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Reisebericht geht nicht! Wilfried
R. Virmond Wandel
und Wechsel liebt, (Das
Originalzitat Wotans aus der Oper „Das Rheingold“ von Richard Wagner Ich
fahre -
August/September 2013 -
Inhaltsverzeichnis: 21.08.2013
Flug nach Newark/New York 22.08.2013
Mit dem Fahrrad durch New York City 23.08.2013 Newark
- Medford 24.08.2013 Medford
- Somerset 25.08.2013 Somerset
- Hampton 26.08.2013 Hampton
- Rumford 27.08.2013 Rumford
- Conway 28.08.2013 Conway
- Lebanon 29.08.2013
Lebanon - Potterville 30.08.2013
Potterville – Brockville 31.08.2013
Brockville - Niagara Falls 01.09.2013
Ein Tag in Niagara Falls 02.09.2013 Niagara
Falls - Waterport 03.09.2013 Waterport
– Lake Placid 04.09.2013 Lake
Placid - Newburgh 05.09.2013 Newburgh
– Newark, Heimflug Tag 1 Mittwoch,
21. August 2013 Mittwoch-Morgen.
9:08 Uhr. Ein weiterer warmer sonniger Augusttag kündigt sich an. Der
Moment des Aufbruchs ist gekommen, mein neues Abenteuer beginnt. Gleich
bringt mich das Taxi zum Bahnhof. Mein Zug ist überpünktlich. Ich staune
unterwegs wirklich sehr, der Zugführer hält unseren Zug fahrplanmäßig
in Mainz Hbf an. Die Probleme der letzten Wochen (wegen urlaubender
Fahrdienstleiter und der dadurch verursachten Stellwerkprobleme) sind
offenbar über Nacht abgehakt. Dabei herrschte hier gestern noch Chaos.
Ich hätte keinen Tag eher losfahren dürfen. Allen Unkenrufen zum Trotz
und wider alles Erwarten geht die Bahnfahrt also gut, und ich komme pünktlich
in Frankfurt an. Ich
wäre ja zu gerne wieder in einem/einer A380 geflogen, aber das geht von
Deutschland aus nach NYC offenbar zurzeit nur mit Singapore Airlines –
doch da hätte ich keine wertvollen Meilen sammeln können. Und die
brauche ich im Dezember. Also fliege ich diesmal „nur“ mit einem Jumbo
747-400 der Lufthansa. (Ja, leider keiner der neuen 800er-Ausführung.)
Der
Security-Check am Frankfurter Flughafen ist wie immer schnell überstanden.
Diesmal muß ich keine besonderen Kontrollen durchleiden. Insgesamt habe
ich wieder Glück gehabt. Die US-Terrorwarnung von Anfang August 2013 hat
sich nicht bestätigt. Unser
Jumbo startet pünktlich gegen halb zwei. In NYC ist es jetzt erst
halbacht morgens. Unsere Flugzeit wird 7:45 Stunden für die 6.215
Kilometer betragen. Im
LH-Bordmagazin lese ich: "In diesem Monat jährt sich zum fünfundsiebzigsten
Mal der erste Nonstop-Flug, den die (viermotorige) Focke-Wulf-Fw 200 aus
deutscher Herstellung zwischen Berlin und New York vollbrachte". Es
ist also der richtige Zeitpunkt, daß ich mir NYC auch endlich mal ansehe.
So viel Zeit bleibt mir ja nun nicht mehr dafür, denn meine biologische
Uhr tickt – und ihre „Federspannung“ läßt schon deutlich nach. Im
Flieger sind sämtliche Plätze um mich herum besetzt. Wir überfliegen
Bonn und die rheinländischen Braunkohle-Reviere; Düsseldorf liegt rechts
unter uns. Ob Ingrid fühlt, daß ich gerade über sie hinwegfliege?
Weiter geht es zwischen Brüssel und Rotterdam hindurch. Deutlich erkenne
ich, unter uns ist Dover und der Ärmelkanal mit seiner schmalsten Stelle
- und die ist tatsächlich sehr schmal. Die
Themsemündung und London sieht man wegen der Wolken nur etwas undeutlich.
Weiter geht unser Flug an der englischen Südküste entlang. Dann noch
etwas Irland und flugs sind wir über dem Atlantik. Flugkapitän
Engel hält es nicht für nötig, sich aus dem Cockpit zu melden. Sein Co
auch nicht. Naja, Jumbopiloten verdienen ja auch mehr als jeder
Bundeskanzler resp. jede Bundeskanzlerin. Da kann man auch auf dem hohen
Roß sitzen. Im
leichten Bogen geht es südlich an Grönland vorbei und über Neufundland
hinweg. Maine und Bangor sehe ich auf der Karte, da werde ich in den nächsten
Tagen herumfahren. Jetzt ist es nicht mehr weit. Wir
fliegen inzwischen genau südlich und die amerikanische Ostküste ist die
ganze Zeit neben mir. Immer
noch nichts vom Käpt’n. Dann, ganz zum Schluß meldet er sich nur ganz
kurz aus seinem Cockpit. Das habe ich so armselig noch nie erlebt. Wir
landen auf dem Liberty Airport in Newark um 3:30 pm Ortszeit. In
Deutschland ist es jetzt bereits 21:30 Uhr. (Newark Liberty, JFK und
LaGuardia sind ungefähr gleich weit von Manhattan entfernt. JFK ist
deutlich unübersichtlicher. Und LaGuardia macht nur Inlandsflüge und
Kanada. Deshalb bin ich mit Newark sehr zufrieden.) Ich
bemühe mich, stets bei den Ersten zu sein, die ihren Flieger verlassen.
Hier in den USA noch mehr. Mitten in einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter
wetze ich wie in der Spitzengruppe beim Marathon los, um mich vor allen
andern an der Immigration Control anzustellen. Diese Taktik erspart einem
lange Wartezeit. Wenn die Flutwelle der übrigen 350 Leute aus unserem
Jumbo, gleichsam das „Hauptfeld“, erst einmal angerollt ist, kann es
dauern. Was heißt „kann“? Dann wird es dauern! Für
die Immigration Control Immigration brauche ich nur eine viertel Stunde,
aber dann stehen wir alle lange vor dem ewig leer laufenden Band, bis dann
endlich nach und nach und ab und zu Koffer und Taschen aus dem Orkus
angetrudelt kommen. Nach weiteren zwanzig Minuten bin ich dann endlich
draußen. Hier ist es glühend heiß. Zwei
Stunden nach der Landung fahre ich mit einem kleinen Shuttlebus in die
Stadt. Artin, unser armenischer Taxifahrer, ist ziemlich clever und smart.
Trotzdem benötigt er sein Handy als Navi. Um den Weg zu finden und um den
Polizeifunk abzuhören. Er erspart uns Mitfahrern auf ein paar
Schleichwegen einige Minuten Stau. Als Vorgeschmack auf New York bekommen
wir ein paar schöne Ausblicke auf Manhattans Skyline und auf Liberty
Island. Die Freiheitsstatue scheint mir zuzuwinken. Zweimal muß Maut
bezahlt werden. Weiter
geht es durch den Holland-Tunnel, der nach seinem damaligen Chefingenieur
benannt worden ist, und ein kurzes Stück durch die Stadt. Wir sind hier
im Financial District. Wallstreet ist gleich um die Ecke. Trotzdem, nach
viel Geld sieht es hier eher nicht aus. Kleine Geschäfte, Schnellimbisse,
Straßenverkäufer mit Anhängern, mobilen Kiosken, Handkarren. (Ja, OK,
die 5th Avenue und die Luxusgeschäfte mit ihrem Chichi und Bling-Bling
sind viel weiter oben, nördlicher, Nähe Central-Park.) Über alledem die
hochaufragenden Wolkenkratzer. 18
Uhr. 6 pm. Super, ich bin tatsächlich der allererste, der abgesetzt wird
- und unser Van ist übervoll. Wir sind am Hotel Gild Hall in der Gold
Street. Das Hotel wirkt klein zwischen den deutlich höheren Hochhäusern,
die es geradezu umzingeln. Es möchte ein Designhotel sein. Ist es aber
nicht. Ich frage und bekomme tatsächlich ein Zimmer in der obersten
Etage, die Achtzehnte. (Allerdings gibt es hier, wie meistens in den USA,
kein 13. Stockwerk.) Wie schon gleich befürchtet, kaum Aussicht aus
meinem Fenster. Später,
als ich mir den Grundriß und das Haus von unten ansehe, wird mir schnell
klar, daß ich hier an der schmalen Stirnseite des Hauses (und die Zimmer
unter mir) tatsächlich das einzige schöne Zimmer mit Aussicht hinunter
auf den winzigen Platz bekommen habe. Alle anderen Zimmer an der Längswand
blicken nur gegen eine höchstens fünf Meter entfernte Wand eines anderen
Hochhauses. Mein
Bett ist so breit wie lang. Jetzt fehlen nur noch ein paar junge
freundliche Damen auf meiner Spielwiese. Ich
staune über mich selbst, mein Zeitplan geht auf die Minute auf, denn ich
will noch zum „Ground Zero 9/11 Memorial“ rüberlaufen, das hier ganz
in der Nähe liegt. Ich habe gestern gerade noch rechtzeitig und eher zufällig
von zu Hause aus ein zwingend vorgeschriebenes Permit für das Zeitfenster
6:30 – 7:00 pm bestellt. Häuserschluchten
in Lower Manhattan. Nachdem ich wieder unten bin, erkenne ich sofort, wie
das gemeint ist. Die Wolkenkratzer ragen an beiden Seiten unendlich hoch
auf. Hier unten strömt der Verkehr wie Bäche und Flüsse in einem Tal.
Dunkel ist es hier, solange die Sonne nicht hineinstrahlt. Und alle sehen
irgendwie gleich aus. Da muß man sich erstmal drin zu Recht finden. Als
zweites fällt mir auf, daß sich die meisten Fußgänger von einer roten
Ampel nur sehr selten aufhalten lassen. Der
Eintritt ins WTC ist kostenlos. Aber man muß zwei Dollar „Service
Fee“ für den Visitor Pass bezahlen. Und man muß sich vorher übers
Internet anmelden, die gewünschte Zeit (jeweils eine halbe Stunde)
angeben und per Kreditkarte im voraus bezahlen. Naja, die Amis machen es
einem halt nicht leicht. Schon gar nicht, wenn es um ihr Heiligtum WTC
geht. Ich
eile an der ebenso winzigen wie altehrwürdigen berühmten St. Paul’s
Chapel vorbei, die nach dem 11. September zu neuer Würdigung kam. Leider
ist sie zurzeit wegen Bauarbeiten geschlossen. St.
Paul's Chapel (Manhattan) – Wikipedia Pünktlich
um kurz nach halbsieben bin ich da und muß erstmal jede Menge Kontrollen
und den üblichen Security-Check überstehen. (Leider
findet man beim Scannen schon wieder ein Messer in meinem Rucksack! An das
ich mal wieder nicht mehr gedacht hatte. Ach ja, von heute Morgen, ist mir
„zugelaufen“, von der LH. Fuck! Schon wieder aufgefallen. Und das
ausgerechnet hier an dieser sensiblen Stelle. Aber, wie immer, ich habe Glück
und darf es tatsächlich behalten. Und werde noch nicht mal abgeführt.) Die
Gedenkstätte ist wahrhaft überwältigend. Man weiß ja, daß an der
Stelle der beiden früheren Tower jetzt zwei großflächige Wasserbecken
sind. Gewaltige Mengen Wasser fließen ununterbrochen von den vier Rändern
wie riesige Wasserfälle hinein und dann noch einmal in ein weiteres
innenliegendes Becken. So imposant habe ich es mir aber nicht vorgestellt.
Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Sämtliche Namen der dabei unmittelbar
und mittelbar gestorbenen Menschen wurden im Blech am Rand der
Wasserbecken eingraviert. In manchen steckt eine Blüte. Von Angehörigen
oder Freunden. Ergreifend. Und wer dies nicht empfindet, hat keine Gefühle.
Um
mich herum die fast fertiggestellten neuen Türme des World Trade Center,
allen voran natürlich der gläserne Turm des „1WTC“. Gänsehautfeeling
pur.
National
September 11 Memorial and Museum – Wikipedia ground
zero memorial wikipedia - Google-Suche (Fotos) One
World Trade Center – Wikipedia http://goo.gl/maps/JmO9Q
(Link zur 360° Panorama-Ansicht) Tower
1 ist fast fertig, jedenfalls von außen. Die andern Türme sind auch
fertig und zum Großteil wohl auch schon bewohnt. Obwohl
hier so viele Menschen sterben mußten, fühle ich doch keine schlechten
Strahlen. Ganz im Gegenteil. Die Seelen der Toten sind offenbar
einverstanden mit der architektonischen Umsetzung. Mir
fallen die unzähligen Linienflugzeuge auf, die hier die Stadt überfliegen.
Wie will man eigentlich einen neuen Anschlag verhindern? Im
„National September 11 Memorial and Museum“ nebenan steht Paulies 9/11
Motorrad „Never forget“. Gut, daß ich diese OCC-Folge gesehen habe.
American
Chopper | National September 11 Memorial & Museum Leider
ist alles ringsum noch riesige Baustelle. Wenn es mal fertig ist, wird es
noch viel schöner hier sein. Eigentlich
hatte ich daran gedacht, jetzt anschließend von hier aus noch mit der
Metro (U-Bahn) zum Empire State Building (mit einmal Umsteigen) zu fahren,
aber das wäre doch eindeutig übertrieben. Morgen kann ich das viel
besser bewerkstelligen. Deshalb
schlendere ich ganz gemütlich und entspannt zurück zum Hotel. Es ist
dunkel geworden. Ich bin sehr erleichtert, daß heute wirklich alles
perfekt nach Plan gelaufen ist. Da hätte nur eines der vielen Zahnrädchen
haken müssen. Offenbar
kennt man es in NYC nicht, daß man auch draußen essen kann. OK, es gibt
auch nirgendwo Platz in den engen Straßen. (Die „Streets“ sind alle
sehr eng und zwischen den Hochhäusern noch viel mehr.) Deshalb hole ich
mir unterwegs einen Atlantik-Burger bei BurgerKing und verspeise ihn auf
einer der vielen steinernen Bänke des kleinen Zuccotti Park sitzend.
(Dieses Menü hat die wenigsten Kalorien, „nur“ 1.080 kcal.) Hier ist
offenbar ein Treffpunkt vieler Homeless People. Eigentlich
möchte ich noch meine Willkommens-Zigarre rauchen, entscheide mich dann
aber doch dagegen, es ist immerhin bald zehn Uhr abends und schon vier Uhr
(morgens) Zuhausezeit. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Hier
draußen ist es immer noch deutlich über 30 Grad warm. Im
Hotelzimmer kann ich mein Fenster öffnen! Es läßt sich zwar nur ein Stück
hochschieben, aber immerhin. Wahnsinn! Im 18. Stock! Für Morgen wird
Regen angekündigt. Nicht schlimm, dann fahre ich halt mit der U-Bahn in
der Stadt herum. Müllermilch (ja unser „Müllermilch“) macht hier
Reklame im TV. Also
dann: Gute Nacht. War ein langer aufregender Tag. Bis morgen. Tag
2 Donnerstag,
22. August 2013 Guten
Morgen ihr alle da draußen. Ich habe selten in einer ersten Hotelnacht so
gut geschlafen. Bett und Kissen waren perfekt. Jetzt fehlt nur noch das
Breakfast. „The city that never sleeps“? Naja,
hier um mich herum hat alles geschlafen. Nur ein paar Müllwagen waren am
frühen Morgen zu sehen, die die Millionen zu Bergen aufgestapelten vollen
Müllsacke am Straßenrand eingesammelt haben. Mülltonnen kennt man hier
eher weniger. Um
sechs stehe ich auf. Das ist normal, die innere Uhr, („Uhr“ habe ich
gesagt - nicht „Schweinehund“?), also mein Zeitsinn muß sich erst neu
einpendeln. Es ist draußen schon hell geworden. Die ersten wenigen Autos
sind zu hören. Der Himmel blickt tatsächlich etwas wolkig auf mich
herunter. Mein
Badezimmer ist auch OK, alles funktioniert einwandfrei. Auch die Handtücher
sind dick genug. (Kürzlich, vor drei, vier Tagen, noch in Deutschland,
hatten wir ja nur Hand"tücher", also ganz dünne schäbige.
Beim nächsten Besuch werden wir dorthin eigene Handtücher mitnehmen.) Das
Haus neben mir hat (gezählte!) fünfzig Etagen. Die andern um mich herum
auch ähnlich viele. Da kommt man sich klein vor.
Mein
Frühstück nehme ich im Subway. Ich bestelle das kleinste, kürzeste
Sandwich, und es hat trotzdem mindestens 700 kcal. (Ich
mag Subway und Starbucks nicht. Tausend Fragen und Entscheidungen bis zum
Ziel. Und den bekloppten Starbucks-Leuten immer einen erfundenen Vornamen
nennen müssen. Also, für mich ist das nichts. Bin schon zu alt für so
einen Quatsch.) Nach
dem anstrengenden Verzehr, (alles wollte an allen Seiten ständig
rausflutschen), laufe ich zum Broadway und zur Trinity Church und sehe mir
diese auch von innen an.
Trinity
Church (New York City) – Wikipedia Danach
komme ich an der NYSE-Börse vorbei, die ringsum weitläufig hermetisch für
alle Fahrzeuge abgeriegelt ist und schwer bewacht wird. Ich bin froh, daß
man mich nicht gleich erschießt oder mich gar festnimmt. Nur weil ich
dumm gucke oder sogar ein Foto mache. Jetzt
kommt der gestern schon avisierte Regen. Ich suche erst einmal Zuflucht
bei McDonald’s und trinke einen Kaffee. Nach einer halben Stunde kann
ich weiter zum berühmten und schwer bewachten Charging Bull am Bowling
Green-Park. Er lacht und freut sich offenbar über die vielen Menschen um
ihn herum. Der
gewaltige Bulle soll ein angeblicher „Scherz“ des Bildhauers Arturo Di
Modica sein. Für einen Scherz dürfte die riesige lebensgroße Figur aus
Bronze allerdings etwas zu schwer sein. Und zu teuer. Es
sollen übrigens noch ein paar gleiche Bullen in anderen Städten
aufgestellt sein, einer in Shanghai. Die
Figur ist nicht nur überlebensgroß, sondern auch lebensecht, mit allen
Details, auch diesen, die man normalerweise einem Jungbullen möglichst früh
abschneidet, um ihn zukünftig statt eines wilden Stieres einen willfährigen
Ochsen werden zu lassen. Es
herrscht ein unglaublicher Andrang, nein, Ansturm, die Statue ist immer
von hunderten Menschen umzingelt. Ich habe keine Chance auf ein vernünftiges
Foto. Übliche Vorgehensweise hier: Man muß sich in einer langen Reihe
anstellen, läßt sich vorne angekommen von seinen mitgekommenen Freunden
oder Familienmitgliedern fotografieren und wird dann sofort von den andern
Leuten weggedrängelt, ähh, weggebissen. Ich verspüre wenig Lust, einen
Fremden deswegen anzusprechen. Die sind hier sowieso alle viele zu
aufgeregt. (Dagegen muß ich jede Menge Leute mit ihren Kameras knipsen.) Vor
allem Asiaten tummeln sich hier, aber auch Inder, Pakistani,
Lateinamerikaner. Jeder muß ihm mal hinten unten an die Ei…, ähm, an
die edlen Teile fassen und dabei mehr oder weniger verschämt grinsen.
Alte Frauen wie junge Mädchen. Männer natürlich erst recht. Als ob es
ihre Potenz stärken könnte… Wahnsinn,
man müßte dafür Eintritt nehmen. Wahrscheinlich gibt es hier soviel
Gedränge wie an der Freiheitsstatue. https://www.google.de/bulle
(Fotos) Mir
fällt auf, fast alle Hochhäuser und viele Wolkenkratzer sind eine
Baustelle. Ständig muß man sich an Baugerüsten vorbeiquetschen oder
unter dunklen Bretterschutzdächern laufen. Manchmal ist der Bürgersteig
sogar ganz gesperrt. Überall wird renoviert oder umgebaut. Und
noch etwas bemerkt man hier sofort: New York geht nur „hochkant“.
Alles ist einfach nur groooß! Und hooooch! So viele Hochkantfotos habe
ich noch nie gemacht. Danach
laufe ich rüber zum East River und miete mir ein schwarzes Fahrrad für völlig
überzogene 53 Dollar. (Ein „Performance Hybrid/Mountain Bike“. Was,
bitte, ist daran „Hybrid“?) Emily bleibt hart und gewährt mir keinen
Nachlaß. Ich habe keine Lust, woanders noch zu fragen. (Dabei kostet eine
GoldWing vielleicht um die 150 Dollar am Tag.) 21-Gang-Schaltung und ein
schwules Körbchen vorne am Lenker. Flaschenhalter und Gepäckträger. Ein
Bügelschloß gibt es auch dazu. Den doofen Helm lehne ich ab. Technisch
ist alles einwandfrei, alles funktioniert. Erst
einmal fahre ich auf und über die weltbekannte Brooklyn Bridge. Längst
ist es wieder heiß und sonnig geworden. Unheimlich viele Leute tummeln
sich hier. Der lebhafte Autoverkehr läuft eine Etage unter uns und kostet
offenbar keine Maut. Hier oben kann man schon gleich die weltweit
einmalige Skyline bewundern. Ich muß mich dazu nur umdrehen. (Noch viel
besser bzw. einfacher dürfte es daher in umgekehrter Richtung sein, von
Brooklyn nach Downtown.) Wieder winkt mir Miss Liberty von weitem zu.
‚Gib Gummi!‘ scheint sie mir dabei zuzurufen. Und wedelt dazu mit
ihrer Fackel herum.
Drüben,
an der berühmten „Brooklyn Icecream Factory“, bewundere ich ausgiebig
das berühmte Panorama auf der gegenüberliegenden Seite. Manhattan! New
York Skyline! Sehr beeindruckend. Wollte ich mein halbes Leben lang sehen.
Ach was, mein ganzes Leben! Wenn ich jetzt genügend Zeit hätte, würde
ich mich hier am liebsten ganz gemütlich auf eine der Bänke setzen, mir
ausnahmsweise ein Eis genehmigen und in Ruhe dabei, nein, danach, meine
Zigarre rauchen. Hubschrauber
fliegen emsig hin und her. Boote und Wassertaxis nicht minder. Das Viertel
hier heißt übrigens „DUMBO“, „Down
Under Manhattan Bridge Overpass“.
(„DUMB“ geht nicht, es hieße „dumm“, deshalb ist das „O“ sehr
wichtig.) Gut,
daß die Sonne noch da ist und drüben alles zum Glitzern bringt. Da wirkt
die Szenerie erst richtig und jeder wird davon gebannt und ist ergriffen.
Mit einem Wort: Keine Gänsehaut, aber Faszination pur. Die Gänsehaut
kriegt man vielleicht während und nach der Abenddämmerung.
