Die
makellosesten Reiseberichte aller Zeiten. Hier
sind sie.
Bangkok, Nong Khai, Dieser Bericht beruht auf Erzählt
von Wilfried R. Virmond Hopalong
Cassidy ist wieder unterwegs. Er reitet auf seinem Schimmel „Topper“
gen Osten, um die Welt zu retten, oder um wenigstens einer alten Dame über
die Straße zu helfen, einen umgefallenen Sack Reis wieder aufzurichten
oder sonst etwas Wichtiges und Gutes zu tun. Wenngleich das Pferd in
Wirklichkeit jetzt silbern ist und vier Düsentriebwerke besitzt. (Und
Rauchen, Trinken - un noa de Mädle schau‘n tut er inzwischen auch…) Mal
sehen, was ich diesmal alles erleben werde. Verreisen ist auf jeden Fall
besser als zuhause Schw… und Eier (oder, wäre ich eine Frau, die Möpse)
zu schaukeln. MTFBWM. Endlich
kommt mal wieder zusammen, was zusammen gehört. Siam und ich. Aber ich
werde wie immer zu Anfang etwas enttäuscht: Auch diesmal empfängt mich
kein Mädchenchor am Suvarnabhumi-Airport. Schade. Trotzdem, ich bin
endlich wieder daheim. Deadline in exakt 425 Stunden, dann startet mein
Flieger zurück nach Hause. Warum kann ich nicht verhindern, daß sich
meine Gedanken in den nächsten siebzehn Tagen ständig um diese doofe
Zahl drehen?? Warum kann ich jetzt nicht einfach in den SloMo-Modus
wechseln???! Total
ungewohnt: Das neue Hotel in Bangkok entpuppt sich als ordentlich und
sauber; alles funktioniert wie es soll und wie man es erwartet – ganz im
Gegensatz zum bisherigen. Wohlwollend nehme ich zur Kenntnis, daß das
Hotel günstige Preise anbietet und in einer ruhigen Umgebung liegt. Falls
ich nochmals nach Thailand bzw. Bangkok kommen sollte, steige ich hier
gerne wieder ab. Witzig am Rande: Es gibt keine dreizehnte Etage - und
wegen der chinesischen Gäste auch keine vierte und keine vierzehnte.
Bei
der Hotelauswahl war es mir wichtig, nach Möglichkeit in „meinem“
Bezirk Sukhumvit zu bleiben. Da kenn ich mich aus, da bin ich (schon fast)
zuhaus‘. Und ein paar Leute kennen mich hier ja auch schon. Nach
dem langen Flug ist jetzt aber erstmal Chillen angesagt. Und dringende Flüssigkeitsaufnahme… Die
Stadt ist indessen anders als sonst: König Bhumibol wird Ende dieses
Monats mit unglaublich hohem Aufwand eingeäschert, man spricht von drei
Mrd. Baht, also ca. 75 Mio. Euro, und alle Thai warten gespannt darauf.
Das spürt man allerorten, irgendwas liegt in der Luft. Niemand spricht
darüber, aber es ist doch sehr deutlich wahrzunehmen. Immerhin verehrten
ihn fast alle Menschen hier im Land. Sehr. Da trauert wohl kaum jemand dem
schönen Geld für diesen immensen Aufwand hinterher. Im
„Handelsblatt“ gelesen: „Ab
1. Oktober werden sämtliche Fernsehsender im Land ihr Programm auf
schwarzweiß umstellen – als Zeichen des Respekts. Vier Tage vor Beginn
der Trauerfeierlichkeiten werden dann nur noch Programme über das Leben
des verstorbenen Königs gezeigt, bevor dann die tagelange Live-Übertragung
der Bestattungsrituale beginnt. Der
Tag der Einäscherung (26. Oktober) wurde zum landesweiten Feiertag erklärt,
in großen Teilen Bangkoks wird an dem Tag daher Stillstand herrschen.“ Ich
hatte es schon geahnt und meinen Flug deshalb entsprechend geplant. Alle
Thai müssen/sollen schwarze Kleidung tragen, Beamte sowieso, schon seit
dem Tod des Königs, jetzt aber noch mehr. Die Flaggen an den offiziellen
Gebäuden hängen auf Halbmast. Der Sohn und neue König soll sich
unterdessen zur Zeit (erste Hälfte Oktober 2017) auch weiterhin noch in
seinem Anwesen am Starnberger See aufhalten, um lieber dort zu trauern
(555, HaHaHa)… Diesmal
finde ich eine günstige Gelegenheit, endlich einen der beiden Rod Fai
Night-Markets zu besuchen. Ich hatte es schon lange vor, war aber ewig
nicht mehr an einem Wochenende in der Stadt. Und nur dann ist er auch
richtig geöffnet. Heute ist Samstag; also gleichmal ein Taxi ordern. Der
Weg ist weiter als gedacht, wir sind schon fast am Airport. Hier
gibt es mal wieder alles – und noch viel mehr. Dazu unzählige Essensstände
und kleine Restaurants. Live-Bands spielen und geben ihr Bestes; das
klingt dann oft so kakophonisch wie die Cantina Band in Star Wars. Und
wegen all dessen, und vielleicht auch wegen der schmalen Gänge, gibt es
hier ein einziges Gedrängel und Geschiebe. Meine Begeisterung sinkt immer
tiefer, hier kann ich mich gar nicht wohlfühlen. Und sowas wird als
„Geheimtipp“ gehandelt? Naja,
ok, die Wertigkeit hat sich längst nach unten verschoben. (Nicht nur in
Thailand…) Aber das ist ja nur ein Teilchen meiner eigenen
Gesamtwahrnehmung. Den Leuten gefällt‘s möglicherweise. (Oder auch
nicht, ich sehe eigentlich in keine allzu fröhlichen Gesichter. Geht es
ihnen vielleicht insgeheim doch so wie mir??) Restaurant
„The Best 100 Oysters“. Schön! Super! Klingt doch verführerisch gut,
um mal eine verdiente Pause einzulegen. Ich habe Hunger und bestelle mir
deshalb gleichmal zwei Austern. Zum Probieren. Als sie nach langer
Wartezeit und umständlicher Vorbereitung endlich serviert werden, spucke
ich die erste gleich wieder aus und die andere rühre ich lieber erst gar
nicht mehr an. (Glücklicherweise habe ich das Ganze ohne Probs überlebt.)
