich verspüre tiefes Mitleid mit
dem gequälten Motor. Ich sitze beim Schwager sprich Fahrer vorn.
Einfaches Abendessen im Ort.
Mein netter TukTuk-Fahrer von vorhin entdeckt mich beim abendlichen
Rumschlendern und fährt mich (kostenlos) zum Hotel zurück. Sowas
gibt’s auch noch. Am nächsten Morgen geht es
weiter, jetzt nach Süden, den gleichen Weg zurück nach Hpa-an und dann
weiter nach Mawlamyaine (wird „Mjolumjain“ ausgesprochen). Mawlamyaine
bzw. Mawlamyaing ist die drittgrößte Stadt Myanmars. Aber erst einmal will noch ein
nahegelegener Wasserfall abgehakt werden. Es ist Zufall, daß ich den
langen, beschwerlichen und schweißtreibenden Fußweg bergauf inmitten
einer Schulklasse starten muß; gut, daß ich topfit bin, so kann und muß
ich gleich Gas geben, um die Jugendlichen schnell hinter mir zu lassen –
ohne mir das ganze bekloppte und nervtötende Gequassel weiter mitanhören
zu müssen. Es sind dann letztlich nur dreißig Minuten, doch sie ziehen
sich. Aber, wir wissen es alle, der Weg ist das Ziel. Auch hier. Allein,
die Anstrengung ist größer als der Lohn am Ziel; es rauscht nicht allzu
viel Wasser bergab. Erstaunlich, wie viele Garküchen und Verkaufsstände
es hier oben gibt und daß die Familien hier alle irgendwie überleben können.
Der Aufstieg war lang, deshalb
lasse ich uns beide danach mit je einem Motorrad-Taxi holprig zurück zum
Auto runterfahren. Überall in Myanmar sehe ich große
Gummibaum-Plantagen und auch das in breite Streifen gepresste und auf
einfachen Stangen vor den Hütten zum Trocknen aufgehängte vorläufige
Enderzeugnis. Entgegen meiner Ansicht ist jedoch nicht Myanmar der weltgrößte
Kautschuk-Erzeuger (nur Platz 16), sondern tatsächlich Thailand. Unterwegs gibt es das gewohnte
einfache Mittagessen mit einem besonders freundlichen Chef.
Ein farbenfroher chinesischer
Tempel will unbedingt besichtigt werden. Wir sind gestern auf dem Hinweg
bereits dran vorbeigekommen.
Tja, und dann passiert’s: Später
Nachmittag. An der Stadtgrenze in Mawlamyaine werden wir so kurz vor
unserem Ziel von einem Polizeiposten gestoppt. Khun O-9 muß seine Papiere
herauskramen und vorzeigen. Und dann aussteigen. Und ich muß derweil
warten. Es dauert und dauert, mindestens
fünfzehn, zwanzig Minuten. Dann kommt er mißmutig zurück ans Auto und
bittet mich um einen weiteren Vorschuß. Er muß Strafe zahlen, weil er
irgendein Papier nicht mit sich führt.
Natürlich muß er sich auch
hier zum von mir gebuchten Hotel durchfragen. Erneut bietet sich schließlich
ein Zweiradfahrer an, vorneweg zu fahren und uns den Weg zu zeigen. Leider
gefällt mir das Hotel nicht, doch diesmal habe ich die Eier, meine
Buchung abzusagen, was erfreulicherweise sofort akzeptiert wird. (Ist mein
forsches Auftreten wirklich so entschlossen?! Innerlich muß ich
grinsen…)
Auch hier wäre gerade der
richtige Zeitpunkt, die rote Sonne hinter einem Fluß romantisch
untergehend zu fotografieren, aber wir müssen unserem Scout weiter
folgen, der hier noch ein bißchen mit dem Security-Mann gequatscht hat
und uns deshalb weiter zum nächsten Hotel führen kann. Leider haben wir
vorhin viel zu viel Zeit unnötig am Polizeiposten vertrödelt.
