Die
besten Premium-Reiseberichte aller Zeiten! Hier
gibt es sie! I
want to entertain you! Was
Du hier nicht liest, Wilfried
R. Virmond Malaysia
|
Dienstag,
9. Juni 2015 Welcome
to the Show! Alle Leserinnen und Leser sind hier herzlich eingeladen,
Platz zu nehmen und meinen neuen Reisebericht zu lesen. In
Frankfurt krabble ich durch ein Wurmloch ins Universum. Eine millionste
Sekunde später reißt das Raum-Zeit-Kontinuum auf und spuckt mich schon
wieder aus. Völlig überraschend und zum Glück in Krung Theb,
Thailand. („Krung Theb“ ist die thailändische Bezeichnung für das
englischsprachige „Bangkok“.) Mit dem Flugzeug hätte es mindestens
zehn, elf Stunden gedauert.
Nur
gut, daß ich inzwischen von meinem Hotel in einen höheren Level
eingestuft worden bin und mein großes Gepäck beim letzten Mal dort
lassen durfte. So habe ich diesmal nur meinen Backpack (Rucksack) im
Handgepäck dabei. Das nenne ich bequem, nein, geradezu komfortabel.
(Versteht man das unter „sanftem Tourismus“? Nein, ich weiß
es natürlich – ist nur Spaß…) Dazu
paßt, daß mich infolge mehrerer Zufälle ein Auto (ein pieksauberer
E-Klasse Benz) der Fluggesellschaft in die Stadt direkt zu meinem Hotel
bringt. Gefällt mir. Nicht schlecht bisher. Mein neuer Urlaub fängt
jedenfalls schonmal gut an. Der Fahrer hat voll die Checkung und findet
mein Hotel auf Anhieb – ohne Navi. Und ohne meine Mithilfe. Heiß,
heißß, heißßß! Wie immer. Bangkok ist immer heiß. Aber jetzt ist
ja auch hier Sommer. Nach
dem Einchecken folgen der obligatorische Besuch bei meiner
liebgewonnenen Friseurin und ein paar Einkäufe und Erledigungen. Danach
ist es schon bald Zeit fürs Abendessen. Leider ist mein Lieblingslokal
wegen Renovierung geschlossen und ich lasse mich mit einem TukTuk in die
Soi 33 zum Abendessen fahren. BTW: Taxi saubillig – und meistens
eiskalt im Innern. TukTuk etwas teurer, Preis muß sorgfältig
verhandelt werden – und heiß mit angenehmem Fahrtwind. Aber auch
nicht ganz ungefährlich, so wie sie meistens fahren. Nach
dem Dinner fahre ich natürlich rüber nach Patpong und besuche meine
Freunde, ähm, Freundinnen dort in der Ladyboy-Bar an der Ecke, die mich
auch gleich mit viel Hallo sehr freundlich umschwärmen. Naja, kein
Wunder, ich war ja schon oft genug hier – und war immer großzügig.
Sie ham’s ja auch nich leicht… Ich
stelle es übrigens immer wieder fest, die eindeutig schönsten Frauen
in Thailand sind oft die, die keine sind. Schier unglaublich, wie hübsch
viele von ihnen aussehen - und wie gut sie sich obenrum oft auch anfühlen.
Für die, die es interessiert: Einige sind auch untenrum operiert, sodaß
sie gar nicht mehr als früherer Mann zu erkennen sind. (Sagte man mir.
Zu genau möchte ich es nun lieber doch nicht wissen - oder gar sehen.)
Ich bin jedenfalls immer wieder von diesen Anblicken bezaubert. Oder
liegt das nur an den zahlreichen Tequilas? Heute
sehe ich mir endlich in Ruhe den nicht so sehr bekannten Phallus-Schrein
Chao Mae Tuptim an und bin auch ganz alleine hier. So brauche ich mich
jetzt hier nicht so zu genieren. Letztes Mal zu Songkran hatte ich ihn
ja nicht gefunden. Hier gibt es unter einem uralten mächtigen
Banyan-Feigenbaum viele (eregierte) Penisse aus Holz und Stein zu sehen.
Chao Mae Tuptim ist ein (weiblicher) Geist, der Frauen bei
Fruchtbarkeitsproblemen helfen soll. (Männer können sich übrigens
alle Opfergaben sparen, sie bekommen ihr Viagra & Co. in jeder
Bangkoker Apotheke…)
Danach
besuche ich den riesigen Goldenen Buddha im Wat Traimit.
Und
den Tempel des Goldenen Berges Golden Mount Wat Saket.
Die
engen Gassen in China Town mit dem ganzen Gedrängel und den vielen
„appetitanregenden Leckereien“ sehe ich mir auch an:
Und
da man in der Hitze ja auch viel trinken muß, gönne ich mir
zwischendurch auch mal ein Bier. Ein dunkles Erdinger. Ja, gibt’s
hier! Warum auch nicht, zuhause trinke ich schließlich auch oft und
gerne ein Chang aus Thailand.
Auf
dem Heimweg lasse ich mein TukTuk im totalen Stau kurzentschlossen
stehen und laufe die ein, zwei restlichen Kilometer ins Hotel. Das geht
schneller. Man muß halt flexibel denken. Damit
ich mich nicht so alleine fühle, wähle ich mir später zum Abendessen
ein paar freundliche Austern und ein paar eiskalte, mir ebenso
freundlich zulächelnde Leos aus. („Leo“ ist inzwischen längst mein
Lieblingsbier in Thailand).
Der
Rest des Abends ist der gleiche wie am Vorabend.
Donnerstag,
11. Juni 2015 Das
Leben ist viel zu kurz, um langweilig zu sein - und deshalb soll man
aufregende Reisen mit vielen Abenteuern unternehmen. Diesen Rat
beherzige ich natürlich gerne und demzufolge habe ich mich vorgestern
am alten Don Mueang-Flughafen in Erwartung neuer Erlebnisse
kurzentschlossen von ungefähr hundert Euronen getrennt, besteige heute
flink und leichtfüßig einen der herumstehenden Flieger und fliege zwei
Stunden nach Süden, nach Kuala Lumpur, kurz „KL“, in die Hauptstadt
Malaysias. (Soll übersetzt in etwa „Schlammige Flußmündung“ heißen.)