Erkenntnis: Man darf der Werbung nicht alles glauben… (Aber
ich bekomme am nächsten Abend doch noch meine ordentlichen frischen
Austern, in einem meiner Lieblings-Lokale im Nana-District.) Die
Preise in Bangkok bzw. Thailand steigen ständig. Ich höre es immer mal
wieder in den Gesprächen mit Einheimischen. „Billig“ ist halt nicht
mehr in Thailand. Zumal Alkohol (wozu ja leider auch Bier gehört) und
Zigaretten schon wieder gerade teurer geworden sind. Bangkok
macht aber trotzdem immer wieder Spaß und wird nie langweilig. Wie heißt
es so sinnig in “One Night in Bangkok” von Murray Head: …Eine
Nacht in Bangkok und die Welt wird für dich zur Auster. Die
Bars sind hier Tempel, aber ihre Perlen sind nicht umsonst… Im
Original: …One
Night in Bangkok and the World's your Oyster. The
Bars are Temples but their Pearls ain't free… Apropos
Perlen, die da gerade besungen wurden: Es gibt in Thailand viele wunderschöne
Perlen, hilflose Personen, die aus ihrem Zuhause gejagt worden sind, um in
der Großstadt zu arbeiten und für den Unterhalt der zurückgebliebenen
Familie zu sorgen. Da sehe ich es schon gelegentlich als meine Pflicht an,
manchen dieser armen Menschen mit bedauernswertem
Menstruations-Hintergrund zu helfen und mir eine gefühlvolle Massage
angedeihen zu lassen; „Rücken“ hat ja heute fast Jeder. (Und hier
noch ein bewährter Expertentipp von mir dazu: Ich wähle mir gerne eine
ältere Masseurin aus, weil die in der Regel mehr Erfahrung haben; die jüngeren
sind eher etwas oberflächlich und sinnen in erster Linie darüber nach,
wie sie ihr Salär noch etwas verbessern können…) Eingedenk
des obigen Songtextes stecke ich mir dann zuweilen abends eine überschaubar
kleine Menge Geldes ein und werde (meistens) angenehm und freundlich
bedient. Man findet danach auch immer ein paar Mitstreiter, um gemeinsam
etwas zu trinken und den Leuten zuzuschauen, und dann zusammen über
lebenswichtige Dinge zu philosophieren, z.B. über Weltfrieden, König,
Baht-Umrechnungskurs, Hotels, Essen, Bars, Mädchen… Es
ist angenehm, unter Qualitätstouristen zu sein, zu denen ich mich
inzwischen ja auch längst zähle. Mit
einer Gruppe anderer Leute rede ich in der Regel lieber nicht, die wollen
hier schließlich nur ihre schäbige Promiskuität ausleben und billigen
Sex. (Die, die nur zum Kopulieren nach Thailand kommen, sind hier in
Thailand inzwischen gar nicht mehr gerne gesehen und werden sowieso immer
weniger. Für solche Leute gibt es erfreulicherweise inzwischen günstigere
andere Destinationen.) Diese armseligen Männer haben keinerlei Interesse
an der Schönheit Thailands und wollen auch gar nichts darüber wissen. Entlang
der Sukhumvit haben die Fliegenden Händler längst wieder ihre Stände
des Abends aufgebaut; für kurze Zeit waren sie verschwunden. So ist das
eigentlich immer in Thailand, sprich Bangkok, Pattaya & Co.
Irgendjemand, Regierung, Behörde, Polizei, erläßt neue Gesetze und
Vorschriften oder kramt die alten hervor und es herrscht erstmal großes
Gezeter und Tohuwabohu. Doch nach kurzer Zeit der Aufregung ist dann alles
wieder beim Alten, vor allem, wenn genug „Teegeld“, sprich
Bestechungs- und Schweigegeld, geflossen ist. Mich erfreut’s jedenfalls
in diesem Fall. Diesmal
übernehme ich meinen Leihwagen mal wieder in einem Stadtbüro in der Nähe.
Es ist ein anderes als kürzlich, was sich allerdings sogleich als
Verschlimmbesserung und keine gute Idee herausstellt: Langwierig, umständlich,
unprofessionell! Die Zeitersparnis wird durch die lange Wartezeit
aufgefressen. Ist halt thailandüblich, die Leute haben keine Ahnung, kein
Interesse und keine Lust. Nächstes Mal hole ich das Auto doch lieber
wieder am etwas weiter entfernten Flughafen ab. Erste
Übernachtung in der Nähe von Nong Khae in einem kleinen angenehmen
Resort, das ich noch vom letzten Mal gut kenne und mag.
