Die besten Reiseberichte aller Zeiten! Mehr Reisebericht geht nicht!
Wilfried R. Virmond If you’re going to Thailand, Ich
- Einfach unverbesserlich. Diesmal
in Thailand. 30. November bis 16. Dezember 2013 1. Tag, Samstag/Sonntag, 30.11./01.12.2013 Hier jeweils vorab die vollmundigen
Versprechungen der Organisatoren: Besichtigen Sie die Highlights von Bangkok:
Königspalast, Tempel des Smaragd Buddhas, Wat Pho, Wat Arun, eine Vielzahl
an Museen. Bunte Klongfahrten durch die Kanäle Bangkoks. Am nächsten Tag Besuch des schwimmenden
Marktes. Nach einer zweistündigen Fahrt kommen Sie zum schwimmenden Markt
von Damnoen Saduak. Zahlreiche kleine Boote, voll beladen mit bunten Früchten
und Gemüse und von thailändischen Frauen mit Bambushüten gelenkt, geben
ein Bild ab, das Sie nie wieder vergessen werden. Die aufregendste
Erfahrung machen Sie, wenn Sie sich selbst in das
Gewimmel von Händlern, Käufern und Touristen stürzen und mit einem
Ruderboot durch das Labyrinth von Kanälen paddeln. Auf dem Weg können
Sie frische Produkte und ein paar Geschenke für Freunde und Familie
einkaufen. (Die „bunten Klongfahrten“ in Bangkok
sind ersatzlos ausgefallen.) Das Schönste am Reisen ist das Reisen. Deshalb habe ich nach einem
neuen interessanten Ziel gesucht. Dabei fiel mir ein, daß mir
wohlwollende Menschen (Freunde, Bekannte, Lieferanten, Kunden) schon seit
Mitte der achtziger Jahre immer wieder von der schönen Landschaft
Thailands vorgeschwärmt haben. Was, nach Thailand? Ich? In diesen Sündenpfuhl?!
Niemals! Doch mit diesen Vorurteilen ist jetzt Schluß. Ich fahre endlich
selbst mal hin, um mich von der Wahrheit (oder Unwahrheit) dieser
Behauptungen zu überzeugen. Und ein bißchen Sonnenwärme einfach so
zwischendurch kann ja eigentlich auch nicht schaden.
Mein Karma benötigt auch schon längst wieder positive Energie. Dazu sitze ich in einem Airbus A380 der Thai Airways. (Ja, endlich
mal wieder ein A380, ich liebe den großen Airbus und er ist das einzige
Flugzeug, in dem ich mich wie zuhause fühle!) Abflug samstags um 14:10 Uhr. Tatsächliche Flugzeit etwas mehr als elf Stunden. Zum Glück Non-Stop. Nach Osten. 14.436 Kilometer. Ein paar junge hübsche Lotusblumen, man könnte sie auch etwas profaner Stewardessen nennen, wuseln herum und knien vor ihren Passagieren, um ihnen all ihre Wünsche zu erfüllen. Nicht so alte, ich bitte um Entschuldigung, nicht so alte Hühner wie in der LH. (Ja, ich ahne es, jetzt habe ich es mir mit noch mehr Leserinnen und Lesern verscherzt. Es war ja zu erwarten. Rechtzeitig und
direkt vor meiner Reise begannen hier in Bangkok Unruhen. (Wie damals
schon in Syrien, Delhi, Istanbul und sonst wo. Irgendwie bringe ich den
Leuten auf meinen Reisen Pech…) Mitteilung
des Auswärtigen Amts vom 28.11.2013: In
verschiedenen Bereichen Bangkoks, insbesondere bei Regierungseinrichtungen finden
derzeit politische Demonstrationen statt. Die thailändischen Behörden
haben für das gesamte Stadtgebiet sowie für an Bangkok grenzende
Provinzen ein besonderes Sicherheitsregime nach dem "Internal
Security Act" verhängt. Angesichts dieser Lage wird dringend
geraten, diese Demonstrationen wie auch jegliche Menschenansammlungen im
Bangkoker Stadtgebiet zu meiden. Dies kann auch für die von Touristen
regelmäßig besuchten Sehenswürdigkeiten oder die Zufahrt zu diesen
Orten gelten. Es
wird empfohlen, sich über diese Reisehinweise und die
Medienberichterstattung über aktuelle Entwicklungen informiert zu halten
und den Anweisungen von Sicherheitsorganen sowie dem Rat von
Reiseveranstaltern Folge zu leisten. Nebenbei: Ich staune immer wieder darüber,
daß auf der Welt stets genau so viel passiert, damit eine Zeitung voll
wird, (ich habe noch niemals eine leere weiße Stelle in einer Zeitung
gesehen), und daß alles Tagesgeschehen immer genau in „Tageschau“ und
„heute“ hineinpaßt… Sawasdee! Herzlich Willkommen! Sonntagmorgens um halbsieben Uhr landen wir fast pünktlich auf
Bangkok Suvarnabhumi International Airport (BKK). Nur wer
„Suvarnabhumi“ fehlerfrei und vor allem auswendig aussprechen kann,
bekommt eine Kokosnuß von mir. (Ich muß da noch etwas üben.) Sehr erfreulich: Für Thailand benötigt man kein
(zahlungspflichtiges) Visum. Indien kostete kürzlich siebzig, achtzig
Euro „Eintritt“. Pro Person, versteht sich. Mein Gepäck ist rasch da und ich strebe danach sogleich in
Richtung Ausgang. Herr Allan (alle thailändischen Namen werden gerne für
uns Europäer abgewandelt, um es uns einfacher zu machen), Herr Allan hält
ein Schild mit meinem Namen hoch und empfängt mich Deutsch sprechend und
recht freundlich lächelnd, obwohl es ja noch recht früh am Morgen ist
und er deshalb sehr wahrscheinlich ziemlich früh hat für mich aufstehen
müssen. Er darf mich Willi nennen. Allan hat unsere Sprache hier in
Bangkok in der Deutschen Schule gelernt. Mal mehr oder weniger gut
ausreichend. Bangkok: Unerträglich laut und idyllisch
abgelegen. Beides gehört angeblich zu Bangkok. Sieben Millionen Menschen
leben hier, drumrum noch ein paar Millionen mehr. Eigentlich ist Bangkok
keine Stadt, sondern vielmehr eine Zusammenballung einiger Städte und
vieler Dörfer, also eine ganze Region. Wenn die Thais von ihrer Hauptstadt sprechen,
nennen sie sie übrigens meist nicht Bangkok, sondern Krung Thep –
„Stadt der Engel“. Wörtlich übersetzt soll Bangkok allerdings
„Dorf im Pflaumenhain“ bedeuten. Als erstes wechsle ich schonmal fünfzig Euro und erhalte dafür
ca. 2.000 thailändische Baht. Unser Fahrer heißt Jeff und ist ein junger
Mann. Wir steigen in einen silbernen Toyota Camry und schon geht es flugs
über die Autobahn in die Stadt. Zweimal müssen wir Maut bezahlen. Das Wetter ist warm und sonnig. Meine Uhr mußte ich derweil um
sechs Stunden vorstellen. Allan bereitet mich schon gleich als erstes darauf vor, daß wir möglicherweise
ein paar der geplanten Sachen wegen der Demonstrationen gegen die jetzige
Regierung und besonders gegen die (noch) amtierende Ministerpräsidentin
Yingluck Shinawatra werden ausfallen lassen müssen. Was dann zum Glück
aber doch nicht zutrifft. Es sei hier schon verraten, auf meiner Reise
wird alles ruhig bleiben. Aber erst einmal geht es zum Hotel, einem sogenannten
Boutique-Hotel, von denen man jetzt immer öfter liest. Es liegt am Ende
einer schnurgeraden kleinen Nebenstraße inmitten eines wundervollen großen
Gartens. Und günstigerweise direkt neben einem großen Krankenhaus, man
weiß ja nie… Es gibt viele exotische Pflanzen, hohe Bäume und einen kleinen
Pool. Durchaus empfehlenswert. Für heute muß ich mit einem im Übrigen
ausnehmend schönen ebenerdigen Zimmer direkt am Klong vorlieb nehmen.
Morgen soll ich dann ein noch schöneres Zimmer in einer der oberen Etagen
erhalten. Als
Klong (oder Khlong) bezeichnet man Kanäle, die besonders in der Mitte
Thailands als Transportweg benutzt werden. Besonders in Bangkok dienten
und dienen sie immer noch als „Straße“ für den Personen- und
Warenverkehr, als schwimmender Marktplatz und nicht zuletzt auch zur
Entsorgung aller Abwässer. Dieser hier ist der Klong Saen Saeb und er ist
der längste Kanal Thailands. Da mein Zimmer so früh natürlich noch nicht frei ist, es ist ja
auch erst halbneun, trinken wir im Restaurant eine Tasse Tee und
besprechen das Programm des heutigen Tages. Zusammen mit den schriftlichen
Unterlagen händigt mir Allan ein kleines Samsung-Handy (Hero GT-E1200T)
aus. Ein bißchen Guthaben ist auch schon drauf. Damit kann ich ständigen
Kontakt zur Reiseorganisatorin in Indien halten, und natürlich bei Bedarf
zu Allan. Und nach Hause soll ich auch günstig telefonieren können. (Was
sich im Laufe der Zeit als wahr herausstellen wird.) Danach fahren wir weiter. Erst mal zum Königspalast, Großer
Palast, bzw. Grand Palace. http://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Palast_(Bangkok) https://www.google.de/königspalast (Fotos) Meine Befürchtung, daß das hier langweilig werden könnte, bestätigt
sich erfreulicherweise nicht. Der Palast ist im Gegenteil ein
Augenschmaus, ein wahres Prunkstück. Eine riesige Anlage mit unzähligen
(über hundert) bunten und goldenen Tempeln, glänzenden goldenen
Buddha-Statuen, dem weitläufigen Palast – und vielen tausend Besuchern.
Inzwischen ist es sonnig und schon sehr heiß. Buddha-Statue
(Thailand) – Wikipedia https://www.google.de/Buddha-Statuen (Fotos) Man wird schier geblendet von dem vielen Blattgold außen an den
Fassaden, Chedis, Säulen, Stupas und Pagoden, und von unzähligen prächtigen
goldenen Buddha-Statuen.
Danach geht es zum Smaragd-Buddha (aus Jade!) im Wat Phra Kaeo
gleich nebenan, dem in Thailand wohl meistverehrten buddhistischen
Heiligtum. Der dunkelgrüne Buddha ist relativ klein, aber trotzdem außerordentlich
eindrucksvoll. Und natürlich sehr wertvoll. Man muß gar nicht besonders
sensibel sein, um sofort die von ihm ausgesandten Magischen Kräfte zu spüren.
Dieser Buddha ist so schön, so unglaublich schön! Er wird dreimal im
Jahr feierlich für die jeweilige Jahreszeit umgezogen. Wikipedia:
Smaragd-Buddha (Fotos) „Wat“ heißt im Übrigen „Tempel“. Viele Wörter werden
hier mal mit, mal ohne „H“ geschrieben. Die thailändische Schrift ist
für uns überhaupt recht schwierig, sieht aber immerhin schön aus.
Leerzeichen verwendet man, außer am Satzende, gerne etwas sparsamer, sodaß
ein ganzer Satz oft aussieht wie ein einziges nicht aufhören wollendes
Wort. Dasselbe gilt für Kommas oder andere Satzzeichen, es gibt sie
eigentlich nicht. Aber man verwendet zumindest unsere arabischen Zahlen.
(Es gibt auch thailändische Ziffern, aber die werden zum Glück nur ganz
selten verwendet.) Wikipedia:
Thailändische_Schrift Auf jeden Fall ist die thailändische Schrift als sehr angenehm
anzusehen. Gestern Abend verirrte ich mich noch in ein arabisches Viertel
und fühlte mich dort auf Anhieb sehr beklommen. Eigentlich immer unter
Moslems. In meinem Innern bin ich ja schon immer
Buddhist, Hindu, Christ und ich weiß nicht was alles, Hauptsache
friedlich und sanft. Deshalb steckt in mir auch kein Jude mit drin. Oder
gar ein schrecklicher Moslem. Ich hasse und verabscheue schließlich jede
Religion, die ihren Anhängern die völlig unnötige Verstümmelung ihrer
Kinder vorschreibt. (Sie werden ja damit für ihr ganzes Leben geschädigt
und beweisen es uns gerne mit Feuereifer jeden Tag in den Nachrichten.) -
Oder das sinnlose Quälen der Tiere. Aber das ist ein anderes Kapitel. Dann geht es weiter zum Tempel Wat Pho mit der weltberühmten
Massageschule und einer eindrucksvollen und „etwas“ größeren Buddha
Figur. Der hier wohnende Buddha ist schlappe 46 Meter lang und 16 Meter
hoch! (Aber es soll in Thailand noch größere Buddhas geben.) Hinter
seinem Rücken sind fast hundert Kupferschalen aufgestellt, in die man der
Reihe nach kleine Münzen hineinklimpern läßt. Ich natürlich auch. Wikipedia:
Liegender Buddha (Fotos) Danach überqueren wir mit einem kleinen wackligen Fährboot den
hier ungefähr vierhundert Meter breiten Chao Phraya. Der Fluß ist die
Hauptlebensader der Stadt. Zum Abschluß der heutigen Besichtigungstour möchte mir Allan noch
den Wat Arun zeigen. Wat Arun heißt „Tempel der Morgenröte“. Er ist
Bangkoks ältester Tempel (246 Jahre), und hat unglaublich steile,
unglaublich angsteinflößende und unglaublich hohe Treppenstufen, die
runterzu eigentlich noch etwas unangenehmer sind.
bangkok
wat arun - Google-Suche
(Fotos) Nebenbei: Natürlich müssen vor jedem Tempel die Schuhe ausgezogen
werden! Mit dem Boot geht es wieder über den Fluß zurück zum Auto. Die Mega-Metropole fasziniert mich immer mehr mit ihrer gewagten
Mischung aus alten Tempeln, schmalen Gassen, dem üblichen Großstadtverkehr
und den ultramodernen Wolkenkratzern. Gegensätzlicher kann urbane
Vielfalt gar nicht sein. Allan verabschiedet sich auf dem Heimweg und fährt mit der U-Bahn
nach Hause zurück zu Frau und Kind. Jeff bringt mich zum Hotel. Ich habe
jetzt auch genug von riesigen Tempeln, goldenen Buddhas - und drängelnden
Menschen. Im Hotel ruhe mich etwas aus. Es ist drei Uhr nachmittags. Mein
Koffer ist bereits im Zimmer; es ist im thailändischen Stil eingerichtet
und wirklich wie versprochen ganz angenehm. Sehr schönes Bad mit Wanne
und separater Dusche. Vor meiner Terrasse direkt am Klong stehen Palmen
und riesighoher Bambus. Die vorher gelesenen Bewertungen bewahrheiten
sich, die Boote, die hier vorbeikommen, sind laut und schnell und anschließend
riecht es etwas ungewohnt. Aber es ist zu ertragen, nicht wirklich sehr
unangenehm.
