Die
besten Reiseberichte aller Zeiten! Mehr
Reisebericht geht nicht! -
Der Reisebericht des Monats –
Thailand
im Winter
Meine sechste
Thailandreise Bangkok,
Ayutthaya, Sukhothai, Chiang Rai, Wie
immer mit dem Leihwagen.
Ganz
einfach, weil es dort so schön ist und weil ich mich dort überhaupt sehr
wohl fühle. Thailand bietet eine unglaubliche Vielfalt faszinierender
Landschaften, üppigen Dschungel, kühlen Regenwald, weiße Traumstrände,
farbenfrohe Tempel und dazu freundliche Menschen, gutes Essen und angenehm
warme Temperaturen. Verkehrsmäßig gefällt es mir hier auch immer, die
Straßen sind meistens sehr gut, naja, okay, manchmal auch nur ganz gut,
aber ich kann überall bequem herumfahren. (In den umliegenden Ländern
Myanmar, Vietnam, Kambodscha, Laos, Philippinen usw. ist das ohne
einheimischen Fahrer gar nicht möglich. Selber fahren geht in SOA [Südostasien]
außer in Thailand nur noch in Malaysia. Das werde ich also auch noch
machen.) In keinem anderen Land hat es mir bisher
so gut gefallen. Thailand ist für mich erfunden worden. Nein, der liebe
Gott hat Thailand extra
für mich erschaffen. Thailand ist meine Parallelwelt.
Thailand ist meine Komfortzone. Thailand beginnt, wo Deutschland aufhört. Also,
Nummer eins ist das angenehme, mir behagende Wetter, die wohltuende Wärme,
die beständige Sonne. Nummer zwei die Landschaft und die Natur. Nummer
drei die Freundlichkeit der Leute. Vierter Pluspunkt: Das bekömmliche
Essen. An fünfter Stelle steht der „interessante“ Verkehr ohne
Blitzer, Laser, Radar. Und preiswert ist ein Thailand-Urlaub sowieso. Kürzlich
war ich mal wieder zum Urlaub in der Türkei und konnte feststellen, daß
ein Thailand-Urlaub unter dem Strich auch nicht teurer ist. Es gibt hier
z.B. relativ gute Übernachtungen für unter umgerechnet zehn Euro und ein
wohlschmeckendes Mittagessen für zwei Euro. Schade, daß wir nicht
hierher auswandern können, aber unser privates Umfeld läßt es leider
(noch) nicht zu. Und nebenbei, für junge Männer
durchaus interessant: Der Sex mit Thai (weiblich oder männlich) soll ja
auch sehr unkompliziert und befriedigend sein, wie mir schon so mancher
deutsche Tourist mehr oder weniger ausführlich und oft sogar überschwenglich
und manchmal auch mit Wörtern, die eigentlich nicht zu meinem
Sprachgebrauch gehören, erzählt hat. Leider bin ich dafür aber schon
etwas zu alt. Ich müßte zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Jahre jünger
sein. Ich tröste mich: You can’t always get what you want… So
sieht’s aus! Aba hundert Pro! Ein
jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine
Stunde. Und da meine mir wichtigste Freundschaft gerade schmerzhaft
auseinandergegangen ist, tröste ich mich damit: Herzen hat seine Zeit,
aufhören zu herzen hat seine Zeit. Nichts ist für immer. Auch die Liebe
nicht. Meistens. Es ist offenbar die spezifische Tragik besonderer
Liebespaare: Ihre Liebe hat eine kurze Halbwertzeit und dann versiegt sie
rascher als eine Pipi-Pfütze in der Wüste. Deshalb freue ich mich auf
die Ablenkungen einer neuen großen Reise. Aber genug der langen Vorrede,
jetzt fange ich endlich an:
17./18. bis 21. November 2014 Bangkok Eine
der vielen Weissagungen Nostradamus‘ lautet: Wer reist, muß wenigstens
nicht zuhause bleiben. Täglich (und oft sogar des Nachts) krächzten mir
die über unser Dorf fliegenden Wildgänse und Kraniche zu „Komm mit,
komm mit! Wir fliegen in die Wärme!“ und deshalb folge ich jetzt
endlich ihrem Ruf und fliege montags am frühen Nachmittag in Frankfurt
los, um am nächsten Morgen früh in Bangkok anzukommen. Sawadee
khap, Krung Theb. Guten
Tag, Bangkok. Hier verbringe ich, wie immer, wenn ich Thailand besuche,
die ersten vier Tage. Mein Hotel ist preiswert und gut; noch besser ist,
daß ich sogleich mein Zimmer beziehen kann.