Am
nächsten Tag geht es auf Highway 1 weiter, nach Norden hinauf. Da
immer noch Regenzeit ist, regnet es öfters. Zur
Einstimmung wird gleich mal ein schöner Tempel besucht. Klar, hier gibt
es einen „seltenen“ Fußabdruck Buddhas zu bestaunen. Schon merkwürdig,
wo der alte Knabe die überall hinterlassen hat…
Weiter
geht es, nach Lop Buri, wo sich am Prang Sam Yod unzählige freche Affen
tummeln, die unwissenden Touristen zur Belustigung der Umstehenden gerne
alles Erreichbare stehlen.
Ich
bin bald tief im ländlichen Raum und suche nachmittags ein brauchbares
Hotel/Resort zum abendlichen Unterschlupf. Vergebens. Zwei, drei kleine
Hotelresorts unterwegs haben mir nicht gefallen. Und es wird langsam
dunkel! Man erinnere sich, daß sämtliche Scheiben (auch die
Frontscheibe!) in Thailand grundsätzlich stark getönt sind. Dadurch
sieht man im Dunkeln kaum noch etwas. Dazu kommt viel Regen, wodurch man
noch viel weniger erkennt. Verstärkt wird alles durch zahlreiche
Zweiradfahrer, deren Licht kaputt ist oder die ihr Licht absichtlich nicht
einschalten. Also „Blindflug“. Ah,
Rettung naht, ich entdecke ein Werbeschild für ein Resort in der Nähe
und folge der Beschilderung. Doch nach mehreren Hinweisschildern bricht
die Kette ab oder ich übersehe ein Schild. Was tun?, ich bin hier
wirklich weit weg von allem, mein Standort ist auf der Karte gar nicht
mehr erkennbar. Solange gesucht und nichts gefunden. Das Navi hat auch
keine Vorschläge. Nach
dieser stundenlangen und mühseligen Suche entscheide ich mich mit
der mir eigenen buddhistischen Gelassenheit, endlich den Gegebenheiten
nachzugeben und ungern, sehr ungern, halt notgedrungen, ein mir noch ungut
bekanntes Hotel in Petchabun anzufahren. Sind ja nur noch sechzig
Kilometer. Man muß halt einsehen, wenn man verloren hat. Der Check-in ist
langwierig und umständlich, genauso wie beim letzten Mal. Passend
dazu: Das Restaurant ist heute Abend geschlossen! Fuck, denn es gibt auch
in der nahen und weiteren Umgebung nichts! (Eigentlich wollte ich doch das
böse F-Wort nicht mehr verwenden…) Doch alles Ärgern hilft nichts, ich
muß mich heute Abend nach langer Suche (und mit Hilfe eines Tankwarts an
einer Tankstelle – und zwanzig Kilometer entfernt) letztendlich mit ein
paar armseligen Hühnerbeinchen (und die ich gleich den herumlungernden
Hunden vorwerfe) und etwas Tofu-Gemüsesuppe abfinden. Warum habe ich mir
stattdessen nicht gleich etwas nebenan am Hotel im 7-Eleven gekauft? Aber
kennt man ja, wenn’s nicht läuft, dann läuft’s nicht… Am
nächsten Morgen geht es gutgelaunt weiter nach Norden, kreuz und quer
durchs Land, ich suche mir ja absichtlich immer die eher kleinen Straßen
aus. Sonne und Regen, sanfte Hügel und motorradfreundliche Kurven. Jede
Menge Sanuk – Spaß.
Abends
erreiche ich mein mir so gut bekanntes Hotelresort in Nong Khai am Mekong.
Hier fühle ich mich stets auf Anhieb wohl. Schönes sauberes, großes
Zimmer, gutes Abendessen am Fluß, romantisch, Vollmond - da geht es einem
doch gleich unglaublich gut. Da
gerade mal wieder ein buddhistischer Feiertag ist, gibt es drei, vier
spektakulär beleuchtete Boote auf dem Fluß, die hier hin- und herfahren
und laute eigenartig-schöne Musik spielen. Dazu ein bißchen
Feuerwerk-Knallerei. Ein großer Vollmond schaut auf mich herunter. Herz
und Sinne, was wollt ihr mehr?? Die
Leichtigkeit des Seins. Hier kann man sie spüren. Und dabei sein Gehirn
defragmentieren.
Am
nächsten Tag besuche ich endlich auch mal den Skywalk in der Nähe.
Eigentlich sieht er wie sein großes Vorbild am Grand Canyon aus, nur
viel, ganz viiiel kleiner. Die Aussicht ist natürlich auch nicht ganz so
spektakulär wie in Arizona. Aber der Mekong ist ja auch kein Colorado.
Dafür bezahlt man hier aber auch keinen Eintritt.
