Verrückt
bleiben! Reisen! Diesmal
geht’s an die amerikanische
Ostküste. Mit dem Wohnmobil von Washington, D.C. nach Süden runter und über die
Great Smoky Mountains in den Appalachen zurück Ein
neuer langweiliger Reisebericht von
Wilfried R. Virmond Ich
empfehle, sämtliche hier angebotenen Links mit der rechten Maustaste zu
öffnen, weil sie sich dann auf vielen PCs leichter wieder schließen
lassen.
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Inhaltsverzeichnis: 1)
Ostermontag, 9. April 2012 2)
Dienstag, 10. April 2012 3)
Mittwoch, 11. April 2012, 4)
Donnerstag, 12. April 2012
6)
Samstag, 14. April 2012 7)
Sonntag, 15. April 2012 8)
Montag, 16. April 2012 9)
Dienstag, 17. April 2012
11)
Donnerstag, 19. April 2012 12)
Freitag, 20. April 2012 13)
Samstag, 21. April 2012 14)
Sonntag, 22. April 2012 15)
Montag, 23. April
2012 16)
Dienstag, 24. April 2012 17)
Mittwoch, 25. April 2012 Jetzt
geht’s los: 1)
Ostermontag, 9. April 2012 Ostermontag.
Einer wie viele? Nein. Nein!! Heute ist der
Ostermontag! Der lang ersehnte Ostermontag! Heute geht’s endlich los!
Mein Karma benötigt längst wieder neue Energie… Es
ist 5:30 Uhr. Aufstehen! Es wird ernst! Draußen regnet es. Gestern hat es
noch geschneit. Eine Stunde später, um 6:30 Uhr, haben wir schon die
erste, noch leere, Sicherheitskontrolle im Flughafen Düsseldorf passiert. Ingrid
meckert mich an, weil man jetzt in der LH-Lounge nicht mehr rauchen darf.
Bisher gab es hier einen Glaskasten. Ich kann doch auch nichts dafür. In
der Küche hören wir eine Bedienung zur anderen sagen: „Iß keine
Frikadelle, die stinken schon...“ Eigentlich taugt kaum noch eine
Airline etwas, die LH auch schon lange nicht mehr, aber unter den ganz
schlechten ist es halt eine der weniger schlechten. Von „mittel“ oder
gar „gut“ entfernt sich die Lufthansa aber immer mehr. Gottseidank
gibt es zurzeit keine Streiks bei den Flughafen-Leuten. Deshalb gab und
gibt es mit unserem Flug keine Probleme. Da Ingrid und ich ab Frankfurt
mit United weiterfliegen (müssen), durften wir unsere Koffer nicht schon
beim Vorabend-Check-In der Lufthansa in Düsseldorf aufgeben. (Bei
Interkontinental-Flügen mit einer amerikanischen Airline in die USA ist
das nicht möglich!) Aber wenigstens fliegen wir mal wieder Business. Ist
aber kein Vergleich mit einem LH-Flugzeug. Bei den letzten beiden Reisen
nach Ägypten und in die Türkei, auf denen ich mal wieder in den engen
Economy-Sitzen saß, bin ich diesmal wieder froh, im Flieger wenigstens
Platz satt zu haben. Unsere Mission: Spaß haben! Hier
die reinen Flugdaten: 08:20
ab Düsseldorf mit LH 12:20
ab Frankfurt mit United Airlines 15:15
Uhr an Washington, D.C. (Sechs Stunden zurück) Tatsächliche
Flugzeit achteinhalb Stunden (Zurück
wird es mit dem üblichen Rückenwind wie immer etwas schneller gehen.) Immerhin
darf ich diesmal meine Feuerzeuge behalten. Und meine Fläschchen mit den
anthroposophischen (homöopathischen) Flüssigkeiten muß ich zwar aus dem
Rucksack mühsam rauskramen und vorzeigen, darf sie aber (gnädigerweise)
weiter mitnehmen. Neu:
Wir werden mit dem Bus zu unserer auf Außenposition stehenden Bombardier
CRJ700 gebracht. (Haben wir in Düsseldorf ja noch nie erlebt!) Das
eigentlich nicht unelegante Flugzeug ist sehr schmal und lang, die Flügel
sind reichlich weit hinten, die beiden Düsentriebwerke sind auch ganz
hinten am Seitenleitwerk angeschraubt. Wer Business gebucht hat, bekommt
den Platz neben sich (wir sitzen nur 2+2 statt 3+3) geschenkt. (Inzwischen
bin ich mir sicher: Die Bombardier paßt gar nicht an die Passagierbrücken.
Deshalb also die doofe Busfahrt.) Jeder
Koffer der fünfzig Passagiere muß von den Gepäckleuten unten einzeln im
Flugzeug verstaut werden. Da weiß man abends wenigstens, was man tagsüber
gemacht hat und warum einem der Rücken wehtut... Obwohl
es so früh am Feiertag natürlich nur wenige Flugbewegungen gibt, starten
wir mit zwanzig Minuten Verspätung. Unser schlanker Regionalflieger
steigt gar nicht erst auf volle Flughöhe und bleibt lieber im Dunst
oberhalb der dicken Regenwolken. Nach
dreißig Minuten Flug landen wir in Frankfurt - schon wieder auf der neuen
Startbahn Nord -, und parken natürlich auf einer Außenposition. Das
bedeutet erneut eine lange umständliche Busfahrt. (Diese blöden
Bombardier-Flieger sollte man schnellstens abschaffen. Die passen hier natürlich
auch nicht an die „Finger“.) Eine
Propellermaschine der Luxair startet gerade. Gibt’s überhaupt noch
Propellerflugzeuge? Immerhin,
in Frankfurt müssen wir, außer durch eine winzige Paßkontrolle, durch
keine weiteren Security-Checks mehr. Auch wieder ungewohnt, sonst muß (mußte)
man sich vor jedem Anschlußflug nochmal durch mehrere lästige und
nervende Kontrollen quälen. Gerade USA-Flüge taten sich da ja gerne
negativ hervor. Die LH-Lounge ist überfüllt wie immer. Bevor
wir in unsere Boeing einsteigen, werden wir mit lächerlichen
Sicherheitsfragen gequält, z.B. „Haben Sie etwas von einer anderen
Person bekommen und in Ihr Gepäck gepackt“, „Wer hat Ihre
aufgegebenen Koffer gepackt“, „Haben Sie Sprengstoff im Gepäck?“
usw. Wer Böses vorhat, wird spätestens jetzt alles gestehen und von
seinem bösen Vorhaben ablassen. Und vor allem: Jeder Terrorist wird sich
bei diesen scharfen Fragen sofort zu erkennen geben, aufgeben und sich
stande pede fesseln und abführen lassen... Viertausendzweihundertsechsundzwanzig
Meilen liegen vor uns. Alle Leute schieben ihre Jalousien nach unten, denn
es gibt sowieso nur Wolken zu sehen. Vor
uns sind zwölf Plätze der ersten Klasse, die mit zwei, drei Leuten
besetzt sind, dann ein paar Reihen Business. Hier sind mindestens die Hälfte
aller Plätze besetzt. Gut, daß wir beide in der ersten Reihe sitzen,
dadurch haben wir noch etwas mehr zusätzlichen Platz nach vorne. Wir
sitzen hier 2-3-2. Die Plastik-Fensterscheibe ist reichlich verkratzt. Der
TV-Monitor ist alt und klein. Das ganze Flugzeug ist alt und schäbig. Und
dafür muß man soviel Geld bezahlen? In
der Economy-Class sind nur noch ein paar ganz wenige Plätze frei. Hier müssen
die Leute 2-5-2, also ganz schön eng sitzen. Wir
überfliegen Amsterdam und dann Newcastle upon Tyne in der Mitte Englands
zwischen Manchester und Glasgow. Ausnahmsweise
bestelle ich mir auch ein Filet Mignon. Schade, das arme Rind ist
vergebens gestorben, (aber ganz sicher hatte es ein sehr langes Leben),
wir kriegen beide das trockene Fleisch nicht ganz runter gewürgt. (Da hätte
man doch lieber ein paar einfache Schmalzbrote verteilen sollen. Die hätten
auf jeden Fall besser geschmeckt…) Aber einem Filet Mignon kann ich
einfach nicht widerstehen. Wegen des geringfügigen „besseren“ Essens
braucht also niemand Business zu fliegen... Hätte
ich mir die erste Hälfte meines Lebens nicht träumen lassen, oder gar
vorstellen können, daß ich mal in die USA oder sonst wohin fliegen würde,
geschweige denn so oft. Bedauerlicherweise
bekommen wir auf diesem Flug schon wieder nichts von der wunderschönen Südküste
Grönlands mit, es ist einfach zu wolkenverhangen. Zwischendurch
wird der Gegenwind deutlich heftiger, aber als wir endlich das
amerikanische Festland erreichen, läßt er doch erheblich nach. Später
lichten sich sogar die Wolken und wir bekommen etwas Landschaft mit. Wir
landen achteinhalb Stunden später, gegen 21:05 Uhr, Ortszeit 15:05 Uhr.
Die Zeitverschiebung beträgt also sechs Stunden. Eine dreiviertel Stunde
später, um 15:50 Uhr, sind wir durch die wie immer lästige Immigration
Control und stehen am Gepäckband. Unsere drei Koffer sind schon vom Band
heruntergeholt worden und warten sehnsüchtig auf uns. Weitere fünfzig
Minuten später, um 16:40 Uhr, sitzen wir im SuperShuttle, einem blauen
Van, der uns für vergleichsweise günstige einundvierzig Dollar zum Hotel
fährt. Ein Taxi hätte ca. achtzig Dollar plus Tipp gekostet, also
mindestens mal doppelt so viel. Immerhin sind es achtundzwanzig Meilen zu
unserem Hotel, direkter Weg. (Bus und Metro wären mit dem vielen Gepäck
natürlich viel zu umständlich.) Leider
sind noch ein paar andere Leute mit uns im Auto, sodaß wir vorher drei
weitere Haltepunkte in Downtown anfahren. Die Autos setzen jeden Fahrgast
direkt vor der gewünschten Tür ab. Dafür bekommen wir aber auch eine
ebenso kostenlose wie sonnige Stadtrundfahrt geboten. Das Capitol ist weiß
und schön, unglaublich weiß, unglaublich schön. Um
18:00 Uhr sind wir endlich am Hotel und checken ein. Der Typ am Desk ist
ein Kind, na gut, OK, ein Jugendlicher. Merkwürdig. Und ungewohnt. Ich
frage nach einem möglichst hohen Stockwerk. Und zwei Betten. Und bekomme
beides. Das
Capitol Skyline Hotel hat außer einem hochtrabenden Namen leider nur
wenige Vorzüge, dafür aber viele Nachteile. Wichtigster: Der Laden ist
total heruntergekommen und müßte schnurstracks abgerissen oder gleich
mittels Dynamit gesprengt werden. Allein die Außenfassade sieht schon
sehr schmutzig aus. Ich erfahre, daß das Hotel 1961 von dem (damals)
angeblich berühmten Architekten Morris Lapidus gebaut worden ist. Architect Morris Lapidus,
creator of Miami’s landmark Fontainbleu Hotel, designed the Capitol
Skyline. Graceful exterior curves of our boutique hotel in Washington DC
capture the flavor of the sixties, while the interior delights guests with
the work of renowned Designers such as Frank
Gehry, Eero Saarinen and Philippe Starck. Damals,
das war das berühmte Space-Zeitalter; Sputnik, der Flug zum Mond, Außerirdische,
der Weg zu den Sternen waren gerade modern geworden. Die Fassade sollte
damals alle diese aktuellen und fortschrittlichen Dinge widerspiegeln.
Nach zwanzig Jahren war das Hotel schon total heruntergekommen und wurde
von den jetzigen Besitzern (mit Hispano-Hintergrund) billig übernommen.
Und die stecken seitdem nur noch das Allernötigste an Geld rein. Koffer
in Empfang nehmen? Doch hier nicht! Ingrid will am liebsten auf dem Absatz
umdrehen und ein anderes Hotel suchen. Aber die Hotelbuchung war nicht
gerade preiswert, wir haben schließlich viel Geld bezahlt, ich überrede
sie mühsam zu bleiben, da muß sie jetzt einfach durch. Tapeten,
Teppichboden, Fenster, Klimaanlage, Badezimmer, einfach alles ist schlimm,
kaputt, schmutzig, ekelhaft. Keine Kaffeemaschine im Zimmer, keine
Minibar, (beides habe ich in Amerika überhaupt noch nie erlebt!), kein
WiFi. Aber wir sind wenigstens im fünften Stock mit ordentlicher Aussicht
nach Süden auf die Feuerwehr und ein Stadion. Und auf den schmutzigsten
Hotelpool, den ich je in den USA gesehen habe. Aber, ich kriege wenigstens
das blöde zugeschraubte Fenster auf...
Den
kostenlosen Shuttlebus zur nächsten Metrostation gibt es „zur Zeit“
nicht, obwohl hier genug Gäste, auch aus Deutschland abgestiegen sind.
Das auf der Homepage erwähnte WiFi gibt’s auch nur in der Hotelhalle.
(Von WiFi auf den Zimmern steht da ja auch nirgendwo etwas geschrieben...) Uns
gegenüber, auf der anderen Seite der Kreuzung, gibt es immerhin ein
MacDonalds, unser neues Zuhause für die nächsten Tage. So können wir
uns die überhöhten Preise im leeren Hotel-Restaurant sparen. Die haben
hier bei MD sogar rund um die Uhr auf. Und wir sehen von hier aus das
Capitol und den Obelisken (Washington Monument). Nachdem
wir zurück sind, buche ich noch unsere offizielle Sightseeing-Tour für
Morgen. (78 Dollar für uns zwei.) Trotz
allem schlafen wir sehr gut in der Nacht. Die Betten sind einwandfrei und
haben viele Kissen. Ein abnehmender Vollmond sieht wohlwollend in unser
Zimmer und scheint uns sagen zu wollen „Regt Euch nicht auf Leute, ab
jetzt wird es nur noch besser werden. Versprochen.“ Ingrids
Bemerkungen:
Das Hotel ist wirklich eine Zumutung. Wilf hat recht, ich wollte da erst
gar nicht rein. Aber unser Flug war bequem, und überhaupt, jetzt wird
nicht mehr gemeckert. Ich freue mich auf unsere Reise! 2)
Dienstag, 10. April 2012 Aufstehen
um sechs Uhr. Im Fernsehen gibt es die üblichen Wetterkatastrophen zu
sehen. In Amarillo schwere Hagelstürme mit baseballgroßen Eiern.
Verheerende Tornados in Texas. Schlimme Gewitter in Iowa. Jede Menge
Schnee in Colorado. Wütende Waldbrände in Kalifornien. Halt das Übliche.
Unser Frühstück nehmen wir in unserem neuen Wohnzimmer namens MacDonalds
ein. Himmel blau, sonnig, kühl. Der gestrige heftige Wind, fast schon
Sturm, ist weitergezogen. Ein
Taxi holt uns um zwanzig vor neun ab und bringt uns zum Startpunkt unserer
Stadtbesichtigungstour am Hyatt. Um 9:30 Uhr geht es endlich in einem
betagten Bus los. Unser Fahrer heißt Thomas Brown und ist
afroamerikanisch, äh, Neger. Washington
D.C.: Im
Jahre 1776 sagten sich dreizehn Kolonien vom Mutterland England los und
schlossen sich zu den „United States of America“ zusammen. Ihr Kongreß
tagte abwechselnd in New York, Philadelphia und anderen Städten. 1783
beschloß man dann, eine Hauptstadt zu gründen. 1790 fand George
Washington die Lösung: Auf der Trennungslinie zwischen Nord und Süd gründete
man den „District of Columbia“, eine neue Stadt, die zu keinem der
dreizehn Bundesstaaten gehören sollte. Maryland (ca. 65%) und
South-Virginia (ca. 35%) spendeten das Land dafür, immerhin zweihundertfünfzig
Quadratkilometer. Doch George Washington, 1789 der erste Präsident des
neuen Staates, konnte noch nicht im Weißen Haus einziehen, erst sein
Nachfolger John Adams tat dies 1800. Britische Soldaten brannten später während
des englisch-amerikanischen Handelskrieges die Stadt nieder. Deshalb mußte
der fast unzerstört gebliebene vorher gelbe „President‘s Palace“
wegen der Brandflecken neu gestrichen werden, in weiß, deshalb heißt es
seitdem „The White House“. Die
Innenstadt wurde damals in vier Viertel unterteilt, NE, NW, SE und SW,
Mittelpunkt der kreuzförmigen vier Trennungslinien ist ein ganz
bestimmter Stein im Capitol. Kein Gebäude in der City darf höher als das
Capitol mit seiner goldenen „Statue of Freedom“ sein. Außerhalb rund
um die Stadt schon. Das sind andere US-Staaten. Da gelten andere Gesetze.
Hier im Capitol ist das politische Zentrum der USA. Drei U-Bahnlinien
verbinden Capitol und die umliegenden Bürogebäude miteinander. Kapitol
(Washington) – Wikipedia Das
Capitol: Senat
und Repräsentantenhaus tagen hier. Jeder US-Staat entsendet zwei
Abgeordnete in den Senat und einen oder mehrere Abgeordnete (je nach
Einwohnerzahl und Größe dieses Staates) ins Repräsentantenhaus. Die
US-Flagge („The Stars and Stripes“) hat dreizehn rote Streifen für
die Gründungsstaaten der USA und fünfzig Sterne für die jetzigen
Staaten. Es gibt schon länger und wohl auch weiterhin erfolglose
Bestrebungen, Washington D.C. in den einundfünfzigsten Staat umzuwandeln. Dafür,
daß die USA das reichste und mächtigste Land der Welt sein wollen, hängen
mir hier eigentlich zu viele Penner und Landstreicher vor den Glaspalästen
herum und lassen sich von der Morgensonne aufwärmen. Wir
halten am White House, am Weißen Haus, wo wir „unsere Ecke“
Constitution Ave/15. NW mal wieder sehen. Hier hatten wir 2007 eine
„kurzweilige“, sprich: angsterregende, Zusammenkunft mit jeder Menge
Polizeibeamten vom Secret Service, (wir waren plötzlich geradezu
umzingelt), nur weil ich zwischen ein paar Blumenkübeln durchfahren
wollte, um unser Moped direkt dahinter zu parken. Entfernung zum Weißen
Haus: Mindestens noch ein Kilometer. Mir stellen sich jetzt noch immer die
Haare auf, wenn ich nur daran denke, wie das hätte ausgehen können...
Aus
meinem Bericht „September 2007 – Im Land der Schmetterlinge und Bären“.