Ich
hätte es auch billiger haben können, aber ich mag keine
Billig-Flieger. (Eine meiner Devisen: Sparen, ja gerne, Geizen, nein
danke.) Ryanair ist das beste Beispiel für deren Methoden; die
verar…en ihre Kunden doch nur. Da bezahle ich lieber geringfügig mehr
und werde anständig und korrekt behandelt. Nur,
leider, enge „asiatische“ Sitzabstände im Flieger. Manchmal ist es
halt auch mal von Vorteil, klein und schmal zu sein. Aber da ich nicht
ganz geknausert habe, habe ich wenigstens genügend Platz nach vorne. Ich
wäre ursprünglich lieber direkt nach KL geflogen, aber mein Gepäck
war ja noch in Bangkok. Auf der anderen Seite, die zwei Tage Bangkok
waren auch nicht schlecht. Ein bißchen Spaß muß sein… War
mir bisher gar nicht bewußt: Der berühmte Sepang F1 Circuit (Großer
Preis von Malaysia) liegt hier gleich um die Ecke, äh, schräg gegenüber
des Flughafens. Luftlinie einen Kilometer, zu Fahren so um die zwölf
Kilometer. Singapur
weiter südlich ist übrigens auch nur noch dreihundert
Autobahn-Kilometer entfernt. Aber da zieht es mich (noch) nicht hin,
erstmal will und muß ich mich mit Malaysia etwas anfreunden. Komisch,
auf all meinen vielen Fernreisen bin ich nie über den Äquator gekommen
– und das wird wohl auch zeit meines Lebens so bleiben. Aber hier bin
ich ihm immerhin am nächsten, nur noch dreihundertfünfzig Kilometer
sind es bis nach Sumatra - und da läuft er quer durch. Der
Flughafen „Kuala Lumpur International Airport“ (KLIA
bzw. KUL) erscheint mir von den Ausmaßen her riesig, Frankfurt und
Bangkok kommen mir dagegen klein und bescheiden vor. Alles neu und
wirklich sehr weitläufig. Mit
einem Taxi lasse ich mich die ca. fünfzig Kilometer ins Hotel in der
Stadtmitte bringen und gewöhne mich dabei schonmal an malaysische
Verkehrsregeln. (Man könnte wohl auch „Malaiisch“ sagen.) Natürlich
fährt man auch hier links. Auf den Vordermann rückt man gerne bis auf
ein paar Zentimeter auf; niemand regt sich deshalb auf. Verkehrsschilder
sind zwar lesbar, bleiben aber meistens unverständlich.
Etwas
Geld habe ich bereits in Bangkok getauscht; hier hat man Malaysische
Ringgit (MYR). Für einen Euro habe ich ca. 4 Ringgit erhalten. Also
einfach mit vier multiplizieren/dividieren. Selamat
Datang! (Herzlich willkommen!) Ich werde gleich sehr freundlich im Hotel
begrüßt und erhalte ein ganz besonders schönes Zimmer mit angenehmem
Bad in der obersten (sechsundzwanzigsten) Etage. Die Aussicht auf den
Menara Kuala Lumpur Tower (kurz KL-Tower) und in die Häuserschlucht
direkt vor mir ist atemberaubend.
Ein
„Teksi“ (in Malaysia gibt es kein „X“) bringt mich abends in die
berühmte Jalan Petaling in China Town. Hier gibt es wenigstens ein
eiskaltes Tiger-Bier zum Abendessen. Sonst eher nicht, weil hier der
Islam Staatsreligion ist. Deshalb heißt es meistens „Sorry, no
Alcohol!“.
Danach
bummle ich noch durch den quirligen Nachtmarkt und dann bin ich müde
und fahre zurück ins Hotel. Ich wußte es schon: Die Taxifahrer wollen
ihren „Meter“ nicht einschalten, um mit dem unerfahrenen Ausländer
einen möglichst überhöhten Fahrpreis vereinbaren zu können. Deshalb
muß man schon mal ein paar verschiedene Taxis anhalten, bis es endlich
klappt. Aber ich habe ja in Bangkok schon genügend Erfahrungen mit
ihnen sammeln können. Der
nächtliche Blick auf den beleuchteten KL-Tower ist schlicht und einfach
überwältigend. Auf meinem Balkon sitzend, genieße ich meine Aussicht
und freue mich meines Lebens.
Freitag,
12. Juni 2015 Heute
ist Stadtbesichtigung angesagt. Da Karten für die Twin-Towers nur recht
umständlich zu erhalten sein sollen, entscheide ich mich für den
mindestens genauso interessanten KL-Tower und laufe dazu ein paar
Minuten rüber und einen Hügel, den neunzig Meter hohen Bukit Nanas
(Ananashügel) hinauf. Mit dem Aufzug geht es vierhundertzwanzig Meter
hoch; er
ist (oder war) der siebthöchste Fernsehturm der Welt. Superlative sind
ja recht inflationär. Irgendwo las ich, daß man auch die Treppe
hinauflaufen könnte – aber über zweitausend Stufen…? Schade,
heute ist es reichlich wolkig, die Stadt ist jedoch klar zu erkennen.
Meistens. Schön hier oben.
Danach
laufe ich wieder ein paar Minuten zu den Petronas Twin Towers („höchste
Zwillingstürme der Welt“) hinüber und sehe sie mir von unten aus an.
Wahnsinn, wie sie in der jetzt längst herausgekommenen Sonne glitzern
und strahlen. Sie sind tatsächlich so beeindruckend wie immer
beschrieben. Muß man gesehen haben! Vierhundertzweiundfünfzig Meter.