Aber,
husch, husch, keine Zeit! Nicht Rumtrödeln! Aufstehen! Aufsitzen! Weiter
geht‘s! Ich will und muß noch mehr vom Big Apple sehen! Über
die Manhattan Bridge fahre ich zurück in die Stadt. Diese Brücke lohnt
eigentlich nicht, denn sie ist bei weitem nicht so schön. Spektakulär
schon erst gar nicht. Und wegen des zusätzlichen U-Bahnverkehrs auch noch
sehr laut. Jede Bahn bringt alles zum Vibrieren. Der Brücke fehlt leider
jegliche Ausstrahlung. Hier sind deshalb auch nur ein paar ganz wenige
Radfahrer unterwegs. Fußgänger so gut wie gar nicht. Nachdem ich sie
jetzt kenne, würde ich beim nächsten Mal unbedingt auf der Brooklyn
Bridge zurückfahren. Drüben
angekommen berühre ich kurz Chinatown. Ich will irgendwie schräg nach
Norden rauf, egal auf welchen Straßen, verirren ist hier unmöglich.
Zumal alle Straßen schachbrettartig und mit den bekannten Zahlen
angeordnet sind. Bisher
hatte ich keine Angst vor New York, aber immer ein ungutes Gefühl und
wollte erst gar nicht hierher. Aber NYC, jedenfalls Manhattan, ist
wirklich ganz einfach. Die Stadt auf unserer Erde, in der sich einfach
Jeder auf Anhieb leicht zurechtfindet. Sogar ich. Hier
eine interessante Information über das Straßensystem: Fahrradfahren
in New York City ist im Übrigen sehr einfach. Gaaanz einfach! Es gibt nämlich
keine Regeln, Vorschriften oder gar Gesetze. Man fährt einfach los und hält
möglichst nicht an. Egal, ob es rote Ampeln sind, Fußgänger, Autos. Man
fährt ganz einfach und locker mittendurch oder dran vorbei. Niemand
schimpft oder schreit einen an, kein Gehupe, nichts. Polizisten an den
Straßenecken der Kreuzungen beachten Fahrradfahrer nicht – und
umgekehrt. Deshalb gibt es auch keinen Streß. (Mein Schutzengel bekommt
nur etwas mehr Arbeit.) Ich
muß zum Empire State Building. („ESB“. Amerikaner können ja auch
sehr pragmatisch sein und kürzen gerne mit ein paar Anfangsbuchstaben
ab.) Ist ja klar, kurz vorher fängt es wieder zu regnen an. Dabei sehe
den Tower schon. Er ist nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Da heißt
es locker bleiben, abwarten - und Wasser trinken, (Pellegrino gibt es hier
auch). Und eine Zigarre rauchen. Der
angekündigte Thunderstorm (Gewitter), den ich gestern im TV nicht
wahrhaben wollte, kommt auch noch vorbei, und es rumst nicht schlecht.
Nach einer Stunde verzieht sich das Gewitter und ich kann endlich weiter. Umständlicher
Security Check unten im ESB. Viele Angestellte in roten Uniformen regeln
den Besucherstrom. Im Viereck müssen alle Leute um die Aufzüge drumrum
laufen. Danach, endlich im Aufzug, geht es blitzschnell in die achtzigste
Etage. Unglaublich, man spürt nicht das Geringste. Noch nicht einmal beim
Abbremsen oben. Wahnsinn! Leute mit Höhenangst bekommen sie hier erst gar
nicht. Das Ganze nennt sich Hochgeschwindigkeitsaufzug. Oder wird einem
alles nur vorgespielt? Nein! Hier ist nichts getürkt, die spätere
Aussicht kann einem gar nicht vorgegaukelt werden, sie ist schlicht und
einfach großartig. Aber
erst noch ein kurzes Stück mit einem weiteren Aufzug ins 86. Stockwerk.
Man könnte noch weiter ins 102., gegen Aufpreis, versteht sich, aber das
spar ich mir bei dem Wetter. Es fusselt nämlich schon wieder. Wir sind
hier noch etwas höher als der Eifelturm. Bis jetzt war das Empire State
das höchste Gebäude New Yorks. 381 Meter. Das ist aber ab jetzt “One
World Trade Center”. Empire
State Building – Wikipedia empire
state - Google-Suche (Fotos) Trotz
des Regens sind die Wolkenkratzer in Lower Manhattan, in Newark und natürlich
die hier um uns herum immer mal wieder gut zu sehen. Dazwischen gibt es
nur unzählige deutlich niedrigere Hochhäuser. Auch Liberty Island kann
ich deutlich erkennen. Der Central Park im Hintergrund sieht gar nicht so
groß aus, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Chrysler Building, der ursprüngliche
PanAm-Wolkenkratzer, Rockefeller Center, das runde Gebäude des Madison
Square Garden, alles da. Ein paar Lichtreklamen vom Times Square sind dem
Eingeweihten sichtbar.
Spätestens
jetzt wird einem auch sofort klar, warum der Airbus 2009 damals nur auf
dem Hudson River notlanden konnte. Allein dort gibt es nämlich nur zwei,
drei unsichtbare Tunnel. (Einer wird, glaub ich, gerade gebaut.) Auf dem
East River dagegen gibt es drei, vier Brücken. Eine Notlandung wäre dort
also gar nicht möglich gewesen. Jedenfalls nicht ohne Crash und
Totalverlust… Schade,
den Flugzeugträger Intrepid kann ich von hier aus nicht erkennen. Den
wollte ich eigentlich auch noch heute besuchen. Und das UNO-Hochhaus. Auch
irgendwo versteckt. (Auf meinen Fotos finde ich es dann später aber ganz
leicht.) Intrepid
Sea-Air-Space Museum – Wikipedia Als
ich wieder unten bin und mich durch den obligatorischen Andenkenladen
gewurstelt habe, Erinnerungsfotos kosten völlig überzogene zwanzig
Dollar, kommt die Sonne zurück. Ist doch logisch. Nächster
Punkt zum Ansteuern: Times Square! Hier ist der Nabel der Welt! Aber
Bauchnabel sind ja gar nicht so wichtig, wie sie sich oft nehmen…
Ich
weiß, ich habe es weiter oben schon geschrieben. Aber weil es so schön,
so einmalig ist, kann ich es nicht löschen, ich muß es einfach nochmal
schreiben, aber kursiv, zum leichteren Nichtbeachten: Inzwischen
fahre ich längst wie ein New Yorker. Keine roten Ampeln halten mich auf,
keine lästigen Fußgängerströme, kein entgegenkommender Verkehr in den
doofen Einbahnstraßen. Alles, was bei uns eigentlich verboten ist, ist
hier in NYC möglich. Amerika, Land der unbegrenzten Möglichkeiten. (In
Paris fahre ich ja auch wie ein Paris…, hmm, wie ein dort wohnender.) Kreuzungen
bei roter Ampel und bei fließendem Querverkehr zu überqueren ist gleich
zu Anfang schon obligatorisch. Das macht mich wieder jung und wirkt
geradezu wie ein Gesund/Jungbrunnen. Die Polizisten an den Kreuzungen
pfeifen nicht, meckern noch nicht mal mit mir, überhaupt niemand, es
herrscht eine friedliche Koexistenz. Manchmal, zwischen den stehenden
Autokolonnen, wird es manchmal etwas eng, sehr eng, sodaß ich
steckenbleibe und nicht mehr weiterkomme. Beim Wiederlosfahren muß ich
etwas aufpassen, damit ich nicht zerquetscht werde. Ja, und dann auch
immer mit plötzlich aufgehenden Autotüren rechnen! Oder mit
schlechtgelaunten Busfahrern. Und ja, es wird auch schonmal gehupt, aber
doch eher freundschaftlich. Nein, nie wegen mir. Hier
bin ich Superman, nein, Bicycleman, (den gibt’s doch noch nicht?!), und
unverwundbar. Man nenne mich ab jetzt bitte nur noch „Wilf, the
Bicycleman“. Wenn die Welt Rettung braucht und sonst niemand mehr helfen
kann, ich bin da, sie muß nur noch nach mir rufen. „Bicycleman, komm
und hilf uns!“ Und schon komme ich mit wehendem Umhang quer über den
Erdball angeradelt. Hanni vielleicht noch neben mir. Ein Mäntelchen habe
ich vorhin schon für sie gekauft. Bicycledog! Ja, das kriegt sie noch
draufgestickt. Sie hilft dann allen um Rettung rufenden Tieren. Muß ich
mir unbedingt schützen lassen und sofort einen Comic draus machen. Was
heißt Comic? Das ist Ernst! VOLLER ERNST! (Ts,
ts, ts, was Adrenalin doch aus einem machen kann. Mit einem machen
kann!) Weiter
geht es. Zum Central Park. War mir auch ganz wichtig. Um hier ein paar schöne
Attraktionen zu finden, sollte man allerdings eine besondere Karte und
Zeit haben. Beides habe ich jetzt nicht. Eine
Vorschrift halte ich jetzt lieber ein: Man muß/soll auf dem asphaltierten
Fahrweg bleiben. Wegen der nassen Fahrbahn bekomme ich einen schönen
nassen Strich auf den Rücken gezeichnet; das Bike hat keine Schutzbleche.
Central
Park ist doch ganz schön groß, so groß, wie ich ihn mir immer
vorgestellt hatte. Nur vorhin, aus der Höhe des Empire State, sah er
etwas klein aus. Bethesda Terrace, Angel
of the Waters – Wikipedia, Strawberry Fields, Strawberry
Field – Wikipedia, Belvedere Castle, Belvedere
Castle – Wikipedia, und
ein paar andere Dinge kann ich mir ansehen. Übrigens, die meisten
sehenswerten Dinge sind in der südlichen Hälfte des Central Park. Schade,
ich fahre gegen die Einbahnstraße nördlich um den ganzen Park drumrum
und finde den Obelisk doch nicht. Es soll ein original Ägyptischer sein.
Ich frage ein paarmal, mindestens die Hälfte der Befragten kennen ihn
noch nicht einmal, und die Uhr drängelt, ich habe noch einen ewiglangen Rückweg.
Zuhause erkenne ich, daß ich wahrscheinlich eher nach „Cleopatra’s
needle“ hätte fragen müssen. Nadeln
der Kleopatra – Wikipedia Hier,
hinter dem Metropolitan Museum, müßte er eigentlich sein. Höchstens
noch fünf Minuten. Aber jetzt muß ich definitiv abbrechen und zurück.
(Dabei könnte ich jetzt fast hinspucken! Er ist nur noch ein paar Meter
entfernt! Ich hätte mich halt doch besser vorbereiten sollen.) Die
Fahrradleute machen offiziell um 7:30 pm (halbacht) zu, wahrscheinlich früher,
kennt man ja, heute war dort nicht viel los, wenn ich also bis dahin nicht
zurück bin, habe ich das Bike über Nacht am Hals. Es ist kurz nach
sechs. Höchstens anderthalb Stunden Zeit für den Rückweg. Schade, die
heute Morgen im Regen und die vorhin im Gewitter vertrödelte Zeit fehlt
mir jetzt hinten und vorne. (Im
Nachhinein würde ich mich jetzt anders entscheiden. Alles weiter in Ruhe
ansehen, später gemütlich zurückfahren, auch wenn es dann schon dunkel
wäre. Was heißt „dunkel“? In NYC? In Manhattan??! Und das Bike lässig
am nächsten Morgen zurückgeben. Ich müßte noch nicht einmal
nachzahlen.) Ein
Polizist, den ich frage, schüttelt den Kopf und meint, daß ich das bis
halbacht nicht schaffe. Nicht bei dem Verkehr. Dabei bin ich doch
„nur“ in der 85. Straße und muß genauso viele Blocks runter und dann
noch ein Stück weiter. Ich sause die 7th Avenue und den Broadway runter.
Um den Times Square muß ich einen Schlenker machen. Da kommt man jetzt um
die Zeit gar nicht mehr durch. Am Ende verfranze ich mich ein bißchen und
frage mich etwas durch. Unnötigerweise. (Dabei hätte ich nur auf dem
Broadway bleiben brauchen. Aber ich muß ja immer ein paar Extratouren
machen!) Trotzdem,
um zehn nach sieben bin ich da! Rückgabe ist ganz einfach und locker. Fünfzehn
Minuten später bin ich zurück im Hotel. Alles wieder gutgegangen. Wegen
der Hetzerei und überhaupt bin ich nur etwas groggy. Aber doch sehr
erleichtert. Danke, mein lieber guter starker geduldiger und nachsichtiger
Schutzengel. Auch
heute war es wieder warm, immer um die 80 Grad. Vieles
Anvisierte konnte ich leider nicht machen, doch es gibt ja immer ein nächstes
Mal. Aber wenigstens beim Vorbeisausen habe ich vorhin kurz von außen
sehen können: Das wunderschöne strahlendweiße Guggenheim, St.
Patrick’s Cathedral, die zurzeit komplett eingerüstet ist, das altehrwürdige
Waldorf Astoria, und, und, und. Das berühmte und wirklich superschmale
„Flat Iron Building“ habe ich wenigstens vom Empire State aus gesehen. Mit
der New Yorker U-Bahn bin ich auch (noch) nicht gefahren. Ein weiterer
Grund, nochmal hierher zu kommen. Grand Central wartet auch noch auf mich. Heute
Abend muß ein Stück wohlschmeckende vegetarische Pizza (620 kcal) genügen,
das ich ganz in der Nähe meines Hotels bekomme. Beim
Heimlaufen sehe ich, daß schon wieder überall am Straßenrand neue Müllsäcke
aufgestapelt werden. Berge, nein, ganze Gebirge. Pappkartons flach
daneben. Sperrmüll auch, Drehstühle, Sessel, Sofas, Regale. Täglicher
Kampf mit dem Müll. Unglaublich. Und für uns eigentlich nicht
vorstellbar. Ein Hausmeister, mit dem ich ins Gespräch komme, meint, daß
der ganze Müll nach Ohio und/oder Virginia transportiert wird. Täglich!
Glaube ich aber nicht. Die werden doch wohl solche Massen gleich hier in
der Nähe verbrennen? Müll sogar trennen?! In fünf, sechs, sieben und
noch mehr verschiedene Sorten? Nein, kennt man hier nicht. Ex und
hopp-Mentalität. (Energie und Wasser wird hier auch noch nicht gespart.) Ein
aufregender Tag, der wohl auf dieser Reise nicht mehr getoppt werden kann.
Oder? Sehr
gut, daß ich heute Morgen noch eine Kerze angezündet habe. Vielleicht
ist mir deshalb nichts passiert?! Der auf- oder vielmehr anregendste und
schönste Tag seit langem. Ich hatte ja bisher reichlich Bammel vor NYC,
aber das hat sich ab heute geändert und ich muß bald noch einmal
hierher, um weitere „Erfahrungen“ zu sammeln. Aber nur per Fahrrad!
Alles andere ist viel zu langweilig. Und zu spießig. Taxi und Subway kann
ja jeder. Um halbelf gehe ich schlafen. Soviel Adrenalin wie heute war
noch nie in meinen Adern. Deshalb gibt’s auch nichts zum Rauchen. Tag
3 Freitag,
23. August 2013 75,8
Meilen Heute
beginnt endlich mein neues Abenteuer. Heute muß ich mal ganz brav sein,
mein Schutzengel muß sich erstmal erholen und neue Kräfte sammeln. Aber
erst einmal verabschiede ich mich von meinem bequemen Lotterbett. Ungern.
Es ist kurz vor sieben. Blauer Himmel, ein schöner sonniger Tag kündigt
sich an. Ich
möchte mal wieder ganz allein mit einem Motorrad in den USA unterwegs
sein. Dabei hilft mir (und bestärkt mich) eine Lebensweisheit meiner
(leicht erkennbar in Köln geborenen) Mutter: Et
es wie et es. Et
kütt wie et kütt. Un
et hät noch emmer joot jejange. Auszug
aus Das
Rheinische Grundgesetz – Wikipedia Mit
anderen Worten: Es wird mir schon nichts passieren. Frühstück
im 7eleven. Ein Sandwich mit angeblichen nur 320 kal. Ich fürchte, es
sind in Wirklichkeit mehr. Bestimmt doppelt so viele. Vier Becher Kaffee müssen
es jetzt auch immer jeden Morgen sein. Mindestens. Ich mag amerikanischen
Coffee. Dann
packe ich meine Sachen und checke aus. Mein Hotel war durchaus
zufriedenstellend. (Bis auf die Aufzüge. Einer von zweien ist seit
gestern defekt und es dauert jetzt immer, bis ich oben endlich abgeholt
werde.) Da
noch genügend Zeit ist, sehe ich mir die Südspitze Manhattans an. Ich
erhalte vom Battery Park einen schönen Blick auf die Bucht und auf meine
neue Freundin, Miss Freiheitsstatue Liberty, auf geschäftige Boote, Fähren,
Wassertaxis. Wie jeden Tag herrscht heftiger Hubschrauberverkehr.
Um
11:30 Uhr kommt pünktlich mein Shuttle-Van zum Hotel. Diesmal fährt
Alex, der nicht viel quatscht. Das Auto ist wieder voll und ich kann (muß)
mich wieder vorne auf den Beifahrersitz setzen. Zum Glück bin ich der
letzte Fahrgast und wir müssen nicht noch ewig rumkutschieren und weitere
Leute einsammeln. Alex: Where are you from? Norway? Meine Antwort: No, I’m from Germany. Alex:
Ah, Stockholm? Meine
Antwort: No, Berlin, Frankfurt, Munich. Alex:
Ah, Deutschmark. Wir
machen einen kurzen Umweg durch Chinatown, das riesig ist und sich wie ein
Geschwür immer weiter ausdehnt. Und durch Little Italy, das aber nur aus
einer einzigen Straße mitten durch Chinatown besteht. (Ab jetzt weiß ich
auch, wie McDonald’s auf Chinesisch geschrieben wird.)
Dann
wieder durch den Hollandtunnel, der aus der Stadt hinaus nichts kostet;
hinein bis zu zwölf, dreizehn Dollar. (EZ-Pass ist dringend für alle
Mautstationen unterwegs zu empfehlen und es wird damit auch deutlich
billiger.) Am
Airport suche ich mir die richtige Bus-Haltestelle und fahre mit dem GO28
für 1,50 $ ein paar Haltestellen bis zur Broadstreet. Stewardess Claudia
ist deutsche Einwanderin und wartet hier auf den gleichen Bus und fährt
genau dieselbe Strecke. Da kann ich die richtige Haltestelle ja gar nicht
verpassen.
(Irmgard
und Ingrid raten mir zwar immer zu einem Taxi, auch diesmal, aber Taxi
kann jeder, ich möchte doch Abenteuer haben und erleben. Und bin bisher
noch immer dort angekommen, wo ich hinwollte. Früher oder später.) Hier
muß ich in den 13er Omnibus umsteigen, der nochmal ein, zwei Dollar
kostet und mich nach vierundzwanzig (ja, 24) Haltestellen unterwegs an der
Washington Avenue absetzt. Wie immer in einem amerikanischen Bus werde ich
gerne schonmal verwundert angeguckt; Weiße fahren in den USA-Städten
halt eher selten mit diesem Transportmittel. Die schwarze dicke gutmütige
Busfahrerin gibt mir einen hilfreichen Hinweis zum richtigen Aussteigen. Von
hier aus sind es nur noch zwei, dreihundert Meter bis zu meinem Ziel. Es
ist halb zwei. EagleRider ist in einem riesigen Motorradhaus
untergebracht. Ich glaube, es ist der größte Motorradhändler, den ich
je gesehen habe. Hunderte Motorräder und Scooter stehen hier und warten
auf Kunden, viele (alle?) Fabrikate, zwei Verkaufsetagen. Dazu eine
entsprechend große Werkstatt im Untergeschoß. Absoluter Wahnsinn, auch
BRP Can-Ams und sogar riesige Victory-Schlachtschiffe gibt es hier.
Dagegen sieht eine GoldWing eher grazil aus. Die stehen hier natürlich
auch herum. Sogar zwei unglaublich häßliche Honda-F6B (abgespeckte
GoldWings) warten auf Käufer. (Dieses Motorrad hat nach meiner Meinung überhaupt
keine Daseinsberechtigung.) Und Motorboote gibt es schließlich auch noch.
Rich
(Richard) empfängt mich gleich mit meinem Namen. Ich habe mir hier ein
Motorrad gemietet, mit dem ich die nächste Zeit herumfahren werde.
Allein. Mutterseelenallein. Ich
bin Einzelkämpfer. Da ist kein Platz für Freunde. Und die sind ja
sowieso nie da, wenn man sie braucht. (In der Not erkennt man seine
Freunde. Alte Weisheit.) Oder neidisch. (Auf was überhaupt?) Oder
schwierig. (Ich selbst bin schon schwierig genug.) Oder ständig
eingeschnappt. (Das brauche ich schon gar nicht!) Eigentlich bin ich wie
Niki Lauda, den ich so sehr schätze. Der kennt ja wirklich genug Leute,
aber Freunde?, Freunde?!, Freunde hat er keine. Sagt er von sich selbst.
(Ich wäre überhaupt gerne wie Niki. Intelligent, schlagfertig, tiefgründig.)
Also, so richtig „beste“ Freunde habe ich leider keine. (Vielleicht
ein paar wenige „gute“ Freunde.) Deshalb fahre ich am liebsten ganz
alleine. Halt,
stopp, einen besten Freund, nein, eine beste Freundin habe ich: Hanni. Das
ist (neben vielem anderen) das Besondere, das Liebenswerte an einem Hund.
Er ist einem nie böse, auch wenn man ihn noch so sehr beleidigt,
beschimpft, anschreit, tritt oder gar hungern läßt. (Was ich natürlich
alles nicht mache!) Er kommt immer wieder schwanzwedelnd zu einem zurück.
Ganz besonders meine geliebte Hanni. Die
Papiere sind schon so weit wie möglich ausgefüllt. Überhaupt überraschen
und überschütten mich Rich und sein Kollege Josh mit ehrlicher und
ausgiebiger Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit. Das habe ich bei den
andern EagleRider-Filialen bisher noch nie erlebt. Kostenloser eiskalter
Drink. Fehlte nur noch ein Kaffee, den ich wahrscheinlich auch noch
bereitwillig bekäme. EagleRider-Leute
sind ja in der Regel eher krokodilfreundlich. Erstmal „freundlich“ –
und dann wird zugeschnappt. Wenn sie überhaupt freundlich tun. Hier
nicht. Die scheinen hier ehrlich freundlich und überhaupt angenehm
entgegenkommend zu sein. Das ist gleich ein ganz anderes Gefühl. Ich bin
mal gespannt, ob die Rückgabe später genauso freundschaftlich und
entspannt abläuft. Ah,
da steht ja meine Schönheit und strahlt mich schon mit glänzenden Augen
erwartungsvoll an, mein goldenes Pferd, auf dem ich die nächsten Tag
durchs Land reiten werde. Naja, OK, es ist nicht gerade golden, es ist
vielmehr metallic-blau, und eigentlich ist es auch kein Pferd, sondern
eine HONDA GoldWing der aktuellen Ausführung. Das
Motorrad erwartet mich schon frisch gewaschen und mit glänzenden Augen
(Scheinwerfern). Extras: Eingebautes Navi. (Steinrunterfall! Ich brauche
mein altes TomTom nicht wieder umständlich „einzubauen“.) Und
ein SiriusXM Satellite Radio ist
auch dabei, das hunderte (genauer gesagt über 160) werbefreie Sender
abspielt und dazu auch noch Verkehrsmeldungen und aktuelle Wetterberichte
und Vorhersagen bringt. 21.000
Meilen auf der Uhr. Kein Airbag, aber den brauche ich hier ja auch nicht.