Ich
reise, also bin ich. Hat das nicht schon Karl May von sich gegeben? Oder
war es Karl Marx? Oder doch wieder der olle Goethe? (Ja, ist schon okay,
soll nur ein Witz sein, „Cogito ergo sum“ hat damals René Descartes
scharfsinnig philosophiert.) Zuhause
sind es in diesen Tagen mittags um die zehn Grad und weniger, hier sind es
schlappe fünfunddreißig und mehr, aber immer noch aushaltbar. Nachts
sind es etwa zehn Grad weniger. Also ist Wohlfühlen angesagt. Dazu gibt
es wie immer viel zu sehen und zu erleben. Königliche Paläste,
farbenfrohe Tempel, kühle Museen. Goldene Buddhas und bunte Wächterdrachen.
Billige Straßenmärkte und teure Malls. Vornehme Restaurants und feuchtfröhliche
Bars. Was will man mehr. “Come
in my friend, take a seat, take a drink, take a girl”. Na,
OK, einer so freundlich gesäuselten Einladung kann man ja gar nicht
widerstehen. Ich schon gar nicht. Nur auf den zu nahen Kontakt mit den
Ladies verzichte ich lieber. Zu riskant. Einziger
Wermutstropfen: Das MOCA ist zurzeit wegen Umbaus geschlossen. Aber ein
ausnahmsweise mal freundlicher und gefälliger TukTuk-Fahrer bringt mich
zum Queen-Sirikit-Park in der Nähe und dort ist es auch ganz schön.
Ich
kann es nicht lassen und besuche abends auch mal eine Disco. Hier darf man
sogar Rauchen. Logisch: Sie ist unglaublich laut. Viel lauter als bei uns.
Bevor mir mein kostbares Blut aus Augen, Ohren und Nase schießt, flüchte
ich lieber vorzeitig. Nach zwei Stunden…
22.
November 2014 Einerseits
schade die Stadt zu verlassen, andererseits gut, nach vier erlebnisreichen
Tagen heute endlich wieder auf große Fahrt zu gehen und aufs Land zu
kommen. Am Suvarnabhumi-Airport übernehme ich meinen diesmal wieder
neueren Nissan-Almera (ja, wie immer, gleiches Auto, selbe Farbe) und
fahre kurzentschlossen los, neuen Abenteuern entgegen.
Erst
einmal geht die kurze Fahrt nach Koh Kret. Mit dem Boot lasse ich mich über
den Chao Phraya bringen und sehe mir auf der Insel neben einem schönen
Tempel eine lange Reihe Verkaufsstände mit kunsthandwerklichen Waren an.
Es gibt auch zwei, drei winzige Töpfereien, in denen fleißig getöpfert
wird. Eine Einladung zum Selbertöpfern, (und damit zur allgemeinen
Belustigung beizutragen), schlage ich aus. Ich muß mich nicht noch zusätzlich
blamieren. Dann
fahre ich etwa sechzig Kilometer weiter bis nach Ayutthaya und übernachte
in einem kleinen angenehmen Resort.
Zu
Fuß kann ich in ein kleines Restaurant am nahen Fluß laufen. Da ich noch
nicht schlafmüde bin, setze ich mich danach einfach ins Auto und sehe mir
im Stadtzentrum noch eine Reihe Sehenswürdigkeiten, sprich ein paar
kleine Bars an, die bequemerweise und recht gastfreundlich alle direkt
nebeneinander liegen. Danach kann ich ganz besonders gut schlafen, ich weiß
eigentlich gar nicht, warum…
Nanu,
der letzte Tequila gestern Abend muß doch schlecht gewesen sein. Da tut
mir jetzt der Kaffee ganz gut. Und das Frühstück ist auch OK. Ayutthaya
ist (neben Sukkothai) eine der wichtigsten historischen Städte Thailands,
deshalb heißt es hier für den braven Touristen besichtigen, besichtigen,
besichtigen! Wetter heiß. Sehr heiß!