Nach einem kurzen Nickerchen gönne ich mir eine Massage im Hotel
und laufe dann schließlich zum Abendessen vor zur berühmten Sukhumvit
Road. Sie beginnt hier und geht noch vierhundert Kilometer weiter nach
Osten bis nach Kambodscha. Sie ist eine der wichtigsten Geschäftsstraßen
der Stadt. Und geht vielleicht noch viel weiter, bis nach Rio, Bali und
Hawaii… Die himmlische „Stadt der Engel“ zeigt
mir hier ihr wahres Gesicht. Ein in Wahrheit (hinter einer bezaubernden
Maske) satanisches Antlitz. Genauer gesagt, hübsche weibliche Teufel
(oder sagt man „Teufelinnen“?) lächeln mich überall mit
engelsgleichen Gesichtern an und wollen mich mit heißen Versprechungen,
die mich beträchtlich verwirren, oder mit Gesten, die mich zutiefst erröten
lassen, zu Tätigkeiten verführen, die ich gar nicht aussprechen könnte,
und von denen ich bisher gar nicht gewußt habe, daß es sie überhaupt
gibt. Erst recht nicht, daß zwei oder sogar mehr Menschen solche Dinge
gemeinsam miteinander tun können. Paßt eigentlich nicht hierhin, warum fällt mir jetzt immer
wieder der Spruch ein: Nit alles wat en Loch hät is kapott! (Nicht alles, was ein Loch hat, ist
kaputt!)… Wikipedia: „Erregende Synapsen bilden in der
postsynaptischen Zelle ein EPSP (exzitatorisches postsynaptisches
Potential), das eine Depolisation auslösen kann.“ Jetzt kann ich diesen Satz plötzlich viel besser verstehen… Egal, ich hoffe inständig, daß ich all
diese Gefahren unbeschadet überstehe. Wie Odysseus bei den Sirenen kann
auch ich nur mit größter Anstrengung den überall lockenden Verlockungen
widerstehen. Viele (50-90%) der Mädchen, Frauen, Jungs sollen krank sein
und unschöne oder sogar schlimme Infektionen verbreiten. Deshalb ist es
besser, ihren Annäherungsversuchen gleich von vorneherein aus dem Weg zu
gehen. Schade, daß niemand da ist, um mir unter all den „Süßigkeiten“
meine Augen zu verbinden. Auf jeden Fall werde ich meinen Kollegen zu
Hause im wöchentlichen Männerstrickkurs von einigen interessanten
Beobachtungen erzählen können… Zum Abendessen gibt es Hühnchen mit Chili, Gemüse und Reis und
zwei durchaus trinkbare Singha-Bier. Im Hotel genehmige ich mir als Absacker noch eine wohlschmeckende,
würzige Bloody Mary. Der Besitzer läuft tatsächlich „als Gast
verkleidet“ hier rum und quatscht mit jedem. Auch das hatte ich vorher
schon gelesen. (Aber mir nicht vorstellen können.) Danach bin ich müde und gehe schlafen. Im TV gibt es überall
Berichte über die Demonstrationen in der Stadt. Da der hochverehrte und
sehr beliebte König Bhumibol in wenigen Tagen seinen 86. Geburtstag
feiert, läßt er auf sämtlichen Programmen darum bitten, daß sich alle
Demonstranten jetzt in diesen Tagen etwas zurückhalten mögen. Überall
wurde und wird alles für den Geburtstag festlich geschmückt. Der König
ist bereits lange schwer krank und hat bereits Chemotherapie und alles Mögliche
bekommen. Ob er seinen nächsten Geburtstag noch wird feiern können? Königin
Sirikit ist übrigens auch schwer krank und hat sich schon seit Monaten
nicht mehr sehen lassen. 2. Tag, Montag, 02.12.2013 Ihr zweiter Tag in Bangkok. Die lauten Boote sind während der Nacht nicht gefahren; es ging
erst ab sechs Uhr wieder los. Allan holt mich wie ausgemacht um neun Uhr
ab. Wir fahren zum Chinesischen Markt nach Chinatown und quetschen uns
hier durch eine unglaublich enge Gasse. Waren stehen einem mitten im Weg,
dazu die vielen einkaufenden Leute und ständig Motorräder und Roller,
die sich hier durchdrängeln müssen. Einfach nicht vorstellbar, wenn man
dieses „geordnete“ Durcheinander nicht selbst erlebt hat.
Mittendrin besichtigen wir als willkommene Abwechslung mal einen
chinesischen Tempel. Endlich mal mehr wohltuendes Rot als blendendes Gold.
Meine Augen danken es mir sogleich.
Unterwegs lade ich meine Handykarte mit zusätzlichem Guthaben auf.
(600 Baht, ungefähr fünfzehn Euro, die bis zum Ende meiner Reise reichen
werden. Und ich werde bis dahin viele Male mit zuhause telefoniert haben.) Dann wechsle ich fünfhundert Euro für meine Reisekasse und
erhalte dafür etwas über 20.000 Baht. (Die letzte Null weglassen und
durch vier teilen. So rechnet man thailändische Baht in ungefähre Euro
um.) Bei einem (gefühlten) Drittel der Läden auf den normalen Straßen
handelt es sich hier um Goldgeschäfte, wo man einfachen Schmuck zum
reinen Goldwert als Geldanlage kaufen kann. Dann zur Abwechslung mal wieder ein buddhistischer Tempel. Wat
Traimit mit dem berühmten Goldenen Buddha. Dieser hier ist allerdings aus
purem massivem Gold, fünfeinhalb Tonnen schwer. (Zurzeit ungefähr
schlappe 160 Mio. Euro Materialwert.)
Normalerweise nehme ich auf meinen Reisen kein Mittagessen ein.
Heute gibt es eine Ausnahme, weil ich einfach Lust darauf habe:
Mittagessen am Ufer des Chao Phraya im Schatten eines angenehmen (und
sauberen) Restaurants. Dabei kann ich den geschäftigen Booten und Fähren
auf dem Fluß zusehen. Unzählige Expreß- und Longtail-Boote kommen hier
lautstark vorbei. „Longtail“ deswegen, weil sie hinten ein langes Rohr
haben. Innen, am vorderen Ende, sitzt ein alter stinkender lauter
auspuffloser Automotor und außen am anderen Ende dreht sich die davon
angetriebene Schiffsschraube. Damit wird das Boot gleichzeitig angetrieben
und gesteuert. Die Sonne ist trotz des thailändischen Winters sehr stark. Ich
habe immer noch keinen Hut kaufen können. Warum habe ich auch keinen von
zuhause mitgenommen? Gestärkt fahren wir nach einem kurzen Besuch des Blumenmarkts zum
Tempel Wat Saket, der auf einem künstlich angelegten Hügel liegt. Von
hier hat man einen wunderbaren 360-Grad-Ausblick weit über die Stadt,
auch zum Demokratiedenkmal ganz in der Nähe. Dort sind die meisten
Demonstrationen. Und man hört sie auch. Dieser Tempel wird von den
allermeisten Touristen gemieden, deshalb ist es hier ausgesprochen ruhig;
es gibt außer uns beiden noch nicht einmal eine Handvoll weiterer
Besucher.
bangkok
tempel mount - Google-Suche Nach den Tempelbesuchen stehen immer eine neue frische
Wasserflasche und ein feuchtes Tuch im Auto für mich bereit. Nur schade,
daß die Scheibe und das Auto unterwegs nie sauber gemacht werden. Jeff hätte
dafür viel Zeit zur Verfügung. Der Verkehr ist hier in Bangkok eigentlich weniger schlimm als befürchtet,
hier könnte ich auch fahren. Es wird übrigens nie gehupt, noch nicht
einmal gemeckert oder gar geschimpft. Überall, fast an jeder Ecke, werden große Plakate aufgestellt mit
dem Foto des Königs. Dazu Fahnen und Blumen. Wahrscheinlich sein letzter
Geburtstag. Allan verabschiedet sich unterwegs und fährt wieder mit der
U-Bahn heim. Wir fahren diesmal durch eine schmale Straße. Hier sollen nachts
die berüchtigten Ladyboys rummachen. Jetzt, bei Tageslicht, sind nur ein
paar herumstehende schlanke „Frauen“ zu sehen, aber die meisten
verstecken sich wohl noch in ihren Unterschlüpfen und kommen nur nachts
heraus. Um kurz nach vier setzt mich Jeff am Hotel ab. Ich habe wie
versprochen ein neues Zimmer im zweiten Stock bekommen; Gepäck ist auch
schon da. Es ist jetzt noch besser, viel besser, noch größer, noch schöner,
allerdings ohne Balkon. Aber den brauche ich auch nicht. Abends gibt es
viel zu viele Moskitos. Ich bin ja sowieso immer unterwegs, deshalb ist
das für mich völlig belanglos. Der Blick durch die Fenster zeigt Hochhäuser
und Wolkenkratzer mit bis zu hundert Etagen, fast schon wie in den USA
oder Hongkong. Ich ruhe mich wieder etwas aus und laufe dann abermals zum Essen in
die Geschäftsstraße vor. Unterwegs lasse ich mir nach der vielen
Lauferei eine ganz angenehme Fußmassage angedeihen. (Die erste in meinem
Leben.) BTW: Thailändische Toiletten sind übrigens ein Extra-Kapitel.
Bisher waren sie immer ganz OK, obwohl kostenlos. Meistens sind es
Stehtoiletten, d.h. man steht/hockt etwas höher als in Arabien. (Ich
suche mir aber stets ein Urinal. Falls überhaupt.) thailändische
toilette - Google-Suche
(Fotos. Auf eigene Gefahr…) Ich esse der Einfachheit halber im selben Lokal wie gestern,
diesmal aber Curryhuhn mit Reis. Und nur ein Singha. (Das Singha-Bier ist
durchaus trinkbar und deshalb bleibe ich ihm auf meiner gesamten
Thailand-Reise treu.) Die Weihnachtsbäume in und vor den Geschäften, Shopping-Centern
und Hotels sind oft noch schöner und prächtiger als bei uns. Ein deutscher Einwanderer, Hans-Peter mit seiner hiesigen Frau
Titi, erzählt mir beim Espresso (Lavazza!) einen ganzen Roman mit seinen
thailändischen (oft schlechten) Erfahrungen. Ich verdrücke mich, sobald
ich kann. (Ob es hier auch eingewanderte deutsche Frauen gibt?) Um elf bin ich im Bett, die Nacht ist kurz, morgen geht es
besonders früh raus. 3. Tag, Dienstag, 03.12.2013 Dritter Tag in Bangkok. Ich stehe um sechs Uhr auf, Abfahrt 07:30 Uhr. Das Wetter ist
wieder dunstig-sonnig und ändert sich auch während meiner gesamten Reise
nicht. Deshalb erwähne ich es hier ab jetzt nicht mehr. Wäre wirklich zu
langweilig. Wir nehmen die Autobahn A35 nach Südwesten. Langsam werden die gläsernen
Hochhäuser weniger. Unser heutiges Ziel ist ca. 60 km entfernt. Benzin
kostet übrigens unter einem Euro, die teuerste Qualität ca. 1,25 EUR,
Diesel ca. 75 Eurocent. LKWs fahren gerne mit Gas. Autos natürlich auch. Am Straßenrand stehen unzählige Salzverkäufer, das hier wie in
Indien durch Meerwasserverdunstung auf den Feldern „produziert und
geerntet“ wird. Bei einem von ihnen halten wir kurz an.
Nächster Stopp am „Schienenmarkt“ in Samut Songkhram.
Eigentlich ist es ein ganz normaler Markt, vor allem für Lebensmittel.
Aber dann gäbe es ja keinen Grund, ihn zu besichtigen. Das Besondere ist,
daß hier auch eine einspurige Eisenbahnlinie verläuft. Und weil man auf
dem Gleis keine Standmiete bezahlen muß, haben sich auf diesem die etwas
ärmeren Verkäufer angesiedelt und ausgebreitet.
Beim Anblick vieler „unvegetarischer“ Produkte, sprich
frittierten Fröschen, schleimigen Fischen und anderem Meeresgetier und
allerlei Innereien von Huhn, Schwein und anderen mehr oder weniger toten
Tieren, braucht ein zartbesaiteter Besucher wie ich doch recht starke
Nerven. Kann man das wirklich alles essen? Mit Genuß??
Gleich soll ein Zug kommen. Viermal am Tag. Was, hier fährt ein
Zug durch? Auf den maroden Schienen? Niemals! Doch das Leben hält oft unmöglich
erscheinende Gegebenheiten für einen parat. Ein kurzer Pfiff ist zu hören.
Flugs wird blitzschnell alles zur Seite geräumt, klapprige Tische werden
auf wenige winzige Freistellen gestellt, schattenspendende Planen werden
hochgeklappt, alles im wirklich allerletzten Moment - und haarscharf fährt
der Zug daran vorbei. Da paßt oft keine Hand mehr dazwischen.
Unglaublich. Und wirklich sehr pragmatisch. Nirgendwo ist Unruhe oder gar
Aufregung zu erkennen. Alles läuft absolut still und gekonnt ab.
Sobald der letzte Waggon durch ist, wird alles sekundenschnell
wieder zurückgebaut und es sieht aus, als wäre hier nie ein Zug
durchgefahren. Achtmal am Tag. thailand
schienenmarkt - Google-Suche
(Fotos) Der River Kwai (Khwae Yai) fließt hier vorbei und mündet in der Nähe
ins Meer, es gibt keine Brücke, deshalb ist hier an der Maeklong Station
Endstation der aus Bangkok kommenden Schmalspurbahn.
Mir fällt immer wieder auf, daß hier in Thailand vieles ähnlich
wie in Indien ist, und doch ganz anders, denn wirklich alles ist sauberer,
frischer, grüner, dazu keine Millionen freilaufender, ausgemergelter,
plastikfressender Tiere. Und vor allem sind die Leute nicht so
erschreckend arm. Kein Müll, kein Abfall, kein Staub, kein Schrott. Hunde
und Katzen gibt es, aber auch sie sind offenbar nicht am Verhungern, und
sie sind hier auch nicht so zahlreich. In Indien wird lebensverachtend,
nein, todesverachtend überholt. Hier dagegen fährt man relativ gesittet.
In beiden Ländern herrscht übrigens Linksverkehr. Thailand ist offensichtlich wirklich ein schönes Land mit vielen
freundlichen und heiteren Menschen. Dazu überall der verschwenderische
Umgang mit Farben und Blattgold, grüne gesund erscheinende Palmenwälder,
relativ gute Straßen, keine Fahrbahnschwellen, keine Polizei, schon gar
nicht mit Laser. Das Land gefällt mir immer mehr. Jetzt geht es nach Damnoen Saduak, zum „Schwimmenden Markt“,
hier ganz in der Nähe. Meist chinesische Händler bieten hier auf Booten
ihre Waren feil, Gemüse, Obst, frisch zubereitetes dampfendes Essen.
Einheimische kaufen so in den Kanälen ihr Essen zusammen. Touristen
werden in Booten zum Vergnügen herumgefahren. Rechts und links am Ufer
befinden sich die „Läden“ mit allen möglichen Artikeln für sie.
Dazwischen tummeln sich zusätzlich noch schwimmende Händler mit den
verschiedensten Waren. Mit Haken werden die Touristen gerne in ihren
Booten herangezogen. Ach so, jetzt weiß ich, wo der Begriff „nach
Kunden angeln“ herstammt. Hier kann ich endlich einen Hut aus
„Schlangenleder“ erwerben und der Sonne besser trotzen. Die Abgase der
vielen Dieselmotoren bringen mich fast um.