Nur ein paar kaum erkennbare winzige minimale Kratzer im Lack. Hoffentlich
hat sich dies bei der Rückgabe nicht geändert. (Und hoffentlich gebe ich
das Moped am Schluß in einem Teil zurück.) In
Ruhe verstaue ich meine sieben Sachen. Handy anstöpseln, schon spielt die
Musik. Die Lautsprecher bringen echt genug Power. Auf die Einweisung
verzichte ich. Wir beratschlagen noch, ob ich durch NYC hindurch oder um
die Stadt herumfahre. Rich empfiehlt mir den Schlenker nördlich um die
Stadt drumrum. (Fehler! Wenn ich es jetzt noch einmal entscheiden müßte,
würde ich ohne groß weiter nachzudenken, den direkten Weg nehmen. Durch
einen der Tunnel und durch Manhattan, weiter über eine der Brücken und
dann durch Queens.) Er druckt mir meine Route auch noch extra aus und läßt
sich nicht davon abhalten, mir das Navi zu programmieren. Um
viertel nach drei fahre ich fröhlich und gutgelaunt los. Es ist 84 Grad
warm. Wenn ein Schwan singt, schweigen die andern Tiere;
wenn ich auf meinem Pferd angeritten komme, halten alle andern
Verkehrsteilnehmer vor Ehrfurcht an. Wäre zu schön, aber dem ist leider
nicht so. Ganz im Gegenteil. Hier auf der holprigen Interstate aus der
Stadt hinaus ist der Teufel los. Ist denn jetzt um halbvier schon
rush-hour? Ach so, es ist früher Freitagnachmittag. Alles was kann, fährt
raus „ins Jrüne“. Und ich schwimme mittendrin. Ich
muß also einen Halbkreis nördlich um die Stadt herum fahren und dann
nach Osten, immer auf der langen Halbinsel Long Island bleibend. Die
Washington-Bridge unterwegs kostet teure zwölf Dollar Maut. (Autos
siebzehn.) Später muß ich nochmal günstige 3 $ (statt 7,50 $) bezahlen. Wie
schon befürchtet, der ebenso heftige wie lästige
Freitagnachmittagverkehr bleibt mir heute den ganzen Nachmittag erhalten.
Der Westen Long Islands ist Feriengebiet. Viele Leute haben hier in den
Hamptons ihre Wochenendhäuser oder zumindest Freunde und Verwandte, die
sie besuchen wollen. Ich bleibe auf der Interstate 495 und kann mich ein
paarmal zwischen den drei, vier zähen Kolonnen am Stau vorbeimogeln. Die
HOV-Spur darf ich hier benutzen, sie bringt aber auch nicht viel. (Rich
wußte noch nicht einmal, ob ich hier die HOV-Spur benutzen darf. Das ist
in USA sehr unterschiedlich. Aber hier darf ich, es steht auf den
Schildern. Dabei fährt er selbst eine blaue Monster.) Um
kurz nach 18 Uhr erreiche ich Medford, NY und suche mir hier wie geplant
ein Hotel. Ich bekomme ein Comfort Inn-Zimmer für 155 Dollar. Für so
viel Geld habe ich sonst bisher immer ein eine Klasse besseres Hotel
bekommen. (Da dies hier eine teure Gegend zu sein scheint, wie alle
Halbinseln und Inseln, habe ich mir zuhause noch rasch drei etwas weniger
teure Hotels zur Auswahl herausgesucht.) Ich habe Glück, ein Zimmer ist
noch für mich frei. Wenigstens
läßt sich mein Fenster öffnen. Mein Bett ist breit und hat diesmal
sogar üppige fünf Kissen. Und es gibt Morgen früh ein Hot-Breakfast. Ich
esse nebenan in einem Quizno ein Lobster-Sandwich und hole mir in der
Tankstelle gegenüber einen Drink zu meiner abendlichen
Gute-Nacht-Zigarre. Ich finde aber nur im Motel nebenan ein paar Stühle,
seitlich am Gebäude versteckt. Die Grillen veranstalten dazu ihr
allabendliches Konzert. (Ich werde sie auf dieser Reise jeden Abend hören.
Außer an den Wasserfällen.) Noch immer schön warm. So langsam komme ich
runter und kann etwas relaxen. Schon
wieder ein perfekter Tag, an dem alles wie geplant abgelaufen ist, ohne
irgendein Problem. Ich bin wirklich sehr froh und erleichtert und
mindestens genauso zufrieden. Dabei gab und gibt es doch so viele Unwägbarkeiten,
auf die ich gar keinen Einfluß habe. Ob das so bleibt? Um halbelf gehe
ich frohgemut schlafen. War wieder ein langer schöner Tag. Tag
4 Samstag,
24. August 2013 154.4
Meilen Was
kitzelt mich denn da? Ah, die ersten Sonnenstrahlen, die sich zu mir ins
Zimmer drängeln. Mann, habe ich gut geschlafen. Nicht ein einziges Mal
aufgewacht. Ich habe mich also bereits akklimatisiert und an die
Zeitumstellung gewöhnt. Geht bei mir ja immer schnell. Die
Morgenkühle ist angenehm und kündigt einen neuen heißen Tag an. Ich
liebe es, so in den neuen Tag zu starten und genieße es, noch ein paar
Minuten liegen zu bleiben und in meinem Reisetagebuch zu schreiben. Es
ist viertel vor sieben. Gerade der richtige Zeitpunkt, um aufzustehen.
Endlich ein typisches amerikanisches Hotel-Frühstück. Ich hätte es früher
nicht geglaubt, mich darüber (in Maßen) freuen zu können. Auf jeden
Fall aber ist es besser, als die beiden fetten Sandwiches in NYC. Der
„General Pulasky Skyway“, auf dem wir vorvorgestern und gestern noch
gefahren sind, bleibt heute und morgen geschlossen. Das wird für viel
„gute“ Stimmung unter den betroffenen Autofahrern sorgen. Gegen
neun geht es los, mein Pferd wartet schon auf mich und scharrt bereits mit
den Hufen. Etwas kühl ist es, das Meer ist in der Nähe. Mein Ziel: Bis
zum Horizont und dann weiter… Ab
hier sind die Hamptons („Suffolk County“, die Gegend im Osten auf Long
Island) schön und ländlich, mit vielen Farmen und entsprechenden
Verkaufsständen und Vinerys (Weinverkaufsläden). Bis hierher war alles
nur städtisch bebaut. Jetzt bekommt Mutter Natur die Überhand.
Wikipedia: Seit vielen Jahrzehnten gelten die Hamptons als
das Mekka der Superreichen und dienen vorrangig wohlhabenden
US-Amerikanern als Wochenend- bzw. Sommerresidenz. Zahlreiche Milliardäre
sowie Persönlichkeiten aus Industrie, Finanzwirtschaft, Film und
Fernsehen haben hier ihre Domizile. Zu den bekanntesten Besitzern einer
hiesigen Immobilie gehören u.a. Maria Carey, Steven Spielberg, Tiger
Woods und Jennifer Lopez. Die Immobilienpreise der Hamptons gehören mit
zu den höchsten weltweit. Hier
sehen sogar die McDonald’s-Filialen ganz anders und deshalb total
ungewohnt aus:
Samstagverkehr.
Die Leute sind heute alle gutgelaunt und friedlich unterwegs. Die Straße
berührt jetzt ein paarmal das Meer und ich mache ein paar Fotostopps.
Auch später. Überhaupt eine angenehme kurvige schöne Straße, die Spaß
macht. Der Zeiger auf meiner nach oben offenen Freudenskala ist schon
wieder am Anschlag.
(Ja, ihr Erbsenzähler, widerspricht sich, die Formulierung soll einfach
nur witzig sein.) Hier ist der natürliche Lebensraum einer
GoldWing. Hier findet sie genug Auslauf. Bikes are a boy‘s best friend. Schade, der liebe
Gott hat mir keinerlei musikalisches Talent mitgegeben, (eigentlich gar
kein Talent, zu nichts), aber wenn ich es hätte, würde ich jetzt dieses
Lied, mein Lied, wieder laut singen. Aber man kann ja auch stumm singen,
im Kopf. Hauptsache, man hat Spaß! Und den bekommt man hier. In
Orient, einem winzigen Ort am Ende der Halbinsel, nehme ich die Autofähre
(„Cross Sound Ferry“) für 28 Dollar. Ich habe unverschämtes Glück
und kann mich unauffällig in einer Gruppe Harleys dazwischen mogeln. Die
Kassiererin fragt mich, ob ich zu der Gruppe gehöre. Yes, M’am! Sure!
Sonst müßte ich auf die nächste Fähre und mindestens eine halbe Stunde
länger warten. Die Fähren sind meistens lange im voraus voll ausgebucht
und man soll(te) rechtzeitig vorher reservieren. Lange Autokolonnen
warten. Dazwischen zwei Motorräder.
Die
Mopeds werden auf dem Schiff nicht festgebunden. Die Überfahrt auf der
„Susan Anne“ selbst dauert dann immerhin anderthalb Stunden. Wer will,
bekommt hier genug zu Essen. Wer satt ist, kann die Sonne, das Meer und
die frische Seeluft genießen. Man kriegt also eine schöne Schiffsreise für
sein Geld, wenn das Schiff auch schon reichlich mitgenommen aussieht. Ein
paar große Eimer frische Farbe wären dringend nötig. Die Gegenfähre
begegnet uns unterwegs. Alles geht gut und wir erreichen schließlich New
London, CT. (Wobei das „CT“ für Connecticut steht.)
Beim
Wiederanlassen und Losfahren machen die sechs, sieben Harleys einen
unglaublichen Krach. Mir platzen hier innerhalb der Fähre beinahe die
Trommelfelle. Ohrenbetäubend ist noch untertrieben. Ohrenzerfetzend ist
hier wohl der richtige Ausdruck. Beim Gaswegnehmen erfolgen reichlich
Explosionen. Und das alles nur allein beim Runterrollen von der Fähre.
Den Leuten muß das längst die Gehirne zerballert haben. Ich bin froh,
als sie endlich ein bißchen Abstand gewinnen. Bisher
war ich im Staat New York. Hier auf der anderen Seite bin ich in einem
anderen US-Staat, in Connecticut. Ich habe John, einen der Harleyfahrer
vorhin gefragt. Ja, hier darf man ohne Helm fahren. Also wird er sofort
hinten festgeschnallt. Ah, welch Wohltat, endlich wieder ohne Helm!
Endlich in Freiheit. Eine
Brücke kostet gleich mal 4 $ Toll, statt der 7,50 $ für Autos. Ein paar
andere Brücken kosten nichts. (Vielleicht habe ich eine weitere Tollbrücke
vergessen. Weiß es nicht mehr genau. Es läppert sich jedenfalls.)
Die
neue GoldWing ist eigentlich unverändert. Vielleicht klingt der Motor
etwas rauh, auf jeden Fall nicht so turbinenmäßig wie meiner zuhause,
und obwohl mein Moped daheim etwas lautere Auspufftöpfe hat. Sie hat noch
immer ihre fünf Gänge. (Günthers GoldWing hat als einzige weltweit nur
vier. Seiner Meinung nach…) Und
man muß auch jetzt immer noch vor dem Losfahren fest versprechen, alle
Gesetze und Verkehrsregeln brav einzuhalten. Daß die den Quatsch noch
nicht geändert bzw. abgeschafft haben. Die Konstrukteure sollten mich mal
fragen. Oder andere GoldWing-Vielfahrer. Dann hätten sie bald ein
perfektes Motorrad. Aber das wollen sie wahrscheinlich nicht,
Konstrukteure, Auto- und Motorrad-, wollen ihre Abnehmer ärgern. Da sind
sie sich alle auf wundersame Weise einig. Das
gleiche gilt für den Tempomat; er ist auch noch lange nicht perfekt. Er
setzt jetzt zwar deutlich schneller ein, allerdings mit einem heftigen
Beschleunigungssatz. Die Sozia würde mir jedesmal in die Seite boxen.
Aber mit einem kleinen Trick wird es geringfügig besser und erträglicher. Warum
habe ich eigentlich nur mein Cap, aber meinen Schlapphut nicht
mitgenommen?! Also WalMart suchen. Ich fahre hinter einem WalMart-Lkw her
– und richtig, er führt mich direkt dorthin. Aber leider ist das hier
kein Supercenter, obwohl doch fast genauso groß. Trotzdem, hier haben sie
leider keine Hüte und keine Caps. Inzwischen
bin ich in Rhode Island. Angeblich reichster Staat der USA, trotzdem
miserable Straßen. Aber die Gegend ist weiterhin schön. Merkwürdig
finde ich, daß ich auch heute noch kein einziges Polizeiauto gesehen
habe. Die bisher unbeschädigten Angstnippel an den Fußrasten bekommen
also ein neues Muster reingefeilt. Die
Motelsuche gestaltet sich nachmittags etwas schwierig, die ersten, an
denen ich vorbeikomme, sind noch etwas früh. Ein Hampton Inn ist voll.
Ich ziehe später deshalb die Vorschläge im Navi zurate. Alle Motels sind
weiter weg, es ist halbsechs. Jetzt
bekommt das Navi plötzlich auch noch große Schwierigkeiten und findet
die Auffahrt auf die Brücke nicht. Gerade hier, wo es überhaupt etwas
schwierig wird. Ein
überholender Motorradfahrer klopft mit seiner Hand auf seinen Helm und
bedeutet mir damit, daß hier Helmpflicht besteht. Ich muß also schon in
Massachusetts sein. Benzin ist hier etwas teurer als bisher. Endlich,
in Somerset, ein Super8. Mit 85 $ (plus tax) erscheint es mir sehr teuer.
Ein Quality Inn in der Nähe belehrt mich eines Besseren, denn es kostet
125 $ + Steuer. Mehr Motels gibt es hier nicht. Also zurück zum Super8.
Ich bekomme das angeblich letzte freie Zimmer, der Inder im Office zeigt
mir zum Beweis seine Liste. Dabei stehen doch nur drei, vier Autos vor den
Zimmern. Sehr merkwürdig. Und das Gebäude hat zwei Etagen, also jede
Menge Zimmer. Im
ebenerdigen Zimmer braucht man sogleich starke Nerven, es riecht hier
sehr, sehr unangenehm. Dagegen kann auch der schreckliche Duftspender
nicht anstinken. Doch das ist noch das kleinste Problem. Es
gibt auch nur einen alten TV. Keinen Sessel, keinen Stuhl, keinen Tisch,
keinen Schrank, noch nicht einmal ein Koffergestell. Nur eine Art schäbiger
Schreibtisch. Aber wirklich nichts zum Sitzen. Fußleisten abgerissen. Im
Bad nur noch ein paar wenige restliche Blätter Klopapier auf der Rolle,
keine Reserverolle, keine Kosmetiktücher, die Handtücher wahrscheinlich
oder vielmehr offensichtlich auch nicht sauber. Nach einem Blick in die
Badewanne raten mir mindestens vier meiner fünf Sinne, („Schmecken“
will ich nicht!), hier lieber aufs Duschen zu verzichten; sie ist nicht
nur verkratzt und unansehnlich, nein, sie ist auch schmutzig. Ich lasse es
lieber. Das Wasser aus dem Hahn riecht auch nicht gut. Einziger und
einsamer Trost: Das Fenster läßt sich wenigstens öffnen. Der
Außenpool ist für immer abgedeckt, hier wird wohl niemand mehr je
schwimmen. Am
schlimmsten stellt sich dann die Plastikfolie unter dem Bettlaken heraus,
ich schwitze später sofort. Feiern die hier ständig feuchte Bettspiele
oder gar Lustorgien? Exzesse? (Warum laden die mich dann nicht dazu ein??) Ja,
das war falsche Sparsamkeit. Aber Super8 war bisher immer OK. Das konnte
ich nicht ahnen. Am liebsten würde ich wieder auschecken. Ingrid hat
schon für erheblich bessere Zimmer wieder ausgecheckt. Wo bin ich hier
nur reingeraten? Alles nur Neger und Latinos hier, mit vielen Kindern. Ob
Morgen noch alles am Moped dran ist? Aber mir bleibt einfach keine Wahl. Einziger
Trost: Wer richtig müde ist, schläft überall. Ich habe schließlich
sogar damals nach dem nächtlichen Brand im Motel auf dem kalten blanken
Fußboden der Post weitergeschlafen, mit meinen Schlappen als einziges
Kopfkissen und sonst nichts. Abendessen
bekomme ich in der Spelunke nebenan, in „Magoni’s Ferry Landing“.
Auch hier gibt es nicht viel Auswahl. Dickflüssige Minestrone mit total
verkochten schlabbrigen Nudeln, ein ledriges Sirloin-Steak mit
Ofenkartoffel und Maiskolben. Danach ekliges Dessert und ebensolchen
Espresso. Zum Runterspülen brauche ich zwei Corona. Veronica bedient
mich. 30 $. (Alles Essen und Trinken kommt kurz danach wieder raus. Es
kann mir also davon nicht schlecht werden.) Naja,
so schön, so perfekt und so angenehm wie bisher konnte es ja nicht
weitergehen. Ab jetzt kann es wieder nur noch besser werden. Ich
denke erst gar nicht über die Sauberkeit von Bettwäsche, Matratze und
Kopfkissen nach. Ihre Punktzahl ist bestimmt nur sehr gering. Auf die
abendliche Zigarre verzichte ich, hier fühle ich mich nicht wohl genug
dafür. Der
Krach über mir die halbe Nacht ist schlimm. Drucken die da oben
Falschgeld? Oder kochen die Drogen? Oder werden Freier abgefertigt?
Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Dreißig Dollar wären für die
Bruchbude vielleicht noch akzeptabel, aber fast hundert? Aufs
Fernsehen verzichte ich, es gibt sowieso keine Fernbedienung. Die
Plastikfolie knistert bei der leisesten Bewegung. Trotzdem, um zehn bin
ich schon tief und fest weggeschlafen. Wenn ich aufwache, befehle ich mir,
Augen zu und irgendwie weiter durchschlafen! Tag
5 Sonntag,
25. August 2013 184,8
Meilen Morgens
zehn nach sechs. Drüben über dem Fluß geht die Sonne auf und scheint
immerhin zu mir ins Zimmer, um mich etwas zu trösten. Schon wieder
strahlend blauer Himmel, wie gestern keine Wolke, noch nicht einmal ein Wölkchen. Gute
Nachricht: Die Nacht mit ständigem Babygeschrei, (das bedauernswerte
Baby), den Gestank im Zimmer und den Krach und das Ankommen und Wegfahren
von Autos mit entsprechendem Türenschlagen und Zimmertürzuschlagen und
das Rumoren und Fußgetrappel über mir habe ich erstmal überstanden und
überlebt. Rüdiger Nehberg würde mir jetzt kollegial auf die Schultern
klopfen. Das war hartes Überlebenstraining. Ich
war ständig über den jeweiligen Wasserverbrauch im Haus informiert. Wenn
es irgendwo gezapft wurde, ich bekam es bestens mit. Schlechte
Nachricht: Frühstück gibt es hier natürlich nicht, nur ein paar alte
einfache Cornflakes, Milch, Apfelsaft und miserablen Kaffee. Lisa und
Erica checken mich aus. Der uralte Printer will auch nicht mehr drucken. Sämtliche
Fensterscheiben sind schmutzig. Sogar hier in der Registration. Alles
zusammen ergibt ein Konglomerat an schäbigen heruntergekommenen Details.
Dabei muß das früher ein schönes Motel gewesen sein, ich sehe hinter
Lisa eine Luftaufnahme. Konfuzius
sagt in seiner unendlichen Weisheit: Shit happens. Jesus
sagt: Wenn du nicht darüber lachen kannst, lächle wenigstens. Also
sei es, wie sei. Ich bin noch am Leben. Jetzt
zum Schluß, beim endgültigen Verlassen des Zimmers, habe ich auch genug
Mut, das Laken an einer Ecke kurz hochzuheben. Ja, tatsächlich ein
Plastikbezug mit Gummizug, in der Art, wie man eine Schüssel schnell
zuspannt, bevor sie in den Kühlschrank gestellt wird. Wegen inkontinenter
Gäste oder doch eher für Sexspiele? Ich will es nicht wissen, soviel Mut
habe ich dann doch nicht. Eventuelle
Nachwirkungen und Folgen gesundheitlicher Art können nicht ganz
ausgeschlossen werden. Natürlich bereue ich es, abends nicht doch gleich
wieder ausgezogen zu sein. Eigene Faulheit! Nur
schnell weg hier. Ganz schnell alles vergessen. Am besten sämtliche
Erinnerungen auf der inneren Festplatte löschen. Eins der schlimmsten
Motels, die ich in den USA je erlebt habe. Nein, eins der schlimmsten in
meinem ganzen Leben, weltweit! Erkenntnis und zugleich Trost: Man muß
auch mal durch etwas Unangenehmes gehen (müssen), um das Wahre, Schöne,
Gute wieder entsprechend würdigen zu können. Und
ich schwöre, daß kein einziges Wort übertrieben ist. Eher noch
untertrieben, in Wirklichkeit war alles noch viel unangenehmer, schlimmer,
schrecklicher, der absolute Tiefstpunkt US-amerikanischer Hotelkultur.
Mein Glaubensbild an Amerika ist total erschüttert, zerfetzt,
neutralisiert. Geradezu atomisiert. Im
Hotel der letzten Nacht bekam man sein Geld bei Nichtgefallen zurück.
Hier nicht. Um halbacht verlasse ich den Ort des Schreckens. (Ergänzung:
Ich habe später von zuhause aus die Super8-Geschäftsleitung auf den
katastrophalen Zustand des Motels in Somerset aufmerksam gemacht. Ein paar
Wochen später schickt man mir eine Entschuldigung und einen Scheck. Das
nenne ich korrekt, und es versöhnt mich wieder etwas mit Super8.) Ich
fürchte schon, es ist Sonntag, da werde ich so früh vorerst noch kein
Breakfast bekommen! Doch es gleicht sich halt alles aus. Früher oder später.
Mal verliert man, mal gewinnt man. Jetzt stehe ich wieder auf der
Gewinnerliste: Um ein paar Ecken gibt’s in einem chromglänzenden Diner,
einem Diner, wie er sein soll und wie man ihn sich vorstellt, „Al
Mac’s Diner - Justly famous since 1910“, ein wunderbares Frühstück
und ich esse, nein, ich genieße, nein, ich zelebriere „Al Mac‘s
Omelett“, frisch für mich persönlich zubereitet und von Luanne zu mir
an den Tisch getänzelt, OK, ich komme wieder runter, mit einem gutmütigen
hausfraulichen Lächeln zu mir an den Tisch gebracht. Ein ebenso
verschwenderisches wie riesiges Gemüse-Omelett aus vielen Eiern, frischem
Gemüse und genauso viel Käse darüber. Wahrscheinlich mußte ein
Sechserpack Eier dran glauben. Dazu wundervolle Bratkartöffelchen, Toast,
Marmelade. Kaffe ohne Ende. Eiswasser. Eben alles, was ein Mann so
braucht. Jedenfalls zu einem guten Frühstück. Das reicht bestimmt für
drei Tage nicht mehr Essen, obwohl ich es noch nicht einmal ganz schaffe.
Dazu
bekomme ich meine liebste Lieblingsmusik serviert: Monkeys, Stones, Beach
Boys usw. Halt Sixty Music. Als wäre ich gar nicht vom Moped abgestiegen.