Da
es später als vorgesehen geworden ist und ich deshalb einfach lieber
nochmal hier im Ort bleibe, rufe ich im Resort der letzten Nacht an. Ja,
ein Zimmer ist frei und ich darf gerne noch einmal kommen. Während
ich vor meinem Zimmer sitze, etwas ausruhe und tagebuchschreibend den Tag
Revue passieren lasse, zieht eine Familie (Papa, Mama und mindestens fünf
Kinder) lautstark in die beiden Zimmer neben mir ein. Jede Menge Gepäck
wird aus einem Van ausgeladen, dazu neun(!) Fahrräder, ein riesiges Cello
und was weiß ich noch alles, das Entladen hört gar nicht auf. Papa erzählt
mir währenddessen, daß sie aus Singapur kommen und aus Sicherheitsgründen
jeden Abend alles ausräumen und in den Zimmern unterbringen. Dabei steht
das Auto hier in einem abgesperrten Hof. Da
ich später das mir vom Resort empfohlene Restaurant nicht finden kann,
lasse ich mir kurzerhand von einem vorausfahrenden Motobike-Taxi den Weg
dorthin zeigen und bekomme ein scharfes (bzw. eher salziges, oder für
meinen Geschmack versalzenes) Abendessen direkt am Fluß kredenzt. Gegenüber
wird zu meiner Erbauung ein großer Tempel geradezu verschwenderisch
festlich mit wechselnden Farben angestrahlt. Auf einen anschließenden
Barbesuch verzichte ich verständlicherweise heute lieber.
Montag,
24. November 2014 Die
Familie nebenan bleibt heute hier am Ort und macht sich für einen
morgendlichen Fahrradausflug fertig. Als sie endlich alle angezogen und
losgefahren sind - mein Gott, was die alles an Sicherheitssachen anziehen,
bei der Hitze! - kehrt zu guter Letzt doch nochmal etwas Ruhe ein. Ich muß
mich jetzt endgültig entscheiden, fahre ich nach Süden (nachts warm)
oder nach Norden (nachts eher etwas kühler)? Ich
wähle schließlich den Norden, es wird schon nicht so kalt werden, und
fahre erstmal nach Lop Buri, um mir hier den Tempel
Phra Prang Sam Yot anzusehen, ein uralter
Khmer-Tempel mit drei ansehnlichen Türmen,
der von vielen reichlich frechen Affen besiedelt wird. Und die Berichte
stimmen, sie sind tatsächlich ganz schön frech. Einer klettert sogar an
mir hoch und fordert weitere Leckerbissen. Er droht mir mit dem Raub der
Kamera oder meines Hutes. Deshalb kapituliere ich lieber gleich und gehe
auf seine dreiste Forderung ein.
Übrigens
Buddha: Er wurde nicht in China und auch nicht in Thailand geboren,
sondern in Nordindien, ca. 500 Jahre vor Jesus Christus. Ich hatte es
eigentlich schon längst wieder vergessen. Mit
etwas Glück finde ich abends ein wunderschönes Garden Resort in Chai
Badan und bin mal wieder sehr glücklich und zufrieden.
Romantisches
Abendessen im Ort in einem Restaurant unter unzähligen Palmen und Bäumen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, gehören Resort und Restaurant
demselben Besitzer. Dienstag,
25. November 2014 Heute
geht es weiter Richtung Sukhothai. Eine ewig lange Baustelle in den Bergen
zwischen Lom Sak und Phitsanulok, bestimmt sind es fünfzig Kilometer, führt
zu einer etwas längeren Fahrtdauer. Als Ausgleich gibt es jede Menge
Fernblick in die Landschaft.
Mittwoch,
26. November 2014 Das
Frühstück ist mickrig, nur Toast und Marmelade mit Nescafé. Dadurch
relativiert sich der niedrige Preis von 590 THB (15 EUR) doch wieder etwas
nach unten. Obwohl
ich heute eine lange Strecke vor mir habe, sehe ich mir erst noch einmal
die alten weitläufigen und wunderschönen Tempelanlagen im berühmten
Historical Park an.
Nach
einer Stunde Fahrt dann die ebenso alten historischen Tempel in Si
Satchanalai. Nanu, hier bin ich ja auch schon gewesen! (Vor einem Jahr, während
meiner ersten Thailandreise.) Konnte ich mich gar nicht mehr dran
erinnern. Ich bin hier neben vielen Wächtern fast der einzige Tourist.