Die meisten Touristen in Thailand sollen übrigens aus China
stammen. Dann aus Malaysia, Japan, Europa. Ich bin ganz froh, als es vorüber ist. Da man im Boot auf dem
Boden sitzt, war es nicht allzu bequem. Das nächste Erlebnis in ein paar
Kilometern Entfernung ist dagegen wieder (fast) eine Erholung: Der Ritt
auf einem Elefanten. Allerdings ist das auch nicht so ganz ohne. So ein
Elefant schaukelt einen ganz schön durch. Das merke ich ganz besonders,
als ich während des Ritts nach vorne klettern und auf dem Hals Platz
nehmen „muß“. Aber ich bewähre mich ganz gut als Mahut (Elefantenführer).
Im Frühjahr habe ich ja bereits auf meiner Indienreise in Jaipur einen
Ritt auf einem Elefanten absolviert. Deshalb ist das hier eine schon etwas
leichtere Übung für mich. Zum Abschluß geht es dabei noch ganz gemächlich
durch einen als „Fluß“ getarnten Teich. Eine sehr interessante
Erfahrung, die Spaß macht.
Mir ist es schon mehrmals aufgefallen. Stromkabel sind hier auch im
Freien oft nur zweiadrig. Allan bestätigt es mir dann später. Es gibt ständig
sehr viele tödliche Stromunfälle im Land. Nach wie vor gehen die Leute
sehr sorglos mit Elektroleitungen und alten Geräten um. Niemand ändert
etwas daran. Kaum vorstellbar! Zurück in die Stadt hinein gibt es deutlich weniger Stau als noch
heute Morgen. Ist ja logisch. Leider muß Jeff denselben Weg nehmen,
andere Straßen wären zu beschwerlich. Oder zu gefährlich. Wegen der
Demonstranten. Dabei fahren wir jetzt genau dort zu ihnen hin. Die nach
und nach aus dem Dunst auftauchende Skyline Bangkoks ist überwältigend.
In zehn Jahren dürfte sie wie die jetzige Manhattans oder Chicagos
aussehen. Wegen der Demonstranten gibt es ein neues Problem: Ausgerechnet
heute habe ich ein rotes Hemd angezogen. Rot ist die Farbe der
regierungstreuen Leute. Das nennt man „dumm gelaufen“. Allan rät mir,
unterwegs ein anderes Hemd zu kaufen. Da ich an der Tankstelle aber keins
finde, das mir gefällt, ziehe ich es einfach aus und laufe im weißen
T-Shirt herum. Jeff setzt uns beide an der berühmten Khao San Road ab. Hier muß
jeder Bangkok-Besucher einmal gewesen sein. Sie ist dann allerdings kürzer
als gedacht und, ganz unter uns gesagt, eher uninteressant. Ich hatte mir
mehr darunter vorgestellt.
khao san road - Google-Suche
(Fotos) Dann laufen wir noch ein paar Schritte weiter zum Platz mit dem
Demokratiedenkmal. Hier haben sich zigtausend friedliche Leute hingesetzt,
um gegen die bestehende Regierung zu demonstrieren. Mehrmals wollen sich
die Leute mit mir fotografieren lassen. Überall TV-Teams und Übertragungswagen.
Es gibt kostenloses Essen und Trinken. Für Alle. Dazu Redner, die auf große
Monitorwände übertragen werden. Die Menschen jubeln ihnen ständig
lautstark zu. Alles erscheint mir überaus friedlich und außerordentlich
geordnet. Das sah letztes Jahr am Tahrir-Platz deutlich gefährlicher aus.
Allan setzen wir wieder unterwegs auf dem Rückweg ab. Wir kommen
trotz Nachmittagsverkehr und einer U-Bahn-Baustelle erneut ganz gut durch
und Jeff liefert mich um fünf am Hotel ab. In Bangkok gibt es reichlich große, sehr große, nein, riesige
Krankenhäuser. Wir kamen an einigen vorbei. Später lasse ich mir während einer Thai-Massage in meiner Straße
von Pawn wieder alles und besonders die Füße durchkneten. Danach
Abendessen: Frühlingsrollen und Chicken Curry mit langen grünen Bohnen
und Kartoffeln, dazu zwei große Bier und wieder ein Espresso. Man muß
auch mal Glück haben: Hans-Peter ist heute Abend nicht da. Im Hotel bestelle ich mir noch eine Bloody Mary, die heute aber in
Wirklichkeit etwas anderes ist, kein Tomatensaft und kein Gin oder gar
Wodka. Für eine Beschwerde fehlt mir die Kraft; die Leute verstehen
einfach nicht genug Englisch. (Zehn gebräuchlichste Sätze. Fünfzig Wörter.
Das genügt. Mehr will man gar nicht lernen.) Wir hatten ja schon mehrere Siam-Katzen in unserer Familie. Jetzt bedauere
ich es, nie von ihnen etwas Thailändisch gelernt zu haben. Vielleicht würde
ich meinen Drink dann doch noch umtauschen können. Ich trinke mein Glas einfach in Ruhe aus. Ich möchte chillen und
laß mir meine gute Laune von so etwas nicht vermiesen. Meine Zigarre
spendet mir genug Trost. Wenn nur die frechen Moskitos nicht wären. Ich
bin wie immer brav und um zehn im Bett. 4. Tag, Mittwoch, 04.12.2013 Fahrt von Bangkok nach Ayutthaya (85 km, 2
Std) Ausflug zu den Ruinen von Ayutthaya: Sie
fahren von Bangkok aus eineinhalb Stunden über ländliches Randgebiet bis
Sie zum Ayutthaya Geschichtspark kommen. Besuchen Sie zuerst den Bang-Pa
Sommerpalast, eine prächtige architektonische Mischung aus Ost und West
mit einem wunderschönen Garten. Ayutthaya war einst die Hauptstadt des
thailändischen Königreiches für 417 Jahre. Heute sind die Ruinen
UNESCO-Weltkulturerbe. Schlendern Sie durch die Ruinen von Wat
Prasrisanphet, auch ehemaliger königlicher Tempel und Wat Mahathat, wo
die Wurzeln eines Baumes den Kopf Buddhas umschließen. Aufstehen um 7:30 Uhr, Abfahrt 9:30 Uhr. Meine Dusche ist so groß
und angenehm. Ich möchte sie und mein Zimmer und mein Hotel am liebsten
gar nicht verlassen. Endlich bin ich mal ausgeschlafen. Auch heute läuft der englische
Besitzer wie immer herum und sitzt dann später an seinem Platz hinten in
der Ecke, um seine Morgenzeitung zu lesen. Ein Idyll in der Großstadt,
eine Oase in der Wüste, eine Perle im Ozean. Ich genieße ein letztes Mal
den prächtigen Garten, die haushohen Palmen, das emsig sprudelnde und
gluckernde Wasser, vergnügt singende Vögel, wohltuende Ruhe, angenehme Kühle,
vorbeidonnernde Boote. Nichts ist halt vollkommen. Ein letztes Mal gibt es zum Frühstück die beiden
aufgeschnittenen, heißgeliebten, wohlschmeckenden Passionsfrüchte. Allan und Jeff sind wie immer pünktlich da, um mich am Hotel
abzuholen. Wir fahren zur Sukhumvit Road runter und dann bald auf die nahe
Autobahn. Auch heute ist die City-Skyline wieder sehr beeindruckend. Überall
wachsen neue, noch höhere Hochhäuser dem Himmel entgegen. Die
Reklametafeln machen es ihnen nach. Die Engel in der Stadt der Engel
verabschieden mich freundlich. „Stadt der Sünden“ paßte eigentlich
auch. Doch jetzt geht es endlich weiter, neue Abenteuer warten auf mich. Heute geht es auf der A2 nach Norden. Allan erzählt unterdessen,
daß es in Thailand achtzehn verschiedene Sorten Reis gibt, der drei bis
sechs Monate wächst, bis er geerntet werden kann. Hier war bei der letzten Flutkatastrophe vor zwei Jahren alles
meterhoch überschwemmt, obwohl vom Meer oder von Flüssen weit und breit
nichts zu sehen ist. Unterdessen wird die Autobahn leerer. Für Regierungsleute werden
die Straßen und Autobahnen gerne abgesperrt. Große Lastwagen dürfen nur
nachts nach Bangkok rein. LKW ab achtzehn Rädern dürfen nicht auf die
Autobahn. (Paradiesische Verhältnisse!) Aber auch keine Zweiräder. Hmm,
also doch kein Paradies… Da er es ständig macht, bitte ich Allan darum, nur noch in
dringenden Fällen im Auto zu telefonieren. Ich mag es einfach nicht. (Ja,
OK, ich bin altmodisch.) Die Regelung, daß ich persönlich gerne aufs
Mittagessen verzichte, wird ebenso sofort von Allan und Jeff akzeptiert;
sie werden es genauso handhaben und auch nichts essen. (Das ist so natürlich
am einfachsten.) Wie viel Schönheit verträgt ein Mensch?
Die Landschaft ist einfach grandios. Wunderschön. Mit einem Wort:
Unbeschreiblich schön. Hier paßt das Adjektiv. Thailand ist überhaupt
ein schönes Land zum dort Leben. Vorausgesetzt, man ist eine Banane. Oder
eine Lotusblume. Wir besuchen den weitläufigen Sommer-Palast Bang Pa In. Drüben,
auf der anderen Seite des Chao Phraya steht sogar eine „Kirche“. Im
englischen neugotischen Stil. Wir fahren mit einer altersschwachen
Seilbahn rüber. Der Hochaltar beherbergt allerdings nur eine kleine
Buddha-Statue.
Wikipedia:
Sommerpalast Bang Pa In
(Fotos) Anschließend geht es weiter nach Ayutthaya. Vor dem jetzigen
Bangkok befand sich hier die Hauptstadt Siams mit dem Sitz des Königs. Über
siebzehnhundert Tempel sollen hier stehen bzw. gestanden haben. Fast alle
sind von den Burmesen zerstört worden. Hier sehen die TukTuks ganz anders aus; sie sind vorne geschlossen,
haben eine Tür und sogar ein Lenkrad. Zuerst fahren wir zum Tempel Wat Yai Chai Mongkon Bophit mit vielen
Pagoden und einem berühmten weißen Liegenden Buddha.
Wat Yai Chai Mongkon – Wikipedia Wat
Yai Chai Mongkhon - Google-Suche
(Fotos) Daran schließt sich eine längere Bootsfahrt an. Eine junge Frau
steuert unser Boot. Gewaltige Lastkähne werden hier von kleinen
Schleppern gezogen.
Die Kinder kommen gerade (um 15:30 Uhr) aus der Schule, deshalb
herrscht im Ort viel Abhol-Verkehr. Wie bei uns. Der nächste Tempel Wat Mahathat im Geschichtspark Ayutthaya hat
eine ganz besondere Attraktion: Einen von den Burmesen abgeschlagenen Kopf
eines steinernen Buddhas, der im Laufe der Jahrhunderte von Baumwurzeln
spektakulär umschlossen worden ist.
wat mahathat - Google-Suche
(Fotos) Dann in der Nähe ein weiterer Tempel: Wat Na Phra Men mit einem
sitzenden Buddha. „Leider“ wird er gerade geschlossen, ich habe ja
auch noch nicht genug Buddhas in Tempeln gesehen. Immer mehr festigt sich
in mir die Meinung „Hast Du einen buddhistischen Tempel gesehen, hast Du
alle gesehen“. Aber es geht weiter. Gleich nebenan sehe ich mir noch den Wat Phra
Sri Sanphet an. Wat Phra Sri Sanphet – Wikipedia Google: Wat Phra Sri Sanphet
(Fotos) Hier kann ich beobachten, wie ein städtischer Mitarbeiter auf
seinem Moped ankommt und die freilaufenden Hunde mit Reis aus
mitgebrachten Eimern füttert. Es ist spät geworden, mir reicht’s auch längst. Deshalb fahren
wir zum Hotel. Es liegt etwas außerhalb der Stadt, ganz allein. Ganz
allein! Deshalb muß man hier essen. Eigentlich der Reinfall der Reise. Es
gibt mehrere Häuschen, die rund um einen winzigen See verteilt sind. (Das
bedeutet millionen hungriger, stechwütiger Moskitos.) Ich erhalte einen „Bungalow“ mit relativ großem Zimmer und
riesigem Bad. Eigentlich ist dieses Bad auch ein Zimmer, so groß und
superangenehm ist es. Hier paßten neben mir noch weitere mindestens zehn
Gespielinnen rein und es wäre noch Platz genug für alles Mögliche. Leider ißt man hier im Freien. Die Speisekarte ist umständlich
und unverständlich. Der Service ist eine einzige Katastrophe. Schade,
dabei könnte es hier ganz schön sein. Die drei Leute Personal sind noch
neu und „etwas" unbeholfen. Na, OK, die (gottseidank) nur eine
Nacht geht auch rum. Nochmal möchte ich aber nicht hierher. Mangels Auswahl bestelle ich mir schon wieder Hähnchen-Curry mit
Reis und zwei Singha-Bier. In der Nähe gibt es ein Großfeuerwerk, aber es gab ja auch schon
genug gewaltige Vorbereitungen für des Königs Geburtstag Morgen. Einfach
unglaublich dieser Aufwand in jedem Dorf und natürlich überall in den Städten.
