Scharfe
Kurven soll man fressen, Meine
Motorradreise nach Sardinien
Mit
Ingrid auf der GoldWing hintendrauf fahren wir beide bei herrlichem
Wetter über schöne Landstraßen nach Wolfratshausen, wo wir im Hotel
Humplbräu (leider nicht empfehlenswert) übernachten. Am nächsten
Morgen treffen wir uns bei sonnig-warmem Wetter mit unseren Münchner
Freunden von den Königlich Bayerischen GoldWingern (Königlich
Bayrische GoldWinger) ganz in der Nähe auf der Raststätte Höhenrain:
Andi (mit „i“) + Angie, Peter + Brigitte sowie, last but not least,
Harry. Wir
sausen dann mit unseren vier GoldWings über die A95 nach Garmisch, und
dann über sehr gute Landstraßen den Zirler Berg runter und den
Brenner-Paß rauf. Dort warten schon unsere österreichischen Freunde
Peppi und seine Frau Andy (mit „y“) mit ihren beiden Mopeds (GoldWing
und Honda Deauville) auf uns. Ab
hier wird’s immer heißer, wir haben bald über 30° auf der Anzeige.
Am späten Nachmittag erreichen wir unseren Zwischenstopp in Valeggio
Sul Mincio, kurz hinter Verona. Unser Hotel ist OK, das Abendessen auch.
Natürlich sind Harry, Ingrid und ich mal wieder die letzten, die ihre
Zimmer (auf)suchen. Schuld daran sind ein paar Cola-Mixgetränke… Andi Harry
und Angie Peter Brigitte Peppi Andy Harry Ingrid Wilf Am
nächsten Morgen geht es bei strahlendem Sonnenschein durch die
fruchtbare grüne Po-Ebene; es bleibt heiß, sehr heiß. Nachmittags
wird es etwas kühler, als wir dann die Toskana erreichen und den
„toskanischen Apennin“ überqueren. Ich habe sanfte Hügel mit
leichten Biegungen erwartet und erhalte hohe Berge mit scharfen Kurven.
Andi fährt und führt stets mit reichlich Speed, ich habe mit dem
Nachkommen etwas Mühe. Ingrid hintendrauf ist brav und meckert
wenigstens mal nicht. Hier oben in den Bergen und in den Wolken ist es
ein kurzes Stück etwas feucht und kalt, aber wir haben Glück, es
regnet nicht richtig. Sehr gut, es gibt hier oben nur ganz wenig
Verkehr, wir haben also freie Bahn. Hier
oben gibt’s etwas Regen Unten
in der Ebene am Mittelmeer ist es längst wieder heiß und sonnig.
Obwohl wir durch die Außenbezirke Pisas kommen, ist leider keine Zeit,
rein zu fahren, um den Winkel des Schiefen Turms zu überprüfen, (Schiefer
Turm von Pisa), aber Andi führt uns wenigstens an der berühmten
Ponte della Maddalena in der Nähe von Borgo a Mozzano vorbei.
(Bitte bei Wikipedia/Google nachlesen. Auch sehr empfehlenswert:
Brücke
des Monats Juni 2005 mit
ein paar schönen Fotos von Karl Gotsch.) Am
späten Nachmittag erreichen wir Livorno, wo wir unsere Tickets für die
Fähre kaufen. Dann heißt es erst einmal: Abwarten und Spaghetti essen.
Unsere Fähre, die „Mega Express Three“ kommt etwas verspätet. Es
ist ein gelbes, riesiges Schiff, so groß, wie ich es wahrscheinlich
noch nie gesehen habe. Wir dürfen mit unseren Mopeds zuerst reinschlüpfen,
noch vor den unzähligen (bis zu 580!) Autos. Wir stellen sie an der
linken Schiffswand auf dem Seitenständer ab und sofort kommt einer der
Fährleute und verzurrt unsere Mopeds mit je zwei Seilen an dafür
vorgesehen seitlichen stabilen Haltestangen. An
der Rezeption erhalten wir die Schlüssel für unsere drei
4-Bett-Kabinen. Wir teilen die unsrige mit Peppi und Andy und haben
sogar ein Außenfenster. Jede der unzähligen Kabinen verfügt übrigens
über ein eigenes Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Harry erhält
eine eigene Kabine, ganz exklusiv, nur für sich allein, aber solchen
Luxus kennt man ja nicht anders von ihm. Da wir schon an Land gegessen
haben, nehmen wir mit ihm nur noch den üblichen Nachttrunk ein und
begeben uns dann gut gelaunt und trotzdem kaum schwankend in unsere
relativ bequemen Kojen. Die
Sonne geht gerade auf, als wir morgens um 7 Uhr fahrplanmäßig unseren
Zielhafen Golfo Aranci erreichen; der Himmel wird extra zu unserem
Empfang rötlich-blau angestrahlt. Die Mopeds haben die Fährpassage
genausogut wie wir überstanden, nichts ist ihnen passiert, obwohl ich
mir als Fähr-Neuling nachts einige Sorgen um sie gemacht hatte. Nix
wie raus hier Wir
versuchen gleich hier, unsere Tickets für die Rückfahrt zu bekommen,
aber leider sind schon alle Kabinenplätze am fraglichen Tag ausgebucht.