Dabei weiß ich gar nicht, wie ich überhaupt hierherkommen konnte. OK,
ich war auf der Suche nach einer Tankstelle. Zuhause auf Google Earth
erkenne ich erst meinen leicht verschlungenen Weg hierher. Danach
tanke ich gegenüber, ich bin schon einige Zeit auf Reserve. Die
Kreditkarte funktioniert einwandfrei. Ist halt in jedem Staat anders. Auf
der Weiterfahrt sehe ich plötzlich und unerwartet ein paar graue
Museums-Kriegsschiffe, die hier für immer festgemacht haben. Ich stelle
das Moped ab und sehe sie mir vom Ufer aus an. Ich kann nur sagen:
Faszinierend. Trotzdem, wie alles Kriegsmaterial, für mich obszön und
pervers. Unter anderem liegt hier das (angeblich sehr bekannte)
„Battleship Cove“. Die aufgerichteten riesigen Rohre der schweren
Geschütze des Schlachtschiffs erinnern mich an eregierte Phalli. Daneben
liegen ein Zerstörer, ein U-Boot – und, ja, recht merkwürdig, die
„Hiddensee“, eine Korvette der ehemaligen DDR-Volksmarine.
Das
Navi war inzwischen fleißig und hat für mich wieder ein paar schmale
kurvige Straßen herausgesucht, die viel Spaß beim Wedeln machen. Die
Reifen knabbern das Gras am Innenrand der Kurven ab. Und dann, plötzlich,
mittendrin ein Stück „Dirty road“, also unasphaltierte staubige Straße.
Ich finde ja immer meine Spezialstraßen. Heute Vormittag kann ich mich
genügend austoben. Eins
meiner heutigen Zwischenziele ist Plymouth. Hier landeten im Jahre 1620
die berühmten Pilgerväter, die ersten Siedler aus England. Es gibt einen
Gedenkstein und eine originalgetreue Nachbildung der Mayflower, ihres
Schiffes. Das Schiff wirkt ziemlich klein.
Plymouth
(Massachusetts) – Wikipedia Weiter
geht es auf der autobahnähnlichen US 3 durch Boston und dann auf der
schmalen 127 nach Gloucester und dann auf der US 1A und US 1 weiter.
Logisch, die Orte hier an der Küste sind die ältesten, alle mit einer 16
oder 17 vorne in ihrem stolz verkündeten Gründungsjahr. Weil
ich direkt daran vorbeikomme, sehe ich mir noch die
Wohnmobilvermietungsstation in Rowley an, wo wir vor ein paar Jahren unser
Wohnmobil gemietet hatten, und dann noch den kleinen Statepark in Hampton
Beach, wo wir damals in einem heftigen Sturm übernachtet haben. Die
Straßen sind immer noch so schlecht wie damals, mein Pferd schüttelt
mich kräftig durch. Ich
komme nach New Hampshire und darf endlich für die nächsten Tage meinen
Helm erneut wieder ausziehen. In Salisbury ist unheimlich viel los. Man könnte
auch an der englischen Südküste in einem dieser schrecklich überlaufenen
Touristenorte sein. Jetzt
wird es langsam Zeit, ein Zimmer zu suchen. Die ersten Motels gefallen mir
nicht, hier ist mir auch noch viel zu viel los. In Hampton sehe ich dann
ein BestWestern, es ist sechs Uhr. Kenny in der Registration fragt mich,
„ob ich zu der Gruppe gehöre“ und ich antworte einfach mal wieder mit
einem freundlichen „Yes, Sir“. Hat ja schließlich gestern schonmal
gut geklappt. Und es funktioniert auch jetzt. Ich kriege es tatsächlich
etwas billiger, zehn Dollar, zum „Gruppenpreis“. Immerhin. 115 $ statt
125 $. Endpreis einschließlich Steuer ist 128 Dollar. Mein
Zimmer liegt wunschgemäß im ersten Stock und ist blitzsauber, mit
ordentlichem Safe und allem drum und dran. Balkontür geht auch auf. Sogar
einen Stuhl und einen Sessel gibt es. Minibar. Alles eigentlich
selbstverständlich, aber nach der letzten Nacht eben doch nicht. Eine
kostenlose Flasche Trinkwasser. Gehört sich ja auch. Ich bin zurück in
der Zivilisation. Ich nehme erstmal eine schnelle lauwarme Dusche. Ein
riesiges sauberes einladendes Bett mit genügend Kissen. Ich
laufe ein Stück in die Stadt zurück und esse in Lamie's Inn, draußen
auf dem Patio sitzend, einen bedauernswerten armen roten kleinen Lobster
mit Baked potatoe und einem Maiskolben. Ja, schlimm. Ich schäme mich mal
wieder meiner Gier wegen. Während der arme kleine Kerl totgekocht wird,
sitze ich ganz gemütlich draußen in der Abendluft und esse
selbstgebackene Brötchen mit wunderbarer salziger Butter. Wenn ich es hätte
machen müssen, hätte ich ihn jedenfalls nicht ins kochende Wasser schmeißen
können. (Ich hätte ihm stattdessen die Freiheit geschenkt und ihn zurück
ins Meer geworfen.) Erträgliche 34,50 $ mit zwei Bier. Ich bedaure, daß
Ingrid nicht dabei ist, sie liebt Lobster noch mehr als ich.
Schade,
ich habe mich vorhin beim Vorbeifahren nicht dazu durchringen bzw. schnell
genug entscheiden können, aber das hier ist auch ein Motel und es wäre
bestimmt auch nicht teurer gewesen. Aber ich bin im BW ja auch außerordentlich
zufrieden. Zur
Strafe (für den verzehrten Lobster) bekomme ich von seinen Freunden ein
paar heftige Moskitostiche in die Haut gepiekst, durch die Kleidung, ich
weiß nicht, wie sie es machen. Die Stiche sind schlimm und jucken später
noch tage- und nächtelang. Eigentlich
wollte ich ja den Lobster auf Uwes Empfehlung erst in Portland auf dem
Pier verspeisen. Aber dort kann ich ja vielleicht nochmal… Wieder
hatte ich den ganzen Tag Sonne, hier am Meer war es logischerweise etwas kühler,
nicht ganz so heiß. Befriedigt
genehmige ich mir eine fröhliche Zigarre auf dem Nachhauseweg. Meine Wäsche
muß noch gewaschen werden. (Ja, endlich habe ich mal nicht so viel Wäschekram
eingepackt. Mit dem Nebeneffekt, daß ich wohl ein, zweimal unterwegs
schmutzige Wäsche waschen muß.) Um halbelf ist alles erledigt und ich
schlafe beruhigt ein. Tag
6 Montag,
26. August 2013 173,5
Meilen Heute
bekomme ich keine sonnige Begrüßung, es ist trüb. Dabei habe ich wie
immer auf die entsprechende Lage meines Zimmers geachtet. Um halbsieben
stehe ich auf. Ich
habe wieder saugut geschlafen. Ohne Ekel und Würgereiz erzeugendes
Konglomerat aus Schweinestallgestank und penetrantem Wunderbaummief. Es
gibt ein ausgiebiges Hot Breakfast. Pünktlich zum Frühstück fängt es
zu regnen an. Ich vermeide es schon die ganze Zeit geflissentlich, den
Wetterbericht in einem der vielen Fernseher anzuschauen. Ich muß es ja
sowieso nehmen, wie’s kommt und will es vorher gar nicht wissen. Heute
geht es ohne Helm weiter. Vorsichtshalber ziehe ich die grünen Turnschuhe
an. (Wegen des Regens, sonst genügen mir ja meine allseits bekannten
hinten offenen braunen Reise-Allzweck-Schlappen.) Ich
habe über Nacht umdisponiert. Irgendwie wird die Zeit knapp. Highway 1
weiter nach Norden hoch mit Portland und Acadia NP wären schön gewesen,
kenne ich aber auch schon. Deshalb kürze ich deutlich ab, um dafür
lieber neue Gegenden zu erforschen. Bangor muß ich leider auch canceln. Als
ich gegen neun Uhr endlich abfahre, hat der Regen aufgehört. Kurzer
Stopp im LL Bean Outlet - zu teuer, ich kaufe nichts. Bald
klart es auf und wird wieder warm. In Portsmouth scheint die Sonne. Ich
fahre über die Memorial Bridge. Hier wird der Mittelteil an vier Pfosten
waagerecht hochgehoben.
Memorial
Bridge (Portsmouth, New Hampshire) - Wikipedia, the free encyclopedia portsmouth
bridge - Google-Suche (Fotos) Ein
Passant erzählt mir, daß die Drawbridge („Zugbrücke“, eigentlich müßte
man sie ja „Hebebrücke“ nennen), nach langem Umbau erst seit zwei
Wochen wieder geöffnet ist. Auch hier werde ich wegen meines
NJ-Nummernschildes wieder gefragt, ob ich aus New Jersey komme. Beim Tanken meint Mabel, “Good time for travelling
on a bike”. Stimmt,
ich fühle mich wohl und bin glücklich. Ich könnte jeden Tag jubeln und
sogar jubilieren. Eine wunderschöne Reise! Hoffentlich bleibt es so. Die
Grenze nach Maine wird überquert. Ich habe bisher auf der ganzen Tour
erst drei GoldWings gesehen. Dagegen unzählige Harleys. Und jetzt doch
immerhin schon zwei versteckt auf Temposünder lauernde Sheriffs. Es
gibt wieder reichlich ländliche Landstraßen und jede Menge Seen zu
sehen. Gestern gab es schrecklich viel Verkehr an der Küste, Autos wie
Motorräder, aber es war auch ein Superwetter und dazu Wochenende. Heute läuft
wieder alles normal und deutlich ruhiger. Eine
Straße ist mal wieder wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Umleitung erscheint
mir im Navi etwas weit. Deshalb probiere ich es einfach und fahre durch
die Absperrung und – ja, mein Mut wird belohnt, ich komme durch, meine
Straße ist durchgehend asphaltiert. Alle andern nehmen den weiten Umweg.
Feiglinge. Keine Eier in der Hose. Wieder
ein WalMart, wieder kein Hut für mich. Dreimal
muß ich wenden, weil die Dirty roads mittendrin zu miserabel, also zu
rutschig/schlammig werden oder sogar mit einer Schranke gesperrt sind.
Einmal wird es sogar eine Privatstraße, videoüberwacht, Durchfahrt
streng verboten. Im Wald! Die Amis spinnen.
Endlich
erreiche ich das nächste Zwischenziel, das weltgrößte Telefon an der
Post in Woodstock. Nein, nicht das Woodstock. „World’s
largest Telephone“, 14 feet, also über vier Meter hoch. Danke Petra für
den Tipp. Du weißt halt, was ich brauche. Du machst mich immer wieder glücklich!
Dann
sind es nur noch ein paar Meilen bis nach Rumford zu Paul Bunyan, wo wir
vor zwei Jahren schonmal waren. (Den Paul Bunyan in Bangor mußte ich ja
schon von meiner Liste streichen. Leider. Ich werde ihn wohl nie zu sehen
bekommen.)
Der
Wasserfall ist unverändert. Ich frage in der Chamber of Commerce nebenan
nach und habe Glück, sie wollen in fünf Minuten schließen. Schade,
Babe, der berühmte Blue Ox, ist gerade leider weg zur Renovierung und ich
werde ihn wohl auch nie mehr sehen. Wirklich sehr bedauerlich. Leider
finde ich keinen seriösen Link zu Babe. Bitte, selbst mal in der
Suchmaschine eingeben: Babe the blue Ox, Rumford Aber
ich hatte wenigstens ein paar wirklich schöne Straßen unterwegs. Und
besonders schlechte kaputte. Trotzdem steht für mich fest: Motorradfahren
ohne GoldWing ist zwar möglich, aber nicht erstrebenswert. (Ja, genau,
wie mit den berühmten Möpsen.) Das
mir empfohlene Motel „Blue Iris Motor Inn“ für knapp 70 $ (kein
Nachlaß) ist OK. Und ich habe die etwas bessere Zimmerkategorie mit
Veranda und Südseite bekommen. Alles hier ist alt. Sehr alt. Wie die
Besitzerin. Aber wenigstens ist der Ausblick vom Balkon auf die Flußaue
mit dem spiegelglatten Wasser, die Bäume und überhaupt auf die
Landschaft grandios. Und
sogar ein eigenes Bad gibt es in jedem Zimmer. Alles sauber und
ausnahmsweise gut in Schuß. „Altes Motel“ bedeutet nämlich sonst
meistens, es ist alles kaputt und verkommen und ungepflegt. Der Fernseher
ist natürlich auch schon sehr alt, aber immerhin bereits in Farbe und mit
einer bereitliegenden (Funk-)Fernbedienung. Überhaupt alles alt und nicht
mehr ganz zeitgemäß. Trotzdem, ein gepflegtes Anwesen, das einen
durchaus guten Eindruck macht. Leider gibt es hier in dieser Gegend nur
ganz wenige Motels, weit auseinander. Bei Nichtgefallen müßte ich
vielleicht noch ganz schön weit fahren. Das
Wetter wird für morgen „so wie heute“ angekündigt. Heute waren es
zwischen 72 und 85 Grad, also „perfekt“. Zum
Abendessen fahre ich wieder ein paar Meilen zurück und esse bei „Sam's
Italian Food“ für 8,69 $ sehr gute Spaghetti mit aromatischer
Tomatensauce und unverschämt gutes Garlicbread statt des Meatballs. Und
ein Pepsi ist auch noch dabei. Das nenne ich „fast geschenkt“. Zurück
vom Abendessen rauche ich meine Zigarre um sieben draußen auf dem Balkon,
in einem bequemen Stuhl, Füße auf dem Geländer. Hier kann ich endlich
mal chillen, ausruhen, entspannen, alles baumeln lassen. Es ist wirklich
außerordentlich romantisch und idyllisch hier. Mit etwas Abendsonne bekäme
ich sensationelle Fotos. Aber die ist hinter Wolken verschwunden.
Vorhin
bin ich noch drüben auf der andern Seite des Flusses auf einer schmalen
kurvigen Straße nach Rumford gesaust. Hier, an der Vorderseite des
Hauses, ist sie breit und ziemlich gerade und überhaupt ziemlich glattgebügelt.
Es ist die US 2, wird mir später bewußt. Deshalb fahren hier zahlreiche
große Trucks. Wenn mal keine Lkw in der Nähe sind, hört man sogar die
Regenwürmer singen. Oder sich neue Gänge bohren. Man muß nur sensibel
genug sein. Sogar die Grillen kratzen hier etwas melodischer als sonst auf
ihren Streichinstrumenten herum. Obwohl
alles so alt ist, ist es trotzdem liebenswert, weil absolut nichts
vergammelt ist. Auch nicht im Bad. Alle Details sind OK. Ich
kriege noch eine Folge „Dog and Beth“ mit, Beth mit den riesigen, ähm,
„Dingern“, und geh schlafen. (Beth zeigt es uns anschaulich am
Original: Wer Körbchengröße D schon toll findet, sollte sich darüber
klar werden, daß es weiter rauf bis Größe N geht – bevor die
Einzelanfertigungen beginnen!) Dog
and Beth: On the Hunt - Wikipedia, the free encyclopedia
Wieder
ein wunderschöner Tag. Was wohl Morgen kommt?
Tag
7 Dienstag,
27. August 2013 157,1
Meilen Ich
wache um sechs Uhr morgens auf. Freundlicher Nebel hat sich über dem
weiten Flußtal ausgebreitet. Ich kann alles direkt aus meinem Bett sehen.
Nä, wat es dat schön! Um halbacht fahre ich ab. Der frühe Wurm fängt
den Vogel oder so ähnlich… Leichter Dunst steigt noch über den
vielversprechenden Bergen auf. Kurzer
Stopp an einer einsam gelegenen romantischen Covered Bridge, etwas abseits
der Hauptstraße.
Ausnahmsweise
tanke ich lieber nochmal, obwohl mein Tank noch halbvoll ist. Aber heute
habe ich schließlich etwas besonders vor. Breakfast um viertel nach neun
in einem Diner gleich gegenüber, es ist aber nur ein normales Restaurant.
Auch hier, wie fast überall, werde ich von der weiblichen Bedienung mit
„Dear“ angesprochen. (Oder sagt sie in Wirklichkeit „Deer“ =
Hirsch zu mir??) Ich antworte mit „Honey“. Scheint sie aber gewohnt zu
sein. Das
Wetter ist längst sonnig, der Morgendunst verschwindet immer mehr. Zunächst
war es ja noch etwas frisch, nur 61 Grad, und ich hatte erstmal die dicke
Jeansjacke angezogen, aber jetzt kann sie schon wieder in den Abgründen
des Seitenkoffers verschwinden. Der Harleyfahrer am Nebentisch wünscht mir “Let the
wind in your back and your wheels always down”. Nicht
nur, daß die Eggs Benedict nichts sind, soll ich am Ende auch noch 20,10
Dollar statt 10,10 Dollar mit meiner Kreditkarte bezahlen. Man muß halt
immer aufpassen, vielleicht besonders, wenn man mit „Dear“
angesprochen wird. Ich lasse mir die zehn Dollar in bar zurückgeben. Weiter
geht es am Fluß weiter entlang. Jedes Tal hat hier einen eigenen Fluß. Achtung,
jetzt kommt eins der heutigen Highlights, ein neues Abenteuer: Eine
Bergbefahrung. Mount Washington, 1.917 Meter (6.288 feet) hoch! Eine
Autostraße führt Wagemutige hinauf. Das Rauffahren kostet immerhin
sechzehn Dollar. Runterfahren kostet nichts…
Mount
Washington (New Hampshire) – Wikipedia mt.
washington - Google-Suche (Fotos) Die
Straße windet sich langsam nach oben und wird dann unterwegs recht schmal
und steil. Keinerlei Leitplanken, kein einziger Meter. Unten türmen sich
zahlreiche mehr oder weniger verrostete Autowracks. Nein, ist nur Spaß!
Oder vielleicht doch? Ich habe gar keine Zeit, runter zu schauen.
Zwei,
drei steile Kilometer zwischendurch sind nicht asphaltiert. Warum? Weiß
ich nicht! Hab keine Zeit zum Überlegen, muß mich konzentrieren!
Die
Straße wird dann überhaupt anspruchsvoll. Atemberaubend. Allerdings gibt
es keine Serpentinen, die kennt man ja hier in USA nicht, es gibt sie nur
extrem selten - oder noch weniger. Ich kann mich nur an eine einzige
erinnern und habe hier schon viele Bergstraßen befahren. Sogenannte
„Hairpins“ gibt es natürlich, die haben aber mit unseren
Haarnadelkurven nur wenig Ähnlichkeit. Amis könnten sie auch gar nicht
fahren. Trotzdem,
die Bergstraße ist eher nichts für zartbesaitete Frauen, Kinder, Männer.
Aber für die gibt’s ja die Vans, die die Leute im ständigen
Pendelverkehr hoch- und runterkutschieren. Eigentlich
darf man hier nur 25 mph fahren. Und man darf nicht überholen. (Beim
Runterfahren drücke ich da schonmal ein Auge zu…) Ich
habe Riesenglück, beide Züge kommen gerade hintereinander oben an. Kühl
ist es. Die Luft ist hier oben dünner.
Mount
Washington Cog Railway – Wikipedia („Cog“
heißt Zahnrad.) Auf
einem Schild lese ich, daß wir hier in den Appalachians sind. War mir
bisher nicht bewußt. Aber die sind ja auch lang und ziehen sich fast
durch die ganzen USA und Kanada. Jetzt
weiß ich auch, warum wir damals nicht mit dem Wohnmobil raufdurften. Das
ginge gar nicht. Wäre viel zu steil. Die kämen erst gar nicht rauf. Und
runter schon überhaupt nicht. Mit den hier üblichen schlechten Bremsen.
Die Bremsen der GoldWing vermitteln dagegen bei der flotten Bergabfahrt
ein spürbares Gefühl der Sicherheit. Sie sind einfach immer da, wenn man
sie braucht.
Nachdem
ich heil wieder unten angekommen bin, halte ich ein paar Kilometer weiter
an der Seilbahn „Wildcat Mountain“ an. Ich will unbedingt eine Tour
mit dem „Ziprider“ machen. Ich fahre dazu erst einmal mit einem
Skilift ein Stück den Berg hinauf und wechsle dann hinüber. Ich werde
sogleich von helfenden Händen an verschiedenen Gurten gut befestigt, dann
werde ich losgelassen und sause an straff gespannten Seilen ins Tal
hinunter. Das Ganze sieht erstmal etwas angsteinflößend aus, ist es aber
nicht wirklich. Da könnte jede Oma mitfahren. Und die würde sich noch
nichtmal in die Hose machen. Und die Zähne verlöre sie auch nicht.
Schade,
viel zu schnell ist es zu Ende, und ich fahre weiter bis nach North
Conway. Hier soll es viele Outletcenter geben, ich sehe aber schon wieder
kaum welche. Ich interessiere mich aber auch nicht wirklich dafür.
Endlich bekomme ich hier den Hut, den ich die ganzen Tage schon suche, die
Sonne ist wirklich gemein. Wenn er auch ziemlich bescheuert aussieht, bzw.
mich aussehen läßt.
Ich
sehe plötzlich ein paar kleine schöne bunte alte Häuser und halte für
ein Foto an. Das ganze stellt sich als Themenhotel heraus, jedes Zimmer
ist total anders eingerichtet. Das billigste freie Zimmer ist mir dann
aber mit zweihundertachtzig Dollar für mich allein zu teuer. Insgesamt
geht es rauf bis auf schlappe 750 $. Die Nacht! Ich
biege dann in Conway auf den berühmten Kancamagus Highway ab und sehe
gleich ein Motel: Das „Kancamagus Swift River Inn“. Mitten im Wald mit
einem Schild „Zimmer frei“. Ja, wirklich, deutsch geschrieben.
Klar
doch, daß ich hier nachfrage. Schon wieder romantische Lage und nicht so
nullachtfünfzehn. Ich bitte um ein schönes Zimmer und bekomme das beste,
schönste, tollste. Das einzige mit einem Erker.
Die
Wand hinter den beiden Betten ist mit einer riesigen Wald-Tapete beklebt.
Im Bad gibt es sogar ein sauberes muschelförmiges Waschbecken. Die beiden
Besitzer waren in Deutschland, sogar hier bei mir an der Loreley, und
haben noch sehr schöne und genaue Erinnerungen daran. Ich bekomme auch
sonst alles aus ihrem Leben erzählt. Der Großvater war in den 40er
Jahren lange in Deutschland, deshalb hat er sich hier ein „deutsches“
Fachwerkhaus gebaut. Es könnten Deutsche sein, weil alles so sauber und
ordentlich und perfekt ist. Zum
Dinner fahre ich in die Stadt zurück und esse im NinetyNine-Restaurant,
draußen auf dem Patio sitzend, Tomatensuppe, Steak mit geknobeltem
Kartoffelbrei und Mais, und ein süßes Schokodessert. Zigarre
gibt’s dann später vor dem Haus. Moskitos begrüßen mich gleich und
freuen sich über mich. Ich
weiß nicht, ob ich meine Route schaffe, wie ich sie zuhause geplant habe,
wenn es so langsam weitergeht. Der
Tag war wieder sonnig und heiß. Auch heute durfte ich wieder ohne Helm
fahren. Tag
8 Mittwoch,
28. August 2013 135,0
Meilen Die
Hälfte meiner Reise ist schon wieder rum. Wie schnell das immer geht. Aufstehen
um viertel vor sieben. Die Sonne wird gleich über den Bäumen des Waldes
auftauchen. Ich bin hier im Kancamagus Forest in den White Mountains. Der
stolzgeschwellte Hotelbesitzer fährt heute nach Boston, um dort seinen
gerade frischgraduierten Sohn abzuholen. Natürlich,
passiert einem schonmal: Bei der Abfahrt behalte ich versehentlich den
Metallschlüssel in der Tasche, statt ihn abzugeben. Aber, nach zwei, drei
Minuten fällt es mir glücklicherweise ein und ich wende und fahre ein
paar hundert Meter zurück. Die Hotelbesitzerin freut sich unheimlich und
ist sehr erfreut, ihren Schlüssel so rasch zurückzubekommen. Ich höre
und sehe, wie ihr ein Stein vom Herzen runterpurzelt. Auf
dem Kancamagus-Highway fahrend, sehe ich voraus zwischen den Bergspitzen
immer mehr bösartige dunkle Wolken, die mich aber noch nicht allzu sehr
stören. Ein
paarmal gibt es Grund, anzuhalten und Fotos zu machen.