Der
Mekong ist und bleibt einer meiner vier Lieblingsflüsse: Mekong,
Mississippi, Nil und Rhein. Der
Mekong ist ca. 4.800 km lang, Mississippi
ca. 3.780 km, Rhein
ca. 1.230 km, Nil
ca. 6.850 km. (Und
zum Vergleich der Amazonas: Nach
ein paar Tagen buche ich mir eine Fahrt im Mietwagen (also mit Fahrer,
ohne geht nicht) für einen Trip nach Luang Prabang in Laos. Da wollte ich
schon immer hin, aber es hat bisher nie geklappt. Mal sehen, ob es diesmal
etwas wird. Ich möchte alleine fahren, auf keinen Fall in einer Gruppe
fremder Menschen. Genauso, wie ich mir gerne ein größeres Hotelzimmer
buche, dann habe ich mehr Platz, mehr Freiheit, mehr Ruhe. Kostet alles
ein bißchen mehr, aber das ist es mir wert. Der
Chef der Mietwagenfirma, Khun Chettha, kommt zu mir ins Hotel - ich kenne
ihn noch von meiner Tour nach Vientiane vor ein, zwei Jahren - macht alles
fertig und kassiert gleich. Morgen früh soll es losgehen. Mein Auto kann
ich währenddessen einfach hier am Hotel stehenlassen.
Morgens,
kurz vor acht, ist er wie versprochen da und holt mich ab. Er lotst mich
über die nahegelegene thailändisch-laotische Grenze und durch alle Paßformalitäten.
Danach Umsteigen in einen anderen Van. Wass’n
das?: Beim Umladen sehe ich, daß im Falz der offenen Heckklappe
unverletzt eine Kröte sitzt. Der Chef verspricht mir, sie an geeigneter
ruhiger, feuchter Stelle wieder in die Freiheit zu entlassen. (Später
frage ich mich, ob das vielleicht falsch war – weil sie möglicherweise
eine Luftveränderung suchte, von der Familie verstoßen worden war oder
nur mal Laos besuchen wollte…) Nach
ein paar Minuten heißt es, noch einmal in einen dritten Hyundai-Van
umzusteigen. Ja, klingt merkwürdig. Ist es auch. Aber
dann geht’s endlich los, halb zehn, ich bin in Laos und es liegen knapp
vierhundert Kilometer vor uns, was doch leicht bis nachmittags zu schaffen
sein sollte… Wikipedia: Laos
(…) ist der einzige Binnenstaat in Südostasien. Der
Staat Laos grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar und
hat etwa sieben Millionen Einwohner auf einer Fläche von 236.800 km²;
Hauptstadt und größte Stadt ist Vientiane. BTW,
die Einwohner Laos‘ nennt man Lao oder Laoten; „Laotse“ ist jemand
anders. (Konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.) ;) In
einem Schlenker fährt Khun Did, so heißt mein Fahrer, um Vientiane
herum, das ich ja zur Genüge kenne. Laos ist ein besonders armes Land,
man sieht es sofort an allem, Häuser, Menschen, Verkehrsmittel, Straßen.
Kambodschas Straßen waren ja schon schlimm, hier in Laos sind sie aber
nochmal deutlich schlechter. Wir
fahren auf dem Asian-Highway 13, der wohl wichtigsten Straße in Laos, die
von Nord nach Süd, von China nach Kambodscha führt. Unser Weg geht über
Vang Vieng, einem kleinen beschaulichen Ort unterwegs, und doch ist es die
größte „Stadt“ auf der Fahrt. Einmal muß unterwegs Brückenzoll
bezahlt werden.
Unser
bedauernswerter Hyunday-Van wird schwer mißschunden, und ich wundere
mich, wie er das Ganze so geduldig übersteht. Bei
Wikipedia lese ich später: The
road is mostly paved, though the pavement is in poor condition at many
places. It is also relatively narrow, with sharp curves. There are no
markings or lighting on the road. Stimmt!
(Obwohl, neue, solarangetriebene Straßenlaternen gab es mal kilometerlang
unterwegs in einem Ort.) Das
ist aber in Wirklichkeit viel zu harmlos ausgedrückt, die Straße wurde
zwar vor ein paar Jahren durchgehend geteert, ist aber überall schon
wieder schwer, sehr schwer beschädigt. Die Teerdecke ist hauchdünn, nur
zwei, drei Zentimeter, vielleicht auch fünf, darunter ist aber gleich der
Schotter, sonst nichts. Deshalb ist der Asphalt oft aufgerissen und im
Schotter wachsen dann die tiefen Löcher. Unser Auto wird oft hin- und
hergeschüttelt, aber es erträgt stoisch alle Qualen.
Khun
Did überholt recht gewagt, gerne auch an total unübersichtlichen
Stellen, mit Vorliebe auch direkt vor Kurven, da aber alle hier so überholen,
ist es insgesamt offenbar so üblich und (hoffentlich!) doch nicht ganz
sooo gefährlich. Notfalls bremst man schonmal ab, um entgegenkommende überholende
Autos durchzulassen. Ständig mit drei Handys Telefonieren muß natürlich
auch sein.
Leitplanken
gibt es in Laos nicht, auf dem gesamten Hin- und Rückweg habe ich nur ein
kleines Stück von ca. zehn Metern Länge gesehen, ansonsten gibt es
nichts, was die Augen stören könnte, auch nicht an den tiefsten,
steilsten Abgründen. Ein Auto liegt ganz unten im Tal. Zertrümmert. Später
noch eins im Straßengraben. Auf der Seite. Überall
am Straßenrand laufen rehbraune Kühe herum, hübsche Kühe, vierbeinige,
versteht sich, die erstaunlicherweise stets sehr sauber und ganz anders
als die thailändischen aussehen. Ziegen gibt es auch reichlich. Hier dürfen
sie alle völlig frei herumlaufen, auch auf der Straße, während ihre
Kollegen in Thailand fast immer mit einem kurzen Seil angebunden werden.