Damals waren wir beide auf einer GoldWing unterwegs: Wir
fahren erstmal zum Weißen Haus. Kein Parkplatz. Ist aber kein Problem, da
vorne komme ich gerade so durch zwei Blumenkübel durch und kann mich da
hinstellen. Denke ich. Mein Vorderrad ist erst zu höchstens zehn
Zentimetern durch die beiden Blumenkübel, da jaulen hinter uns schon
laute Sirenen: Zwei Polizeiautos stehen hinter uns, Scheinwerfer und alle
rot/weiß/blauen Lampen auf dem Dach und sämtliche Sirenen an. Wir sind
eingekreist! Präsident Bush fühlte sich wahrscheinlich durch unsere
GoldWing bedroht und hat uns den Secret Service (steht auf den Autotüren)
auf den Hals gehetzt. Doch ganz im Ernst: Es ist absolut erstaunlich, wie
schnell die beiden Autos aus dem Nichts aufgetaucht sind; kurz vorher
waren sie noch nirgends zu sehen. Ich sehe mich vorsichtig um, doch
nirgendwo kann ich die Videokameras entdecken. Eine
strenge Beamtin steigt aus und kommt auf uns zu, ihr Kollege bleibt im
Wagen und beobachtet uns, dazu noch die beiden Typen im zweiten Auto,
beide Autos mit laufenden Motoren. Ach, und da kommt auch noch ein
moppeliger weiblicher Officer auf dem Fahrrad angeradelt und stellt sich
lauernd in Positur. Auch sie mit einer schußsicheren Weste, die Brüste
drunter platt gequetscht. Die Schutzweste verursacht ihrem Busen sicher
arge Schmerzen und sie würde mich bestimmt schon allein deswegen liebend
gerne bei der geringsten falschen Bewegung einfach abknallen. Ich
kriege den barschen Befehl, mich sofort hinter das Moped stellen. Bestimmt
weil ich so gewalttätig und brutal und überhaupt gefährlich aussehe.
„Driver License!“ wird verlangt. Hab ich nicht, nur meinen alten
grauen deutschen „Lappen“. (Ja, ich weiß, ich müßte mir unbedingt
einen internationalen besorgen…) Mit meinem deutschen Führerschein kann
sie aber nichts anfangen und ist davon geradezu angeekelt. Ich strecke ihr
schnell meinen Paß hin. Sie schnappt zu und ist damit erstmal zufrieden
und zieht sich in ihr Auto zurück. Wenigstens sind die Sirenen jetzt erst
einmal aus. Eine viertel Stunde dauert es, bis sie endlich über Funk
herausgefunden hat, daß ich wohl offenbar doch kein Terrorist bin. Sie
kommt zurück und ermahnt mich streng, so etwas in Zukunft zu unterlassen.
Ingrid steht die ganze Zeit bei mir, wird aber nicht überprüft. Die
Beteiligten verteilen sich in alle Himmelsrichtungen. Aber
diesmal kann uns nichts passieren, wir sind ja mit dem Bus hier. Übrigens,
George Washington, der das White House erbauen ließ, war der einzige Präsident,
der nie dort gewohnt hat. Weil er vor der Fertigstellung gestorben ist. Weitere
Fotostopps gibt es -
am
Thomas Jefferson Memorial, -
am
Martin Luther Memorial, -
am
Abraham Lincoln Memorial, (hier sind unglaublich viele Leute, es herrscht
Krieg unter den Touristen), -
und
am Iwo Jima Memorial (sprich: Iewo Tschiema) Inzwischen
beträgt die Außentemperatur 60 Grad Fahrenheit. Es ist immer noch
sonnig, aber nicht heiß, mit einem Wort ganz angenehm.
Der
große Bus ist noch nichtmal halbvoll, nur neunzehn Leute, auch das ist
gut, eine große Gruppe wäre deutlich umständlicher. Wir beiden sind die
einzigen Ausländer. An
vielen anderen Sehenswürdigkeiten kommen wir vorbei, The Capitol, The Old
Post Office, The FBI Building, The Bureau of Engraving and Printing (hier
werden vor allem die kleinen grünen Papiere mit den großen Zahlen,
sprich Dollarnoten, gedruckt), jede Menge Ministerien, mehrere Smithonian
Museen, davon gibt es hier eine ganze Anzahl, ich glaube neun, und viele
andere berühmte Orte, Arlington-Friedhof, Pentagon. Sechzehn Universitäten
und Hochschulen soll es hier geben. (Braucht man die wirklich alle?) Smithsonian
Institution – Wikipedia Die
hiesige Bibliothek „Library of Congress“ soll die größte der Welt
sein. Glaube ich aber erstmal nicht. Neben
den vielen emsig startenden und landenden Flugzeugen des nahen
(nationalen) Ronald-Reagan-Airports gibt es zahlreiche laut knatternde und
niedrig fliegende Hubschrauber, wahrscheinlich alle zum und vom
nahegelegenen Pentagon unterwegs. (Frage: Warum sind Hubschrauber
eigentlich immer derart laut?) Wir
haben eine drei- bis vierstündige Tour gebucht. Vielleicht ist es besser,
an der geringfügig teureren Hopp on - Hopp off-Tour teilzunehmen, da kann
man an unzähligen Orten aussteigen und nach Lust und Laune mit jedem
weiteren Bus der Firma weiterfahren. (Aber Ingrid wäre das zu anstrengend
geworden. Für einen ersten Überblick reicht es auch so.) Und natürlich
bieten noch ein paar andere Firmen Stadtbesichtigungen an. Oder
sollte man gleich die Segway-Tour nehmen? Das hätte ich natürlich
bevorzugt. Aber da muß man einen bescheuerten lächerlichen Fahrradhelm
aufsetzen! Und das kommt für mich ja mal gar nicht infrage! Selbst für
geschenkt würde ich diese Tour dann nicht machen. Grundsätze müssen
schließlich sein. Und ich hätte überhaupt allein, also ohne Ingrid,
fahren müssen. Wer
das Besondere liebt, dem stehen auch noch die berühmten „Ducks“ zur
Verfügung, ehemalige Militär-Amphibienfahrzeuge, die auf der Straße und
auch kurz im Wasser des Potomac herumfahren. Es gibt sie weltweit in
vielen Städten, in denen es besonders viel Touristen gibt. Man
erkennt, es gibt jede Menge Möglichkeiten zur Besichtigung Washingtons. Auf
dem Rückweg sind wir beide alleine, alle anderen Leute aus unserem Bus
wollen die Stadt noch weiter auf eigene Faust besichtigen. Mr. Brown,
(unser Busfahrer), ist recht freundlich und entgegenkommend, zeigt uns
beim Vorbeifahren noch das eine oder andere, und setzt uns mit seinem großen
Bus direkt vor unserem Hotel ab. Um 12:50 Uhr sind wir zurück. Und gehen
erst mal in unser Wohnzimmer namens MacDonalds. Hier bekomme ich endlich
meine erste Zigarre dieser Reise. Eigentlich
wollte ich Ingrid nur ins Hotel bringen und nochmal in die Stadt zurückfahren,
um ein, zwei Museen zu besichtigen. Übrigens, alle (?) Washingtoner
Museen bieten kostenlosen Eintritt! Aber ich entscheide mich dann doch
vernünftigerweise für einen ruhigen Nachmittag im Hotel. Frage:
Warum gibt es hier ein Holocaust Museum? Die Amis sind doch davon
eigentlich kaum betroffen. Wir haben ja auch kein Indianer- oder
Sklaven-Museum, um der Welt die Schandtaten und Greuel der Amis zu zeigen. United
States Holocaust Memorial Museum – Wikipedia Sicherheitshalber
rufe ich bei El Monte an, ob für Morgen alles OK geht. Tut es,
erstaunlicherweise erwartet man uns schon zwischen neun und zwölf Uhr. Da
können wir beruhigt für ein erholsames Nachmittagsschläfchen
einschlummern. Und stehen gar nicht mehr auf. Wir wollten eigentlich nun
doch noch im Hotel-Restaurant zu Abend essen, aber wir sind abends noch
satt und bleiben einfach faul und entspannt liegen. Unsere inneren Uhren
zeigen ja noch immer sechs Stunden mehr an. Ingrid:
Sehr
interessant, die großen Männer Amerikas haben sich riesige Denkmäler
gesetzt. Mußte das sein? Wir hätten sie doch auch so nicht vergessen. (Meine Anmerkung dazu: Machen die doch alle in ihren Hauptstädten,
Angela in Berlin, Mitterand und Pompidou in Paris und überhaupt jeder,
die Liste würde lang. Ist doch einfach, mit Volkes Geld Prunkbauten zu
errichten. Die sollten sich schämen, das Geld so zu verschwenden! Wilf) 3)
Mittwoch, 11. April 2012 Aufstehen
um 7:00 Uhr. Gemeinsames Frühstück im „Wohnzimmer“. Der anfangs noch
strahlend blaue Himmel hat sich schlagartig zugezogen, als wir wieder
rauskommen. Kühl und trüb ist es. Was haben wir gestern bei unserer
Sightseeing-Tour ein Glück mit dem Wetter gehabt! Um
9.05 fahren wir mit einem Taxi nach Sterling raus und kommen dort exakt
eine Stunde später an. Der Cab-Driver hat seinen Taxameter abgestellt und
der Fahrpreis wird plötzlich zur Verhandlungssache. Ingrid ist wie immer
viel zu großzügig und bittet mich, dem Taxifahrer reichliche 85 Dollar
(70 + 15 Tipp) zu geben. Er hat unterwegs kein Wort mit uns gesprochen. Die
Wohnmobil-Vermietung ist „unauffällig“ in einer Autowerkstatt
untergebracht. Bill macht die Papiere fertig und gibt uns eine kurze
Einweisung. Ich darf ihn nicht mit „Sir“ ansprechen, einfach nur
„Bill“. Der Chef fläzt sich währenddessen nebenan hinter der offenen
Tür in seinem kleinen schäbigen Büro im Drehsessel herum, quasselt
ununterbrochen am Telefon und würdigt uns keines Blickes. Er scheint
ziemlich unsympathisch zu sein und macht bestimmt Eselsohren in seine Bücher,
wenn er Bücher überhaupt anfaßt. Der einzige, der hier Deutsch spricht,
ist der 3er BMW eines Kunden in der unaufgeräumten Werkstatt. Die
Firma El Monte ist sehr kundenunfreundlich, z.B. kostet der Transfer zu
oder ab einigen wenigen Vermietstationen $ 15 pro Person und es gibt ihn
halt auch nur bei einigen Stationen. So etwas kenne ich sonst nicht. Für
das Geld kann man auch ein Taxi nehmen. Vor allem, wenn man eine Familie
mit drei, vier, fünf Personen ist. Außerdem wird eine obligatorische
„Bereitstellungsgebühr“ (Preparation Fee) pro Fahrzeug in Höhe von $ 185
erhoben, die man bei Übernahme bezahlen muß – und auch erst darf. Das
ist ja wohl unverschämt. Hinzu kommen so viele weitere knallharte
Knebel-Bedingungen, daß sich einem vor Angst die Haare aufstellen. Mir
kommen sie jedenfalls noch schlimmer vor, als kürzlich bei
Moturis/Campingworld. Man sollte es sich überlegen, ob man hier bucht.
Uns blieb leider keine andere Wahl, Washington, DC ist klein und El Monte
ist hier der einzige Vermieter, der die großen Wohnmobile anbietet. Der
betagte weißgraue „Fleetwood Flair“ ist bereits über sieben Jahre
alt (03/2005) und hat fast siebzigtausend Meilen auf der Uhr. Entsprechend
schlecht ist der Allgemeinzustand des Fahrzeugs. Eigentlich müßte das
Auto längst aufs Altenteil geschoben werden.
Das
Auto ist deutlich länger als unsere vorherigen Wohnmobile dieser Klasse
(„Class A“ mit ca. 35 Fuß/10,5 Meter). Wir können zwei
Slide‑outs ausfahren und wer will, kann dann im Wohnzimmer tanzen. Gäste
könn(t)en wir auch noch zum Tanz einladen.
Sechs
Schlüssel gibt es für die diversen Schlösser. Das Radio bzw. der
CD-Spieler kann leider keine MP3-Stücke lesen. Das Handy können wir an
einem so alten Radio natürlich auch nicht anschließen. Bisher habe ich
immer die altmodischen CDs mitgenommen, (und schon lange nicht mehr
gebraucht!), diesmal leider nicht. Alles
andere ist ähnlich wie immer, Kühl- und Gefrierschrank, Herd und
Backofen mit Gas, Mikrowelle, (aber kein Toaster und keine Kaffeemaschine
wie sonst, nur ein altmodischer Kaffeefilter). Bad mit Toilette (und
Wasserspülung!) und Duschkabine. Hinten ein großes Bett, viele Spiegel,
jede Menge Kleiderschränke und Schubladen. Weiter
vorne im Wohn- und Eßzimmer gibt’s noch mehr Ablagefächer, einen Eßtisch
für vier Personen und eine weitere ausklappbare Schlafcouch (für
Kinder). Die
beiden Frontsitze sind ganz OK, aber lange nicht so opulent wie beim
letzten Mal. Es gibt eine Rückfahrkamera, die diesmal einwandfrei
arbeitet, Fernseher mit hochkurbelbarer aufstellbarer terrestrischer
Antenne und Kabelanschluß, und einen DVD-Player. Der Fernseher ist natürlich
auch uralt. Ach du Sch... Das ist ja gar kein DVD-Player, das ist doch
ein, wie hießen die Dinger früher?, ein Videorekorder! Die gab's
im vorigen Jahrhundert mal. Steckdosen,
auch 12 Volt-Steckdosen, sind hier reichlich im Auto verteilt. Die
Hauptsteckdose im Armaturenbrett fürs Navi ist allerdings defekt. Aber es
gibt noch zwei andere. Ich
habe schon Jahrzehnte keine so dünnen Handtücher mehr gesehen. Bettwäsche,
zwei Zudecken, zwei Kissen, drei Töpfe, eine Pfanne, ein paar
Besteckteile und Plastikbecher, keine Gläser, alles von erschreckend
billiger Schäbigkeit, das entpuppt sich als „Preparation-Kit“ für
die überteuerten 185 Dollar. Weitere 25 Dollar Pfand für das
englisch/deutsche Handbuch und 80 Dollar für Generatorstunden müssen im
Voraus jetzt hier an Ort und Stelle bar bezahlt werden. Gut, daß wir u.a.
Spannbettlaken und dicke Badehandtücher mitgebracht haben. (Man kann
eigentlich nicht genug Ausstattung selbst mitbringen. Dabei sollte man
auch an liebgewordene bzw. gewohnte „Kleinigkeiten“ denken.) Und
da ich schon am Meckern bin: So ein Wohnmobil besteht ja nur aus Holz und
Plastikfolie, vielleicht hie und da noch ein bißchen GFK, und bietet
deshalb bei einem Crash Null Sicherheit, keinen Aufprallschutz, kein Überlebenskäfig,
nichts, nothing, nada. Deshalb
gibt es hier auch erst gar keine Airbags. Nur die üblichen
Sicherheitsgurte. Darüber muß man sich im Klaren sein. Nachdem
wir alles aus unseren Koffern in den vielen Ablagen und Fächern verstaut
und uns so gut wie möglich wohnlich eingerichtet haben, fahren wir den
Kilometer zum nächsten Wal-Mart, um das Nötigste einzukaufen. (Für
schlappe 280 Dollar.) Ingrid besorgt sich gleich hier zwei bessere
Pfannen. Immer wieder bedauerlich: In den USA gibt es kein vernünftiges
Brot, keine Wurst, wenig Käse, noch nichtmal Natur-Joghurt, nur
„mit“, und dann auch noch seeehr süß, mir zu süß. Und nur selten Würfelzucker. Doch
dann wird’s endgültig ernst und wir starten in unser neues Abenteuer.
Ich will erst einmal runter nach Süden, am Atlantik entlang und dann
unterwegs mal weitersehen. Im Atlas sind es so ungefähr 550 Meilen und
etwa neun Stunden bis ans anvisierte Ziel Myrtle Beach, SC. Zurück noch
einmal das gleiche. Also sollten die jetzt gebuchten vierzehn Tage reine
Reisezeit mit dem Wohnmobil ausreichen. Auf jeden Fall habe ich diesmal
„unbegrenzte Meilen“ gebucht. Wir können also fahren, wohin wir
wollen – bzw. soweit, wie unser Benzingeld reicht…
Dazu
fällt mir noch eine bescheuerte „Weisheit“ ein: Ein Spiel dauert
neunzig Minuten und eine Urlaubsreise dauert vom ersten bis zum letzten
Tag… Sternzeit
minus einsdreieinszwo punkt null, also exakt 13 Uhr 12 Minuten. Wir
starten in die unendlichen Weiten des Weltalls, nein, des amerikanischen
Kontinents. Unser Raumschiff bricht auf, um neue Sterne im Weltall zu
erschließen, die nie zuvor von Menschen erforscht worden sind. An Bord
Commander Wilf und Lieutenant Hausi. (Sprich: Hier in der Gegend waren wir
noch nicht. Und, wir fahren jetzt endlich ab.) Wir
würden ja gerne so richtig durchstarten, aber die andern lassen uns
nicht. Auf der Autobahn gibt es fast bis an unser heutiges Ziel nur Stau
und zähflüssigen Verkehr. Zweimal muß Maut bezahlt werden, lächerliche
0,75 $ und 1,50 $.
Da
wir nur zwei Achsen haben, werden wir hier tatsächlich als Pkw
eingestuft. Auf der letzten Tour mußten wir für unser Wohnmobil noch
deutlich höhere Preise als normale Autos bezahlen. Wir wollen von West
nach Ost quer durch Washington, DC und dann, nach einer halben Stunde, überqueren
wir die erste Staatsgrenze nach Maryland. Später fahren wir dann am
Atlantik entlang nach Süden. Noch
in DC sehen wir links an der Autobahn hinter hohen Bäumen ein paar
schneeweiße Türme hervorblitzen. Den „Washington D.C. Temple“ der
Mormonen. Hier steht also auch einer. Und er ist wirklich außerordentlich
prächtig anzusehen: Washington
D.C. LDS (Mormon) Temple Leider
hat uns Bill auch sonst nichts Brauchbares mitgegeben. Vor allem vermisse
ich eine Landkarte. Nur gut, daß ich meine eigenen USA-Atlanten und ein
paar gute Landkarten (wichtig und oft etwas umständlich zu besorgen)
mitgenommen habe. (Landkarten, auf denen mehr als nur der jeweilige Staat
zu sehen ist, sind eher etwas selten.) Aber noch mehr fehlt mir der dicke
Campingplatz-Führer. Den muß man einfach haben! Der muß morgen
schnellstens noch besorgt werden. Nach
siebzig Meilen landen wir auf dem KOA Capitol-Campground in Millersville,
Maryland. Die Stadtgrenze Baltimores ist nur noch ein paar wenige Meilen
entfernt. Unseren Stellplatz empfinde ich als teuer, etwas über sechzig
Dollar, wie immer Full Hook-Up, also mit sämtlichen Anschlüssen, Strom,
Wasser, Abwasser, Telefon, TV, kostenloses WiFi. (Bitte „WeiFei“
aussprechen.) Kühl ist es hier am Nachmittag, aber die Sonne scheint noch
ein bißchen und versucht, uns zu wärmen. Witzig:
Amis stellen sich offenbar ziemlich blöd an, um den ihnen zugeteilten
Stellplatz zu suchen. Deshalb fährt nämlich meistens ein Angestellter
des Platzes vor dem Motorhome mit seiner Golfkarre her und zeigt dem
hinter ihm herfahrenden Gast den Platz. Eigentlich wie die Follow Me-Autos
auf den Flughäfen. Hier genauso. Obwohl unser Stellplatz wirklich direkt
neben uns an der Registration liegt...