Ich
nehme jetzt eine kleine gemütliche Landstraße mit ganz wenig Verkehr
durch wunderschöne einsame Wälder und komme ganz zufällig später
unterwegs an einem Tempel vorbei, der sich (rein subjektiv, für mich, in
meinen Augen) als zweitschönster Thailands herausstellt. Dieser hier heißt
Wat Phra That Suthon Mongkhon Khiri. (Der schönste und prächtigste ist
natürlich Wat Phra Khaeo neben dem Königspalast in Bangkok.) Endlich mal
wieder ein deutlich spürbarer besonderer magischer Mittelpunkt. Die
Gelassenheit eines im Ozean treibenden Schiffbrüchigen erfüllt mich
sogleich, die beruhigende Strahlung ist deutlich zu spüren. Nur zu gerne
würde ich noch verweilen, doch das abendliche Ziel will noch erreicht
werden. Übrigens:
Während meiner ersten Thailandreisen dachte ich noch, „hast Du einen
buddhistischen Tempel in Thailand gesehen, hast Du alle gesehen“. Das
stimmt aber nicht! Ich weiß längst, daß jeder Tempel anders ist und daß
es jeder Tempel wert ist, besichtigt zu werden. Jeder beeindruckt mich auf
seine eigene Art.
Danach
sehe ich mir noch den Phae Mueang Phi Forest Park an, den man mal wieder
vollmundig und völlig überzogen gerne mit den Rocky Mountains oder mit
dem Grand Canyon vergleicht. Aber es gibt „nur“ ein paar
seltsam-herausgewaschene Sandsteinformationen zu sehen. (Ich sage ausdrücklich
nicht „mickrig“, dafür sind sie dann doch zu groß und zu schön! Und
durchaus nicht so uninteressant, wie es in manchen Berichten lautet.) Der
Park kostet keinen Eintritt, noch nicht einmal für Farangs.
Bei
Dunkelheit erreiche ich Chiang Rai und übernachte in einem mir noch gut
bekannten Hotelresort, in dem ich damals ganz zufrieden war. Der Hotel-Bus
bringt mich später in den Ort.
Und
weil es mir dort beim letzten Mal so gut gemundet hat, nehme ich mein
Abendessen im selben kleinen Restaurant in der Nähe des Nightmarkets zu
mir. Leider bewahrheiten sich die Voraussagen, hier oben im Norden ist es
jetzt am Abend reichlich kühl, höchstens noch zwanzig Grad, eher noch
weniger, aber halt genau wie angekündigt. Ich konnte (wollte) es kürzlich
gar nicht glauben und mir schon gar nicht vorstellen; ich schlug lieber sämtliche
Warnungen in den Wind. Jetzt werde ich hier eines besseren belehrt. Aber
Herr Wilf wollte ja mal wieder schlauer sein als die Einheimischen! Das
nennt man die gerechte Strafe für überhebliche Besserwisserei! Danach
folgt noch ein Besuch in einer Bar ganz in der Nähe des Denkmals von König
Mengrai, wobei mir ein paar freundliche Tequilas angenehme Gesellschaft
leisten und mich wärmen. Erst denke ich, ich halluziniere oder bin schon
besoffen, aber dann sehe ich, daß sich die Farbe der
Scheinwerfer-Illumination tatsächlich ständig ändert.
Donnerstag, 27. November 2014 Endlich
gibt´s mal ein üppiges Frühstück. Aber bei dem Preis...!
Mer
muss sisch och jet jünne könne! Und
genau deshalb
bleibe ich auch noch für eine weitere Nacht hier. Habe ich ja vorher in
den billigen Resorts eingespart… Etwas
vollgefressen fahre ich heute zum Golden Triangle am Mekong in der Nähe
von Chiang Saen. Habe ich zwar auch schon gesehen, aber das kann man sich
dort auch zweimal anschauen. Besondere Vorkommnisse unterwegs: Ja, eine im
Bau befindliche Brücke, über die ich muß. Überall ragen Rohre und Drähte
aus dem Beton und ich muß drüber fahren. Wider Erwarten geht es aber
gut, das Auto und die Reifen bleiben unbeschädigt.
Allenthalben
Reisfelder, viele sind abgeerntet. Viele stehen aber auch unter Wasser und
warten noch auf die Ernte. Der geerntete Reis wird einfach auf den Straßen
und Plätzen auf Plastikplanen getrocknet. Es soll übrigens
hunderttausend verschiedene Reissorten geben. (Glaub ich aber nicht ganz.)
