Der Fünfundsechzigjährige,

der aus der Tür ging

und nach Indien reiste

 

 

Delhi, Rajasthan, Mandawa, Bikaner, Jaisalmer, Udaipur, Jodhpur, Deogarh, Jaipur, Agra, Taj Mahal, Delhi.

Im Auto.

 

19. Februar bis 4. März 2013

 Ein neuer Reisebericht von Wilfried R. Virmond

 

Du willst es? Dann lies es. Jetzt und hier!

 

Ich empfehle, die von mir hier angebotenen Links
mit der rechten Maustaste („Link in neuem Fenster öffnen“ o.ä.) anzuklicken

 

 

Reiseübersicht:

 

1) Flug Frankfurt – Zürich - Delhi

2) Delhi Stadtbesichtigung

3) Delhi – Mandawa

4) Mandawa – Bikaner

5) Bikaner – Jaisalmer

6) Zweiter Tag in Jaisalmer

7) Jaisalmer - Jodhpur – Rohet

8) Rohet – Udaipur

9) Zweiter Tag in Udaipur

10) Udaipur – Deogarh

11) Deogarh – Jaipur

12) Zweiter Tag in Jaipur

13) Jaipur – Agra

14) Agra – Delhi und Heimflug

 

 

 

Montag/Dienstag, 18./19.02.2013

Flug Frankfurt – Zürich - Delhi

Montagnachmittags fahre ich mit dem Zug nach Frankfurt und nutze den Vorabend-Check-in der Lufthansa. Dann mache ich mir noch einen gemütlichen Abend in der Stadt und übernachte in „meinem“ Hotel Hilton Garden Inn am Flughafen.

 Indien Reise 2013

Ich wundere mich, wie wenig Verkehr direkt unter mir auf der Autobahn A3 vorbeifährt. Und durch die beiden Fenster ist absolut nichts zu hören. Gespenstisch. Wenn ich hier im Auto vorbeikomme, ist immer viel mehr los.

Am Dienstagmorgen checke ich ganz gemütlich ein. Habe ich, glaub ich, noch nie erlebt: Unser Airbus A320 der Swiss (ohne „Air“ oder sonst was, einfach nur noch „Swiss“) startet in Frankfurt auf die Minute genau um 9:00 Uhr. Eben präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.

Es beginnt gerade etwas zu schneien. Ob sich hier ein erneutes Schneechaos anbahnt? Hatten Ingrid und ich ja erst kürzlich in München, wo wir alle zu hunderten auf den berühmten Feldbetten übernachten sollten. Unsere liebe Freundin Karin gab uns dann aber glücklicherweise nächtliches Asyl.

An zwei Enteisungsstationen wartet man schon auf Kunden. Unser Flugzeug nutzt sie aber nicht.

Unter uns liegt jede Menge Schnee. Zuhause war schon alles weggeschmolzen. Der Winter will diesmal einfach keine Ruhe geben.

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Nach einer knappen Stunde landen wir in Zürich. (Hieß früher Zürich-Kloten.) Leider ist mir ein Direktflug ab Frankfurt nach Delhi verwehrt. (Diesmal bezahlt die LH meinen Flug, denn ich habe mal wieder genug Meilen gesammelt. Da muß man nehmen, was man kriegt.)

Noch etwas Positives: Unser Flieger parkt in Zürich auf Außenposition. Aber hier werden wir neun Business-Passagiere mit einem modernen Kleinbus abgeholt und auf kurzem Wege direkt zum Terminal gebracht. Das ist sehr komfortabel und gefällt mir. Fast wie in der First class. Alle andern müssen sich in den großen Bus drängen und quetschen. Die Sonne scheint.

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Die Lounge ist unerwartet groß und anfangs noch erfreulich leer. Aber: Das Essensangebot ist hier noch dürftiger als in Frankfurt.

Die drei Stunden Wartezeit sind bald überstanden. Mit der führerlosen Skymetro geht es reichlich flott ins andere Terminal.

Wie nicht anders zu erwarten, ist unser Airbus A330-300 neuwertig und pikobello sauber. Da habe ich schon ganz andere LH-Flugzeuge bzw. United Airlines-Flieger (in die USA) erlebt. Die Maschine startet erneut pünktlich um 12:45 Uhr.

Neu: Hier vorne sitzt man 2-2-1. Hatte ich auch noch nicht. Der Sitz neben mir bleibt frei. Super. Hinten sitzt man 2-4-2. Die Armen.

6.154 Kilometer liegen vor uns. Achteinhalb Stunden erwartete Flugzeit. Das müßte gut zu überstehen sein. An die US-Westküste war es deutlich weiter. Wir werden der Erdkrümmung also nur wenig folgen und bleiben ja auch in der nördlichen Hemisphäre. (Trotz meiner vielen Reisen kam ich bisher noch nie über den Äquator.)

Links auf meiner Seite sehe ich noch Konstanz und den Bodensee, bevor sich dichte weiße Wolken unter uns ausbreiten. Wir fliegen nach Osten und werden Österreich, Bulgarien, das Schwarze Meer (das in Wirklichkeit ganz normal blau und riesig ist), Armenien, Aserbeidschan, das Kaspische Meer, Iran und Pakistan überfliegen, bevor wir endlich unser Ziel Indien erreichen.

Meine Stewardess spricht nur englisch. Komisch.

Es werden zwar zahlreiche Filme angeboten, aber alles nur langweilig-billige B und C-Ware.

Der Rotwein ist ganz OK; in Gedanken stoße ich mit Harry an. Schade, daß er nicht mehr da ist. Ich vermisse ihn so sehr. Mit ihm war das Fliegen immer viel kurzweiliger. Die Stewardessen kümmern sich hervorragend um ihre Kunden.

Dabei komme ich ins philosophieren: Alter ist irrelevant, es sei denn, man ist eine Flasche Wein. Oder ein Auto. Da es mir immer noch sehr gut geht, habe ich keine Probleme mit meinem Alter. Ich möchte gar nicht jünger sein. Oder älter werden. Ich müßte einfach 65 bleiben.

Ich weiß gar nicht, wo wir sind. Alles nur schroffe, karge, scharfkantige, schneebedeckte Berge unter mir. Da unten herrscht noch tiefer Winter. Wenn wir hier notlanden müßten: Zivilisation gäbe es hier keine.

Die Sonne geht langsam unter. Dabei ist es auf meiner Uhr erst vier Uhr nachmittags. Aber wir Fliegen ja auch nach Osten.

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Noch über vier Stunden Flugzeit. Irgendwo links ist das berühmte Erivan, rechts nähern wir uns Täbris. Wir sind über dem Iran. Noch 3:36 Stunden, 3.194 Kilometer. Die Hälfte ist geschafft.

Am Kaspischen Meer hören die kargen Berge auf und sofort gibt es unten wieder Städte, Dörfer, Lichter. Der Flug zieht sich. Indien ist doch ganz schön weit weg. Obwohl, einer kommt hier bei Aldi jeden Morgen zur Arbeit...

17:50 Uhr auf meiner Armbanduhr. Wir sind schon mal über Afghanistan. Unser Flugzeug wird von unseren Bordscheinwerfern hell angestrahlt. Wahrscheinlich, damit wir nicht versehentlich abgeschossen werden. Links soll weit entfernt im Dunkel der Nacht Kabul liegen. Noch eindreiviertel Stunden und 1.422 Kilometer. Jetzt muß nur noch Pakistan überflogen werden. Rechts weit weg liegt Karachi.

19:05 Uhr. Immer noch 483 km. Wir überqueren gerade die Grenze nach Indien. Unser Flugzeug ist längst schon wieder dunkel mit den normalen Positionslampen.

Wir landen deutlich früher als vorgesehen um 0:17 Uhr Ortszeit. Namaste Indien! Guten Tag. (Sprich Namastee, Betonung auf der letzten Silbe). Ich mußte meine Uhr viereinhalb Stunden vorstellen.

Ich bin mal wieder der erste, der das Flugzeug verläßt und komme auch noch rasch durch die Kontrollen. Meine Tasche kommt mir auf dem Band schon entgegen gerollert. Aber irgendetwas muß ja noch schnell schiefgehen: Mein Abholer ist nicht da! Am Ausgang warten zwar viele Leute mit den bekannten Schildern, aber nirgends ist mein Name zu sehen. Die Leute sehen mir alle schon erwartungsvoll entgegen und hoffen, daß ich der Typ bin, auf den sie warten, aber sie müssen alle weiter warten.

Offensichtlich kennt man in Indien kein Nacktflug-, äh, Nachtflugverbot. Der Flughafen IGIA (Indira Gandhi International Airport mit immerhin drei Start- und Landebahnen) scheint riesig zu sein.

Ich krame in meinen Unterlagen die zuvor erhaltene Telefonnummer heraus und rufe an. Ich habe Glück, die Mitarbeiterin meldet sich sofort, obwohl Mitternacht schon vorbei ist. Nach ein paar Gesprächen ist dann auch alles geklärt und mein Abholer steht kurz darauf vor mir. Er heißt Gaurav. Er hatte damit gerechnet, daß ich etwas später herauskomme und kam wohl erst kurz nachdem ich schon durch war an das Abholgitter. Na, OK, sowas passiert. Er ruft unser Auto, das dann auch bald vor uns steht und begleitet uns als Guide bis zum Hotel. Unser Fahrer heißt Anil und unser weißes Auto heißt Toyota Innova.

Die Straßen sind leer, die Autos fahren im Dunkeln gerne auch hier ohne Licht. Rote Ampeln beachtet man am liebsten erst gar nicht.

01:35 Uhr am Hotel. Unser Auto wird vom Wachdienst kontrolliert. Spiegel unters Auto. Kofferraumkontrolle. Dann wird die schwere Barriere auf Schienen zur Seite gerollt. Das wird so oder so ähnlich auf dieser Reise bei sämtlichen Hotels bleiben. Die Kontrolle ist und bleibt allerdings überall sehr nachlässig. Ich käme bestimmt leicht mit einer Bombe durch. Und jeder andere auch.

Schnell lerne ich, daß man hier zur Begrüßung, zum Abschied und zum Danke sagen mit leichtem Nicken die Handflächen vor der Brust aneinander legt, Fingerspitzen nach oben. Müßte man bei uns auch einführen. Viel besser als dieses oft eklige Händeschütteln. Ich wechsle auf die Schnelle schonmal fünfzig Euro um.

Ich bekomme auf meine Bitte hin ein Upgrade mit Blick in einen Park. Das Zimmer ist sehr groß und komfortabel. Das Badezimmer ist halb so groß mit gläserner Dusche und zusätzlicher Badewanne und sogar einer Personenwaage. Im TV wird gerade das Fußballspiel Leverkusen-Augsburg vom letzten Samstag (16.02.2013 mit 2:1) gezeigt, das ich damals beim Spaziergang original im Radio gehört habe. Und das in Indien! Bundesliga gibt es auch im indischen TV, sogar unter diesem Namen.

 

Indien Reise 2013

 

 

Mittwoch, 20.02.2013

Delhi Stadtbesichtigung, Rotes Fort, Jamia Masjid Moschee, Guru Dwara Bangla Saheb Tempel, Qutb Minar Turm, Lotustempel, Humayun-Mausoleu

Aufstehen um 6:30 Uhr. Weniger als vier Stunden geschlafen. Ja, Urlaub bedeutet nicht automatisch, lange schlafen zu können. Meine Reisen jedenfalls nicht. Das Bett war steinhart, die Kissen halbwegs weich.

Die Mitarbeiterin der Reiseorganisationsfirma ist wie versprochen pünktlich um kurz vor neun da und übergibt mir die Reiseunterlagen. Sie spricht als einzige auf dieser Reise Deutsch. Und das nahezu akzentfrei und fast perfekt. Dabei hat sie es „nur“ hier auf der Schule gelernt. Mein Fahrer auf der gesamten Reise heißt Anil, der mitgekommene heutige Guide Dependre.

Tagsüber herrscht natürlich viel mehr Verkehr als in der Nacht zuvor. Es ist dunstig, aber trotzdem sonnig. Ich habe Glück, das beste Klima ist gerade jetzt. Im Juli/August herrscht Monsun mit sehr viel Regen.

Mein Hotel ist das altehrwürdige The Claridges und es befindet sich in New Delhi. Ein uniformierter Portier mit Ehrfurcht heischendem, gewaltigem Schnauzbart verabschiedet mich. (Solche Portiers leistet sich im Übrigen in Indien eigentlich jedes bessere Hotel, das etwas auf sich hält. Üblicherweise sind es stolze Sikhs.)

 Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

 

Apropos Delhi: Es gibt Delhi, also (das alte) Old Delhi. Hier ist alles ganz eng, schmutzig, verkommen und schlimm und überhaupt uralt. Die Stadt ist voll mit Händlern, Geschäften und Handwerkern, verstopften Straßen und Gassen. Und dann gibt es New Delhi, Neu-Delhi, eine deutlich modernere und damals noch von den Engländern geplante Stadt mit breiten Straßen, eleganten Häusern, vielen Bäumen, blühenden Gärten, atemspendenden Parks, teuren Regierungsgebäuden. Hier wohnen, nein, residieren die feinen Leute.

Der Dunst über der Stadt ist wahrscheinlich ganz normaler Smog. Alle oder fast alle TukTuks fahren mit CNG (Compressed Natural Gas). Das gibt schonmal deutlich weniger Umweltbelastung. In ein TukTuk passen außer dem Fahrer normalerweise zwei Leute rein. Eigentlich. Bei zehn Personen wird es dann allerdings etwas eng…

Die Kreuzungen mit sehr langen Rotphasen sind ein Problem, hier staut es sich.

Eine neue Metrolinie wird gerade gebaut. Sie soll überhaupt außerordentlich komfortabel und, kaum zu glauben, sehr sauber sein.

Als erstes besuchen Dependre und ich das riesige rote Fort mit einer kilometerlangen Festungsmauer aus dunkelrotem Sandstein. (Innen in der riesigen Anlage sind die meisten Gebäude allerdings aus weißem Marmor.) Auch hier eine Sicherheitskontrolle, wie an allen großen Gebäuden, genauso nachlässig wie in den Hotels, aber Indien ist sowieso (noch) relativ sicher. Ganz im Gegenteil zu seinem Bruderstaat Pakistan.

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Rotes Fort (Delhi) – Wikipedia

delhi rotes fort - Google-Suche  (Fotos)

Hier sehe ich auch zum ersten Mal die indischen kleinen putzigen graubraunen längsgestreiften flinken Eichhörnchen, die mich auf der ganzen Indien-Reise treu begleiten werden.

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Später laufen wir durch die Straßen und den Gewürzmarkt. Ich bewundere vor allem das unglaubliche Kabelgewirr über mir. Ein einziges Durcheinander an Strom- und Telefonleitungen. Aber es scheint gegen den ersten Anschein doch gut zu funktionieren.

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Trotzdem, erst einmal ist man fassungslos über das alles hier. Der heftige Verkehr, die Kühe, Hunde, Wasserbüffel mittendrin, das Gewimmel und Gewusel. Barbiere arbeiten direkt am Straßenrand; wackliger Stuhl, beschädigter Spiegel, Rasiermesser und ein paar Tropfen Wasser genügen. Andere Handwerker sitzen am Straßenrand und warten auf einen Auftrag. Handwagen-Transporteure lungern untätig herum. Fahrradkulis ebenso. Der tägliche Hungerlohn muß schwer erkämpft werden. Jeder einzelne tut mir so leid.

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Mittagessen gibt es nicht, ich esse auf meinen Alleinreisen meistens nur morgens und abends.

 Dependre läßt mich eine klebrige Süßigkeit probieren.

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Und weil es halt einfach sein muß, lädt mich Dependre zu einer Fahrt mit einer Fahrradrikscha ein. Der junge Mann muß sich ganz schön mit uns beiden quälen. Der Arme muß immer wieder anhalten und immer wieder neu anfahren. Ein Wunder, wir kommen ohne Feindberührung durch. Obwohl der Abstand manchmal weniger als einen Millimeter betragen dürfte. Fahrradrikschas dürfen im Übrigen fahren wie sie wollen, passen auch in den Gassen aneinander vorbei, wenn die Leute nicht wären und die Motorräder – und die Auslagen der Händler.

Indien Reise 2013

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Nanu! An vielen Häusern sehe ich ein Hakenkreuz. OK, nicht genau, aber doch sehr ähnlich. Im Hinduismus soll es Glück bringen. In Japan und anderen Ländern gibt es dieses Zeichen aber auch.

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Einen von später noch vielen Schlangenbeschwörern sehe ich. Die Schlange tut mir leid und ich halte erst gar nicht an.

Zum Abschluß der Rikschafahrt gibt es noch die große Moschee, Jamia Masjid, alle müssen die Schuhe ausziehen. Ich natürlich auch. Ich mache hier nur ein, zwei Fotos. Moscheen geben mir ein Gefühl der Beklemmung und des Unwohlseins, und ich mag sie einfach nicht.

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Jamia Masjid delhi - Google-Suche

Dann geht es im Auto wieder weiter. Grundsätzlich hupen ständig alle Fahrzeuge. Wer nicht hupt ist tot, oder hat zumindest verloren.

Frauen sitzen immer im Frauensitz hinten auf den Kleinmotorrädern und tragen keinen Helm, Männer (hier in Delhi und andern Großstädten) vorne meistens ja. Wer einen Turban trägt, ist von der Helmpflicht per se befreit.

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Heute sind viele TukTuks am Streiken. Ja, OK, deren Fahrer. Bankleute auch. Aha, deshalb die Demonstranten, die ich ein paarmal gesehen habe.

Im Vergleich zum meistens wahnwitzigen Verkehr gibt es kaum Unfälle. Obwohl: Die Leute sitzen ja alle auf der falschen Seite in ihren Autos – und so fahren sie halt auch. Mein Rat: Starr nach vorne gucken, aber 360 Grad „fühlen“. So machen es auch alle andern. Motorräder, TukTuks, PKW haben oft keine oder kaputte Außenspiegel und fahren überhaupt nur nach Gehör und nach Gespür.