Im benachbarten Olbia dasselbe. Wir regen uns darüber erst gar nicht
auf und fahren einfach auf der SS 125 südlich zu dem von uns gebuchten
Hotel. Erneut habe ich in den unerwartet hohen Bergen etwas Mühe, Andi
hinterherzukommen. Ich
traue meinen Augen nicht, aber trotz unserer Heizerei werden wir hier
alle (sogar irgendwann auch Andi ganz vorne) nach und nach, einer nach
dem andern, von einem schäbigen alten kleinen Peugeot (106) überholt.
Die Strecke ist wirklich total unübersichtlich, eine enge Kurve nach
der anderen, man kann die Straße immer nur höchstens 100 m weit
einsehen. Überall nur Abgründe und Felswände rechts und links. Obwohl
der Typ total verrückt ist, müssen wir hinterher doch alle über ihn
grinsen. Einen Bruder dieses todesmutigen Chaoten werden wir ein paar
Tage später noch treffen. Alle anderen Sarden fahren dagegen sehr ruhig
und gesittet. Ich
staune, wie hoch und steil die Berge hier sind. Ich habe sie mir auf
Sardinien irgendwie weniger spektakulär vorgestellt. Aber die Insel
selbst ist ja auch viel größer als erwartet. Am
frühen Nachmittag erreichen wir dann unser Ziel, das Hotel Baja Azurro
in Torre di Barisardo, einem Ortsteil von Bari Sardo, einem idyllischen
Ort in der Mitte der Ostküste Sardiniens, ganz in der Nähe von Tortoli.
Luigi, der Chef, empfängt uns gleich mit eiskaltem Bier, sardischen
Leckereien (Schinken, Käse und Oliven), gekühltem Rotwein und einer
Flasche Myrte, dem typisch sardinischen Likör, nicht zu süß, dem wir
in den nächsten Tagen noch öfters zusprechen werden. Ich
muß lange warten, bis uns unser Zimmer endlich zugeteilt wird, aber es
gefällt mir nicht, weil es im Bad teilweise sehr eng ist. Tauschen ist
leider nicht möglich. Harry sagt unser Badezimmer übrigens auch nicht
zu. Sorry, Harry! Am
nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück gleich los. Unser tägliches
Ritual für die nächste Zeit: Zunächst im Supermarkt den täglichen
Bedarf einkaufen, tanken - und dann ab in die Berge: Kurven und Berge
fressen, auf und ab, immer viel zu schnell. Aber die Straßen sind hier
einwandfrei in Ordnung, sehr griffig, fast neu, keine Flickereien, schon
gar kein Bitumen, zwar oft schmal, aber für unsere GoldWings immer
breit genug. Dazu gibt es hier oben, abseits der Küstenstraße mit den
vielen Touristen, nur sehr wenig Verkehr. Die Straßen fordern
regelrecht zum schnellen Fahren auf, nein, sie zwingen uns geradezu, wir
können gar nicht anders... Andi
kennt sich hier hervorragend aus, er war letztes Jahr schon einmal hier.