Alles bleibt übrigens noch für vier Wochen aufgebaut. Heute gibt’s keine Zigarre. Zu ungemütlich. Und zu viele beißfreudige
Moskitos. Ich vermisse Bangkok. Mein Hotel. Die Restaurants. Den Trubel
der Großstadt. Hier im und vor dem Hotel ist es doch etwas abgeschieden,
nein, einsam, leer, tot. Kein Haus, kein Geschäft, absolut nichts. Nur
landwirtschaftliche Felder. Und ganz selten mal ein Fahrzeug. Die halbe Nacht quaken Frösche. Ja, Frösche! Und ein
Springbrunnen plätschert noch lange. 5. Tag, Donnerstag, 05.12.2013 Fahrt von Ayutthaya nach Sukhothai. ca. 380
km. Aktivitäten auf dem Weg: Uthai und
Kamphang Phet. Höhepunkte Sukhothais: Besuchen Sie den 70
Quadratkilometer großen und zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden
Sukhothai Historical Park. Er ist ein Meisterwerk siamesischer Architektur
und Ursprung des ersten Thai-Staates und umfasst mehr als 190 historische
Ruinen. Beim Besuch des Tempel-Areals sehen Sie Wat Mahathat, das spirituelle Zentrum des Königreichs mit
dem für Sukhothai typischen Lotusknospen-Chedi anstelle des kornförmigen
Prang der Khmer. - Wat Phra Pai Luang, ein Beispiel für die
Khmer- und Lopburi-Architektur des frühen 13. Jahrhunderts. - Wat Sri Sawai mit 'Apsaras' im
Lopburi-Stil und floralen Stuck-Reliefs. - Wat Sri Chum, hinter dessen riesiger
Buddha-Statue (15 Meter hoch, 11 Meter breit) namens 'Phra Atjana' oder
'unbeweglicher Buddha' sich ein Geheimnis verbirgt. Außerdem können Sie das Ramkhamhaeng
National Park Museum besuchen, in dem archäologische Fundstücke aus dem
Sukhothai Historical Park, Si Satchanalai, Kamphaeng Phet sowie Petchabun
ausgestellt werden: Staunen Sie über Stuck-Reliefs, Buddha-Bildnisse,
Stein-Inschriften, Hindu-Bronzegötter und Sangkhalok-Keramik. Meine Anmerkung: Uthai und Kamphang Phet
und ein paar weitere Besichtigungspunkte sind ausgefallen! Stattdessen gab
es den Besuch auf der Krokodilfarm. Bei nur einem Reisegast muß man halt
„wirtschaftlich“ rechnen. Kann man ja verstehen… Aufstehen um sieben Uhr, Abfahrt um halbneun. Mein Frühstück ist armselig. Dazu dauern die beiden Spiegeleier
ewig. Nur zwei Scheiben Toast dazu. Sonst nichts. Alles läuft hier sehr
unprofessionell. Mein Zeitplan gerät etwas durcheinander. Gut, daß Allan anruft,
weil er sich zehn Minuten verspäten wird. Wegen des Königs Geburtstag
ist eine Straße gesperrt. Schließlich ist heute Nationalfeiertag und
Vatertag. Deshalb gibt es auch mehr Verkehr unterwegs. Wir nehmen den Highway 1 nach Norden, der bis zur Grenze nach
Myanmar und Laos hinaufgeht. Es gibt in Thailand unzählige Tempel mit vielen goldenen
Buddha-Statuen. Alle (oder die meisten?) dienen dazu, in ihrem Sockel die
Asche verstorbener Menschen aufzunehmen. Chinesische Buddhas sitzen meistens (immer?) und haben den
wohlbekannten rundlichen Bauch. Thailändische Buddhas gibt es dagegen in
vielen Formen, sitzend, stehend, liegend und schreitend. Und immer
schlank, gertenschlank. Grundsätzlich gibt es für jeden Wochentag eine
Buddha Figur in einer ganz bestimmten Haltung, je nach Tag, an dem man
geboren worden ist. Über die weiteren Unterschiede und bedeutungsvollen
Feinheiten findet man unzählige Informationen im Netz. Nach zwei Stunden tauchen die ersten einzelnen noch kleinen
„Berge" aus dem Dunst auf. Wir besuchen eine Krokodilfarm; ein Krokodilbaby muß ich in die
Hand nehmen. Zum Glück hat man ihm die Schnauze zugebunden. Man kann Hühnerfleisch
kaufen und den Krokodilen hinwerfen. Dann laufen wir noch durch ein großes
Aquarium hier in der Nähe.
Anschließend besuchen wir einen Tempel, in dem putzige Affen
leben, es müssen viele hundert sein. Auch sie werden von einem städtischen
Arbeiter gefüttert.
Darauf folgt der Besuch eines chinesischen Tempels am Zusammenfluss
zweier Flüsse. Allans Deutsch ist stets putzig anzuhören. „Eklalung“ heißt
zum Beispiel Erklärung. „Hotenn“ bedeutet Hotel. Der etwas höhere Preis einer solchen Fahrt im Pkw lohnt sich
trotzdem. Ich bekomme dadurch vielmehr zusätzliche Infos und Sachen
gezeigt. Und man kann das Auto überall für ein Foto anhalten lassen. Endlich mal eine normale Landstraße statt autobahnähnlicher
Highways. Über Phitsanulok und die 117 geht es weiter nach Norden. Längst
ist die Landschaft wieder topfeben. Nur die Straße ist schmaler und
schlechter geworden. Reisfelder, Bananen, viele Bäume und natürlich
Kokosnuß-Palmen. Die Gegend ist überhaupt sehr fruchtbar. Kein Staub.
Alles sieht ganz gut aus. Viel besser als kürzlich in Indien.
Shrimps-Farmen (Garnelen) gibt es auch. Die Leute haben alle neue, oder zumindest neuwertige Autos, auch
hier auf dem Land. Sehr viele Pick-Ups. Alle Japanmarken, weil die hier im
Land gebaut werden. Teure ausländische Autos werden mit fünfzig Prozent
Luxussteuer bestraft. In Bangkok gab es einige Mercedesse und BMWs, auch
mal einen Audi oder VW-Bus, sonst eher keine ausländischen Autos. „Ausländer“
gibt es überhaupt nur in den Großstädten. Hier in Thailand ist (natürlich) auch zurzeit Winter. Wir sind ja
auf der nördlichen Halbkugel. Winterzeit bedeutet hier „für uns
angenehm warm“. Der Sommer ist sehr heiß, für uns Europäer zu heiß.
Im Januar und Februar soll die Luftfeuchtigkeit eher etwas weniger sein,
also erträglicher für empfindliche Menschen. Juli, August, September
bedeutet „Regenzeit“, da kann es mal ein paar Tage Regen oder aber
auch vierzehn Tage lang keinen Regen geben. Monsun ist hier nicht so
schlimm. Ähnlich wie in den USA darf man bei Rot links abbiegen, allerdings
hält man erst gar nicht an. Zweiradfahrzeuge „dürfen“ sowieso alles. Inzwischen mache ich mir Sorgen, ob die goldene Farbe in meiner
Kamera reicht. So vieles ist hier vergoldet, Bilder, Buddha Statuen,
Tempel, Säulen, Häuser. Deshalb habe ich jetzt auch erstmal genug
goldene Buddha-Statuen gesehen. Halt, ein Tempel „muß“ einfach noch
sein:
Es dunkelt bereits, als wir Sukhothai erreichen. Vor Ayutthaya war
dies die erste Hauptstadt Thailands. Bedeutende buddhistische
Tempelanlagen stehen hier. Gegen 17:30 Uhr werde ich am Hotel abgesetzt. Das mir zugeteilte
Zimmer gefällt mir nicht und ich sehe mir noch drei andere an. Die Zimmer
haben hier alle keinen Safe. Dazu alte klobige Fernseher. Das letztlich
ausgewählte Zimmer ist auch nicht besser. Dann gönne ich mir erneut eine
Stunde Massage. Die Masseurin kommt sogar ins Zimmer. Nur 400 Baht (10
EUR). Billig ist das hier in Thailand.
Abendessen zum ersten und einzigen Mal auf dieser Reise hier in
Thailand als Buffet. Relativ teuer und wenig Auswahl. Schade, auch hier
gibt’s so gut wie keine Infrastruktur vor dem Hotel, man ist schon
wieder gezwungen, im Hotel zu essen. Erneut keine Zigarre. Zu viele
Moskitos. Wie sehr ich Bangkok vermisse. 6. Tag, Freitag, 06.12.2013 Fahrt von Sukhothai nach Chiang Mai (300
km, 4 Std) Aktivitäten auf dem Weg: Si Satchanalai und Lampang. Besuch eines Elefantencamps: Genießen Sie
einen wundervollen Tag mit Thailands meist geliebtem Tier im 'Chiang Dao
Elephant Training Camp', nur eine Stunde von Chiang Mai entfernt. Auf der
Fahrt dorthin sehen Sie spektakuläre Landschaften und Bergregionen. Der
Tag im Camp beginnt für die Dickhäuter mit einem morgendlichen Bad in
einem Gebirgsbach. Nehmen Sie an einer Vorführung teil bei der die Arbeit
der sanften Riesen im angrenzenden Dschungel gezeigt wird. Danach genießen
Sie einen einstündigen Ausritt in einer Höhe von 2-3,50 Meter durch den
Dschungel rund um das Camp, gefolgt von einem Mittagessen. Transfer zurück
nach Chiang Mai. Meine Anmerkung: Lampang ist ausgefallen! Aufstehen um 7:00 Uhr, Abfahrt 8:30 Uhr. Heute soll es (endlich) in die Berge gehen. Doch zunächst besuchen
wir den Sukhothai Geschichtspark, der seit 1991 Weltkulturerbe ist. Auch
hier, wie an allen Tempeln Thailands, haben sich natürlich die
unvermeidlichen Händler und Andenkenverkäufer versammelt, die aber stets
total neutral sind und keine Besucher anquatschen oder gar bedrängen. Ich
empfinde dies als sehr angenehm! Thailand gefällt mir immer besser. Türkei,
Ägypten, Tunesien usw. verlieren immer mehr.
Zum Glück gibt es heute nochmal eine normale leere Landstraße,
die 1113 und später die 1048. Es sieht hier eigentlich aus wie bei uns,
rechts und links Bäume, ab und zu ein kleines Haus, alles grün. Nur die
Schilder am Straßenrand zeigen eine unbekannte, unwirkliche Schrift. Aber
wenigstens verwendet man unsere Ziffern. Wir fahren ausschließlich durch
Wald, Urwald, die Bäume oft mit viel Efeu und anderen Schlingpflanzen
behangen. Besonders Teakholzbäume, die hier wie Unkraut wachsen. Nachdem
sie mindestens fünfzig Zentimeter Durchmesser erreicht haben, darf man
nach einer Genehmigung fragen (und bezahlen), bekommt einen Stempel auf
den Baum und darf ihn fällen. Wir besuchen als nächstes den Si Satchanalai-Tempel, der sich als recht weitläufige
Anlage herausstellt.
Geschichtspark
Si Satchanalai – Wikipedia Google:
Si Satchanalai (Fotos) Eine wacklige Hängebrücke verbindet den Tempel mit dem Dorf auf
der anderen Flußseite. Wieder ist es heiß geworden. Weiter geht es Richtung Den Chai. Plötzlich geht es aufwärts in
die versprochenen Berge. Jeff fährt hier sehr unsicher, bremst vor Kurven
unnötig ab und schaltet dazu ständig unnütz mit dem Wählhebel herum.
Er ist offenbar noch Anfänger. Es juckt mir in den Fingern, nur zu gerne
würde ich ihm zeigen, wie man richtig Auto fährt. Die Straße schlängelt sich hier anspruchsvoll die Berge rauf und
runter, die Leute überholen alle gefährlich. Jeff auch. Den nächsten Tempel erreichen wir gerade noch rechtzeitig, in fünf
Minuten um 17 Uhr wird geschlossen. Um 17:30 Uhr fahren wir weiter, unserem heutigen Ziel Chiang Mai
entgegen. Ab Lampang sind wir wieder auf einer vierspurigen, autobahnähnlichen,
sehr kurvigen Schnellstraße mit viel Verkehr. Es dunkelt, die Leute
fahren gerne mit wenig oder ganz ohne Licht. Da bedeuten eine einzelne
noch brennende Standlicht- oder Rücklichtbirne schon hundert Prozent
Verbesserung. Sicherheitsabstand? Unnötig! Egal wie schnell man ist. Tempolimits
gibt es in Thailand nur extrem selten, ich habe höchstens zehn so etwas
anzeigende Verkehrszeichen gesehen. Als Beispiel: Erlaubte 50 km/h auf
einem Schild bedeuten, daß auch 100 km/h noch OK sind. Richtig, da kann
man die Schilder auch gleich ganz weglassen. Kontrollen gibt es sowieso
keine. (Achtung, es gibt Berichte, daß es vereinzelt Radarkontrollen
geben soll. Ich habe aber keine gesehen.) Überhaupt, Verkehrsregeln? Vorfahrtsregeln? Ja, man hat schonmal
davon gehört, offiziell soll es welche geben. Aber sie werden nicht benötigt,
„ohne“ läuft es deutlich besser. Alle Autos haben hier grundsätzlich rundum verdunkelte Scheiben.
Als Hitzeschutz. Bei Dunkelheit sind diese stark getönten Scheiben aber
echt schlecht. Vor allem nach vorne. Ginge bei uns wirklich nicht. Die achtzig Kilometer nach Chiang Mai dürften in einer Stunde zu
schaffen sein, zumal es nur Schnellstraße sein soll. Denke ich. In
Wirklichkeit dauert es dann doch über zwei Stunden. Und ist schlimm, weil
Jeff oft viel zu schnell fährt. Ich habe etwas Sorge, daß etwas
passiert. Zwei Unfälle gab es unterwegs schon. Trotzdem werden wir noch
von einigen großen, wildgewordenen Reisebussen überholt, die sich ihr
schnelleres Vorkommen mit Hupe und Lichthupe und viel Gewalt unverschämt
erkämpfen. Bis wir durch die Stadt sind und im Gewirr vieler schmaler
Einbahnstraßen unser Hotel endlich gefunden haben, ist es fast 20 Uhr.
Man vermutet gar nicht, hier zwischen all den kleinen Wohnhäusern ein
weitläufiges und vor allem nobles Hotel zu finden. Es liegt in einem großzügigen
Garten.
Schon wieder keine Lokale weit und breit vor dem Hotel, muß ich
wirklich erneut (langweilig) im Hotel essen? Ich geh raus und laufe
ziemlich weit herum durch die Straßen, finde aber nichts, was mir gefällt,
alles zu thailändisch. Thailänder brutzeln, kochen, fonduen beim
Abendessen gerne auf ihrem Tisch herum. Dazu habe ich jetzt einfach keine
Lust. Das macht auch sowieso nur zusammen mit mehreren Leuten Spaß. Dabei
habe ich sonst überall McDonalds, BurgerKing, KFC, Subway und alle andern
unterwegs ständig gesehen. Wenn man so einen Laden mal braucht, gibt’s
keinen. Also gehe ich ohne Abendessen ins Bett, will ja sowieso noch etwas
mehr abnehmen. Nur kurz denke ich daran, Allan anzurufen und einfach das Auto zu
bestellen, damit die beiden mich irgendwohin zum Abendessen fahren. Aber
soll ich ihnen ihren Abend verderben, egal was sie jetzt gerade tun? Ich
entscheide mich dagegen, bevor ich überhaupt länger darüber nachgedacht
habe. Immerhin sehe ich zum Trost endlich mal eine GoldWing im Dunkeln an
mir vorbeifahren. Die Erste hier in Thailand. Eine 1200er. In meinem Zimmer ist es erstaunlich ruhig, trotz des offenen
Fensters und der mich so hautnah umgebenden Stadt. 7. Tag, Samstag, 07.12.2013 Ihr zweiter Tag in Chiang Mai. Aufstehen um 7:30 Uhr, Abholung 9:30 Uhr.
Heute geht es zum Elefantencamp. Dazu fahren wir auf der 107 weiter nach
Norden rauf. Sechzig Kilometer, weit über eine Stunde. Obwohl es nähere
Elefanten unterwegs gibt. Ob sich der weite Weg lohnt? Unterwegs wie immer ständig goldene prächtige
verschwenderische Tempel. Alle paar Kilometer mindestens einer. In Thailand soll es noch (wieder?)
viertausend frei herumlaufende Elefanten geben und genauso viele in Camps. „Rambo 4“ (2007) und ein paar Szenen für
einen James Bond sind hier in Chiang Mai gedreht worden. Der Elefantenritt erscheint mir mit 1.500
Baht (37,50 EUR) noch ganz günstig. Trotz (oder wegen) des majestätischen
Schreitens meines Elefanten schwabbelt mein Frühstück unterwegs fühlbar
in meinem Magen hin und her. Es geht ein kurzes Stückchen über Land,
dann müssen wir, ähh, muß der Elefant ein Stück durch einen Fluß
waten, dann schaukeln wir durch den Urwald zurück ins Camp. Unterwegs
besuchen wir die junge Frau und das süße Baby meines Führers.