Nebenbei,
alle Stellplätze sind immer deutlich nummeriert und an der Registration
erhält jeder neue Gast einen ausführlichen Lageplan. Jeder könnte also
seinen Stellplatz leicht selbst finden. Der
Clou an unserem RV ist, daß unter dem Fahrzeug vier eiserne Stützen,
„Atwood Levelegs“, ausgefahren werden können. Damit wird unser Auto
mit nur einem Knopfdruck automatisch waagerecht ausgerichtet, und wenn der
Untergrund noch so schief ist. Hatten wir bisher noch nicht – und das
System funktioniert auch noch immer einwandfrei, trotz des hohen Alters.
Jetzt schaukelt die Kiste nicht mehr dauernd, wenn Ingrid beim Küchendienst,
beim Saubermachen oder bei sonst was hin- und herläuft. Oder bei
gemeinsamen Betätigungen.
Zum
Abendessen gibt es von mir ausgesuchte saftige Country Style Ribs mit Gemüse
und kleine Kartöffelchen. Gut, daß ich in weiser Vorausahnung auch eine
Flasche Rotwein (australisch, Shiraz aus 2009, für 11,99 $) mit
Schraubverschluß gekauft habe, der Korkenzieher ist wie die gesamte viel
zu teuer zwangsgekaufte Ausstattung unglaublich primitiv, äußerst schäbig
und offensichtlich kaum zu gebrauchen. Morgen müssen auf jeden Fall noch
Toaster und eben ein vernünftiger Korkenzieher besorgt werden. Und Gläser
aus Glas. Ich
habe zwar immer auf Roadbear und Moturis/CampingWorld geschimpft, aber El
Monte ist die Spitze – nach unten! (Bis auf Bill, den Mitarbeiter.)
Kundenunfreundlich und nur auf den eigenen Gewinn bedacht. Jetzt weiß ich
die beiden anderen Firmen besser zu würdigen und leiste heftig Abbitte.
Da gab es immer eine deutlich bessere (und vollständige!) Ausstattung,
zuletzt sogar mit Taschenlampe, Feuerzeug und vielem anderen Kleinkram,
immer mit einem guten Atlas (auch wichtig!) und vor allem immer mit dem
dicken unverzichtbaren Campground-Guide. Eigentlich normale Selbstverständlichkeiten
bei so teuren Anmietungen. Ich bin mir jetzt schon sicher, daß ich nach Möglichkeit
nicht mehr bei El Monte mieten werde. Ohne dieses wichtige Buch mit den
wertvollen Informationen ist man total aufgeschmissen und hat nur wenig
Chancen, einen vernünftigen Platz zu finden! Ingrid:
Einkaufen im amerikanischen Supermarkt, wie immer eine Freude. Diese
unglaubliche Vielfalt, einfach super. Ich bin froh, dass es jetzt richtig
los geht. 4)
Donnerstag, 12. April 2012 Wir
haben gut geschlafen, auf dem Platz war es nachts angenehm ruhig.
Aufstehen um 6:30 Uhr, es gibt ein ganz geruhsames Frühstück. Der
Wetterbericht kündigt für heute Temperaturen unter 60° F an. Trost: Es
wird jetzt jeden Tag etwas wärmer, am Wochenende schon um die 80° F. Die
Sonne scheint zusammen mit dem kleiner gewordenen Mond vom wolkenlosen
Himmel. Hätten
wir das mal vorher gewußt. Unser KOA-Campground bietet auch eine
Stadtbesichtigung Washingtons an. Da hätten wir es in dem kleinen Bus
einfacher und kuscheliger haben können. Solch ein Bus ist natürlich viel
persönlicher und man kann unterwegs bestimmt ein paar Wünsche äußern. Um
10:30 Uhr verlassen wir den Platz. Unser Plan: In der Nähe schnell bei
Leo's den Campground-Führer besorgen, um dann endlich loszufahren. Doch
die blöden Tussis im KOA-Office haben mir den Weg dorthin völlig falsch
erklärt, und den Weg zu Leo's auch noch auf der Skizze mit den
wichtigsten Geschäften in der Nähe mit dem Textmarker falsch
eingezeichnet. Wir suchen und suchen und finden es natürlich nicht. Bei
MacDonalds halten wir an, um im Internet die Adresse nochmal zu überprüfen.
Aber im Navi läßt sich dann die Straße immer noch nicht eingeben. Kommt
bei „komischen“ Bezeichnungen mit einzelnen Buchstaben und/oder
Ziffern im Straßennamen (hier z.B. „Maryland Route 3 N.B.L.“)
manchmal vor. Vorher
hatte ich einen Mobile Home-Laden gesehen. Der müßte es doch wissen.
Also fahren wir dorthin zurück. Ich frage und bekomme vom Chef auch
gleich sehr freundlich den Weg erklärt. Tja, und dann passiert es: Beim
Wenden auf dem engen Parkplatz schlägt unser besonders langes Hinterteil
(über vier Meter hinter der Hinterachse, fast sechseinhalb sind es vor
der Hinterachse bis zum Bug) weit aus - und beschädigt den dort geparkten
schwarzen neuen Nissan Altima 2,5S des eben noch so entgegenkommenden und
hilfsbereiten Chefs der Mobile Home Firma. Obwohl ich extra im Spiegel
aufgepaßt hatte. An unserem Heck sind nur die kleine rote Seitenlampe
abgerissen und ein paar unauffällige Kratzer, die später wahrscheinlich
noch nicht mal lackiert werden. Aber der arme Nissan! Sein rechter
hinterer Kotflügel ist total eingedrückt und zermatscht; das riesige Rücklicht
ist zerstört und zersplittert! Ein heftiger Schaden! So etwas kann
eigentlich nur einem Anfänger ohne Hirn passieren! Schande auf mein
Haupt! Und das mir, wo ich doch weltbester Autofahrer bin! Wo ich doch
gemeinhin der Riesen-Wohnmobil-Fahrer par excellence bin. Peinlich,
peinlich, peinlich! (Aber man sieht jetzt mal wieder, wie dünn inzwischen
Autoblech geworden ist.) Das
Allerschlimmste: Ich muß jetzt reingehen und dem Chef alles erklären und
ihn darum bitten, daß er die Polizei ruft. Wider Erwarten meckert Gil
kaum mit mir. Und schlägt mich auch nicht nieder. Und erschießt mich
auch nicht gleich kommentarlos... Der
Schaden am Nissan wird von unserer Haftpflichtversicherung übernommen.
Hoffe ich. (Haben wir überhaupt eine?) Und der kleine Schaden am eigenen
Wohnmobil wird wieder von unserer zusätzlichen Versicherung übernommen
werden. Einen finanziellen Verlust wird es also für uns nicht geben. Nur
den an meinem Ego. Und das ist schlimm genug. Der
arme Nissan zürnt uns jetzt bestimmt. Auf die von ihm ausgehende negative
Energie hätte ich gerne verzichtet. Ein
Polizist kommt nach ein paar Minuten Wartezeit angefahren, nimmt den
Schaden kurz auf und übergibt mir das Papier. Zum Glück bekomme ich kein
Ticket von ihm verpaßt, aber seine Eltern kommen ja auch aus Deutschland. Gil
ist total cool und läßt mich auch ein paarmal mit Herrn S. von der
Hotline der RV-Vermietung telefonieren, schickt sogar ein Fax hin – und
verabschiedet mich händeschüttelnd und mit einer freundlichen Umarmung,
fast, als wären wir uralte Freunde. Dafür (und zum Trost) bekommt er
einen meiner begehrten und wertvollen alten Silverdollars geschenkt.
Danach nehmen wir wieder Fahrt auf mit unserem Schlachtschiff. Wir müssen
sieben Meilen zurückfahren. Der
Gag am Rande: Leo's ist auf dem mitgegebenen Lageplan an der korrekten
Stelle fest eingezeichnet. Ich habe ihn mir nur nicht lange genug
angesehen oder ihn gar darauf gesucht. Der
Obergag, oder soll ich sagen, der Burner: Ich mußte auf dem Campground
einen gelben Papier-Anhänger am Innenspiegel aufhängen, als Zeichen dafür,
daß ich und für wie lange ich bezahlt habe. Und der hängt da jetzt
immer noch und schaukelt hin und her. Auf der mir zugewandten Wackel-Rückseite
steht Leo's Adresse, sehr gut sichtbar, direkt vor meinen Augen. Mit einem
Wort: Diese peinliche Blamage wäre gar nicht notwendig gewesen! Es
gibt Momente, da möchte man seinen dummen Schädel direkt gegen eine
Mauer schlagen… Doch
Shit happens, von so einem kleinen Malheur lassen wir uns doch (kaum) die
gute Laune verderben. Jetzt ist der Weg zu Leo's plötzlich ganz einfach
und wir bekommen endlich unseren „2012 Woodall's North America's Leading
Campground Directory Since 1936“ mit
12.701 Campingplätzen und RV-Parks (1.972 Gramm schwer und 61 Millimeter
dick) anstandslos im Tausch gegen 28,40 Dollar übergeben. Das absolute
„Must have“ für Reisende in einem Wohnmobil! Ohne dieses Buch kann
man einfach nicht überleben! Jetzt steht einer lässigen Weiterfahrt
nichts mehr entgegen. Danach
tanken wir direkt gegenüber und ich besuche noch rasch den Honda-Motorcycle-Dealer
nebenan, um endlich mal die neue GoldWing leibhaftig zu sehen und (leider
erfolglos) nach ein paar neuen Teilen für mein Moped zu suchen. Nach
einem kurzen Mittagessen suche ich uns einen geeigneten schönen
Campingplatz für die nächste Nacht aus unserem neuen Buch heraus und
dann geht es los. Die Uhr zeigt exakt zwölf Uhr mittags. Wir nehmen
weiter Kurs nach Osten. 12:
20 Uhr. Die stählerne Chesapeake Bay-Bridge kostet gut angelegte 4 $
Toll. Das ist sie aber auch dicke wert! Vielleicht die längste, schönste,
höchste, spektakulärste Brücke, die wir bisher in den USA, äh, ja, hm,
kann man sagen, „weltweit“ befahren haben! Sie schwingt sich in einem
eleganten Bogen über die Bay, meistens auf stabilen Betonstützen, in der
Mitte an den höchsten Stellen aber auch auf grazilen Stahlpfosten.
Sogar
Ingrid ist ausnahmsweise mal ganz aus dem Häuschen und fragt mich dauernd
begeistert, wer wohl die Brücke gebaut habe. Als ob ich das wüßte.
Vielleicht die Ricola-Schweizer? „Wer hat es erfunden?!“ „Die
1954 gebaute Chesapeake Bay-Bridge im Verlauf der US 5/301 heißt
offiziell „Wm. Preston Lane Jr. Memorial Bridge“. 1973 wurde eine
parallele Brücke gebaut. Beide bestehen größtenteils aus stählernen
Fachwerkträgern. Sie sind knapp sieben Kilometer lang. Um das
Eigengewicht der beiden Brücken so leicht wie möglich zu halten, wurde
der Straßenbelag aus Leichtbeton hergestellt.“ Wir ändern unseren Kurs und schwenken hier nach Süden runter; wir
passieren Oxford, MD, Cambridge, MD und Salisbury, MD. Unser nächstes
Etappenziel ist Crisfield, MD, an der Spitze unserer riesigen Halbinsel.
Aber bis dahin kommen wir heute nicht, so viele Campgrounds gibt es in
Maryland nicht, schon gar nicht die besseren mit Full Hook-Up, wie wir sie
bevorzugen. Der
einzige Platz weit und breit ist der „Sandy Hill Family Campground“ in
Quantico, MD, den wir gegen 17 Uhr erreichen. Sue gibt mir einen schönen
Stellplatz unter vielen hochgewachsenen Kiefern, oder sind das jetzt
wieder Pinien?, für fast geschenkte 25 Dollar. Da versuche ich gar
nicht erst, noch etwas davon runterzuhandeln. Leider gibt es aber keine
Stellplätze direkt am Wasser, die sind alle fest an Dauercamper
vermietet. WiFi gibt’s auch nicht, ist aber bei dem niedrigen Preis auch
leicht verschmerzbar. Wir sind die einzigen lebendigen Gäste, alle
anderen Wohnmobile sind im Moment offenbar unbewohnt. Sues
Schwiegereltern wanderten 1961 aus Deutschland in die USA aus. Sie ruft
sie sofort an und Heinz und Carsta kommen flugs zur Registration rüber,
als sie von uns hören. Wir bekommen gleich seinen ganzen interessanten
Lebenslauf erzählt. (In den frühen sechziger Jahren Computerspezialist
bei Opel in Rüsselsheim, ausgewandert in die USA, Computerastronom bei
der University of Maryland, Campingplatzbesitzer im bergigen Norden von
Maryland und seit 39 Jahren hiesiger Campgroundbesitzer.) Sue zeigt mir
dann mit ihrem Golf-Cart die freien Plätze und ich darf mir den schönsten
aussuchen. Ein
Tag, der erst unangenehm begonnen hat, findet so doch noch einen
freundlichen Abschluß. Wenn es auch, wie angekündigt, kühl geblieben
ist. Also verzichte ich auf meine Zigarre. Dafür bekommen wir einen schönen
Sonnenuntergang über dem Meer, hm, über der Bay geschenkt. Zum
Abendessen bereitet Ingrid Spaghetti zu und kredenzt den restlichen
australischen Rotwein, der noch ganz OK schmeckt. Eis gibt es als Dessert. Ingrid:
Nur Blechschaden, alles wird gut! Die Brücken muß man sich anschauen.
Gigantisch!!!!! Sogar für mich als Frau. Carsta findet die Brücke hübsch,
„hübsch“ ist aber total untertrieben! 5)
Freitag, 13. April 2012 Freitag,
der dreizehnte! Aber der war ja gestern für uns. Vielleicht bleibt der
heutige Tag ja mal unfallfrei? Warum müssen mir eigentlich immer diese
kleinen Dinge passieren? Na, OK, ich bin trotzdem mit meinem Schutzengel höchst
zufrieden, er hat mir schon so oft in wirklich gefährlichen Situationen
und in Lebensgefahr geholfen, da darf er schon mal bei Winzigkeiten etwas
nachlässig sein, so bleibe ich auch auf dem Teppich und werde nicht allzu
übermütig... Wetter
morgens wie immer, sonnig und kalt, nein, nur noch kühl. Fast könnten
wir schon draußen sitzen. Trotz der vielen Motorhomes sind wir die einzig
lebendigen Personen auf dem großen Campingplatz am Rande des Schilfs. Die
Saison hat offensichtlich noch nicht begonnen. Wir teilen uns den Platz
mit Eichhörnchen und Vögeln. Ingrid
hat sich jetzt auch akklimatisiert. Beide haben wir wie die Bären im
Winterschlaf geschlafen und lassen es auch heute Morgen ganz ruhig
angehen. Das Beste am Norden, äh, nein, an unseren USA-Wohnmobil-Touren,
sind die Frühstücke... Heute
wollen wir erst einmal weiter runter ans Ende der halben Halbinsel nach
Crisfield, MD. Um 10:15 Uhr lichten wir den Anker, nicht ohne vorne an der
Registration unsere beiden Abwassertanks geleert haben zu wollen. (Direkt
am Stellplatz durften wir nur „Greywater“ ablassen. Auch noch nie
erlebt.) Außerdem
will ich mir von Sue noch schnell einen kleinen Schraubenzieher ausleihen,
die kleine Lüftungsklappe an der Decke im Bad ist defekt und läßt sich
nicht mehr schließen. Aber:
Erst einmal laden uns Heinz und Carsta zu einem gemütlichen Plausch in
ihrem Haus ein. Offensichtlich sprechen sie gern mal wieder Deutsch. Sie
geben uns sogar ein Paket auf deutsche Art gebackenes Brot mit. Und zum
Abschluß schmieren sie uns als Krönung noch zwei (deutsche)
Leberwurstbrote. Das Brot müssen sie in Kanada bestellen und es wird dann
per UPS geliefert. („Jagdschnitten“ von Dimpflmeier in Spring Water,
Toronto.) Und die deutsche Leberwurst kann man hier auch nicht in jedem
Laden kaufen. Außerdem
bekommen wir noch eine Führung durchs ganze Haus direkt am Nanticoke
River und, als Highlight, die Garage mit ein paar alten Autos gezeigt; ein
1968 gelber Mustang, zwei alte Vorkriegs-Ford und noch ein paar Autos
stehen hier herum. Heinz
klärt mich auf: Die Kiefern bzw. Pinien sind in Wirklichkeit „Pines“
und haben nur jeweils drei Nadeln. Daran kann man die spezielle Sorte
erkennen, deren Namen ich aber vergessen habe. Unsere
Dachluke ist ein neues Problem. Mit einem Schraubenzieher ist es hier
nicht getan, wir brauchen die volle schwere Werkzeugkiste. Und eine große
Leiter. Heinz hat als alter versierter Campgroundbesitzer jede Menge
Erfahrung mit diesem speziellen Problem. Die Vormieter hatten die Luke
offenbar beschädigt und notdürftig nur mit Klebeband zugeklebt. Sie muß
ausgetauscht werden. Heinz hat im Laden verschiedene Ausführungen und,
ein Wunder, auch die für uns passende neue Klappe. Für 22,47 Dollar.
Einbau ist kostenlos! Von außen auf dem Dach des Wohnmobils hockend,
wechselt er sie aus, mit seinen immerhin achtundsiebzig Jahren, dann noch
die untere Hälfte innen vom Bad aus aufschrauben, die Führung im Gestänge
einhängen – und alles klappt wieder.