Das neue Hotel ist sehr groß,
angeblich das beste der Stadt, direkt am Fluß. Leider sind alle Zimmer
mit Aussicht auf den Fluß bereits gebucht, sodaß ich mich mit einem
weniger schönen Ausblick zufrieden geben muß. Kreditkarte wird
anstandslos akzeptiert.
Abendessen auf der
Hotelterrasse. Danach laufe ich ein kurzes Stück am Fluß entlang zum
„Nachtmarkt“, den mir O-9 empfohlen hat, aber es gibt nur jede Menge
einfache Essensstände, Streetfood und Garküchen, keinerlei
Handwerkskunst.
O-9 übernachtet heute in seinem
Auto, er kann und will sich wegen der Polizeistrafe und aus Wut und Ärger
über sich selbst keine auch noch so preiswerte Übernachtung leisten. Er
weiß ja auch noch nicht, was morgen auf ihn zukommt… Das Frühstück am nächsten Tag
ist angenehm; die Hotelleitung gibt jedem Gast sogar ein paar Flaschen
Wasser mit. Khun O-9 begrüßt mich freundlich und gutgelaunt; die Nacht
im Auto war für ihn offenbar doch nicht so unangenehm wie von mir befürchtet.
Und weil es gestern so „schön“
war, gibt es heute gleich wieder eine Polizeikontrolle am Stadtausgang –
und sie endet wie sie enden muß: Natürlich mit einer weiteren Strafe!
Jetzt ist O-9 wirklich schlecht
gelaunt. Nein, er ist stinksauer! Mir reicht’s inzwischen auch, ich will
zurück nach Lummerland, nach Thailand, obwohl ich ursprünglich
eigentlich noch ein, zwei Tage länger in Myanmar hatte bleiben wollen.
Khun O-9 ist’s recht.
Auf dem Heimweg gibt es noch
einen weiteren Tempel zu sehen. Auch hier muß ein bißchen Eintritt
bezahlt werden; doch das sind immer nur kleine Beträge. Die Höhle ist
ziemlich lang. Unterwegs ziehe ich mir einfach mal meine Socken wieder an,
andere Leute machen es schließlich auch so oder haben sogar ihre Schuhe
wieder angezogen. Wir Farangs (westliche Ausländer) sind einfach zu
verweichlicht, den Asiaten machen die kleinen Steinchen, Unebenheiten und
Stolperfallen naturgemäß halt nichts aus.
Danach geht’s weiter. Die Straße
ist hier zu einem großen Teil neu gemacht und ich werde endlich mal nicht
mehr so heftig durchgerüttelt.
Nachmittags nähern wir uns
wieder Myawaddy, der Grenzstadt zu Thailand. Aber bevor wir die
unsichtbaren Stadttore passieren, muß unser Auto unbedingt noch an einer
der zahlreichen und kurz vor der Stadt beiderseits am Straßenrand
angesiedelten „Waschstationen“
gewaschen werden. Offenbar gehört es hier zum guten Ton, mit einem
sauberen Fahrzeug in die Stadt zu kommen. Allerdings gibt es hier keine
Waschstraßen wie bei uns, hier macht man das mit „Manpower“. An unzähligen
primitiven Bretterbuden warten willige Leute darauf, die Autos der
Reisenden mittels Pumpe und dem Wasser aus dem nahen Fluß zu waschen. Das
geht schnell und kostet nicht viel. Die Autos sind auch sogleich wieder
trocken. Und da die Autos doch gleich wieder verstaubt sein werden, reicht
das auch vollkommen aus.
Die Grenzformalitäten auf
Myanmar-Seite sind etwas umständlich, weil erneut ein Fragebogen ausgefüllt
werden will. Auf thailändischer Seite dann das bekannte Einreisepapier,
das entgegen anderslautender früherer Aussagen übrigens immer noch aus
seinen zwei Teilen besteht; das Ausreiseblatt ist jetzt allerdings nur
noch halb so groß wie das für die Einreise benötigte. Farangs werden
erfreulicherweise bevorzugt abgefertigt. Meine Erkenntnis: Ich war jetzt
in allen angrenzenden Ländern Thailands. Bis auf Malaysia hat mir
eigentlich keines dieser Länder gefallen. Und Malaysia mit seinem doofen
Moslem-Alkohol-Verbot auch nicht wirklich. Khun O-9 setzt mich kurz darauf
am Hotel ab, wo ich mein Auto für die letzten paar Tage abstellen konnte.