Hier
oben am berühmt-berüchtigten Goldenen Dreieck berühren sich Thailand,
Myanmar und Laos, nur durch den Mekong (und den kleineren Ruak)
voneinander getrennt. Und die chinesische Grenze ist auch nur noch
hundertfünfzig Kilometer entfernt. Von einem kleinen Hügel mit einem
bezaubernden Tempel hat man einen ebenso faszinierenden wie weitreichenden
Ausblick in die Landschaft.
Abendessen
und ein paar abschließende Getränke zur besseren Verdauung in der Bar
von gestern Abend.
Freitag,
28. November 2014 Ich
fahre nach dem Frühstück Richtung Chiang Mai und halte gleich am berühmten
Weißen Tempel Wat Rong Khun.
Die
Erdbebenschäden sind deutlich zu sehen, aber eigentlich nicht so schlimm
wie befürchtet. Ein paar Spitzen auf den Kuppeln sind noch gebrochen und
hängen schief, im Innern sind die Wandmalereien noch immer teilweise
stark beschädigt. Vielleicht sind die Schäden Buddhas gerechte Strafe
dafür, daß hier drin keinerlei Fotos erlaubt sind und die Besucher überhaupt
sehr streng beaufsichtigt und insgesamt so unfreundlich behandelt werden. Nächster
Stop an den Hot Springs. Hier benutze ich die günstige Gelegenheit und laß
mal wieder in einem Becken tausende, ok, hunderte kleine Fische an meinen
Füßen herumknabbern.
Nachmittags
finde ich ein ganz besonders schönes Resort in Chiang Mai. Es ist etwas
teurer als üblich, aber auch wirklich einmalig. Doping für die Augen.
Mein Zimmer ist von einem eigenwilligen Künstler unglaublich originell
eingerichtet worden. Im Badezimmer gibt es eine Designer-Toilette, die zum
ersten Mal in meinem Leben eine solche Bezeichnung auch ehrlich verdient;
sogar mit einer eingebauten Blumenvase. Eins der schönsten Hotelzimmer in
meinem Leben!
Abendessen
gibt’s erfreulicherweise ganz in der Nähe, also kurze Rückfahrt…
Samstag,
29. November 2014 Die
Hähne schreien die halbe Nacht um die Wette und prahlen vor den Hennen
mit ihren nicht vollbrachten Heldentaten. Dabei krähen die doch
eigentlich nur morgens bei Sonnenaufgang? (Und tagsüber.) Als sie es
endlich eingesehen haben, beginnen Tauben zu gurren - oder was weiß ich für
Tiere. Frau Sonne strahlt mich wie jeden Morgen fröhlich lächelnd an. Das
ordentliche Frühstück im ersten Stock besänftigt mich dann aber wieder. Später
besuche ich ein Tierheim, in dem im Moment über zweihundert Hunde betreut
werden. Care
for Dogs Foundation Chiang Mai Thailand | (Wer
Gutes tun will und sinnvoll etwas Geld spenden möchte, kann sich für
weitere Informationen auch gerne vertrauensvoll an mich wenden.)
Endlich
kommt der Höhepunkt dieser Reise, die Fahrt von Chiang Mai nach Pai.
Ursprünglich wollte ich ja eine geführte Tour auf einem Motorrad machen,
aber der zuhause von mir ausgewählte Verleiher ist gerade auf
Deutschland-Trip; ich werde sie demnächst noch nachholen. Er hat zwar nur
kleine Motorräder zur Verfügung, aber auf die Größe kommt es ja
meistens gar nicht an. Eher auf die Technik. Besonders bei den Kleinen… Mit
einem breiten Lächeln fahre ich in die Berge hinauf. Oder nennt man das
Grinsen? Ich könnte jedenfalls eine (bitte geschälte!) Banane quer
essen. Okay, eine thailändische, die sind klein, aber immerhin. Ich
bin ja beileibe kein Erbsenzähler, schon gar kein rechthaberischer
Erbsenzähler, aber es sind vom Gefühl her doch wesentlich mehr Kurven,
als die in den Reiseberichten so oft genannten 762 Kurven. Wer hat die überhaupt
gezählt? Die hundertzwanzig Kilometer sind auf jeden Fall ein Vergnügen
für jeden Motorradfahrer, vorausgesetzt er sitzt auf einem ebensolchen.
Mein
Rat: Man sollte auf die Fahrtrichtung achten. Am besten morgens hin und
nachmittags zurück, so hat man die Sonne stets im Rücken. Dann läuft
alles easy. Einmal
stirbt mir fast der Motor ab, so steil geht es manchmal aufwärts; er
jubiliert und klingelt ständig vor Freude. Oder ob der Anstrengung.