Immerhin
eine Stunde Arbeit, die ich allein ohne Werkzeug und Leiter nie hätte
selbstmachen können. Jetzt wird noch schnell gedumpt, d.h. das Abwasser
aus den beiden Tanks entleert. Welch
ein Glück, daß wir bei den Beiden übernachtet haben und daß sie Zeit für
uns hatten! Der Abschied fällt entsprechend herzlich aus, auf jeden Fall
haben wir zwei neue Freunde gefunden, die wir natürlich demnächst
unbedingt noch einmal besuchen wollen. Sue
erzählt uns noch, daß sie mich sofort als German erkannt hat: Sandalen
und Socken, das tragen hier nur Deutsche... Um
13:00 Uhr fahren wir endlich ab. Wir machen einen kleinen bogigen
Schlenker durch Salisbury, MD und fahren dann auf der US 13 weiter
gen Süden. Es bleibt sonnig und es ist, wie versprochen, schon nicht mehr
ganz so kühl. An
unserem heutigen ersten Ziel, Crisfield, MD ist nicht viel los und wir
fahren nach kurzem Aufenthalt an der Waterfront gleich weiter. Bald überqueren
wir die unspektakuläre und eigentlich auch unsichtbare Grenze nach
Virginia. Unsere Straße bleibt weiterhin vierspurig. Die ganze Gegend heißt
schon lange Eastern Shore. Unseren
nächsten Campground habe ich uns in Cheriton, VA ausgesucht. Aber heute
ist Freitag der dreizehnte, also muß ja noch irgendetwas passieren: Ein
Verkehrsunfall! Nein, nicht wir, zwei Pkw sind gerade auf einer Kreuzung
heftig zusammengestoßen. Die Kreuzung ist jetzt gesperrt und wir müssen
eine halbe Stunde warten, bis die Unfallfahrzeuge abgeschleppt sind und
bis die Feuerwehr die Trümmer, Ölflecken und Verletzten entfernt,
abgestreut und abtransportiert hat. Personenwagen werden rechts über eine
Seitenstraße abgeleitet, aber wir und noch ein, zwei große Lkw werden
festgehalten. Gegen
18:00 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel und werfen den Anker. Wir sind
im Cherrystone Family Camping Resort. Die Registration ist nicht mehr
besetzt. Jeder Neuankömmling nimmt sich einen Briefumschlag aus dem dafür
vor dem Office bereitstehenden Kasten, steckt später pauschale 50 $ in
bar hinein, (Kreditkarte geht nicht!), sucht sich einen ihm genehmen
Stellplatz unter hunderten aus – und wirft den Umschlag mit dem Geld am
nächsten Vormittag bei Verlassen des Platzes in einen dafür vorgesehenen
Kasten mit dünnem Schlitz neben der Schranke der Ausfahrt. Wir
stellen uns direkt am Meer auf, vor allem „richtig herum“, mit Blick
aufs Meer. Wir beobachten immer wieder, daß sich Wohnmobile verkehrt
herum hinstellen (müssen/sollen), also mit dem Fahrzeugheck zur Aussicht
hin, sodaß man durch die Vorderscheibe nur die unmittelbaren Nachbarn
gegenüber sieht. (Und die meist auch nur von hinten.) Die spinnen, die
Amis! Dann
schließen wir uns an die Versorgungsleitungen an und genießen den
nahenden Sonnenuntergang. Wollen ihn genießen. Neues Unheil: Unser „Blümchen“,
das Klo, bzw. das Rohr in unseren Abwassertank ist verstopft! Aber alles
geht gut, ich kriege es rechtzeitig wieder frei. Ich persönlich denke, daß
da noch Defizite der frechen, nein, unverschämten und rücksichtslosen
Vorbesitzer übrig geblieben waren, denn die entsprechende Kontrollleuchte
zeigte von Anfang an einen nur halbleeren Blackwater-Tank an. Schließlich
haben sie das Auto auch nur mit halbvollem Benzintank abgegeben,
Hauptsache, der Zeiger der Tankuhr stand gerade noch auf Voll. (Ein
uralter und ungerechter fieser Trick unter Automietern. Die Vermieter
sollten hier viel genauer kontrollieren! Denen ist es aber offenbar egal.) Trotz
allem, wegen der Aussicht aufs Meer, ja, durch die Frontscheibe, ist dies
der bisher schönste Standplatz der Reise. (Entschuldigung, Heinz und
Carsta. Euer Platz war dafür der freundlichste!) Leider
auch hier kein WiFi. Die Amis haben das WiFi (unser deutsches WLAN) doch
erfunden, vor mindestens mal zwölf Jahren. Und trotzdem bekommt man es
(kostenlos) so selten auf den Campingplätzen. Schade. Ich muß da jetzt
mehr drauf aufpassen und die Plätze sorgfältiger aussuchen. Die Infos
erhält man ja schließlich alle im dicken Campground-Führer. Nach
getaner Arbeit gibt es erst einmal die verdienten kühlen Drinks – und
die ebenso heiß ersehnte dicke Zigarre in der warmen roten Abendsonne. Heute
Abend bereitet uns Ingrid die vorhin im Wal-Mart gekaufte Pizza mit
halbwegs knusprigen Chicken-Wings zu. Wir haben natürlich auch kein
Feuerzeug mit langem Griff für den Herd mitbekommen. Aber ein
freundlicher Nachbar, Curt, hilft uns beim Entzünden der Pilotflamme im
Herd. Camper helfen sich halt immer gegenseitig. Das ist auf der ganzen
Welt so. Ingrid:
Carsta, Heinz und der Atlantik waren die heutigen Highlights. Ich denke,
dass mir diese Reise viel Vergnügen machen wird. 6)
Samstag, 14. April 2012 Heute
Nacht habe ich wie ein junger satter Löwe in seinem Nachmittagsschlaf auf
den Ästen einer Akazie in Afrika geschlafen. Kein Wunder, auf so einem
schönen Platz direkt am Meer ist das nicht schwer. Ich
staune immer wieder darüber, daß ich auf meinen Urlaubsreisen meistens
ganz andere Träume als sonst habe, lange Träume, die sich gerne
weiterentwickeln und oft auch eine durchgehende Handlung haben, fast wie
Filme. Draußen
liegen zwei leere Riesentanker auf Reede und warten auf einen neuen
Auftrag. Im Radio bekommen wir einen guten Tipp: -
Denk
nicht über das Geld nach, das Du nicht hast! -
Vergiß
die hohen Benzinpreise! -
Verdräng
die astronomischen Schulden Deines Landes! -
Freu
Dich über das Wetter und die schöne Musik! -
Du
hast Wochenende! Na,
das ist doch mal ein guter Rat. Apropos, die Benzinpreise sind natürlich
auch hier in die Höhe geschossen, wie immer, wenn wir hier mit einem
Wohnmobil rumfahren. Die Kisten haben einen astronomischen Verbrauch, so
„ab“ 36 Liter/10 Gallons auf hundert Kilometer. Die Wohnmobile unserer
Größe haben ja den cw-Wert eines Schuhkartons und die Angriffsfläche
eines Möbelwagens. Jedenfalls, Benzin kostet im Moment meistens so um die
3,85 $ bis 3,99 $ pro Gallone billigster Qualität. Also etwa 80 Eurocent
pro Liter. Hoffentlich sagt jetzt niemand, „geht ja noch“. Ich erwarte
viel eher Mitgefühl der mir geneigten Leserinnen und Leser. Im Vergleich
mit unseren heimischen Autos verbrauchen wir hier schließlich das
Vierfache. Ingrid
brutzelt uns unser Hot Breakfast, während ich uns das neue abendliche
Ziel aussuche. Wir haben über 280 Kilometer und mindestens mal sechs
Stunden Fahrtzeit vor uns. Dann noch die morgendliche Generalreinigung im
Innern des Wohnmobils und Dumpen. Beim
Rausfahren gehe ich doch lieber nochmal in die jetzt geöffnete
Registration und brauche hier nur 42,50 $ (statt der pauschalen 50 $
im Umschlag) zu bezahlen. Und los geht die Reise. Es ist 10:45 Uhr.
Schnell noch volltanken: Kurz
danach beginnt die ebenso lange wie spektakuläre Brücke durch die
Chesapeake Bay, wegen der ich diese Route gewählt habe.
Wir
haben zwei Spuren auf der alten Brücke vor uns, und zwei Spuren auf der
etwas entfernten neuen Brücke zurück für den Gegenverkehr.
Zwischendurch kommen zwei enge (wirklich enge!) nur je einspurige Tunnel.
Wichtig: Die Gasflasche muß hier rechtzeitig vorher zugedreht werden. Das
ganze kostet für uns noch akzeptierbare 17 $, Pkw bezahlen 12 $.
Unterwegs gibt es einen Anhalte- und Aussichtspunkt. Chesapeake
Bay Bridge-Tunnel – Wikipedia chesapeake
bridge - Google-Suche (Fotos) Ich
weiß längst, daß wir beide, unser Auto und ich, keine Freunde werden können.
Die Lenkung ist ausgeschlagen und ich muß ununterbrochen unseren Kurs
heftig korrigieren. Waschwasser für den Scheibenwischer kommt keins,
obwohl der Behälter noch halbvoll ist. Die mickrigen Scheibenwischer
rubbeln und haben sowieso längst ihr Verfallsdatum überschritten; sie
kommen ihrer Aufgabe nur noch höchst widerwillig nach. Das Radio ist
veraltet. Und das überlange Heck ist überhaupt die größte Zumutung,
weil man in den rechten Spiegeln kaum erkennen kann, wo es aufhört.
Hinten gab es deshalb offensichtlich schon oft Reparaturen. Hinzu
kommt, daß wir mit der Kiste einen Bremsweg wie ein Supertanker oder wie
ein schwer beladener Güterzug haben. Da heißt es, vorausschauend fahren. Wir
überschreiten die Grenze nach North Carolina. Hier heißt die Gegend
Currituck. Für ein paar wenige Kilometer Autobahn müssen noch einmal
vergleichsweise teure drei Dollar gelöhnt werden. Inzwischen ist es gut
warm geworden, die Anzeige an einer Tankstelle meldet immerhin schon 72°F. Schöne
Gegend, alles ist grün, die Knospen der unzähligen Rhododendren sind
gerade explodiert und blühen rot. Obwohl, alles ist trocken, es besteht
(mal wieder) sehr hohe Waldbrandgefahr. Offene Feuer sind schon längst überall
verboten. Unsere
Straße, die US 12, führt uns auf einer schmalen Landzunge über 140
Kilometer durchs Meer, weiter Richtung Süden, rechts der Pamlico Sound,
links der Atlantik. Die ersten vierzig Kilometer sind etwas mühselig, nur
endlose (schöne) Sommerhäuser, oft auf hölzernen Stelzen, Geschäfte,
Einkaufsmärkte und gehässige Ampeln, die gerne kurz vor der Überquerung
hinterlistig auf Rot schalten. Später gibt es meistenteils nur noch
schmale Dünen und Meer, unsere Straße, und etwas schmales
Naturschutzgebiet auf der anderen Straßenseite. Und jede Menge
Kite-Surfer hinter den Dünen; Wind haben sie ja genug.
Hier
in den Hügeln von Kitty Hawk haben die Brüder Wright 1903 ihre ersten
Flugversuche gemacht! Wie kurz ist das her? Hundert Jahre, hundertzehn
Jahre? Wahnsinn, was daraus entstanden ist. Ein großes Denkmal und ein
paar Ausstellungshallen wurden hier zu ihren Ehren gebaut. Aber die
Einfahrt ist mir zu eng und ich halte lieber nicht an. Piraten
haben hier früher oft ihr Unwesen getrieben. Heute nennt man sie
„Tankstellen“, denn sie verlangen hier deutlich mehr, oft ab 4,50/4,60
Dollar. Natürlich
gibt es auch wieder eine Brücke, nein, zwei, die zweite ist sehr schmal,
hier sind wegen der lose klappernden Stahlplatten nur 25 mph gestattet.
Aber wir schaffen es, ohne Unheil durchzukommen. Sie ist auch nur ein paar
hundert Meter lang. Ganz
zum Schluß versuche ich es mal wieder, halte einen entgegenkommenden
Fahrradfahrer an und frage ihn nach dem Weg, ich will nicht wieder unnötige
Meilen verfahren und umständlich wenden müssen, unser Navi hat den
Campingplatz nicht drin und die Adresse läßt sich auch mal wieder nicht
eingeben. Und, oh Wunder, er weiß, wo unser Campground ist! Der Platz
liegt direkt an unserer Straße, einfach noch sieben Meilen weiter
geradeaus nach Süden – und schon sind wir am Ziel, dem Frisco Woods
Campground am berühmten Cape Hatteras. BTW:
Die Fragerei ist immer schwierig und ein Risiko, die Leute sind meistens
total desinteressiert und kennen oft nicht mal die einfachsten Dinge in
ihrer eigenen Umgebung. (Unser
TomTom-Navi ist ja nun schon zehn Jahre alt und vergleichsweise uralt,
aber meistens arbeitet es ohne zu murren brav und zuverlässig vor sich
hin, warum also ein neues anschaffen? Deshalb darf es immer noch auf jede
USA-Reise mit. Jedenfalls solange es nicht mehr als Ingrid herumzickt.
Ingrid nehme ich ja auch immer wieder mit… Au! Warum werde ich jetzt
geboxt?!) Es
ist 17:50 Uhr. Ich habe es gerne, wenn wir nicht so spät am Ziel ankommen
und uns bei einem kühlen Drink und einer freundlichen Zigarre in der noch
warmen Spätnachmittagssonne entspannen können. Umso besser läßt sich
der zurückliegende Tag reflektieren. Wir
bekommen für vergleichsweise teure fünfzig Dollar einen wunderschönen
Stellplatz direkt am Pamlico-Sound (= Sund, Bay, Meeresarm) und haben (hätten!)
nur noch ein, zwei Meter bis die Räder im Wasser stünden. Vor uns
versinkt die Sonne so schön und langsam im Meer, als wäre es das letzte
Mal. Wir sind natürlich schon wieder total begeistert. Hoffentlich kommt
sie Morgen früh hinter uns wieder hoch. Erneut ein wunderschöner
Reisetag mit vielen neuen schönen und interessanten Impressionen.
Vielleicht sogar exklusiv. Denn ich glaube nicht, daß allzu viele
Deutsche den Weg hierherfanden... Kostenloses
WiFi ist zwar vorhanden, aber ich habe vorhin vergessen, mir das Kennwort
geben zu lassen. Jetzt noch den ganzen weiten Weg zum Office zurücklaufen
– und dann vielleicht vor verschlossener Tür stehen, das tue ich mir
nicht an. Ingrid nörgelt etwas.
Alles
wäre schön, wenn sich nur die beiden offensichtlichen Lesben gegenüber
nicht ununterbrochen provozierend laut unterhielten und die Abendruhe störten.
Dabei haben wir bestimmt nichts gegen lesbische Mädchen, wir sind mit ein
paar von ihnen gut befreundet. Ich
bin erneut reichlich müde und liege schon um neun im Bett. Morpheus empfängt
mich freudig mit offenen Armen. Ingrid:
Die Fahrt an der Atlantik-Küste entlang war einfach superschön.
7)
Sonntag, 15. April 2012 Ich
hab's ja geahnt! Die Sonne ist nicht mehr wiedergekommen! Also deshalb hat
sie sich gestern Abend so überwältigend von uns verabschiedet. Es ist
auf jeden Fall sehr wolkig. Der weiße Reiher von gestern ist aber
wenigstens wieder da und schon fleißig an der Arbeit. Nachts
haben die beiden Lesben noch reichlich und lange (Ingrid schätzt bis
zwei) unheimlich laut geschwatzt. Ich habe mich ständig gewundert, daß
sie keiner der anderen Camper zurechtgestutzt oder wenigstens in ihren
kleinen Wohnwagen geschickt hat. Um
sieben stehen wir auf. Breakfast wie immer. Inzwischen hat es sich die
liebe Frau Sonne überlegt und ist doch noch rausgekommen – und strahlt
wie immer. Nochmal Glück gehabt! Temperatur warm. Endlich warm! Ein
Kanute kommt vorbeigepaddelt. Nachdem
wir Klarschiff gemacht haben, starten wir gegen 11:15 Uhr. Ist ja Sonntag.
Oder doch noch nicht, ich frage vorne in der Registration wegen der Fähre.
Die beiden sehr hilfsbereiten Leute helfen mir und machen für uns
telefonisch eine Reservierung. Außerdem fülle ich auch noch den Gastank
auf. Das LPG-Gas ist hier bestimmt wieder teurer als sonst, aber wir müssen
dann auch nicht so sehr nach einer Füllstation suchen. Jetzt sind wir
wieder autark. Der
Weg ist leicht, einfach rechts rum, immer Richtung Süden, immer auf
Highway 12 bleiben. Nach einer halben Stunde sind wir an der ersten Fähre,
die dann um exakt 13:00 Uhr ablegt. Vierzig Minuten Fahrtzeit. Kostenlos! (Ist
in den USA ja oft so, die eine Fähre kostet nichts, die andere kostet,
oder sie kosten nur in einer Richtung Geld, oder an einem Tag muß man
bezahlen, am andern sind sie gratis...) Die
Gegenfähre begegnet uns auf halbem Weg. Meine Freunde, die Möwen
begleiten uns.
Eine
Seefahrt, die ist lustig. Der Käpt'n fährt Schlangenlinien! Nein, er ist
nicht besoffen, Alkohol ist auf allen Fähren streng verboten, unsere
Fahrrinne ist so kurvig angelegt, überall sind rote und grüne Bojen und
wir müssen uns da durchschlängeln. Um
13:40 Uhr sind wir drüben und schiffen aus. Die Straße bleibt weiterhin
wunderschön, links Atlantik und Dünen mit feinem Sand, rechts Natur,
Gras, Büsche und die Bay. Ingrid meint sogar nach einem kurzen Stopp, daß
das hier der schönste (Atlantik-)Strand ist, den sie je gesehen hat. Aber
sie ist wahrscheinlich nur gut drauf. Wenn die Brise nicht wäre, (schließlich
sind wir am Meer!), wäre es schon zu heiß, aber so ist es angenehm im
warmen Wind.
„Creeks“,
kleine Flüßchen, Meeresarme, bei uns sagt man, glaube ich, Priele dazu,
durchschneiden die einzigartige Naturlandschaft. An
der nächsten Fähre angekommen, haben wir noch fast zwei Stunden
Wartezeit. (Sie fährt wohl nur drei, viermal am Tag.) Wir könnten das
Auto hier stehen lassen und in den nahegelegenen Ort laufen, ruhen uns
aber lieber aus und genießen die anfängliche Ruhe und den ruhigen
Sonntag-Nachmittag. Eis essen und Kaffeetrinken können wir ja trotzdem. Für
kurze Zeit sind wir die ersten und einzigen Fahrgäste, die auf die Fähre
wollen, aber dann kommen immer mehr Autos an und reihen sich nach und nach
hinter uns auf.
Die
Fährpassage (Ocracoke to Cedar Island) kostet für unsere Riesenkiste
akzeptable 30 Dollar. Der Rück- und Umweg über Land wäre weit über
dreihundert Kilometer lang geworden und hätte ein Vielfaches an Benzin
gekostet. Und für das Geld bekommen wir hier eine zweieinhalbstündige
Schiffsreise geboten. Abfahrt wieder absolut pünktlich um 16:30 Uhr. Der
Käpt'n steuert einen großen weiten Bogen. Lange noch sehen wir das
markante schwarzweiße Ocracoke-Lighthouse, den Leuchtturm. Weil die Reise
dann aber doch etwas langweilig und eintönig wird, suchen wir einfach
unsere mitgebrachten Schlaf- und Ruheräume auf und finden es dort sehr
bequem… Unterwegs
begegnet uns auf halber Strecke wieder die Gegenfähre. Das Navi zeigt
eine exakte und konstante Geschwindigkeit von immerhin 20 km/h an.