Soo hoch sehen sie von hier unten eigentlich gar nicht aus.
Anschließend
fahre ich noch zu ein paar anderen Punkten in der Stadt, um mich dann
nachmittags in meinem Zimmer etwas auszuruhen. KL ist noch heißer als
Bangkok.
Ich
würde abends ja gerne lieber etwas Thailändisches essen, finde auch
zwei, drei kleine Restaurants, aber überall nur Moslem-Besitzer, also
kein Bier. Deshalb disponiere ich um und lasse mich wieder in die
Petaling Road bringen. Und weil ich es schon gestern für gut befunden
habe, esse ich im gleichen Lokal wie gestern zu Abend. Danach
muß ich dann tatsächlich mindestens zehn Taxis anhalten, bis ich
endlich eines finde, dessen Fahrer bereit ist, seinen Meter
einzuschalten; unerfahrene Touristen werden halt gerne mit überhöhten
Festpreisen über den Tisch bzw. übers Lenkrad gezogen. Der
KL-Tower und das nebenanliegende Hochhaus werden heute extra für mich
farbig beleuchtet. Superschön.
Samstag,
13. Juni 2015 Nach
dem Frühstück bekomme ich den bestellten Leihwagen gebracht, einen
neuen grauen(!) – sonst ist er immer weiß - Nissan Almera, diesmal
mit Rückfahrkamera und zeitgemäßem Entertainment, und fahre einfach
meines Weges zweihundertfünfzig Kilometer nach Norden hinauf. Der
Verkehr und die Fahrweise ist fast wie in Thailand, allerdings doch
etwas geordneter. Rechts Überholen gibt es z.B. eher selten.
Schnellerfahren als erlaubt schon. Da ich nicht allzuviel Zeit habe, wähle
ich die Autobahn E 8, Richtung Nordost. Die Autobahn ist neu,
hervorragend, relativ stark befahren – und kostenpflichtig. In
Malaysia muß so gut wie jeder Kilometer Autobahn bezahlt werden, aber
die Preise sind noch relativ günstig. Wie auch Benzin. Normalbenzin
kostet hier einheitlich an allen Tankstellen im Land um die fünfzig
EuroCent. (In Thailand sind es etwa zehn Cent mehr.)
Mein
heutiges Ziel ist der Taman Negara Nationalpark. (Ja, ich weiß, das
malaysische „Taman Negara“ bedeutet an sich schon
„Nationalpark“. Aber doppelt gemoppelt ist ja sowieso oft besser…)
Die
letzten fünfzig Kilometer führen auf einer neuen schmalen
kurvenreichen und einsamen Landstraße durch den Urwald. Bei Bedarf also
besser rechtzeitig vorher Tanken; Tankstellen sind hier in Malaysia
nicht so häufig anzutreffen wie nebenan in Thailand. Am Ende der Straße
auf der gegenüberliegenden Flußseite winkt mir mein Resort für die nächsten
zwei Nächte schon ein freundliches Welcome zu.
Das
Auto muß aber erstmal auf einem größeren Parkplatz abgestellt werden.
Danach wird man mit einem kleinen Boot samt Gepäck auf dem träge
dahinfließenden Sungai Tembeling übergesetzt. Meine beiden Taschen
werden gleich in Empfang genommen und mittels Aufzug nach oben und dann
mit einem Elektro-Golfcart zum Zimmer gebracht.
Zuhause
hatte ich mir bereits ein kleines Holzhäuschen gebucht, das sich als
ganz komfortabel herausstellt. Auch das Badezimmer, einwandfrei. Das
meine liegt etwas weiter hinten und direkt am Dschungel. An der
Rezeption höre ich, daß das Resort komplett ausgebucht ist. Und dabei
gibt es hier über hundert Bungalows.
Es
blitzt und donnert schon bald. Aus diesem Grund, und weil es drüben in
den kleinen Restaurants sowieso keinen Alkohol gibt, bleibe ich gleich
hier im Resort fürs Abendessen. Manager und Küchenchef stellen sich
mir vor und ich fühle mich gleich gutaufgehoben. Ausnahmsweise trinke
ich mein Bier aus der Dose.
Hmmm,
ja, gleichzeitig aus zwei Dosen. Sonntag,
14. Juni 2015 Heute
ist ein weiteres Highlight angesagt: Der berühmte „Canopy Walkway“.
Ein Baumkronenpfad. Ich habe Glück, denn heute sind nur ganz wenige
Touristen unterwegs, deshalb bin ich mit meinem Führer auf dem Weg
durch den Dschungel meistens ganz allein.
Schmale,
schwankende, an wackligen Seilen befestigte Stege führen in Baumwipfelhöhe
durch den Tropenwald. Tokimeku! (Ist Japanisch und bedeutet „Was das
Herz hüpfen läßt!“) Der
tief unter mir liegende Urwald ist mit seinen 130 Millionen Jahren das
älteste Waldgebiet auf der Erde. (Sieht man ihm aber eigentlich nicht
an.)
Schade,
das soll hier mit angeblich fünfhundert Metern der weltweit längste hölzerne
Pfad (an Seilen) durch die Baumkronen sein, aber die zweite Hälfte ist
zurzeit „wegen Renovierung“ gesperrt – und wird es wohl noch lange
bleiben, denn Reparaturarbeiten sind nicht erkennbar.
Mein
Guide wartet derweil unten und empfängt mich erleichtert am Ende des
Canopy Walkways und wir machen uns auf den Rückweg ins Resort.
Hier
wird auch ein Ausflug zu den Orang Asli, den Ureinwohnern Malaysias,
angeboten. Aber das würde ich aus Prinzip niemals machen. Nachmittags
folge ich daher viel lieber einer Empfehlung des Managers und fahre mit
einem Boot den Sungai Tahan zu den Stromschnellen Lata Berkoh hinauf.
