Die
besten Reiseberichte westlich Moskaus! …und
südlich und östlich! Wilfried
R. Virmond
Streng
geprüfte Ultra-Bio-Qualität Lesen, was Spaß macht
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5.
+ 6. Januar 2016, Bangkok Nach
ein paar Kurzreisen im Herbst und einer wunderschönen Weihnachtszeit im
neuen Domizil zieht es mich mal wieder in die Ferne. Ich will dorthin,
wo die Sonne aufgeht. Nach Thailand. Also Urlaubsmodus schnell auf
„Power“ switchen. Ausnahmsweise
fliege ich diesmal wieder mit Lufthansa. Ich liebe ja Abenteuer und
Risiko, und beides bekommt man, wenn man bei LH bucht, wo es alle paar
Wochen einen neuen Streik gibt. Weiß man ja, „No risk, no fun“.
Doch diesmal habe ich „Pech“, niemand streikt, mein Jumbo startet
wider Erwarten pünktlich, alles läuft perfekt. Eigentlich langweilig. Wer
einen Reisebericht schreiben will, muß erstmal eine Reise machen. Und
wer etwas erzählen möchte, muß zunächst einmal etwas zu erzählen
haben. Dazu will ich weiter in das thailändische Leben eindringen. Auf
meinem Fliegenden Teppich sause ich Richtung Morgenland und dann immer
weiter geradeaus. Zum ersten Mal komme ich am frühen Nachmittag in
Bangkok an - der frühe Morgen ist einfach besser, muß ich in Zukunft
unbedingt drauf achten. Ich
spüre es jedes Mal mehr, Thailand ist meine neue Heimat, hier fühle
ich mich immer mehr zuhause. (Und Bangkok ist mein „Wohnzimmer“.)
Ich weiß es gar nicht, war es Zufall oder göttlicher Plan, daß ich
Thailand (endlich) kennengelernt habe. - Nein, der liebe Gott hat
Thailand extra für mich erschaffen. Sei
es, wie es sei, dieses Land ist ganz einfach meine Welt. Lynyrd Skynyrd
hätte auch Thailand besingen können. Neben
den Tieren im Zoo, (ja, tatsächlich mache ich heute „Ene Besuch im
Zoo“), also neben den armen Geschöpfen im Zoo lerne ich auch viele
neue schlüpfrige Austern kennen. "Lohnt sich das Risiko?"
fragt der Kopf jedes Mal. "Nein", sagt die Zunge, "aber
es tut gut." Und der Gaumen schreit „Mehr, mehr, ich will noch
viel mehr!“ Abendliche
lustfreundliche Besuche in der Khaosan-Road, im Nana und in der
Silomroad, (Barmeile mit interessantem und vielfältigem
Unterhaltungsangebot – auch für Bangkoker Verhältnisse), müssen natürlich
auch sein. Die
Weihnachtsbeleuchtung und die zahlreichen Schilder „Happy New Year
2016“ bleiben in Thailand routinemäßig noch bis Februar erhalten.
Heute
übernehme ich den üblichen weißen Nissan Almera und fahre in das nur
anderthalb Stunden Autofahrt entfernte Seebad Pattaya. Nachmittags
besuche ich ein Fisch-Spa und chille danach am Strand; was für hübsche
Hasen hier doch herumlaufen. Den
Abend verbringe ich in der Walkingstreet und speise dort. Das
neue (bescheuerte) „YOLO“ (Abkürzung für „You only live once“)
fällt mir dabei ein. Schließlich birgt Austernessen (in Thailand)
stets auch eine gewisse Gefahr… Am
nächsten Tag besuche ich endlich mal das nicht allzu weit entfernte
„Nong Nooch Tropical Garden & Cultural Village“, das sich als
pittoreskes, lohnens- und sehenswertes Besuchsziel herausstellt. Neben
vielfältigen und aufwändigen Gartenanlagen gibt es unzählige Gruppen
steinerner Tiere zu bestaunen. Dazu gibt es zahlreiche (lebendige)
Elefanten, die viele Kunststücke vorführen. (Ja,
natürlich bemitleide ich die armen Elefanten, aber in Freiheit hätten
sie es vielleicht auch nicht viel besser. Ich tröste mich damit, daß
Elefanten sehr wertvoll sind und hoffentlich hier allein deshalb schon
gut und artgemäß gehalten werden.) Es
gibt auch zwei sehr bedauernswerte Tiger, mit denen man sich
fotografieren lassen kann, aber sie sind „eingeschläfert“; mein
Herz blutet bei ihrem Anblick. Helfe ich ihnen mit meinem Foto? Weiter
kann man hier (kostenlos) eine ansehnliche, unglaublich teure
Autosammlung mit sehr seltenen Stücken bewundern. Voller
Begeisterung sehe ich sie mir neidvoll (aber auf keinen Fall neidisch!)
an. Hechel, geifer, tropf, grins… Fazit:
Kann man besuchen. Man sollte mindestens einen halben Tag einplanen.