Ein paar Autos und die Ducati vor uns bekamen übrigens wieder Bremsklötze
untergelegt. Wir auch. Erneut
werden wir von vielen eleganten Möwen begleitet, die erfolgreich
aufpassen, daß unserem Schiff nichts passiert. Leider werden es unterwegs
immer weniger. Fahrplangenau
um 18:45 Uhr legen wir wieder an und rollen kurz darauf von Bord. Eine
halbe Stunde später sind wir auf dem Cedar Creek Campground in Sealevel,
NC. Unser Stellplatz kostet günstige siebenundzwanzig Dollar. Hier
spendet uns die Good Sams-Karte erfreuliche zehn Prozent Rabatt.
Kostenloses WiFi darf man bei so einem niedrigen Preis allerdings nicht
erwarten. Der
Chef kommt später extra noch zu uns an den Wagen und warnt uns vor
morgendlichen beißwütigen Horden von Moskitos. Wir müssen ihm
versprechen, aufzupassen. (Wie soll das eigentlich gehen?) Eine Abordnung
kann es nicht lassen und saugt viel zu früh schon jetzt an uns herum, als
wir noch kurz draußen sitzen (wollen). (Dürfen die das so früh abends
schon?) Dabei könnte der Campingplatz so schön sein. Doch wir müssen
Tribut zollen, denn im Wohnwagen sind sie auch schon; eine kleine Invasion
hat zwischenzeitlich stattgefunden. Nach der dreißigsten totgeschlagenen
Schnake höre ich auf zu zählen. Obwohl sie mir auch jedes Mal ein wenig
leidtun. (Vielleicht werde ich ja mal als Stechmücke wiedergeboren...?) Angenehm:
Wir sind hier auf dem Platz die einzigen Übernachtungsgäste. (Jetzt weiß
ich auch warum.) Also wird diesmal alles ruhig bleiben.
Zum
Abendessen gibt es ein riesiges saftiges T-Bone-Steak mit kleinen „Mäuschen“,
(Kartöffelchen), und Gemüse. Dazu trinkbaren Merlot aus Virginia. Und
ein Eis. Warum sollen wir hungern und darben? Zuhause stelle ich mich
vorerst einfach nicht mehr auf die Waage. Oder drehe sie einfach auf minus
5 Kilo zurück... Ingrid:
Der feine weiche Sand am Atlantikstrand hat mich heute ganz besonders
beeindruckt. Und natürlich die Fahrt mit dem Schiff. Und das gemächliche
Reisen ohne den sonst üblichen Zeitdruck. So finde ich neue Kraft! Das
ist meine liebste Art des Reisens. Für mich ist das Luxus pur!
8)
Montag, 16. April 2012 Aufstehen
um sieben. Sonne scheint, es wird wieder warm werden. Die Gänse sind auch
schon wieder da, diesmal sind sie zu dritt. So eine Ménage à trois
(Dreierbeziehung) gibt es also auch im Tierreich. Sie watscheln putzig
herum und zupfen sich ununterbrochen Gras aus der gemähten Wiese. Seit
vorgestern Abend haben wir keine Heizung mehr gebraucht. Die
Klappe eines oberen Regalfachs fällt aus dem Scharnier. Sie wurde
bestimmt schon fünfzigmal „repariert“, und ich muß es jetzt mit dem
ausgeliehenen Schraubenzieher zum einundfünfzigsten Mal versuchen. Die
drei Schraubenköpfe sind halt längst viel zu klein für die Löcher des
Scharniers geworden. (Oder die Löcher zu groß.) Schade,
dieser Morgen hätte der angenehmste aller Morgen werden können, aber die
schrecklichen blutrünstigen Schnaken sind einfach zu bösartig. Natürlich
habe ich auf dieser Reise auch kein Abwehrspray mitgenommen – sonst
hatte ich es immer dabei und noch nie wirklich gebraucht... Heute
will ich etwas mehr Kilometer machen, hm, Meilen natürlich, und sehe mir
die Karte mal etwas genauer an. Wir haben Halbzeit und ich glaube, wir
sollten mal langsam über unseren Rückweg nachdenken. Der zweite Teil der
Reise beginnt. Als
nächstes Ziel gebe ich Waynesboro, NC ein; 750 Kilometer quer durch
North Carolina nach Westen. Eigentlich wollte ich ja noch weiter nach Süden
fahren, wenigstens bis Myrtle Beach, SC, aber das kann ich canceln.
Vierzehn Tage sind halt einfach zu wenig. Viel zu wenig... Wir
starten um zehn Uhr. North Carolina bietet (jedenfalls auf der Karte)
keine besonders schönen touristischen Straßen an, deshalb nehme ich
einfach die (eher langweilige) autobahnähnliche US 70. Die
Temperaturanzeigen an den Tankstellen stehen durchweg auf 85 bis 90°F.
Jetzt haben wir die Hitze, die wir wollten, und meckern schon gleich
wieder drüber... Pinien,
Pinien, Pinien - Laubbäume sind hier eher selten. Der Verkehr ist OK, wir
kommen ganz gut und ohne Stau durch. Rolling home – across the sea, äh,
…country!
An
einer großen Shell-Tankstelle in New Bern kontrolliere ich die Luft in
den Reifen. Will sie kontrollieren. Doch es ist kaum noch etwas Druck im
Kompressor und der Chef muß erst gerufen werden. Er muß mit dem Auto von
irgendwoher kommen und den Kompressor wieder flott machen. Dann gibt es
keine Uhr dran, nur den nackten Schlauch. (Ist hier in den USA durchaus üblich.)
Der primitive kugelschreiberähnliche Luftdruckmesser, den ich innen
geliehen bekomme, zeigt nur bis 50 PSI an, wir haben aber mindestens 80
PSI drauf. Und dann kommt man nicht an die Ventile der innenliegenden
Reifen der Hinterachse. Ich fülle die erreichbaren Reifen deshalb einfach
nach Gefühl etwas auf. Aber man muß hier schon froh sein, wenn die Luft
nichts extra kostet. Und wenn man sie überhaupt bekommt. BTW:
Hier in New Bern, NC wurde Pepsi Cola erfunden. Kann man da überhaupt von
„Erfinden“ sprechen? Vielleicht sollte ich „entwickelt“ schreiben. Welcome to the Pepsi Store! The Birthplace of Pepsi Cola. Am
Nachmittag gibt es Probleme. Der angebliche Campground in Raleigh entpuppt
sich als total ungeeignet, hier gibt es offenbar nur Dauermieter. Das
Office ist geschlossen. Und es gefällt uns hier auch nicht. Deshalb
fahren wir zwanzig Meilen weiter nach Durham. Der
alternative Campground Birchwood in Durham ist schwer zu finden, weil im
dicken Buch keine Adresse angegeben ist. Wir müßten anrufen. Ja, solche
Dinge gibt es auch. Wir müssen etwas suchen und hin- und herfahren,
meistens genau gegen die schon tiefstehende Sonne, finden ihn dann aber
letztlich und überraschenderweise doch noch (wie Erlkönig, mit Mühe und
Not - aber wir sind wenigstens nicht tot...) und erreichen ihn gegen 19.00
Uhr. Der Chef ist Vietnamese und akzeptiert nur Bargeld. Günstige
zweiunddreißig Dollar. Und es gibt keine Quittung. (Die Gründe für die
Barzahlung kann ich mir übrigens lebhaft vorstellen...) Unser
Campground liegt ganz angenehm und romantisch mitten im schattig-grünen
Wald. Ich
erfahre von den Nachbarn, daß es hier in Durham ein berühmtes und
anerkanntes Krankenhaus gibt, zu dem auch viele Leute aus Deutschland
kommen. Und natürlich auch aus vielen anderen Ländern. Nachdem
wir uns lange genug (unnötig) gequält haben, schalte ich doch noch eine
der beiden Klimaanlagen ein. Nach
dem Abendessen schreibe ich wie immer am Bericht herum und Ingrid genießt
die Freuden des Internets auf ihrem doofen i-Pad. (Ja, ich mag keine
Apfel-Produkte!) Ingrid:
Ein schöner gemütlicher Tag, leider ohne Highlights. Nur das abendliche
Suchen hätte nicht sein müssen. Aber Wilfchen bleibt dann ja ganz
gelassen. Gut, daß es hier endlich WiFi gibt. 9)
Dienstag, 17. April 2012 Aufstehen
um acht. Wetter sonnig und warm. Golden glitzernde Sonnenstrahlen finden
ihren Weg durch das grüne Laubwerk über uns. Heute frühstücken wir zum
ersten Mal draußen. Wir stehen in einem großen gepflegten Park mit jeder
Menge, endlich, Laubbäumen. Vögel zwitschern nach Herzenslust und picken
nach Würmern, Eichhörnchen schlagen Purzelbäume und sausen gut gelaunt
die Bäume rauf und runter. Wenn wir Zeit hätten, würden wir es ihnen
gerne nachmachen – oder wenigstens noch einen Tag länger bleiben. Abfahrt
um zwölf. Ich weiß gar nicht, warum es immer soo spät wird? Wir wollen
heute noch weiter nach Westen, Zielpunkt ist Cherokee, NC. Laut Navi
436 km. Dort beginnt der Blue Ridge Parkway in den Shenandoah Mountains.
Eine lange Autobahnfahrt steht uns bevor. Aber dafür werden uns nicht
mehr so viele Ampeln wie gestern nerven. Als
erstes kommen wir durch Orange County, das gibt’s also nicht nur südlich
Los Angeles' oder „das richtige“ im Nord-Osten. Die
I-40 ist hügelig, und läuft auf und ab. Und die Lkw sind jetzt auch
endlich da. Diese Interstate ist offensichtlich eine wichtige
Querverbindung. Ich fahre meistens mit 2.000 bis 2.500 Upm = 60 bis 70
mph. Auf zwei Abschnitten sind offiziell sogar siebzig erlaubt, sonst hier
im „Mittleren Osten“ nur 65 mph. Unsere
Kiste ist diesmal nur zwölf Fuß hoch, nicht wie beim letzten Mal
dreizehn. So brauchen wir auf niedrige (zu niedrige) Brücken nicht mehr
so sehr aufzupassen. Trotzdem ziehen wir dann jedesmal noch immer unwillkürlich
die Köpfe ein. Quer oder schräg über die Straße verlegte Telefonkabel
bereiten mir auch immer wieder etwas Sorge. Man könnte den berühmten
Wunsch für Seefahrer auch etwas abwandeln: Und habt immer eine Handbreit
Luft über Eurem Dach! Ganz
schön fortschrittlich: In einer der üblichen Wiegestationen (Weigh
Stations) werden die großen Lkw während der Durchfahrt gewogen und
brauchen nicht total anzuhalten. Nach
einer Stunde, gegen 13:00 Uhr, machen wir unsere erste Pause. Bei JR.
Hier
gibt’s den weltweit größten Zigarrenladen, fast so groß wie bei uns
so mancher Supermarkt. Frauen können hier ihre Männer abgeben, die gemütlich
eine Zigarre rauchen dürfen, während ihre „Muttis“ (sprich Frauen)
einkaufen. Eigentlich sehr schade: Ich lasse Vernunft walten und ignoriere
die Vielfalt des Angebots, die Auswahl ist mir wirklich viel zu groß,
(sooo viel Zeit haben wir nun auch nicht), und die Preise sind mir zu
klein gedruckt, ich müßte erst meine Lesebrille im Auto holen. Habe
(hatte) ja auch genug Zigarren dabei. (Zwei Kisten à 25 Stück, darf ich
das überhaupt? Bin immer zu bequem/faul, um endlich mal nachzusehen.)
Zuviel Rauchen ist sowieso ungesund und soll der Potenz schaden. J·R Cigars.com: Premium Cigars and cigar accessories at the best prices. Um
14:30 Uhr machen wir Mittagspause auf einem der spärlich gesäten Rastplätze,
überhaupt erst der zweite heute. (Insgesamt sehen wir heute nur drei!)
Dies ist erneut der heißeste Tag unserer Reise, wir haben draußen
deutlich über 90°F. Wir „safteln“ (schwitzen) ganz schön, wie Harry
immer sagt. Ich
tanke für zweimal 75,00 Dollar. (Amerikanische Tanksäulen schalten sich
gerne bei fünfundsiebzig oder hundert Dollar ab. Man muß dann die
Prozedur mit der Kreditkarte einfach wiederholen.) Unser Tank ist trotzdem
noch nicht voll; er faßt immerhin locker 75 Gallonen (ca. 280
Liter). Dann kaufen wir nebenan etwas bei Food-Lion ein und als wir ans
Auto zurückkommen, nieselt es etwas. In der Ferne hört man es donnern. 17:30
Uhr. Plötzlich tauchen hohe Berge vor uns auf. Die Great Smoky Mountains.
Als wir von der Autobahn runterfahren, sind wir sofort wieder auf der Old
US 70, die uns den ganzen weiten Weg vom Atlantik parallel zur I-40
begleitet hat. Um
kurz vor sieben erreichen wir unseren Campground, Buck Creek Campground
& Driving Ranch, Marion, NC. Wir sind immerhin schon ca. fünfhundert
Meter hoch. Hier kann man Campen und/oder seine Golf-Abschläge
trainieren. (Zufällig geht das ja auch schon aus dem Namen hervor.)
Wieder muß ich bar bezahlen, durchaus günstige 33 Dollar. Ein Phänomen,
das mich immer wieder verwundert. Ich dachte, die USA haben extra
Kreditkarten erfunden, um das Bezahlen einfacher zu machen?! Auf der
anderen Seite kann man oft kleinste Beträge mit der Karte bezahlen. Wir
haben Glück und können uns einen sehr angenehmen Stellplatz direkt am
Rande der Driving Ranch aussuchen, mitten im saftigen Grün. Wir sind auch
hier ganz allein. Links neben uns ist ein romantisch rauschender Bach
unter vielen Bäumen. Erneut ein wunderschöner Campground. Auch hier würden
wir gerne noch einen weiteren Tag bleiben. Sogar mit kostenlosem WiFi. Nur
die Abendsonne fehlt uns ein bißchen. Unser
eigentliches abendliches Ziel habe ich gecancelt, wir hätten noch eine
Stunde weiterfahren müssen und Ingrid will lieber Feierabend machen. Sie
muß ja auch noch Kochen und Spülen. Und mit den Kindern Skypen. Und
Solitär und was weiß ich alles spielen... Es
regnet sich ein. Heftiger Schnürlregen. Blitz und Donner gibt es später
gratis dazu. Im Atlas sehe ich, daß der Blue Ridge Parkway hier nur noch
zehn Meilen entfernt ist. Bis morgen früh müssen wir uns entscheiden, ob
wir dorthin hoch oder zurück zur Autobahn fahren. Unsere Autobahn überquert
ihn aber morgen in Ashville auch noch zwei, dreimal. Ich warte mal ab, wie
das Wetter morgen früh ist. Ich will jetzt nichts entscheiden. Zum
Abendessen gibt es ein außerordentlich saftiges und zartes Steak mit köstlichen
roten Kartöffelchen und Salat. Um
neun liege ich im Bett, Ingrid bleibt noch etwas auf. Die Stiche der
frechen Moskitos von vorgestern nerven noch immer. Ingrid:
Der
Tag war echt heiß und die Autobahn sehr lang, aber ich liebe diese
langsame und bequeme Art des Reisens. (Wenn nur die abendliche Spülerei
nicht wäre. Eigentlich müßte auch noch eine Spülmaschine mit an Bord
sein.) Abends dann die Regentropfen, die auf unser Dach klopfen, einfach
gemütlich! Hoffentlich regnet es die ganze Nacht durch. Aber Morgen soll
bitte wieder die Sonne scheinen! 10)
Mittwoch, 18. April 2012 Wir
stehen um acht auf. Schade: Es regnet nach wie vor die sprichwörtlichen
Bindfäden. Google Earth zeigt uns ein riesiges langgestrecktes
Regengebiet zwischen Maine und Florida, und wir sind mitten drin. Morgen
soll es durch sein und die Sonne wieder scheinen. Also nicht schlimm. Schlimm
ist das mehrmals aufs Neue verstopfte Klo, äh, Blümchen. So alte
Mietfahrzeuge taugen halt hinten und vorne nichts. Am Dach dringt längst
Regenwasser ein; der Dachhimmel ist schon an verschiedenen Stellen feucht.
Die ganze Nacht hat es irgendwo hinter dem Kühlschrank getropft. Jetzt
fehlte nur noch, daß wir überall Schüsseln und nicht vorhandene Eimer
unterstellen müßten… Immer
wieder witzig: Wir sitzen weit weg von zu Hause und hören die heimischen
Staumeldungen in NRW oder Rheinland-Pfalz. Zusätzlicher Trost: Das Wetter
zu Hause ist genauso mies wie hier, Regen, 12°C. Um
halbzwölf fahren wir los. Erst ein Stückchen Landstraße, sie mündet
von selbst in die I-40, auf der wir heute ein Stück weit bleiben. Erst
zum Schluß biegen wir wieder ab und fahren noch vierzig, fünfzig
Kilometer autobahnähnliche Landstraße. Die
Berge werden spitzkegelig. Und ungewohnt hoch. Wir sind halt in den
Appalachian Mountains. Ein „Paß“ mit immerhin etwas über neunhundert
Metern muß überquert werden.
Ingrid
möchte heute wieder etwas ausspannen und nicht so viel Zeit mit Fahren
verbringen, deshalb suche ich uns einen schönen Campingplatz in der Nähe.
(Das ist eben der Luxus, man hat die Freiheit, überall, wo ein Campground
ist, Station zu machen. Er muß nur geöffnet sein. Es gibt hier in der
Umgebung eine ganze Reihe Plätze, die nach der Winterpause erst am 1. Mai
wieder öffnen. Und WiFi muß es geben. Darauf achte ich jetzt immer.) Gegen
vierzehn Uhr sind wir schon am heutigen Ziel: Fort Tatham RV Park in
Sylva, NC, immerhin auf fast tausend Meter Meereshöhe, direkt zwischen
Tatham Creek und Savannah Creek, zwei Bächen, sehr romantisch, nein, sehr
idyllisch gelegen. Kreditkarte wird sogar akzeptiert. Hier kann man sich
sogar noch (kostenlos?) Videokassetten ausleihen. Ich sehe ein ganzes
Regal davon. Gestern
waren wir in Marion, heute (fast) in Sylvia. Ich liebe einfach Orte, deren
Namen mir gefallen. Es gibt hier ja ständig Ortsnamen, die einem aus
anderen Ländern oder sonst woher bekannt sind. Wir
haben einen schattenspendenden Stellplatz unter hohen Bäumen bekommen.
Wie Hermann Hesse liebe ich alle Bäume und suche gerne ihre Nähe. Übrigens:
Man sollte in der Registration immer extra nach einem schönen Platz
fragen. Manchmal hilft so etwas. Und sich nicht scheuen, notfalls auch mal
zu tauschen. Brauchte ich auf dieser Reise aber noch nicht. Oder „aus
Versehen, sorry“, einfach den schöneren Stellplatz neben dem
zugeteilten nehmen. Das ging auf unseren Reisemobil-Reisen bisher noch
immer gut.