Auf dem Rückweg lassen wir uns ein Stück ohne Motor treiben und hören
dem Wasser und dem Urwald zu. Cool! Viel zu schnell sind wir nach drei
kurzweiligen Stunden schon wieder zurück.
Der
Abend verläuft wie gestern, allerdings lese ich im Computer, daß es drüben
auf der anderen Flußseite doch ein winziges chinesisches Restaurant
geben soll, dessen Besitzer hier als einziger eine Lizenz für
Alkoholverkauf haben soll. Aber ich bin zu faul – und zu müde – um
es auszuprobieren. Zumal mir ein Tapir direkt an meinem Tisch
Gesellschaft leistet; leicht erkennbar handelt es sich um ein männliches
Tapir. (Will es mich eigentlich neidisch machen…?)
Ich
hole das Auto vom Parkplatz und fahre heute weiter in nordwestlicher
Richtung, neuen Abenteuern entgegen. Die Straße ist hervorragend und
kurvenreich. Eigentlich müßte/wollte ich jetzt auf einem Motorrad
sitzen. Es regnet ein bißchen.
Heutiges
Ziel ist bzw. sind die Cameron Highlands, ein sehr bergiges Gebiet,
circa fünfzehnhundert Meter hoch, mit immer gleichbleibendem Klima, das
ganze Jahr über, in dem besonders Tee, aber auch Blumen, Obst und Gemüse
angebaut werden. Schlagartig stehen rechts und links Gewächshäuser,
natürlich aus Plastikfolie, ebenso unschön wie zahlreich.
Ich
finde bald ein großes Hotel in Tanah Rata. (Eins ist wie’s andere, es
gefällt mir nicht besonders, aber warum soll ich noch weitersuchen,
wenn sie doch alle gleich sind?) Denn alle Hotels sind hier groß, sehr
groß oder riesig; neue, noch größere werden überall noch dazu
gebaut. An ein kleines Resort, wie ich sie so gerne habe, ist hier nicht
zu denken. (Oder man müßte vielleicht besser planen und vorher
recherchieren.) Mein Zimmer in der obersten fünften Etage ist sehr groß
und ordentlich. Kostenlos dazu gibt es Aussicht ins Tal und auf den
Golfplatz.
Später
suche ich mir im Nachbarort Brinchang, wie jetzt schon gewohnt, ein
chinesisches Restaurant, wo es Bier gibt. Nur
gut, daß ich ein weiches Herz habe: Meine Regenjacke hatte vor der
Abreise herzergreifend gefiept, weil sie unbedingt mitgenommen werden
wollte. Jetzt regnet es in Strömen und sie leistet mir hilfreiche
Dienste. Dabei wollte ich sie eigentlich einfach zuhause lassen, um
Platz im Rucksack freizuhalten. Man weiß ja nie, was unterwegs noch
alles dazu kommt. Und meinen schon lange vernachlässigten Pulli hole
ich auch heraus. Und Söckchen. Naß und kalt, wer mag das schon?
Dienstag,
16. Juni 2015 Obwohl
mein Zimmer so schön ist, tausche ich es; der Teppichboden ist etwas
fleckig und gefällt mir nicht. Im neuen Zimmer gleich gegenüber des
Ganges habe ich einen glatten, sauberen, blankpolierten, hölzernen Fußboden.
Und beides sind Eckzimmer mit Balkon und viel Aussicht.
Klar,
hier oben herrscht Nebel, wir sind ja auch schlappe zweitausend Meter
hoch, und ebenso logisch, beim Runterfahren klart es oben auf. Wenn ich
sonst auch immer Glück habe und von oben beschützt werde, mit solchen
untergeordneten oder nebensächlichen Dingen habe ich oft nicht so viel
Glück. (War ja auch schon vor ein paar Tagen auf dem KL-Tower so.
Sobald ich wieder unten war, kam die Sonne raus.) Trotzdem, ich besteige
auch noch den hölzernen kleinen Aussichtsturm. Beim Raufkraxeln denke
ich mir, so ein wolkenverhangener Aussichtspunkt ist ebenso prickelnd
wie Venedig bei Hochwasser, oder der Grand Canyon bei Regen, oder der
Eifelturm bei Schneetreiben…
Danach
sehe ich mir den „Mossy Forest Jabatan Perhutahan“ an. Hier führt
ein langer treppenreicher Holzsteg durch den immerfeuchten Regenwald; sämtliche
Bäume sind mit dickem Moos überwachsen, das manchmal sogar
trampolinartige, unzerreißbare Matten bildet. Auch hier bin ich ganz
alleine. Ich würde gerne noch etwas länger herumlaufen, aber mehr als
zwanzig Minuten hat mir mein Taxifahrer nicht genehmigt, deshalb muß
ich dann bald umdrehen. Auf jeden Fall bekommt der Mossy Forest eine
dicke Empfehlung von mir! Und Jeder, der diesen Ort nach mir besucht,
sollte ein, zwei Stunden, wenn nicht noch mehr, einplanen.
Irgendwo
habe ich gelesen, daß sich hier, ausgerechnet hier, damals der berühmte,
stinkreiche Seidenhändler Jim Thompson aus Bangkok in den 60er Jahren
verlaufen haben soll und nie mehr aufgetaucht ist. Eine ganze Reihe
Geschichten und Verschwörungstheorien ranken sich um sein anschließendes
Schicksal – falls es das überhaupt gegeben hat. Und für den Fall, daß
er hier wirklich tödlich verunglückt sein sollte – einen schöneren
Ort dafür kann ich mir kaum vorstellen. Die
vielen verschiedenen Grüntöne der weiten Teeanbauflächen sind einfach
faszinierend. Besonders, wenn die Sonne mal durchkommt. Einfach
unglaublich! Ab und zu sieht man Leute die obersten zarten grünen Blätter
ernten und in große Säcke stopfen. Das „Pflücken“ erfolgt zwar
inzwischen mit Hilfe einer Schneidemaschine, ist aber sichtlich noch
immer sehr mühsam; „Abzupfen“ wie früher ist endgültig vorbei.