Dann geht es zu einem großen Sikh-Tempel aus weißem Marmor. Ich brauche jetzt viel Kraft und noch mehr todesverachtende Überwindung: Schuhe müssen ausgezogen werden. Aber hier muß man auch noch die Socken ausziehen! Iiih! Und dann müssen alle durch ein Fußbad waten, durch das vorher schon tausende andere ungewaschene Füße schon gingen. Schrecklich! Um dann anschließend auf feuchten Teppichen und rutschigen Marmorflächen weiter rumzulaufen. Ich spüre es schon kribbeln. Und das Haupthaar muß man auch verhüllen. Mit einem orangefarbenen Tuch, das vorher schon viele andere Leute benutzt haben.

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Guru Dwara Bangla Saheb - Google-Suche

Hier werden jeden Tag zigtausend Mahlzeiten an jedermann ausgeteilt, egal ob reich, ob arm. Ich möchte es aber aus Sorge um meine Gesundheit lieber nicht probieren. Dependre führt mich, ob ich will oder nicht, auch durch die große Küche und zeigt mir alles hautnah. Freiwillige und Festangestellte bereiten alles vor und kochen hier in großen Bottichen. Die Abteilung zum Spülen bekomme ich auch gezeigt. Falls jemand vorher noch Hunger verspürt hat – spätestens jetzt ist jeglicher Appetit verschwunden.

Endlich kann ich auch mal aufs Klo. Heißt hier very british „Toilet“ und nicht „Restrooms“ oder was weiß ich. Und es ist akzeptierbar.

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Zurück nach Neu Delhi hinein haben auch wir leider etwas Stau, aber alles nicht so schlimm. Man gewöhnt sich halt auch schnell an den Verkehr. Auf breiten Straßen geht es am India Gate, an Ministerien und am Parlament vorbei.

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Hier sehe ich etwas mehr Polizei. Ich habe übrigens Glück mit meinem Fahrer, Anil soll 2012 bester Chauffeur in seiner Firma gewesen sein. Und: Die beiden hängen nicht dauernd an ihren Handys. Das wird sich aber noch ändern…

Die Demonstranten demonstrieren noch immer und blockieren den Verkehr. Anil nutzt jedes Schlupfloch.

Vögel, eigentlich die überall vorhandenen Tauben, werden gerne mit Mais gefüttert, den man hier überall für sie kaufen kann. Das gilt unter Hindus als gute Tat. Und die Tauben danken allen durch ihre großzügigen Ausscheidungen. Hunde bekommen leider nichts, sie sind alle mager oder gar ausgemergelt. Leider sind sie nicht heilig. Kühen kauft ein braver Hindu übrigens frisches Gras.

Ich wechsle Geld und erhalte hier den besten Umrechnungskurs auf der Reise. Für 200 Euro bekomme ich 14.600 Rupien, also entsprechen 100 Rupien so in etwa 1,50 Euro. (Einfach beim Umrechnen zwei Nullen weglassen und die Hälfte addieren.) Später wechsle ich noch zweimal, jedesmal etwas ungünstiger. Für mich ungünstiger.

Delhi hat 17 Mio. Einwohner und genauso viele Kühe, Wasserbüffel, Hunde, Katzen, Affen, Eichhörnchen, Papageien. Und nochmal so viel Tauben. Übrigens Kühe und Hunde: Die laufen hier tatsächlich überall herum, blockieren die Straßen und Gassen und suchen mühsam nach etwas Essbarem. Niemand regt sich hier darüber auf. Jeder muß halt sehen, wie er zurechtkommt.

Jeden Tag kommen siebenhundert neue Autos dazu und verschlimmern das Chaos.

Dann noch ein gewaltiger hoher Turm. Qutb Minar. Über siebzig Meter hoch in einer sehr großen Anlage. Putzige grüne Papageien mit roten Schnäbeln fliegen hier herum. Die werde ich auch noch oft sehen.

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Qutb Minar – Wikipedia

Eine bemerkenswerte Eisensäule gibt es zu bewundern, unglaubliche 1.600 (eintausendsechshundert!) Jahre alt, aus rostfreiem schwarzen Eisen geschmiedet. Eigentlich erst einmal etwas unscheinbar, aber dann erkennt man, was die Handwerker damals schon geleistet haben!

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Eiserne Säule – Wikipedia

An vielen Baustellen sind Frauen in bunten Saris für die schweren Arbeiten zuständig. Saris trägt man gerne auch bauchfrei. Vor allem, wenn der Bauch etwas bauchiger ist.

Anschließend halten wir noch kurz am wunderschönen Lotus-Tempel. Es gibt weltweit nur sieben Tempel der Bahai-Religion.

Indien Reise 2013 

Lotustempel – Wikipedia

delhi lotus tempel - Google-Suche  (Fotos)

Es folgt der übliche Stopp an einem Geschäft, aber hier gefällt es mir nicht. Außerdem kaufe ich schon lange keine Souvenirs oder Mitbringsel auf meinen Reisen mehr.

Danach kommen wir an einem Ferrari-Laden vorbei. Ja, die gibt es hier auch. Frage: Was will man hier eigentlich mit einem Ferrari?? Andere Luxus-Sportwagen soll es hier auch zu kaufen geben.

Das heutige Highlight ist das Humayun-Mausoleum. Ja, sind wir denn schon am Taj Mahal? Das Bauwerk hier ist wunderschön und ähnelt stark dem Taj Mahal. OK, falsche Farbe, aber sonst fast ebenso schön. Oder täusche ich mich? Ich weiß es nicht. Das Taj Mahal werde ich erst in ein paar Tagen zu sehen bekommen. Dann werde ich vergleichen. (Zuhause lese ich dann später, daß das Humayun-Mausoleum durchaus architektonisch als Vorläufer des Tadj Mahal angesehen wird.)

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Humayun-Mausoleum – Wikipedia

Humayun-Mausoleum - Google-Suche  (Fotos)

 

Parken kann man eigentlich überall, auch auf der Schnellstraße, die andern hupen dir dann voller Freude zu.

17:45 Uhr. Wir sind zurück am Hotel. Zum Dinner holen mich Dependre und Anil um 18:30 Uhr ab.

Meine Erkenntnis: Für Delhi sollte man mehre Tage planen, nicht nur einen. Vieles, eigentlich das meiste, habe ich noch nicht gesehen.

Zum Abendessen lade ich Dependre ein. Anil möchte nicht, bleibt solange im Auto und ißt später lieber bei seiner Frau, sie haben hier in Delhi für den Sommer eine Wohnung gemietet und wohnen eigentlich am Himalaya. Es gibt vier köstliche Vorspeisen, zum Hauptgang noch ein paar verschiedene Gerichte, dazu Fladenbrot und zwei Pitcher australisches Foster‘s-Bier. Anschließend verabschiedet sich Dependre und fährt mit seinem Motorrad heim.

 

Donnerstag, 21.02.2013

Delhi – Mandawa, 280 km, 6 Stunden

  Heute geht es endgültig los! Pünktlich um 9:30 Uhr ist Anil mit dem weißen Toyota-Van am Hotel. (Alle Indien-Touristen werden mit diesen Autos rumkutschiert.) Draußen ist es wie gestern sonnig und dunstig. Zum Glück brauchen wir nicht durch Old Delhi durch, sondern fahren auf breiten Straßen am stinkreichen Polo-Club, an verschiedenen Botschaften und am Haus des Premierministers und später am Flughafen vorbei aus der Stadt hinaus. Es ist halt wie überall, wo arme Menschen leben, sehr arme, da gibt es auch reiche Leute, sehr reiche. Man sieht es an den Häusern und an den Autos.

Zur Stadt hinaus gibt es am Vormittag nur relativ wenig Verkehr, es läuft jedenfalls, in die Stadt hinein herrscht Stau. Alle, wirklich fast alle Zweiradfahrer fahren mit Helm. Technischer Zustand der Fahrzeuge? Interessiert hier niemanden! Aber man braucht sehr gute Bremsen.

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Wer lässig sein will, fährt auf dem Strich. Überhaupt finden es viele cool, einfach frech zu sein, jedenfalls außerhalb des Reglements eines Europäers. Aber, niemand regt sich darüber auf. Und hupen tut ja sowieso schon jeder aus Leibeskräften.

Anil bezahlt den ersten Toll (Straßenmaut), lächerliche zwanzig Rupien. Es werden noch viele Mautstellen auf dieser Reise folgen.

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Wir sind auf einer staubigen und schlaglöchrigen „Schnellstraße“ und fahren Richtung Süden. Immer noch viel Smog und Dunst. Hier in Flughafennähe gibt es viele teuer aussehende Bürogebäude aus Beton und Glas, viele weitere sind im Bau.

Die meisten Lkw sind von Tata, einem vielschichtigen Riesenkonzern, eigentlich ähnlich wie Samsung in Korea. Die großen Lkw und auch die kleineren haben auffallend Ähnlichkeit mit unseren Mercedes-Fahrzeugen. Zuhause lese ich später, daß es seit 1994 ein Joint-Venture-Abkommen zwischen Tata und DaimlerBenz gibt.

Zur Tata-Gruppe gehört inzwischen auch Jaguar und Land Rover und somit fahre ich zuhause mit meinem neuen Range Rover eigentlich auch einen Tata.

Außer den unzähligen Tata-Fahrzeugen sehe ich auch Eicher-Lkw und Traktoren, die tatsächlich mit der früheren deutschen Firma irgendwie in Verbindung gebracht werden können.

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Eicher – Wikipedia

Oft gibt es Fahrzeuge mit Reifenpannen am Straßenrand. Hoffentlich bleibt uns dies erspart. An den Baustellen sieht es aus, als ginge es hier nie weiter. Viele, viele Fahrzeuge, egal welcher Größe, sehen erbarmungswürdig aus. Aber die „Straße“ ist auch oft ebenso erbarmungswürdig. Oft, sehr oft, gibt es gemeine und kaum erkennbare Speed-Brakes, Fahrbahnschwellen, alle Fahrzeuge müssen fast bis zum Stillstand abbremsen. Besonders gemein sind die mit fünf, sechs Schwellen ganz kurz hintereinander.

Coca Cola gibt es hier kaum zu sehen, in Indien beherrscht Pepsi den Markt. Und McDonald’s.

Nach einer Stunde verlassen wir die Schnellstraße und bewegen uns auf einer jetzt zweispurigen Landstraße südwestlich. Neben den öffentlichen Schulen gibt es auch hier unzählige Privatschulen. Die meisten Schulkinder tragen Uniform. Deshalb auch die vielen Schulbusse in Indien.

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Gelber Raps blüht allerorten. Und kleine Weizenfelder gibt es. Ab April wird auch Reis angebaut. Hier gibt es genug Wasser in der Gegend. Felder mit Kichererbsen erkenne ich auch.

Langsame Autos fahren rechts oder links, es ist egal, man überholt da, wo es etwas mehr Platz gibt.

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Auf der NH 26 fahren wir durch Rewari und haben schlagartig freie Straße. Hier ist es längst ländlich geworden. Später kommen wir durch Narnaul. In diesen kleinen Orten ist immer sehr viel los, viel Verkehr, Gemüse- und Sonstwas-Verkäufer, Motorräder, TukTuks, Kühe, Wasserbüffel, Hunde, Schweine, Ziegen…

Indien Reise 2013

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Anil macht gegen 13 Uhr eine Pause zum Lunch und wird dies auch alle Tage so beibehalten.  

Hier, und nur hier in dieser Region, sehe ich jetzt auch dreirädrige Goliaths, ja, unsere deutschen Goliaths und Tempos aus den fünfziger Jahren. Die Fertigungsanlagen sind wohl in den 60er-Jahren an die Bajaj-Werke nach Indien verkauft worden und die Dreiräder sind dort bis ca. 2000 gebaut worden.

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Vidal & Sohn Tempo-Werk – Wikipedia

 

Wir überqueren die unsichtbare Grenze nach Rajasthan, einem der größten Bundesstaten Indiens. Was heißt unsichtbar? Die Straße ist schlagartig wunderbar neu. Anil hält hier kurz an um die Tax zu bezahlen. Und gleich darauf muß auch schon wieder neue Maut bezahlt werden. Aber die Straße ist ja auch viiiel besser, eine andere Welt. Diese ständige Mautkassiererei ist etwas lästig, aber es sind in der Regel meist nur kleine Beträge, fünfzig, hundert Rupien, also etwa bis anderthalb Euro. Hier ist auch alles deutlich sauberer.

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In den Orten sehe ich jetzt auch mehr Schweine, lebendige, vierbeinige, die im Müll herumwühlen. Mit dabei sind manchmal viele winzigkleine süße Ferkelchen. In jedem Ort gibt es sehr viele Obst- und Gemüse-Stände mit frischester Ware. So etwas gibt es bei uns leider nicht.

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Man darf beim Fahren auf gar keinen Fall auf irgendjemanden Rücksicht nehmen oder gar Vorfahrt gewähren, auch nicht bei Fußgängern, sonst hat man verloren. Und das klappt. Meistens. Bisher habe ich noch keine Unfälle gesehen. Genauso läuft es beim Überholen. Man darf nie zögern. Auch nicht bei Gegenverkehr. Einfach rausziehen und überholen. Der Entgegenkommende nimmt dann schon Gas weg, bremst oder weicht notfalls auf seinen Seitenstreifen aus. Und hupt vor Freude. Oder blinkt mit seiner Lichthupe. Ist aber nie bös. Oder regt sich gar auf. Selbst macht man es genauso.

Anil fährt weiterhin sehr ordentlich. „Indisch“, aber etwas braver, weniger riskant.

Wir fahren weiter auf der 26, 13 und 8 und kommen durch Junhjunhu.

Von Dependre habe ich gehört, daß der Tourismus in Indien gar keine so wichtige Rolle spielen soll.

Benzin kostet 0,72 Rupien, Diesel 0,50 Rupien, also etwa 1 Euro und 0,70 Euro.

Die Wirklichkeit holt mich ein, ab Junhjunhu haben wir wieder die sattsam bekannt schlechte Straße.

Das heutige Hotel in Mandawa (Mandawa Castle) ist eine riesige uralte verschachtelte Burganlage mit vielen Treppen, Gängen, Durchlässen, Dachterrassen. Und großem Pool. Vom Rauch der Holzfeuer und vom Smog sind viele Mauern schwarz, die renovierten sind gelb. Alles ist deutlich mitgenommen. Die dringend notwendige Renovierung würde zig Mio. Euro verschlingen. Ich bekomme die exklusive Turmsuite. Zwei Etagen, Wohnzimmer mit Schaukel unten, Schlafzimmer und großes Bad mit Dusche und Badewanne oben. (Übrigens: Schaukeln werde ich noch öfter in meinen Hotelzimmern haben. Offenbar liebt man es hier zu Schaukeln.)

 Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

Das Beste an meinem Zimmer: Ich kann endlich wieder mal die Fenster öffnen. Und habe oben eine riesige Terrasse ganz allein für mich. Aber keinen Fernseher. Schade, hier gibt es keine Wasserflaschen im Bad fürs Zähneputzen. (Wird aber das einzige Hotel auf dieser Reise bleiben. Sonst gibt es immer genug Wasserflaschen.) Föhn und Rauchmelder: Fehlanzeige.

 

Mandawa – Wikipedia

mandawa - Google-Suche  (Fotos)

 

Der hiesige Guide empfängt mich. Ich mag ihn nicht und frage deshalb gar nicht erst nach seinem Namen. Er führt mich nach einer kurzen Pause zum Frischmachen zu einem Bummel durch den Ort und  zeigt mir ein paar Hawelis, alte Kaufmannshäuser. Hier war früher eine Zwischenstation der uralten Seidenstraße, weil die Pferde gegen Kamele bzw. Dromedare getauscht werden mußten - die Wüste Thar fängt hier an. Fast alle Hawelis sind sehr mitgenommen und dringend renovierungsbedürftig. Alle andern Häuser übrigens auch. Und die hiesige Bankfiliale sieht genauso schlimm aus.

 Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

Ein paarmal stinkt es in den engen Gassen, Entschuldigung, extrem nach Pisse. Dieses derbe Wort ist das einzige, mit dem man den Gestank halbwegs ausdrücken kann. Ein Gang ist so schmal, daß eine Kuh hier gerade noch durchpaßt - und es folgt mir auch eine. Zurück geht also nicht, ich muß mich weiter durchkämpfen und am besten nicht mehr atmen. Die Einwohner sind auch sonst nicht gerade zimperlich und pinkeln überall hin, aber das sieht man in Indien ständig. Die Leute spucken auch ständig dicke Flatscher auf den Boden, auch aus den Autos und Lkws raus. Besonders gerne, wenn wir direkt dahinter sind.

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Auch hier sieht man natürlich überall die Armut der Menschen.

Hohe Handygittermasten stören das Ortsbild sehr. In jedem kleinen Ort gibt es drei, vier, fünf davon. Aber die müssen ja sein. Jeder Inder, auch die Kinder, haben immer Handys in der Hand.

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Anil ist weggefahren und übernachtet auf eigene Kosten.

Risiko: Zum Abendessen gehe ich ins Restaurant Monica in der Nähe und bin dort der einzige Gast. Warum eigentlich? Hoffentlich geht das gut. Im Haus sieht es nicht gut aus. Ich muß ganz nach oben bis auf die Dachterrasse. Und bestellen muß ich auch lauter unverständliche Dinge. Aber Hauptsache, es ist vegetarisch. Und ich vertrage es. Ich bekomme dann Blumenkohl mit Erbsen und als Hauptgang Reis mit Erbsen und Knoblauch, mittelscharf und ganz OK. Dazu ein Bier: Kingfisher. Kingfisher ist in Indien die meistverkaufte Biersorte. Der Besitzer Vijay Mallya ist ein Typ wie Richard Branson. Ganz in weiter Ferne ist ein Gewitter. Es blitzt gewaltig.

Zurück in der Hotelbar bekomme ich keinen Espresso mehr, dabei ist es erst 19:11 Uhr. Da trinke ich halt noch ein (kleines) Kingfisher zu meiner erst zweiten Zigarre dieser Reise. Jede Menge (laute) Schweizer sind hier untergebracht. Nach dem heißen Tag ist es jetzt angenehm kühl, aber nicht zu kalt. Über uns Sterne und der waagerecht stehende zunehmende Halbmond. Keine Schnaken.