WiFi
gibt’s auch. Ingrid ist zufrieden. Und wenn sie es ist, bin ich es auch.
Sogar der Regen hat aufgehört und am Himmel wird es wieder deutlich
heller. Der Wetterbericht kündigt für morgen, Donnerstag, und übermorgen,
Freitag, wieder Sonne an, danach Regen, Gewitter und Schneeschauer... Nebelwölkchen
(„Hexen“) schieben sich durchs Tal. Wenn der Regen mal nicht
herunterprasselt, tröpfelt es noch stundenlang von den Bäumen aufs Dach. Abends
regnet es wieder. Also schon wieder keine meiner geliebten Zigarren. Die
Eichhörnchen haben sich längst in ihre warmen Baumhöhlen zurückgezogen,
räumen ihre Wohnungen auf und trocknen ihre nassen Sachen, also vor allem
ihre Pelzkleider. Als
Trost gibt es zum Abendessen eine große Pizza mit knusprigem Garlic
Bread. Die Kilos sind doch egal. Ein schöner runder Bauch muß schließlich
gut gepflegt werden... Ingrid:
Ein einfacher und trotzdem schöner Urlaubstag geht heute vorbei. Für
morgen bin ich wieder zu Allem bereit. 11)
Donnerstag, 19. April 2012 Um
7 Uhr stehen wir auf. Wo ist das Beschwerdebuch? Frau Sonne ist nicht zur
Arbeit erschienen! Vielleicht ist auch unser Tal nur zu eng und tief, und
draußen, auf der anderen Seite der Berge, scheint sie schon längst? Na,
OK, wenigstens hat der Regen aufgehört. Um
neun lichten sich die Wolken und die Sonne kommt raus. Was wollen wir
mehr? Halbelf.
Anker auf! Wir ziehen den Anker hoch und legen ab. Zwanzig, dreißig
Kilometer sind es bis nach Cherokee. Dort wollen wir auf den Blue Ridge
Parkway abbiegen, dessen offizielles Ende dort ist. Schon lange sind wir
in unendlichen Wäldern mit Laubbäumen. Wir lieben die Gegend hier. In
Sylva nehmen wir ein Frühstück bei Bojangles ein, das uns beiden aber
nicht so sehr schmeckt. Auf dem großen Parkplatz ist auch ein Wal-Mart
Supercenter und natürlich muß Ingrid dringend da rein. Nur ein paar
wichtige Kleinigkeiten... Danach
geht’s endlich los. Nach einer halben Stunde ist Cherokee erreicht. Jede
Menge Läden und Tourismus mit entsprechend viel Verkehr. Indianerland.
Wir
diskutieren und überlegen, in welchem der vielen gleichaussehenden Motels
am Ufer des Flusses wir letztes Mal übernachtet hatten. Am
Ortsausgang kommen wir an einem riesigen 17stöckigen Spielcasino vorbei.
Die gibt es ja in (fast) allen Indianerreservaten. Dieses hier ist
zweifellos eine unverzeihliche Bausünde. Das Parkhaus allein hat schon
vier, fünf Etagen.
Wir
biegen gleich rechts auf den Blue Ridge Parkway ab, der hier beginnt,
nichts kostet und exakt 469 Meilen lang ist.
Es
geht sofort steil in leichten Kurven aufwärts. Zwei Tunnel werden
durchfahren, die Höhe ist für unser Auto OK. Wir freuen uns auf eine
unkomplizierte gemütliche Fahrt durch die Berge und durch die Frühlingslandschaft. Driving
Skyline Drive - Shenandoah National Park 13:08
Uhr. Tja, der nächste Tunnel ist zu niedrig! Zulässige Durchfahrtshöhe
nur elf Feet, wir haben aber zwölf! Das ist wieder typisch für
Amerikaner, direkt vor dem Hindernis das Schild, vorher kein Hinweis,
keine Warnung, nichts. Umständlich muß ich ein paar hundert Meter zurück
rangieren, um unseren Dampfer zu wenden und dann die fünf, sechs Meilen
zurückfahren. Im Visitor-Center erkundige ich mich nach den Durchfahrtshöhen
der Tunnel und Brücken auf dem Blue Ridge. Auch das ist, wie immer, ein
Problem. Die erste Rangerin weiß es gar nicht. (Das ist normal!) Die
hinzugezogene zweite meint, daß es nur hier in der Gegend ein paar für
uns zu niedrige Durchfahrten gibt und empfiehlt mir, dieses kleine Gebiet
zu umfahren. Im weiteren Verlauf soll es dann (wahrscheinlich!) keine
Probleme mehr geben. (Später sehe ich nach, es gibt auf dem Blue Ridge
vorerst wirklich nur die drei hiesigen für uns zu niedrigen Tunnel.) Wir
folgen dem Vorschlag und sind gegen 14:15 Uhr endlich wieder auf dem Blue
Ridge zurück. Alle weiteren, oben abgerundeten, Tunnel (oder heißt der
Plural korrekt „Tunnels“?) haben dann mindestens dreizehn Fuß und
sind also hoch genug. Wir kratzen nirgends mit unseren Aufbauten entlang. Im
Internet lese ich: John Denver hat die Straße mit seinem Song „Country
Roads“ unsterblich gemacht: "Blue Ridge Mountains, Shenandoah
River…", singt er, "almost heaven, West Virginia..." Dem
Himmel kommt man wirklich selten so nah wie auf diesem Parkway. (Am
Ende füge ich noch den gesamten Text dieses Liedes ein.) Das
Wetter ist sonnig und warm. Ein schöner Tag. Bald sind wir am höchsten
Punkt des Blue Ridge, immerhin 6.047 Feet, knappe respektable zweitausend
Meter.
Viele
Bäume sind tot, von Käfern (Borkenkäfern?) zerstört, die aus Europa
eingeschleppt sein sollen. Andere Bäume schlagen hier oben jetzt erst
aus. Erste Weidenkätzchen sind zu erkennen. Der
Blue Ridge ist eine in den 30er Jahren ausschließlich für touristische
Bedürfnisse gebaute schmale Straße. Er führt meist oben auf den Bergen
entlang und bietet ständig unglaublich tolle Ausblicke in die weite
Landschaft. Gerade sehen wir von hier oben Waynesville und die Autobahn
I-40 ganz unten im Tal. Blue
Ridge Parkway – Wikipedia Reichlich
schöne Landschaft kommt uns hier entgegen. Wasser tropft an felsigen
Bergwänden herunter. Kleine Wasserfälle sind am Straßenrand, ein, zwei
größere im Hintergrund. Die Straße ist sehr schmal, wir benötigen
exakt die eine Hälfte, gut, daß uns keine anderen RVs begegnen, wir sind
das einzige. Die Saison hat wohl noch nicht richtig begonnen.
Einer
der Nachteile unseres breiten Autos: Man kann nicht einfach mal kurz
anhalten oder gar schnell mal wenden. Solche Aktionen werden dann sofort
zu einer großen schwierigen Aufgabe… Zulässige
Geschwindigkeit: 45 mph. Die anderen Autos können und wollen uns nicht überholen.
Die meiste Zeit besteht sowieso Überholverbot. Zwei durchgezogene gelbe
Linien in der Mitte. Ich fahre deshalb gelegentlich mal einen der
zahlreichen Overlooks (Aussichtspunkte) an. Zum Glück herrscht wenig
Verkehr. Es gibt nur Pkw und Motorräder. Und lästige Fahrräder. Je zu
einem Drittel. Gewerblicher Verkehr ist streng verboten. Auch jegliche Art
von Werbung, also keinerlei Reklametafeln. Dafür gibt es aber auch so gut
wie keine Tankstellen, und nur ein paar ganz, ganz seltene Country-Stores
für die wichtigsten Einkäufe in den Visitor-Centers. Die Campgrounds
entlang des Blue Ridge halten noch Winterschlaf bis Anfang Mai. So
tief die Abgründe am Straßenrand auch sein mögen – und auch sind, es
gibt nur selten Leit“planken“, und dann sind sie auch nur aus Holz.
Gegen
18:30 Uhr erreichen wir unseren heutigen Campground, den Asheville East
KOA in Swannanoa, NC. (Eigentlich mag ich ja keine KOA-Plätze, weil sie
oft etwas überteuert sind.) Natürlich, der Platz liegt schon wieder an
der US 70, die uns auf dieser Reise ständig begleitet. Doch
unser Stellplatz kostet heute günstige 36,90 Dollar und liegt direkt am
Swannanoa River. Obwohl unser Platz nur zehn Meter entfernt und somit
direkt vor unserer Nase liegt, werden wir wie immer von einem Mitarbeiter
im Golf-Cart hingeführt. Der Typ will, daß wir uns mit dem Hinterteil
zum Fluß (und somit gegen die Aussicht auf den Fluß) hinstellen und ich
muß ein bißchen mit ihm diskutieren und ihm seine Einwände ausreden.
Der Typ guckt mir beim Hin- und Herrangieren noch zu und hofft
offensichtlich, daß unsere Leitungen nicht reichen. „Fucking Germans“
denkt er jetzt bestimmt gerade. Doch zum Schluß reichen Stromkabel und
Wasserschlauch. Gerade so.
Putzige
Enten kommen bis ans Auto, um zu betteln. Eine sieht aus wie Donald, nur
Weste, Fliege und Hütchen fehlen ihr bzw. ihm noch. Daisy kommt auch noch
bei uns vorbei. Das WiFi ist diesmal deutlich schneller als die ganzen
Tage.
Zum
Abendessen gibt es erneut köstlich-saftiges Steak. Das können die Amis
ja. Und sehr gute Kartöffelchen aus kleinen Plastikbeuteln, die man
einfach in die Mikrowelle legt, acht Minuten, und die wir morgens bei
Wal-Mart gefunden haben. Danach
bin ich rechtschaffen müde und verschwinde in unserem kuscheligen Bett.
Ingrid spielt lieber noch mit ihrem doofen iPad. Ingrid:
Welch ein wunderschöner Tag mit vielen neuen Eindrücken. Ich bin hier
sehr gerne. Wilf und das Auto freunden sich immer mehr an und verbünden
sich gegen mich!! Trotzdem fühle ich mich bei den beiden gut aufgehoben. 12)
Freitag, 20. April 2012 Um
halbacht stehen wir auf. In der Nacht hat sich noch ein Wohnmobil neben
uns gestellt und Radau gemacht. Außerdem sind die I-40 und die US 70 ganz
in unserer Nähe - und eine Eisenbahnlinie. Die schöne (leise) Zeit ist
also merklich zu Ende. Das schöne Wetter wohl auch. Es ist trüb und kühl.
Erstaunlich: Wir haben hier exakt das gleiche Wetter wie zu Hause. Im
Moment 60°F/16°C. Ich will nachher mal nachsehen, ob wir die Route ändern.
Prompt kommt die Sonne ab und zu raus und scheint uns dann immer
zuzurufen: Bleibt doch auf dem Blue Ridge! Na gut, ich bin überredet... Oder
sollen wir hier einen weiteren Tag verweilen? Eine Stadtbesichtigung
(Historic Asheville) böte sich an. Und ein ruhiger Nachmittag. Doch ich
entscheide mich dagegen, will lieber noch ein Stück fahren. Wer weiß,
was kommt, Mittwochmorgen muß das Auto zurückgegeben werden. Und es sind
noch 470 Meilen nach Washington, DC. Wir
tanken nochmal voll und sind gleich wieder auf dem Blue Ridge Parkway.
Heute gibt es hier noch mehr lästige Radfahrer als gestern. Da heißt es,
ständig auf der Lauer zu sein und rechtzeitig unseren Dampfer
abzubremsen, falls in dem Moment auch noch Gegenverkehr kommt. Die Straße
ist einfach zu schmal. Es
ist wolkig, aber wir sind wettermäßig trotzdem ganz zufrieden, solange
es nur nicht regnet. Viele bunte Blumen gibt es am Straßenrand, Löwenzahn
hat sich schon in Pusteblumen verwandelt, aber deutsche Butterblumen blühen
gelb, (ein Zeichen, daß bald Muttertag kommt), weiße Anemonen, auch wie
zu Hause, und was weiß ich alles, wir haben einen guten Zeitpunkt
erwischt. Die Bäume werden hier oben auch schon grün, unten sind sie es
schon lange. Anfang bis Mitte Mai dürfte die perfekte Reisezeit für den
Blue Ridge sein. Reichlich
Nebel schmiegt sich oben um die Bergkuppen und liegt deshalb auch dick und
fett auf unserer Straße herum, mit entsprechend sehr kurzer Sichtweite.
Hier vermisse ich Radar, um die Radfahrer eher erkennen zu können.
In
zwei Baustellen wird der angehaltene Verkehr jeweils von einem Pilot Car
durchgeführt. Ich sag’s ja immer, die Amis stellen sich oft saublöd
an… Und,
das ist jetzt kein Witz, sie können (wollen) einfach keine Kurven fahren!
Wenn dann doch welche kommen, sind sie oft total hilflos und überfordert…
Am
berühmten Linville-Viadukt (Linn Cove Viaduct, Milepost 304) mache ich
ein paar Fotos, aber die Zeichnung auf dem Einband meines USA-Atlasses ist
eigentlich viel besser.
Die
Straßenbrücke führt hier nicht gerade von A nach B, von einem Ufer ans
andere, sondern schmiegt sich vielmehr seitlich an den Berg und folgt ihm
mit mehreren Windungen. Linn
Cove Viaduct, MP 304 - Blue Ridge Parkway Nachmittags
biegen wir ab und kommen durch Boone, NC, einer sehr „rührigen“
kleinen Stadt mit viel Verkehr. Hier kommt Daniel Boone her und alles Mögliche
(und Unmögliche) wurde nach ihm benannt. 16:30
Uhr. Unser Campingplatz ist im nächsten Ort, in Vilas, NC, und heißt
Vanderpool Campground. Es ist niemand im Office und so suche ich uns
einfach einen uns genehmen Platz im Grünen aus. Das Wohnmobil steht mal
wieder sehr schief. Erneut bewährt sich das intelligente altersschwache
Anhebesystem mit den vier ausfahrbaren eisernen Beinen, die unser Fahrzeug
völlig automatisch hochfahren und dann waagerecht ausrichten. Es hakt
manchmal und das eine oder andere Bein steht etwas schief, aber irgendwann
funktioniert es dann doch noch ganz zufriedenstellend. Früher mußten wir
immer die gelben Plastikfüße drunterlegen und drauffahren, um die Kiste
wenigstens halbwegs waagerecht hinzustellen. Hier
ist es angenehm warm und wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag. Später
kann ich im Office bezahlen, in bar, für etwas heruntergehandelte 32,25
Dollar. WiFi gibt es auch. Auch hier sind wir schon wieder die ersten
Deutschen, die die Frau zu Gesicht bekommt. Zum
Abendessen gibt es erneut hervorragendes Steak, Mikrowellen-Kartöffelchen
und ganz normalen Rosenkohl. Warum soll es ihn auch nicht hier geben? Dazu
trinkbaren Virginianischen Merlot 2010. Heute
Abend bin ich mal nicht so müde und wir verbringen einen ruhigen Abend
mit Eis, Gesprächen, Erinnerungen, Wein, deutschem nächtlichem Radio und
schöner Musik aus meinem Handy. Ingrid:
Alles in allem ein schöner Tag. An die Kurven habe ich mich gewöhnt und
Wilf war besonders lieb zu mir und ist nicht zu schnell durch die Kurven
gefahren. Dafür habe ich mir in der Küche besondere Mühe gegeben und
verwöhne ihn. 13)
Samstag, 21. April 2012 Aufstehen
um acht Uhr. Sonne mit Wolken, 66°F = warm genug. Wir können zum zweiten
Mal draußen frühstücken. Abfahrt gegen elf Uhr. Ich bleibe auf unserer
ursprünglichen Route. Immobilien-Makler
müssen hier bestimmt hungern und darben. Auf unserer gesamten Tour von
Washington zum Atlantik, quer durchs Land und wieder zurück haben wir nur
ganz, ganz selten mal ein Haus gesehen, das zum Verkauf stand. Das war kürzlich
im Nordosten (in den Neuengland-Staaten Maine, Massachusetts, New
Hampshire, Vermont usw.) ganz anders, da war oft fast jedes zweite, dritte
Haus zu verkaufen. Hier an der mittleren Ostküste muß es den Leuten noch
ganz gut gehen. (Außer Häuser-Maklern!) Nach
einer Stunde, gegen zwölf Uhr, sind wir wieder auf dem Blue Ridge. Heute
gibt es noch viel weniger Verkehr als die letzten Tage, auch kaum
Radfahrer. Von hinten kommt auch niemand, ich muß kein einziges Mal
rechts ran fahren. Dabei ist doch heute Samstag. Aber die Saison beginnt
auch erst übernächste Woche, am 1. Mai. Das wissen auch die die vielen
Rhododendren am Straßenrand, sie warten noch, bis sie ihre dicken Knospen
aufplatzen lassen. Im
Internet hatte ich gelesen, daß es zwei Vollsperrungen auf dem Blue Ridge
im Winter gab, die aber ab Anfang April verschwunden sein sollten. Die
hiesige Sperrung (Meile 218 bis 237) ist noch nicht freigegeben und so müssen
wir auf den Highway 18 durch Sparta ausweichen. Erst sind wir ja etwas
unzufrieden, aber schnell merken wir, daß das hier auch eine brauchbare
Straße für uns ist, neu gemacht, viele Kurven, eine an der andern, auf
und ab, weit gehen unsere Blicke in die Landschaft und dazu immer noch
Sonne. Und die Natur ist hier unten auch viel weiter entwickelt. Wir
sind vergnügt und guter Dinge und genießen die Abwechslung, mal etwas
schneller fahren zu können. Ingrid muß natürlich ab und zu ihre
Angstgeräusche abgeben. Hier wäre mal wieder eine perfekte
Motorradstrecke. Nach dreißig, vierzig Kilometern sind wir wieder auf dem
Blue Ridge und ich fahre wieder brav. Schade,
das Blue Ridge Music Center ist noch geschlossen. Dabei hatten wir uns so
sehr darauf gefreut; beim letzten Mal hatten wir viel Vergnügen mit der
uns vorgespielten Live-Musik. Na, OK, werde ich halt mal nach ein paar CDs
Ausschau halten. Die
Straße bleibt ständig auf um die zweitausend Feet Höhe, also so um die
sechs-, siebenhundert Meter und schlängelt sich durch die naturbelassene
Gegend. Nur leider sind alle Campgrounds, Visitor-Centers, Restrooms usw.
noch geschlossen. Auch Mabry Hill mit seiner berühmten alten Mühle.