Es
folgen Besuche in einer Teefabrik, in einem Butterfly-Park, (bin ja
selbst einer, sagt man), und der Besuch einer Strawberry-Farm mit
entsprechenden Kostproben. Ich mag ja sonst keine Erdbeeren, aber hier
muß es natürlich sein – solange es nur keine Erdbeermarmelade ist.
Nach
der Besichtigung eines kleinen Wasserfalls reicht es mir und ich lasse
mich zurück ins Hotel bringen. (Wer will, kann sich auch noch eine der
vielen „Honeybee-Farmen“ ansehen und Honig kaufen.) Eintragung
im Tagebuch: Bin um halb drei zurück, mein Zimmer ist kalt, Heizung
gibt es keine. Friere. Nach
einem ruhigen, bettdeckeneingemummelten Ausruhnachmittag folgt das
Abendessen an gleicher Stelle wie gestern, diesmal aber ohne Regen.
Immer noch empfinde ich es als saukalt. Gegen meine Einstellung sitze
ich deshalb lieber weiter hinten im Inneren, zumal man hier auch Rauchen
darf.
Mittwoch,
17. Juni 2015 Die
Cameron Highlands waren interessant, jetzt will ich es aber wieder heiß
haben. Deshalb fahre ich auf einer erneut kurvenreichen, sehr guten Straße
zurück in wärmere Gefilde, erst nach Ipoh, wo es längst wieder
gewohnt (und erwünscht) heiß ist, und dann auf der neugebauten Nord-Süd-Autobahn
A 1 weiter nach Norden hinauf, und schließlich über die spektakuläre
„Penang Bridge“ nach Georgetown auf der Insel Penang. Von weitem grüßen
unzählige Hochhäuser, fast wie in KL. Malaysia erscheint mir sehr oft
noch deutlich moderner als Thailand. (Oder soll ich sagen:
Zivilisierter? Mit allen Vor- und Nachteilen.)
Obwohl
die Stadt offenbar nur aus Einbahnstraßen zu bestehen scheint, führt
mich mein GPS dankenswerterweise auf direktem Weg zu meinem kleinen,
nein, zu meinem winzigen Hotel, das nur zehn Zimmer anbietet. Aufpassen:
An vielen Kreuzungen sind Rotlicht-Kameras aufgebaut und warten nur
darauf, unbedarfte Touristen abzuschießen. Fällt
mir immer wieder auf: Fast jeder fährt hier Auto, die beeindruckende Fülle
an Zweirädern wie in Thailand gibt es nicht in Malaysia. Auch nicht in
den ländlichen Gegenden. Ich
werde recht freundlich empfangen und bin ob dieser Herzlichkeit sofort
begeistert. Ein so kleines schnuckeliges Hotel habe ich schon lange
nicht mehr gehabt. Der hausgebackene Schokoladenkuchen ist hervorragend.
Danach
nutze ich den Nachmittag, um mir die Stadt, den achtzehn Meter hohen
Clocktower (Uhrturm) und das (wenig ergiebige) Fort Cornwallis
anzusehen. Parksünder werden eifrig mit Strafzetteln belohnt.
Logisch,
hier in der Großstadt gibt es problemlos überall alkoholische Getränke
zum Abendessen. Ein paar Tequilas mit ein paar neu gefundenen Freunden
runden einen aufregenden Tag und besonders den Abend ab.
Mein
Bett ist das breiteste meines Lebens, wahrscheinlich vier, fünf Meter
breit, ohne (spürbaren, sichtbaren) Ritz in der Mitte. Wahnsinn.
Frieren muß ich nicht mehr.
Heute
mache ich eine Inselrundfahrt, wobei es aber nichts wirklich Spektakuläres
zu sehen gibt. Keine besonderen Vorkommnisse oder gar Erlebnisse. Außer
einer anfangs im Norden etwas kurvenreichen Strecke.
Außerdem
sehe ich mir einen riesigen und prächtigen buddhistischen Tempel, den
Wat Chayamangkalaram, und den mindestens genauso sehenswerten
burmesischen Dharmikarama-Tempel gleich gegenüber an.
Nebenbei,
der diesjährige Ramadan beginnt heute. Interessiert mich zwar nicht,
aber trotzdem werde ich mehrmals darauf hingewiesen, ob ich will oder
nicht. Abendessen
gegenüber des Hotels. Also fast wie gestern Abend. (Ja, ihr lieben
sympathischen Korinthenkacker und Erbsenzähler, Ihr habt recht, richtig
heißt es „gegenüber dem Hotel“. Das mag ich aber nicht! Ich
bin ja ein Freund und Liebhaber des Genitivs!).
Schade,
dieses kleine Wohlfühl-Hotel verlasse ich auch schon wieder äußerst
ungern. Aber alles Jammern und Wehklagen nutzt nichts, ich muß zurück,
nach Süden, vierhundertfünfzig langweilige Autobahn-Kilometer nach
Port Dickson liegen heute vor mir.
Diesmal
nehme ich die ganz neue und fast leere, vor einem Jahr eröffnete,
„Sultan Abdul Halim Muadzam Shah Bridge“, die man aber aus leicht
nachvollziehbaren Gründen gerne auch „Second Penang Bridge“ nennt.
Gebühr muß man beim Rausfahren nicht entrichten; ist ja öfter so.
Immerhin beachtliche vierundzwanzig Kilometer lang. Da will man gar
nicht wissen, was sie gekostet hat. Und kaum jemand benutzt sie.
Nach
ein paar Stunden Fahrzeit sehe ich mir in der Nähe Kuala Lumpurs die
Batu Caves an. Das ist hier ein bedeutender riesiger Hinduistischer
Tempel, der Sri Subramaniam Tempel. Eine lange steile Treppe mit
zweihundertsiebzig Stufen führt hinauf in eine riesige Kalksteinhöhle
mit zahlreichen Hindu-Statuen.