Jetzt muß ich erstmal mein Zimmer suchen gehen, alles sehr verwinkelt, irgendwie noch mehr als vorhin. Immer noch kommen neue Koffer und Gäste an. Schweizer.

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Indien Reise 2013

 

Es ist erst 20:44 Uhr, als ich die Lichter lösche. Ja, es ist ein bißchen beschwerlich mit indischen Lichtschaltern. Es gibt immer mehrere Gruppen von Schaltern, in jedem Hotelzimmer, und es dauert etwas, die richtigen Schalter zu finden. Mein Bett ist bretthart, noch härter als in Delhi.

21:33 Uhr. Das impertinente Telefon reißt mich aus dem frühen Schönheitsschlaf. Man fragt überflüssigerweise, ob ich im Restaurant noch essen möchte. Ich würde am liebsten eine, mmh, vielleicht etwas derbe Antwort geben - bleibe dann aber natürlich höflich.

Mühsam und lange Zeit vergeblich versuche ich, wieder einzuschlafen. Wenn nur das endlose unglaublich laute und irgendwann sogar mir auf die nervengehende Hundegebell da draußen nicht wäre. Die Hunde glauben offenbar, Wölfe zu sein und bellen ohne Pause den Mond an. Es gibt keine Sekunde Ruhe. Werden die denn nie müde?

Ab und zu klingelt irgendwo eines der Zimmertelefone. Oder Gäste suchen laut quatschend ihre Zimmer. Hier oben hört man alles.

 23:58 Uhr. Man wird es kaum glauben. Die Hunde sind jetzt noch lauter geworden. Natürlich fallen andere Hunde in ihr Geheul mit ein. Einfach unglaublich! Ich stehe auf und schreibe im Reisetagebuch.

Ich gebe irgendwann auf und schließe meine Fenster. Die Hunde haben gewonnen. Vorerst. Vielleicht werden sie ja doch noch müde. Sie haben mir stets leid getan, denn ich liebe alle Hunde. Aber das Beste wäre, man würde sie einfangen und sonst etwas mit ihnen tun. Zum Beispiel Grillen, mit einer frischen Zitrone in der Schnauze. (Ja, ist nur Spaß!)

Sie sind aber wirklich eine Plage. Dabei sind doch die heiligen Kühe schon eine Plage. Und die Tauben bzw. ihre Hinterlassenschaften. Am Nachmittag habe ich beobachtet, wie eine Kuh hinterlistig (oder einfach nur hungrig?) Gemüse von einem Verkaufswagen klauen wollte. Der Verkäufer hat ihr seine Meinung dazu mit ein paar Schlägen auf die Nase kundgetan. Und ständig liegen die frischen dampfenden Danksagungen der Rinder überall herum. Und Hundekot gibt’s auch allerorten. Erkenntnis: Kein Glaube ist vollkommen. Oder ist es vielleicht der Buddhismus?

In Indien soll es über 80% Hindus, 10% Mohammedaner und dazu noch Buddhisten, Jain-Anhänger, Sikhs, Christen und was weiß ich alles geben.

Ein jagender Nachtvogel schreit draußen. Die Ohrenstöpsel aus dem Geschenk im Flugzeug fallen mir ein und ich suche sie raus. Vielleicht kann ich dann eins der Fenster doch wieder öffnen. Der Propeller über meinem Bett ist mir jedenfalls viel zu laut. Wenn ich mich hier nicht mehr melde, haben sie geholfen. (Von den Hunden habe ich übrigens noch in keinem Reisebericht über Indien gelesen. Dabei gab es sie schon in Delhi überall.)

 

Freitag, 22.02.2013

Mandawa – Bikaner, 280 km, 6 Stunden

04:10 Uhr. Laute Musik. Von draußen! Nein, es ist kein Traum!! Alle Gäste werden lautstark beschallt. Eine Stunde lang. Die ganze CD wird gespielt. Warum? Weiß ich doch nicht! Die sind hier echt bekloppt! Die Hunde haben etwas nachgegeben, sind aber immer noch lautstark zu vernehmen. Man glaubt es einfach nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat! Werden die denn nie heißer? Oder schwach? Das Bellen kostet doch auch viel Kraft.

05:20 Uhr. Die Muezzins beginnen ihren Terror. Schwere Lautsprecherbatterien unterstützen sie dabei.

05:45 Uhr. Es wird hell. Die Tauben außen an meinem Turm beginnen lautstark zu gurren.

07:30 Uhr. Ich stehe endlich auf und gehe zum Frühstück.

Abfahrt um neun. Wetter sonnig und warm. Alles im Ort verfällt. Total. Jetzt ist es überall deutlich zu sehen.

Sand, endlose Wüste und kahle Bäume. Die Bäume strecken ihre nackten Äste nach oben. Fast wie im Joshua Tree National Park. Ihre jungen Triebe sollen ihnen für irgendeine Medizin abgeschnitten werden.

 Indien Reise 2013

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Frauen tragen dicke Bündel mit Brennholz „nach Hause“, also in ihre Unterschlüpfe, Behausungen, mmh, also dahin, wo sie leben.

 Unsere morgendliche Straße ist extrem schmal, einspurig, und grottenschlecht. Anil gibt sich Mühe. Wir werden deshalb auch schonmal von Bekloppten überholt. Wie halten die Autos das nur aus?!

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Fatehpur. Anil hält kurz an, damit ich ein paar Fotos schießen kann. Dieser Ort sieht etwas besser aus. Nein, nicht besser, lebhafter. Hier ist richtig was los. Unzählige Händler, vor allem mit Gemüse. Am Straßenrand oder in ihren winzigen Läden. Natürlich gibt es auch hier in Indien einen Handyladen neben dem andern. Die Straße im Ort ist allerdings nicht besser. Wieder suhlen sich Schweine im Schlamm genüßlich am Straßenrand. Viel Wasser steht auf der Straße. Kühe und Hunde, dazu der Verkehr. Und Esel, vierbeinige.

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Gelbe Schulbusse fahren herum und sammeln die Kinder in ihren Schuluniformen ein.

Am Ortsausgang gibt es einen schweren Stau. Selbsternannte Helfer winken die Autos durch. Deshalb geht es aber auch nicht schneller weiter. Später sehe ich den Grund: Moslems strömen zu einer Moschee. Ach so, es ist ja Freitag. Bestimmt ist irgendetwas Besonderes hier los.

Tote Tiere bleiben liegen. Aha, deshalb also die Kuhfänger an vielen Autos.

Die Straße ist etwas eintönig. Wir fahren auf der NH 41 und später auf der 11. Einzige Abwechslung hier in der Wüste Thar bietet eine geschlossene Bahnschranke.

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Anil fährt 90 km/h. Wenn es geht. Ein Schild sagt, vierhundertneunundfünfzig Kilometer nach Delhi. Soviel sind wir also schon gefahren.

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Ankunft schon um 12:45 Uhr am Hotel Laxmi Niwas Palace aus rotem Sandstein in Bikaner. Die ehemalige Maharadscha-Familie soll hier noch wohnen.

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Übrigens: „Maharadscha“ ist ein Hindu-König. Ein „Mogul“ ist das gleiche, aber unter Moslems. Beide Titel wurden 1971 abgeschafft.

 

Bikaner – Wikipedia

 

Ich bekomme zur Begrüßung einen roten Punkt aus Wachs auf die Stirn gedrückt. Mein Zimmer ist OK, könnte aber besser sein. Einzelreisende bekommen halt gerne die weniger guten Zimmer. Wenigstens gibt es TV, Föhn und Papiertücher.

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Das Zimmer ist klein nach der Suite gestern. Angeblich soll es ein besonders schönes Zimmer sein. Hauptmanko: Man kann hier nirgends aus dem Fenster sehen, alle sind verbarrikadiert und haben nur ganz winzig kleine Öffnungen, um Luft zu bekommen. Hinausschauen geht nicht. Es gibt im Palast kein einziges richtiges Fenster zum Rausgucken. Nirgends. Ich habe keine Lust, jetzt noch einmal zu tauschen. Es würde ja auch nichts nutzen. Immerhin liegt mein Zimmer wenigstens im zweiten und obersten Stock.

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Um 13:45 Uhr erwartet mich Anil zusammen mit dem hiesigen Guide vorne am Eingang zur Stadtbesichtigung. Die TukTuks fahren hier alle mit Diesel, umweltfreundlicheres CNG gibt es in Indien nur in ein paar Großstädten.

 Wir besuchen das beeindruckende Junagarh Fort. „Garh“ heißt übrigens „Fort“. Fast jeder Ort in Indien hat diese Silbe am Ende.

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Junagarh Fort - Google-Suche

Dann geht es mit einem TukTuk in die Altstadt. Übrigens, der Motor eines TukTuks wird mit einer Schnur angeworfen; Anlasser ist nicht. Am geschlossenen Bahnübergang müssen wir lange warten. Die Dieselabgase der unzähligen TukTuks vor, neben und hinter mir bringen mich um.

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Die Hawelis sind hier deutlich höher, größer, prächtiger. Und vor Staub schmutziger. Überhaupt alles ist schmutzig und verkommen. Dazu auch hier das ganze Viehzeug. Besonders Kühe, Büffel und Hunde wühlen im Müll und essen auch Papier oder Pappe. Der Verkehr in den meist engen Gassen ist ein einziges Chaos, trotzdem läuft es irgendwie, auch wenn es im Gegenverkehr der Menschen, TukTuks, Motorräder, Fahrradrikschas, Tiere noch so eng wird.

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Im kleinen Jaintempel muß ich diesmal nur die Schuhe ausziehen. Der Eintritt ist kostenlos, fürs Fotografieren muß ich einen kleinen Obolus (30 Rupien) bezahlen. Dann geht es durch den Markt zurück ans Auto, das am Fort auf uns wartet.

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Ich glaube, einmal Indien reicht mir. Aber bestimmt werde ich zuhause schon bald meine Meinung wieder ändern. Vor allem, wenn ich mir die Fotos ansehe.

Den berühmten Rattentempel will ich nicht sehen. Die Kamelzucht auch nicht. Der Guide kann es gar nicht verstehen.

Die Bahnschranke ist wieder zu, das scheint hier eine wichtige Bahnstrecke zu sein, ständig hört man auch das Gehupe der Züge. Das TukTuk (300 Rupien, viereinhalb Euro) muß ich merkwürdigerweise selbst bezahlen.

Vor dem Abendessen kann ich endlich mal ins Internet. Das Dinner beginnt um 19:30 Uhr, es gibt Buffet, für 1600 Rupien, danach spielt eine Musikgruppe und ich rauche endlich meine Zigarre.

 

Samstag, 23.02.2013,

Bikaner – Jaisalmer, 340 km, 6 Stunden

Aufstehen um 7:00 Uhr. Mein Bett war hart aber es ging, dazu gab es ebenso harte unbequeme Kissen.

Nachts gab es wieder zwei Gewitter. Hunde waren nur in der Ferne zu hören.

Abfahrt 9:00 Uhr. Der Himmel ist bedeckt. Die Sonne geht heute Morgen nicht auf. Ich meine, sie ist hinter viel Dunst versteckt. Die Straßen sind noch feucht und naß, dafür aber auch nicht staubig.

Bikaner ist ganz schön groß. Wenn hier mal ein deutsches Auto herumfährt, dann ist es oft ein Skoda. Oder ein VW-Polo. Die meisten Autos sind in Indien übrigens weiß.

Hinter der Stadt beginnt sofort wieder Wüste, aber mit oft grünen Bäumen. Die Straße ist mal wieder neu.

Heute haben wir eine doppelt so weite Strecke zu fahren. Jede Menge riesige Abraumberge gibt es links, wir fahren auf der 15 nach Westen.

11:45 Uhr. Es wird fruchtbarer. Längst ist es wieder sonnig und gut warm.

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Unterwegs kommen wir an einem Lkw-Unfall vorbei, ich sehe aber keine Polizei, keinen Abschleppwagen, nur Personen und Autos, es staut sich. Der Unfall muß schon nachts passiert sein.

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Wir haben diesmal Glück, vier Bahnübergänge sind offen. Rehe gibt es kurz zu sehen, als sie die Straße vor uns eilends überqueren.

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Vom Reiseveranstalter ruft man an und fragt mich, ob alles in Ordnung ist. Es ist. Anil lädt mich zur Hochzeit seines Bruders im November ein. Im Himalaya. Da ist es mir aber viel zu kalt, besonders in der Jahreszeit. Ich lehne dankend ab.

12:45 Uhr. Lunchpause mit schrecklichem Tee. Nach der Weiterfahrt ruft der neue Guide an, um das Programm mit mir zu besprechen.

Anil erhält jetzt doch mehr Anrufe und SMS, ich finde es etwas lästig. Doch damit muß man leben, daß jeder Gesprächspartner ständig angerufen wird, ich fände es indes besser, wenn er seine Handys ausschalten würde. Aber ich bin ja sowieso ein Feind aller Handys.

Viele Ziegen und weniger Schafe gibt es hier in der Wüste. Kamele gibt’s natürlich auch; sie müssen schwerbepackte Karren ziehen. Vor der Stadt wird es schlagartig anders, Berge, Hügel, Bäume, Verkehr, städtisch, sehr viel Militär wegen Pakistan, die Grenze ist nur noch ca. 150 Kilometer entfernt.

Mir fällt ein: Wer in Indien Hupen herstellt, hat bestimmt ein sorgenfreies Auskommen.

Ankunft in Jaisalmer, der „Goldenen Stadt“ (Golden City) mit ca. 80.000 Einwohnern, um 14:40 Uhr. (Spricht man „Scheeselmee“ aus, Betonung auf der ersten Silbe.) Golden City heißt die Stadt, weil alle Häuser aus gelbem Sandstein erbaut sind und gülden im Sonnenschein leuchten.

Der neue Guide erwartet uns am ausgemachten Treffpunkt und heißt Gajendra. Er erzählt, daß auch hier früher die alte Seidenstraße verlief und daß die Stadt deshalb schon immer reich war.

Erster Besichtigungspunkt: Der Gadsisar-See. Es ist ein künstlich angelegter großer See. Viele beeindruckende Tempel gibt es. Und Welse. Sie gelten als heilig und dürfen mal wieder nicht gegessen werden. Stattdessen werden sie von einigen Leuten gefüttert. Das soll ihnen und den Fischen gutes Karma bringen. Die Leute fahren mit Tret- und Ruderbooten raus aufs Wasser.

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Dann laufen wir durch die engen Gassen der Stadt. Auch hier ist der Dreck und Abfall schlimm. Die Wohnverhältnisse sind kaum vorstellbar, vielleicht noch schlimmer als in Ägypten. Und an die Kühe, Hunde, Tauben (und an deren Exkremente) kann man sich wohl nie gewöhnen.

Als erstes fallen mir hier wunderschöne Wandmalereien auf. Alle sehr ähnlich. Gajendra erklärt es mir auch gleich: Leute haben hier im Haus geheiratet. Man bekommt dann gleich ein solches Bild auf die Hauswand gemalt mit den Namen und dem Hochzeitsdatum. Mitten drin der elefantennasige Ganesha, der Gott des Anfangs und des Gelingens.

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indien ganesha - Google-Suche  (Fotos)


In jeder Straße sind ganz bestimmte Handwerker ansässig. Hier sind die Hawelis tatsächlich ganz etwas anderes. Riesig, und man ahnt wirklich noch die vergangene Pracht. Ein Haweli sehe ich mir zusammen mit Gajendra auch von innen an. Aber, bisher habe ich immer vergleichsweise hohe Treppenstufen gehabt und das wird auch weiterhin so bleiben. Hier auch. Wie haben die Menschen nur die schweren Lasten so hohe Treppenstufen rauf- und runterschleppen können?

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Schock: Zwei Behinderte kommen vorbei. Total abgemagert und mit verkümmerten Gliedmaßen rollen sie sich seitlich am Straßenrand entlang, scheinen aber trotzdem guter Dinge zu sein. Ich fühle mich total hilflos und kann gar nicht richtig hinschauen. Sie machen jedenfalls keine Purzelbäume, sondern rollen wirklich seitlich. Das Elend in Indien ist grenzenlos und macht einen ganz klein.

Anschließend fahren wir ein kleines Stück aus der Stadt hinaus und Gajendra zeigt mir alte Königsgräber. The Royal Cenotaphs Barabagh. Auch hier sind die Ehefrauen gestorbener Maharadschas nach deren Tod zusammen mit ihm lebendig verbrannt worden. Mich gruselt etwas, ich mag den Ort hier nicht. Ich fühle jede Menge negative Energie. Bestimmt schweben die Seelen der unnötig verbrannten Frauen nachts immer noch hier herum. Und die Dämmerung bricht gleich herein. Deshalb lieber schnell weg von hier. Leider soll es in Indien vereinzelt immer noch solche schrecklichen, menschenverachtenden Witwenverbrennungen (und immer noch bei lebendigem Leib) geben.

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In der Nähe stehen an die hundert modernen Windräder und es werden noch mehr gebaut. Fast schon wie zuhause im Hunsrück, wo wir die höchste Windraddichte Deutschlands haben dürften.

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Tja, manchmal reicht es eben doch nicht ganz, so wie die hier fahren. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Unfall mit mehreren Lastwagen vorbei. Der war vorhin auf der Herfahrt noch nicht. Wieder keine Polizei zu sehen.

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Gajendra empfiehlt mir ein Restaurant in der Stadt, das ich dann auch fürs Abendessen aufsuche.

Ich esse ein wundervolles Thali für 900 Rupien, oben auf der Dachterrasse, mit herrlichem Ausblick, Anil wartet solange unten. „Thali“ besteht aus mehreren verschiedenen Gerichten in kleinen Näpfen, zusammen mit einem Blechtablett, zu denen es Fladenbrot gibt. Eine Süßigkeit gehört auch immer dazu. Und, für mich, ein unvermeidliches Kingfisher.