Nur, leider, mein Hotel ist ausgebucht, ausgerechnet an diesem Wochenende
findet hier im Ort ein Bike-Weekend statt. Aber ich entdecke ein anderes
schönes Hotel im Tablet und, ein Wunder, O-9 kennt es sogar und muß sich
nicht erst wieder langwierig durchfragen.
Ich folge ihm mit meinem Nissan
und dann nehmen wir freundlich Abschied voneinander. Für den Fall, daß
ich doch nochmal nach Myanmar kommen sollte, habe ich mir seine
Telefonnummer notiert. Aber ich glaube, ich werde sie löschen. Obwohl,
Rangun, Inle See, Bagan und Mandalay haben noch sehr viel Sehenswertes zu
bieten. Und die völlig überzogene gigantomanische neue Hauptstadt Nay
Pyi Taw dieser geisteskranken Politiker würde ich ja auch noch gerne
sehen. (Je ärmer das Land desto überzogener die Bauwerke seiner
jeweiligen Machthabenden.) Wie sagte doch Rudyard Kipling
so treffend?: „Dies ist Burma – und es wird wie kein anderes Land
sein, das du kennst.“ Mal sehen, was die Zeit bringt… Das neue Hotel ist sehr
angenehm, vergleichsweise klein, im von mir so sehr geschätzten thailändischen
Stil, bis ins letzte Detail sehr liebevoll eingerichtet, und ich bin
erneut recht zufrieden mit meiner Wahl.
Abendessen natürlich wieder im
Dschungel-Restaurant. Am Nebentisch wird eine „German Schweinshaxe“
serviert, die aber merkwürdig aussieht und den Leuten dann wohl auch
nicht so richtig schmeckt. Ich darf ein Foto machen – und meine Meinung
dazu abgeben: Mein Daumen zeigt nach unten und gräbt sich ein imaginäres
Loch im Boden. Ich esse ja wenig Schwein und deshalb auch keine Haxen,
doch diese hier schon mal ganz bestimmt nicht! Niemals! So viel Hunger
kann ich gar nicht haben! (Man weiß es ja, und ich beherzige es auch
stets, man sollte auf Reisen so gut wie möglich eher landestypisch essen.
Und eine Haxe gehört in Thailand wohl eher nicht dazu.)
Der nächste Morgen bringt zunächst
ein angenehmes Frühstück und dann auf dem Rückweg ein immer intensiver
werdendes wohltuendes Bauch- und Fahrgefühl; Thailand ist eben (m)ein
Wohlfühlland, meine Komfortzone, mein natürliches Habitat. Ganz im
Gegensatz zu Myanmar. In letzterem sollte man doch wohl besser eine geführte
und durchorganisierte Gruppen-Tour machen, das ist deutlich
erfolgversprechender als alles selbst klein/klein planen und entscheiden
zu müssen, vor allem, wenn man hier nicht genügend bzw., wie ich, noch
gar keine Erfahrung besitzt. Dabei fällt mir aber auch immer sofort einer
meiner neuen Lieblingssprüche frei nach H.J. ein: Wer in der Herde läuft,
sieht nicht nur jede Menge Arschlöcher vor sich; er wird auch oft der
Letzte sein. Jeder muß es also für sich entscheiden, entweder mit den
Nachteilen einer Gruppe oder doch wieder allein mit allen Unzulänglichkeiten
reisen. Persönlich stehe ich eindeutig auf „Casual Travelling“, so
wie ich es mache, und möchte es auch nicht ändern.