Ich
bekomme es hier mal wieder in Erinnerung gerufen, ich hatte es schon
fast vergessen: Die Treppenstufen sind etwas anstrengend. Der Schweiß
strömt. (Aber bevor der eine oder andere Leser jetzt hämisch grinst -
erstmal nachmachen! In dieser Hitze! Und mit dieser Schnelligkeit!)
Aber, Altwerden ist halt trotzdem doof! Ich wäre viel lieber jung und
blöd, als alt und weise! Es gibt einfach nichts Gutes daran, alt zu
werden. Altwerden ist, ich bitte um Entschuldigung, es ist einfach
Sch…e. Da kommst Du nicht mehr raus! Mit tödlicher Sicherheit… Mit
nassen durchgeschwitzten Klamotten geht es weiter durch KL, meistens auf
etwas verschlungenen Autobahnen. Wieder habe ich Glück und erwische in
dem ganzen Gewusel stets die richtige Fahrbahn. Wahnsinn,
hier stehen ja noch viel mehr sensationelle Hochhäuser und
Wolkenkratzer als in Bangkok, und da waren es schon wirklich viele.
Logisch, überall werden noch neue Skyscrapers dazugebaut. Erfreulich:
Radar und Laser gibt es hier in Malaysia wohl eher selten, ich habe nur
einen einzigen (festinstallierten) Blitzer an der Autobahn kurz vor
Georgetown gesehen. Mein
Zielpunkt ist danach bald erreicht. Ich habe mir einen Bungalow „auf
dem Wasser“ gebucht; er steht mit vielen anderen auf Stelzen in einer
Bucht und hat zwei dicke Glasplatten im Boden, durch die man das
Meerwasser und manchmal sogar ein paar kleine Fische sehen kann.
Kostenlos dazu gibt es einen bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang.
Das
aus inzwischen bekannten Gründen in einem chinesischen Lokal
eingenommene Abendessen ist „nothing to wright home about“,
mit anderen Worten, es ist das mir „am wenigsten wohlschmeckende“
Dinner dieser Reise. Obwohl ich vorher extra noch ein bißchen
herumgefahren bin, habe ich jetzt im Dunkeln einfach nichts Besseres
finden können. Schon gar nicht an der Waterfront. Klar,
ich kann darüber nur noch schmunzeln, es ist unvermeidlich: Im Bad habe
ich nur kaltes Wasser, zwei Monteure vom Housekeeping müssen vor dem
Schlafengehen kommen und eine Reparatur durchführen…
Samstag,
20. Juni 2015 Endlich,
es gibt endlich mal wieder ein Super-Frühstück mit allem Drum und
Dran. Aber leider wissen das auch die vielen tausend Fliegen; sie laben
sich echt an allem und vermehren sich sekündlich. Vor meinen Augen. Ich
fahre eine dreiviertel Stunde zum KLIA 2-Airport, gebe das Auto ab
(2.080 km gefahren) und fliege zurück nach Bangkok. Diesmal sitze ich
in der besonders bequemen ersten Reihe.
Am
Don Mueang-Airport steht schon mein nächstes Auto bereit. Wieder der
bekannte weiße Almera, aber mit Normal-, sprich Billig-Ausstattung,
also „ohne Alles“. Ich folge jetzt einer früheren Einladung und
fahre nach Nong Khae in der Nähe Bangkoks zu neuen Freunden, die mich
gleich herzlich begrüßen.
Wie
so oft in Thailand, haben sie aber nichts vorbereitet oder gar zu Essen
für mich im Haus und wir fahren erstmal alle zusammen zu einem kurzen
Einkauf in den nächsten 7-Eleven und Tesco Lotus nebendran. Und auf den
Markt.
Sonntag,
21. Juni 2015 Einen
dicken Kopf kenne ich ja in der Regel nicht, deshalb lasse ich mir das
selbsteingekaufte Frühstück gut schmecken. Mittags
bekomme ich die ultimative Massage, die absolute Super-Dooper-Massage.
Eine ältere Lady fügt mir zwar zwei volle Stunden lang ununterbrochen
Schmerzen bei, drückt mit ihren Händen, Unterarmen, Ellbogen und Knien
auf meinem Rücken und überhaupt überall auf, an und in mir herum, läuft
und trampelt sogar auf mir herum, und kennt einfach keinerlei Gnade.
Aber, es hilft mir ganz eindeutig, anschließend und im Laufe der nächsten
Stunden geht es mir immer besser. Sämtliche Blockaden sind beseitigt,
alle Säfte kreisen wieder so wie sie sollen und wie von der Natur
vorgesehen. Alle bisherigen Massagen meines Lebens kann ich abhaken und
vergessen. Die waren nur mehr oder weniger angenehmer Zeitvertreib und
keine wirkliche Hilfe. Damit derweil niemand der Familie auf schlechte
Gedanken kommen kann, muß die Zimmertür ständig offen stehen bleiben
– bei laufender Klimaanlage im Zimmer. Aber Strom ist ja billig,
deshalb wird er überall verschwendet.