Kleine bezaubernde Wasserfälle, eine rotbraune Covered Bridge, bizarre
Felsen im Fluß, romantische Ausblicke in die Berge. Danach gleitet die
GoldWing gleich wieder zufrieden über die Senken und Anhöhen des
Highways. Mein Vertrauen in dieses Motorrad ist unerschütterlich, habe
ich doch schon weit über 350.000 km auf GoldWings ohne jegliches Problem
locker abgespult. Die schlanke Silhouette eilt durch die Kurven wie ein
Berglöwe. Oft streifen die Leichtmetall-Felgen hie und da ein Büschel zähes
Gras. Man könnte es auch so ausdrücken: Die Landschaft
ist da. Du mußt halt nur noch hinfahren.
Am Ende überquere ich den Kancamagus Pass (2.855
feet) und nach kurzer Zeit bin ich schon in Lincoln. Hier besuche
ich „The Flume“, eine wildromantische Schlucht mit spektakulären
Holzstegen über, nein, neben brausenden Wasserfällen. Die 15 Dollar sind
gut angelegt.
the
flume - Google-Suche (Fotos) Später
halte ich an einem kleinen Vergnügungspark. „Clark’s Trading Post“.
Ich habe ein paar alte Loks entdeckt. Ich bin schon wieder in einem
Woodstock. Nein! Immer noch nicht das Woodstock. Hintenrum komme
ich an sie ran, ohne Eintritt bezahlt zu haben.
Und
weil es so einfach ist, schlendere ich jetzt, innendrin, unschuldig vor
mich hinpfeifend, nach vorne zu den anderen Attraktionen. Und dann
schnappt die Falle zu! Ist ja eigentlich klar, daß man mich über zig
Videokameras beobachtet hat. Hätte ich mir denken können. Ein Wächter
kommt und verlangt, daß ich den Eintritt (17 $) sofort nachzahle. Naja,
man kann es doch mal versuchen. Hat halt nicht geklappt. Peinlich ist es
mir trotzdem. War eine blöde Schnapsidee. Wie es mir meine objektive
Chronistenpflicht aber aufträgt, muß ich es hier halt erwähnen. Gewisse
Leute in meiner Familie, ich will hier keine Namen nennen, sie wissen
schon selbst, wen ich meine, gewisse Leute werden wieder höhnisch über
mich grinsen. Es sind immer dieselben. Und ich höre schon ihr blödes
„Das-geschieht-Dir-endlich-mal-recht!“-Gespotte… Dafür
darf ich jetzt ganz offiziell die zwei, drei Kilometer Dampfeisenbahn
fahren.
Unterwegs
überfällt uns „Wolfeman“, ein „einsam im Wald lebender
Waldmensch“ mit seinem witzigen Fahrzeug und beschimpft uns alle über
Funk. Dabei können wir doch gar nichts dafür, daß wir ihn aufgestört
haben. Dann
darf ich noch Segway fahren, immer im ovalen Kreis und auch nur eine
Viertelstunde lang. Mit ekligem Leihhelm! Iiiih! Ist ja auch soo gefährlich
hier. Danach
besuche ich das schrägstehende „Tuttle’s Rustic House“, wo
physikalische Gesetze scheinbar nicht mehr zu gelten scheinen. Als ich das
hinter mir habe, fängt es zu regnen an.
Zwanzig Minuten später ist der Regen vorbei und ich kann noch
„Merlin’s Mystic House“ besuchen. (“Warning: If you suffer from
claustrophobia, motion sickness, epilepsy, or are afraid of the dark, you
will not want to enter.” - Warnung: Wenn Sie unter Platzangst,
Reisekrankheit oder Epilepsie leiden oder Angst vor Dunkelheit haben,
werden Sie nicht hier hineingehen wollen.) Naja, ganz so schlimm wird es
dann doch nicht da drin.
Die Bärenshow will ich mir nicht antun, weil mir die armen Bären
leidtun. Die chinesische Akrobatik hatte ich anfangs kurz mitbekommen,
aber sie war etwas langweilig. Also habe ich jetzt das meiste gesehen und
troll mich von dannen.
Heute
gibt es im Radio ständig neue automatische Weather Alerts, aber ich habe
Glück und bleibe trocken. Kürzlich
fuhr ich auf der östlichen US 1, gestern auf der US 2, heute auf der US 3
und US 4, alles wichtige Straßen in den USA. Merkwürdig, gleich so viele
einziffrige und deshalb wichtige US-Hauptstraßen. Aber ich habe natürlich
auch wieder ein paar kleinere Straßen kennengelernt. Der
Weg zieht sich. Immer noch dicke hohe dunkle Wolkenberge über den Bergen. Da
ich unterwegs in einem kleinen Dorf gerade zwei Polizeiautos sehe, halte
ich kurzentschlossen an und frage einen der Polizisten nach einem guten
Motel. Hätte ich besser nicht getan, denn ich muß erst mal warten und
hautnah dabei zusehen, wie eine bedauernswerte junge Frau von den
Polizisten abgetastet wird, Handschellen angelegt bekommt und ins
Polizeiauto verfrachtet wird. Die Umstehenden meckern deshalb heftig und
tun überhaupt ihren Unmut kund, aber es eskaliert gottseidank nicht. Dann
bin ich dran. Es hilft nichts, hier gibt es wirklich nichts in der Nähe.
Ich soll zwanzig, dreißig Meilen bis Lebanon, NH weiterfahren. Langsam
wird es dunkel. Überall blitzt und donnert es schon. Um
sieben finde ich endlich ein Days Inn. Natürlich teuer, trotz Triple-A
kostet es immer noch unverschämte 99 $ plus tax. Das
erste Zimmer (212) ist zu laut und gefällt mir nicht. Beim zweiten (214)
geht der Schlüssel (die Keycard) erst nicht und nach dem Umtausch bekomme
ich die hintere Tür nicht auf. Die Tussi vom Registration Desk kommt
extra mit hoch und probiert es selbst. Das sind oft Kinder, dumm, blöd
und unerfahren, schlimm. Ich bekomme ein drittes Zimmer. (220.) Hier läßt
sich der Safe nicht abschließen, also nehme ich später die Wertsachen
mit. Sollte man ja überhaupt. Aber ich werde da immer von Tag zu Tag
nachlässiger. Ich bin es leid, jetzt nochmal zu tauschen und einfach des
weiteren Reklamierens zu müde. Das Mädchen guckt mich jedesmal an, als käme
ich vom Mond. Zum
Essen fahre ich zwei, drei Kilometer in die Stadt. „Three Tomatoes
Restaurant“. Ich habe es allein wegen des Namens ausgewählt.
Italienisches Lokal. (Wer hätte das gedacht?!) Ich trinke ein Moretti,
ein Birra aus Italien, und ich kann dabei draußen vorm Lokal sitzen.
Unterdessen erneutes bedrohliches Blitzen. Rings um mich herum. Zum
Appetitanregen. Zum
Bier gibt es wunderbares selbstgebackenes Brot mit sanftem schmackhaftem
Olivenöl und frisch geriebenem Knoblauch. Allein das versöhnt mich mit
dem Drama, ähh, mit der Unbequemlichkeit vorhin im Motel. Ich bestelle
mir eine Pizza Margerita und bekomme eine köstliche Riesenpizza, von der
ich gerade mal die Hälfte schaffe. Angemessener Preis: 21,75 $. Alles
bekommt von mir die Note „Sehr gut“. Dieses Abendessen läßt mich
alle Unbill des Spätnachmittags und des Motels vergessen. Ich
hätte vielleicht doch das Motel kurz vorher nehmen sollen, aber es sah
nicht allzu gut aus. Wie man‘s macht, es ist falsch. Trotzdem, total
befriedigt fahre ich zurück. Schlecht
ist, daß ich nur fünf Minuten zu spät losfahre. Das Gewitter geht
unterwegs schlagartig los. Heftig. Sehr heftig! Die sprichwörtlichen
Schleusen werden oben geöffnet. Gut ist, daß ich gerade noch rechtzeitig
abbiegen kann und unter dem schützenden Dach einer Tankstelle Zuflucht
finde. Es kommt kübelweise runter, mindestens eine halbe Stunde lang.
Seitlich weht immer noch genug Wasser rein. Als es schließlich etwas
nachläßt, fahre ich kurzentschlossen los, Regenjacke und Helm habe ich
angezogen, und erreiche das Hotel feucht – aber immerhin nicht nass.
Keine Zigarre, es gibt wie jetzt immer und besonders auf dieser Reise,
nirgends einen Stuhl oder wenigstens eine Bank am Eingang. Damit
es mir nicht zu langweilig wird, fällt auch noch der Strom für ein paar
Minuten im ganzen Hotel aus. Und meine Matratze ist auch viel zu weich. OK,
mal gewinnt man, mal verliert man. Dieses Motel zählt eindeutig zu den
schlechten, vernachlässigten, schäbigen, runtergekommenen. Immer, wenn
ich zuhause so dran denke, nehme ich mir vor, ab jetzt nur noch im Holiday
Express oder vergleichbar höherwertigen Hotels abzusteigen. Aber dann
gewinnt regelmäßig mein innerer hundsgemeiner satanischer
Sparsamkeitsteufel. Wahrscheinlich eher unwahrscheinlich, daß ich mich da
noch ändern werde…
Tag
9 Donnerstag,
29. August 2013 182,5
Meilen Halb
sieben. Spärliches, hmm, geiziges Continental-Breakfast. War ja zu
erwarten. Schnell weg hier, hier habe ich mich sehr unwohl gefühlt,
bestimmt schlechte Strahlung. Eigentlich noch schlechter als kürzlich im
Super8. Ich
muß mich jetzt der Wirklichkeit stellen und den angekündigten Drohungen
des Weatherchannel ins Auge sehen. Oder auch nicht. Ich muß ja trotzdem
durch und laß mich lieber überraschen. Der
Regen war noch mehrmals in der Nacht zu hören. Jetzt liegen überall Pfützen
auf der Straße herum und machen sich noch immer breit. Die Sonne wird
reichlich Arbeit haben, um sie verschwinden zu lassen. Der Himmel ist
immer noch stark bewölkt. Noch
drei Tage bis Niagara. Ich sollte mich jetzt mal langsam ranhalten. In
Niagara ist ein Hotelzimmer reserviert. (Vielleicht hätte ich die ganze
Tour andersrum fahren sollen? Gleich nach Niagara und dann nach Lust und
Laune weiter?) 68
Grad, es geht, ich kann weiter ohne Jacke fahren. Endlich wieder viele
kleine Straßen. Es geht übers Land. Ich lasse der GoldWing freien Lauf
und sie nutzt es sofort aus, um durch die Kurven zu räubern. Ich kann
eigentlich gar nichts dafür… Eine
Brücke nach Vermont hinüber. Hier drüben ist das Benzin geringfügig
teurer, besonders die beste Qualität, sie kostet immerhin schon bis zu
4,30 $. Der
Flagman an einer Baustelle macht mich darauf aufmerksam, daß hier
Helmpflicht besteht. Zum Glück bin ich der erste, ganz vorne bei ihm. Er
wartet sogar, bis ich den Helm aufgesetzt habe, bevor er die Spur
freigibt. Ich habe wirklich Glück gehabt, am andern Ende lauert ein
Sheriff schon auf mich. Ich mache ihm eine lange Nase. Ätsch. Nix an mir
verdient! Übrigens
noch ein Wort zu hiesigen Baustellen: Vorne fräst eine Riesenmaschine den
alten Belag ab. Direkt dahinter Kehrmaschine und dann die Asphaltmaschine,
ein paar Walzen und ein paar Trucks mit frischem Asphalt. So macht man
hier pro Tag ein paar Kilometer, ähh, Meilen neu. Später sehe ich diese
Aktion auch noch auf einer Interstate. In einer Woche ist alles erledigt.
Könnten sich unsere unfähigen Straßenbau-Torfnasen mal eine Scheibe von
abschneiden. Inzwischen
ist es wieder warm, aber immer noch dichte Wolkendecke. Viele Berge mit
viel Wald. Alles weiterhin sehr ländlich. Kurven und Berge en masse. Hier
auf dieser Reise kann ich den Liedern in meinem mp3-Player endlich auch
das Land zeigen, wo die meisten von ihnen gezeugt und zur Welt gekommen
sind. Um
11:15 Uhr bin ich bei Ben & Jerry‘s. Eintritt für mich nur ermäßigte
drei Dollar (weil über 65) statt der normalen vier. Ich bekomme die
letzte Karte für die nächste Tour um 11:30 Uhr und die gleich in ein
paar Minuten startet.
Erst
müssen wir uns alle einen Werbefilm ansehen, in dem das soziale
Engagement der beiden früher bestimmt sehr lässigen Firmengründer ausführlich
beschrieben wird. Dann dürfen wir alle, oben stehend, von einem gläsernen
Gang aus, einen Blick in die Fabrikation unten werfen. Man sieht
Maschinen, Rohre, Verpackungsapparaturen und vier, fünf lebende
Mitarbeiter. http://de.wikipedia.org/wiki/Ben_&_Jerry's http://www.benjerry.com/
(englisch) Endlich
ist es dann soweit, jeder bekommt die heißersehnte kostenlose Probe. Ach,
sind die aber klein! Becher wie Fingerhüte. OK, für große Finger. Jeder
nur einen! Eigentlich. Jeden
Tag wird ein anderer Geschmack produziert. Heute Rasberrie. (Himbeer-Eis).
Ich habe zum Schluß drei ergattert. Na, bevor sie schlecht oder sogar
weggeworfen werden… Dann
draußen noch ein „kleiner“ Cone mit Vanilla für 4,25 $. Geschätzte
fünftausend Kalorien später fahre ich um halbeins weiter. Ich darf jetzt
nicht mehr weiter rumtrödeln. Weiter geht’s durch Ben-&-Jerry-Land.
Die GoldWing erledigt ihre Arbeit souverän und klaglos. Mit
dem Helm auf dem Kopf werden meine Ohren wenigstens nicht dauernd von den
zahlreichen Harleys malträtiert oder zerfetzt. Amis
können keine Kurven fahren, in jeder wird erst einmal gebremst. Das geht
einem irgendwann auf den Sack, ähh, auf die Nerven. Besser vorher noch
schnell überholen. Auch
heute gibt es wieder dauernd die doofen Weather Alerts im Display des
Navis. Ich
habe es schon oft geschrieben: US-Straßen, und auch viele der Autobahnen,
sind nichts für Leute, die ihren Orthopäden duzen. Aber es gibt genug
Chiropraktiker. In jedem Dorf sieht man ihre Schilder. Einfach überall.
Kein Wunder, bei den Straßen… Die
Sitzheizung am Moped ist immer noch recht schwach, man kann sich nichts (Männliches)
verbrennen. Ab
und zu gibt es aber doch mal ein Stück gute Straße mit schönen Kurven,
sodaß ich es mal wieder krachen bzw. die Fußrasten kratzen lassen kann.
Aber man sieht jetzt auch öfters Sheriffs, die hinterlistig im Gebüsch
versteckt auf Temposünder lauern oder einem einfach auf der Straße
entgegen kommen. Bis jetzt habe ich auf meinen USA-Touren immer wahnsinnig
viel Glück gehabt. (Nur einmal nicht, aber das war ein schwuler
Indianer.) Vermont
hat besonders schlechte Straßen. Jedenfalls entsteht bei mir dieser
Eindruck. Zum Glück ist es schnell durchquert. Sympathischer Name, wenn
er vom Navi ausgesprochen wird. Erinnert mich immer an jemanden, den ich
gut kenne. Aber die Straßen… Weiterhin
ist es sonnig und warm. Das Fahren macht einfach nur Spaß - und immer
gute Laune. Wenn es die GoldWing nicht schon gäbe, man müßte sie
dringend erfinden! Es stimmt halt: GoldWing – Motorcycle of my heart. Andere
haben eine Königin der Herzen, ich liebe dieses Motorrad. Eine
Fähre über den Hudson kostet fünf Dollar. (Immerhin ist die „The
Ticonderoga Ferry“ eine der ältesten Fähren in ganz Nordamerika,
schlappe 254 Jahre alt; sie sieht aber etwas jünger aus.)
Ich
bin jetzt wieder in New York State. Beim Blick zurück nach Vermont hinüber
sind jetzt viele hohe Berge dort zu erkennen. In New York vor mir auch,
aber ich will ja auch in die Adirondack Mountains. (Wie man die
ausspricht? Uwe sagte es mir kurz vorher, er war schon dort. Danke Uwe.
Jetzt muß ich mich nicht mehr blamieren: „Eddi-ron-däcks“. Betonung
auf „ron“.) Jetzt
besuche ich den „Natural Stone Bridge & Caves Park“ in
Pottersville, nur 13 $, da ich mit dem mitgebrachten Gutschein aus dem
Internet einen Dollar Nachlaß erhalte. Wie immer, naja, OK, wie meistens,
ich habe wieder Glück, die Sonne kommt hier extra für mich und meine
Fotos raus.
http://www.stonebridgeandcaves.com/ Als
ich mit der Besichtigungstour fertig bin, ist es halbsechs, und ich nehme
mir fest vor, das nächste Motel zu nehmen, und wenn es noch so schlimm
aussieht. An der nächsten Kreuzung ist schon eins und ich frage auch brav
nach einem Zimmer. Ich halte schließlich meine Versprechen und Vorsätze.
Es ist 17:45 Uhr. „Lee's
Corner Motel“. Sehr einladend sieht es hier nicht gerade aus, trotzdem
muß ich es nehmen, ich habe es mir ja fest versprochen. Immerhin steht
vor jedem Zimmer wenigstens ein Stuhl. Exakt achtzig Dollar. Schon wieder
etwas teuer für so eine Bruchbude. Kein Nachlaß. Dabei habe ich doch früher
oft nur so um fünfzig bezahlt. Das Zimmer ist wie in all diesen billigen
Privatmotels, die sind alle gleich. Tür und Fenster nach vorne,
Badezimmer mit winzigem Fenster nach hinten raus. Uralter Fernseher. Überhaupt
alles etwas vorsintflutlich und vernachlässigt. Ist ja klar.
In
der Abendsonne fahre ich ein kleines Stück in den Ort und esse im
„Black Bear Restaurant“ das Special, den „Papa Bear Burger mit
allem“ mit ein, nein, zwei Corona. Muß heute sein. An der einzigen
Tankstelle gab es nur Sixpacks. Meine Erkenntnis: Es ist mein
schlechtester Burger aller Zeiten. (In einer Bewertung lese ich später
zuhause zu diesem Lokal: „Beware of the Black Bear!“ Aha, andere Leute
haben hier auch schlimme Erfahrungen gemacht.) Hier
in der Kneipe sitzen ein paar alte Männer; schon komisch der Dialekt, den
ich hautnah mitbekomme. Etwas
Gutes hat das Abendessen dann aber doch noch, es setzt nicht an, es ist
sozusagen kalorienarm, denn es ist gleich wieder draußen. In flüssigem
Aggregatzustand... Trotzdem
genehmige ich mir danach meine Abendzigarre. Ganz in Ruhe. Immer noch lässige
85 Grad (27 C°) um acht Uhr abends. Immer
noch keine Abendröte erlebt. Morgenröte auch nicht. Bleibt auch so. Schlecht
ist, daß mir nachts beim Umstöpseln das Samsung-Handy aus der Hand
rutscht und sich nicht mehr laden läßt. Gut ist, daß es inzwischen fast
vollgeladen ist und der mp3-Player bestimmt noch zwei Tage lang durchhält.
(Musik, meine Musik, ist mir sehr wichtig beim Motorradfahren. Und unersetzbar
wie ein verlorengegangener Badewannenstöpsel beim Baden. Ohne geht gar
nicht!) Noch
besser ist, daß ich auch noch das i-Phone (für Notfälle) dabei habe und
daher auch für den Rest der Reise bestens mit Musik versorgt bin. Meine
Freunde in der iTunes-Abteilung warten schon lange darauf, rausgelassen zu
werden und mir endlich mal wieder aufspielen zu dürfen. (Ein
bißchen ärgere ich mich ja trotzdem über mich und meine Blödheit. Aber
zuhause stellt sich raus, daß das Handy gar nicht kaputt ist, nur das
doofe Ladekabel. Gibt’s für schlappe EUR 1,99 bei ebay.) Tag
10 Freitag,
30. August 2013 226,5
Meilen Gottseidank,
die Sonne scheint frühmorgens zu mir ins Zimmer. Aufstehen um viertel vor
sieben. Mein Ironhorse mit dem blauen Plastikfell erwartet mich schon ganz
aufgeregt und scharrt bereits wie jeden Morgen erwartungsvoll mit den
Gummirädern. Sämtliche Fußrasten zittern. Frühstück gibt’s hier natürlich
keins. Das gestern Abend empfohlene Deli hat noch zu. Ins Black Bear will
ich aus leicht vorstellbaren Gründen nicht nochmal. Abfahrt
um kurz vor acht. Sofort bekomme ich wieder kleine Straßen mit vielen
Kurven präsentiert. Die Wolken hängen heute tief. Angeblich ist hier die
Quelle des Hudson River.
Frühstück
erhalte ich gegen zehn in Long Lake im gleichnamigen Diner. Wieder Eggs
Benedict. Die habe ich zum Frühstück halt einfach gerne. Sind hier aber
auch nicht so besonders. Schließlich gehört Sauce Béarnaise darüber
– und nicht nur einfache Holländische oder gar schäbige
Mayonnaise-Sauce. Endlich
ist auch Frau Sonne wieder hinter den Wolken hervorgekrochen. Deshalb
mache ich hier auch einen kleinen Rundflug. Es gibt zwei kleine alte 172er
Cessna-Wasserflugzeuge. Tom tuckert mit mir erst ein Stück auf den See
hinaus und unter einer Brücke durch, um dann zu starten. Auf dem Wasser!
Wasser kann ganz schön hart sein. Habe ich bisher noch nicht erlebt. Auf
der normalen Startbahn kann ja jeder. Da kommt auch der kürzlich erlebte
Flug zuhause mit dem winzigen Tragschrauber nicht mit. Obwohl, der war
auch durchaus nicht schlecht. Tom
fliegt eine große langgezogene Acht und ich sehe, wo ich vorhin herkam
und wo ich gleich hinfahren werde. Alles Wald und dreitausend Seen unter
uns. Und Sumpf. Viele putzige und fleißige Biber soll es da unten geben.