Viel zu schnell sind wir zurück. Man gewöhnt
sich halt schnell an die Schaukelei und wünscht sich, es möge gar nicht
aufhören. Viel los hier am Elefantenlager. Vor allem massenhaft japanisch
aussehende Leute. Es gibt auch ein paar putzige Elefantenbabys und
jugendliche Elefanten zu sehen. Mittags baden die Dickhäuter im Fluß;
sie lieben ganz offensichtlich das frische Naß, und sie spritzen und tröten
vor Freude. Auf jeden Fall gibt es ausreichend Spaß. Auch für die
Besucher.
Aufregender wird es dann ein, zwei
Kilometer weiter. Eine Zipline. Hier muß ich sogar die Riemen an den
Sandalen umklappen und benutzen. Und, widerstrebend, einen Helm aufsetzen.
Und Tarzan spielen. Allein um diesen Ritt zu erleben, hat sich die Reise
gelohnt. Es gibt erstmal eine ausgiebige praktische Einweisung an einem
kurzen Drahtseil, (das hätte mir schon zu denken geben müssen!), und
dann eine ganze Reihe (vierzehn, fünfzehn) schwindelerregende „Flüge“
von einer winzigen hölzernen Plattform zur nächsten, an dünnen
Drahtseilen entlang, über Regenwald, Flüsse, Schluchten und Täler
hinweg. Das ist hier nix für Weicheier. Das ist Ernst. Jede Fahrt am Seil
entlang ist schnell. Bremsen kann (könnte) man mithilfe eines Stücks
Gummischlauch, aber dann erreicht man das gegenüberliegende Ziel
wahrscheinlich nicht und muß (müßte!) sich mühselig Hand über Hand rückwärts
(und sehr unprofessionell) ans rettende „Ufer“ hangeln. (Kennt man ja:
Wer bremst, verliert! Mein Wahlspruch seit langem…)
Als Zugabe werde ich ein paarmal unterwegs
senkrecht abgeseilt. Erst wieder anhaken und dann möglichst
vertrauensvoll ins Leere fallen lassen. Augen zu und durch. Als Sahnehäubchen
bekommt man noch ein paar reichlich schwankende, schmale, wacklige Hängebrücken.
(Füße möglichst in der Mitte aufsetzen! Nicht runtersehen. Nach vorne
konzentrieren!)
Man bewegt sich ständig in Baumwipfelhöhe.
Der längste Flug ist respektable über vierhundert Meter weit und geht über
eine tiefe Schlucht hinweg. Ich glaube, unten ein paar leblose Gestalten
zu erkennen; die haben es wohl nicht geschafft, oder die Sicherheitshaken
haben versagt… Da man naturgemäß von der Anfangsstation
aus immer tiefer kommt, müssen wir zwischendurch ein Stück steilen Berg
hinauflaufen und können dann wieder weitersausen. Später sagt man mir, daß die Leute wegen
des Fahrtwinds und der teilweise verdrehten Position, (z.B. Kopf nach
unten, Beine nach oben), ständig alle möglichen Dinge verlören, die
dann von den Affen eingesammelt und irgendwo in eine ihrer im unzugänglichen
Dschungel versteckten Höhlen gebracht würden: Handys, Kameras,
Portemonnaies, Brillen, Gebisse, Armbanduhren, Schmuck, (Auto)Schlüssel,
Schuhe, BHs. Teilweise sehr wertvolle Dinge müssen sich da inzwischen zu
Bergen türmen. Was mich sogleich an das Ludolf’sche Haufenprinzip
erinnert… Zwei Leute vom Personal begleiten mich und
passen auf mich auf; ein junger Mann voraus, ein Mädchen hinter mir.
Einfach mittendrin Aufhören ginge gar nicht. Einmal angefangen, muß man
es bis ans Ende durchziehen. Wäre ich sowieso nicht für zu haben. Einen
einmal eingeschlagenen Weg gehe ich bis ans Ziel. Also A…backen
zusammenkneifen und einfach weitersausen!
Während der einzelnen Fahrten werde ich
langsam mutiger und breite auch schon mal Arme und Beine in alle
Richtungen aus. Man muß halt nur den inneren Schweinehund besiegen. Aber
den Kopf behalte ich lieber oben. Ach du Kacke, warum habe ich mich nur zu dem Quatsch überreden
lassen? Wer war das überhaupt?! Ach so, war ich selbst. Alle Leute fragen
mich hier, wie alt ich bin - oder gucken mich verstohlen an und schätzen
insgeheim mein Alter. Man bewundert mich offenbar meiner Kühnheit wegen.
Gegen diese hier ist die Zipline kürzlich in den USA Kinderkram. Eine Gruppe Franzosen, die wir unterwegs auf einer Plattform überholen
und an denen wir drei vorbei dürfen, wollen sich unbedingt mit mir
fotografieren lassen. Ist halt mehr was für junge Leute. So ein alter
Knacker wie ich ist hier offenbar eher selten unterwegs. Ich bin „der älteste
Fluggast“ seit langem. (Auf so einen Titel könnte ich leicht
verzichten.) Hätte ich doch nur heute Morgen die doppelte Ration
Blutdruckmittel eingenommen. (Oder wäre ich doch einfach nur im Bett
liegen geblieben und hätte mich totgestellt!) Aber alles Jammern nutzt
mir jetzt nichts mehr, ich muß hier durch. Und schaffe es. Zum Schluß
bekomme ich zur Belohnung noch eine Erfrischung kredenzt und lerne dabei
den freundlichen Besitzer kennen. Wow! Neben der (ganz natürlichen) Angst
ein Riesenspaß! Das war eines meiner größten Abenteuer in meinem Leben.
Da werde ich später meinen Urenkeln noch von erzählen können. Vor allem
auch meinem Therapeuten. Übrigens: Die Geschichte mit den leblosen
Körpern im Tal und den von den Affen eingesammelten Fundsachen habe ich
erfunden. Ich bitte um Entschuldigung. (Könnte aber auch wahr sein. -
Wenn man nicht vorher alles aus seinen Taschen rausnehmen müßte.) Thailand
Chiang Mai: Zip Line - YouTube
(Sehr zu empfehlen!) google: flight
of the gibbon
(Fotos) Auf dem Rückweg in die Stadt kommt uns
eine Gruppe lauter Harley-Idioten entgegen, viiiel zu laut. Die gibt es
hier also auch, aber eher selten. Makro Cash & Carry gibt es hier in
Thailand auch, ich habe unterwegs schon fünf, sechs Märkte gesehen. Ikea
(in Bangkok) natürlich auch. Eine weiße 1800er GoldWing sehe ich auch
unterwegs. In der Stadt fahren wir vierzehn Kilometer
einen Berg hinauf, immerhin 1.056 Meter Höhe, und dann geht es nochmal zu
Fuß dreihundert Stufen rauf. (Sind das wirklich so viele? Kommt mir nicht
so viel vor, aber ich übe zuhause im Hochhaus ja oft genug die fünfzehn
Etagen, 240 Stufen.) Allan kommt mühsam nach. Hier darf man kein Feind
von Gedrängel sein; es gibt viel Gequetsche. Auf der Treppe wie oben im
Tempel Wat Phra Doi. Hier gibt es vor allem ein Denkmal des Weißen
Elefanten zu bewundern, der den Platz für die Gründung dieses Tempels
„entdeckt“ hat. Und, mindestens ebenso schön, einen gläsernen, grünen
Buddha.
Wat Phra That Doi Suthep –
Wikipedia Wat Phra Doi -
Google-Suche (Fotos) Auf dem Rückweg folgt ein kurzer Stopp am
Denkmal des Mönchs, der die Bergstraße damals hat bauen lassen, und die
1935 eröffnet worden ist. Zurück am Hotel sind wir um kurz vor 18
Uhr. Heute Morgen habe ich ein KFC und ein Pizzahut hier in der Nähe
gesehen. Dort laufe ich jetzt hin. Leider entschließe ich mich vorher
noch zur allabendlichen Massage in einem Einkaufszentrum, die erst um kurz
nach neun zu Ende ist. Schlechtes Timing. Pünktlich um neun schließen
hier und draußen auf der Straße schlagartig alle Geschäfte und
Restaurants. Pech gehabt. Wieder kein Abendessen. Aber ich bin auch nicht
hungrig. Also alles im grünen Bereich. 8. Tag, Sonntag 08.12.2013 Fahrt von Chiang Mai nach Chiang Rai (180
km, 3.5 Std) Tempelbesichtigungen in Chiang Rai: Chiang
Rai rühmt sich einer faszinierenden Architekturgeschichte, im Stadtbild
mischen sich thailändische und birmanische Stile. Besuchen Sie den
antiken Tempel von Wat Phra Kae, ehemalige Unterkunft des Smaragdbuddhas,
genannt Emerald Buddha. Weitere Stopps Ihres Ausfluges sind die
buddhistische Tempelanlage Wat Phra Daß Doi Chom Thong mit der großen,
goldenen Stupa. Und der ungewöhnlich weiße, feinziselierte Tempel von
Wat Rong Khun. Der Anblick der detaillierten, architektonischen
Meisterleistung von 1997 wird Ihnen den Atem verschlagen. Bei einem
Ausflug in die Stadt können Sie den starken Einfluss chinesischer
Minderheiten auf Chiang Rai beobachten. Nachts gibt’s Ärger. Ich wache auf, weil der Fernseher im
Nebenzimmer so laut ist. Der Typ in der Rezeption will nebenan anrufen,
aber der Hörer wurde neben das Telefon gelegt. Mehr kann/will er nicht
machen. Also klopfe ich notgedrungen selbst lautstark an der Tür, bis der
Typ drinnen endlich aufwacht. Es folgt eine kleine Diskussion, aber
letztlich gibt er auf und macht seinen blöden Fernseher aus. Mein
Englisch wird halt immer besser. Oder meine Überredungskunst… 7:00 Uhr Aufstehen, 8:30 Uhr Auschecken und Weiterfahrt. Zwei
Tempel wollen vor der Weiterfahrt noch abgehakt werden.
In einem Tempel kann ich neben dem üblichen Inventar (prächtige
Gebäude und goldene Buddhas) einen riesigen Rosenholzbaum besichtigen.
Der Baum heißt so, weil sein Holz nach Rosen duftet und eine dunkle Farbe
hat. Die dann allerdings verblasst. Jeff hat am Abend vorher Verwandte besucht und klagt heute über
Magen- bzw. Verdauungsprobleme. Ein paarmal muß er relativ rasch
verschwinden. Hoffentlich steckt er mich mit dem Quatsch nicht an. Gegen halbelf fahren wir weiter. Heiß. Jetzt wird meine Sammlung
komplett, auf der Straße kommt uns eine dritte GoldWing entgegen, eine
rote 1500er. Allan hat bereits im heutigen Hotel angerufen und die Leute darauf
vorbereitet, daß ich ein Zimmer im ersten Stock wünsche. (Ebenerdige
Hotelzimmer mag ich einfach nicht.) Auf der 118 geht es nordöstlich. Wieder eine vierspurige
Schnellstraße mit breitem Mittelstreifen. Bald wird es wieder bergig und
sehr kurvig. Fahrweise ähnlich wie USA, rechts oder links kann man überholen,
alles kein Problem, alles easy. Hier in den Bergen fallen der Mittelstreifen und oft eine der vier
Spuren weg. Später ist die Straße dann nur noch zweispurig. Trotzdem
wird wie verrückt überholt. Jeder überholt jeden. Überholverbotsschilder,
Geschwindigkeitslimits, sonst irgendwas? Fehlanzeige. Nichts verschandelt
hier die Landschaft. Dazu keine Polizei, kein Laser, keine Blitzer, schon
gar keine Radarfallen. Nur ab und zu mal eine Polizeikontrollstelle,
meistens unbesetzt, wir wurden überhaupt nie angehalten. Kurzer Stopp an der heißesten und am höchsten spritzenden Quelle
Thailands. Die Leute kochen Eier, die sie hier bei Händlern kaufen können.
Gerne auch Wachteleier. Vor allem Japaner lieben das.
Auch hier kann ich wieder ein paar der farbenprächtigen Überland-Reisebusse
bewundern. Auch innen sind sie ganz komfortabel eingerichtet. Es gibt
sogar jeweils ein Luxus-Abteil mit acht, zehn größeren First-class-Plätzen.
Kurz vor Chiang Rai wird es wieder eben. Und natürlich mehr
Verkehr, Geschäfte, kleine Handwerksbetriebe. Ganz extrem selten sogar
mal ein Kirchlein. Nach der unruhigen Nacht bin ich etwas müde geworden und nicke
unterwegs immer wieder ein. Munter, putzmunter, werde ich aber an unserem
nächsten Besichtigungspunkt, dem Weißen Tempel Wat Rong Khun, den wir
gegen vierzehn Uhr erreichen. Hier hat ein „Verrückter“, Chalermchai
Kositpipat, im Laufe von fünfzehn, zwanzig Jahren das riesige, strahlend
weiße Ungetüm eines fremdartigen Tempels erschaffen, wie er weltweit
kaum seinesgleichen finden dürfte. Der stinkreiche Künstler hat
angeblich hehre Motive und edle Gefühle, will den Menschen zeigen, daß
Geld, Gold, Besitz und die meisten modernen Errungenschaften
„Teufelszeug“ sind und die Menschen zu sehr abhängig machen und sie
überhaupt nur in den Abgrund locken wollen. Aber ich glaube ihm nicht.
Dazu verkauft er mir seine Bilder viel zu teuer. (500.000 EUR für ein
Bild sind bei ihm durchaus üblich! Gerne darf es auch doppelt oder
viermal so viel sein.) In meinen Augen predigt er Wasser und trinkt
Champagner. Wozu verlangt er Millionen für eins seiner Bilder, wenn Geld
etwas so Schlechtes ist?
Die Besucher werden hier von unwirschen Aufsehern mit lauten
Megaphonen über eine Brücke und zum Tempel getrieben. (Sie, die Leute,
sind halt ein notwendiges Übel.) Zurücklaufen geht nicht. Verboten. Überall
stehen unfreundliche Wächter herum und passen auf. Fotos im Innern des
schneeweißen Tempels sind noch strenger verboten. (Man beachte bitte:
Bisher gab es noch in keinem der unzähligen richtigen Tempel irgendein
Fotografierverbot!) Dabei müßte man hier drinnen unzählige Fotos schießen,
so schön ist alles bemalt. Unglaublich!
Google:
chalermchai kositpipat
(Fotos) Nebenan gibt es ein großes goldenes Toilettenhaus, ebenso
prachtvoll wie sauber, und natürlich einen Laden, in dem man viele seiner
Devotionalien zu überhöhten Preisen erwerben kann. Und die „Hall of
Masterwork“, wo man seine zugegeben schönen Bilder ansehen, und wie
gesagt, nur ansehen darf. Wer hier fotografiert, würde wahrscheinlich
sofort standrechtlich erschossen. Unzählige Kameras verschärfen die Überwachung.
Ich muß trotzdem zugeben, der Mann ist ein ganz außerordentlich begabter
Künstler.