Allerdings: Neben dem Eintritt, nur für Farangs - westliche Ausländer
mit weißer Hautfarbe - Thai dürfen offenbar verbilligt oder umsonst
rein, also neben dem Eintritt wird einem ständig weiter Geld für alles
Mögliche aus der Tasche gezogen. Nur die kunst- und farbenreiche Tanz-
und Theaterdarbietung und die Autos sind im Eintrittspreis enthalten. Der
Abend verläuft wie der vorher – klar, mit vielen Oysters.
(Wie
traf es Karl Valentin schon auf den Punkt: „Ich kenne keine Furcht, es
sei denn, ich bekäme Angst.“) Ja, ich weiß, nicht
nur die Kollegen in meiner Männerstrickgruppe bewundern/beneiden mich längst
ob meiner Abenteuer. Extra mir zu Ehren wird in der Nähe ein Großfeuerwerk
abgebrannt.
Heute
fahre ich zu meinen Freunden in Nang Rong und verbringe dort ein paar
Tage. Außer ein paar kleineren Ausflügen in der näheren Umgebung
fahren wir auch nach Buriram und zu einem kleinen Markt über die Grenze
nach Kambodscha. (Eine Stange durchaus rauchbarer „Camel“ kostet
hier umgerechnet weniger als fünf Euro, ein Fünftel des an sich schon
niedrigen thailändischen Zigarettenpreises).
Weiter
geht es, oft auf kleinen, schmalen Landstraßen, durch den Isan nach
Maha Sarakham, wo ich ein unerwartet schönes angenehmes kleines Resort
finde.
Die
Straßen sind oft schmal, gelegentlich gibt’s tiefe Löcher auf
unbefestigten Wegen. Aber das ist in Thailand ja normal. Das Navi meldet
immer wieder: „Bei unsachgemäßer Behandlung des Fahrzeugs entfallen
mögliche Gewährleistungsansprüche.“ Ich weiß gar nicht warum… Heutiges
Tagesziel: Der Phra Maha Chedi Chai Mongkol in der Provinz Roi Et. Nach
meiner Meinung ist das hier (mal wieder) einer der schönsten Tempel
Thailands. Der Chedi soll der größte, oder einer der größten, im
ganzen Land sein. Nachdem der brave Reisende unzählige Stufen
hinaufgeklettert ist, kann er ganz oben in der Spitze ein paar
unsichtbare Reliquien Buddhas besichtigen. Der Tempelbau ist 101 Meter
hoch und 101 Meter breit/lang. Er steht auf einem 101 Rai großen Stück
Land. Entspricht ca. sechzehn Hektar. Insgesamt
ein prachtvoller, wunderschöner und gut instandgehaltener thailändischer
Tempel mit viel, sehr viel verschwenderisch glänzendem Gold. Und natürlich
gibt es auch sehr viel Aussicht ins Land. Das Ganze ist zwar kostenlos,
aber man sollte so fair sein und etwas in die überall darauf wartenden
Spendenboxen reinstecken. Ich
übernachte im nahegelegenen Nong Phok in einem winzigen, einfachen
Resort. Zum Abendessen gibt es Spaghetti Napoli, ausnahmsweise mal etwas
westliches, bei einem etwas Deutsch sprechenden Original-Italiener.
Trotzdem sind sie mies. Und das mir vom Chef zum Probieren angebotene Stück
Pizza war leider auch nicht besser. 15.
Januar 2016 Als
erstes besuche ich den Pha Nam Yoi Forest Park und laufe hier ganz
allein über fragile Holzstege durch den Urwald. Aber
das erweist sich dann als so langweilig wie eine Dart-Meisterschaft. Das
einzige „Abenteuer“ ist, heil und unverletzt über die vernachlässigten,
oft angeknacksten und/oder zerbrochenen Holzbretter zu kommen. Hier
verirrt sich offenbar selten mal ein Besucher hin. Keine besonderen
Pflanzen, Bäume oder gar Tiere.
Heute
sehe ich mir den thailändischen „Grand Canyon“ in der Nähe von Sam
Pan Bok am Mekong an. Der Begriff ist zwar völlig überzogen, aber die
Felsen sind trotzdem instagrammtauglich, ebenso interessant wie
reizvoll; ein einzigartiges Wunder der Natur. (Tipp: Am besten mal
googeln, es gibt im Netz zahlreiche wunderschöne Fotos zu bestaunen.)
Allerdings sind die Wege dorthin nicht allzu komfortabel. Eine
der zahlreich angebotenen Bootsfahrten auf dem Mekong mache ich mit. Übernachtung
in Khong Chiam. Das heutige Resort ist das, hmm, unangenehmste dieser
Reise, ein anderes ist mit über 7.000 Baht viel zu teuer und sonst gibt
es so gut wie keine Auswahl; die andern im Dorf sehen auch nicht besser
aus. Romantisches
Abendessen direkt am Mekong. Ein Barbesuch schließt sich an, aber der
weite Fußweg lohnt sich nicht, es gibt nur Bier und thailändischen
Schnaps.
Wer
will, kann gleich nebenan den „Two Coloured River“ besichtigen, weil
hier der berühmte Moon River in den noch berühmteren Mekong mündet.