Wie schreibt mir ein guter
Bekannter, der beide Länder mehrfach bereist hat, dazu?: „Thailand hat
einfach mehr Komfort und Lebensqualität“. Und genauso ist es! Unterwegs sehe ich wieder viele
Motorrad-Kollegen, die (jetzt, sonntags) heimfahren. Darunter auch ein
paarmal eine Gruppe mit drei alten weißen 1500er GoldWings, die
offensichtlich die gleiche Strecke fahren.
Abends gibt es Probleme, ein
Resort in Khao Kho zu finden. Das ausgesuchte ist trotz Navi und
Handy-Navi einfach nicht zu finden. Und da ich nicht fest gebucht hatte,
verfüge ich jetzt auch über keine Koordinaten. Zweimal versuche ich es
wider besseres Wissen und frage Leute am Straßenrand. Erfolglos, logisch.
Telefonieren und dort nach dem Weg fragen erübrigt sich von vorneherein,
Thai sind, hmm, ich formuliere es mal besonders höflich, sie sind zu unfähig,
um einen Farang zu lotsen. Ich habe es früher schon ein paarmal probiert.
Stets ohne ein auch nur im geringsten brauchbares Ergebnis. Dabei gab es
vorhin an der Hauptstraße doch unzählige sehr gut (und etwas teuer)
aussehende Resorts! Mittlerweile wird es dunkel. Und jetzt gibt es hier in
der Gegend nur noch ganz primitiv aussehende Resorts mit winzigen Holzhütten,
von denen ich schon vorher genau weiß, wie sie innen drin aussehen. Aber
es hilft alles nichts, letztlich muß ich mich mit einer solchen Bruchbude
zufrieden geben. Mein Zimmer ist so schrecklich karg wie befürchtet; der uralte Durchlauferhitzer gibt dazu viel dunklen Rauch und wenig lauwarmes Wasser ab. Für das Gebotene ist es hier mit 1.500 THB (40 EUR) viel zu teuer. Hätte ich mir doch vorhin nur das traumhaft wunderschöne Zimmer in diesem durchgestylten Design-Resort für unglaublich unverschämte 6.500 THB (165 EUR) genommen. Ich schlüge jetzt am liebsten
meinen Kopf gegen die vergammelte Bretterholzwand. Doch was hülfe es mir?
Das eine Mal gewinnst Du (selten), das andere Mal verlierst Du (oft, viel
zu oft)!
Weitersuchen wollte ich einfach
nicht mehr, die schmale Straße ist mir hier nachts zu unübersichtlich,
zu steil, zu kurvig; und die dunkel getönte Windschutzscheibe macht
unterdessen alles nur noch unangenehmer. Nachts auf Thailands kleinen Straßen
rumfahren, das mach ich wirklich nur, wenn es unbedingt sein muß! Abendessen gibt’s in einem nur
ein paar Kilometer entfernten Restaurant, das mir gleich wohlbekannt
vorkommt. Ja, richtig, hier war ich doch schon einmal auf einer meiner früheren
Reisen und habe damals hier zu Mittag gegessen. Was ist denn das?? Morgens liegt
weiße Watte, dicker Nebel, im Tal, ich kann nach dem Wachwerden draußen
erst kaum etwas sehen. Doch der Morgennebel löst sich dann nach und nach
auf. Offenbar gefällt es Erdbeeren, feucht zu schlafen und morgens so
aufzuwachen, denn ich habe hier schon gestern zahlreiche Erdbeer-Plantagen
unterwegs gesehen.
Natürlich muß ich den
nahegelegenen Tempel mit den fünf Buddhas erneut besuchen!! Einer meiner
Lieblingsorte in Thailand. Leider sind die riesigen Buddhas und der gegenüberliegende
Turm zurzeit eingerüstet. Dies ist hier einer der beiden schönsten
Tempel Thailands; der andere ist in Chiang Rai. Nein, das reicht so nicht
ganz, beide Tempel gehören in meinen Augen sogar zu den hundert schönsten
Besucherattraktionen in der Welt, mindestens aber in Südostasien!!! Beide
Tempel liegen in privater Hand, deshalb ist hier einfach alles im
perfektem Zustand, nirgends gibt es auch nur die winzigste Schadensstelle
zu sehen, was für Thailand doch sehr ungewöhnlich ist. Hier bin ich
gerne, hier fühle ich mich sehr wohl und ich genieße die beglückende
und wohltuende Energie, die mich hier umschmeichelt. Und wer Hundertwasser
gerne sieht, wird sich dem Meister hier ganz besonders nahe fühlen.