Ich bin außerordentlich erleichtert, als wir gegen halbvier wieder
weiterfahren. Der Tempel sieht in seiner strahlendweißen Farbe und den
Millionen Spiegelgläsern ebenso unschuldig wie wunderschön aus, aber ich
fühle hier ganz deutlich eine schlechte negative Strahlung. Wie eine tödliche
Pflanzenfalle, von der Lebewesen angelockt werden, damit sie dort
ausgesaugt werden können und elendig verenden. Wenn es einen Teufel gibt,
dann würde er es genau so machen. Weiter geht es und wir erreichen nach ein paar Minuten unser
heutiges Ziel. Chiang Rai wird auch die Elefantenstadt genannt. Wir halten
kurz am Denkmal des Königs. Dann folgt ein weiterer Tempel mit einem Smaragd-Buddha. Allerdings
ist es eine Kopie, das Original habe ich ja schon in Bangkok gesehen.
Nebenan ist ein angenehm kühles Museum mit vielen schönen und kostbaren
Ausstellungsstücken. Ich staune: Hier darf man großzügig alles
fotografieren.
Mein Hotel erreichen wir um kurz nach fünf. Auch wieder viele
kleine Häuschen inmitten hoher Bäume und Palmen in einem riesigen Garten
mit kleinen Wasserläufen und steinernen Kunstwerken, und insgesamt am
Ufer eines breiten Flusses. Wie von mir gewünscht und dann auch
versprochen, erhalte ich ein oberes wunderschönes Zimmer mit zwei
schattigen Balkonen und riesigem Badezimmer, dem größten dieser Reise.
Hier paßten sogar dreißig Gespielinnen (zusammen mit mir) rein.
Nach dem Auspacken fahre ich mit dem Hotel-Shuttlebus in die Stadt
zum Nachtmarkt. Nein, nicht Nacktmarkt! Alle Besucher sind angezogen! Ich
probiere zwei, drei knusprig-verlockende und vor allem vegetarische
Kleinigkeiten an den unzähligen Essensständen. Dann erstmal „Same procedure as
every say“: Massage. Dungkan, ein junger Mann, massiert mir
meine schmerzenden Füße, eine Stunde für 350 Baht (9 EUR). Danach bekomme ich tatsächlich mal wieder ein gemütliches
Abendessen, Frühlingsrollen als Vorspeise und Gemüse süß/sauer mit
Reis. (Witzig, alles wie immer wieder gleichzeitig. Man muß sich halt
dran gewöhnen.) Dazu zwei große kühle Singha-Bier. Um 22 Uhr bin ich zurück und schlafe bald. 9. Tag, Montag, 9.12.2013 Zweiter Tag in Chiang Rai. Die Höhepunkte der Stadt: Erleben Sie den
Chiang Rai Markt, den beeindruckenden Weißen Tempel und auch den
Nacht-Markt. Unternehmen Sie einen Ausflug in die Berge nach Doi Tung, wo
Sie die königliche Villa besichtigen können. (Ja, der Programm-Ablauf wurde etwas verändert.) Aufstehen 6:30 Uhr, 8:00 Uhr Abfahrt, diesmal keine nächtlichen
besonderen Vorkommnisse. Erstmal fahren wir zur Royal Villa, zum Winterpalast Doi Tung, zunächst
immer noch auf vierspurigen 1. Indien und Thailand haben viele Ähnlichkeiten, sind aber trotzdem
sehr unterschiedlich. Indien ist deprimierend arm und alle fahren wie die
Selbstmörder. Hier gibt es kaum diese erschreckende Armut. Die Leute
fahren relativ zivilisiert. Es gibt durchaus auch Ähnlichkeiten mit dem
Verkehr in den USA. Zumal es hier überall, an jeder Ecke, einen aus
Amerika vertrauten 7-Eleven-Laden gibt. Steil windet und schlängelt sich die Straße später den Berg
hinauf. Jeff fährt heute noch schlechter. Ob er abends etwas geraucht
hat? Und wenn ja, kann ich davon auch etwas bekommen? Hier gibt es die Villa der verstorbenen Königin, der Mutter
Bhumibols, zu besichtigen. Leider besteht eine besonders strenge
Kleiderordnung, dabei ist die Königin doch längst tot und verbrannt, und
trotzdem muß ich erstmal eine lächerlich aussehende weite, blaue Hose
anziehen; meine dreiviertellange, an der unten zehn Zentimeter nackte Haus
rausgucken, genügt nicht. (Jetzt gucken nur noch fünf Zentimeter raus.)
Bescheuert! Am liebsten würde ich umkehren. Ich hasse diese Gängelei.
Schuhe müssen später im Palast natürlich auch wieder ausgezogen werden. Im Palast, einem großzügigen Chalet aus Holz im schweizerischen
Alpenstil, sind mal wieder keine Fotos erlaubt. Dann der riesige Royal Garden mit vielen seltenen Orchideen. Leider
ist es heute etwas wolkenverhangen, aber wenigstens warm. Für uns Europäer.
Für Thais ist es kalt, viele haben Strickmützen und Jacken an. Der
Parkplatz ist beim Wegfahren voll, bis weit nach unten. Eine besondere
Kaffeesorte wächst hier in der Gegend: Doi Tung Kaffee.
Hier ein paar Videos dazu: Doi
Tung Thailand - Bing Videos Nächstes Ziel ist die Grenze nach Myanmar. Gegen 12:00 Uhr sind
wir da. Da drüben in Myanmar rechts gefahren wird, wechseln die Fahrzeuge
ihre Fahrspur auf der kurzen Grenzbrücke.
Myanmar ist ein besonders armes Land, wegen der jahrzehntelangen
Diktatur haben die Leute nur durchschnittlich ungefähr hundert Euro
Monatseinkommen, hier in Thailand sollen es immerhin fast sechshundert
Euro sein. Die Myanmar-Leute werden von Thais gerne als niedriger stehend
eingestuft; wegen ihrer dunkleren Hautfarbe sind sie leicht erkennbar. Für
mich sehen sie alle gleich aus. Die Uhrzeit liegt drüben eine halbe Stunde zurück. (Find ich
unpraktisch und echt blöd!) Es herrscht lebhafter Grenzverkehr, die Leute
kommen von drüben hierher, um Einzukaufen. Inzwischen ist es auch wieder gut warm, erste Sonnenstrahlen
schieben die Wolken etwas zur Seite oder quetschen sich durch und hellen
die Umgebung auf. Die Farben leuchten gleich viel intensiver. Blaulicht (und Rotlicht) und Sirene darf jeder an seinem Fahrzeug
haben, auch „Police“ auf Auto und Motorrad schreiben.
Bei der Weiterfahrt wird die Straße gleich wieder vierspurig, ganz
leer, ganz hervorragend. Riesenkreuzungen. Für wen eigentlich? Hier fährt
niemand außer unserem Auto. Wahnsinn! Die Reisernte ist hier zurzeit im
Gang. Wir fahren zum Golden Triangle, Goldenes Dreieck. Drei Länder,
Thailand, Myanmar (früher Birma/Burma) und Laos berühren sich hier. Es
heißt so, weil man hier früher Gold und Opium miteinander getauscht und
sich dabei goldene Nasen verdient hat. Ein mit Buddhas, Elefanten und
allem Möglichen überfrachteter Tempel, Sop Ruak, lädt zur Besichtigung
(und zum Kopfschütteln) ein. Ein Ort, wie ihn sich „Touristen“ wünschen.
Mit einem kleinen Motorboot machen Allan und ich eine kurze Fahrt
auf dem Mekong, der hier ganz ruhig und breit dahinfließt. Drüben in
Laos machen wir Halt. Hier gibt es viele Verkaufsstände mit den üblichen
Handtaschen, Schnapsflaschen (mit allerlei potenzförderndem Getier darin
– und wahrscheinlich blindmachendem Alkohol), Billig-Zigaretten und
vielem mehr. Anschließend fahren wir zurück.
Laos ist auch ein sehr armes Land und hat noch
nicht mal Küste. Deshalb gibt es in diesem Land (noch) besonders wenig
Touristen. Danach fahren wir zum Aussichtspunkt auf einem
Hügel hinauf und sehen uns das Goldene Dreieck nochmal von oben an. Hier steht natürlich auch ein Tempel, ein winziger: Wat Phra That Phu
Khao „Tempel auf dem Hügel“.
Dann geht es sechzig Kilometer wieder zurück.
Gegen halbfünf werde ich am Hotel abgesetzt. Meine beiden neuen Freunde,
Allan und Jeff, erhalten ein großzügiges Trinkgeld und verabschieden
sich herzlich von mir. Sie lassen mich allein zurück; sie wollen schnell
nachhause zu ihren Familien und fahren deshalb heute Abend noch heim nach
Bangkok. Ich nehme später wieder den Shuttlebus vom Hotel und esse in der
Stadt. Es gibt „fünf thailändische Kostbarkeiten“. Logisch, Massage
wie immer. 10. Tag Dienstag, 10.12.2013 Flug von Chiang Rai nach Bangkok. Flug von Bangkok nach Krabi. Badeaufenthalt auf Koh Lanta. Heute muß ich schon um sechs Uhr aufstehen, draußen ist es noch
stockdunkel. Ich habe endlich mal genug Zeit, um ganz geruhsam zu Frühstücken
und den Vögeln beim Singen zuzusehen. Abholung pünktlich um 8:00 Uhr. Jimmy holt mich mit einem kleinen Auto ab und bringt mich in zehn
Minuten zum Flughafen „Mae
Fah Luang-Chiang Rai International Airport VTCR“. (Ja, stimmt, je länger
der Name, desto winziger und unbedeutender der Flughafen.) Hier gibt es wahrscheinlich höchstens eine Flugbewegung pro
Stunde. Bangkok Suvarnabhumi BKK dagegen ist ein moderner und neuer,
wahrhaft riesiger, nein, gigantischer Großflughafen, wahrscheinlich noch
größer als Frankfurt. Für sämtliche Flugzeuge stehen genug Flugsteige
bereit, die lästigen Außenpositionen und Shuttle-Busse wie in Frankfurt
gibt es hier wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Hier in Bangkok muß ich umsteigen und lande um drei in Krabi
International KBV, einem kleinen Airport. Ich werde wieder abgeholt. Der
hier übliche Toyota-Bus (für bis zu zehn Personen) ist für mich als
einzigem Fahrgast natürlich viel zu groß. Ich freue mich schon, in spätestens
einer Stunde dürfte ich im Hotel sein. Es ist sehr heiß hier im Süden
Thailands, großer Temperaturunterschied zum Norden. Leider habe ich falsch gedacht. Die Fahrt, zunächst auf Highway 4
und dann auf einer schmalen Landstraße, dauert zweieinhalb Stunden,
erstmal ist es entfernungsmäßig sehr weit, und dann müssen wir auch
noch zweimal altersschwache, vergammelte Fähren benutzen. Oder sind das
jetzt schon Seelenverkäufer? Sowas dauert hier.
Zum Schluß muß mein Fahrer auch noch nach dem Weg fragen, obwohl
er jeden Tag die Leute vom Flughafen abholt und hier in den Hotels
absetzt. Aber hier in diesem war er noch nicht. Unterwegs wird es schmutziger, mehr Müll liegt an den Häusern,
ganz anders als im Norden. Ich erkenne auch immer wieder kleine Moscheen.
Aha, deshalb tragen hier die meisten Frauen Kopftücher. Die ganze Gegend
ist (leider) in Moslemhänden. Wie extra zu meiner Begrüßung abgestellt, hüpft ein Monkey über
die Straße. Doch alles hat ein Ende. Auch diese Fahrt. Um sechs bin ich endlich
im Hotel-Resort auf Koh Lanta. („Koh“ oder manchmal auch nur „Ko“
heißt Insel.) Eine riesige Anlage an einem Hang am Meer mit vielen
(hundert?) meist zweistöckigen Häuschen. (Später wird man mir öfters
sagen, daß dieses Resort das Beste der Insel ist.) Schade, es ist immer
noch stark bewölkt und fängt gleich an, dunkel zu werden. Ich packe erstmal aus und richte mich ein. Plötzlich laute
„Sirene“ draußen, so laut, daß einem die Ohren fast abfallen und die
trotzdem nicht abgestellt wird. Ich rufe vorne an. Es soll ein Insekt
sein. Später höre ich, daß es Zikaden sind. Na, die habe ich ja noch
nie so lautstark gehört. Wie ein Eierkocher. Oder Wasserkocher. Oder
Bremsen an einem Güterwaggon. Das wird ja lustig werden. Es dauert dann
aber nur eine Viertelstunde. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das
jeden Morgen, Mittag und Spätnachmittag so. Zum Ausgleich dafür ist die
Klimaanlage absolut lautlos! Im TV muß ich mir auf vielen Kanälen die Trauerfeier Nelson
Mandelas aus Johannesburg ansehen. Und natürlich die Demonstrationen aus
Bangkok. Die Ministerpräsidentin weint. Da hätte sie vorher was
unternehmen sollen. Sie hatte ein paar Jahre Zeit, ihre Leute zu bessern.
Jetzt ist es zu spät. Offenbar hat die Demokratiebewegung gesiegt. Wütende
Leute haben in und an den Ministerien ihre Wut ausgelassen. Da ich nicht gerne im Hotel zu Abend esse, laufe ich in den nahen
Ort. Da Moslem-Gebiet, gibt es draußen (und drinnen?) oft (immer?) keinen
Alkohol. Ich muß etwas suchen - und habe Glück! Ich finde eine etwas
abgelegene Strandbar mit wunderschönem einzigartigen Blick auf die kleine
romantische idyllische Bucht, wo ich ein hervorragendes thailändisches
Dinner serviert bekomme. Dazu zwei Long Island Ice Tea, zum Gedenken an
Harry, die mein Abendessen abrunden. Unser gemeinsames Lieblingsgetränk.
Eins unserer gemeinsamen Lieblingsgetränke. Wenn jetzt ein neuer Tsunami
heranrollen würde, wäre ich im Nu weggespült. Hier, ganz in meiner Nähe,
war eins der Epizentren. Auf dem Rückweg am Strand entlang komme ich an einer Bar mit
angenehmer und mal nicht zu lauter Livemusik vorbei. Sie heißt „Why
not“. Ich kann einfach nicht widerstehen. Warum auch nicht? Ich kann ja
morgen ausschlafen. Um elf beginnt die allabendliche Fireshow. Irgendwann
nach eins sehe ich zum letzten Mal auf die Uhr. Auch allein für diesen
Abend hat sich die Reise schon gelohnt. Mein schönster Abend seit Wochen,
nein, seit Monaten. Ich bin locker und entspannt. Nur meine lieben Freunde
von zu Hause fehlen mir. Schade, daß sie nicht hier sein können. Aber
ich mache die Bekanntschaft vieler freundlicher Menschen. Ich weiß nicht, wann ich dann tatsächlich zurück bin. Die
Erinnerung ist mehr oder weniger geringfügig verschwommen und überhaupt
etwas undeutlich geworden. Einige tausend Kalorien später mache ich mich
jedenfalls auf den Rückweg, am Strand entlang. Das Wasser ist immer noch
warm. Komisch, irgendwie haben die hier inzwischen die Nummern der Häuschen
vertauscht. Zum Glück kommt (zufällig, jetzt, nachts, hier an dieser
Stelle?!) ein Engel in Form eines Hotelboys vorbei und hilft mir etwas bei
meiner Navigation. Der Weg ist inzwischen auch irgendwie verändert
worden. (Die Anlage ist aber auch so weitläufig, daß sich hier manche
Leute schon nüchtern nicht zurechtfänden.) 11. Tag, Mittwoch, 11.12.2013 Heute ist ein ganz besonderes einmaliges Datum: 11. Dezember 2013.