Am
frühen Nachmittag machen wir einen Halt zur Rast und Erholung, ca. 1500
Meter hoch, ganz oben auf einem Berg, mit unglaublich weiter Sicht ins
Land. Schade, man müßte hier frühmorgens sein, wenn die Luft noch klar
ist. Die Damentoilette bietet diesen einen tollen Ausblick beim… Logisch,
hier oben in den Bergen sind die Menschen noch viel ärmer als in der
Ebene. Mehrmals sehe ich, wie sich Frauen an den Brunnen in den Dörfern
waschen.
Die
großen Lkw kühlen ihre Räder mit Wasser, das sie beim Fahren auf die
Reifen rieseln lassen. Abends,
gegen halbsieben Uhr, erreichen wir endlich Luang Prabang, natürlich ist
es bereits dunkel. Irgendwo
gelesen: Die
ehemalige Königsstadt Luang Prabang (ca. 50.000 Einwohner) ist trotz
Mekong und geteerter Straßenverbindung immer noch das abgelegenste aller
Haupttouristenziele Asiens. Und glücklicherweise strahlt der Ort diese
"Ende der Welt-Atmosphäre" auch immer noch aus. Umgeben von
Bergen, traumhaft am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khang gelegen, ist
Luang Prabang wohl das schönste Städtchen Südostasiens. Unzählige
Villen im Kolonialstil prägen das Stadtbild. Die ehemals französische
Kolonialzeit ist noch überall unschwer zu erkennen. Mein
Fahrer muß sich durchfragen. Obwohl er hier schon oft war, kennt er mein
Hotel nicht – und die Befragten auch nicht. Aber schließlich kommen wir
doch noch an. Ein
kleines Hotel mit wenig Zimmern; meines beurteile ich als mittelmäßig.
Am Wasserhahn des Waschbeckens ist der Perlator geklaut; das Wasser
spritzt in alle Richtungen. Im Bad wird es jedesmal beim Duschen Überschwemmung
geben, weil das Wasser schlecht abfließt. Das
einig Positive ist offenbar der hauseigene schielende Mops, der gleich
Freundschaft mit mir schließt und der mich stark an meinen früheren
Freund Henry erinnert.
Der
Chef (bzw. die Chefin) ist offenbar etwas bekloppt; ich habe zwar eine große
Veranda, aber zum Rauchen muß ich mich auf die andere Seite des Zauns vor
meinem Zimmer an die Straße stellen. Da
ich Hunger habe, mache ich mich gleich auf den Fußweg zum nahen
Nachtmarkt. Ist gar nicht so einfach, hier ein angehmes Restaurant mit
westlichem Essensangebot zu finden. Asiatisch möchte ich heute einfach
nicht. Und wie immer, will ich (grundsätzlich!) draußen sitzen und
Rauchen können. Diese
Kombination erschwert die Auswahl eines geeigneten Lokals. Ich bin halt altmodisch und nicht-anpassungsfähig.
Gerne. Ich gestehe es. Deshalb gehöre ich auch nicht zu den Menschen, die
Nudeln neudeutsch „Pasta“ nennen müssen oder ein E-Book statt eines
echten Buches kaufen. Und die alte Rechtschreibung ist mir auch lieber.
(Aber ich bin kein Spießer! Bei mir gibt es z.B. kein Nackenhörnchen auf
Reisen oder gar Perlschnurvorhänge an der Balkontür.) Ein
Wat ist offen und Musik, unzählige Kerzenblumen und Lampions verbreiten
eine ganz besondere, magische Stimmung. Letztlich
bekomme ich eine Pizza. Ironiemodus an: Aber immerhin gibt es in Laos ja
eine große Auswahl diverser Biersorten. Beerlao! Ironiemodus aus.
„Beerlao“ ist in der Regel die einzige Biermarke in Laos. Selten gibt
es noch Heineken und/oder Carlsberg. Aber meistens sind die dann
ausverkauft. Naja, zum Biertrinken bin ich ja auch nicht so weit
hierhergekommen. An
den nächsten beiden Abenden esse ich gleich im Restaurant meinem Hotel
gegenüber auf der anderen Straßenseite. Warum nicht gleich? Es sah mir
anfänglich etwas teuer (und vornehm) aus. Aber der Aufpreis lohnt sich,
hier sitzt man auf weichen Polstern ebenso gemütlich wie romantisch an
einem kleinen See mit unzähligen Seerosen; ich fühle mich sogleich wie
in einer Oase inmitten der Wüste und labe mich an diversen Cocktails.
Sabai, sabai. Gemütlich.
Am
nächsten Morgen holt mich pünktlich wie ausgemacht Khun Did zu einem
Ausflug ab. Wir wollen den berühmten Kuang Si-Wasserfall besuchen, der
sich, nach dem ich einen kleinen Fisch verspeist habe, als außerordentlich
„suay mak mak“ - schön - herausstellt. Leider wissen das auch auch
tausend andere Besucher.