Nur schwer kann ich mich von
diesem angenehmen Ort lösen und weiter auf den Heimweg machen, aber es muß
ja sein. Richtung Südost. Vierhundertvierzig Kilometer. Übernachtung in
meinem Lieblingshotel in Nang Rong.
Meine Freunde laden mich am nächsten
Tag ein, eines ihrer Familienmitglieder im örtlichen Knast zu besuchen
und da darf ich aus gebotener Höflichkeit natürlich nicht Nein sagen.
Also lege ich mir dort angekommen das mir hingehaltene Tuch um und gebe
meinen Paß ab. Und dann wird mir mitgeteilt, daß heute kein Männerbesuchstag
ist. Warum nicht eher?! Männer dürfen hier nicht an jedem Tag rein,
Frauen schon. Man wird bestimmt unschwer verstehen, daß mir das jetzt
nicht wirklich unangenehm ist…
Weiter geht es. Auf dem Thanon
Mittraphap, übersetzt „Straße der Freundschaft“, Highway 2, zugleich
Asian Highway 12, der damals, in den 60er und 70er Jahren, von den Amis
gebaut worden ist, damit sie die Versorgung während des Vietnam-Krieges
besser durchführen konnten.
Ich verbringe noch einen Tag bei
Freunden in Saraburi. (Klingt für mich immer wieder erheiternd, wenn Thai
es „Salabuli“ aussprechen, Betonung auf der zweiten Silbe. Ein „R“
wird hier oft zum „L“. – Und ein „L“ zum „N“, ein einfaches
Hotel wird dann gerne zu „Hotenn“.) Mal so nebenbei: Wir Deutsche können
thailändische Ortsnamen (und Personennamen) in der Regel ganz einfach, so
wie sie geschrieben werden, aussprechen. Solange sie in lateinischen
Buchstaben angegeben werden, logisch. Auch ein Faktor, der mir Thailand so
sympathisch macht. Abends werden nach dem Dinner
„dem Gast zuliebe“ ein paar Flaschen Hong Thong-Whisky (35%) zusammen
mit Cola und Eis geordert und geleert. (Manchen Leuten schmeckt das Gebräu
so gut, daß sie es sich später noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Müssen.) Ich hoffe, daß ich davon nicht blind werde. Oder impotent. Oder
umgekehrt. Oder gar beides. Bisher konnte ich mich gegen diesen Fusel
stets erfolgreich wehren. Diesmal muß ich wenigstens ab und zu davon mal
nippen und alle gucken zu. Dabei muß ich dann dauernd anerkennend nicken,
unablässig grinsen und abwechselnd Daumen und/oder Daumen und Zeigefinger
zum Kreis geformt nach oben strecken. Alle grinsen zurück. Hong Thong-Whisky hat übrigens
nichts mit Whisky zu tun. Es ist einfach nur ein billiger Fusel. Aber eine
Wiener Auster hat ja auch nichts mit Wien oder mit Austern zu tun… Am nächsten Tag habe ich
endlich auch mal Zeit, einen Tempel zu besuchen, der mir hier an der
Autobahn beim Vorbeifahren schon so oft aufgefallen ist. Merkwürdig, ich
konnte im Internet nie etwas darüber herausfinden. Es fängt schon damit
an, daß sein Name nur auf einem kleinen Schild und nur in thailändischer
Schrift angegeben wird. Es ist ein Jain-Tempel. „Jain“ ist eine
besonders fundamentalistische und friedliche Sekte, hauptsächlich in
Indien beheimatet, vielleicht dem Buddhismus etwas ähnlich. Alles wirkt
hier auf mich sehr geheimnisvoll, obwohl hier jeder, der es möchte, ganz
einfach reinfahren kann. Eine weitläufige, nein, riesige, und jetzt,
nachmittags, menschenleere Anlage mit wunderschönen großen Tempel-Häusern,
vielen ganz besonderen Findlings-Steinen und einer strahlend weißen,
imposanten und prächtigen runden Buddha-Figur. Trotz aller Offenheit den
Besuchern gegenüber spüre ich hier ein paar unerklärbare Beklemmungen
tief in meinem Innern, ähnlich wie im ebenso wunderschönen, ufoähnlichen
Wat Dhammakaya ganz in der Nähe, das ich mir vor einiger Zeit mal
angesehen habe. Beides gigantische Anlagen, beide sehr faszinierend, beide
recht geheimnisvoll. BTW: Wat Dhammakaya soll im Übrigen die größte
aktive Tempelanlage der Welt sein.