11.12.13! Heute sollte man heiraten - oder sonst etwas ganz Besonderes,
Einmaliges, Überragendes tun! Der Typ im Spiegel sieht ganz schön schlimm aus, aber OK, ich
rasiere ihn trotzdem. Zum Glück kenne ich ja keinen Brummschädel am
Morgen danach. So gut wie nie. (Harald konnte sich immer wieder darüber
aufregen.) Das Wichtigste eines solchen Abends ist, daß man sich am nächsten
Morgen gerne und an alles erinnern kann. Und das tue ich! Es war also ein
schöner Abend. Wie immer ist es sonnig und angenehm warm. Aus meiner Badewanne
kann ich quer durchs Wohnzimmer das Meer sehen. Was will eine unschuldige
Seele wie ich mehr? Nach einer kurzen Wanderung am Wasser entlang folgt ein erneut
geruhsames Frühstück, ohne Hetze und ohne ständigen Blick auf die Uhr. Dann ziehe ich mich bald ins Zimmer zurück. Draußen ist es viel
zu heiß, unerträglich heiß. Obwohl es erst Vormittag ist! Es genügt
mir, dem Meer und den leichten Wellen zuzusehen, dem leichten Rauschen des
Windes in den Blättern der Bäume zuzuhören und einfach meine Gedanken
herumschweifen zu lassen. Mit einem Wort: Ich genieße die Kontemplation. Ein wundervoller, entspannter halber Tag. Viel zu schnell ist es
drei und ich laß mich mit dem Hotel-Nissan nach Saladan, dem Hauptort im
Norden der schmalen langgezogenen Insel fahren. Ich bin der einzige
Fahrgast. Eine dreiviertel Stunde Fahrtzeit auf einer miserablen Straße
vom einen Ende der Insel ans andere. Ich bummle an den vielen Verkaufsständen vorbei und trödle
einfach herum. Um halbsieben geht es zurück. Jetzt weiß ich auch, warum
Locki, mein Fahrer, mich überreden wollte, etwas früher zurückzufahren.
Denn jetzt erkenne ich erst, wie schmal die Straße ist. Und daß es ständig
auf und ab geht. Dazu reichlich viele Kurven. Alle fahren hier, sagen wir
mal, etwas unkonzentriert, oder ist „individuell“ die dafür
treffendere Bezeichnung? Locki fährt jetzt im Dunkeln noch sehr viel
vorsichtiger und noch konzentrierter (und langsamer), als auf dem Hinweg. Mein Abend verläuft exakt wie der gestrige, nur deutlich weniger
exzessiv. Mein neuer Busenfreund „Erik from Sweden“ ist auch wieder da
und wartet schon auf mich. Trotzdem, um elf liege ich schon wieder brav in
meinem Bettchen. 12. Tag, Donnerstag, 12. Dezember 2013 Another Day in Paradise! Obwohl ich heute mal wieder früh
aufstehen muß. Um sieben Uhr ist die Nacht zu Ende. Aber je eher man
aufsteht, umso mehr bekommt man vom Tag geschenkt. Pünktlich um neun begebe ich mich zum Strand und warte auf das
Boot, das mich abholt. Ich habe die 4-Island-Tour mit einem Speedboat
gebucht. (1.600 Baht/40 EUR). Ich bin der Letzte, der an einer Reihe Hotels aufgenommen wird.
(Und der Erste, der später wieder abgesetzt wird.) Fünf Pärchen und
drei Leute Besatzung sind außer mir an Bord.
Wie versprochen werden vier ganz unterschiedliche Inseln
angefahren. Mann, hat Koh Lanta schöne Strände! Jetzt, hier vom Wasser
aus, sieht man es noch viel deutlicher. Einsam und überhaupt wie aus dem
Bilderbuch. Stille einsame Buchten, blaues glasklares Wasser, glitzernde
weiße Wellen, feiner gelber Sand, sich biegende Palmen... (Apropos, unter Palmen stets auf runterfallende Kokosnüsse achten!
Weiß man ja, daß mehr Menschen davon erschlagen als von Haien getötet
werden.) Erst geht es zum Schnorcheln, dann zu einer weiteren Insel mit
einer Höhle, dann zum Mittagessen am Strand einer romantischen Insel und
nochmal zum Schnorcheln. Zum Abschluß gibt es noch einen kurzen Stopp an
einer Insel mit einer senkrecht abfallenden Wand, an der sich unzählige
Riesen-Fledermäuse festhalten. Um kurz nach drei sind wir zurück.
Ich ruhe mich erstmal etwas aus und plansche danach etwas im
warmen Meer herum. (Schade, einziges Mal auf dieser Reise.) Die Mittagshitze war wieder sehr heftig. Ich nehme mir vor, Morgen
mal nichts zu unternehmen. Zwei Schweizer, die offenbar schon oft hier in
Thailand waren, erklären mir, daß Januar und Februar die beste Reisezeit
für Südthailand ist, weil es dann nicht ganz so heiß ist (Winter) und
weniger Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Ich weiß, eigentlich ist es langweilig, aber der Abend verläuft
exakt wie der andere vorher. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Ich
auch. Ich wußte es gar nicht mehr, wieviel Spaß es macht, bei
Mondschein mit den Füßen im Meer zu stehen, meiner Lieblingsmusik im
MP3-Player zuzuhören, ins warme Wasser zu pinkeln und dabei
Sternschnuppen zu beobachten. Das Meer zeigt sich allerdings von alledem
weiterhin völlig unbeeindruckt. Am Hotel erwartet mich eine dicke graubraune Kröte auf der Treppe.
Aber ich muß sie ja nicht schlucken. Diesmal liege ich schon um neun im
Bett. 13. Tag, Freitag, 13.12.2013 Aufpassen, heute ist gleich noch einmal ein besonderes Datum:
Freitag, der dreizehnte! Gleich zweimal die Dreizehn. Aber ich habe ja
immer Glück! Deshalb ist es eher ein Glückstag für mich. Obwohl ich
schon wieder etwas Besonderes vorhabe. Aber erst einmal frühstücke ich
ganz in Ruhe. Die Hotelanlage gefällt mir immer mehr und ich bin ganz zufrieden.
Bestimmt werde ich mein Badezimmer bzw. den Blick von dort durchs
Wohnzimmer aufs Meer am meisten vermissen. Das sind hier wirklich unzählige (121) Häuschen mit je vier großen
Zimmern oder „Villen“, einem sehr schönen großen Pool, und vielen,
vielen kleinen und großen Steintreppen - und noch mehr Stufen. Alles
schattig unter Bäumen und Palmen.
Über mir ist eine Familie mit Kleinkind eingezogen und ich weiß
jetzt, wie sich ferngelenkte Raketenwerfer, Feuerwehrautos im Einsatz und
feindliche Weltraumschiffe anhören. Deshalb ist es gut, daß ich mich
schon gestern Abend für eine neue Herausforderung (Achtung! Gefahr
droht!) entschieden habe: Zur Anmietung eines - Rollers! Ausruhen kann ich
immer noch, wenn ich tot bin! Ich mach mich nach dem Frühstück gleich um
neun auf die Socken. Der feine Sand in den noch feuchten Schlappen nervt
etwas. Auf der Landstraße laufe ich in den winzigen Ort vor und miete mir
dort für runtergehandelte 600 Baht/15 EUR (für drei Tage, insgesamt!)
einen kleinen roten 125er Honda-Roller mit 15.000 km auf der Uhr. (Ein
Honda-Click, Neupreis umgerechnet ca. 1.250 EUR, Automatikgetriebe,
offenbar über 90 km/h schnell). Mein Führerschein? Ist hier nicht nötig.
Paß genügt. Aha, deshalb hat in Thailand kaum jemand einen Führerschein.
Jetzt wird mir auch klar, warum die Leute hier so unüberlegt bzw. riskant
fahren, und warum das Land in der Verkehrsunfallstatistik weltweit einen
mich traurigmachenden sechsten Platz einnimmt. Die
dunkle Seite des Traumlandes - thailandprivat.com Wer hier in Thailand aktiv am Verkehr teilnimmt, sollte sich also
des erhöhten Risikos bewußt sein. Ich „tanke“ gleich noch zwei Flaschen Benzin. Ja, Roller
bekommen ihr Benzin aus ehemals leeren gläsernen Getränkeflaschen, die
jetzt etwa einen halben Liter Sprit enthalten. Das ist dann doppelt so
teuer, wie an der Tankstelle, aber eben hier so üblich. Mein neuer Freund, der Roller, verspricht mir unterdessen, auf mich
aufzupassen und nichts Schlimmes passieren zu lassen, sodaß ich den
angebotenen Helm dankend ablehne. Dabei sind mir schon ein paarmal Leute
mit teilweise schlimmen Schürfwunden und dicken Verbänden aufgefallen.
Naja, ich vertraue meinem Freund; ein bißchen Risiko besteht schließlich
bei allem. Ich fahre erstmal Richtung Südende der Insel. Unterwegs halte ich
an einem Elefantencamp und buche eine Wanderung durch den Dschungel zu
einer Höhle und an einem Bach entlang zu einem Wasserfall. Ein
freundliches deutsches Ehepaar mit Kind, ein Amerikanisches auf
Hochzeitsreise, und eine junge Führerin kommen mit. Wir sind also zu
siebt.
Die Zikaden sind wieder sehr laut. Hier im Urwald noch ein bißchen
mehr als sonst. Tausendfüßler gibt es auch genug auf unserm Weg. Auch
eine ganz schön große schwarze Schlange. Sie schlängelt sich direkt vor
meinen Füßen blitzschnell quer über den Weg. Ich bekomme einen ganz schönen
Schreck. Sie wahrscheinlich auch. Weil ich der letzte in unserer kleinen
Gruppe bin und mal wieder etwas hinterhertrödle, bekomme ich sie als
einziger mit. Die andern ärgern sich und sind (glaube ich) etwas
neidisch. Der Weg ist überhaupt etwas abenteuerlich. Mehrmals muß ein Bach
durchwatet oder auf wackligen Steinen überquert werden. Da darf man nicht
zimperlich sein. Michael aus Freiburg verletzt sich ganz winzig am Fuß
und sofort sitzt ein ekliger glitschiger Blutegel auf der Wunde. Später folgt ein neuerlicher Ritt auf einem Elefanten, der dritte
auf dieser Reise. Unterwegs sprüht er dauernd ekligen Wasserschleim aus
seinem Rüssel, am liebsten in meine Richtung hoch. Hat er vielleicht
Schnupfen? Leider spricht er kein Englisch. Und der Mahmut auch nicht. Ich
weiß also nicht, warum er das macht. Wir kommen erstmal durch eine Gummibaum-Plantage. Ja, OK, es sind
„Kautschukbäume“! Jeder Baum ist angeritzt und hat unterhalb der
„Wunde“ einen Becher hängen, in den der Milchsaft hineinläuft.
(Thailand soll der weltgrößte Kautschuk-Exporteur sein. Und für Ananas
auch.)
Teakbäume wachsen hier auch. Der Weg später durch den Urwald ist
so miserabel, daß ich hier noch nicht einmal selbst laufen wollte. Ich
bedauere unseren Elefanten, der arme hat es hier wirklich nicht leicht.
(Alles zusammen, Wanderung und Elefant, kostet 900 Baht/ 22 EUR, plus 100
Baht für Elefantenfutter.) Danach fahre ich mit dem Roller noch ein paar Kilometer weiter
runter nach Süden, bis ans Ende unserer Insel. Eine Herde frecher Affen
tollt hier herum. Steigungen bis zu 19%. Wow, nicht schlecht. Haben wir das
eigentlich auch? Die schmale einsame Straße ist hier dauernd steil oder
hat reichlich enge Kurven - oder beides. Hier unten im Süden gibt es überhaupt
hohe Berge und ein Naturschutzgebiet. Am Parkeingang wende ich und fahre zurück. Eintritt kostet 220
Baht/5,50 EUR. Das mach ich lieber später in Ruhe. Nach einer kurzen Ruhepause im Hotelzimmer fahre ich weiter rauf
nach Norden, zwanzig Kilometer nach Saladan. Das meiste Touristenleben
spielt sich hier an der Westküste ab. Die Straße läuft am Meer oder in
der Nähe entlang. An der Ostküste gibt es eine ähnliche Straße, aber
kaum Tourismus. Dort ist auch die „Old Town“. Das sehe ich mir alles
demnächst noch an. Ich bummle etwas herum, trinke etwas, quatsche mit ein paar Leuten,
buche mir für Morgen eine Bootstour und laß mir von Fatima meine Haare
schneiden. (200 Baht/5 EUR plus Tipp.) Zur hiesigen Fahrweise, speziell hier auf Koh Lanta: Es empfiehlt
sich, gleichermaßen voraussehend und nach hinten schauend zu fahren, weil
die Straße schlecht ist und alle wie verrückt fahren und
„unkonventionell“ überholen. Unzählige Schlaglöcher gibt‘s als
kostenlose Zugabe; sie lauern auf unvorsichtige Leute. Dazu unzählige
TukTuks. Das sind hier normale Kleinroller, die an der Seite einen
Beiwagen haben, in den drei, vier, sechs, acht Leute hineinpassen, je
nachdem, wie stark man sie hineinpreßt. Oder sie transportieren Waren.
Viele Frauen sitzen am Lenker. Die Moskitos sind hier besonders heimtückisch, weil sie so klein
und fast unsichtbar sind. Deshalb sind sie auch kaum zu hören. Um sechs Uhr bin ich zurück, mach mich stadtfein und bummle/wate
am Strand entlang zum Abendessen. Diesmal esse ich nicht im Restaurant
nebenan, sondern gleich in „meiner“ Bar. Why not? Nudelsuppe und gut
gewürzten American Rice mit Gemüse. Zwei große Singha zum Runter- bzw.
Nachspülen. Das genügt dann aber auch. (Übrigens, in Thailand kommen
alle bestellten Gerichte meistens auf einmal auf den Tisch. Das gibt einem
die Möglichkeit, gleichzeitig von allem zu essen.) Um zehn bin ich zurück. 14. Tag, Samstag, 14.12.2013 Schade, heute ist letzter Tag. Um halbacht stehe ich auf. Ich weiß
jetzt schon, wie sehr ich mein Badezimmer vermissen werde. Das Wetter ist wie jeden Tag. Die Leute wissen gar nicht, wie gut
sie es hier haben. Immer Sonne und warm, nie wirklich kalt. OK, im Sommer
wird es etwas heiß. Und die zwei Monate Monsun sollen auch nicht so
schlimm sein. Oft schon wurde ich unterwegs gefragt, wie sich Schnee anfühlt.
(Wie erklärt man „Schnee“ am eindrucksvollsten? Egal wie, man sieht
es ihnen an, die Leute können ihn sich nur schwer vorstellen.) Heute klappere ich die Ostküste ab. Die Straße ist hier noch
etwas schlechter. Sehr tiefe Schlaglöcher, die durchaus auch schon mal
gerne meinen Roller, OK, das Rad meines Rollers, verschlingen würden.