Am
nächsten Tag gibt es eine Stadtbesichtigung. Es erstaunt mich zunächst,
daß man hier regelmäßig Eintritt bezahlen muß, wenn man einen Tempel
besuchen möchte; wenn ich mich richtig erinnere, dann waren es sogar mal
vier Euro. Für ein einziges Wat. Das läppert sich dann… Aber mir fällt
auch gleich auf, wie ungleich ärmer die Wats hier in Laos im Vergleich
mit den thailändischen sind. Hier ist alles ärmlich, vernachlässigt,
hm, „nicht so prächtig“. In Thailand sind die meisten Wats voller
Farbenpracht und strotzen geradezu vor verschwenderischen echten
Goldauflagen. Offensichtlich ist man hier also auf diese Einnahmen
deutlich mehr angewiesen.
Die
Währung läßt einen in Laos erst einmal erschrecken: Es gibt sehr hohe
Beträge, mit vielen Nullen. Eine Million Kip entspricht etwa hundert
Euro. Also einfach vier, fünf, sechs Nullen weglassen. Das hat man
schnell raus. Sehr oft kann ich auch mit thailändischer Währung
bezahlen, bekomme dann aber stets laotische Scheine zurück. Das machen
die Leute in Kambodscha ja genauso. (Und verdienen gleich zweimal.) Und
natürlich „muß“ ich auch mal eine mehrstündige geruhsame Bootstour
(mit einem für mich viel zu großen Boot) auf dem Mekong unternehmen.
Der Mekong wird übrigens
in Laos „Mau Nam Khong“ (Die
Mutter aller Wasser) genannt. Der Fluß verfügt über ein immenses
Artenreichtum und es werden/wurden hier angeblich immer mal wieder neue
tierische Bewohner entdeckt.
Luang
Prabang (das „R“ spricht man eigentlich nicht aus) ist ganz schön,
aber in meinen Augen ist es als UNESCO-Weltkulturerbe leicht überbewertet.
Sei es wie es sei, mir genügen die paar Tage und ich fahre mit Khun Did
wieder zurück, der mich morgens um neun Uhr wie ausgemacht pünktlich
abholt. Glücklicherweise
gibt es bis Vang Vieng auch noch eine andere Straße, Highway 4; ich fahre
nicht gerne hin und zurück auf der selben Straße. Statt der vielen Berge
müssen wir heute nur einen einzigen Berg kühn erklimmen, mit kurzem
Halt, und dann wieder runter. Diese Straße ist im übrigen genauso stark
beschädigt. Unser Auto erträgt auch heute wieder alle Torturen ganz
gelassen, ohne groß zu Klagen. Später stoßen wir dann wieder auf
Highway 13.
Wir
müssen uns heute etwas beeilen, damit wir möglichst noch vor 16 Uhr über
die Grenze zurück nach Thailand kommen; die Prozedur ist später
angeblich etwas umständlicher. Glaube ich zwar nicht, ist mir aber
trotzdem ganz recht so. Um 17 Uhr setzt mich ein an der Grenze
gewechselter Fahrer „zu Hause“ in meinem geliebten Hotel ab und ich
kann abends, nach meinem Dinner in einem italienischen Restaurant, erneut
am Mekong sitzen und relaxen.
Schade,
die Halbzeit ist längst überschritten. Naja, nicht schlimm, ich habe ja
noch ein paar Tage vor mir. Klar,
logisch, ich kann gar nicht anders, ich fahre die nächsten Tage weiter am
Mekong entlang, in Fließrichtung, nach Süden.
In
Nakhon Phanom habe ich abends mal wieder Pech mit meinem Hotelzimmer, zwei
sehr gut aussehende, neue Hotels sind ausgebucht, das dritte ist
katastrophal schlimm und verkommen. (Ich habe einfach keine Lust mehr,
jetzt noch weiterzusuchen.) Das einzige, das mich wieder etwas besänftigt,
ist der superschöne Blick von meinem Balkon runter auf den Fluß. (Vor
allem auch am nächsten Morgen.)
Im
Restaurant in der Nähe gibt es endlich mal wieder ein (leider etwas zu
warmes) dunkles Paulaner. Aber auch hier sitze ich direkt an der
Balustrade am Flußufer und genieße den lauen Sommerabend in (mit) vollen
Zügen. Morgens
besuche ich das Wat Phra Tat in That Phanom in der Nähe von Mukdahan.
Weiter
geht es am Mekong entlang, bis die 212 dann mehr ins Land heineinführt.
Trotzdem gelingt es mir, den Fluß wieder anzusteuern und zum Ausgleich für
die schimmelige Unterkunft in der letzten Nacht heute Abend ein wunderbar
schönes, blitzsauberes und einfach perfektes Resort in Khong Chiam zu
finden. Hier mündet der Moon-River in den Mekong; der Moon bzw. Mun
bietet dem Traveller übrigens unterwegs auch ganz schöne romantische
Stellen, ich habe da ein paar besonders angenehme Erinnerungen. Wenn man
sehr viel Glück hat, sieht man hier einen „two-coloured River“,
braunes Mekong-Wasser und graublaues aus dem Moon. Dieses
Resort hier ist außerordentlich gepflegt, neu. Kein Wunder, es gehört
einem Deutschen und seiner bezaubernden, hübschen thailändischen Frau.
Hier bekomme ich auch endlich mal wieder ein perfektes Steak. Sanuk mak
mak, ich habe hier viel Spaß. Doch leider kann ich keine zweite Nacht
dazubuchen – sie sind ausgebucht, morgen ist Freitag und das Wochenende
beginnt.