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Mein Hotel Suryagarh ist fünfzehn Kilometer weit draußen, es ist schon dunkel als wir hinfahren. Ein paar Fahrzeuge kommen uns auf der Landstraße ohne oder mit nur wenig Licht entgegen. Das Hotel ist neu, riesig wie ein Fort. Nein, wie ein Palast.

Zu unserer Ankunft wird erneut eine riesige Trommel geschlagen. Ich habe selten ein so schönes Hotel gesehen, schon gar nicht in Indien. Hier ist alles noch ganz, nichts kaputt, nur die Sitzgelegenheiten im Innenhof sind total unbequem, weil zwar schön anzusehen, indes aber viel zu niedrig und fast ohne Lehnen. Halt Designermöbel.

Raman empfängt mich und nimmt mir alle Formalitäten des Eincheckens ab. Ein Gast hat sogar seinen Hund mitgebracht, einen Golden Retriever, sehr brav, er weiß, daß er von jedem Gast bewundert wird und genießt es.

Schon wieder bekomme ich ein „Bindi“, den berühmten roten Punkt aus Wachs als Zeichen des Segens und des Respektes für die Gäste des Hauses auf die Stirn gedrückt. Ich würde es am liebsten verweigern, trau mich aber aus Höflichkeit dann doch nicht.

Mein Zimmer in der zweiten und obersten Etage ist groß und schön mit Aussicht auf Straße und Wüste hinaus. Hier gibt es alles, natürlich auch Rauchmelder. Das Bett ist riesig, ich habe selten ein so breites Bett gehabt; das Badezimmer auch, es gibt sogar normale Fenster und man kann sie auch öffnen.

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Zum Dinner spielt oben auf einer der Terrassen eine kleine Musikgruppe mit diesmal zwei Tänzerinnen. Ich genieße zum Bier meine Zigarre. Nur leider sind die Sitzgelegenheiten wirklich total unbequem, zum Sitzen kaum geeignet.

Mein Bett ist weich, die vielen Kissen noch mehr. Frische kühle Nachtluft strömt zu mir herein. Ich schlafe hervorragend. Die Hunde draußen in der Wüste stören kaum.

 

Sonntag, 24.02.2013

Zweiter Tag in Jaisalmer


Aufstehen um 7:30 Uhr, mein Blick geht in die Wüste, es ist dunstig und kalt. In der Nacht hatte ich Besuch - von einem seltenen Moskito. Drüben im Osten geht die rote Sonne im Dunst auf.

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Diesmal verlasse ich etwas ungern mein Bett, die paradiesische Matratze und die Wohlfühlkissen waren einfach zu bequem. Dieses Hotel ist zweifellos das schönste auf dieser Reise.

Beim Manager meckere ich etwas herum, ich sitze draußen im Innenhof (als einziger Gast) und werde hier kaum bedient. Danach klappt es etwas besser. Alle anderen Gäste sitzen langweilig innen. Er ist sich nicht zu schade, mein Geschirr wegzuräumen. Ah ja, natürlich, der Hund gehört ihm.

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Abholung 9:15 Uhr. Anil schlief mit fünf andern Fahrern in einem auch für Inder sehr schlechten Zimmer.

Jetzt in der Morgensonne sehe ich erst die wahre Pracht und Schönheit des Hotels. Wunderschön!

Wir fahren gleich zu den Kamelen, unterwegs picken wir Gajendra auf. An diesem Wochenende findet das „Desert Festival Jaisalmer“ vom 23. bis 25.02.2013 statt. Ganze drei(!) bunt geschmückte Kamele mit entsprechenden stolzen Reitern stellen sich zur Show – und zur Wahl. Viele tausend Menschen versammeln sich hier nach und nach.

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Beim nächsten Wettbewerb stellen sich zehn Kamelreiter mit ihren Tieren auf und ziehen sich bis auch die Unterwäsche aus. Dann erfolgt der Start: Alle müssen sich ihre Sachen anziehen und auf ihrem Kamel aufsitzen. Wer dann noch zehn Meter zum Ziel geritten ist und als erster ankommt, hat gewonnen.

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Danach werden die Zuschauer zum Tauzieh-Wettbewerb aufgefordert, erst mit Männern, dann mit Frauen. Jeder und jede kann mitmachen.

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Das reicht mir dann, es wird mir hier zu langweilig und viel zu heiß; die Sonne knallt ganz schön. Später soll es noch Wettbewerbe um den schönsten Schnurrbart und Turban geben, Kamel-Polo, Kamel-Rennen und vieles mehr. Es wird wohl alles so, Entschuldigung, dilettantisch bleiben - OK, ich korrigiere mich - so klein und überschaubar bleiben.

Hier sehe ich unter den vielen geparkten Autos auch wieder einen Ambassador, der in Indien von 1957 bis 2006 gebaut worden ist. Ich liebe diese Autos und es gibt ihn natürlich auch noch häufig im Straßenverkehr, hauptsächlich im städtischen Bereich, angeblich ursprünglich mal in weiß für die Regierung, hellblau für die Luftwaffe und schwarz für die Armee - oder grün/gelb als Taxi in Delhi. Und ganz alte in silber. Das Auto soll mit seinem schweren Eisenrahmen sehr stabil sein. (An moderne Crash-Tests sollte man im Zusammenhang mit diesen Autos aber lieber nicht denken. Oder an ihre Kontrahenten…)

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Hindustan Motors – Wikipedia

indien ambassador - Google-Suche  (Fotos)


Hier begegne ich auch dem König der Wüste, Mr. Desert 2013. Er will sich unbedingt mit mir ablichten lassen und ich tue ihm den Gefallen natürlich sehr gerne.

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Heute zeigt mir Gajendra das Fort. Neben dem Palast gibt es hier oben ausnahmsweise auch viele Wohnhäuser und noch mehr Läden. Dazu kleine Hotels und Restaurants. Man könnte in all dem bunten Treiben durchaus auf den Gedanken kommen, noch im Mittelalter zu leben. Wenn nicht die unzähligen Mopeds, Roller und Motorräder herumführen, meistens mit zwei, drei Männern drauf. Sie hupen fortwährend, quetschen sich aneinander und an den Leuten vorbei. Dazu wie immer Kühe, Ziegen, Schweine, Hunde und Katzen. Und Kinder. Niemand nimmt auf irgendwen Rücksicht. Außerdem der ganze Müll.

 

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Jaisalmer Fort - Wikipedia, the free encyclopedia  (leider englisch)

jaisalmer fort - Google-Suche  (Fotos)

Dann die Kloake, kleine Rinnsale rechts und links in allen Gassen. Da kann man sich einfach so erleichtern, egal ob Mann, ob Frau…

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Die Kühe haben oft dicke Bäuche, aber nicht vom Essen, ja, doch vom Essen, sie fressen nämlich leider auch jede Menge Plastik. Und das liegt überall rum. Sie fressen eigentlich alles was herumliegt, außer Steinen und Metall. Vom Plastik schwellen ihnen dann die Bäuche an und sie sterben irgendwann qualvoll. Der Plastikmüll ist offensichtlich überall ein schweres Problem.

 

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Oben im Fort gibt es den riesigen Jain-Tempel, eigentlich sind es, wenn ich mich richtig erinnere, sieben oder acht Tempel. In ihnen sind ihre 6.666 Götter leibhaftig als kleine und große weiße Marmor- und goldene Messingfiguren untergebracht. Alle sind gleich, endlose Reihen hinter Gittern, nur unterschiedlich groß. Und dann gibt es noch, ich glaube, viele Propheten. Die Tempel beeindrucken durch unglaublich fragile und filigrane Steinschnitzereien. Wundervolle künstlerische und detailreiche Reliefs und Skulpturen mit mythologischen Szenen gibt es hier. Und zahllose Tänzerinnen. Nein, nicht zahnlose…

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Zwischendurch ein indisches Bonmot von Anil:

“Don’t hurry, don’t worry,
eat chicken and no curry!”

 

Anil ist ansonsten stets betont korrekt und läßt sich immer noch zu nichts einladen.

Um 13:50 Uhr sind wir zurück im Hotel. Nein danke, ich möchte nicht nochmal auf die Desert Fair, auch nicht zum Camel Tatoo, egal was das ist, auch nicht zum Kamelreiten. Kamelreiten ist sowieso nichts für mich. Beim Aufstehen und Hinsetzen der Kamele gibt es häufig Verletzungen, besonders bei Männern, und dann nerven da Millionen von Fliegen. Das alles muß ich nicht noch einmal haben. Nicht heute.

Nein, ich möchte auch nicht die übrig gebliebenen Mauern der toten Geisterstadt besichtigen, und auch nicht nochmal durch die Stadt bummeln und das Elend dort sehen. Ich möchte lieber etwas ausruhen, in der Sonne sind es bestimmt weit über 30 Grad. Gajendra wird deshalb dankend entlassen.

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Ich wasche ein paar Wäschestücke. Auf dieser Reise habe ich zum ersten Mal nicht für jeden Tag ein frisches Hemd mitgenommen. Das Wasser aus dem Hahn ist etwas braun. Das Trinkgeld für den Zimmerboy hat man nicht angenommen.

Mein Bettlaken hat am Fußende zwei graue Flecken. Ich sehe lieber nicht genauer nach. In den beiden letzten Hotels wollte ich es erst gar nicht wissen. Delhi war natürlich OK.

Kinder lächeln mich oft an oder wollen fotografiert werden, ohne Hintergedanken. Manchmal muß ich mich zu Leuten stellen und werde fotografiert. Aber, erwachsene Inder gucken Touristen gerne auch mal so unfreundlich wie möglich an. Doch es gab auch dabei ein paar Ausnahmen.

Hindufrauen tragen oft die schönsten Saris in wunderschönen Farben, man erwartet dann immer eine mehr oder weniger schöne Frau. Wenn ich sie dann aber von vorne sehe, sind sie meistens sehr alt und, Entschuldigung, nicht schön anzusehen, meistens fehlen ihnen Zähne, eigentlich abstoßende Gesichter für mich, meist von eher sehr dunkler Hautfarbe, im Grunde fast wie Zigeunerinnen bei uns. Ja, OK, ich sage lieber Rumäninnen. Der hier abgekürzte Begriff der „S+R“ kommt mir nicht über die Lippen.

An der Kleidung und/oder Frisur (oder Turbanfarbe) erkennt man übrigens oft die entsprechende Religion der Leute. In Indien gibt es viel mehr Moslems, als ich gedacht hatte.

Ich sehe oft Motorradfahrer mit Tüchern vorm Mund. Das sind meistens Anhänger des Jain-Glaubens; sie dürfen auch versehentlich keine Insekten töten oder verschlucken. Damit sie sie auch nicht zertreten, kehren sie beim Laufen den Weg vor sich. Und schaden ihnen dadurch bestimmt viel mehr…

Zum Glück wohne ich diesmal außerhalb, deshalb höre ich auch nicht dauernd das unerträgliche Geschrei der Muezzins.

Hier gibt es natürlich auch endlich wieder Rauchmelder. Meine Brandkatastrophe liegt schon so weit zurück, daß ich sie längst vergessen habe und nur noch selten entsprechende Alpträume habe.

Jeder fährt wie er will. Es gibt keine Regeln. Außer links zu fahren, meistens. Hauptsache, die Hupe macht viel Lärm, auch wenn die Vorderleute im Stau gar nicht weiterkönnen. Übrigens Hupe, Anil hat noch nicht ein einziges Mal gehupt; er fährt vorbildlich und könnte ruhig manchmal etwas mehr Gas geben. Rücksicht auf irgendwelche Fahrzeuge, Menschen, Tiere gibt es nicht. Die überlebenden Tiere wissen das. Ja, gut, Kühe werden irgendwie umrundet. Totgefahrene Tiere bleiben am Straßenrand liegen und bekommen dicke Bäuche. Jeder fährt für sich, gerne auch als Geisterfahrer, wenn es einem persönlich nützt. Niemand regt sich auf.

Auf der Landstraße kommen einem ständig riskant überholende Fahrzeuge hupend und blinkend entgegen, jeder deutsche Autofahrer bekäme sofort einen Herzinfarkt. Hier ist das alles kein Problem, man muß dann halt mehr oder weniger stark abbremsen. Meistens stärker. Oder kurzentschlossen auf den staubigen Straßenrand ausweichen. Oder besser dorthin flüchten.

Auch wirklich kurz vor einem scheren gerne und unvermittelt entgegenkommende Fahrzeuge, Autos, Lkw, Motorräder aus, um zu überholen. Ich glaube nicht, daß hier ein Europäer ein Auto mieten sollte - oder überhaupt bekäme. Ich lieber auch nicht. Kairo war dagegen noch einigermaßen zivilisiert. Hier ist alles noch deutlich verschärft.

Ich bin froh, daß ich noch keinen Durchfall oder Erkältung bekommen habe. Poch, poch, poch, dreimal-auf-holz-klopf.

Da es noch etwas länger dauert, rauche ich meine Zigarre ausnahmsweise vor dem Abendessen. Hier im Hotel gibt es den einzigen Indoor-Pool dieser Reise, aber natürlich auch nur mit kaltem Wasser.

Der Restaurantchef kennt keine Gnade mit mir, nicht eine Minute früher als 19:30 Uhr darf ich Platz zum Dinner nehmen. Ich muß ein bißchen betteln und treu aus den Augen gucken, dann darf ich aber an einem angeblich reservierten Tisch draußen im wunderschön beleuchteten Innenhof Platz nehmen.

Zum Abendessen nehme ich wieder dieses wundervolle Thali. Hier ist es aber auch nicht besser, nur mehr als zweieinhalbmal so teuer. Dazu wie immer ein Kingfisher. Also alles wie gestern. Thali paßt einfach hervorragend zu mir. Ich liebe es schon jetzt und könnte es jeden Tag essen.

 

Montag, 25.02.2013

Jaisalmer - Jodhpur – Rohet, 350 km, 6 Stunden

Das Wetter ist nach dem Morgendunst wie immer sonnig und heiß. Wie schon gestern Morgen singt eine verhangene vermummte Frau im Sari eintönig monotone Gesänge zum Frühstück. Liebenswerte Pfautauben turteln miteinander im Innenhof.

 Indien Reise 2013

Indien Reise 2013

Abfahrt um 9:00 Uhr. Anil ist wie immer pünktlich da, er kommt immer nur ein, zwei Minuten früher als ausgemacht. Er betrachtet dies als zwingende Verpflichtung und ist damit sehr professionell. Er trägt immer ein hellblaues frisch gewaschenes Hemd und eine dunkelblaue Hose. Sein Alter beträgt neunundzwanzig Jahre.

Erneut sehe ich eine stattliche Anzahl Windräder. Neue sind im Bau.

Bis jetzt ging es ab Delhi stets in westlicher Richtung, ab heute fahren wir die nächsten zwei Ziele in südöstlicher Richtung an. Wir müssen erstmal zwei Stunden auf der 15 zurück, auf der wir vorgestern herkamen.

Als Sicherheitsabstand genügt eine Fahrzeuglänge - vorausgesetzt, man ist sehr sicherheitsbedürftig. Hinten auf dem fahrenden Motorrad wird auch gerne mal gesimst.

Die Kühe trotten betont gleichmütig, geradezu gemächlich auf der Straße, sie wissen offenbar, daß ihnen nichts passieren kann. Meistens. Hunde sind oft etwas unvorsichtiger. Sie sorgen mit ihrer Unbekümmertheit immer mal wieder dafür, daß mir der Atem stockt.

Vor und hinter den Bahnübergängen zwingen brutale Speedbrakes jedes Fahrzeug fast bis zum Stillstand ab.

Anil tankt in Pokaran. Hat er bisher immer gemacht, wenn ich nicht dabei war. Diesel kostet 51 Rupien, 70 Eurocent. Das Auto ist morgens immer frisch gewaschen. Die Scheiben natürlich auch. Innen auch alles sauber. Dazu drei frische Trinkwasserflaschen. Leere werden gegen volle ausgetauscht. Da gibt es einfach nichts zu meckern.

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11:04 Uhr. Wir biegen hier in Pokaran auch endlich rechts auf die 40 und später auf die 61 ab. Bisher ist es draußen eintönig, Wüste, Büsche, Kühe, Ziegen, Schafherden, Stromleitungen. Und Sonne satt. Und wenig Verkehr.

Man sollte hier nie auf seiner Vorfahrt bestehen, die hast Du nämlich nicht. Da kannst Du Dir die Seele noch so sehr aus dem Auto hupen. Die entgegenkommenden scheren einfach betont langsam rechts und links raus und stören sich an nichts. Halt, doch, auf die Kühe nimmt man Rücksicht. Man lebt hier einfach in friedlicher Koexistenz.

Ganz selten sehe ich mal einen Lkw von MAN. Die Lkw sind eigentlich immer von Tata. Traktoren sind hier meistens neue rote Massey Ferguson MF 1035 DI.

Hohe Sanddünen wachsen hier. Anil hält leider nicht von selbst an sehenswerten Stellen an, obwohl er es mir anfangs doch versprochen hat. Bis ich registriert habe, daß da doch eigentlich etwas fotografiert werden könnte, ist es schon viel zu spät und wir müßten mühsam wenden, was bei dem Verkehr oft gar nicht möglich ist. Naja, da fällt sein Trinkgeld zum Schluß auch nicht so üppig aus. Schade.

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Um kurz nach zwölf wie immer kurze Lunchpause in einem ausnahmsweise mal wunderschönen und sauberen gepflegten Resort. Unter schattigen Bäumen. Hier wäre ich gerne über Nacht abgestiegen. Wie mein Hotel heute Abend wohl werden wird?

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Kurz vor Jodhpur (1 Mio. Einwohner) plötzlich ganz schlechte Straße mit tiefen Schlaglöchern. Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich zuhause geblieben. Die Straße ist zu schlecht, man wird ständig schwer hin- und hergeschüttelt. Mühsam geht es von Schlagloch zu Schlagloch. Kaum zu glauben, daß unser Toyota schon über 160.000 Kilometer drauf hat. Man sieht es ihm jedenfalls nicht an. Überall Steinbrüche und Steinmetze. Hellen weißen Sandstein gibt es hier.