Ich fahre bis ans Ende im Süden und dann bis Saladan rauf und auf
meiner Seite wieder zurück. Unterwegs lasse ich lieber nochmal zwei
Flaschen reingluckern. Mopeds und Roller trinken übrigens alle aus der
Flasche. Für Autos gibt es ein paar kleine Tankstellen. Immer noch keine Nachricht wegen der Abholung morgen. Ich rufe
meine Reisebetreuerin in Indien an. Leider nimmt sie meinen Anruf nicht
an. Ist ja auch Samstagnachmittag. Also sende ich ihr eine Nachricht. Bis ich Antwort bekomme, suche ich noch mal ein paar meiner
Lieblingsstellen hier im Park auf. Die gemütliche Sitzgruppe am kleinen
Teich unter schattigen Bäumen, einsam, und vor allem temperaturmäßig
erträglich, gefällt mir am besten. Auch hier werde ich mit feuchten, kühlen
Handtüchern und Getränken versorgt. Ich sehe den Fischen dabei zu, wie
sie sich im Wasser aalen. Jeder einzelne verabschiedet sich von mir. Am
Pool und unten am Strand wäre es jetzt viel zu heiß. Mir fällt ein Wort
ein: Paradiesisch schön. Vom Hotel kommt zum Abschied noch eine Flasche Rotwein. Jetzt am
letzten statt am ersten Abend! Ich nehme sie morgen im Gepäck mit. SMS
aus Indien, daß die Abholung Morgen rechtzeitig gegen halbvier erfolgen
wird. Einfaches Abendessen (nur Nudeln mit Gemüse und ein paar kleine
Bier) in der Why not-Bar. Junior, der Chef, begrüßt mich inzwischen wie
einen Freund, immer mit einem freundlichen „Brother“ und Faust gegen
Faust. Um zwölf, nach der Fireshow, bin ich zurück.
Die Rezeption hat mir eine Nachricht unter der Zimmertür
durchgeschoben, daß ich Morgen später auschecken darf. So wird es
deutlich bequemer mit dem Packen. Finde ich recht großzügig. Endlich sehe ich mal wieder eine uralte OCC-Folge, wo noch heile
Welt ist. 15. Tag, Sonntag, 15.12.2013 Klingt abgedroschen, ist aber so: „Time to say good bye“. Das
war hier ein ganz komfortables Resort, wirklich recht zufriedenstellend.
Sieben Uhr aufstehen. Ein letztes Mal das gute Frühstück mit meinen
geliebten Eggs Benedict. Um halbzehn fahre ich zur Südspitze und dem Leuchtturm runter, und
„tanke“ unterwegs noch einmal drei Flaschen. Jetzt bezahle ich auch
den Eintritt.
Dann geht es wieder nach Saladan, es gibt halt nur die beiden Küstenstraßen
auf der Insel. Unterwegs sehe ich noch einmal eine Affenherde und kann die
extra für sie mitgebrachten Bananen an sie verfüttern. Ach, ist es schön: - Naßgeschwitzte Klamotten im Fahrtwind trocknen zu lassen, - um ein Schlagloch heil drum rumgefahren zu sein, - schneller als die meisten andern zu sein, - das Meer zu sehen, - die Sonnenwärme zu genießen, - die Haare vom Fahrtwind glatt nach hinten geweht zu bekommen... Zum Abschluß gönne ich mir nochmal eine letzte Massage für 400
Baht/ 10 EUR. Inzwischen brauche ich für die zwanzig Kilometer nur noch fünfundzwanzig
Minuten. Ich gebe den Roller etwas wehmütig ab. Hundertsechsundachtzig
Kilometer gefahren. Hier noch ein Wort zur Fahrpraxis hier auf der Insel: Jeder fährt
hier Roller, Großmutter, Mutter und Kind, Männer jeden Alters sowieso, Führerschein
unnötig, alle leben in friedlicher Koexistenz miteinander. Gehupt wird
nie. Kaum jemand trägt einen Helm. Noch eine letzte Dusche, dann packe ich meine Klamotten zusammen.
Um halbdrei sage ich meinem Zimmer Auf Wiedersehen und checke vorne in der
Rezeption aus. Ich hatte ja etwas Sorge, ob ich es kürzlich nicht etwa
falsch verstanden habe, aber es stimmt tatsächlich: Die Hin- und Rückfahrt
im großen schwarzen, blitzsauberen, neuwertigen, klimananlagengekühlten
Nissan-SUV, mit uniformiertem Fahrer, kostet wirklich nur 400 Baht/ 10
EUR. Das ist geradezu geschenkt. Das Auto war immerhin fast drei Stunden
unterwegs. Im Hotel werde ich sehr freundlich verabschiedet. Das Personal war
überhaupt sehr hilfsbereit. Pünktlich um halbvier werde ich vom selben Fahrer und Auto
abgeholt und denselben Weg zurückgebracht wie auf dem Herweg. Wieder die
beiden vergammelten Fähren unterwegs. Doch wir haben beide Male erneut
unglaubliches Glück und erreichen das andere Ufer jeweils heil und
unverletzt! Dazu sind wir bei der ersten Fähre das vorletzte und bei der
zweiten das letzte Auto, die noch drauf dürfen. Die Schwimmwesten sind
als schattenspendender Sonnenschutz oben an den gebogenen Dachgestellen
festgebunden! Eigentlich sehr pragmatisch. Schatten braucht man schließlich
jeden Tag… Der Fahrer schenkt mir unterwegs sogar eine Flasche Wasser. Ich war
wirklich durstig und hatte dummerweise das gesamte thailändische Geld im
Hotel gelassen. Er gibt sich alle Mühe, einen neuen Schnelligkeitsrekord
aufzustellen. Dazu bekomme ich auch noch einen heftigen Wolkenbruch mit
etwas Blitz und Donner geschenkt. Ich bedaure die unzähligen armen
Zweiradfahrer! Quiek, quiek, quiek, die beiden Scheibenwischer freuen sich so
sehr, daß sie ihre Daseinsberechtigung endlich mal wieder beweisen dürfen. Exakt zwei Stunden später erreichen wir heil und unverletzt den
winzigen Airport in Krabi. Leider verspätet sich der Start der Maschine um genau eine Stunde.
Der Typ neben mir im Flieger stinkt heftig nach Knoblauch. Und hustet
dauernd. Viele um mich herum sind erkältet. Der ekelhafte Typ direkt
hinter mir, unschwer als Schwede zu erkennen, zieht ständig lautstark den
Schleim in seiner Nase hoch. So kann man sich täuschen: Wie um meine weiter oben vorgebrachten
Weisheiten Lügen zu strafen, parkt unser Flieger als einer von ganz
wenigen draußen auf dem Vorfeld und wir fahren eine Ehrenrunde mit dem
Bus. Suvarnabhumi ist riesig. Es gibt vier Achsen, von einem Mittelpunkt
ausgehend. So ergeben sich enorm lange Wege zum Laufen. Oder man benutzt
einfach die langen Rollbänder.
König Artus kehrt nach Camelot heim… Elvis kommt nach Graceland zurück… Ken besucht Barbie in ihrer rosafarbenen Villa… So waren also ihre Gefühle. Da kann einfach kein Jumbo gegen
anstinken! Mit Bedauern fliege ich zurück in meine kleine kalte Welt zuhause.
Ich war gerne hier. Mein Qi (meine Lebensenergie) ist auch wieder in
Ordnung gebracht. Bisher war Thailand für mich ein Synonym für käuflichen Sex und
Kinderprostitution. (Schön blöd von mir!) So denken aber nur
engstirnige, voreingenommene Leute. Ich jedenfalls weiß es jetzt besser.
Thailand bedeutet vielmehr wunderschöne Natur in idyllischer Landschaft,
mit vielen freundlichen und hilfsbereiten Menschen. In Thailand kann man
immer noch zu günstigen Preisen für wenig Geld perfekten Urlaub machen
und sich wunderbar erholen. (Fragt sich nur, wie lange noch.) Und es gab
auf dieser Reise endlich mal keine Russen. Nur der Weg dorthin und zurück
ist für uns Europäer vielleicht etwas weit. Schade, daß ich wegen der
vielen oben genannten Vorurteile viel zu lange mit dieser Reise gezögert
habe. Sex und Prostitution (und Kriminalität) machen wahrscheinlich nur
den Bruchteil eines Prozents aus. 99,9 Prozent des thailändischen Lebens
werden davon gar nicht berührt. „Amazing Thailand“. Stimmt, Thailand
ist wirklich bezaubernd und faszinierend. Unsere Flugroute führt wie schon auf dem Hinweg über Kalkutta,
Delhi, Kaspisches Meer, Schwarzes Meer. Ich verschlafe das meiste des
Fluges, es ist ja auch ein Nachtflug. In Frankfurt landen wir um kurz nach
sechs, ein paar Minuten später als prognostiziert. Meine Tasche kommt
bald auf dem Band angerollt, dann noch schnell die warmen Sachen aus ihr
rauskramen und anziehen, die Jacke in der Gepäck-Aufbewahrung auslösen
(8 EUR), und dann sitze ich um zehn vor sieben schon im Bahnhof. Endlich
mal keine Hetzerei. Mein Zug kommt um 7:20 Uhr. Um halbneun bin ich
wohlbehalten zurück. Wieder alles gutgegangen. Nichts verloren oder kaputt gemacht.
Sonst auch keine unangenehmen Vorkommnisse. Ganz im Gegenteil. Nur Freude
gehabt. Ein wunderschöner Urlaub. Thailand ist tatsächlich so schön und
angenehm, wie es mir erzählt worden ist. Ich werde sicher noch öfters
hierher und überhaupt nach Südostasien fahren. Kambodscha, Laos,
Myanmar, Vietnam und viele andere Länder locken. Deshalb kann mein Fazit nur wie folgt lauten: Ich habe mich noch in
keinem anderen Land so wohl und frei gefühlt wie in Thailand. Menschen,
Essen, Verkehr, Kultur und Sehenswürdigkeiten, Landschaft und Natur –
alles war ausgesprochen angenehm. . . . . Zum Abschluß noch ein paar Details zu Thailand, die mir während
des Schreibens so eingefallen sind: Die Thais sprechen sich grundsätzlich beim Vornamen an, niemals
mit Familiennamen. Dem Vornamen wird bei der Anrede die Silbe Khun
(gleichzeitig für Herr oder Frau) vorangestellt. Man begrüßt sich nicht
mit Handschlag wie bei uns, sondern legt stattdessen seine Handflächen über
der Brust aneinander und verbeugt sich dazu. (Das ist die Begrüßungsform,
die Thailänder den „Wai" nennen.) Dabei gilt es, eine ganze Reihe
Feinheiten zu beachten, um die Begrüßung mehr ins Freundschaftliche oder
in die andere Richtung, ins Förmliche zu verschieben. Wichtig dabei: Als
Europäer dankt man z.B. dienstbaren Geistern im Hotel nicht jedem und
jedesmal mit einem Wai, sondern antwortet ihnen üblicherweise mit einem
freundlichen Kopfnicken. Prostitution habe ich überhaupt nur in Bangkok gesehen. Und auch
da nur ganz wenig. Nebenbei: Die meisten Kunden im Sex-Milieu sollen Thailänder
sein. Und weil das ihre Frauen gar nicht mögen, schneiden sie ihren Männern
gerne das wichtigste Utensil schnipp schnapp ab. www.shortnews.de,
21.11.2012: Thailand: Immer mehr Frauen schneiden ihren Männern den Penis ab Forscher in Thailand beschäftigen sich
derzeit mit einem Massenphänomen, denn immer mehr Frauen schneiden ihren
Männern die Penisse ab. („Frauen schneiden ihren Männern die
Penisse ab.“ Ich wußte bisher gar nicht, daß es Männer mit mehreren Penissen
gibt. Thailänder sind halt besonders gesegnet. Aber ob das wirklich
praktisch ist?) Ein „Farang“ ist ein Weißer, einer aus Europa oder USA. Alle
anderen Hautfarben haben weitere spezielle Bezeichnungen. Ein „Wat“ ist ein Tempel. „Koh“ oder „Ko“ heißt Insel. „Katoi“ (bzw. Katoy oder Kathoey) ist ein Ladyboy. Sicherheit, Sauberkeit, Ordnung, oder gar Perfektion sind Wörter,
die in Thailand klein, ziemlich klein geschrieben werden. „Janz wichtig“ und eins der wichtigsten Gebote in Thailand: Überall,
an allen Eingangstüren, (Wohnung, Appartement, Haus), auch vor den
kleinen Geschäften, und wenn sie noch so schmutzig und schäbig sind,
Schuhe ausziehen!! In allen Tempeln sowieso. Wer es, so wie ich, gerne etwas härter hat, fühlt sich hier in
Thailand gut aufgehoben. Alle Matratzen waren steinhart. Das liegt vor
allem auch daran, daß die Matratzen hier immer auf einem stabilen
Holzbrett liegen. Ich staune immer wieder, wie wenig und wie schlecht die Leute hier
Englisch sprechen, obwohl sie ja doch täglich mit Touristen in Berührung
kommen. Und zumal hier Spielfilme (und die internationalen Nachrichten) in
englischer Sprache laufen und grundsätzlich nicht synchronisiert werden.
(Stattdessen nur Untertitel in thailändischer Schrift.) Geckos (und auch schonmal andere Krabbeltiere) gibt es in jedem
Hotelzimmer. Aber die sind ja auch sehr nützlich. Ich habe nur ein einziges Cabrio (Mercedes SLK) gesehen. Mit
geschlossenem Dach. Auch ganz wichtig und interessant: Unsere Eurostecker passen überall
in Thailand! Dabei habe ich doch vorher irgendwo die Info bekommen, daß
man angeblich (US-)Adapter benötigen soll. In schwierigen Fällen kann
man sich in Thailand(!) eine kleine Steckdosenleiste billig kaufen. Ich bin ja stets risikobereit, aber ich würde es vermeiden, im
Dunkeln selbst herumzufahren. Wenn überhaupt… Pullover und überhaupt alle warmen Sachen waren unnötig. Auch die
Nächte sind warm. In Thailand sagt man… … sieh nicht nach nackten Menschen, weil Deine Augen sonst
anschwellen, … wirf kein Geld weg, weil Du sonst Deine Finger verlierst, … beiß Deine neuen Schuhe, um sie davon abzuhalten, Deine Füße
zu beißen, … Deine Finger werden abfallen, wenn Du mit ihnen auf einen
Regenbogen zeigst, … probier beim Kochen nicht vom Kochlöffel, weil sonst Deine
Kinder häßlich werden, … Unglück kommt in Dein Haus, wenn Du es durchs Fenster
betrittst. ~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier noch, last but not least, einen besonderen und längst überfälligen
Dank an meinen hochgeschätzten Freund und Administrator dieser Seite,
J.W.K., der unermüdlich und von Anfang an meine Reiseberichte auf dieser
Website eingestellt hat und sich stets geduldig meine Wünsche angehört
und erfüllt hat. (Meistens, nein, immer - ähh, fast immer.) Und hier noch eine Info: Unsere Bootstour
auf dem Shannon in Irland Ende Mai 2014 manifestiert sich inzwischen immer
mehr. (Damit will ich eigentlich nur sagen, daß wir sie wohl machen
werden.) Weiteres dazu demnächst hier. © 2013 Wilfried
R. Virmond Jegliche
kommerzielle Nutzung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung einschließlich
der Speicherung auf elektronischen oder sonstigen Datenträgern ist ausdrücklich
nur mit schriftlicher Zustimmung des Autors gestattet. Text und Fotos
sind grundsätzlich nur zum privaten Gebrauch bestimmt. |