BTW:
Nur ein, zwei Kilometer weiter verabschiedet sich der Mekong als Grenzfluß
von Thailand, fließt geruhsam weiter durch Laos, Kambodscha und schließlich
Vietnam, wo er dann ins Südchinesische Meer mündet. (Sein Quellbereich
ist im Übrigen in Tibet.) Am
nächsten Morgen mache ich mich gleich kurzentschlossen auf den Weg.
Rumjammern würde mir jetzt auch nicht helfen, ausgebucht ist ausgebucht!
Ich
besuche den nahegelegenen Pha Taem NP und sehe mir dort unter sehr vielem
Schweißvergießen ein paar (kaum noch zu erkennende) prähistorische
Wandmalereien an. Der Rundweg ist immerhin schlappe vier, fünf Kilometer
lang. Mein Hemd kann ich später vor dem Einsteigen auswringen. Den
dazugehörenden Arti Nam (Wasserfall) spar ich mir, zu heiß, zu naß, zu
ausgepowert.
In
Surin finde ich abends ein schönes kleines neues Hotel und bekomme in
einem Restaurant um die Ecke das schlechteste Spaghetti Carbonara aller
Zeiten serviert. Warum habe ich mich auch nicht für eines der vielen
thailändischen Gerichte auf der Karte entschieden? Zwei Polizeibeamte
machen Personal und Gäste darauf aufmerksam, daß heute und morgen (oder
auch länger) mal wieder kein Alkohol getrunken werden darf. Also schnell
Bierflasche in ein Glas umgießen und die leeren Flaschen diskret unter
den Tisch stellen oder einfach abräumen lassen. (Wie oft ich das und ähnliches
in Thailand schon erlebt habe – und umgangen habe, zusammen mit fast
allen anderen Thai.)
Ein
paar Abschlußtage verbringe ich dann wie immer bei meinen Freunden in
Nang Rong und dort in einem meiner thailändischen Lieblingshotels.
Den
Wagen gebe ich am Ende wie gewohnt am Suvarnabhumi-Airport ab. Glück
gehabt, nichts passiert, keine Bekanntschaften der unangenehmen Art
gemacht. Wie stets, eine wunderschöne Reise mit vielen neuen Erfahrungen. Dreitausendzweihundert
Kilometer gefahren, plus ein paar hundert gefahrenwordene Kilometer in
Laos. Es gab wieder viel Regen, war ja auch noch Regenzeit. (Die beste
Reisezeit für Thailand und Südostasien überhaupt ist übrigens Dezember
bis Februar.) Bei
der Vorbereitung der Reise gelesen und im voraus gefreut: Neu
und eine sinnvolle Idee: Die Ausreisekarte wird zum 1. Oktober (2017)
wegoptimiert. War
sie aber nicht. Es gibt sie also noch. Vorerst. Ist aber auch keine große
Sache damit. Vorankündigung:
Bei der nächsten Reise mach‘ ich vielleicht mal einen Abstecher nach
Myanmar. Stay tuned! ~~~ Und
hier noch ein paar Hinweise, so wie ich sie kennengelernt habe bzw. so wie
ich sie persönlich sehe, und in zufälliger Reihenfolge, wie sie mir hier
gerade einfallen, für jene Leser(innen), die sich für das thailändische
Leben interessieren. Wer es besser weiß, möge es mir bitte nachsehen –
oder mich verbessern: Thailand
ist als Urlaubsland mittlerweile so beliebt, dass fast 35 Millionen ausländische
Besucher, etwa die Hälfte der Bevölkerung, in diesem Jahr erwartet
werden. (Bangkok ist überhaupt die von Touristen meistbesuchte Stadt der
Welt.) In
Thailand herrscht seit dem Putsch 2014 „vorübergehend“ eine Militärregierung
mit einem General an der Spitze. Der verstorbene alte, hochverehrte (kluge
und erfahrene) König hatte schon relativ wenig zu sagen – und auch nur
bei den ganz großen Problemen - sein Sohn noch viel weniger. Die
Menschen in Thailand nennt man Thai oder Thailänder(innen). Beides ist
richtig. Viele
Thai leben immer noch in ärmlichen bzw. sehr ärmlichen Verhältnissen.
Dazu paßt auch das Gesundheitssystem. Es ist zwar so gut wie kostenlos,
aber deshalb auch sehr mangelhaft. Artpraxen, wie wir sie kennen, gibt es
eigentlich nur in großen Städten und auch dort nur eher selten. Alles läuft
über die „Hospitals“ ab, die es in jedem größeren Ort gibt; sie
sind, wie erwähnt, fast kostenlos, haben aber ewiglange Wartezeiten
(gerne auch acht, zehn, zwölf Stunden – oder man muß sogar am nächsten
Tag wiederkommen). Oder über die „Clinics“, die aber erheblich teurer
sind und vergleichsweise kurze Wartezeiten haben. Man kann auch eine
Apotheke aufsuchen, die mehr oder weniger gut hilft; in größeren
Apotheken ist oft auch ein Arzt bzw. eine Ärztin anwesend. Thai
schlafen zuhause oft auf einer einfachen Matte direkt auf dem Boden; die
Matte wird tagsüber zusammengerollt. Stromleitungen
zum und im Haus sind meistens nur zweiadrig. Deshalb gibt es auch immer
noch sehr viele, meist tödliche Unfälle durch Stromschlag. Die
meisten Verkehrsteilnehmer haben keinen Führerschein. Er ist zwar
vorgeschrieben, aber bei einer Polizei-Kontrolle bezahlt man eine überschaubare
kleine Strafe und kann einfach weiterfahren. Fahrschulen gibt es nur ganz,
ganz selten, und dann natürlich auch nur für Autos. Im Verkehr gibt es
deshalb auch unglaublich viele Unfälle, oft tödlich. (Thailand hat eine
der höchsten Verkehrstotenraten in der Welt.) Helmpflicht gibt es, sie
wird aber nur in ein paar Großstädten - meistens - beachtet. Wasser
aus der Leitung muß immer mittels Filter in jedem Haus gereinigt werden.