14:23 Uhr. Wir machen einen kleinen Schlenker und fahren durch Jodhpur, obwohl merkwürdigerweise nicht im Programm enthalten. Deshalb muß ich das Eintritt-Ticket für das Fort Meherangarh hier auch selbst bezahlen. Das spare ich mir und mogle mich versehentlich einfach unter eine Gruppe Franzosen. Mit einem viel zu kleinen Aufzug fahren wir hinauf.

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Indien Reise 2013

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Meherangarh – Wikipedia

Fort Meherangarh jodhpur - Google-Suche  (Fotos)

 

Die Stadt wird „Blue City“, blaue Stadt genannt. Die blau angemalten Häuser der Stadt liegen weit unter mir. Als Grund für die blaue Farbe gibt es mehrere Erklärungen: Zur Abwehr von Termiten und Moskitos. Als Ausdruck zur Zugehörigkeit der Kaste der Bramanen. Und, ganz profan: Einer hat vor vierzig, fünfzig Jahren als Erster sein Haus blau angemalt und alle andern haben es ihm nachgemacht. Hier werden viele Textilwaren hergestellt. Hoffentlich mit ungiftigen Farben.

Dann kommt mal wieder ein weißer marmorner Jaintempel dran. Hier muß ich eine kleine Eintrittsgebühr bezahlen. Die Fotografiererlaubnis würde nochmal extra kosten.

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Immer wieder absolut ungewohnt ist der Anblick von Frauen in bunten Saris, die auf Baustellen Steine und Mörtel auf ihren Köpfen schleppen.

Lastwagen fahren auch schon mal ohne Windschutzscheibe; viele Frontscheiben, auch bei Pkw, haben zum Teil schwere Risse. Eine Firma wie Carglass könnte hier gutes Geld machen. Oder auch nicht, denn die Risse stören niemanden. Auch nicht im unmittelbaren Sichtfeld des Fahrers. Oft, sehr oft, sieht man Glasscherben unzähliger zerstörter Scheiben am Fahrbahnrand liegen.

16:36 Uhr. Wir kommen am Hotel Rohetgarh in Rohet (auch Rohat) an. Schon wieder eines dieser Heritage-Hotels. Heritage bedeutet in etwa „denkmalgeschützt“ und die Häuser haben eine lange Geschichte. Es sind in der Regel uralte Burgen, Schlösser, Paläste. Alles ist schrecklich alt, alles ist stark heruntergekommen oder war noch nie in Schuß. Der Besitzer hier war wohl früher mal ein Maharadscha und soll mit seiner Familie im Palast wohnen. Ich persönlich mag diese Heritage-Hotels einfach nicht so sehr.

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Ich sitze im Garten bei Tea and cakes (Tee übrigens immer vom Teebeutel) und genieße die wohltuende schattige Kühle auf frischgemähtem englischen Rasen in der untergehenden freundlichen Sonne. Angenehm, hier im Garten zu sitzen und etwas auszuruhen. Von einer Dachterrasse aus sieht man auf einen schönen See.

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Natürlich höre ich auch hier wieder schrecklich viele Engländer mit ihrer hochgestochenen Aussprache. Mit im Haus wohnt auch ein Hund, ein gutmütiger hellbrauner Labrador.

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Ich laufe durchs Dorf, kann aber so gut wie nichts fotografieren. Ein kleiner Junge läuft mit mir und zeigt und erklärt mir alles. Ob ich will oder nicht; er läßt sich nicht verscheuchen.

Zurück im Hotel sehe ich eine Handvoll scheuer kleiner blauer Pfauen durch die Blumenbeete stolzieren, während sie dabei vorsichtig an den Sträuchern zupfen. Auf dem Dach des Hauses sehe ich später noch mehr von ihnen. (Pfauen stammen übrigens vom indischen Subkontinent und werden hier sehr geliebt und verehrt.)

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19:03 Uhr. Schnell ist es dunkel geworden. Ich bin auf dem Weg ins Restaurant auf der Dachterrasse, als gerade ein neuer Bus aufgeregter lauter französischer Gäste eintrifft. Ich habe Glück und das Restaurant ist noch ganz leer. Es gibt Buffet für 1.200 Rupien (18 Euro). Naja, die können hier ihr Monopol natürlich ausnutzen, weit und breit bekommt man sonst nichts zu essen. Dazu das inzwischen längst zur Gewohnheit gewordene Kingfisher, das ja gar nicht mal so schlecht schmeckt. Das Abendessen ist perfekt. Ich liebe indisches Essen.

Mein guter Freund, der Mond, ist inzwischen kugelrund geworden und schaut mir beim Essen zu.

Mein anderer „Freund“, der Muezzin, hat sich auch schon lautstark gemeldet. Hier oben, im Rooftop-Restaurant, war er jetzt besonders gut zu vernehmen. Er faßte sich aber kurz und seitdem ist es wieder angenehm ruhig. Die Franzosen sind offenbar in ihren Zimmern geblieben. Die Hauptstraße und der eigentliche Ort ist etwa einen wohltuenden Kilometer entfernt.

Romantisch: Jasmin blüht und duftet direkt vor meiner Zimmertür. Ich liebe Jasmin. Einfach traumhaft. Aber: Kein TV, kein Rauchmelder, kein Föhn. Mein Bett ist diesmal sehr hoch, die breite Matratze sehr weich. Kissen hart.

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Dienstag, 26.02.2013

Rohet – Udaipur, 250 km, 5 Stunden

Abfahrt 9:30 Uhr auf der 65. Es ist wie immer sonnig.

Anil hält unerwartet an einem Parkplatz an. Viele Leute und ein winziger „Tempel“ sind hier. Ein Motorrad gibt es zu sehen und zu bestaunen. 1998 ist hier ein 22jähriger betrunkener Sohn einer königlichen Familie tödlich verunglückt. Das Motorrad wurde zur nächsten Polizeidienststelle gebracht. Erstaunlicherweise ist es dann ganz allein an die Unglücksstelle zurückgefahren. Das ganze Hin und Her ist in der Nacht damals mehrmals passiert…

Natürlich muß ich auch hier wieder die Schuhe ausziehen. Diesmal muß ich aber in Staub und Dreck rumlaufen.

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Die Straße (NH65) ist jetzt wenigstens mal wieder „acceptable“, akzeptierbar.

Wir kommen auf die 14 mit sehr viel Verkehr; Lastwagen mit Öl aus Iran, Irak und mit vielen andern Waren aus Karatschi und Mumbai brettern hier durch. Es ist richtig was los. Die Straße wird gerade vierspurig ausgebaut.

Man kann an einer Kreuzung Gras kaufen, frisches grünes Wiesengras, um es direkt an die Kühe zu verfüttern, sie warten schon.

Die Lkw kennen wenig Gnade, auch mit hochexplosiver Ladung kann man hier verrückt fahren.

11:17 Uhr, wir biegen links auf die 16 ab und haben kaum noch Lkw um uns herum.

11:22 Uhr. Ein Elefant trottet mit seinem Führer der Straße entlang. Einfach so.

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Mittags nähern wir uns dem Aravilli-Gebirge und machen erneut Halt an einem Jain-Tempel, sechshundert Jahre alt. Shri Ranakpur Jain Temple. Der Eintritt ist frei, für die Kamera muß wieder bezahlt werden. Müßte bezahlt werden. Die Tempelwächter sind aber sehr unfreundlich, mehrere von ihnen untersuchen und betatschen jeden Besucher, die Taschen müssen komplett geleert werden, nur Portemonnaie und Kamera dürfen mit. Das ganze Prozedere gefällt mir nicht und ich verzichte auf den Besuch dieses Tempels.

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Unversehens haben uns die Berge umringt. Wir fahren jetzt eine sehr schmale Straße bergauf, schon wieder nur einspurig, wie so oft auf dieser Reise. Viele graue Affen mit dicken langen Schwänzen warten schon am Rand auf Steinen und Mauern oder auf der Straße sitzend auf uns. Leider will Anil nicht anhalten, die Affen sind angeblich gefährlich, glaube ich ihm aber nicht. Naja, er trägt halt auch die Verantwortung für mich. Schade, daß er mir keinen Hinweis gegeben hat, etwas Futter für sie mitzunehmen.

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Zum Glück quatscht er wenigstens nicht dauernd. Nur die vielen ankommenden SMS nerven jetzt doch etwas. Und immer öfter seine ständigen Telefongespräche.

Ein kleiner Junge fördert mit Hilfe eines Wasserrades und zweier im Kreis laufender Kühe Wasser altmodisch nach oben, um die Gärten und Felder in der Nähe zu bewässern.

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12:58 Uhr. Wir machen Pause in einem Restaurant oben auf dem Berg.

Anil macht erneut einen kleinen Umweg, angeblich fünfundvierzig Kilometer. Es gibt schon wieder ein Fort zu besichtigen. Kumbhalgarh. Touristen wie ich bezahlen 100 Rupien Eintritt, Inder nur fünf Rupien. (Das ist überall so und in meinen Augen natürlich völlig in Ordnung.) Steil und lang führt der Weg im Zickzack aufwärts.

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Kumbhalgarh – Wikipedia

kumbhalgarh fort - Google-Suche  (Fotos)

Insgesamt gibt es hier oben aber nur wenig zu besichtigen, eigentlich gar nichts, außer dem Gemäuer und natürlich der Aussicht. Es gibt eine auffällige riesiglange mächtige Mauer über die umliegenden Berge. Was für eine Quälerei der Leute, die das alles hier bauen mußten. Heiß!

Frauen haben oft dicke silberne Armreifen an den Knöcheln und, hier auf dem Land, dicken Goldschmuck und/oder Ringe in der Nase und in den Lippen. Und vielleicht noch an anderen verborgenen Stellen…

Schwarze Wasserbüffel aalen und wälzen sich genüßlich im warmen Flusswasser. Es ist ein ruhiger warmer Nachmittag. Unsere „Straße“ ist schon wieder saumäßig schmal und kaputt. Bei Gegenverkehr gibt es jedesmal Probleme.

Unangenehm: Die Leute, egal ob Mann oder Frau, spucken auch hier ständig überall hin. Total eklig.

Kleine winzige grüne Weizenfelder tun den Augen in all dem Braun und Grau gut. In Kürze beginnen hier die ersten Frühlingsblumen zu blühen. Es ist ja auch erst Februar. Bananenstauden gibt es, gelegentlich auch schonmal eine Palme dazwischen.

Meine Reisekoordinatorin ruft mal wieder an und erkundigt sich bei mir, ob immer noch alles OK ist. Es ist. Immer noch.

17:26 Uhr. Wir sind am heutigen Ziel in Udaipur. Sieben Seen gibt es hier, alle sind untereinander verbunden. Udaipur wird deshalb auch Stadt der Seen genannt. Weil es hier genug Wasser gibt, ist Gemüse gut und günstig.

Die letzten Kilometer zum Hotel sind katastrophal schlecht. Das Hotel Fateh Garh liegt auf der Spitze eines spitzen Berges und bietet einen schier unglaublichen Rundblick, besonders jetzt in der untergehenden Sonne. Ich bekomme das schöne Zimmer 13. TV ja, aber kein Rauchmelder und kein Föhn. Dafür mit freistehender, sauber aussehender Badewanne, separater Dusche und viel Marmor im offenen Bad, über dem Bett sogar kunstvoll mit Blumengirlanden bemalt. Mein Blick geht wie von mir gewünscht nach Osten über die Stadt und einen der Seen und Berge im Hintergrund.

Von hier oben hier sehe ich auch die vielen saftigen Gemüsefelder um mich herum.

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Mein Abendessen erhalte ich direkt am Geländer der Dachterrasse sitzend mit dem weiten Ausblick auf den See, den riesigen weißen Königspalast und die Stadt. Und auf den strahlendweißen Monsoon Palace auf der gegenüberliegenden Bergspitze.

Von hier oben sieht es einfach nur schön und friedlich aus. Und ruhig. Und sauber. Ich hätte nicht gedacht, Indien so angenehm zu erleben.

Monsoon Palace - Wikipedia, the free encyclopedia

 

Zum Dinner gibt es Tomatensuppe „oven roasted“, was es auch bedeuten mag, und köstliche Fettuccine mit Pesto. Dazu Kingfisher.

Im Osten steigt der anfangs noch rote riesige Vollmond auf. Besser kann es einfach nicht sein. Bisher der schönste Abend auf dieser Reise. Obwohl die andern auch nicht schlecht waren. Und als i-Tüpfelchen bekomme ich noch ein kleines Großfeuerwerk über der Stadt vorgeführt. Ist das Leben nicht schön?!

 

Mittwoch, 27.02.2013

Zweiter Tag in Udaipur

 

Die bellenden Hunde nachts waren lästig aber noch zu ertragen. Ich bekomme einen wunderschönen Sonnenaufgang geschenkt. Noch dazu im Bett liegend. Ich brauche nur die Augen zu öffnen und über meine Füße hinweg durch die offene Tür und die Fenster zu blicken. Es wird also wieder sonnig und warm werden, trotzdem ist es jetzt noch angenehm kühl. Das Bett war perfekt, wie bisher immer in Kingsizegröße, und mit weichen Kissen.

Wie immer, falls möglich, höre ich bei der Morgentoilette meinen Heimatsender SWR1. Hier ist es 8 Uhr morgens, dort 3:30 Uhr in der Nacht. Zuhause ist man viereinhalb Stunden zurück. Ich höre von Glatteis und blockierten Straßen. Die Armen!

In Indien gibt es offenbar ausschließlich Armaturen mit zwei getrennten Wasserhähnen, warm ist mal rechts oder links, drehen muß man mal so rum, mal so rum, jede Kombination ist möglich. Es gibt kein System. Da muß man sich dran gewöhnen.

Auch an die vielen Gruppen von Lichtschaltern in den Hotels muß ich mich erst noch gewöhnen. Es sind zu viele und ich weiß nie, welchen ich gerade benötige.

Abfahrt 9:30 Uhr. Anil hat diesmal auf eigene Kosten übernachtet. In den letzten beiden Hotels konnte er zusammen mit anderen Fahrern und zu fünft oder sechst zwar kostenlos übernachten, dafür aber unter auch für einen Inder schrecklichen Umständen. Ich will es gar nicht so genau wissen.

Die Stadt ist riesig, verkehrsreich - und schmutzig. Viele Moslemfrauen auf Rollern fallen mir hier auf. Zum ersten Mal sehe ich einen neuen schwarzen E-Klasse Mercedes. Bestimmt sitzt ein hoher Beamter drin.

Unterwegs nehmen wir Radj auf, den hiesigen Guide für heute. Erst einmal geht es zu Fuß am See entlang und durch die altbekannten Gassen. Frauen waschen hier ihre Wäsche. Oder sich selbst.

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Bettler strecken mir am Boden hockend ihre spindeldürren fragilen Arme und schmutzigen Hände entgegen. Dann mal wieder zur Abwechslung ein Jain-Tempel. Unglaublich, wie die früher die Steine „schnitzen“ konnten. Unglaublich die Pracht. Aber, wie immer, Schuhe aus!

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Beim Geldumtausch bekomme ich diesmal für zweihundert Euro nur um fünfzig Rupien hochgehandelte 12.650 Rupien statt 14.500 beim letzten Mal in Delhi.

Dann nähern wir uns auch schon dem Palast. Den Eintritt bezahlt Radj. Fürs Fotografieren muß ich zweihundert Rupien bezahlen. Der jetzige Maharadscha (69, aber viel älter aussehend) wohnt in einem Teil des Palasts. Außerdem gibt es zwei Luxushotels und den öffentlichen Teil. Radj führt kompetent und erklärt alles ausführlich auf Englisch.

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Udaipur – Wikipedia

udaipur palace - Google-Suche  (Fotos)

Hier wird gerade alles für eine gigantische Hochzeitsfeier aufgebaut. Mindestens 200 Leute arbeiten, dazu viel technisches Equipment, unzählige Kabel, Scheinwerfer, Lautsprecher, Tanzflächen, Deko, Sofas, Tische, Stühle. Einfach unglaublich dieser Riesenaufwand. Vor allem, wenn man an die bitterarmen Leute vor dem Palasttor denkt. Radj erzählt, daß hier dieses Jahr zweiundzwanzig solcher Hochzeiten stattfinden sollen.

Ich sehe mein Hotel weit gegenüber im Westen hinter dem See und oben auf einem Berg liegen.

Danach folgt eine Bootsfahrt um halbeins zur Insel Jagmandir Ghat. Hier befindet sich ein weiteres Luxushotel. Leider sind hier noch mehr Hochzeitsvorbereitungen im Gange. Nochmal vorsichtig geschätzte zweihundert Leute. Schade, daß ich nicht eingeladen bin. Es sollen sogar ein paar Bollywood-Größen kommen.

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Jag Mandir - Wikipedia, the free encyclopedia

jag mandir udaipur - Google-Suche  (Fotos)

Hier auf der kleinen Hotelinsel fühle ich mich nicht wohl. Deshalb fahre ich bald wieder mit dem Boot zurück. Als Zugabe bleibt unser Boot mitten auf dem See liegen. Motor aus. Kein Benzin mehr. Ist aber nicht schlimm, es gibt noch einen Reservekanister. Es stinkt jetzt aber nicht mehr nur nach Abgasen, sondern auch noch nach großzügig verschüttetem Benzin.

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Kaum vorstellbar, daß die Seen alle paar Jahre mal komplett ausgetrocknet sind. Sie haben keinen Zulauf und werden nur vom Monsunregen gefüllt.

Am Rande: Das wunderschöne marmorne „Lake Palace Hotel“, hier mitten im Pichhola-See gelegen, war 1958 und 1959 Drehort für Fritz Langs Filme „Der Tiger von Eschnapur und „Das indische Grabmal und 1983 für ein paar Szenen des James-Bond-Films „Octopussy mit Roger Moore. Ich meine, auch ein großes Boot aus dem Film zu erkennen, das hier einfach so herumliegt.

Radj ruft Anil an und der kommt auch unverzüglich. Mit dem Auto fahren wir weiter durch die Stadt und besuchen einen Aussichtspunkt über dem See.