Passend dazu singen Ike und Tina „River
Deep – Mountain High“ im MP3-Player des Radios eins meiner
Lieblingslieder. Serpentinen-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Für
den, dessen Magen sich unterwegs übergeben möchte, sind ein paar
Haltepunkte eingerichtet, wo er sich erleichtern kann. Thai sind solche
Kurven einfach nicht gewohnt.
Pai
ist eine touristische Hochburg geworden, jede Menge Trubel, fast schon ein
kleines Pattaya, Phuket oder sonstwas schlimmes. Beinah jedes Haus ist ein
Hotel/Resort. Und weil es so viele sind, kann ich mich nicht entscheiden.
Vielleicht fällt mir die Wahl außerhalb etwas leichter? Nein! Ab der
Ortsgrenze kommt nichts mehr, aber auch gar nichts, nur weitere Berge,
Kurven, Natur und Wald. Dabei hätte ich mir doch schon fast einen schönen
Bungalow in einem angenehmen Resort direkt an der Memorial-Bridge gebucht.
Aber ich wollte ja etwas noch schöneres finden… Dumm
gelaufen. Denn es ist schon später Nachmittag. Khrap rot? Umkehren?
Nein, mache ich so gut wie nie. Also weiter durch, trong,
geradeaus, ich muß über weitere Berge. Auch in der jetzt bald
hereinbrechenden Dunkelheit. Und dabei vermeide ich es doch wie der Teufel
das Weihwasser, in Thailand nachts herumzufahren.
Nochmal
hundert Kilometer bis Mae Hong Son. Weitere unglaublich viele Kurven. (Von
mir geschätzte 678.) Endlich in der kleinen Stadt angekommen, ist es
schwierig, ein Resort zu finden. Erst das angesehene siebte ist gerade
noch akzeptabel, allerdings an der alleruntersten Grenze. Die verlangten
750 THB (19 EUR) sind viel zu viel. Das Warmwasser in der Dusche darf man
nur nit noi, ganz wenig, aufdrehen, sonst ist es zu kalt, bzw. erwärmt
sich im bedauernswert altersschwachen Durchlauferhitzer nicht genug.
Wie
jeden Abend draußen sitzen und relaxen? Brr, kalt, erst nur mit der (viel
zu dünnen) Regenjacke und dann doch lieber mit meiner immer mitgenommenen
Schlafdecke. Warum bin ich auch nicht in den Süden gefahren?! Falsche
Entscheidung.
Sonntag,
30. November 2014 Zum
Frühstück gibt es nur Kaffee und süße Cookies. Das Zimmer gefällt mir
nicht, jetzt im Hellen noch weniger als vorher. Nur schnell weg. So rasch
wie möglich. Am besten fluchtartig. Jetzt
geht es in südlicher Richtung. Weitere unzählige Kurven. Aber keine großen
Steigungen mehr. Trotzdem, auch hier sollte der gut organisierte Traveller
nach Möglichkeit wegen der Sonne auf die Fahrtrichtung achten!
In
Mae Sariang biege ich lio saai (links) wieder nach Osten ab. Die
Straße ist durchweg OK. Und noch ein wichtiger Rat: Tanken nicht
vergessen, auf der gesamten Strecke gibt es nur ganz wenige Tankstellen.
7-Eleven auch nur selten oder gar nicht. Nachmittags
mache ich Station in Amphoe Hot, einem kleinen Ort. Eine Gruppe Lehrer und
Lehrerinnen aus dem fernen Ubon Ratchathani hat hier ein Seminar besucht
und übernachtet gleichzeitig mit mir im Resort. Das bedeutet, daß ich
sofort viele neue Bekanntschaften schließe und ebenso viele Einladungen
bekomme.
Auch
hier ist es nachts wieder saukalt. Abendessen gegenüber der
Polizeistation in der Stadt. Da es hier etwas windgeschützt ist, ist es
nicht ganz so frisch. Frage: Warum habe ich zuhause keinen Pullover
eingepackt?! Antwort: Habe ich in Thailand noch nie gebraucht und deshalb
einfach weggelassen. Um Gewicht zu sparen. Schön blöd! Aber meine
Reisetasche wird bei jeder Reise leichter. Die
Lehrer hatten mich gebeten, aus dem Ort noch etwas Bier mitzubringen, sodaß
es zu guter Letzt noch ein feuchtfröhlicher Abend wird. Montag,
1. Dezember 2014 Zum
Frühstück wieder nur Kaffee, Marmelade und Toast. Die Lehrergruppe
verabschiedet mich herzlich mit vielen Umarmungen.