Montag,
22. Juni 2015 Oon,
so heißt die Massage-Lady, gibt mir heute die zweite Massage, diesmal
mit zwei „Massagestempeln“, die in einer Art Kochtopf erhitzt
werden. Im Wechselspiel wird mit einem gearbeitet, während der andere
gerade neu aufgeheizt wird. Baumrinde und verschiedene Kräuter sind mit
Stoff umwickelt. Eines weiß ich jetzt: Ich will nie mehr eine Massage
von jemand anders! Nie mehr! Da
ich während der Massage ausreichend Zeit habe, um darüber
nachzudenken, hier noch ein paar Allgemeine Informationen zu Thailand: -
Sehr schlimm und deprimierend, für uns geradezu unglaublich: Auf dem
Dorf verbrennt jeder seinen kompletten Hausmüll direkt vorm Haus! Mit
allem Drum und Dran!! -
Thailand im Sommer: Sehr heiß oder glühendheiß. (Ja, wie in
Malaysia.) -
Toastbrot gibt es nur selten. -
Dafür dann aber auch manchmal Nutella. Kommt hier aus Australien. -
Unser Maggi gibt es hier auch. -
Ritter Sport, Toblerone, Lindt u.v.a. gibt es auch überall. -
Wasser ist oft weg. Oder nur schwach; vor allem morgens. -
Strom auch. Gerne auch abends. Komisch: Licht fällt aus, aber der
Fernseher läuft ganz normal weiter. Dabei gibt es nur einen Stromkreis. -
Weichgekochte Eier? Was ist das denn? Kennt man hier in Thailand nur
halbroh und glibbrig-schleimig. -
Salz und Pfeffer fürs Ei? Vergiß es, wird vom überall gegenwärtigen
Ventilator sofort weggeblasen. -
Besteck ist aus Blech, es verbiegt sich schon nur beim Ansehen, Messer
gibt’s oft gar nicht im Haushalt. Oder im Restaurant auf dem Land.
Gegessen wird mit Löffel (rechts) und Gabel (links). Oder mit Stäbchen.
Alles. -
Waschmaschinen sind hier oft sehr einfach, um nicht zu sagen, primitiv.
Aber dafür sind sie auch billig.
Ich
bedauere es außerordentlich, mein Herz blutet, mein Körper lechzt
danach, aber die bestellte dritte und vierte Massage muß ich einfach
canceln. Es wird mir hier etwas langweilig und ich habe Lust,
stattdessen lieber nochmal nach Bangkok zu fahren.
Mein
Zimmer in meinem Lieblingshotel ist frei. Kurzentschlossen verabschiede
ich mich von meinen Freunden - nicht, ohne versprochen haben zu müssen,
wiederzukommen.
Abends
gibt es zarte Austern und danach ein indisches Thali. Als Nachtisch
Silomraod, Patpong und Tequila wie gehabt. Also wieder ein recht
lustfreundlicher und abwechslungsreicher Abend.
Mittwoch,
24. Juni 2015 Heute
bleibt das Wasser mittendrin beim Duschen plötzlich kalt. Es stellt
sich heraus, daß der Durchlauferhitzer ausgefallen ist. Einfach so. Ich
kann wirklich nichts dafür, es zieht sich wie ein roter Faden durch
meine Reisen. Es folgt eine größere Aktion, bis er erneuert worden
ist.
Deshalb
lasse ich die beiden Monteure alleine und fahre in die Stadt und danach
zum Erawan Museum, einem der schönsten Besichtigungsorte Bangkoks,
etwas außerhalb, im Süden der City.
Von
dort fahre ich (eine Stunde lang, der Taxifahrer muß am Ende mehrmals
fragen, sowas gibt’s oft) zum Wat Benchamabophit, dem weißen
Marmortempel im Stadtteil Dusit; den Tempel kennt hier kaum jemand.
Schade, denn er ist wundervoll anzusehen.
Dann
noch die quirlige Khaosan Road in der Nähe mit ein paar kleinen Einkäufen.
Ich hätte eigentlich Lust auf ein kleines Tattoo, lasse mich fast Überreden,
verschiebe es dann aber doch aufs nächste Mal. Aber nächstes Mal bin
ich dran…
Der
Rest des Abends ist der gleiche wie zuvor. Nur die Nacht wird heiß,
sehr heiß, viiiel heißer als sonst - die Klimaanlage schafft es nicht.
Schade,
es geht dem unausweichlichen Ende zu. Ich habe aber bereits eine
Einladung eines neuen Freundes in der Nähe von Buriram. Ich
sage meiner guten Freundin Udi endlich mal wieder Guten Tag und sehe mir
schließlich noch den berühmten Baiyoke Tower an. „Höchstes Gebäude
Thailands“. Ich hatte es schon oft vor, aber nie genügend Zeit dafür.
Mit zwei Aufzügen geht es auf dreihundert Meter Höhe hinauf. Diesmal
habe ich endlich auch das nötige Quentchen Glück und somit eine
herrlich klare Aussicht auf die sonnenbestrahlte Stadt, aufs Land und
auf den Erdkreis hinaus. Die Aussichtsplattform dreht sich
(vergleichsweise schnell, irgendwo habe ich gelesen, daß man in fünf
Minuten man einmal rum ist) und man steht dabei wirklich im Freien.