Ich
werde wieder an meine eigenen Flugversuche in der Mitte der siebziger
Jahre erinnert. Schade, daß ich meinen PPL-Schein damals nicht erworben
habe. Aber die Lizenz meines Freundes hat uns beiden ja genügt. Viel zu
schnell landen wir wieder auf dem holprigen See und propellern zurück an
unseren Landesteg. Es
ist zwölf Uhr, als es endlich auf dem Moped weitergeht. Hier in der Nähe,
gar nicht mal so weit entfernt, liegt Lake Placid. Ja, Olympische
Winterspiele vor zig Jahren. Breite
gute Straße, neu geteert, da macht es Spaß, etwas Gas zu geben. Da ein
Vorreiter vor mir fährt, der bestimmt einen Radarwarner hat und der sich
hoffentlich auskennt, bleibe ich hinter ihm, auch wenn der Tacho öfters
80 mph „plus tax“ (statt erlaubter 65) anzeigt.
Außer
an den ersten beiden Tagen sehe ich jetzt jeden Tag am Straßenrand
Polizeiautos mit blitzenden Lichtern, arme unschuldige Autofahrer
abkassierend. Einmal ist sogar ein braver Motorradfahrer dran. Der Arme!
(Nicht geldmäßig arm, ich meine das immer im Sinne von
„bedauernswert“!!) Nur
Trucks habe ich noch nie in solch einer Situation gesehen! Die dürfen
sich offensichtlich etwas mehr erlauben. Nun ja, George Orwell (Farm der
Tiere) hat es schon so geschrieben: Alle sind gleich, aber ein paar sind
halt gleicher… Vor
der Grenze, in Malone, frage ich einfach mal eine Frau. Ja, Benzin ist
hier deutlich billiger als in Kanada. Sie empfiehlt mir auch gleich eine
Tankstelle; es soll die billigste im weiten Umkreis ein. Ich
bezahle hier 3,71 Dollar für die Gallone der billigsten Qualität. Kurz
vor der Grenze sehe ich ein Spielcasino und noch eins. Also
Indianergebiet. Richtig. Dann
kommt schon die Grenze nach Kanada hinüber. Eine gewaltige Riesenbrücke,
nein, zwei hohe stählerne Brücken hintereinander, sehr hoch, eigentlich
wie die Köhlbrandbrücke in Hamburg, nur nicht so gebogen. Die „Seaway
International Bridge“ nach Cornwall, Kanada hinüber. Maut kostet 3,25
US-$. Der Typ an der Tankstelle vorhin vermutete, daß sie kostenlos ist.
OK, er war noch nie in Kanada.
Seaway
International Bridge - Wikipedia, the free encyclopedia seaway
international bridge - Google-Suche (Fotos) Erst
umständliche Paßkontrolle am Häuschen, (warum gucken die sich
eigentlich immer alle Stempel an?), dann ein zweiter Stopp an den Bürogebäuden
der Immigration Control. Langwierig und ausführlich. Ich werde nach allem
möglichen gefragt. Waffen, Alkohol, (und ich wollte vorhin an der
Tankstelle noch ein, zwei Flaschen leckere süffige Mikes Lemonade
mitnehmen, es gab aber ausschließlich Sixpacks), ob ich über 10.000 $
dabeihabe, (ha, ha, ha), Tabak. (Meine Handvoll Zigarren werden angeblich
irgendwo eingetragen und registriert). Ob ich in Deutschland oder anderswo
Probleme mit der Polizei oder den Zollbehörden gehabt habe und wirklich
vieles mehr. Und auch viel mehr als bei der üblichen Immigration in die
USA am Airport. Fehlt nur noch, daß er fragt, warum ich einen orangenen
Pullover anhabe oder sonst einen Quatsch. Gepäck wird aber nicht überprüft,
man glaubt mir. Ich muß mit anderen Leuten erstmal auf der Armesünderbank
Platz nehmen und warten. Alle Angaben werden inzwischen eifrig überprüft.
Der Officer kann gar nicht verstehen, daß ich nur für einen halben Tag
einreise. Trotz
allem, zum Abschluß bekomme ich endlich den ersehnten Stempel in den Paß.
Dann darf ich weiter, meine Leidensgenossen müssen noch bleiben. Er würgt
erst dran rum, ruft mir dann aber doch noch ein wahrscheinlich nicht ernst
gemeintes “Have a safe trip“ hinterher. Ob er seiner Familie heute
Abend von dem „Fucking German on a Motorcycle“ erzählen wird? Dabei
sieht es in den Filmen doch immer so einfach aus, über die Grenze zu
kommen. Aber die Leute hier sind halt schließlich genauso kleingeistig
wie überall in den USA. Sie sind auch noch nie irgendwo anders
hingekommen. Warum soll es hier in Kanada anders sein? Daß man von weit
herkommt und einfach nur so zum Vergnügen herumreist, kaum vorstellbar für
hiesige Menschen. Hier
in Kanada gibt es alles, was es drüben auch gab. WalMart, McDonald’s,
BurgerKing, Subway, die ganzen Motels, alles wie in den USA. Überhaupt
ist hier alles wie bisher, nur sauberer, ordentlicher, nicht so kaputt.
Weiterer sofort markant auffallender Unterschied: Auf den Schildern stehen
jetzt Kilometer. Die
Straße ist hier deutlich besser, überhaupt alles. Drüben war es zum
Schluß besonders erschreckend, viele Farmhäuser waren zusammengebrochen.
Die Straßen schon die ganze Zeit katastrophal schlecht. Hier dagegen sind
die Farmen alle OK, nur ein Haus stand unterwegs zum Verkauf. Die Häuser,
Geschäfte und kleinen Plazas, Orte, Städte, Straßen, alle einwandfrei.
Mit einem Wort: Alles prosperiert. Zuhause
stelle ich fest: Benzin kostet hier ab 1,30 CAD (Kan. Dollar) der Liter.
Das ist umgerechnet ca. 0,95 EUR pro Liter. USA:
Bei günstigen 3,70 per amerikanischer Gallone entspricht das ebenfalls
ca. 0,95 EUR pro Liter. (Ich habe aber auch 3,85 US-$ bezahlt.) Im Prinzip
also fast gleich. Da hätte ich besser erst gar nicht gefragt. Leider
vernachlässigte ich das elfte Gebot: Du sollst nicht immer alles glauben!
Ich sage doch immer, wie ich’s auch mache, es ist falsch. Fette,
schwere Canadian Geese, kanadische Gänse, die ich ja an sich gerne mag,
watscheln überall herum und sind putzig. Wenn ich aber mal anhalte, sehe
ich, daß sie überall ihre dicken fetten unübersehbaren
Hinterlassenschaften hinterlassen haben. (Zuerst dachte ich noch an
Hundekot…)
Vorhin
habe ich ihn als Grenze überquert, jetzt fahre ich in Richtung Westen an
ihm entlang: Der berühmte St. Lorenz-Strom. Leider sehe ich kein einziges
Schiff, keinen einzigen Tanker auf ihm und werde auch keins und keinen
sehen. Ich dachte immer, die führen hier. Sankt-Lorenz-Strom
– Wikipedia
Außerhalb
darf man 80km/h fahren, etwa 50 mph, also auch nahezu wie drüben.
Einziger Unterschied: Hier halte ich mich lieber erstmal so ziemlich dran.
Ich weiß ja noch nicht, wie das hier überwacht wird. Himmel
stark bewölkt. Schade, hier zeigt das Navi keine Wetterinfos. Aber immer
warm, über 80 Grad. Wie jetzt jeden Nachmittag tröpfelt es etwas, nur um
mich zu ärgern. Aber es ist nie so stark, daß ich mir etwas anziehen müßte. Ich
nehme statt der Autobahn die parallele Landstraße 2. Deshalb kann ich
dann auch ein paar Minuten später auf den „Long Sault Parkway“
abbiegen, der über eine Reihe (zehn) kleiner Inseln führt und später
wieder auf die 2 zurückführt. In den 50er Jahren wurde hier weiter flußabwärts
der Fluß gestaut und ein paar Städte/Dörfer wurden überschwemmt, damit
hier große Schiffe fahren können.
Long
Sault Parkway - St Lawrence Parks - Camping Unterwegs
sehe ich in Morrisburg eine ganze Reihe Murals – große Wandmalereien.
In
Brockville mache ich Station zum Übernachten. (Endlich mal ein Ortsname,
den es nur einmal gibt. Sonst gibt es ja jeden Ort zigmal im Navi.) Im
„The White House Inn“ mache ich gegen sechs Uhr halt. Erst will der
Typ 153 can. $. Ich kann ihn auf 120 und dann letztlich auf 100 US-$
(cash, bar, versteht sich) runterhandeln. (Sieht aus, als wäre er der
„Chef vons Janse“. Ich versäume es, ihn danach zu fragen. Später
sehe ich ihn nicht mehr.) Kein Receipt, keine Quittung. Logisch. Brauch
ich auch nicht. Im Internet sehe ich gleich mal nach: 100 US-$ sind 105
CAD, also schnell mal 5% zusätzlich verdient. Das
Zimmer ist einwandfrei, wirklich sehr ordentlich. Und muffelt noch nicht
mal, welch eine Wohltat. Ganz im Gegenteil, alles vom Feinsten. Endlich
mal wieder ein Flachbildfernseher mit schlappen 42" und nicht so ein
hässliches Monstrum, das den halben Raum braucht und mir die meiste
Atemluft wegnimmt. Mit Blick zur Waterfront, aber es ist nur wenig vom St.
Lorenz River zu sehen. WiFi gibt’s auch endlich wieder. Im Bad gute
Pflegeprodukte. Und als Krönung einen Stuhl vor dem Zimmer. Schilder
weisen darauf hin, daß das hier demnächst ein Super8 werden wird. Aber
die sind ja meistens OK. Ich habe schon öfters durchaus akzeptable
Super8-Zimmer gehabt. Bisher hat das Motel zu BestWestern gehört, aber
die Schilder sind alle überklebt. Zum
Abendessen fahre ich zwei, drei Meilen in den Ort an den Sporthafen zu
„Buds on the Bay“ und nehme oben auf dem Patio Bud's Empfehlung an, nämlich
seinen „Bud's best Burger“ mit Suppe und einem(!) Corona. Mehr geht
nicht. Hoffentlich darf man hier überhaupt mit Alkohol fahren. Wie
immer finde ich Geld, eine 2 $-Münze. Immerhin. Und besser als die
kleinen Münzen, die man sonst überall findet. Wie
der Burger geschmeckt hat? Nun ja, kurz und prägnant: Die bei
McDonald‘s usw. schmecken doch erheblich besser. Ich hoffe, daß ich ihn
auf die übliche, normale Weise und über Nacht verdauen werde. 20,93 CAD. Unglaublich,
der Unterschied zu USA. In Kanada sieht es doch erheblich besser aus.
Jedenfalls hier in der Gegend. Das ist ja wie warm und kalt, wie Engelchen
und Teufelchen. Vielleicht sollte ich mein Lieblingsurlaubsland wechseln?
Montreal hat man mir ja sowieso schon mehrmals empfohlen. Endlich
darf ich mal wieder eine ganz entspannte Zigarre vor einem blitzsauberen
Zimmer rauchen. Es ist um neun Uhr abends immer noch über 25 Grad warm. Der
Abend ist diesmal ganz besonders gemütlich, keine Lkw, die vorm Motel
hin- und herfahren, noch nicht einmal Autos sind zu hören. Das Leben ist
schön. Bis auf die wieder mal etwas nervenden Moskitos. Nebenbei,
man kriegt es ständig mit, mehr oder weniger, meistens eher mehr: Amis
bewundern deutsche Autos und kennen meistens die „German Autobahn“.
Sonst wissen sie aber oft nichts von Deutschland. Schlechte
Nachricht: Auf allen Wetterkanälen wird für Morgen Regen angekündigt.
Um elf mache ich das Licht aus. Tag
11 Samstag,
31. August 2013 283,2
Meilen Ich
habe himmlisch geschlafen. Leider behalten die doofen Wetterleute recht,
es nieselt. Kein richtiger Regen, aber zum Ärgern reicht es immerhin. Man
könnte aber auch sagen: Schlecht ist, daß es regnet. Gut ist, daß es
nur tröpfelt. Trotzdem,
um 6:45 Uhr wird aufgestanden. Das Breakfast ist OK. Danach regnet es
heftiger, obwohl ich doch schon Regenjacke und meine wasserdichten Schuhe
angezogen habe - und dann regnet es erfahrungsgemäß meistens nicht mehr. Ich
beschließe, noch etwas mit der Abfahrt zu warten und mir erst einmal eine
Morgenzigarre zu genehmigen. Später soll es wieder sonnig werden.
Weiterhin ist und bleibt es warm. Ich habe noch Zeit und kann schließlich
unterwegs jederzeit auf die Autobahn und dann sind es nur viereinhalb
Stunden bis Niagara. Zum Ausgleich führt mir ein Eichhörnchen noch eins
seiner Kunststücke vor, indem es oben auf einer Stromleitung entlangläuft.
Sehr geschickte Tiere. Ich liebe sie. Vor allem knusprig gegrillt, mit
einer Kastanie im Mund – nein, ist nur Spaß!! Ich
fahre schließlich um halbzehn einigermaßen ungern ab. Das bisher beste
Motel der Reise - und ich habe hier nur zwanzig Dollar mehr als gestern in
der Bruchbude bezahlt. 25% mehr Geld und 5.000% mehr Gegenwert. Die
Straße ist bald abgetrocknet. Ich biege mal wieder ab, diesmal auf den
„1000 Islands Parkway“. Schnell erkennt man, warum er so heißt. Unzählige
Inseln sind nebenan im Fluß zu sehen, große, kleine, winzige, manchmal
mit nur einem Haus oder einem Baum drauf. Schade, es ist wieder zu
regnerisch geworden, um anzuhalten und ein paar Fotos zu schießen.
Thousand
Islands Parkway - Wikipedia, the free encyclopedia Bald
beginnt wieder das Drama mit der Grenze. Erst zwei sehr hohe nur
zweispurige Brücken, 2,75 US-$ oder CAD Maut, diesmal ist die Währung
egal. Es regnet jetzt heftig. Kein wirklich brauchbares Foto während der
Fahrt auf der Brücke möglich.
Und
dann die lästige Immigration, langer vielspuriger Stau. Fotos sind streng
verboten, warum auch immer. Überhaupt ist alles schwer abgesichert. Der
weibliche Officer fragt mir schon wieder Löcher in den Bauch. Tausend
Fragen. Vor allem, ob ich Alkohol dabei habe, davor haben sie Angst, wie
der Teufel vorm Weihwasser. Vor Tabak auch. Nach Drogen werde ich nicht
gefragt, dabei habe ich doch den ganzen Kofferraum damit gefüllt. Zum
Schluß weist sie mich auch noch (unnötigerweise) auf die 65 mph und
Helmpflicht hin. Stempel in den Paß? Nein, nicht nötig. Will ich auch
gar nicht, der wird mir langsam sowieso zu voll. Ich frage die Beamtin:
Nein, sie hat noch nie einen Deutschen mit gemietetem Motorrad erlebt. Ich
bin der Erste. Im Wohnmobil schon mal, gelegentlich, eher selten.
Noch
eine Brücke. Schließlich bin ich durch und kann bald von der Interstate
runter auf die Landstraße 180. Schade
drum, ausgerechnet auf der Brücke mußte es so sehr regnen. Ein bißchen
besser hätte das Wetter dort schon sein können. Um
halbeins entledige ich mich wieder der Regenjacke, es sieht jetzt deutlich
besser aus. Madame la Soleil, heute etwas zickig, ist schon hinter den
Wolken zu erkennen. Warm ist es sowieso, 80 Grad. Selten
bekomme ich mal eine gute Straße, meistens ist sie nichts für Leute
„mit Rücken“. Oder, noch schlimmer, wenn man mal Pippi muß... Meine
Fahrt durchs Land zieht sich mal wieder, die Ankunft wird jetzt inzwischen
für halbsechs angekündigt. Viel Wochenendverkehr auf der Landstraße.
Auf der Fahrt übers Land fühle ich mich etwas angepißt. Ja, OK, man
kann es auch etwas gesitteter ausdrücken: Mehrmals tröpfelt es.
In
Rochester sehe ich rechts neben der Stadtautobahn ein altes Hochhaus.
Kodak. Die sitzen hier. (Interessantes
zur Kodak-Geschichte in Deutschland.) Da
es sonst zu lang dauern würde, entscheide ich mich, ausnahmsweise auch
weiterhin auf der Interstate zu bleiben. Geschätzte sechzig Meilen kosten
mich später billige zwei Dollar Maut, die nächsten fünf Meilen dann
immerhin vergleichsweise einen teuren Dollar. Dann muß ich nochmal 3,25 $
für die beiden Brücken über den Niagara River bezahlen. Links vor mir
ist schon von weitem eine weiße Wassernebel-Dunstwolke zu sehen, da müssen
die Wasserfälle sein. Überall habe ich jetzt Stau und kann mich auch
nicht viel vormogeln. Am Ende, im amerikanischen Niagara Falls, dann
wieder die unvermeidlichen und unglaublich vielen Menschen, Autos,
Lichtreklamen. Kobernde Lautsprecher der Amüsierbetriebe machen Jagd auf
Touristen. Direkt
hinter der letzten Brücke (ja, die berühmte „Rainbow-Bridge“) ist
dann der kanadische Zoll. Erneut stehe ich im zähen Stau.
Wieder
viele Fragen des weiblichen Officers, aber inzwischen bin ich sie ja
gewohnt. Meine Zigarren erwähne ich erst gar nicht mehr und
„schmuggle“ sie lieber. Auch diesmal kein Stempel im Paß. Dann
fahre ich noch eine Meile an einer ganzen Reihe Hotel-Hochhäusern vorbei
und weiter durch zähen Verkehr bis ans hintere Ende einer langen Reihe
hoher Hotels. Da sind dann die beiden Marriott Hotels. 17:30 Uhr. Ich bin
am heutigen Ziel meiner Reise angekommen: „Hotel Niagara Falls Marriott
Gateway on the Falls“. Schreck,
die Tussi in der Registration findet meinen Namen nicht im Computer und
ruft schließlich hilflos ihren Vorgesetzten zu Hilfe. Meinen Empfang hätte
ich mir doch etwas freundlicher vorgestellt. Sollte ich mich schon wieder
mit dem Datum vertan haben? Ich ahne und befürchte schon Schlimmes. Ich
muß die Buchungsbestätigung raussuchen. Nein, alles klar, das heutige
Datum stimmt. (Angstschweißwegwisch!) Man findet mich schließlich im
System und es gibt dann auch endlich ein Zimmer für mich, die haben mich
hier nur unter einem meiner vielen Vornamen gebucht. Ich sage es ja immer,
Amis (und hier Kanadier) sind von Natur aus blöd. Ich frage nach einem
Zimmer mit schöner Aussicht. Ich
binde mein Pferd im großen Stall fest, d.h. ich parke das Motorrad in der
Tiefgarage. Kostenlos. Ein
freundlicher gutaussehender junger schwarzer Mann mit glattem
Pferdeschwanz übernimmt mein Gepäck und fährt mit mir hoch. (Da bekommt
das Wort Pferdeschwanz gleich eine doppelte Bedeutung…) Gut
ist, daß mein Zimmer im obersten 31. Stock liegt. (Die „13.“ gibt es
allerdings mal wieder nicht. Also ist es in Wirklichkeit „nur“ der
Dreißigste!) Schlecht ist, daß der Aufzug naturgemäß lange braucht,
bis er endlich alle Leute unterwegs abgesetzt hat und oben ist - und
umgekehrt. Die haben hier nur vier Aufzüge. Ich
bin geplättet. Den Ausblick auf die Fälle habe ich mir nicht so
vorgestellt, nicht soo spektakulär. Vogelperspektive. Ja, so sehen Vögel
unsere Welt. Und ich jetzt auch. Da sollte man keine Höhenangst haben.
Ich jedenfalls bin ganz zufrieden. Besser geht nicht. Jedenfalls nicht
hier im Haus. Wenn es auch teuer werden wird. Aber für etwas Gutes
bezahle ich ja gerne. In den andern Niagara-Hotels gab es nur noch Zimmer
mit wenig Aussicht. Deshalb mußte ich dieses Zimmer auch vier Wochen
vorher buchen, was ich sonst ja strikt ablehne. Ich lasse mich ungern
fesseln. Aber sonst bekommt man hier möglicherweise keine hohe Etage.
Deshalb war ich mit der Ankunft auf heute festgelegt. Hat ja sehr gut
geklappt, ohne viel Streß. Aufgrund
der manchmal etwas weniger guten Bewertungen dieses Hotels hatte ich schon
Schlimmes befürchtet. Grundlos! Jetzt
kommt auch endlich wieder die Sonne heraus und zeigt mir gleich die volle
Schönheit dieses wundervollen Ortes. Ich bin endlich am Ziel meiner Wünsche.
Von hier oben sehe ich auch, daß sich inzwischen noch viel mehr Autos vor
dem kanadischen Zoll stauen.
Abendessen
im Outback nebenan. Vor allem die große frittierte Zwiebel esse ich dort
ja gerne und Pommes. Fleisch brauche ich nicht, ich kann sowieso nur die Hälfte
essen. 36 CAD mit großzügigem Tip für die freundliche Kellnerin. Danach
beim Durch-die-Gegend-Laufen eine Zigarre. Um
22 Uhr ist hier unten immer noch die Hölle los. Überall Menschen - und
Wassertröpfchen, die der Wind hier rüber trägt, wie feiner Regen. Ich
bin reichlich müde und geschafft. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich laufe
zum Hotel zurück, sehe unten nochmal nach meinem Plastikpferd und geh
dann rauf in mein Vogelnest. Das
nächtliche Panorama ist grandios, fast noch besser als tagsüber, zum Glück
hat sich der Architekt eine Wand aus Glas ausgedacht, nicht nur ein
Fenster, auch und sogar von meinem Bett sehe ich alles, es steht in der
richtigen Richtung. Einige, nein, alle Hochhäuser werden angestrahlt und
die Farbe wechselt bei manchen sogar. Drüben am Casino auf der
amerikanischen Seite ergießt sich ein verschwenderischer Lichtwasserfall
am Hochhaus entlang nach unten. Zu allem Überfluß werden die Wasserfälle
natürlich auch noch genau bis Mitternacht beleuchtet. Später, in der
Nacht, soll jede Menge Wasser umgeleitet werden, um damit etwas mehr Strom
als tagsüber zu erzeugen. Aber keine Sorge, die Fälle werden nachts
nicht trockengelegt!
Ich
bin tief beeindruckt von meiner Aussicht! Für sie gibt es keinen
passenden Superlativ, alle viel zu schwach. Deshalb lasse ich es und gehe
einfach befriedigt schlafen. Tag
12 Sonntag,
1. September 2013 Guten
Morgen, liebe Niagarafälle. Es gibt unten direkt vor mir den großen natürlichen
kanadischen Wasserfall und links den kleineren, künstlichen,
amerikanischen. Eigentlich war die Nacht viel zu schade zum einfach nur
Verschlafen. Von dieser Aussicht kann man gar nicht genug kriegen. Ich mußte
nachts ein paarmal Aufstehen und Rausgucken. Zum Glück bleibe ich ja noch
eine Nacht im Hotel. Hab ich gut gemacht! Die
Wolke über dem Wasserfall ändert sich sekündlich. Dadurch sieht es da
unten auch ständig ganz anders aus. Der
Himmel ist stark bewölkt. Ob sich die Sonne heute mal sehen lassen wird? Unten
ist so früh noch kaum ein Mensch zu sehen, ganz selten mal ein Auto.