Es gibt zurzeit aber nur eine Farbe. (Weil zu wenig bzw. gar kein
Regen.) Und
weil sie es mir angeboten haben, fahre ich noch einmal überland zu
meinen Freunden nach Nang Rong und übernachte im gleichen Resort wie
schon auf dem Hinweg. Auf
„mir unerklärliche Weise“ bricht auf der Fahrt plötzlich der linke
Seitenspiegel mit lautem Knall ab, als ich mich vor einer roten Ampel
wohl etwas zu schnell und etwas zu unaufmerksam auf der Abbiegespur an
einer Warteschlange rechts außen vorbeimogle. Aber wie immer habe ich
Glück, nur das Glas ist zerbrochen, Spiegelgehäuse ist OK, völlig
unverletzt, auf wundersame Weise keine Kratzer. Und auch dem Gegner ist
nichts passiert, sein Spiegel ist gänzlich unversehrt. Er guckt mich
nur strafend an, setzt sich wieder in seinen doofen Pick-Up und fährt
davon. Was er von mir hält, war ihm deutlich anzusehen.
Weiter
geht es nach Nong Khae, wo ich meinen anderen Freunden versprochen habe,
sie auf meiner nächsten Tour unbedingt wieder zu besuchen. Unterwegs
versuche ich, ein neues (besonders im thailändischen Verkehr unbedingt
lebensnotwendiges) Spiegelglas zu bekommen. Leider vergeblich, in zwei,
drei Nissan-Werkstätten müßte er erst bestellt werden. Am Nachmittag,
in Saraburi, ist die Reparatur dann plötzlich ganz einfach, er ist am
Lager und kostet „mit Service“ 200 Baht (lächerliche 5 Euro) – da
muß ich dann noch nicht einmal die Versicherung bemühen. Und der Typ
hat tatsächlich voll die Checkung – eigentlich selten in Thailand. Auffällig
ist, daß die Autowerkstätten hier in Thailand einfach nicht
vergleichbar mit den unseren sind. Hier wird man in blitzblanken Räumen
stets außerordentlich gut empfangen und behandelt. (Ich habe ja schließlich
schon einige Erfahrungen.) Auch der kleinste Kunde mit dem ältesten
Auto wird immer bestens bedient und hervorragend umsorgt. Dazu gibt es
vielerlei Getränke. So etwas kennt man bei uns in Deutschland nicht;
alles viel zu nachlässig und schnarchnasig bei uns.
Zusammen
mit meinen Freunden fahren wir heute ca. fünfzig Kilometer nach
Ayutthaya. Die Stadt war früher Hauptstadt von Siam und bietet dem
Reisenden unzählige alte Tempelreste zur Besichtigung an. Leider haben
kriegerische Burmesen im 18. Jahrhundert fast allen Buddhafiguren die Köpfe
abgeschlagen. Das meiste ist hier dem Schutz des UNESCO World Heritage
(Weltkulturerbe) unterstellt.
Ich
stimme mich heute geruhsam auf meinen Rückflug ein. Die abendliche
Autorückgabe gestaltet sich wie immer einfach, um die ca. dreitausend
Kilometer gefahren. BTW: Benzin (E20) kostet zurzeit nur noch 20/21
Baht; so um die 50 Eurocent. Da macht das Tanken richtig Spaß. Ursprünglich
wollte ich auf dieser Reise auch nach Kambodscha, aber dieses Ziel habe
ich auf meine nächste Reise im April 2016 verschoben; Angkor Wat läuft
mir ja nicht davon… Nachts
um kurz vor Mitternacht startet mein LH-Jumbo. Witzig: Die sympathische
Stewardess kennt mich und fragt beim Boarding, ob ich vielleicht
prominent sei, bis ihr dann einfällt, daß ich ja schon den Hinflug mit
ihr verbracht habe. Auf jeden Fall werde ich von ihr besonders gut
bedient. Und ich erinnere mich schmunzelnd, daß ich u.a. ja schon in
Syrien starke Ähnlichkeit mit einem dort bekannten Schauspieler hatte
und viele Leute mich dort mehr oder weniger verstohlen angesehen und
fotografiert hatten. Morgens
um 05:45 lande ich im kalten Frankfurt; um kurz nach acht bin ich
zuhause, alles gutgegangen, nichts passiert. Der Wohlfühlzeiger war mal
wieder am Anschlag. Danke
mein lieber guter gütiger Buddha! P.S.
Nur drei Tage später wird es in Thailand für zwei, drei Tage plötzlich
und völlig unerwartet saukalt. Tags/nachts nur 23° bzw. 15° C! Mal
wieder einer der in Thailand extrem seltenen „Kälterekorde“. War
zuletzt 2014 und 1983 so! Sowas kennt man dort gar nicht. Das
nenne ich Glück für mich: Ich hatte auf meiner Reise durchweg mich
schwitzenlassende Temperaturen. (Und hier zuhause mittags um die 16° C.
Plus! Im Januar!) Warnhinweis:
Achtung, Thailand-Reisen können süchtig machen.
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