Viele
Autos biegen ab, parken, Leute steigen aus und laufen zum Hauptgebäude,
nur um vor verschlossenen Türen zu stehen. Auch die Toiletten sind
verbarrikadiert. Wir beobachten es während unserer etwas verspäteten
Mittagspause. (Das ist wieder so eine typische Situation für Amerika.
Kann man kein von der Straße aus sichtbares Schild aufhängen?? Wie viele
Leute sich da jeden Tag darüber ärgern müssen.) Nur gut, daß wir unser
Klo immer dabei haben. Und Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer… Ganz
unbemerkt haben wir vorhin die Grenze von North Carolina nach Virginia überfahren.
(Nein, keine Sorge, es ist ihr dabei nichts passiert, sie ist unverletzt
geblieben...) Mal
so nebenbei: Mülltrennung gibt es hier in Amerika nur ganz selten. Die
Amis sprechen zwar ständig von Umwelt und Umweltschutz (Environment), ändern
aber kaum etwas. Wir bekommen es hautnah auf den Campingplätzen mit. Und
wenn es mal ganz selten Müllsortierung gibt, wird sie, hm, doch sehr
vernachlässigt, oder, um es ganz offen zu sagen, verweigert. Klimaschutz
(Climate Change) ist hier nur ein eher unbeliebtes Wort und hat auch nur
eine Alibifunktion. Die Toiletten in den Hotels verschwenden noch immer
unglaublich viel Wasser, es gibt nur selten mal eine „Pinkeltaste“,
auch da ändert niemand etwas dran. Solarzellen und Sonnenkollektoren für
Strom und Wasser, Windräder, alles uninteressant. Nach wie vor werden die
Motoren laufen gelassen und Energie verschwendet. Und Wasser natürlich
auch. Das Umdenken erfolgt hier nur sehr zaghaft und wird wohl noch
Generationen dauern... Viele
Campgrounds gibt es hier in der Umgebung nicht zur Auswahl. Entweder sind
sie noch geschlossen oder haben kein Internet. Ich finde schließlich
einen in Salem und wir müssen vom Blue Ridge abbiegen. Wir kommen durch
Floyd durch. Ist das das Floyd vom ollen Pink? (Nein, ist es nicht, das
sind ja Engländer. Hat sich der Ort denn dann nach ihnen benannt? Nein,
auch nicht. Beim alten Boone war das gestern die Ausnahme.) Nach
dreißig Kilometern Landstraße und ebensoviel Autobahn sind wir gegen
halbsechs am Platz, Dixie Caverns, Salem, VA. Der Campground liegt in
einem schmalen Taleinschnitt. Die Frau im Office bleibt hart und läßt
diesmal leider nicht mit sich über den Preis verhandeln; ich muß etwas
über dreißig Dollar bezahlen. Der Preis ist trotzdem OK. WiFi gibt es,
Ingrid freut sich. Jetzt kann sie gleich wieder stundenlang mit den
Kindern zuhause videofonieren. Zur
Begrüßung regnet es erstmal kurz und heftig. Erneut liegt ein langes,
dickes, fettes Schlechtwettergebiet von Nord nach Süd über der gesamten
USA-Ostküste. Einziger Trost: Sogar in Florida regnet es, aber dort ist
es zehn Grad wärmer! Ursprünglich wollten wir ja dorthin. Zum
Abendessen gibt es Spaghetti mit brauchbarer Tomatensoße und
schrecklichen Plastikflöckchen, angeblichem „Parmesan“, (aber kein
Vergleich mit den von uns so heißgeliebten Miracoli), Steak und Salat.
Und die restliche halbe Flasche Merlot aus Virginia. Aus der Region also.
So soll man es doch machen. (Tja,
jeden Tag Steak, das ist bei mir etwas ungewöhnlich. Wer mich kennt, weiß,
daß ich eher selten Fleisch esse, und schon gar nicht jeden Tag. Aber man
muß auch schonmal seine Prinzipien vernachlässigen dürfen. Vor allem,
wenn das Fleisch um so vieles besser ist als bei uns in Deutschland. - Und
das Beste daran: Wir haben noch mehr im Kühlschrank...) Gute
Nachrichten, obwohl ich ja bekanntermaßen nicht der Sportler bin:
Dortmund hat die Meisterschaft vorneweg fest in der Tasche, (Kloppi for
President!), die Bayern liegen weidwund am Boden auf Platz 2, lecken ihre
Wunden und jammern, der HSV bleibt mit etwas Glück in der Bundesliga,
Gladbach weiterhin weit oben, Vettel in Bahrain endlich mal wieder auf der
Pole. Was will man mehr? Und das Beste: Wenn wir nach Hause zurückkehren,
werden wir schönes Wetter bekommen. Endlich Motorradfahren... Also
da trinke ich doch gleich mal einen drauf. Für eine Zigarre ist es mir zu
naß da draußen. Um zehn liege ich in meinem Kuschelbettchen. Ingrid:
Highway 18. Amerika wie aus dem Bilderbuch. Häuser, Gärten, Landschaft,
einfach schön. Sonne gab es heute auch, ich liebe Amerika. Blue Ridge
Parkway mit dem frischen jungen Grün, wieder mal perfekt. Urlaub im
Wohnmobil ist wirklich angenehm! (Bis auf... Ihr wisst schon: Spülen.) 14)
Sonntag, 22. April 2012 Regenwetter.
Trotzdem stehen wir um halbacht auf. Wie jetzt jeden Morgen überlege ich,
ob wir unsere Route ändern sollen. Aber das Wetter ist überall gleich
schlecht. Um einen Tag länger zu bleiben, dafür ist uns hier der Platz
nicht schön genug und auch viel zu eng. Wir wollen Luft und Weite. Ich
entscheide, daß wir erst mal auf dem Blue Ridge bleiben. Trost: In
Deutschland ist es noch viel mieser, nur zwei bis sechs Grad, da haben wir
es mit 15 Grad ja noch sehr gut. Werte
Leserinnen und Leser, liebe Freunde, heute habe ich wirklich nicht viel zu
erzählen. Denn der Blue Ridge geniert sich schamhaft und hält sich
bedeckt, d.h. er bietet uns heute nur dicken undurchsichtigen Nebel an.
Aha, deshalb kommen uns auch nur eine Handvoll Autos in drei Stunden
entgegen. Ein paar Fahrradfahrer und (nur) ein Motorrad-Pärchen mit
kleinen Kameras auf den Helmen. Von hinten gar nichts. Es hätte mal
wieder Atomkrieg sein können und es gibt nur noch ganz wenige Überlebende,
so einsam kommen wir uns hier oben vor.
Das
Wetter ist heute so schlecht, daß wir nur vier Fotos machen, zwei vom
Stellplatz heute Morgen und zwei vom Stellplatz heute Abend. Die Außentemperatur
ist entsprechend: 44°F = 6°C. Und wärmer wird’s heute auch nicht.
Aber das hindert uns nicht, trotzdem gute Laune zu haben. Nur, die
angepriesenen „spektakulären Ausblicke“ bleiben uns so entzogen. Wir
kommen am niedrigsten Punkt des Blue Ridge vorbei: 649 Feet, etwa 200
Meter. Wir
sehen es irgendwann ein und biegen vom Blue Ridge ab und überlassen ihn
seiner Einsamkeit; er will es ja nicht besser. Über Lexington, VA nehmen
wir dann lieber einen gut ausgebauten Highway bis nach Staunton. Rechts
neben uns sehen wir sehr gut die dunklen Blue Ridge Berge mit der dicken
Nebeldecke darauf. Oder sind es Wolken? Ja, stimmt, also wir sehen die
Berge, die obere Hälfte durchgängig in den Wolken. Natürlich,
ist ja klar, wir müssen unbedingt am Wal-Mart anhalten. Irgendetwas muß
immer gekauft werden. Und wenn's etwas zum Anzuziehen ist. Obwohl Sonntag
ist, ist er voll mit Kunden. Wenn sie und die Verkäuferinnen nur nicht
alle so griesgrämig aus der Wäsche guckten. (Eigentlich ist es so: Hunde
müssen an jedem Baum anhalten, wir an jedem Wal-Mart. Nur ganz, ganz
selten ist es mir gelungen, mal ohne Abzubiegen dran vorbeizukommen. Wie
Odysseus bei den Sirenen...) Zum Nachmittags-Kaffee gibt es besonders
leckeres Rosinenbrot. (Statt viel zu süßem Kuchen!) Als
Ausgleich für das schlechte Wetter bekommen wir heute Abend einen
wunderschönen Stellplatz, den gepflegtesten der gesamten Reise! (Das
Attribut „schönsten“ möchte ich hier nach reiflicher Überlegung
nicht vergeben, die waren alle am Atlantik. Und das Wetter spielt natürlich
auch noch eine nicht unwichtige Rolle.) Wir
sind auf dem Staunton Walnut Hills KOA-Campground im romantischen
Shenandoah Valley und stehen ganz oben am Hang, exklusiv auf dem einzigen
hier oben vorhandenen Platz mit Aussicht auf den kleinen See und die
anderen Camper auf den einfachen Plätzen! Für echt günstige knappe 45
Dollar! (Ich habe erfolgreich nach einem schönen Platz gefragt. Oft
bekomme ich dann zur Antwort: „Unsere Plätze sind alle schön!“
Diesmal hat's aber wieder geklappt.) Vielleicht sollte ich meine Meinung
über die KOA-Campgrounds überdenken... Und
Ingrid bekommt ihr WiFi. Jetzt kann sie wieder endlos lange mit den
Kindern quatschen. Wenn jetzt noch der Regen aufhörte und die Sonne
schiene, könnten wir es schon gar nicht mehr aushalten vor Freude über
unser Glück... Je
nachdem, wie morgen früh das Wetter ist, wollen wir noch einen Tag
hierbleiben. Oder gemütlich weiterfahren. Wir haben noch zwei Tage für
die 157 Meilen bis ans Ziel. Der Wetterbericht kündigt für Morgen das
gleiche Wetter wie heute an. Blue
Ridge Parkway, Skyline Drive und George Washington Forest, sie sind alle
von hier aus leicht und schnell zu erreichen. Übrigens Skyline Drive: Er
ist die direkte Verlängerung des Blue Ridge Parkways. Wollte ich ursprünglich
natürlich auch nochmal „machen“, geht aber wahrscheinlich nicht,
wegen des schlechten Wetters und weil unsere Zeit (nur des Urlaubs!) abläuft. Zum
Abendessen gibt es butterzartes, saftiges, innen rosafarbenes, mit Speck
umwickeltes, köstliches Rinderfilet mit den restlichen gebratenen
Spaghetti von gestern und dazu Salat. Mit einem eiskalten Bier. Und, ja,
natürlich, wie immer ein Magnum-Eis am Stiel. Schade, heute bedauere ich
es ganz besonders: Regenfeste Zigarren sind noch nicht erfunden worden... (Ich
bitte um Nachsicht wegen meiner für Außenstehende bestimmt sehr lästigen
Essensbeschreibungen, aber uns beiden sind sie halt wichtig.) Für
heute Nacht wird möglicher leichter Frost angekündigt. Man spricht hier
schon von „Snowpril“ wegen des schlechten Wetters im April. Und:
Sebastian V. hat den GP in Bahrain für sich entschieden. Schumi wieder
ganz hinten, diesmal nur auf Platz 10. Geschieht ihm recht, da bin ich
voller Schadenfreude, warum konnte er auf seinem Zenit nicht aufhören.
Man sollte es einfach wissen, wenn das eigene Verfallsdatum abgelaufen
ist. Ingrid:
Nebel und Kälte gefallen mir nicht so sehr. Trotzdem, ich finde Regen
super gemütlich – im Wohnwagen. In unserem Wohnwagen!
15)
Montag, 23. April 2012 Aufstehen
um 7 Uhr. Wetter regnerisch, 41°F/5°C. Brrr! Außer dem einschläfernden
Regen auf dem Dach war es endlich mal wieder absolut ruhig, kein Verkehrslärm,
keine Autos, kein Zug, kein gar nichts. Erneut ist es an manchen Stellen
etwas feucht im Wohnwagen. Es stört uns nicht sonderlich, dürfte aber
auch nicht sein. Ich
bekomme im Internet keine aussagekräftige Info über das Wetter da oben
und entscheide nun endgültig: Keine Fahrt auf dem Skyline Drive! Nur im
undurchsichtigen Nebel rumfahren, das will ich uns nicht antun. Schade
drum. Offiziell
heißt es zum Skyline: Shenandoah Skyline Drive is a 105-mile-long,
mountaintop road within Shenandoah National Park that winds along the
rolling ridgetops of the Blue Ridge. It provides all visitors with sweeping
vistas of the surrounding mountains and valleys. „Shenandoah“
kommt aus der Indianersprache und heißt übersetzt "Tochter der
Sterne". Der Skyline Drive ist eine 170 km lange Panoramastraße,
die sich durch die Mitte des schmalen Nationalparks zieht. Sternzeit
der hiesigen Galaxis: Eins null fünf null. 10:50 Uhr. Wir beschließen
endgültig, heute noch hier zu bleiben (nochmal 45 $) und es uns besonders
gemütlich zu machen. Morgen fahren wir die zweihundertzwanzig
Autobahn-Kilometer (zweieinhalb Stündchen) bis zum letzten Campingplatz
auf einer Backe ab und sind dann mittwochs bequem in einer halben Stunde
am Rückgabeort. Es
regnet unablässig; der Bach nebenan ist mächtig angeschwollen. Die Vögel
haben längst ihr Gezwitscher eingestellt, die Eichhörnchen haben auch
keine Lust auf ein nasses Fellkleid und bleiben lieber in ihren gemütlich
warmen Höhlen, Menschen erstrecht nicht, die Bären haben auch keinen
Bock und haben sich uns erst gar nicht gezeigt, nur den Enten macht der
Regen Spaß, sie fühlen sich auch außerhalb des Wassers in ihrem
Element, wackeln mit ihrem Bürzel und schnattern vor Freude miteinander.
Kein Wunder, auf dem Land ist es fast genauso naß wie im Wasser. Mir fällt
wieder mal auf: Es sind eigentlich immer zwei Enten, ein Pärchen, auf
Lebenszeit. (Wie kann man nur Ente essen. Oder Kalb, oder, oder...) Die
Kamera bleibt heute in ihrem stromsparenden (sprich: ausgeschalteten)
Zustand. Wo sind nur unsere Neoprenanzüge?! Ja gut, für einen von uns
beiden müßten zwei aneinander genäht werden... 14:18
Uhr. Jetzt haben wir auch Wassereinbruch vorne auf dem Armaturenbrett! Es
tropft aus dem Fernseher darüber! Wir schalten ihn vorerst lieber nicht
mehr ein. Beim
Nachmittags-Kaffee sehe ich in die kostenlos ans Auto geworfene (und
regenfest in einer Plastiktüte verpackte!) Tageszeitung, die „The News
Leader“. Das Wetterradar für die gesamten USA zeigt, daß wir hier in
einem Schlechtwetter-Dreieck sitzen, das von Atlanta bis nach Minneapolis
und rüber bis nach Boston reicht. Überall sonst im Land ist es sonnig
und warm oder sogar (im Süden) heiß. Einziger Trost: Morgen soll es
etwas besser werden. Zumindest hat der Regen aufgehört. 18:50
Uhr. Der späte Nachmittag war regenfrei. Und jetzt kann man mit etwas
gutem Willen ganz, ganz hinten, eine Auflockerung in der dunklen
Wolkenwand erkennen. Ich bin sicher, morgen kehrt die Sonne zurück und
erfreut uns wieder mit Licht und Wärme! Und
ganz zum Schluß, 20:10 Uhr, bekommen wir sogar noch ein ebenso wunderschönes
wie trostspendendes Abendrot zum Abendbrot geschenkt.
Zum
Abendessen gibt es ganz zartes rosa Schweinefilet, wieder mit den
wohlschmeckenden Kartöffelchen aus der Mikrowelle und Erbsenschoten. Ich
bin begeistert und habe Angst vor der hundsgemeinen hinterhältigen Waage
zu Hause, die mir bestimmt mit ihrem süffisanten Grinsen wieder viel zu
hohe Zahlen anzeigen wird. Frage:
Warum kann man diese intelligenten Plastikbeutel mit Kartoffeln nicht zu
Hause kaufen?? Die Kartoffeln werden ohne jegliches zusätzliches Wasser
besonders schonend (in der eigenen Schale!) gegart und Strom und Zeit
spart man auch noch! (Sie brauchen nur acht Minuten plus etwas
Nachgarzeit.) Aber
wenn schon, dann kann man auch noch ein Eis dazutun... Ingrid:
Das war der richtige Tag zum Ausruhen. Mir hat's gefallen, jetzt kann die
Rückreise beginnen, denn trotz allem habe ich ein bisschen Heimweh. 16)
Dienstag, 24. April 2012 Wir
stehen um sieben auf. Oh, wie schön: Die Sonne ist wieder da und tut so,
als wäre nie etwas gewesen! Der Himmel ist so blau wie er es nur sein
kann; die Schlechtwetterfront hat sich spurlos verzogen. Als wäre sie nie
da gewesen. Danuma singt passend zum Wetter „Summertime“. Schade,
heute ist unser letzter Tag! Sollen wir jetzt noch schnell über den
Skyline Drive fahren? Nein, lieber nicht, ich muß vernünftig bleiben,
Ingrid will heute Nachmittag unbedingt in Ruhe unsere Koffer packen. Ich
bedauere es ein bißchen. Die
beiden Enten kommen erneut den Hügel zu uns raufgewatschelt und bitten um
ihre gewohnte „Brotzeit“, die sie ob des beschwerlichen Weges natürlich
auch erhalten.
Einfach
ein wunderschöner Frühlingsmorgen wie aus dem Bilderbuch. Unglaublich,
wie klar die Luft heute ist. Eigentlich viel zu klar, um nicht über den
Skyline zu fahren... Ingrid
habe ich schnell überredet und wir beeilen uns daraufhin etwas mit Frühstück
und Aufräumen. Um halbzehn sind wir schon unterwegs. So früh waren wir,
glaube ich, auf dieser Tour noch nie unterwegs. Wir
haben besonderes Glück, der Park feiert in diesem Jahr vom 21. bis
29. April „National Park Week“ und jeder darf kostenlos hinein. Fünfzehn
Dollar gespart. Immerhin. Und, noch besser, es gibt zwar eine Unterführung
auf der Strecke, aber rein rechnerisch passen wir schonmal ganz gut durch. 45
°F. Also kalt. Aber das stört doch einen Wohnmobilmann nicht! Lästig
ist nur unser Navi. Es will sich nach langer anstandsloser Zusammenarbeit
mal wieder partout nicht mehr einschalten lassen. Aber nach dem Dilemma
vor ein paar Jahren in Arizona weiß ich ja, daß es mittels Reinstecken
eines dünnen Drahtes in ein winziges Löchlein nur mal wieder gekitzelt
(reaktiviert) werden möchte. (Man muß es halt nur wissen – und die
versteckte kleine enge Öffnung fürs Reset auch finden...) Nach
ein paar wenigen Kilometern sind wir am Beginn des Skyline Drive am
Stadtrand von Waynesboro. Rechts fängt der Blue Ridge an, links der
Skyline. Schreck, die beiden Schranken sind zu!! Aber heute ist unser Glückstag,
Arbeiter schieben die beiden Schranken gerade zur Seite, um den Skyline
rechtzeitig für uns zu öffnen! 10:10
Uhr. Am Kassenhäuschen geht alles OK, wir dürfen passieren. Ich staune,
daß der Officer uns bei unserer Fahrzeugbreite überhaupt durchläßt.