Still ruht der See. Aber der Wasserfall arbeitet, rauscht und erzeugt
stoisch und unberührt seinen Nebel. Erstmal
stehe ich um halbacht gemütlich auf und widme mich der Frage, ob ich
lieber im Bett zusammen mit der Aussicht oder lieber unten im Restaurant
zusammen mit vielen Leuten frühstücke. Nach vielem Für und Wider
entscheide ich mich dann doch fürs Restaurant. Und bin mit dem Buffet
sehr zufrieden. Ich sitze wieder direkt am Fenster und genieße die
Aussicht, wenn es auch das teuerste Frühstück sein dürfte, das ich je
hatte.
Wie
es sich gehört, schaue ich morgens und abends nach dem Pferd im Stall,
immer noch OK, es hat alles was es braucht und es fehlt ihm an nichts. Ich
buche eine Bustour, die den (angeblichen VIP-)Eintritt zu den wichtigsten
Attraktionen bereits enthält. Unser Bus kommt pünktlich um zehn Uhr. Wir
sind exakt fünfzig Leute, plus Busfahrer Alex, der uns zugleich den Guide
macht. Aber der Bus ist auch groß genug. Niemand muß neben mir sitzen. Zuerst
fahren wir an die alte Power Station. Dann zurück zur „Journey behind
the Falls“ und dort mit dem Aufzug runter. Wir kriegen alle die berühmten
gelben Plastikumhänge ausgehändigt. (Ah, jetzt habe ich ihn schon,
meinen Plastikumhang als Bicycleman! Ab jetzt kann der Weltbevölkerung
nichts mehr geschehen.)
Hier
unten sind viel zu viele Menschen und wir stehen alle sehr lange an, um
dann endlich zum sehr nassen Aussichtspunkt im Freien zu kommen. Hier
rauscht und braust es doch recht unübersehbar, äh, unüberhörbar. Die
Wassermassen stürzen sich genau neben uns die Fälle hinunter. Selbstmörderisch.
Obwohl, „behind“, also „hinter“ dem Wasserfall sind wir nicht, nur
neben ihm. (Ist ja schon zeit meines Lebens ein Wunschtraum von mir:
Endlich mal im Rücken eines großen Wasserfalls zu stehen…)
Dann
fahren wir weiter am Ufer entlang durch die Stadt, zum „Whirlpool“.
Hier kann man sehen, wie sich das Wasser sammelt, kreisförmig dreht und
erst dann weiterfließt. Eine alte Drahtseilbahn pendelt darüber hin und
her, aber dafür ist jetzt keine Zeit, Alex drängelt, wir haben noch viel
vor.
Die
Fahrt geht durch den Botanischen Garten zum Butterfly Garden. Hier kann
man in einem großen gläsernen tropischen Gewächshaus unzählige
zutrauliche Schmetterlinge, lethargische Schildkröten und putzige Frösche
bewundern und bestaunen.
Ein
nächster Stopp in „Souvenir City“ muß sein. Damit wir alle etwas
einkaufen können.
Dann
geht es zum „Skylon Tower“, der unübersehbar hoch ist. Außen fahren
wir mit einem der drei Aufzüge auf den Aussichtsturm hinauf und bewundern
die unendlich weite Aussicht. Inzwischen scheint schon längst wieder die
Sonne und die Luft ist klar.
Dann
folgt als krönender Abschluß die obligatorische Fahrt mit der berühmten
„Maid of the Mist“, den bekannten Ausflugsbooten, die bis kurz vor den
Wasserfall schippern. Leider ist Sonntag und wir müssen alle ewig
anstehen, mindestens eine Stunde; hier nutzt uns auch unser VIP-Ticket
nichts. Und das, obwohl dreihundert (abgezählte) Leute auf die Boote
passen und sich ständig mindestens zwei Boote im Viertelstunden-Takt
emsig damit abmühen, alle Leute hinzubringen. Drüben,
auf der amerikanischen Seite ist es genauso, auch dort fahren zwei Boote
hin und her. Aber, die Menschen werden hier wie Eisenfeilspäne von einem
Magneten angezogen. Es sind einfach zu viele. Jeder will und muß damit
fahren. In der Zeit des Wartens ergießt sich wahrscheinlich mindestens
die Menge des Bodensees vorne den Wasserfall hinunter. Ich
jedenfalls finde es witzig: Ein kleines Versorgungsboot, das z.B. die
Plastikumhänge auf die amerikanische Seite hinüberbringt, heißt
„Little Maid“. Wieder
müssen sich alle in, diesmal blaues, Plastik verpacken. (Was für eine
Verschwendung! Wie viele dieser Umhänge jeden Tag für die
Einmalbenutzung verbraucht werden! Aber, auf der anderen Seite, ich meine
nach der Verwendung, werden sie ja hoffentlich wieder eingeschmolzen.) Die
Umhänge sind auch wirklich dringend nötig, wir fahren durch heftig
brodelndes Wasser bis zum sich ergießenden Wasser. Die Hälfte des
Wassers zerstäubt in der Luft. Ein wahrhaft aufregendes und sehr
feuchtes, nein, nasses (und lautes) Naturschauspiel und wirklich auch ein
absoluter Pflichttermin für jeden, der hierher kommt. Mit einem Wort: Ein
großartiges, einzigartiges und tolles Erlebnis.
Anderthalb
Stunden zu spät, um 6 pm statt um halbfünf, sind wir zurück am Hotel.
Ich bin etwas geschafft, aber zum Verschnaufen oder gar zum Ausruhen
bleibt keine Zeit, ich muß mit dem Wego-Bus zurück in die Stadt. (Boah,
was ein anstrengender Tag heute. Da fahre ich ja lieber nochmal die
gleiche Strecke Moped wie gestern. Nein, ist nur Spaß!) Als
nächstes folgt hier der Besuch des 4D-Kinos im Table Rock-Gebäude. Es,
das Kino, nennt sich „Fury“. Erst müssen wir uns einen Film im
Vorraum zur Entstehung der Wasserfälle ansehen und dann kommt das große
Erlebnis mit Rundumleinwand, Schneeflöckchen (aus Schaum), Regen, Gischt,
Wind und wackelndem Boden. Und lauten Lautsprechern. Sehr realistisch.
Deshalb mußten wir uns auch alle schon wieder mit den bereits bekannten
Plastikumhängen vermummen. Anschließend
warte ich zusammen mit tausenden anderen Menschen darauf, daß die Fälle
endlich angestrahlt werden. Dabei werde ich wie alle andern von der
Gischtnebelwolke ununterbrochen feucht betröpfelt. Schade, daß ich den
Umhang vorhin nach dem Kino so leichtfertig weggeworfen habe.
Eigentlich
möchte ich danach nochmal auf den Skylon-Tower zum Feuerwerk, das aber
nur stattfindet, wenn es nicht regnet. (Ist das jetzt Regen oder nur
Wolke?) Ich
beschließe, aufs heutige Abendessen zu verzichten, das Frühstück reicht
mir noch. Zigarre auch nicht, ich möchte nicht, daß sie feucht wird. Sie
darf ja schließlich nur am Mundstück angefeuchtet werden. Mr. Bill
Clinton wird mir das bestimmt gerne bestätigen und hat ja auch schon
Hinweise dafür verlautbart… Das
Feuerwerk, wenn es überhaupt stattfindet, kann ich ebenso vom Zimmer aus
beobachten. Feuerwerk gibt es in der Saison übrigens jeden Freitag und
Sonntag. Und an Feiertagen. Apropos
Zimmer. Damit habe ich unendlich viel Glück gehabt, oberste Etage und am
Ende der richtigen Seite. Es ist definitiv das bestmögliche Zimmer mit
der schönsten Aussicht im ganzen Haus. Es gibt natürlich noch zahlreiche
andere unübersehbare Hotel-Hochhäuser, aber die sind aus vielerlei Gründen
eben nicht das Beste. Das
heutige Wetter war auch perfekt. Zuviel Sonne habe ich nicht gerne. Schließlich
kommt doch noch das angekündigte Feuerwerk. Pünktlich um zehn Uhr
abends. Ich habe eigentlich nicht mehr damit gerechnet. Und ich bin froh,
es aus meinem Zimmer sehen zu können. Jetzt noch zusammen mit tausenden
Leuten vom Skylon-Tower erstmal runterfahren zu müssen und durch die
Stadt fahren oder latschen zu müssen, nein, das will ich mir definitiv
nicht vorstellen!
Wenn
ich schon aufs Abendessen verzichte, brauche ich heute Abend auch kein
Fernsehen. Jedenfalls nicht das aus dem doofen Fernseher. Stattdessen
genieße ich lieber das „Zimmerfernsehen“. Auf die Stadt, auf die Fälle
und auf den Erdkreis hinunter. Tag
13 Montag,
2. September 2013 80,5
Meilen Die
Sonne geht über dem Wasserfall auf und scheint zu mir ins Zimmer und
weckt mich. Auch heute Morgen ist unten wieder kaum eine Seele zu sehen,
wieder alles ausgestorben, der riesig lange Parkplatz noch ganz leer. Vom
täglichen Trubel deutet sich da unten noch nichts an. Der
Himmel ist ganz klar, blau. Aber, je weniger Wasser, desto höher und
dichter die Nebelwolke über den Wasserfällen. Der rötliche Sonnenball
wirkt dagegen ganz winzig. Ein unvergeßliches Bild. Ich
stehe ganz in Ruhe auf, habe ja genug Zeit, nichts drängelt. Ich muß
mich nur langsam mal entscheiden, wie ich zurückfahre. Nochmal Adirondack
Park? Oder südlich durch Pennsylvania? Oder doch lieber nördlich auf der
kanadischen Seite des St. Lorenz entlang? Nach langem Hin und Her
entscheide ich mich gegen Pennsylvania und gegen Kanada. Später werde ich
erkennen, richtige Entscheidung… Erst
einmal checke ich aus und verstaue das Gepäck im Moped, lasse es aber
noch stehen. Dann frühstücke ich ganz in Ruhe im etwas billigeren
BestWestern in der Nähe und fahre wohlgestärkt mit dem Wego-Bus zum
„White Water Walk, Boardwalk by the Rapids“. Mit einem Aufzug fährt
man runter und kann dann auf einem hölzernen Steg die wilden Wassermassen
bestaunen. Hier kommt das ganze Niagara-Wasser wild rauschend vorbei,
nachdem es sich todesmutig die Fälle hinabgestürzt hat. Oder ist
„tosend“ die korrektere Bezeichnung? Da kommt kein Gebirgsbach oder
–fluß in den Alpen mit. Das Wasser ist wunderbar türkis bis blaugrün.
Dazu der ungewöhnlich hohe Geräuschpegel. Auch ein absolutes Muß.
Sensationell. Eine Handvoll Menschen haben sich hier bisher im Laufe der
Jahrzehnte todesmutig hineingewagt; nur ein paar wenige haben es überlebt.
Stromschnellen
werden weltweit in sechs Klassen eingeteilt; diese hier sind so gewaltig,
daß sie in die stärkste Klasse eingestuft wurden. Alles
andere Sehenswerte hebe ich mir fürs nächste Mal auf. Irgendwann sind
die Sinne mit solchen Sensationen auch gesättigt und nicht mehr weiter
aufnahmefähig. Eine
übriggebliebene Eintrittskarte verschenke ich an drei deutsche junge
Leute. Dann
hole ich mein Pferd aus dem Stall und reite etwas wehmütig los. Auf der
Rainbow-Bridge der erwartete Stau vor dem amerikanischen Customs (Zoll).
Ich brauche 45 Minuten. Ich
mache hier drüben noch einmal einen kurzen Stopp, parke das Moped auf
Goat Island und sehe mir erst einmal „Three Sisters Island“ direkt
daneben an. Das Wasser würde hier vielleicht nicht so fröhlich
vorbeikommen, wenn es wüßte, was jetzt gleich mit ihm passiert. Auch
von hier hat man einen (feuchten) Ausblick auf den Wasserfall. Drüben, über
der Wolke, kann ich mein Hotel und mein Zimmer zum Abschied noch einmal
deutlich sehen. Ich habe riesiges Glück damit gehabt. Sensationell.
Jetzt
habe ich endgültig genug von Niagara, war alles toll und aufregend. Und
voller Menschen. Sehr viele Asiaten. Und Inder. Ich muß mich jetzt so
langsam auf den Rückweg machen. Es ist tatsächlich schon halbdrei.
Niagara war einfach der Höhepunkt. Viel mehr Aufregendes kann jetzt
wirklich nicht mehr kommen. Oder? Der
Himmel hat sich schon wieder zugezogen und es regnet ein paarmal. Überhaupt
bleibt das Wetter heute durchwachsen. Der Wetterbericht im Wego-Bus wird
bestätigt. WEGO
Niagara Falls Visitor Transportation - Wikipedia, the free encyclopedia Ich
fahre auf dem unglaublich vernachlässigten Robert Moses Parkway, (die
eine abgesperrte Hälfte läßt man einfach verfallen), am Niagara River
Gorge entlang nach Norden an Lewiston vorbei und dann am Lake Ontario nach
Osten auf einem kleinen Highway (18) mit ganz wenig Verkehr. Unterwegs
gibt es in Olcott wenigstens mal einen winzig kleinen Leuchtturm. Um die
richtigen zu suchen und zu finden, braucht man etwas mehr Zeit.
Es
ist 16:30 Uhr und ich suche mir im Navi ein Motel aus. Hier in dieser
Gegend gibt es nur zwei. Ich nehme das etwas nähergelegene „Cedar
Valley Lodging“ in Waterport. Oh je, sieht ja schlimm aus, das ist kein
Motel, sondern ein Privathaus, wo ein kleines altmodisches Zimmer im
Nebenhaus vermietet wird. 50 Dollar bar auf die Hand. Warum habe ich nicht
das andere Motel angesteuert? Ein alter Herr zeigt mir mein Zimmer. Na,
OK, für die eine Nacht muß es halt gehen. Zwei schmale Betten, der
obligatorische altmodische Fernseher, (wie viele habe ich davon auf dieser
Reise überhaupt schon gesehen?!) und der später nicht geht. Er
zeigt mir seine Autos, eine ältere Limousine, in der immer nur alte Leute
sitzen, und einen aktuellen Ford SUV. Aber
jetzt, jetzt kommt die Zugabe. Und was für
eine! THE BEST OF THE BEST! Wir
kommen nämlich ein bißchen ins Quatschen und schließlich wird mir eine
besondere Ehre zuteil. Jetzt öffnet der 85jährige seine dritte Garage
und zeigt mir sein Schätzchen. Und holt es schließlich auch extra für
mich raus: Ein Ford T, Baujahr 1915!! Das allein wäre ja schon nicht
schlecht, aber er lädt mich auch noch zu einer kleinen Spritztour ein.
Wir beiden alten Knaben im T-Modell. (Bekannter Scherz von Henry Ford
damals: Ja, lieferbar in jeder Farbe, vorausgesetzt, sie ist schwarz.) Wahnsinn.
WAAAHNSINNNN!!! Glenn kurbelt den Motor an und der springt auch sofort an.
Was heißt springt an, er schnurrt sofort wie eine Katze los, naja, OK,
wie eine etwas robustere Katze. Und wir fahren die weite Auffahrt rauf und
zwei, drei Kilometer auf der Landstraße entlang, mit zurückgeklapptem
Verdeck. Töff, töff, töff. Dann
wendet er auf der Straße und wir tuckern gemütlich zurück. Das Auto hat
einen kleinen Wendekreis. Gas gibt man am Lenkrad, es gibt nur zwei Vorwärtsgänge.
Sehr schmale luftgefüllte(!) Reifen, alles top in Schuß. Man bekommt
noch immer sämtliche Ersatzteile dafür. Die Sonne schaut dabei
wohlwollend auf uns beide alten Knacker runter.
Er
lädt mich am Ende vor der Garage ein, auch ein Stück damit zu fahren.
Ich überlege und lehne dann schmerzvoll dankend ab. Wir stehen hier nach
unserer Tour vor der Garage, also müßte erst das Auto nochmal umständlich
gewendet werden. Wenn dann etwas kaputt ginge. Dann noch die schwer verständliche
Einweisung; der Alte nuschelt ganz schön. Seine Frau hat schon gerufen,
ich selbst bin auch hungrig und es ist schon spät. Schweren Herzens lasse
ich es genug sein. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Natürlich
werde ich es bis an meinen Tod und darüber hinaus noch bedauern. There can you one on it let! (Da kannst du einen drauf lassen!...) Inzwischen
weiß ich alles über die Family: Glenn hatte früher die elterliche Farm
fortgeführt und kam dann später nach dem Verkauf für dreißig Jahre ins
Gefängnis. Als Aufseher. (Ich war ja auch schon im Knast. Zu Besuch.) Dann
fahre ich zehn Kilometer in ein Restaurant. Tilman's. Mein Abendessen
kostet dann letztendlich fast so viel wie das Zimmer. 46 Dollar.
Zwiebelsuppe und ein Filet Mignon mit Ofenkartoffel. Dazu ein dunkles Bier
und ein Pepsi. Ein Refill schlägt sich auf der Rechnung mit einem Dollar
nieder. Unverschämt! (Ja, ihr Erbsenzähler, OK, also zwei Pepsi.) Zigarre
zum Abschluß und um mich (wegen des alten Autos!) wieder zu beruhigen.
Vor meinem Zimmer auf der Bank. Mann, war das ein Tag! Wahnsinn! Und überhaupt
bis jetzt eine wundervolle Tour! Kann jetzt noch eine weitere Sensation
kommen??
Tag
14 Dienstag,
3. September 2013 320,8 Meilen Aufstehen
um sieben. Himmel stark bewölkt. Kalt, nur 61 Grad. Ein guter Grund,
endlich mal die Heizung im Zimmer einzuschalten. Zum ersten Mal ziehe ich
die Jeansjacke an. Glen ist auch schon auf und verabschiedet mich
herzlich. Um halbacht bin ich schon „On the Road again“. Auch
hier sind, wie überall, die Straßen in bedauernswertem Zustand. Alles,
wenn überhaupt, nur notdürftig ausgebessert. Enormer
Instandsetzungsstau. Wer soll das alles später mal bezahlen? Obwohl
schon acht Uhr, bin ich lange Zeit fast ganz allein unterwegs auf dem
breiten, vierspurigen, holprigen „Lake Ontario State Parkway“.
Breakfast
bekomme ich in Jo's Diner in Hilton gegen neun für eine Handvoll Dollar
(6,48 $). Nicht so teuer wie gestern. Bei weitem nicht. Aber in Niagara
war halt alles überteuert, da kann man verlangen, was man will. Hier
dagegen ist es sehr ländlich und alles noch günstig, zum ersten Mal auf
dieser Reise. Schon
gestern und auch heute wieder eine Fruitfarm an der andern mit millionen
schwer behangener reifer Apfelbäume. Pfirsichbäume gibt es auch, die
sind aber bereits abgeerntet. (Hätte mir zu gern einen oder zwei
gemopst.) Da kommen Bodensee und Altes Land bei weitem nicht mit. Und auch
der Vinschgau wirkt dagegen klein und bescheiden. Mein
Schutzengel bekommt heute etwas mehr Arbeit. Unmittelbar hinter einer
Kurve steht ohne jegliche Vorwarnung ein Stoppschild. Leider keine
4way-Kreuzung, wo alle anhalten müssen, sondern eine vorfahrtberechtigte
Straße, die hier überquert werden muß. Bremsen hätte gar keinen Sinn,
dafür bin ich einfach zu schnell. Deshalb bleibt mir nur übrig, einfach
drüber zu sausen. Ich spüre anschließend meinen Pulsschlag. (Schweißwegwisch).
Es gibt, ähh, gab Leute, die weniger Glück hatten bzw. deren Schutzengel
gerade anderweitig beschäftigt war. Ab
und zu höre ich auch mal dem SiriusXM-Radio mit der unglaublichen
Senderauswahl zu. Wofür habe ich es sonst? Schreck,
eine Warnleuchte leuchtet plötzlich. TPMS. Keine Ahnung, was sie bedeutet
und mir überhaupt damit sagen will. Habe ich die auch an meinem Moped?
(Nein, ich habe sie nicht.) Zuhause lese ich später nach, daß es die
Kontrolle für den Reifendruck ist. Vielleicht hätte ich ihn unterwegs
wirklich mal kontrollieren müssen? Aber die Warnleuchte erlischt nach ein
paar Minuten und so bleibt es auch für den Rest der Reise. Ich
bin heute wieder auf vielen kleinen Country Roads unterwegs, die sich in
ihrer Verworrenheit nur ein Navi ausdenken kann. Aber ich mag sie ja. Plötzlich
ist die Straße gesperrt. Mal wieder. Polizei lenkt den Verkehr auf die
parallele Nebenstraße um. Später, als ich auf die Hauptstraße zurückkomme,
sehe ich zurückblickend den Grund: Ein Unfall. Ein sensationslüsternes
Fernsehteam macht Aufnahmen des Unglücks für ebensolche Zuschauer.
Das
Wetter bleibt heute erstmal kühl, wahrscheinlich ist es der kühlste Tag
der Reise. Bis jetzt. Wer Wärme oder Hitze sucht, muß halt in den Süden
oder Südwesten. Aber mir gefällt’s trotzdem. Nachmittags
bin ich wieder zurück in den Adirondack Mountains. Und klar, Regen empfängt
mich freudig. Umfängt mich. Das
Navi schlägt mir eine Abkürzung durch den Wald vor, die ich natürlich
gerne nehme. Nach ein paar Meilen wird es dann allerdings wie befürchtet
„unpaved“, unbefestigt. Ich hoffe, daß mir hier auf diesem mit
Schlaglöchern gesegneten rutschigen und manchmal schmalen Weg niemand
entgegen kommt. Obwohl, im Falle einer Panne oder daß mir das Moped umfällt,
dürfte ich hier tagelang auf Hilfe warten müssen. Ich brauche oft die
gesamte Wegbreite. Hoffentlich schickt ein anderes Navi nicht gerade jetzt
sein Herrchen in der entgegenkommenden Richtung hier entlang. Die Tiere
des Waldes kommen zu mir an den Weg und lachen mich an. Sie wollen wissen,
wo die geile Musik herkommt. Und grooven oder headbangen alle gleich mit.
Alles
geht gut, irgendwann erreiche ich wieder die Zivilisation und eine
asphaltierte Straße. Auf
jeden Fall gibt es auch hier viele Seen und immer noch unglaublich viel
Wald. Obwohl mir mal wieder ständig Holzlaster mit abgemurksten Bäumen
entgegen kommen. (Ich selbst könnte nie einen Baum fällen.)
Erneut
regnet es öfter. Deshalb auch so wenig Verkehr, die Leute bleiben lieber
in ihren warmen, trockenen Unterschlüpfen. Es bleibt heute zwischen 60
und 68 Grad, was bei Regen nicht viel ist. Der
„Blue Mountain Lake“ müßte eigentlich in „Grey Mountain Lake“
umbenannt werden. Hier ist alles grau. Die Bergspitzen sind unsichtbar und
liegen alle in den Wolken. Ich stelle fest: Adirondacks im Regen sind kein
allzu großes Vergnügen.
Doch das schlechte Wetter ficht mich nicht an. Bei
gutem Wetter sind die Adirondacks bestimmt ganz schön. Eigentlich wie im
Thüringer Wald. Nur die breiten Straßen gibt es dort (in Thüringen)
eher nicht. Ein
Stück muß ich auf der schon bekannten Straße von Long Lake nach
Tupperlake fahren. Nein, hier wird die Tupperware aber nicht hergestellt.