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Dann geht es quer durch die Stadt in einen Park mit Bäumen und mehreren Springbrunnen. Saheliyon Ki Bari. Die Düsen arbeiten hier nur durch die Schwerkraft des Wassers, nicht durch elektrische Pumpen. (Jedenfalls wird es mir so gesagt.) Um die Düsen einzuschalten, muß man in die Hände klatschen, was auch gut funktioniert. Hier wachsen stattliche Bäume, Sandelholz, Niem, Palmen und viele andere. Dieser Park war früher Prinzessinnen und ausschließlich Frauen vorbehalten. Alle Männer, außer den Wächtern, mußten draußen bleiben.

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Saheliyon-ki-Bari - Wikipedia, the free encyclopedia  (englisch)

udaipur saheliyon ki bari - Google-Suche  (Fotos)

Gegen fünfzehn Uhr verabschiedet sich Radj. Er war bisher der beste Guide auf meiner Reise.

Um 15:30 Uhr bin ich im Hotel zurück. Auch hier: Sehr alte Frauen in bunten Saris verrichten beim Zimmeraufräumen die niederen Arbeiten, junge Männer in grünbraunen Uniformen die besseren und führen Aufsicht.

Zum Dinner nehme ich wieder die hervorragende Tomatensuppe und diesmal ausgezeichnet gewürzte „Chinese noodles“ mit eiskaltem Kingfisher. (Beim Bestellen sollte man immer „please, not so spicy“ dazusagen.)

 

Donnerstag, 28.02.2013

Udaipur – Deogarh, 150 km, 4 Stunden

 

Die Hunde waren mal wieder unerträglich und gaben erst endgültig auf, sobald der Rand der Sonnenscheibe über dem Horizont erschien.

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Zwei auf Kunden wartende Elefanten unten am Berg prophezeien Glück für diesen Tag. Derselbe Flötenspieler von gestern macht schon wieder Krach beim Frühstück. Es ist wirklich schlimm.

Wir fahren pünktlich um 9:00 Uhr ab. Leider macht Anil nur einen kurzen Stopp unten bei den beiden Elefanten. Einen kurzen Morgenritt erlaubt er schon gar nicht, obwohl es mein größter Wunsch auf dieser Reise gewesen wäre, neben dem Tadj Mahal. Aber wenigstens darf ich ihre Rüssel streicheln. Sie erinnern mich ein bißchen an die Wale, aber natürlich sind sie staubtrocken. Und ein bisschen stacheliger. Lange Haare sprießen ihnen aus dem Rüssel. (Vielleicht müßten sie mal rasiert werden.) Elefanten zählen nunmal zu meinen Lieblingstieren.

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Das Wetter ist wie immer sonnig.

Udaipur war die südlichste Stadt auf dieser Reise. Ab jetzt geht es in nordwestlicher Richtung zurück in Richtung Delhi.

Vierzig Minuten später sind wir aus der Stadt und krabbeln wieder ins Gebirge hoch. Auf der kurvenreichen Straße ist jedes Überholmanöver lebensgefährlich, aber niemand regt sich auf. Entgegenkommende Fahrzeuge müssen oft bis zum Stillstand anhalten oder auf den Standstreifen ausweichen. Einfach nicht vorstellbar: Auch vor den unübersichtlichsten Kurven wird noch überholt. Die meisten fahren, als wären sie lebensmüde. Auch Lkw. Pkw noch mehr. Aber wenigstens ist die Straße gut.

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10:05 Uhr. Schon wieder ein Tempel. Sahs-Bahu. An einem schönen See. Auf ihn hätte ich gerne verzichtet, um stattdessen lieber auf einem der beiden Elefanten zu reiten.

Es ist diesmal ein Vishnu-Tempel und es ist noch niemand da, ich bin hier tatsächlich ganz allein. Unzählige, auf jeden Fall viele tausende Figuren sind aus dem Sandstein herausgemeißelt worden. Den meisten (allen?) Figuren wurden die Nasen herausgeschlagen. Warum? Um sie damit gegen Diebstahl wertlos zu machen. Unglaublich. Aber ein hier herumlungernder „Führer“ erklärt es mir so. Der Anblick der vielen tausend malträtierten Figuren schmerzt mich. Erfreulicherweise muß man hier keine Schuhe ausziehen, wie sonst bei den andern Tempeln.

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http://de.wikipedia.org/wiki/Nagda_(Rajasthan)

indien sas-bahu temple - Google-Suche  (Fotos)

Als wir abfahren, kommen gerade zwei Busse mit Asiaten an. Glück gehabt. Wir fahren jetzt auf der NH8.

In jedem Dorf sehe ich eine eiserne Wasserpumpe mit langem Hebelarm. Die Leute pumpen sich da mühsam ihr Wasser hoch. Fast nackte Männer in Unterhosen waschen sich hier oft. Ich möchte nicht wissen, wo und wie und ob die Frauen sich waschen.

Wir sind jetzt in Rajsamand. Offenbar wird hier Marmor abgebaut, es gibt einen Marmorladen neben dem andern an der Straße, viele Kilometer weit, das müssen unzählige sein, es hört gar nicht auf damit. Wie können die alle davon leben? Aber das Geschäft läuft offensichtlich, ich sehe viele LKWs mit den schneeweißen glitzernden Marmorblöcken fahren. Granit gibt es auch.

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Alle Lkw, auch die kleinen, und auch die Busse fahren immer mit offenem Seitenfenster. Ob die gar keine Scheiben haben? Und das bei den schwarzen Abgasen, die der Vordermann meist ausstößt. Schwere Ladung wird erst gar nicht gesichert, z.B. Marmorblöcke. Also nichts für die sturköpfigen Deppen der deutschen Polizei. Die würden hier gleich bei der ersten Kontrolle irgendeines Lastwagens tot umfallen. Das Wort „Ladungssicherung“ gibt es gar nicht im Indischen. (Wenn ich den Polizei-Heinis zuhause im Fernsehen zusehen muß, wie sie sich an den kleinsten Kleinigkeiten aufgeilen und die Lkw-Fahrer quälen, packt mich meist das kalte Grausen.)

Natürlich, auch hier in Indien haben die Kinder oft eigene Handys.

Anil spricht oft stundenlang kein einziges Wort. Ich auch nicht. Gut. Das mag ich so.

Kinderwagen kennt man hier nicht, entweder die Frau trägt ihr Kleinkind, oder es läuft, und wenn es noch so klein ist.

Praktisch: An allen Stellen, wo Lkw Rast machen, und an jeder Tankstelle können mit einer Maschine Reifen repariert werden.

Ankunft im Deogarh Mahal Heritage Hotel um 12:15 Uhr. Wieder der Palast eines ehemaligen Maharadschas. Alles ist hier sehr alt, der Aufzug anscheinend auch, der ist aber in Wirklichkeit erst fünf Jahre alt.

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Diesmal bekomme ich wirklich ein Luxuszimmer, vielmehr eine angebliche Suite, das Zimmer ist groß und schön, eigentlich sind es drei Zimmer, ich bin ganz zufrieden. Sogar Föhn im großen Bad. Die Fenster kann man alle öffnen. Schaukel gibt es auch. Bett wieder sehr breit aber alt, diesmal auch sehr niedrig. Kein TV, dafür aber Rauchmelder.

 

Wie in allen Palästen und Forts auf dieser Reise ist auch hier der Weg zum Zimmer sehr verzwickt und außerordentlich verwinkelt. Da sollte man besser nüchtern sein. Man ist immer froh, wenn man sein Zimmer endlich wiedergefunden hat. (Treppe rauf, durch den offenen Raum, Treppe runter, über den Hof, noch eine Treppe rauf, über die Terrasse, durch den Türbogen, die enge Treppe runter, dann den langen Gang entlang, nein, halt, war falsch, zurück, ah ja, hier abbiegen und, Vorsicht, die Stufe, über den Gang – und schon bin ich da. Oder auch nicht. - Das Beste ist, hinten in den Hof und dann einfach die schmale Treppe rauf.)

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Im Garten läuft eine schüchterne Schildkröte herum.

 

Ein ganzer Bus deutscher Leute trifft gerade heuschreckenmäßig ein und nimmt alles lautstark in Beschlag.

Anil nimmt mich um 14 Uhr auf, um mich zusammen mit dem neuen Guide Ishwar zu einer Eisenbahn zu bringen, ca. 25 km von hier entfernt.

Die Straße ist mal wieder schmal und oft schlecht, entgegenkommende Lkw nehmen auf uns keine Rücksicht, sodaß Anil immer wieder links ran fahren muß. Hier gibt es sogar ein ausgeschildertes „wildlife refugium“ (Naturschutzgebiet).

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Unterwegs sehen wir mal wieder Affen, die mich aus ihren traurigen schwarzen Augen bettelnd ansehen, aber ich habe schon wieder nichts für sie dabei.

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Bald sind wir am Bahnhof Phulad. Hier ist Endstation der Bahn, die in den zwanziger Jahren von den Engländern gebaut worden ist. Die Personenwaggons sind unglaublich schmutzig, besonders innen, man darf nichts anfassen, alles strotzt vor klebrigem Schmutz. Unvorstellbar. Besonders auch die oberen Liegen und das Blechdach darüber. An die Zugtoilette möchte ich gar nicht erst denken. Eine längere Zugfahrt in Indien dürfte nur etwas für junge Leute oder abgehärtete widerstandsfähige Traveller sein.

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Nach zehn Minuten Wartezeit setzt sich unser Zug langsam in Bewegung. Wir bummeln mit 20 km/h langsam in die Berge hinauf, passieren etliche Viadukte und zwei Tunnels. Alle Türen nach außen sind offen und die Leute sitzen dort gerne, lassen die Beine gemütlich baumeln und bewundern die vorbeiziehende Landschaft. Ich auch. Hier hat niemand etwas dagegen. Also nichts für deutsche Zugschaffner…

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An der nächsten Station halten wir kurz. Hier haben sich hunderte Affen jeglichen Alters versammelt, die von den Passagieren fleißig gefüttert werden. Sehr schön. Durchaus das heutige Highlight. Wenn ich gedurft hätte, wäre das allerdings heute Morgen der Ritt auf dem Elefanten geworden.

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Nach kurzem Aufenthalt zuckelt unser Zug weiter durch die Landschaft und ganz langsam in die Berge hinauf. Es gibt ein paar Viadukte und zwei, drei Tunnels. Der Schienenweg scheint in Ordnung zu sein. Die Signaltechnik hinkt etwas hinterher, unterwegs gibt es jede Menge Leute mit Fahne.

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Nach ca. einer Stunde steigen Ishwar und ich in Khamblighat wieder aus. Anil ist unterdessen mit dem Auto hier heraufgefahren und wartet schon auf uns.

Von hier sind es nur zehn Minuten zurück zum Hotel. Ishwar verabschiedet sich.

Ich bummle noch allein durch den Ort und lasse mir später um sechs eine besonders wohltuende Massage (eine Stunde für günstige und sich lohnende 2.000 Rupien, 30 EUR) geben.

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Abendessen auf der Dachterrasse. Die Deutschen bekommen langweiliges Buffet.

Die Hunde fangen schon wieder an. Der Muezzin auch. Zum Abendessen bestelle ich mir Tomatensuppe und kleine braune Gemüsepatties mit drei verschiedenen scharfen Dips. Dazu ein Kingfisher, ist doch logisch. Schade, heute Abend ist es etwas kühl. Danach genehmige ich mir an der Bar im Innenhof noch eine schreckliche Bloody Mary; dafür schmeckt mir die Zigarre umso besser. Den Barkeeper würde ich als Hotelchef sofort rausschmeißen. Ich nehme mir vor, nie wieder eine Bloody Mary zu trinken.

 

Freitag, 01.03.2013

Deogarh – Jaipur, 280 km, 5 Stunden

 

Abfahrt um neun Uhr. Wie immer sonnig. Die Nacht war wieder ruhig, die Hunde waren hier im Innern so gut wie nicht zu hören. Muezzins auch nicht. Die öffentliche Uhr mit Westminster-Schlag (oder nennt es sich Big Ben-Schlag?) gibt ihr markantes, weit hörbares Signal nur zwischen 7 und 21 Uhr ab. Ich konnte also endlich mal wieder absolut ungestört schlummern.

Beim Frühstück muß ich dem langweiligen und überall selben Smalltalk der Deutschen zuhören. Sie sind halt immer gleich und erzählen sich angeberisch gegenseitig über ihre Reisen, obwohl es ihre Gesprächspartner wahrscheinlich kaum interessiert. Wer war am weitesten oder am teuersten unterwegs. Ich bin immer wieder froh, alleine zu reisen und mich mit niemand unterhalten zu müssen.

Gleich nach Abfahrt die erste Mautstelle, 25 Rupien. Diese Investition lohnt sich, die Straße ist leer. Wir sind immer noch auf der NH8.

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Viele Lkw mit großen weißen, in der Sonne glitzernden Marmorblöcken nutzen die Straße, leere kommen auf der Gegenseite zurück. Unsere Straße ist zwar nur zweispurig, aber perfekt.

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Man muß beim Autofahren immer und besonders auf Welpen aufpassen. Ein kleiner sitzt einfach auf der Fahrbahn und wartet auf seine Mama. Bestimmt wird er gleich plattgefahren. Mein Herz schmerzt vor Mitleid.

Verunfallte Lkw und Busse bleiben einfach am Straßenrand stehen.

 

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Nach Delhi sind es 519 Kilometer.

09:38 Uhr. Eine Sau überquert mit zwölf winzigen Ferkeln die Schnellstraße. Schade, die Kamera braucht zu lange. Junge Schweine haben hier sowieso offenbar nur eine sehr niedrige Halbwertszeit…

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Nochmal 25 Rupien Toll, die Straße ist neu und verbreitert. Anil erzählt, daß sie früher eng war und daß es hier viel mehr Verkehr gab. Wegen der Maut fahren hier viele nicht mehr.

Schulkinder tragen meist die gleiche Kleidung, Mädchen haben meistens einen oder zwei Zöpfe mit roten Schleifen. Langsam lassen wir die Berge zurück.

Die Schnellstraße ändert sich in eine sechsspurige Autobahn, sie ist aber nicht so aufwendig wie bei uns. Aber bald auch etwas langweilig. Und das bleibt auch so. Leider. Ich hätte ja längst lieber wieder eine kleine abenteuerliche Straße, aber Anil will ankommen. Erneut kommt uns ein geisterfahrender Lkw seelenruhig auf unserer Autobahnseite entgegen. Niemand schimpft, ist doch normal. Später habe auch ich mich an diese Anblicke gewöhnt…

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Wir durchfahren Ajmer und Kishangarh. Schon wieder unheimlich viel Marmor, kommt hier aus der Nähe. Der Marmor fürs Tadj Mahal kam auch von hier und wurde aber dort an der Baustelle gesägt und poliert.

Eine Mautstelle folgt der andern. Jetzt schon 85 Rupien. Jetzt sieht man hier nur noch Lkw, kaum noch Pkw.

12:14 Uhr. Pause für Anils Lunch. Hier essen auch viele Inder, immer mit den Fingern, immer ohne jegliches Besteck. Die Fahrer essen immer total abgeschottet für sich allein und sind nie zu sehen.

Der Verkehr nimmt zu. Entlang der Straße ist jetzt alles bebaut, „urban“, es gibt auch etwas bessere Häuser, Hotels, Tankstellen, kleine Winzigfirmen, insgesamt aber schlimm. Es sind noch fünfzig Kilometer bis zum heutigen Ziel Jaipur.

Wir nähern uns Jaipur. Offensichtlich eine Großstadt, die Autobahn ist jetzt beleuchtet.

Jetzt gibt es auch mal einen Audi, z.B. Q7 oder einen VW Vento oder einen BMW X3. C- und E-Klasse Mercedesse.

Rechts und links gibt es jetzt Zaungitter gegen die Kühe.

Mit wahnwitzig viel Aufwand wird gerade eine ganz neue Metro auf Betonstelzen gebaut.

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Einen Turban muß man übrigens nicht gegen Helm tauschen.

Jaipur wird auch „pink city“ genannt, ist aber gar nicht pink. Die Häuser wurden von einem früheren Maharadscha zu Ehren des Besuchs eines englischen Königs alle in rosa gestrichen. Weil diese Farbe inzwischen längst zu teuer wurde, hat man alle Häuser innerhalb der Stadtmauer in Terrakotta angemalt.

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Auf der Main Street ist ein Juwelier neben dem andern. Wovon leben die denn alle? Anil muß sich durch wahnsinnig dichten Verkehr quetschen und quälen.

Ankunft am Hotel Samode Haveli um 14:28 Uhr. Das Hotel ist schon wieder eines dieser altmodischen Heritagehäuser und liegt inmitten des Großstadtgewühls, trotzdem ist es ruhig wegen der hohen Mauern. Das Anwesen ist deutlich besser in Schuß. Monica empfängt mich und erklärt mir alles Wichtige, auch wenn es mich gar nicht interessiert.

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Dann zeigt sie mir mein Zimmer, schön, kommt aber für mich nicht infrage, denn als ich das Fenster öffne, sehe ich direkt gegen eine Mauer. Also zeigt sie mir noch ein paar Zimmer, ich nehme das dritte, weil es im hinteren sehr gepflegten Garten liegt, mit einer gemütlichen Sitzgruppe vor dem Zimmer. Zimmer und Bad sind groß, breites Bett, TV, Rauchmelder, Föhn, riesige gemauerte Marmorbadewanne für vier und mehr Leute, je nachdem…, (nennt man das eigentlich schon „Pool“?), separate ebenerdige Dusche, sämtliche Fenster zum Öffnen, noch dazu mit einer Art Privatterrasse vor dem Zimmer und wunderschönem Blick in den großen duftenden Garten, also einfach alles, wie ich es gerne habe. Noch kein Luxus, aber doch ganz ordentlich. Monica hätte mir noch mehr Zimmer zur Auswahl gezeigt. Wenn ich gewollt hätte.