Ich
habe in den letzten Tagen eine große Schleife gefahren und nähere mich
nun im Prinzip wieder meinem Ausgangspunkt Chiang Mai. In meinem
Reisetagebuch sind ein paar weitere Tempel und das ganz besonders sehens-
und liebenswerte Ganesha-Museum für heute verzeichnet.
Danach
besuche ich noch das berühmte Wat Phrathat Lampang Luang in der Nähe von
Lampang.
Da
es bereits später Nachmittag geworden ist, suche ich mir hier in Lampang
ein geeignetes Resort und finde auch etwas Schönes. Außer den normalen
Zimmern gibt es hier auch ein paar Themenzimmer. Leider ist das von mir
favorisierte Thailändische Zimmer bereits vergeben und ich erhalte als
letztes freies dieser besonderen Zimmer das sogenannte Spiegelzimmer. Hier
sind alle Wände und die Decke verspiegelt. Das ist für die Augen zwar
etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann doch gar nicht so schlimm wie zunächst
befürchtet. Schade, jetzt fehlen eigentlich mal wieder ein paar süße
Gespielinnen. Insgesamt ist das Resort durchaus zu empfehlen, zumal mit
umgerechnet EUR 30 kein allzu hoher Preis gefordert wird.
Das
Abendessen im Resort ist riab rooi, okay. Und es ist hier unten im
Flachland auch nicht mehr so kalt.
Dienstag.
2. Dezember 2014 Frühstück
ist auch in Ordnung. Heute muß ich Kilometer fressen, sechshundert, zum
Glück nur „Autobahn“, vierspurige Landstraße mit grünem
Mittelstreifen und durchweg wenig Verkehr. Die Nationalstraße 1 geht
runter bis Bangkok. (Viel Verkehr mit Stau und Zähflüssigkeit auf
Schnellstraßen und Autobahnen habe ich eigentlich nur in und um Bangkok
herum erlebt.) Ich
habe ja, zum Glück, immer noch keine schlechten, unangenehmen Erfahrungen
mit der Polizei machen müssen, deshalb lasse ich oft und gerne die
Tachonadel auch mal die 150 umspielen, bei offiziell erlaubten neunzig.
(Bitte nicht falsch verstehen, ich will auf gar keinen Fall damit prahlen!
Aber in Thailand geht halt vieles, was sonst nicht geht.)
Infolgedessen
bin ich abends auch rechtzeitig zurück in Bangkok. Die Stadt empfängt
mich auch dieses Mal wieder mit zum Teil heftigem Regen. Aber Regen in
Thailand kann man gar nicht böse sein, er ist immer angenehm warm und nie
so unfreundlich wie bei uns.
Das
bereits zuhause gebuchte Hotel kenne ich noch nicht. Insgesamt ist es ganz
OK. Nur der „Balkon“ ist ein Witz, extrem schmal, höchstens 50
Zentimeter tief, und zwei Meter lang. Und: Hier muß man sogar die Tasse
Kaffee bezahlen, die man sich auf dem Zimmer macht. So etwas habe ich,
glaub ich, noch nie erlebt. Lachhaft! Nein, unverschämt!
Ich
genehmige mir vor dem Abendessen meine letzte Thai-Massage. Dann gibt es
Spaghetti (mit einem kleinen Hummer), einen Besuch im Nana und noch etwas
Billard mit Tequila. Endlich ist es auch nachts wieder so warm wie gewohnt
und erwünscht.
Mittwoch,
3. Dezember 2014 Ein
ruhiger Ausruhtag ohne besondere Erlebnisse oder gar Vorkommnisse. Sabai,
sabai. Relaxen. Heiß. Überall in der Stadt werden die Luxus-Malls
mit Weihnachtsbeleuchtungen geschmückt, nein, aufgerüstet. Abends
genehmige ich mir ausnahmsweise mal Austern, ich kann keinen Fisch mehr
sehen. Und ein letzter Besuch in „meiner“ Ladyboybar in Patpong muß
auch sein.