Danach bringe ich das Auto zum
nahen Flughafen. Große Leuchtbuchstaben beginnen unterdessen in meinem
Kopf immer schneller zu blinken: Last call for Wilf Skywalker! Game over!
Ich muß zurück ins Hamsterrad und nach #Ungewisse Zukunft. Meine Reise
ist jetzt also zu Ende. Schon wieder und wie immer viel zu schnell! Nein!
Nein!! NEIN!!! Ich will nicht zurück ins kalte Deutschland!!! Aber all
mein jämmerliches Wehklagen (schäm) hilft nichts, letztlich muß ich den
Pfosten am Entrance 4 vor dem Flughafengebäude doch widerstrebend
loslassen, an dem ich mich die ganze Zeit noch festklammere. Schweren
Herzens muß ich durch die Security Control und zum Flieger marschieren
und mich brav zurück nach Hause fliegen lassen, wo seit kurzem dunkle
Schatten dräuen und mich verschlingen wollen. Aber diesmal fliege ich
wenigstens Nonstop. Für meine eigene Statistik: Über
2.600 selbstgefahrene und ein paar hundert gefahrengewordene Kilometer zurückgelegt. Ich habe wieder viele Fotos und
ein paar juckende Moskitostiche mitgebracht. (Sie haben mich stets zum
Fressen gern…) Und, wie so oft, ein Kilo
weniger Gewicht. Thailändische Ernährung ist halt leicht und recht
gesundheitsfördernd. Auch ansonsten wieder alles OK.
Hakuna matata. Erneut alles gut gegangen, nichts Schlimmes erlebt. Danke
mein lieber guter gütiger Buddha Lompossoton. Und
wie immer hier zum Schluß noch ein paar neue Erfahrungen zu Thailand: Kürzlich erfahren: Die
(einfachen) Züge sind für Thai oft kostenlos bzw. sehr billig. (Ja,
genauso wie die einfachen Krankenhäuser.) Aber so billig sprich schäbig
ist dann auch die Qualität. Thailand soll laut der Statistik
des UNODC „United Nations Office on Drugs and Crime“ im Jahr 2010
angeblich der Spitzenreiter mit der höchsten Mordrate unter den
asiatischen Staaten gewesen sein. Bitte aber beachten: Man glaube erstmal grundsätzlich
keiner Statistik! Denn sie ist immer totaler Blödsinn, aus welchen Gründen/Interessen
auch immer. Man sollte dabei nämlich wissen, daß Thailand mit der
Mordrate tatsächlich deutlich hinter seinen Nachbarn Kambodscha oder Laos
liegt. Und sehr weit hinter Myanmar. Auch viele andere asiatische Länder,
wie z.B. die Philippinen, haben höhere Mordraten. Trotzdem, Thailand (und
überhaupt Asien) ist natürlich kein Ponyhof. Genauso wenig wie USA, Südamerika,
Afrika, Ostblock, Berlin… Ein Leben ohne nach Thailand zu Reisen ist möglich
– aber langweilig!
Und nicht vergessen: Ein
Reisebericht ist wie Sex. Ist er gut, dann ist es sehr gut; und ist er
schlecht, dann ist es immerhin besser als gar nichts. Und in keinem Fall
ist die Zeit verschwendet.
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