Und tatsächlich ohne die sonst übliche „Fee“ (Gebühr). Sofort geht
es gemächlich bergauf. Man darf hier nur 35 mph fahren. Meistenteils
besteht Überholverbot. Die
Ausblicke nach links und rechts sind überwältigend. Keine Leitplanken stören
die Augen. Wir sind schon wieder alleine, die nächsten Stunden sehen wir
nur ganz wenige Pkw. Und nur eine Harley. Und die obligatorischen
Radfahrer. Und zwei Rehe.
Die
höchste Stelle ist 3.680 Feet (ca. 1.200 Meter) hoch. Schon einige Zeit
vorher sehen wir rechts und links Schnee. Gestern hat es kräftig
geschneit, das war auch der Grund der gestrigen Sperrung. Schneepflüge
und zwei Lkw mit Schnee begegnen uns nach getaner Arbeit. Unsere Straße
ist längst frei. Natürlich werfen wir uns bei einem Stopp mal wieder ein
paar Schneebälle zu, von „Schneeballschlacht“ kann man da im
Zusammenhang mit einer Frau ja wohl kaum sprechen. Der Skyline Drive ist oft, nein, immer,
eng und viel zu schmal und schreit ständig nach einhundert Prozent
Aufmerksamkeit. (Genauso wie der Blue Ridge Parkway.) Unterführungen, die
durchfahren werden müssen, und Tunnel noch mehr. (Aber eigentlich auch
sonst, also auch auf „normalen“ Straßen, vor allem in Städten, auf
den Parkplätzen, an den Tankstellen, an Straßenkreuzungen, auf den
Campgrounds, einfach überall, von morgens bis abends, ununterbrochen muß
man in solch einem Fahrzeug aufpassen und argusaugenmäßig auf der Hut
sein!) Nach zwei Drittel dann besorgte Blicke
von Ingrid. Der einzige Tunnel auf dem Skyline Drive naht, Marys Rock
Tunnel, 12,8 Feet hoch, wir haben also beruhigende 8 inches (20
Zentimeter) über uns. Leider ist er mal wieder gewölbt. Wo hat man
eigentlich die 12‘8“ gemessen, in der Mitte oder mehr an den Außenrändern?
Aber egal, nichts kratzt, nichts wird an unserem Dach abgerissen, wir
kommen unbehelligt durch! Zum Leidwesen ein paar staunender, Ungemach
erwartender, Zuschauer am Parkplatz. 14:10
Uhr. Wir sind am Ende des Skyline Drive und verabschieden uns herzlich von
ihm. Er hat uns viele wunderschöne Aussichten in die weite klare
Landschaft geschenkt. Und Frau Sonne hat dazu nach Kräften gestrahlt. Es
folgt ein winzigkleiner Einkauf bei Big K in Front Royal, vor allem noch
ein paar Klamotten. Und zwei Flaschen Wasser. Hundertzwei Dollar wechseln
von einem Konto aufs andere. Jetzt
haben wir nur noch vierzig, fünfzig Autobahn-Kilometer bis zu unserem
Campingplatz Greenville Farm Family Campground in Haymarket, VA. 15:45
Uhr. Wir sind an der Registration. Die 39 $ darf ich mit Kreditkarte
bezahlen, kein WiFi, nur vier TV-Stationen im Kabel. Trotzdem, ein schöner
und gepflegter Platz auf einer weitläufigen Farm, die bereits 1828 gegründet
worden ist. Auch hier sind wir gerne. Inzwischen
gibt es ein paar harmlose Wölkchen, aber immer noch Sonne. Und endlich
gibt’s mal wieder eine Zigarre zum Bier. Danach hole ich unsere Koffer
aus den Staufächern im Wagenboden und Ingrid fängt mit dem Packen an. Unser
Abendessen ist umfangreich, u.a. natürlich Garlic Bread, Steaks und rote
Kartöffelchen mit Salat und abschließendem Eis. Ingrid:
Gut, daß mich Wilf noch überredet hat, den Skyline Drive zu fahren. Er
und ich waren auf dieser Reise wieder ein perfektes Team, ich glaube, er
wird seinen neuen Freund, den Wohnwagen, schon bald ein wenig vermissen.
Es hat uns wie immer riesigen Spaß gemacht. Wilf fährt auch das größte
Auto sicher durch die Gegend!! Ich freue mich schon jetzt auf Florida im nächsten
Jahr!!! 17)
Mittwoch, 25. April 2012 Heute
wird es ernst. Um halbsieben stehen wir auf. Kein Wunder, die ersten frühen
Frühmaschinen vom Ronald Reagan Airport starten laufend über uns hinweg. Nach
dem einfachen Frühstück quetschen wir die restlichen Sachen in die
Koffer. Ein schwieriges Unterfangen. (Warum habe ich Blödmann auch nur
einen Koffer mitgenommen? Wir dürfen doch jeder zwei mitnehmen.) Es ist
eigentlich jedesmal das gleiche, die Koffer platzen fast. Rätsel: Warum
werden Koffer während eines Urlaubs eigentlich immer enger?! Wer macht
das?? Alles,
was wir an Essenssachen übrig behalten haben, schenken wir den Campern
nebenan, die noch schlafen. (Na, die werden Augen machen, wenn sie endlich
ihre Tür aufmachen…) Punkt
neun wartet Thomas, der Juniorchef, wie gestern vereinbart, vorne am großen
Gastank auf uns, um unseren kleinen aufzufüllen. Wir haben beide
Abwassertanks gedumpt und, wie von der Verleihfirma angeordnet, beide
Verschlüsse offengelassen. Denn: Restliches Abwasser, zu wenig Gas im
Propangastank oder zu wenig Benzin im Tank bedeuten sofortige rigorose 250
Dollar Strafe. Jetzt denken wir gerne an Linda zurück, die bei diesen
Regularien letztes Jahr im November auf unserer Neuengland-Reise wirklich
sehr großzügig war. Wenn sie auch schlangenzüngig war. Der
Himmel ist und bleibt natürlich absolut wolkenlos, es werden Temperaturen
bis 70°F erwartet. Ist ja klar, jetzt, wo wir heimmüssen. Schade, daß
wir nicht einfach noch etwas verlängern können. So erst einmal um ein
halbes Jahr wäre uns ganz recht. Ein
bißchen Landstraße und Autobahn, kein Problem, obwohl etwas zähflüssig
wird es ja zum Schluß kurz vor der Stadt teilweise. Mindestens vier große
Kreisverkehre auf ein, zwei Kilometer, hier hat mal wieder jemand kräftig
gesponnen. Wo doch Amis mit den seltenen Kreiseln gar nicht gut
zurechtkommen. Weil sie sie ja kaum kennen. Es
sind noch nicht mal fünfzig Kilometer (eine knappe Stunde) bis zur
Verleihfirma in Sterling, wo wir rechtzeitig gegen 10:20 Uhr eintreffen.
Kurz vorher tanken noch schnell nebenan bei Sam's Club auf, um die Ecke
ist dann El Monte. Bill ist da, überprüft unser Auto sehr sorgfältig
und wickelt dann die Rückgabe und den Papierkram ab. Die 25 $ Pfand fürs
Handbuch und die 80 $ Anzahlung für Generatorstunden, (wir haben ihn
nicht benutzt), bekomme ich zurück. Auch die unterwegs ausgelegten knapp
fünfundzwanzig Dollar für die Dachluke. Offiziell
muß das Fahrzeug bis elf Uhr zurückgegeben und ausgeräumt sein!
Jegliche Verspätung wird teuer bestraft! Aber Bill empfängt uns recht
freundlich und wohlgesonnen. Alles ist viel freundlicher, als ich es die
ganze Zeit über erwartet (und befürchtet) hatte. Optimal:
Für den kleinen Schaden muß ich nur das kleine rote seitliche Rücklicht
bezahlen, kulante zwanzig Dollar. Bill hat genug davon im Regal, weil die
ständig zerstört werden. Er kennt das schon, es kommt öfters vor. Die
paar Kratzer am Blechkleid der Kunststoffkarosserie bleiben unberücksichtigt.
Die Rückgabe läuft korrekt ab, diesmal kann ich mich über nichts bei El
Monte beschweren. In der Beziehung war Linda damals doch deutlich
geldgieriger. Bill
übernimmt sogar die Endreinigung. Ich atme wieder auf. Alles gutgegangen.
Man weiß ja nie. Wir verabschieden uns freundschaftlich und ich wünsche
ihm viel Glück. Für
den, der sich dafür interessiert, hier noch die Verbrauchsdaten unserer
Reise: Benzinverbrauch:
858,73 $,
225,197 Gal,
1.826 miles umgerechnet
686,98 EUR,
852,37 Liter, 2.938
km Propangas
für Heizung, Herd, Kühl- und Eisschrank:
96 $ Wir
haben diesmal doch reichliche 29 Liter auf hundert Kilometer verbraucht.
(Das soll aber erst einmal jemand unterbieten! Bei den vielen Bergen auf
dem letzten Drittel.) Immerhin haben wir auch fast jeden Tag getankt. Die
Kiste war mit ihren neuneinhalb Tonnen im Übrigen auch reichlich schwer.
Und zehn durstige Zylinder wollen schließlich ständig üppig gefüttert
werden… Eine
wunderschöne geruhsame und erholsame Reise. Ich bin sicher, der liebe
Gott würde sich für seinen Urlaub auch ein Class A-Wohnmobil mieten,
allerdings von einer anderen Vermieterfirma. Danach
fahren wir mit einem Taxi zum Dulles International Airport. Wir sitzen in
einem fast neuen Kia-Van. Der Fahrer stammt aus dem Iran und weiß
erstaunlicherweise alles über Bayern München und das heutige CL-Spiel in
zwei, drei Stunden gegen Madrid. (Ergebnis: 3:1 nach „dramatischem“
Elfmeterschießen.) 27 Dollar plus 13 Dollar Tipp, Ingrid ist schon wieder
viel zu großzügig. Das
Aufgeben der Koffer und das Einchecken am Boarding-Computer ist einfach.
Der Security-Check erfolgt ohne jeglichen Stau am Band, einfach und doch
umständlich. Angeblich ist der große Apparat, in dem sich jeder drehen
muß, „nur“ ein Röntgengerät, ich glaube aber eher, es ist einer
dieser gefürchteten Nacktscanner. Egal, beide Gerätearten sind
schrecklich und wegen der Strahlen bestimmt gesundheitsschädlich. Danach
haben wir frei, es ist noch nicht mal zwölf Uhr mittags. Vom
Hauptterminal werden wir wieder mit einem dieser merkwürdig aussehenden
Transporter über das gesamte Flughafengelände zum United-Terminal
gebracht. Was sehen meine Augen?! Eine leibhaftige Boeing 747 mit
aufgesetztem Space-Shuttle steht am Rande des Rollfelds!! Wahnsinn!! Und
ich habe die Kamera mal wieder nicht schußbereit! Nachdem ich Ingrid
abgesetzt habe, fahre ich nochmal zurück. Ich versuche es einfach mal und
frage die Fahrerin, ob sie für mich nicht einen winzigkleinen Schlenker
machen kann. Und tatsächlich, sie tut es! Keiner der anderen Leute
meckert. Was hat Obama damals versprochen?: We can do...
Sie
hält sogar extra für mich kurz an, nur, damit ich ein paar Bilder schießen
kann. Super! Leider habe ich meine Brille nicht einstecken und kann
deshalb nicht scharf genug zoomen. Es ist wirklich eine einmalige
Gelegenheit, das Space-Shuttle auf dem Jumbo leibhaftig mit eigenen Augen
zu sehen. Ich bin sehr begeistert. Einfach sensationell! Wenn keins der
Fotos etwas wird, hänge ich mich endgültig auf. www.golem.de
dazu am 27.04.2012, Autor ist Werner Pluto:
Spaceshuttle
Enterprise
ist in New York angekommen
Zweimal musste der
Transfer des Spaceshuttles von Washington nach New York verschoben werden.
Am heutigen Freitag spielte das Wetter mit, und die Enterprise konnte
huckepack nach New York fliegen.
Die Raumfähre
Enterprise ist auf dem Weg von der US-Hauptstadt Washington nach New York.
Der Transfer
des Spaceshuttles zu seinem neuen Ausstellungsort war wegen schlechten
Wetters auf den heutigen Freitag verschoben worden. Gegen 15:45 Uhr Ortszeit
habe das Shuttle Carrier Aircraft (SCA) vom Dulles International Airport abgehoben, twitterte
die US-Weltraumbehörde Nasa. Knapp zwei Stunden wird der Flug zum New
Yorker John F. Kennedy Airport dauern. Vor der Landung wird das SCA mit
seiner Ladung noch eine Ehrenrunde über der Stadt drehen. Diese wird
unter anderem über die Freiheitsstatue und den Museumsflugzeugträger
USS Intrepid gehen. Der auf dem Hudson River
vor Anker liegende Flugzeugträger wird die künftige Heimat der
Enterprise. Sie musste ihren Platz im Smithsonian
National Air and Space Museum in Chantilly nahe Washington räumen:
Dort wird künftig das Shuttle Discovery ausgestellt. Das war in der
vergangenen Woche von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida nach
Washington gebracht worden. Den Transport übernimmt das SCA, eine speziell
ausgerüstete Boeing 747. Auf deren Rumpf sind Halterungen angebracht,
an denen das Shuttle befestigt wird. Mit Hilfe einer Kranbrücke wird die
Raumfähre auf den Transporter gehoben. Das SCA hatte früher
die Spaceshuttles vom Landeplatz, etwa der Luftwaffenbasis Edwards in
Kalifornien, zum Startplatz in Florida überführt oder sie zu anderen
Orten gebracht, für die ein Transport auf dem Boden nicht infrage kam. Am
Anfang des Shuttle-Programms hat die Boeing den Prototyp zu Probeflügen
in die Luft gebracht. Ursprünglich war die Überführung
der Enterprise für Montag geplant gewesen. Wegen des schlechten Wetters
war der Flug zuerst auf Mittwoch, dann auf den heutigen Freitag verschoben
worden. In New York wird die
Enterprise vom SCA heruntergehoben und auf eine Schwimmplattform
verfrachtet. Diese wird dann von Schleppern auf den Hudson zur USS
Intrepid gebracht. Ein Kran wird sie dann auf das Deck des Flugzeugträgers
hieven. Ab Sommer wird sie dann Teil der Ausstellung. Nachtrag 27. April 2012, 17:30 Uhr:
Nach ihrer Ehrenrunde über
New York ist die Boeing 747 mit dem Spaceshuttle Enterprise um 11:24 Uhr
Ortszeit in
New York gelandet. Langer
Rede, kurzer Sinn: Die Enterprise „flog“ nach New York und wurde also
gegen die Discovery (bleibt jetzt in Washington) ausgetauscht. Wir
verbringen die Wartezeit gemütlich und nicht unkomfortabel in der anfangs
noch angenehm leeren (und ruhigen) United-Lounge. (BTW: Bei Lufthansa wird
dem Fluggast essensmäßig doch deutlich mehr geboten. Hier gibt es nämlich
nur armselige Kekse, Käse und Obst. Muß ich auch da reumütig Abbitte
leisten?) Wir haben jedenfalls genug Wartezeit zum Relaxen.
Ich
werde etwas depressiv, denn normalerweise wäre es jetzt gerade die Zeit,
um unseren nächsten Campground für heute Abend herauszusuchen.
Eigentlich schade, immer, wenn wir uns gerade perfekt eingespielt haben
und jeder genau weiß, was er wann zu tun hat, die morgendlichen und
abendlichen Prozeduren flutschen uns wie jahrelang geübt und elegant und
lässig von der Hand, müssen wir wieder aufhören und nach Hause
fahren... Zwischendurch
besuchen wir noch ein (mieses) Restaurant und bekommen hier den
schlechtesten und geschmacklosesten Burger aller Zeiten.
Während
ich noch dort verweile und dann gemütlich zur Lounge zurückkehre, holt
sich Ingrid einen Kaffee im Starbucks. (Ich nicht. Ich hasse diese Läden
abgrundtief. Lieber verdurste ich!) Dann wandert sie den gefühlten
Kilometer zur Raucherlounge im Glaskasten am entgegengesetzten äußersten
Ende des Concourse. Vorhin
war es angenehm leer im Flughafengebäude, aber inzwischen ist es
rammelvoll geworden. Ingrid berichtet später, daß die Leute zum Schluß
im Glaskasten der Raucher-Lounge sogar stehen mußten. Logisch:
Draußen ist es immer noch sonnig und schön. Wir fahren ja auch heim. Auf
einem Monitor sehe ich, daß es heute in den USA überall so schön wie
hier ist, nur ganz oben im Westen, in der Seattle-Area, gibt es Regen. Unser
Fluggerät, eine Boeing B767-300, ist diesmal neuwertig und wir fühlen
uns beide hier drin erheblich besser aufgehoben, als auf dem Herweg in der
blöden altersschwachen B767-200. Alles ist hier deutlich moderner und großzügiger.
Hier werden wir auch mal wieder mit unseren Namen angesprochen. Hinten
sitzen die Leute 2-3-2, die haben’s also auch wesentlich besser als die
Leute auf dem Hinflug. Ich habe diesmal selbst auch mehr Glück und darf für
meine Sammlung ein paar Fotos vom Cockpit schießen.
Nach
dem Abendessen fahren wir unsere Sitze in die waagerechte Stellung und
verschlafen den Flug komplett. Niemand quasselt in unserer Nähe wie beim
letzten Heimflug aus den USA. Wegen
der Verspätung landen wir in Frankfurt leider ein paar Minuten zu spät
und müssen in der LH-Lounge bis 13 Uhr auf die nächste Maschine nach Düsseldorf
warten. Als Ausgleich bekomme ich noch ein paar Cockpitfotos unserer
Maschine wohlwollend vom netten Käpt‘n genehmigt. (Man beachte die
total unterschiedlichen Cockpits, Farbe, Instrumente usw.) Fazit:
Mission erfüllt! Wir haben genug Spaß gehabt! Viel Spaß. Ingrid:
Bei schönem Wetter fällt der Abschied noch viel schwerer. Eine perfekte
Reise. Würde ich jederzeit noch einmal machen! Und
hier zum Schluß der Original-Text des Liedes „Country Roads“: Almost
heaven, West Virginia Chorus
2x © 2012 Wilfried R. Virmond - Nachdruck, auch
auszugsweise, grundsätzlich nur mit Genehmigung des Autors. Dies gilt
ganz besonders auch für sämtliche Fotos.
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