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Indien Reise 2013

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WiFi gibt’s auch endlich mal wieder, aber ich kriege es diesmal nicht zum Laufen. Ich bin zu faul, um noch mal vorzulaufen. Das Signal ist hier hinten im Garten sowieso nur schwach. Wahrscheinlich stimmt das blöde Password nicht. Bevor ich schlechte Laune bekomme, schalte ich lieber schnell ab. Diese Internet-Schwierigkeiten sind manchmal etwas lästig. Trotzdem bin ich (noch) ganz zufrieden. Vorne im großen Innenhof soll es mit dem WiFi überhaupt besser klappen. Das reicht mir auch.

Drei Hunde werden hier im Garten ganz hinten vom Sohnemann des Besitzers Gassi geführt.

Um halbvier geht es mit dem neuen Guide wieder los. Er heißt schon wieder Radj. Jaipur hat drei Mio. Einwohner. Gleich zu Anfang sehe ich einen aktuellen schwarzen S-Klasse Mercedes.

Wir fahren erstmal zum Königspalast „City Palace“ mitten in der Stadt. Der jetzige König von Rajasthan ist erst 16 Jahre alt und in einem Internat. Mayo College in Ajmer, durch das wir vorhin kamen. Deshalb weht oben auch nur die große Flagge. Seine Eltern sind beide gestorben.

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City Palace, Jaipur - Wikipedia, the free encyclopedia  (englisch)

city palace jaipur - Google-Suche  (Fotos)

 

Leider darf man im Innern nicht fotografieren. Deshalb weigere ich mich, die Räume zu besichtigen. Radj kann es gar nicht verstehen. Aber wenn man mich keine Fotos machen läßt, interessiert es mich auch nicht. Ein paar Prinzipien sollte man haben und auch behalten. Ich hasse es, so gegängelt zu werden. Aber wenigstens werden die beiden unglaublich großen silbernen runden Wasserbehälter in Glaskästen gezeigt. In diesen hat ein Maharadscha auf seinem Besuch in England sein hiesiges Trinkwasser mitgenommen. Was muß das damals eine Logistik dafür gewesen sein!

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Wikipedia: “There are two huge sterling silver vessels of 1.6 metres height and each with capacity of 4000 litres and weighing 340 kilograms, on display here. They were made from 14000 melted silver coins without soldering. They are officially recorded by the Guinness Book of World Records as the world's largest sterling silver vessels. These vessels were specially made by Maharaja Sawai Madho Singh II, who was a highly pious Hindu, to carry the water of the Ganges to drink on his trip to England in 1901 (for Edward VII's coronation) as he was finicky about committing religious sin by consuming the English water. (…weil er Sorge hatte, mit dem Trinken des englischen Wassers eine Sünde zu begehen. W.R.V.) Hence, the vessels are named as Gangajelies (Ganges-water urns).”


Ziegen fressen vor Hunger an den Bussen die Plastikfolie der Außenwerbung ab. Ein Beweis dafür, wie arm sogar die Ziegen hier sind.

Zweimal sehe ich einen Elefanten mit seinem Führer im Verkehrsgewühl.

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Ein erstes Stück mit neun Kilometern der neuen U-Bahn soll schon in ein paar Wochen in Betrieb genommen werden. Dabei wurde sie erst im November 2010 begonnen. Erstaunlich für Indien.

Es folgt noch eine Umrundung der Albert Hall, die früher ein Theater war, bevor Anil und Radj mich um 16:30 Uhr wieder am Hotel absetzen.

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jaipur albert hall - Google-Suche  (Fotos)

 

Um 19 Uhr holt mich Anil zum Abendessen ab. Wie ausgemacht, bringt er mich in ein nahegelegenes Restaurant. Das ist immer noch besser, als das überall gleiche Hotelessen. Und irgendwie authentischer. Finde ich. Ich bestelle mir eine Minestrone und „mixed vegetables“ mit ein paar Soßen. Dazu wie jeden Abend ein Kingfisher. 900 Rupien.

Danach genieße ich noch eine hervorragende Bloody Mary mit Zigarre in der Bar am Pool. (Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern…)

Leider denke ich erst an die darin befindlichen Eisstückchen, als ich schon halb aufgetrunken habe. Hoffentlich passiert mir nichts! Ich weiß ja, daß ich Eiswürfel wie die Pest meiden muß und predige es jedem gebetsmühlenartig. Mann, bin ich blöd! Ich war einfach zu entspannt und deshalb unkonzentriert. Ich könnte mir selbst in den Hintern treten!

Da die Bar ganz hinten am Pool versteckt liegt, findet sonst keiner der anderen Gäste hierher und ich bleibe ganz allein. Luxus pur, eine Bar für mich allein. Stattdessen kommen die Kellner und holen hier die Drinks für die Gäste vorne in der Lobby.

 

Samstag, 02.03.2013

Zweiter Tag in Jaipur

 

Ich werde unsanft aus meinen Träumen geweckt. 05:32 Uhr! Allahu akbar usw.! Die Muezzins schreien sich abwechselnd und zusammen die Seele aus dem Leib und die hundsgemeinen Terrorlautsprecher geben sich alle Mühe, weithin zu schallen und mit ihrer Kakophonie brave unschuldige Menschen unsanft aufzuwecken und ernsthaft zu quälen. Mein Hund heult jedenfalls schöner. Das geht dann auch über eine halbe Stunde lang. Immer wenn ich denke, jetzt ist endlich Schluß, fängt ein anderer wieder an. Bei drei Mio. Einwohnern gibt es hier schließlich genug Moscheen. Trotzdem kann ich danach noch einmal einschlafen.

Aufstehen um 7:15 Uhr. Bett und Kissen waren OK. Ich habe Glück gehabt, keine besonderen Vorkommnisse, der Eiswürfel gestern Abend war also „safe“, also aus gutem Plastik-Wasser.

Radj und Anil erwarten mich pünktlich um 08:30 Uhr. Erst einmal fahren wir zum Amber Fort (auch Amer Fort), das heutige Highlight.

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Wir kommen gerade noch rechtzeitig vor dem Ansturm der Leute an. Ich komme sofort ohne jegliche Wartezeit dran. Wozu? Na, natürlich zum Ritt auf dem Elefanten! Nicht auf der Kanonenkugel, aber immerhin. Es gibt jede Menge Elefanten, „Ällifents“ hier niedlich ausgesprochen, Betonung auf der ersten Silbe. Elefanten spielen hier die tragende Rolle. Sie haben eine rote Decke übergeworfen bekommen und darauf einen eisernen Sitz für zwei Personen. Die Leute gehen die Treppe auf eine Steinmauer hinauf, um auf gleicher Höhe zu sein, lassen sich reinplumpsen und hängen die Beine seitlich raus. Früher waren es vier Personen, jetzt dürfen es nur noch höchstens zwei Leute sein. Elefanten sind schließlich schwache und sensible Tiere.

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Es geht sogleich steil aufwärts zum Palast hinauf. Mein Sitz schwankt gefährlich hin und her. Ich habe mir so einen Ritt viel ruhiger vorgestellt.

Alle Elefanten dürfen nur dreimal täglich rauf, danach haben sie Feierabend. Ob das stimmt, kann ich nicht nachprüfen. Man glaubt es kaum, aber es würde sonst zu anstrengend für sie, besonders in der hiesigen trockenen, zu trockenen Luft. Sie sind das feuchtwarme Klima Südindiens gewohnt. Allerspätestens mittags sind sie wieder in ihrem Camp und man muß dann den Berg per pedes (zu Fuß) erklimmen.

Eine endlose Kette geduldiger Elefanten schaukelt die Leute vor und hinter mir den Berg hinauf, während dem braven alleinreisenden Touristen die gleiche Schlange mit leeren Sitzen entgegenkommt. Hellbraune größere Hinterlassenschaften legen beredt davon Zeugnis ab, daß es hier schon ganz schön früh losging. Und daß die Elefanten nicht hungern müssen. Der Ritt kostet 900 Rupien (14 EUR) pro Person.

Nicht schlecht, oben angekommen bekomme ich schon die unten gemachten Fotos ausgedruckt in einem Album angeboten. Zahlreiche Verkäufer, sehr treffend auch „Hawkers“ genannt, bieten hier ihre Waren an, z.B. zwei echte geschnitzte Sandelholzfiguren für 50 Rupien, dann für 40, 30, 20 Rupien. Zum Schluß fünf für fünfzig Rupien.

Amber (Indien) – Wikipedia

amber fort - Google-Suche  (Fotos)

Der Palast ist gut zu besichtigen und bietet reichlich Aussicht auf das in der Nähe gelegene Fort aus rotem Sandstein, auf den Ort und den See und auf andere Paläste. Und natürlich auf die herumstehenden Berge. Hier gibt es viel zu sehen, vor allem einen „Spiegelsaal“, in dem sich das Kerzenlicht vielfältig widerspiegeln sollte, um die Decke und den Raum wie einen Sternenhimmel erscheinen zu lassen.

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Eine unglaublich lange Mauer umgibt das Gelände, sie soll zwanzig Kilometer lang sein; angeblich weltweit die drittlängste Mauer, direkt nach der chinesischen und einer anderen. (Wo ist die „andere“ eigentlich??)

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Auf dem Parkplatz erwartet mich ein geregeltes Chaos: Hunderte gleicher weißer Toyota-Vans! Und ebenso viele gleichaussehende Fahrer daneben. Wo ist unser Auto? Wo ist Anil? Hilfe, wie soll ich die beiden nur finden?! Aber, don’t worry, wir leben in einem Zeitalter, in dem Handys extra dafür erfunden worden sind, einen gleichen unter gleichen ohne Sucherei herbeizurufen. Und das tut Radj jetzt.

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Nach dem Amber Fort bekomme ich noch kurz, viel zu kurz, den „Water Palace“ (Wasserpalast) im See zu sehen.

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jaipur water palace - Google-Suche  (Fotos)

 

Anschließend darf ich das Observatorium Jantar Mantar besichtigen. Alle „Instrumente“ sind gemauert und stehen im Freien. Riesige Dinger sind das. Gewaltig. Die gigantische Sonnenuhr zeigt die präzise Zeit an. Offenbar hat man anfangs des achtzehnten Jahrhunderts (ca. 1730!) schon viele astronomische Kenntnisse besessen.

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jaipur observatory - Google-Suche  (Fotos)

 

Ein paarmal sind wir schon am Hawa Mahal (Palast der Winde) mit seinen fast tausend Fenstern vorbeigekommen. Eigentlich ist nur die Fassade so kunstvoll. Dahinter soll es eher schlicht sein. Die Front ist eingerüstet, mit wacklig und sehr instabil aussehenden Bambusstangen. Die Stangen sind mit kurzen, sehr kurzen Sisalstricken zusammengebunden. Also schon wieder nichts für sture deutsche Sicherheitsbeauftragte.

Die Leute vom Gewerbeaufsichtsamt und von der Berufsgenossenschaft sollten Indien (und überhaupt ganz Asien) den Rücken zukehren und aus ihrer inneren Landkarte löschen. Sie würden hier vor Kummer sterben. Oder sofort explodieren.

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Hawa Mahal – Wikipedia

hawa mahal - Google-Suche  (Fotos)

 

Dann läuft Radj mit mir noch ein kleines Stück durch die Hauptstraße, um mir den Bazar zu zeigen. Das hatte ich mir doch noch etwas authentischer vorgestellt, denn er macht es kurz. Bereits um 12:15 Uhr verabschiedet Radj sich am Hotel von mir wieder. Mehr gibt es hier angeblich nicht zu sehen. (Stimmt natürlich nicht, er macht es sich nur mal wieder sehr einfach.)

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Man hat zwar zwischenzeitlich mein Zimmer gemacht, aber das eigentliche Problem einfach sich selbst überlassen: Die Toilette ist immer noch verstopft. Sehr unangenehm. Ich reklamiere es beim Rausgehen an der Rezeption.

Auf meine Bitte bringt mich Anil noch zu einer Mall. Unterwegs sehe ich auch wieder „gipsies“ (Zigeuner) am Straßenrand unter schrecklichen Umständen hausen. Die ganz Armen leben nur in zeltähnlichen Unterschlüpfen, ohne jegliche Aussicht auf ein besseres Leben.

Die Mall stellt sich aber als mickrig raus. Der weite Weg hat sich eigentlich nicht gelohnt. Es gibt nur ein paar wenige kleine Geschäfte auf den fünf Etagen. Unzählige Security-Leute laufen und stehen herum und machen sich wichtig. Die Kunden danken es ihnen durch Wegbleiben; ich bin hier so gut wie der einzige Kunde. Ich probiere zwei Hemden an, die aber nicht passen. Ich kaufe dann wenigstens noch eine Jockey-Unterhose für umgerechnet ca. 3,50 Euro.

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Um 14:30 Uhr bin ich zurück im Hotel. Das Problem im Bad ist endlich beseitigt. Fragt sich nur, für wie lange. Am besten mache ich jetzt nur noch Pippi und alles andere morgen Abend im neuen Hotel.

Ich wasche zwei Hemden, die in der warmen Nachmittagssonne auch gleich wieder trocken sind.

Da es noch früh am Tag ist, genehmige ich mir im Spa über der Bar noch eine „Shirodhara traditional indian ayurveda-massage“, sechzig Minuten für 3.300 Rupien, knapp fünfzig Euro, also gar nicht mal so billig. Zwei hübsche kleine Thailänderinnen arbeiten hier, aber natürlich wieder total seriös…

Zum Dinner bestelle ich Tomatensuppe. Da weiß ich wenigstens, was ich bekomme. Und sie ist auch die beste Tomatensuppe dieser Reise. Schon allein dafür hat sich diese Reise gelohnt.

Und erneut ein indisches Thali, das ich wiederum nicht ganz schaffe. Mit dem obligatorischen Kingfisher. Er soll schließlich reich werden.

Die in Indien beim Abendessen obligatorische Live-Musik ist hier wenigstens nicht so laut wie gestern.

Erneut genehmige ich mir die supergute Bloody Mary mit dem Gewürzrand am Glas und die übliche Zigarre in der wieder leeren Bar. (Ja, ich weiß, sonst rege ich mich über langweilige Menschen auf, die immer das gleiche essen und immer auf dem gleichen Platz sitzen wollen. Aber darf ich ausnahmsweise nicht auch mal Spießer sein?)

Wenigstens beim Barkeeper habe ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er weiß schon, was ich möchte. Und kennt sogar noch meine Zimmernummer auswendig.

Inzwischen habe ich gelernt, daß Brahma, Vishnu, Shiva die drei größten und wichtigsten indischen Hindu-Götter sind.

Bis ein Uhr höre ich in meinem Bett liegend ständig dicke Feuerwerkskracher und laute Gebete über Lautsprecher. Ob Morgen Feiertag ist?

 

Sonntag, 03.03.2013

Jaipur – Agra, 250 km, 5 Stunden

Abfahrt 9:30 Uhr. Der morgendliche Moslem-Terror war eigentlich wieder wie gestern, aber diesmal war es nicht ganz so schlimm, weil die etwas entfernteren begonnen hatten und ich so etwas weniger hart aus dem Schlaf gerissen worden bin.

Beim Frühstück im Innenhof blickt mich der große Hund fortdauernd von einer Terrasse oben an. Ob er meint, mich zu kennen?

Auch hier wühlen überall Schweine neben den Kühen im Müll herum. Jeder muß halt sehen, wie er zurechtkommt.

Der neue Tunnel kostet nichts, weil der Premierminister ihn erst noch eröffnen muß.

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Der Vormittag ist sehr dunstig. Alles bleibt flach und grün und fruchtbar.

Zum zweiten Mal muß heute Toll bezahlt werden, jetzt 45 Rupien, meistens so bis 50 Rupien. Anlieger und Einheimische bezahlen nur fünf Rupien.

Viele Wasserstellen sehe ich, oft holen Kinder Wasser. Die vierspurige Autobahn ist ziemlich langweilig, wieder wenig Verkehr. Baustellen sind etwas unorthodox gekennzeichnet, nämlich gar nicht. Nur zwei Blechtonnen davor und, wenn man Glück hat, dahinter. Das genügt. Wohlgemerkt auf einer Schnellstraße! Im Dunkeln möchte ich denen lieber nicht begegnen. Aber im Dunkeln sollte man in Indien sowieso besser nicht fahren.

Verkehrsschilder? Die gab es ausgesprochen selten. Von den meisten habe ich überhaupt nur höchstens eins gesehen. Es ist ja sowieso alles erlaubt, Polizei habe ich auch nur äußerst selten erblickt.

Heiß. Nach einer Stunde hat sich der Morgendunst aufgelöst.

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Mir fällt immer wieder auf, viele Leute überholen betont lebensmüde, als hätten sie wie im Videospiel mehrere Leben zur Verfügung.

Das häufigste Fortbewegungsmittel ist das Kleinmotorrad. Da paßt dann auch die ganze Familie drauf, Papa, Mama, Kind und Kleinkind. Manchmal auch noch der Onkel dazu. Mit Gepäck und Einkäufen. Wird auch gerne als „Taxi“ genommen. Und in der Stadt dann noch die vielen Roller, gerne auch von Frauen gefahren. Wenn das alles mal Autos geworden sind, bewegt sich hier nichts mehr.

Plötzlich jede Menge rote Sandsteinverkäufer auf beiden Seiten, oft sehr künstlerisch, oft werden außer den langweiligen Steinen Elefanten und andere große Figuren oder kleine Tempel angeboten. Wir fahren auf der 11.

Alle Eisenbahngleisbetten, die ich bisher gesehen habe, waren perfekt neu, jetzt oft sogar mit Oberleitung.

Unterwegs gibt’s gar keine Info von Anil. Ich frage ihn auch nicht. Immerhin soll es auf dem Weg nach Agra noch einen Zwischenaufenthalt geben.

12:32 Uhr. Wir überqueren die Grenze nach Uttar Pradesh, ein weiterer Bundesstaat. Heute nimmt Anil ausnahmsweise keinen Lunch zu sich.

12:46 Uhr. In Fatehpur Sikri erwartet mich mein neuer Guide. Er heißt auch Anil. Der neue Anil zeigt mir den hiesigen Königspalast aus rotem Sandstein. Anil II ist jung, außerordentlich sympathisch, und er gibt mir oft Tipps für die Fotos. Doch zuerst müssen wir vom großen Parkplatz aus mit einem der zahlreichen Kleinbusse zum Palast fahren.