Der Gründer hieß tatsächlich Tupper, Earl Silas Tupper. Gegen
18 Uhr erreiche ich Lake Placid und übernachte im Northway Motel für
etwas (immerhin 15 $) runtergehandelte 77,53 Dollar. Das Zimmer ist klein,
aber sehr ordentlich. Genauso wie der neue weiße Flachbildfernseher. Dazu
ein gemütlicher Schaukelstuhl. Und warm ist es auch. Und blitzsauber. Nur
ein breites Bett, aber das reicht ja für mich, und dazu genügend viele
flauschig-weiche Kissen. Ein gutes zufriedenes Gefühl wächst in mir.
Hier gibt es schließlich ein Motel neben dem anderen. Ich hätte auch
jedes andere nehmen können und wäre wahrscheinlich nicht so
zufriedengestellt worden. Ich kann auch wieder in einer sauberen Wanne
Duschen. WiFi gibt’s auch. Und den Wohlfühl-Stuhl draußen vorm Zimmer.
Ich bin wieder sehr zufrieden mit mir und meiner Auswahl.
Hier
in Lake Placid gab es übrigens 1980 und 1932 olympische
Winterspiele. (1932 hatte ich schon wieder vergessen.) Zwei hohe
Sprungschanzentürme habe ich vorhin schon gesehen. Das
Navi kündigt für morgen strahlenden Sonnenschein an. Und den wärmsten
Tag der Woche. OK, das nenne ich einen fairen Ausgleich für den heutigen
(zu) kühlen Tag. Abendessen
gibt es unmittelbar nebenan in „Jonny's Pizza Restaurant“.
Puttanesca-Nudeln und Salat, also endlich mal kein Fleisch, und dazu ein
Yuengling Beer. Und weil ich diesmal wieder zu Fuß ins Motel zurücktorkeln,
ähm, zurücklaufen kann, gleich noch eins. Für erträgliche 23 Dollar. Spaghetti
alla puttanesca – Wikipedia Natürlich
regnet es auf meinem kurzen Heimweg. Zigarre gibt’s heute mal in einer
Decke eingekuschelt unter meinem Vordach sitzend. (Schade, daß ich mich
nicht selbst dabei sehen kann…) Um
neun schlafe ich schon. Tag
15 Mittwoch, 4. September 2013 347,4 Meilen Um
7 wache ich auf. Ich habe königlich geschlafen. Wie vom Navi versprochen,
begrüßt mich wunderschöner Sonnenschein. Wieder kein Wölkchen zu
sehen. Ob das heute so bleibt? Dabei hat es noch die halbe Nacht ganz schön
geregnet. Da sieht die Welt doch schon ganz anders aus. Dieses Motel war
eins der angenehmsten auf dieser Reise. Frühstück
gibt’s im Ort im „The Cabin Grill“, einem ganz besonders urigen Café
mit Blockhüttencharakter. Ich könnte jetzt auch in Österreich sitzen
und frühstücken. 14,49 $. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich
es diesmal nicht ganz schaffe, alles aufzuessen. Too much.
Übrigens
NY State Law besagt, sonntags darf kein Alkohol vor zwölf Uhr mittags
verkauft werden. Alkoholiker müssen/sollten sich also vorher damit
eindecken. (Was für ein Quatsch! Trinkt deshalb irgendein Mensch weniger?
Solche Gesetze sind doch für’n Ar…, äh, Allerwertesten!) Schade,
heute ist letzter Fahrtag. Um 9:15 Uhr geht’s los. Aber der Tag wird
lang werden, denn es ist noch ein weiter Weg bis zum heutigen Ziel. Nur
60 Grad. Aber wir sind ja in den Bergen und in einem Wintersportgebiet.
Kurz sehe ich nochmal die beiden olympischen Sprungschanzen.
Das
Navi spricht von 260 Meilen, Ankunft 14:50 Uhr, da bleibt genug
beruhigende Reserve. Erst
bin ich auf der US 4, dann auf schönen kleinen Straßen. Viele Hügel und
weiter hinten hohe Berge. Schöne glatte kurvige Straße, ich könnte
jetzt auch in Bayern sein, wenn der gelbe Mittelstrich nicht wäre. Mein Rücken
bedankt sich, indem er sich nicht meldet. Längst
ist es wieder heiß und sonnig, es geht heute auf und sogar über 80 Grad. Blitzer
gibt es hier in USA übrigens nur extrem selten, und wenn, werden sie
vorher angekündigt. Üblich sind die oft versteckt lauernden Sheriffs
oder die hinter einem her oder entgegenkommenden und mit Laser bewaffneten
Polizeiautos, die dann ggf. schnell wenden und arme bedauernswerte
Autofahrer sofort an Ort und Stelle aussaugen. Ich
habe inzwischen wieder genügend von ihnen unterwegs gesehen. Bisher hatte
ich immer unverschämtes Glück, noch nichts passiert, obwohl ich ja
durchaus und gerne schonmal etwas schneller unterwegs bin. Manchmal geben
einem entgegenkommende Fahrzeuge eine Warnung. Ein Trucker signalisierte
mir gerade eben noch rechtzeitig eine solche „Gefahrenstelle“, ich
sehe seinen Warnblinker im letzten Moment in meinem Rückspiegel, da wäre
ich sonst vielleicht in die Falle gegangen. Schweißwegwisch. Flott
geht es am Hudson River entlang und später durch Albany durch. (Ob es das
berühmte von Roger Whittaker ist? Zuhause sehe ich nach. Nein, er singt
über ein Schloß in England, das so heißt.) Zufällig
komme ich hier in der Stadt an einem alten RCA-Lagerhaus vorbei, auf
dessen Flachdach „Nipper“, der berühmte Hund („His Master’s
Voice“) unübersehbar sitzt und immer noch mit schräg geneigtem Kopf
der Musik seines Herrchens lauscht.
Nipper
- Wikipedia, the free encyclopedia Später
fahre ich dann durch die hügeligen Catskill Mountains. Ich muß
„leider“ etwas Gas geben und mich ein bißchen beeilen. Gegen
17 Uhr erreiche ich endlich das Woodstock Festivalgelände. Auf unserer
Reise 2011 mit dem Wohnmobil hatten wir keine Zeit mehr dafür, aber
heute. Endlich. Das Museum ist leider schon oder überhaupt geschlossen.
Es sieht alles recht verlassen aus. Überhaupt habe ich es mir total
anders vorgestellt. Sehr hügeliges Gelände, wo war damals die Bühne? Wo
waren die vielen Leute? Aber ich bin hier wirklich richtig, das dazugehörige
Denkmal ist da.
15.
bis 18. August 1968. 400.000 Menschen. „A Pivotal Event“. (Ein
wichtiges Ereignis.) Das glaube ich der Infotafel natürlich sofort. Was
heißt „glauben“, ich weiß es! Viele
Menschen meinen, das Festival habe die Menschheit verändert. Das stimmt,
meiner bescheidenen Meinung nach, aber leider nicht so ganz. Kein Krieg
weniger wurde seitdem geführt, kein Mensch weniger wurde ermordet, kein
Kind weniger wurde gequält, kein Tier weniger wurde getötet. Aha,
hier links neben mir war die Bühne aufgebaut, vor mir auf der sanft
ansteigenden Anhöhe saßen und lagen die meisten Zuschauer/Zuhörer.
Jetzt kann ich sie alle deutlich vor mir sehen. Und hören. Aber auf jeden
Fall immer noch irgendwie recht klein. Seit
ich hier an dieser Stelle vom Moped abgestiegen bin, fühle ich es: Ein
Gefühl von Ruhe, Gelassenheit und Wärme strömt tief in mich hinein. Gänsehautfeeling.
Ich bin ergriffen und fasziniert von der Atmosphäre und der Energie der fühlbaren
Strahlen, die hier immer noch umherschwirren. Ein Magischer Ort. Ah, ich
liebe Magische Orte. Nach
ausgiebiger Inaugenscheinnahme und gebührender innerlicher Verneigung vor
den (und vor den nicht) im Denkmal verewigten Beteiligten fahre ich
weiter. Am liebsten würde ich hier noch ein bißchen länger bleiben. Ein
uraltes Gedicht von Karl May fällt mir ein. Es paßt (von mir leicht
abgewandelt) eigentlich auf diese Situation und zu meinen Gefühlen: Komm,
Wanderer, verweile hier,
Und
hör‘, was sagt der Stein zu Dir:
Nur
mit dem Herzen tritt heran.
Das
Herz und der Stein wollen verstanden sein! Ausnahmsweise
nehme ich für das letzte Stück die Autobahn. Es ist gleich sechs Uhr
abends. Die
Michelin-Reifen auf dem Moped gefallen mir nicht. Ich weiß gar nicht, ob
die bei uns überhaupt zugelassen sind. Freihändig fahren geht jedenfalls
so gut wie gar nicht, der Lenker schaukelt sich sofort auf und ich würde
sofort abgeworfen werfen. Ja, wie bei einem Pferd. Bald
bin ich im Orange County und nähere mich meinem heutigen Ziel, das ich um
kurz nach sieben erreiche. Ein letztlich akzeptables Super8-Motel. Ich muß
allerdings das erste Zimmer erst einmal zurückgeben und es gegen ein großes
schönes mit unglaublich breitem Bett im ersten Stock und mit Aussicht auf
die Stadt eintauschen. Da hätte ich auch wieder genug Platz für viele
freundlich-willige Gespielinnen. WiFi gibt’s als Ersatz. Zum
Essen laufe ich ein paar Schritte ins nahegelegene Longhorn-Steakhouse und
esse zum Abschluß meiner Reise ein endlich wunderbar zartes und perfektes
„Flat Iron-Steak“ mit Portabella, einem großen Pilz, eine Art
Riesen-Champignon, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe. Das
Steak ist einsame Spitze, das beste Fleisch seit langem, wirklich
unglaublich saftig und bestimmt hier aus der Region, wahrscheinlich von
der berühmten Kuh auf der Weide direkt nebenan. Sie hat auf jeden Fall
ein schönes Leben gehabt, wenn es offensichtlich auch nicht sehr lang
gewesen sein kann. Dazu
genehmige ich mir ein süffiges hellbraunes Newcastle-Bier aus England.
Und eine salzglasrandige Margarita, damit das alles nicht zu trocken und
zu einsam im Magen herumliegen muß. Durchaus freundliche 29,70 $ plus
Tip, die ich gerne ausgebe.
Und
weil das immer noch nicht genug Alkohol ist, in der Margarita war ja
keiner drin, trinke ich auf der ausnahmsweise vorhandenen Bank vor dem
Hotel in Gesellschaft einer anschmiegsamen dunkelhäutigen Zigarre noch
eine eiskalte Flasche meines hiesigen Lieblingsgesöffs, Mikes Lemonade,
die ich mir gestern besorgt habe und die jetzt weg muß. Aber die enthält
ja auch so gut wie keinen Alkohol. Nur etwas Wodka. Mikes
Hard Lemonade Co. - Wikipedia, the free encyclopedia Jetzt
spüre ich die heute abgerittenen vielen Meilen und die nachmittags ganz
schön schlechten Straßen in meinem Rücken. Aber
je mehr ich trinke, desto weniger Rücken habe ich. Iss‘ss der
Allkholool? Iss ja bloetslisch alless soo verschwommmen. Isss jetzz meine
Brillle putttt? Ist
heute nicht ein schöner Abend? Ist das Leben nicht schön? Und sooo
ennntspannnnnt? Meine Zigarre kann ich genüßlich rauchen, während ich
gemütlich auf der Bank an der Eingangstür sitze (ja, riesengroße
Ausnahme inzwischen) und zusehe, wie ständig noch neue Gäste ankommen
und einchecken. Um
elf gehe ich schlafen. Morgen soll es regnen. Mir doch egal. Tag
16 Donnerstag/Freitag
5./6. September 2013 84,7
Meilen Ich
kann ganz in Ruhe meinen Rausch (welchen Rausch?!) ausschlafen, denn ich
habe heute genügend Zeit und stehe ganz gemächlich um sieben Uhr auf.
Die Sonne scheint. Ist ja logisch. Jetzt, wo ich wieder heimfliege. Sehr
einfaches Continental Frühstück im Hotel. Um halbneun fahre ich los, der
letzten Sensation dieser Reise entgegen. Ich
will meine Freunde bei Paul sen. nochmal besuchen. Sie erzeugen schließlich
meine absolute Lieblingssendung im Fernsehen. Zum OCC-Headquarter ist es
noch nicht einmal eine Meile von hier aus. Ich bin gestern schon dran
vorbeigekommen. Unterwegs las ich bereits die gute Nachricht in
einer Zeitschrift: OCC ist seit „18.08.2013, 08:30 pm ET“ auf dem
amerikanischen CMT-Kanal zurück! Da wird es sie ja wohl bei uns auch bald
wieder geben.
Ich
komme gerade rechtzeitig dort an, ein, zwei Minuten vor neun, und ein Mädchen
öffnet gerade die Tür. Ich bin die ganze Zeit der einzige Besucher und
kann mir alles in Ruhe ansehen. Sie haben inzwischen an der rechten Seite
das Café eingerichtet, zusammen mit einer großen Bowlingbahn,
Poolbillardtischen und einem Kicker.
Es
gibt viele schöne Motorräder zu sehen. Das absolut Interessanteste aber,
das ich hier und im Fernsehen je von OCC gesehen habe, ist das folgende
Fahrzeug, das Build-Off-„Bike“. Eigentlich kann man es gar nicht
fahren. Der „Fahrer“ liegt flach auf ihm und steuert mit zwei
seitlichen Joysticks. Ein rollender, nein, auf Gummiketten fahrender
Flammenwerfer! (Jeder unliebsame Vorausfahrer wird kurzerhand bestraft und
einfach in ein Häufchen Asche verwandelt...). Im Original ist er/es noch
viel schöner als im TV. Besonders die perfekte Lackierung betört mich,
neben dem einmaligen Design. Ich bin total fasziniert, beeindruckt,
begeistert. Entflammt! Ja, dieser Ausdruck paßt! Entflammmmt! Ich weiß,
daß ich mit meiner Meinung ziemlich alleine dastehe, aber für mich ist
dieses Gerät einfach suuuperschööön! Unbeschreiblich schön. Und
unnahbar, unberührbar, unbegreifbar, wie eine wunderschöne Frau. Deshalb
gibt’s hier ein paar Fotos:
Und
einen Youtube-Film: American
Chopper Live - Orange County Choppers - YouTube (Unbedingt
ansehen, Jason führt es vor.)
In
der Werkstatt erkenne ich Rick Petko und ein paar Kollegen, zusammen mit
ungefähr zehn Leuten vom Filmteam, die sich hier sogar eine eigene Ecke
abgeteilt haben. Um
zehn bin ich der einzige, der die Tour durch die Werkstatt mitmacht. Fünf
Dollar plus tax. Jackie führt mich. Leider darf kein Foto gemacht werden,
ich bettle bei ihr und beim Werkstattleiter Michael. Leider erfolglos,
beide sind hartherzig und bleiben unnachgiebig. Die sind hier so hart wie
chinesische Arithmetik. Ein heimlicher Versuch hinter meinem Rücken
scheitert kläglich. Paul Senior, den ich noch fragen könnte, ist leider
gerade in Florida. Hm, mm, mmh, in nonverbaler Wertschätzung denke ich,
„Jo, dann leckt’s mi do olle am Oarsch, Saupreißen,
amerikanische!“. Jason
mit seinem schwarzen Hund und Ron laufen herum. Die Büros von Paul, Ron,
Jason. Alles ist so, wie im Fernsehen. Nur irgendwie etwas kleiner. Auch
der berühmte Wasserstrahlschneider („Flowjet“) ist hinten vorhanden.
Die Lackiererei ist neu dazugekommen; Nubby arbeitet offensichtlich nur
noch für Paul jr. Einige Motorräder stehen auf den Hebebühnen. Man muß
hier als Besucher innerhalb zweier gelber Linien bleiben und darf natürlich
niemanden ansprechen. Um
halbelf fahre ich endgültig ab, der Rückweg nach Newark ist ganz
einfach, obwohl ich einen kleinen Lustumweg, (zum Abgewöhnen, oder soll
ich besser „zum Entwöhnen“ sagen?), also einen Umweg über Hamburg,
NY mache. Zunächst sind es noch ein paar gut ausgebaute kurvige Landstraßen,
die danach schreien, mit etwas höherem Tempo durcheilt zu werden. Ich
folge jetzt einem Lexus SUV, der statt der erlaubten 65 mph doch teilweise
deutlich über 80 fährt. (Ich hoffe und bete inständig, daß er weiß,
was er tut.) Zum Glück gibt es so gut wie keinen Verkehr und wir müssen
nur ein paarmal überholen. Am Schluß geben wir uns beide an einer Ampel
nebeneinanderstehend zum Abschied ein kollegiales freundschaftliches
Handzeichen. Er ist halt Profi – wie ich. Für
den Rest nehme ich dann die Interstate und halte mich wieder brav an alle
Regeln. Bin ja schon wieder befriedigt. Wetter
hervorragend. Zum Glück. Wieder bis zu 75 Grad. Sehr angenehm. Um
12:30 Uhr melde ich mich bei EagleRider zurück. Rich nimmt das Motorrad
an und die Formalitäten sind innerhalb zwei Minuten erledigt. Wunderbar.
Josh kommt extra herbei, um mich wenigstens kurz zu begrüßen, er hat zu
tun.
Dann
packe ich meine Gepäcktaschen wieder voll und nehme Abschied von meinem
treuen Pferd. Ich bin mit ihm insgesamt 2.406 Meilen (ca. 3.870 km)
geritten, ja, OK, gefahren. Um
halbzwei bringt mich Rich im roten riesigen (man beachte, schon wieder
etwas Besonderes), also im Firmen-Pick-up-Truck (Ford F-250 Super-Duty)
zum Flughafen. Die Fahrt in dieser Riesenkiste ist schon allein ein tolles
aufregendes Erlebnis. Bei uns eher nicht wünschenswert. Viel zu breit.
Viel zu lang. Und viel zu versoffen. Egal ob Benziner oder Diesel.
Hochklettern statt Einsteigen. Dafür fühlt man sich dann aber auch
wirklich im sprichwörtlichen Panzer.
Mir
ist egal, wie viel die Kiste säuft. Ich brauche jetzt wenigstens keinen
umständlichen Bus zu nehmen, wo ich wieder ständig ungläubig angestarrt
werden würde. Und mir auch beim Umsteigen keinen mit dem Gepäck abquälen.
Am Airport nehme ich herzlich Abschied von Rich. Er hat versprochen,
mich/uns demnächst in Düsseldorf zu besuchen. Erneuter
Rekord am Flughafen: Der Check-in und der Security-Check ist innerhalb von
zehn Minuten überstanden. Dank kurzer Wege bin ich ein paar Minuten später
schon im Wartebereich. Die Manhattan-Skyline ist gut zu sehen. Hier warte
ich in Ruhe und in wohltuender freundlicher Gesellschaft, bis sich mein
Flieger pünktlich um kurz nach 18 Uhr in Bewegung setzt. Ich empfinde es
eigentlich als etwas ungerecht, daß das Wetter draußen jetzt soo schön
geworden ist. Bye, bye, New York, es war wundervoll bei Dir.
(Das
lässige „Bye bye“ ist übrigens eine Verballhornung des englischen
„Goodbye“, das wiederum eine Abkürzung des uralten „God be with
you“ ist. Ich wußte das jedenfalls bisher nicht!) Nach
dem total verschlafenen Flug überfliegen wir um kurz vor sieben Uhr
morgens mein Heimatdorf am Rhein. Zum ersten Mal seit langem kann ich es
von hier oben mal wieder sehen; sonst waren immer dicke Wolken dazwischen.
Ich sende meine Energiestrahlen nach unten zu Irmgard und Hanni, um die
beiden zu wecken. Um 7 Uhr landen wir in Frankfurt und um 9:30 Uhr bin ich
zuhause. Auch hier empfängt mich schönstes Spätsommerwetter. Wahnsinn,
was ich auf dieser Tour an Höhepunkten erlebt habe. Ich habe ja schon so
einiges erlebt, aber so viel auf einer einzigen Reise nun doch nicht:
- Fahrradfahren in New York (cool) -
Ground Zero (ergreifend) -
Empire State (weitblickend) -
die Mt. Washington Auto-Road (abgründig) -
der „Flug“ mit dem ZIP-Rider (sausend) -
Ben & Jerry’s (süß) -
der Rundflug mit dem Wasserflugzeug (holprig) -
die beiden Niagara-Wasserfälle (berauschend) -
der uralte Ford (niedlich) -
das Woodstock-Festivalgelände (gänsehauterzeugend) -
der Flammenwerfer bei OCC (geil) und
vieles andere. Die
aufregendste aller meiner bisherigen Reisen. Ich bin sehr zufrieden mit
meinem Organisationstalent. In meinem nächsten Leben werde ich vielleicht
Reiseorganisator. (Schulterklopf.) Übrigens:
Meine Kreditkarte wurde auf dieser Tour beim Tanken stets einwandfrei und
anstandslos von den Zapfsäulen akzeptiert. Zwei, dreimal mußte ich noch
meine PLZ eintippen. Halt, doch, ein einziges Mal mußte ich reingehen.
(Ist in den USA immer wieder ein langwieriges Dauerthema: Tankstelle und
Kreditkarte. Viele USA-Reisende werden jetzt leidgeprüft Nicken und es
mir gequält bestätigen. Ist halt von Staat zu Staat unterschiedlich.) Wieder
nichts Schlimmes passiert, außer dem kleinen Handyschaden, nichts
kaputtgemacht, nichts verloren, keine Strafzettel, (hoffentlich kommt
keiner nach), keine (unheimlich viel Zeit verschlingende) lästige
Reifenpanne, und, jaanz wichtig, das Moped nicht umgeschmissen. (Es
passiert ihm zwar meistens nichts dabei, aber es ist natürlich
schrecklich peinlich!) So
soll es sein! Danke, mein lieber Schutzengel! Ich
denke inzwischen schon über eine Motorradtour von New York nach Vancouver
nach, oder umgekehrt, auf jeden Fall quer durch Kanada, im nächsten Jahr.
Mal sehen, ob was draus wird. Fazit:
Wieder eine schöne und gelungene Reise. Ich bin wirklich sehr glücklich
mit mir und meinen Entscheidungen auf dieser Tour. Vorankündigung:
Meine nächste große Reise wird mich im Dezember nach Thailand führen.
Zunächst einmal in den Norden als Besichtigungsreise, so wie sie halt
alle Touristen machen, mit den üblichen kleinen „Abenteuern“, (Ritt
auf einem Elefanten, ein, zwei Bootstouren und ein paar Klettereien), und
dann noch für ein paar Tage nach Krabi zum üblichen Badeurlaub, um mich
von der ersten Woche wieder zu erholen. Weiteres dazu später hier. Ich
bedanke mich bei allen geneigten Leserinnen und Lesern fürs Lesen. Wenn
es überhaupt jemand bis hierhin geschafft hat. Nicht
vergessen: Lesen macht glücklich! Und
Glück ist die Quelle des Lebens! ~~~~~~~~ Diesen
Bericht widme ich meinem Freund Harry, mit dem ich immer am liebsten in
den USA herumgefahren bin. © 2013 Wilfried
R. Virmond Text und Fotos
sind nur zum privaten Gebrauch bestimmt. Jegliche
kommerzielle Nutzung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung einschließlich
der Speicherung auf elektronischen oder sonstigen Datenträgern ist ausdrücklich
nur mit schriftlicher Zustimmung des Autors gestattet.
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