Patpong
ist voller grell neon-beleuchteter Bars, die sich mehr oder weniger
offensichtlich dem ältesten Gewerbe der Welt verpflichtet haben. Aber
auch
der
Nachtmarkt
mittendrin
ist
sehenswert. BTW,
allen, die mir vorschnell unkeusche Absichten bei meinen Thailand-Reisen
unterstellen, entgegne ich: Wenn eine Frau in der Gemüseabteilung nach
einer besonders dicken (oder schlanken) Salatgurke sucht, bedeutet das ja
auch nicht gleich, daß sie sie, ähm, nicht zum Essen kauft. Man sollte
also nicht voreilig irgendwelche falschen Schlüsse ziehen. Thailand ist
so schön, daß man auf riskante Sexaffären getrost verzichten kann. Und
soll! Besonders in meinem Alter. (Und wer es doch mal probieren möchte,
dann natürlich nur unter gewissenhafter Beobachtung der obligatorischen
und einschlägig bekannten Sicherheitsmaßnahmen.)
Donnerstag/Freitag,
4./5. Dezember 2014 Schade,
heute geht es wieder heim. Ich besuche nachmittags ein paar meiner thailändischen
Freunde, die jetzt eine winzige Fischfarm betreiben und mich herzlich
empfangen. Khun, sabai di mai? Wie geht es Dir? Pom sabai
di khab! Sehr gut, danke!
Zwei
Stunden später nehme ich Abschied und fahre Richtung Flughafen, um das
Auto zurückzugeben. Insgesamt 3.265 Kilometer gefahren. Auf dem Weg
dorthin werde ich verschwenderisch verabschiedet. Überall sind großartige
Beleuchtungen installiert, wie ich sie noch nirgendwo sonst gesehen habe.
König Bhumibol hat morgen mal wieder Geburtstag und das wird jedes Jahr
groß gefeiert. Im ganzen Land, auch im kleinsten Dorf, wurden wieder große
Plakatwände und vieles mehr aufgebaut. Das bedeutet aber auch, mal wieder
kein Bier in den Bangkoker Bars, überhaupt sollen viele Bars und
Restaurants morgen geschlossen haben. Viel
mehr Verkehr als sonst, an den Mautstellen und Autobahnkreuzen starker Rückstau,
morgen ist Feiertag. Diese
Reise nach Thailand ist genau das, was mir der Arzt gegen meine
schlechtwetter-depressiven Stimmungslaunen verschrieben hätte. Pai la
na, Ciao Thailand. Und bis bald! Aber jetzt freue ich mich erst einmal
wieder auf zu Hause. Mein Fazit: Auch diese Reise war wieder niubi!
(Neben einer ziemlich vulgären
schimpfwörtlichen Bedeutung, die, hier wiederzugeben, mir widerstrebt, drückt
dieses Wort vor allem Zustimmung, Lob, Freude und Hochachtung aus, etwa
„ey, mann, boah, super, geil" - oder einfach "Like!", wie
die Facebook-Generation heute eher sagt. Man äußert es zwar eher in
China, aber China ist ja gar nicht so weit entfernt.) Mission accomplished! Mission erfüllt! P.S.
Für den, den es interessiert: Der kleine Schaden am Rücklicht auf meiner
letzten Tour wurde mir zwischenzeitlich von der braven
Versicherungsgesellschaft erstattet. Also nichts zurückgeblieben - außer
der Blamage
– und dem Ärger über die eigene Blödheit… Und:
Inzwischen
bin
ich
ja
schon
ein
kleiner
Thailand-Experte
geworden.
Wer Fragen
hat, kann
sich
also
gerne
jederzeit vertrauensvoll an mich wenden. Text
und Fotos sind grundsätzlich nur zum privaten Gebrauch bestimmt. Jegliche
kommerzielle Nutzung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung einschließlich
der Speicherung auf elektronischen oder sonstigen Datenträgern ist ausdrücklich
nur mit schriftlicher Zustimmung des Autors gestattet. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Besonderer
Hinweis zum Persönlichkeitsrecht dritter Personen: Sollten sich auf meinen Fotos zufällig erkennbare andere Personen
befinden, die dies nicht wünschen, dann bitte ich hiermit schon jetzt im Voraus um Entschuldigung und um
Nachricht an mich unter virmond(at)t-online.de Die Personen werden selbstverständlich sofort unkenntlich gemacht, oder die betreffenden Fotos werden von mir umgehend gelöscht. |