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Fatehpur Sikri – Wikipedia

fatehpur sikri - Google-Suche  (Fotos)

Anil II ist auto- und motorradbegeistert und fährt immerhin eine 750er Honda.

Um 14:06 Uhr sind wir fertig mit dem Palast. Anil II wird mich auch Morgen Vormittag begleiten.

Gleich nach unserer Abfahrt muß wieder Tax bezahlt werden, diesmal für den hier beginnenden Bundesstaat Uttar Pradesh. Ein Mann läßt den wartenden Leuten von seinem Affen kleine Kunststücke vorführen.

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Vierzig Kilometer vor Agra wird die Straße nur noch zweispurig und unruhig. Urban. Bald sind wir in der Stadt und fahren über die MG-Road (Mahatma Gandhi Road) zum Hotel The Trident Agra, das wir gegen 15:30 Uhr erreichen.

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Die katzenfreundliche Isha zeigt mir das Zimmer. Endlich mal wieder ein (kleines) westliches Hotel mit allem, was man braucht. Zu meiner Beruhigung mit Rauchmelder.

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Leider ist keines der Fenster zu öffnen. Na egal, die Nacht wird kurz, da werde ich das auch überstehen. Wenigstens werde ich hier keine Hunde und schon gar keine bekloppten Muezzins hören. Leider auch kein WiFi. Auffällig, hier ist das Personal gleich weniger freundlich als auf dem Land bisher, halt städtischer.

Im großen Atriumgarten genehmige ich mir zur Zigarre das ein und andere Bier.

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Im Fernsehen sehe ich mir über die DW eine langweilige Markus Lanz-Show an, bevor ich um sieben von Anil zum Abendessen abgeholt werde.

Ist ja klar, es muß noch etwas passieren: Ein Auto fährt uns hinten leicht drauf. Ein leichter Schubs. Anil steigt noch nicht mal dafür aus. Für 1100 Rupien bekomme ich eine wunderbare Gemüsesuppe und dann gemischtes Gemüse mit Kingfisher. Danach noch eine sehr gute Bloody Mary in der Hotelbar. Dabei lerne ich John und Jackie aus Manchester kennen. Um 22:00 Uhr liege ich im Bett. Festes schalldichtes Fenster. Ja, ich weiß mich zu verteidigen. Das werden auch die mächtigsten Lautsprecher der Muezzins mit ihren gemeinen Lautsprecher-Salven nicht durchdringen!

 

Montag, 04.03.2013

Agra – Delhi und Heimflug

Abholung um 6:30 Uhr, es wird gerade hell und natürlich wird es wieder sonnig werden. Wir kommen am berühmten Oberoi-Hotel vorbei. Die Straße ist noch ganz leer.

Vor einer Sperre müssen Anil II und ich aussteigen. Mit einem Kleinbus geht es weiter. Den letzten Rest muß man eigenhändig gehend zurücklegen, also laufen. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren dürfen sich höchstens bis zu zwei Kilometer unserem nächsten Zielobjekt nähern! Zum Schutz des Marmors!

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Alle Leute müssen sich in langer Schlange anstellen, es gibt zwei Reihen, eine für Frauen, eine für Männer. Anil II riet mir schon gestern, alle persönlichen Dinge im Hotel oder im Auto zu lassen und nichts in den Taschen mitzuführen, wieder nur Kamera und Geldbeutel.

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Abermals erfolgt eine (diesmal etwas sorgfältigere) Kontrolle, deshalb auch die lange Schlange. Leider ist es schon etwas spät für den Sonnenaufgang. Der ist schon seit fast einer Stunde vorbei. (Das Licht am späten Nachmittag soll im Übrigen noch etwas günstiger für Fotos sein.)

Wir sind am Taj Mahal. (Achtung, freitags geschlossen.) Endlich! Der absolute Höhepunkt dieser Reise! Erst kommt man an ein paar großen roten Sandsteingebäuden vorbei, durchschreitet ein großes Tor (Darwaza-i-rauza) und erblickt dann endlich das Taj Mahal. Der Anblick raubt mir schier den Atem, so groß, so schön, so weiß, so makellos ist es.

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Die Leute stehen hier und schießen aus allen Löchern ihrer Kameras. Unglaublich, was hier an dieser Stelle fotografiert wird. Die Leute ballern, was die Akkus hergeben und die Speicherkarten aufnehmen.

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Taj Mahal – Wikipedia

agra taj mahal - Google-Suche  (Fotos)

 

Tadj Mahal ist genau so, wie ich es erwartet habe: Schön! Es ist einfach das Schönste, was ich je gesehen habe! Ein ganz besonderer Glücksmoment!

Ich bin total hingerissen von seiner Pracht, von seiner Vollkommenheit und von seiner Schönheit. Da kommen auch meine bisherigen Favoriten Grand Canyon bei Sonnenaufgang, Monument Valley bei Sonnenuntergang, Eifelturm am Abend nicht mit. (Ins Mausoleum reingehen muß man allerdings nicht unbedingt. Zumal man mal wieder Plastiküberzieher über die Schuhe streifen muß.)

Morgendunst liegt noch friedlich herum, besonders über dem Fluß, der Yamuna.

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Nur die Touristenmassen stören das Bild. Etwas. Ich stelle mir das Tady Mahal in fünfhundert Jahren vor, ich bin allein, die Menschheit ist längst ausgestorben und das Bauwerk wird langsam vom Grün überwachsen und von der Natur übernommen. Endlich Ruhe.

Oder die Tore werden alle verschlossen und ich sitze ganz allein hier. Das würde ich gerne mal träumen…

Ich würde überhaupt gerne den Rest meines Lebens hier verbringen - oder wenigstens den ganzen Tag oder, bitte, bitte, nur noch ein, zwei Stunden hier einfach sitzen bleiben. Oder jetzt und hier einfach Sterben. Aber Nein, es ist keine Zeit, Anil II drängelt ein bißchen; er hat jetzt grad gar keine Zeit für Todesfälle. Der Programmplan muß unbedingt eingehalten werden. Sonderwünsche können heute nicht erfüllt werden…

Übrigens: Das anfangs in Delhi besichtigte und von mir so bewunderte Humayun-Mausoleum war ganz schön, kommt aber mit dem Taj Mahal natürlich nicht mit.

Um halbzehn sind wir zurück am Hotel. Ich frühstücke in Ruhe und checke aus. Anschließend zeigt mir Anil II das riesige Rote Fort.

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Rotes Fort (Agra) – Wikipedia

agra rotes fort - Google-Suche  (Fotos)

Agra hat ca. 1,6 Mio. Einwohner. Und das bekommt man überall hautnah zu spüren und zu riechen. Und zu sehen und zu hören.

Um zwölf fahren wir weiter, noch einmal unten am Fort und an der Yamuna vorbei. Die Yamuna ist ein wichtiger indischer Fluß, der auch schon durch Delhi floß. Das Flußwasser ist total verschmutzt und längst tot.

Hier beginnt endlich mal ein Stück richtige Autobahn, der „Yamuna Expressway“. Sechsspurig, jeweils zuzüglich Standspur, mit Grünstreifen und Stacheldraht rechts, links und in der Mitte. Der Grünstreifen wird per Hand und Schlauch bewässert. Pkw dürfen 100 km/h fahren, Lkw 60. Die Fahrbahn und alles andere ist brandneu, noch deutlich besser als in Europa. Meistens hervorragender Beton.

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yamuna expressway - Google-Suche  (Fotos)

Nur ein paar ganz wenige Pkw fahren hier und wirklich nur ganz selten mal ein Lkw, auch drüben nicht. Obwohl die Maut nur 320 Rupien (fünf Euro) für die zweihundert Kilometer bis Delhi kostet. Anil fährt stur seine 90 km/h.

Die Autobahn ist bequem aber auch langweilig. Zerballerte Leitplanken berichten von Unfällen und eingeschlafenen Fahrern.

Die Stacheldrahtzäune müssen mühsam von Leuten überklettert werden. Wer hat schon einen Seitenschneider ständig dabei? Ab und zu ist ein Hund auf oder in der Nähe der Fahrbahn zu sehen. Ich würde sie am liebsten mit gezielten Steinwürfen vertreiben.

Wächter in kleinen Bretterbuden gibt es gelegentlich am Straßenrand, ich weiß nicht wofür.

Die Gegend ist grün und fruchtbar, auf vielen Feldern wird gearbeitet oder geerntet.

Später kommen wir am „Buddh International Circuit“, einer brandneuen Rennstrecke vorbei. (Im Namen steckt Buddha.) Die Anlage sieht gewaltig, teuer und sehr modern aus.

Buddh International Circuit - Wikipedia, the free encyclopedia

buddh circuit - Google-Suche  (Fotos)

Das scheint hier überhaupt eine Großstadt zu sein, Noida. Noch nie davon gehört. „Noida“ ist ein künstlich zusammengesetzter Name für eine künstlich erschaffene Großstadt.

Gewaltige Neubauten entstehen hier gerade, jede Menge, mit meist 20, 30, 40 Etagen, wahnwitzig, auch von der Fläche her, viele sind schon vorhanden und bewohnt, unglaublich. Hier endet der Expressway.

Indien Reise 2013  


Erneute Maut für den Delhi Flyway. Und dann sind wir auch schon mitten in Delhi. Jedes etwas bessere Haus hat hohe Mauern und Wächter dazu.

Wir quälen uns durch den dicken Nachmittagsverkehr Delhis und erreichen das Hotel Hilton Garden Inn um 15:05 Uhr. Welcome back in the civilization! Alles Gepäck wird hier sehr gründlich durchleuchtet. Meine Gepäcktasche also auch. Die kleine Nagelschere und der Nagelschneider im Waschbeutel werden wichtigtuerisch erkannt und moniert. Ich darf beides behalten. Einfach lächerliches Gedöns.

Ich bekomme ein Zimmer im obersten Stock, siebte Etage mit Blick auf die Stadt. Naja, was man halt im Dunst erkennen kann.

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Hier wird höchster Komfort geboten. Westlicher Standard eben. Zum ersten Mal in Indien sogar ein Einhebelmischer. Alles ist eigentlich so wie im Hilton Garden Inn bei meinem Abflug in Frankfurt. Zwei Wochen ist das erst her? Mir kommt es irgendwie deutlich länger vor.  

Zwei Anrufe und eine Stunde später treffe ich mich mit der Vertreterin der Reiseorganisation zum Abschlußgespräch bei einem köstlichen Kaffee in der Mall neben dem Hotel. Da die Reise perfekt organisiert war, habe ich nichts zu beanstanden.

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Die Mall hier ist natürlich etwas ganz anderes als in Jaipur. Alles, fast alles, was es in Deutschland gibt, gibt es hier auch. Klamottenläden, Fast-Food (außer Burger King, die habe ich hier in Indien nicht gesehen). Viele bekannte Marken. Hier könnte ich endlich mal eine Hose mit etwas engeren Beinen kaufen, wie ich sie schon lange suche, habe aber keine Lust auf Anprobierstress. Eigentlich fehlt nur noch ein Media-Markt oder so etwas ähnliches.

Ich hole mir dann bei McDonalds nur ein Veggieburger-Menü für 150 Rupien, etwas über zwei Euro. „Richtige“ Burger gibt es in Indien natürlich nicht, sonst aber alles: Fischburger, Hähnchen-Nuggets, McChicken, alles wie bei uns und überall auf der Welt. McDonalds-Café gibt es auch. Alles schmeckt wie zuhause oder sonstwo.

Im Applestore gibt es auch das volle Programm. Hat hier in der Mall auch jeder in der Hand, i-Phone 5, i-Pad oder wenigstens ein Samsung Galaxy.

Um 18:30 Uhr bin ich zurück und ruhe mich aus. Um 22:00 Uhr dusche ich noch rasch und werde pünktlich um 22:45 Uhr von Anil und Dusha, dem hiesigen Guide, abgeholt und zum nahegelegenen Airport gebracht, wo ich schon eine halbe Stunde später wohlbehalten eintreffe.

Auch auf dieser Fahrt gibt es neue Erkenntnisse: Man fährt auf der Schnellstraße entweder ohne Licht, mit Licht, oder mit Fernlicht. Fernlicht ist eigentlich auch empfehlenswert, denn es gibt ständig eben die total unbeleuchteten Fahrzeuge, die noch nicht einmal Rückstrahler haben und deshalb völlig unsichtbar sind, wie z.B. die meisten der unzähligen TukTuks oder total unsichtbare Hindernisse auf der Straße, Schilder, Schlaglöcher, Leute, Kühe usw.

Oft schwere Lasten transportierende Fahrradrikschas tun sich da gerne auch negativ hervor.

Rote Ampeln werden bei Dunkelheit noch deutlich ungerner akzeptiert.

Anil und ich nehmen herzlich Abschied voneinander. Ganz im Gegensatz zu seinen Landsleuten ist er immer betont anständig gefahren. Niemals schneller als 90 km/h. Ich habe nie Angst gespürt. Und er stand immer fünf Minuten vor der ausgemachten Abholzeit bereit. Insoweit war er absolut perfekt. Noch ein Beispiel: Er hat auf der gesamten Fahrt nur sechsmal gehupt. Dieses Kontingent verbrauchen alle andern schon in der ersten Sekunde.

Eine dreiviertel Stunde später sitze ich heil und gesund in der noch geöffneten LH-Lounge und delektiere mich an diversen Leckereien.

Wir starten pünktlich in einem Airbus A330-300 um 02:05 Uhr der Swiss. Wieder achteinhalb Stunden Flugzeit nach Zürich zurück. Vielleicht ist das hier dasselbe Flugzeug, wie auf dem Herflug, mindestens aber das gleiche. Kurz nach Abflug wird ein ekliges Spray versprüht, gegen Insekten, die man sonst in Europa einschleppen könnte. Empfindliche Leute sollen die Augen schließen und sich etwas vor die Nase halten. Und überhaupt das Atmen einstellen…

Ich ziehe mir noch den aktuellen James Bond-Film „Skyfall“ rein, bevor ich meinen Sitz flach mache und endlich einschlafe.

Morgens am Bodensee und am Zürisee liegt Schnee und es ist kalt. Der Schwarzwald ist tief verschneit.

Umsteigen wie gehabt in Zürich, aber flott, ich habe nur insgesamt 45 Minuten mit zwei Sicherheitskontrollen und muß den Skymetro wieder benutzen. Mein Anschlußflug erfolgt pünktlich mit einer A320. Hier in Zürich muß unser Flieger aber doch noch erst enteist werden.

Indien Reise 2013

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Um 08:05 Uhr bin ich in Frankfurt und um halbelf zuhause. Wenigstens scheint hier die Sonne.

Wieder nichts passiert, vergessen oder kaputtgemacht. Auch kein Ladegerät irgendwo stecken gelassen. Nicht krank geworden und, allen Unkenrufen Bekannter und Freunde zum Trotz, vor allem keinen der gefürchteten Durchfälle bekommen. Insgesamt eine schöne Reise, die ich jedem empfehlen kann.

Vierzehn Tage betont vegetarisch gegessen und ausschließlich Tee getrunken - und auch dieses bestens überstanden.

 

Hier noch ein paar Informationen:

Der Reiseverlauf (in beiden Richtungen) ist der Standard dieser Rajasthan-Reisen. Änderungen sind auf Wunsch möglich.

Deutsche gab es selten, nur ab und zu mal eine Busladung, meistens sah ich Engländer und Franzosen.

In die Steckdosen paßten unsere Eurostecker. Jede Steckdose bietet 110 und 220 Volt an. Ein („englischer“) Reiseadapter kann für vorsichtige Reisende, vor allem bei Schukosteckern, manchmal nützlich sein.

ec-Karten funktionieren einwandfrei.

Handyempfang war eigentlich überall sehr gut.

Mietwagen gibt es wohl nur mit Fahrer.

Ich hatte ja „nur“ englischsprachige Führer (und Fahrer). Aber ich hörte unterwegs immer wieder deutschsprechende Führer. Es gibt sie also.

Die Pools hatten alle kaltes Wasser und eigneten sich meistens sowieso nicht gut zum Schwimmen, da auch jede Menge Tauben ein Schwimmbad zu schätzen wissen…

Die vorherige Beantragung des Visums für Indien per Post war etwas umständlich. Und mit ca. 75 EUR auch nicht ganz billig. Schließlich lasse ich schon genug Geld dort. Mir fiel es anfangs eigentlich schwer, in einem Land Urlaub zu machen, das einem solche Schwierigkeiten schon allein beim Einreisen bereitet.

Aber das habe ich vor meiner Reise geschrieben. Jetzt denke ich längst umgekehrt: Wenn man erst einmal den Schock mit Schmutz, Staub, Müll, Armut und Tieren verdaut, verdrängt, vergessen und sich mehr oder weniger dran gewöhnt hat, ist Indien eigentlich doch schön, ganz schön schön, bunt, vielfältig, interessant, anziehend, spannend. Ganz anders als im ersten Moment. Und das blöde Visum und die damit verbundene Unbill damit sind natürlich längst vergessen. Ganz im Gegenteil; das Geld dafür hat sich gelohnt!

Eigentlich sehe ich es schon lange andersherum: Die vielen auf dieser Reise erlebten Glücksmomente sind unbezahlbar!

 

Meine wichtigsten Erkenntnisse auf dieser Reise:

Indien ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe!

Tief in meinem Inneren bin ich längst ein Hindu!

Meine nächste Reise geht in ein paar Tagen nach Florida. Namaste!

 

„Ich bitte meine Leserinnen und Leser um Entschuldigung. Oder um ihr Verständnis. Ich schreibe nicht für andere. Ich schreibe für mich persönlich und versuche, mich mit jedem meiner Reiseberichte zu identifizieren. Ich schreibe für mich selbst, um damit meine Erinnerungen an das Erlebte wach und lebendig zu halten. Aber ich freue mich über jeden Menschen, der meine Reiseberichte liest!“

 

© 2013 Wilfried R. Virmond - Nachdruck, auch auszugsweise, grundsätzlich nur mit Genehmigung des Autors! Dies gilt ganz besonders auch für sämtliche Fotos!

 

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