Dann
mache ich mich langsam auf den Weg zum Flughafen. Naja,
bisher ist ja alles gutgegangen - deshalb muß doch schnell noch etwas
Schlimmes passieren: Ich habe Feindberührung! Zusammenstoß mit einem
Motorradfahrer! Und das mitten im rush hour-Verkehr. Ich war einen
Wimpernschlag lang unaufmerksam. Er aber auch! Während des Aussteigens
läuft der unvermeidliche Film ab: Polizei, Krankenwagen, Polizeirevier,
Verhaftung, gestrichener Heimflug, viel Geld, Drama, Katastrophe! Mit
einem Wort, ich kann mich aufhängen! In Thailand ist grundsätzlich der
Ausländer an sämtlichen Unfällen im Straßenverkehr schuld! Aber
mit einem Blick stelle ich erleichtert fest, mal wieder Glück gehabt,
nicht viel passiert! Buddha hat seine Hand schützend dazwischen
gehalten. Der Motorradfahrer ist noch nichtmal umgekippt, also alles
nochmal gutgegangen. Die Gummi-Schleifspuren am hinteren Kotflügel kann
ich nachher bestimmt beim Volltanken des Autos an der Tankstelle relativ
leicht mit Benzin und einem Lappen abrubbeln. (Und so geschieht es auch,
keine Beanstandung bei der Rückgabe des Autos.) Danke, mein lieber
guter gütiger Buddha! Sorgenschweißabwisch. Das
hätte auch wirklich schlimm ausgehen und mein Leben ernsthaft verändern
können! Ich muß einfach mehr aufpassen und darf nicht mehr so sorglos
durch die Gegend fahren à la „mir passiert ja nichts!...“
Das
Einchecken ist problemlos und der Weg zum Gate auch - inzwischen weiß
ich ja, wo und wie ich etwas rascher durch die umständlichen und oft
nervtötenden Paß- und Sicherheitskontrollen komme. Im
Flieger gibt es die vorgewärmten Nüßchen wie schon beim Hinflug auf
einem ebenso vorgewärmten Porzellanteller. Ich weiß gar nicht, warum
sich manche Leute darüber so aufregen… Planmäßig
erreiche ich Frankfurt und bin wieder schnell zuhause. Also
alles wieder okey-dokey. Eine wunderschöne Reise mit hohem Spaßfaktor
und vielen neuen, aufregenden Erfahrungen. Ich würde die Reise am
liebsten gleich nochmal wiederholen. Ohne jegliche Änderung. Malaysia
hat mir echt viel Freude gemacht. (Ganz im Gegensatz zu meiner kürzlichen
Reise nach Dubai und Abu Dhabi, da möchte ich nie wieder hin.) Und
das war ja jetzt nur die Hälfte des Landes, (und davon auch nur eine
winzige Facette); die andere Hälfte, Ost-Malaysia, liegt
gegenüber, durch das Südchinesische Meer getrennt, auf Borneo. Aber
die Königin meiner Lustziele wird natürlich bestimmt noch lange Zeit
mein geliebtes Thailand bleiben. Nichtsdestotrotz, für eine meiner nächsten
Reisen nach SOA habe ich jetzt schonmal Kambodscha ins Visier genommen. Unterwegs
aufgeschnappt: Manchmal kosten die schönen Dinge des Lebens nicht die
Welt. Stimmt. Kleiner
Trost nach meiner Rückkehr: Zuhause umfächelt mich die gleiche Hitze
wie unterwegs. Über 35 °C! So liebe ich es! Hier
noch ein paar Allgemeine Informationen zu Malaysia: Benzinpreis
um die 2 MYR/Ringgit = fünfzig Eurocent Es
herrscht Linksverkehr. Strom
220/240 Volt. Eurostecker
passen in der Regel irgendwo im Zimmer (Bad) in eine Steckdose. Ich
hatte jedenfalls keine allzu großen Probleme. Adapter werden empfohlen;
wer keinen hat und unbedingt einen haben möchte, kann sie überall
kaufen. Die
Preise sind hier in Malaysia oft deutlich höher als in Thailand.
Besonders unangenehm für Alkoholiker: Ein kleines Bier kostet gerne
umgerechnet unverschämte drei Euro und mehr. Grund dafür ist das überspannte
(und widersprüchliche) Verhältnis der Moslems zum Alkohol. Malaysia
war lange von den Briten besetzt. Deshalb spricht man hier oft sehr viel
besser Englisch als in Thailand. Vor
der Reise habe ich gelesen: Malaysisch wird in westlicher Schrift
geschrieben, sodaß Hinweis- und Ortsschilder leichter zu lesen sind.
Das stimmt soweit. Aber nur für Leute, die malaysisch sprechen. Für
mich sind sie immer unverständlich geblieben und könnten auch in
Chinesisch sein. Deshalb ist auch ein GPS (sprich Navi) unverzichtbar!
Und eine gute Landkarte ja sowieso! Irgendwo
gelesen: Pro Jahr fliegen etwa 500.000 Deutsche nach Thailand, aber nur
80.000 steuern das südlich angrenzende Malaysia an. Zum
Wetter hatte ich vorher gelesen: Jetzt im Juni an der Ostküste warm,
trocken und sonnig. An der von Touristen eher bevorzugten Westküste
soll es um diese Zeit wegen des Monsuns viel (warmen) Regen geben. (Ist
der in Wirklichkeit nicht viel später im Jahr? November bis Januar?)
Regen hatte ich kaum, nur einmal hat es abends nennenswert geregnet.
Aber zum Klima gab es sowieso reichlich widersprüchliche Aussagen.
Also, nichts Genaues weiß man nicht, wie so oft. Ich hatte vorher auch
gar nicht groß drüber nachgedacht. Touristik:
An der Westküste perfekt und überhaupt so, wie man es sich als braver
Reisender wünscht. An der Ostküste eher nachlässig, uninteressiert,
oft mangelhaft. (Da passen fast alle negativen Synonyme.) Dazwischen ist
es mal so, mal so. Logisch... Abstriche,
die westliche (thailanderfahrene) Touristen in Malaysia vor allem machen
müssen, gelten in erster Linie wohl zwei Dingen: Ausschweifendes
Nachtleben mit großen Rotlichtvierteln wie in Bangkok, Pattaya, Phuket,
dürfte es hier (und dann auch nur in KL) wohl nicht geben. Und junge
Leute, die wilde Strandpartys mit viel billigem Bier/Alkohol suchen,
werden sich hier bestimmt auch nicht wohlfühlen. Wie schon erwähnt,
der öffentliche Alkoholausschank wird in diesem islamisch geprägten
Land streng bevormundet. Doch
wer sich eher für asiatische Kultur und Geschichte, für schöne
Landschaften und ursprüngliche Natur interessiert, wird Malaysia
schnell schätzenlernen und sich an der Schönheit dieses Landes
erfreuen. Mir persönlich genügt aber vorerst der einmalige Besuch
dieses Landes. Ich fühle mich unter Moslem-Leuten nie so richtig wohl.
Das buddhistische Thailand wird bestimmt für mich immer die erste Wahl
bleiben. Ich
danke allen Leserinnen und Lesern, die bis ans Ende durchgehalten haben,
und ich hoffe, Ihr hattet Spaß an meiner Show. Deshalb rufe ich Euch allen
zu: Probiert es doch selbst mal aus, macht es mir nach, reist herum,
solange Ihr könnt! Es ist gar nicht so teuer wie Ihr denkt!
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