Falls es überhaupt läuft. Auf dem Land „sprudelt“ oft stundenlang
nur warme Luft aus dem Hahn. Beim
Essen wird immer Chili verwendet. Und dazu noch drei, vier andere
„Scharfmacher“. Und immer auch Zucker. Da kann ich mich einfach (noch)
nicht daran gewöhnen. Eltern
und Großeltern werden hoch geachtet. Ich habe schon oft erlebt, wie gefühlvoll
und geduldig sich die Jungen um die Alten kümmern; Altenheime gibt es
deshalb so gut wie gar nicht. (Beneidenswert!) Der
2006 eröffnete Suvarnabhumi-Airport wird seit 2017 deutlich auf etwa die
doppelte Kapazität erweitert, u.a. mit einer dieser lästigen führerlosen
Tunnelbahnen, zusätzlichem Terminal, dritter Rollbahn usw. (Wird übrigens
„Suu-wa-na-puhm“ ausgesprochen.) Man nimmt dafür erstmal
schlappe zwei Mrd. US-Dollar in die Hand. Wir
haben hier bei uns ja relativ wenig Sonne und streben deshalb nach
„gesunder“ brauner Haut. Thailänderinnen sind an sich eher dunkel und
wollen deshalb möglichst helle Haut, weil sie halt diese als „gesund
und elegant“ empfinden. Man will ja immer das, was man nicht hat… Der
Mindest-Tageslohn für einfache Arbeiten beträgt um die 350 Baht (ca. 8-9
EUR). Die bekommt man aber nur, wenn man die Schule ordentlich zu Ende
gebracht hat. Wer kein Abschlußzeugnis vorlegen kann, bekommt keine
Arbeit – oder muß mit noch viel schlechterer Bezahlung vorlieb nehmen.
Deshalb gehen viele Mädchen in die Bars der Rotlichtbezirke – und junge
Männer arbeiten am liebsten erst gar nicht. Klingt
ungewohnt, ist auch ungewohnt: Wenn im Parkhaus sämtliche Parktaschen
belegt sind, stellt man sein Auto einfach vor der Reihe der parkenden
Autos ab. Ohne Handbremse und Gang! Wenn dann einer der Zugeparkten raus
will, schiebt er die ihn störenden Fahrzeuge einfach vor oder zurück und
kann rausfahren. Ging übrigens auch bei mir noch immer ohne jeglichen
Dotzschaden gut ab. Die
thailändische Königsfamilie ist mit großem Abstand die reichste unter
allen Königsfamilien. Man hat sie 2011 auf 82 Mrd. EUR geschätzt, da
kommen noch nicht einmal mehr die neureichen Ölscheich-Könige mit,
wenngleich sie (ungerechterweise) immer mehr aufholen. Und die Queen, an
die man in diesem Zusammenhang ja gerne zuerst denkt, schon gar nicht. Vornamen
werden in der Regel von den Mönchen im Wat ausgesucht. Man geht mit dem
Neugeborenen zum Tempel seines Vertrauens und erhält dort von einem Mönch
fünf Vornamen angeboten, die sich aus Tag und Stunde der Geburt ergeben.
(Oder der Ortsvorsteher sucht sie aus.) Davon wählt man einen und der
gilt dann für den offiziellen Verkehr. (Ich sage absichtlich „man“,
weil die Eltern oft nur noch aus der Mutter bestehen; der Vater hat sich
gerne vor der Geburt aus dem Staub gemacht.) Außerdem geben die
Mutter/Eltern ihrem Kind nach eigenem Belieben noch einen kurzen
Spitznamen, am liebsten einen mit drei Buchstaben. (Wer sich noch mehr für
thailändische Gepflogenheiten bei den Namen interessiert, findet im
Internet viel darüber.) Sehr
deprimierend ist das riesige Müllproblem in Thailand. Man wird beim
Einkaufen überall mit Plastik zugeschmissen, das dann oft einfach
weggeworfen wird. Auf dem Land noch viel mehr. Wenn man dort
„ordentlich“ ist, verbrennt man alles direkt vor seinem Haus. Mit den
entsprechenden stinkenden Verbrennungsgasen. Müllabfuhr gibt es nämlich
nur in den größeren Orten. Daran wird sich wohl auch vorerst nichts ändern.
Thai fehlt das Umweltbewußtsein vollständig, fast zu 100%.
Wahrscheinlich haben die in ihrer Sprache gar kein Wort dafür. Leider. Und
noch ein aktueller Nachtrag dazu: Dort, wo es eine Müllentsorgung gibt,
wird (soll) sie in Kürze auf das bis zu Elffache erhöht werden. Ich
werde oft nach solchen Dingen gefragt, deshalb habe ich es hier einfach
mal aufgeschrieben. Thailand tut Körper
und Geist gut – und die Seele freut sich auch! Und
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