Inzwischen habe ich mich an die Heizerei gewöhnt, bleibe immer öfter
dicht hinter ihm und lasse mich immer seltener von ihm abhängen. Hier
oben in den Bergen gibt es kein einziges gerades Straßenstück, nur
Kurven, Kurven und - natürlich Kurven. Und zur Abwechslung höchstens
mal ein paar Serpentinen. Falls
man mal Zeit dazu hat, kann man in den vielen Dörfern unzählige
Wandmalereien (sog. Murales) an den Hauswänden bewundern, mit denen die
Sarden vor allem verfehlte Politik, Korruption und überhaupt alles
anprangern, was ihnen nicht gefällt – oder manchmal auch, was ihnen
offenbar gefällt. Ich
wundere mich immer wieder unterwegs, daß das GoldWing-Navi sämtliche
Straßen, Sträßchen und Feldwege anzeigt, „sogar hier auf
Sardinien“. Aber über so etwas kann ich mich ja immer wieder freuen
– und wundern. Das
Wetter bleibt alle Tage heiß, unheimlich heiß und sonnig, oft bis zu
36° und manchmal noch darüber. Vor allem Peters Haut wird immer
dunkler gebräunt. Da ich leider nicht mehr ungeschützt in die Sonne
gehen soll, vermumme ich mich mit Pullover und Halstuch. Zweimal
gehen wir mittags vorzüglich essen, sonst machen wir an idyllischen
schattigen Plätzen eine zünftige sardische Brotzeit mit allem Drum und
Dran, aber natürlich ohne Wein oder Bier. Statt dessen laben und
erfrischen wir uns lieber am kühlen Wasser der jeweiligen Quellen, die
hier überall sprudeln. Einheimische holen es sich in großen Kanistern.
Auch ein paar frisch gegrillte Sardinen werden mal an einem Stand
gekauft. Leider sind sie aber noch komplett wie Gott sie schuf, mit Köpfen
und, noch schlimmer, mit allen Innereien… Ingrid
und Andy (und manchmal auch Peppi) bleiben meist zu Hause und erholen
sich an Pool und Meer, wir andern heizen durch die Berge, fressen alle
Kurven auf. Immerhin fahren wir fast alle Tage jeweils bis zu 300 km.
Nur den Sonntag verbringen wir alle gemeinsam an Pool und Strand. Einmal
gehen wir abends in der Nähe Pizza essen, sonst nehmen wir unser gemütliches
Abendessen stets im Hotel ein, sitzen dann alle noch lange am Pool und
haben viel Spaß, vor allem mit Rotwein und Myrte. Auch das
allabendliche Weißbrot vor dem Abendessen, mit viel Olivenöl und
reichlich gehacktem frischem Knoblauch, von einigen noch mit Salz und
Parmesan bis zur Perfektion verfeinert, darf hier auf gar keinen Fall
unerwähnt bleiben. An einem Abend gibt es sogar Karaoke. Harald
im Karaoke-Rausch Das
bleibt so alle Tage, wir sind alle sehr zufrieden und sind jeden Tag
erholter. Nur den armen Harry erwischt es unterdes recht arg, denn er fängt
sich einen heftigen Sonnenbrand an Füßen und Unterschenkeln ein, sodaß
er dann leider nicht mehr mit uns fahren kann; der Sonnenschirm am
Strand war etwas zu klein für ihn. Die Apotheken in der Umgebung
erweisen sich hierzu wenig kompetent bzw. eigentlich hilflos, da man
dort weder englisch noch deutsch spricht! Da
wir gute Freunde sind, bringen wir ihm ein paar Aloe vera-Stücke mit,
damit er sich deren Saft zur Schmerzlinderung auf die Haut träufeln
kann. Es stellt sich aber zu aller Leidwesen heraus, daß es keine Aloe
vera-Blattenden, sondern Stücke von einem ganz normalen Kaktus sind,
sodaß die damit beträufelte Haut ganz empfindlich reagiert und alles
nur noch verschlimmert wird! Zuhause lese ich dann, daß es eine Agave
gewesen sein muß, deren Saft tatsächlich heftige Hautrötungen
verursacht. Offenbar haben schon mehr Menschen die beiden Pflanzen
miteinander verwechselt. (Tja, vor so guten Freunden sollte man sich
eigentlich hüten…) Andi
+ Angie, Peter + Brigitte, die im übrigen die GoldWing besser fährt
als viele männliche Winger, und meine Wenigkeit, wir heizen dafür umso
heftiger mit unseren drei GoldWings durch die Gegend. Mir fällt immer
wieder auf, daß uns viele Autos bereitwillig Platz machen, sodaß wir
auf schmalen Straßen auch bei Gegenverkehr leicht überholen können.
Trotzdem, wir haben Glück, daß nichts Schlimmes passiert. Hier lerne
ich endlich, wie man richtig Motorrad fährt… Aber
man sollte stets auf plötzlich hinter einer Kurve herumstehende Tiere
vorbereitet sein, Kühe, Ziegen, Schweine. Übrigens, die Polizei hält
sich auf angenehme Art Touristen gegenüber sehr zurück. Am
zweiten Tag haben wir unsere Fährtickets für die Rückfahrt kaufen können.
Vier „Königliche“ dürfen noch eine Woche länger hier bleiben,
Peppi + Andy, Harry, und Ingrid + ich müssen dagegen nach elf
herrlichen sardinischen Tagen in Arbatax nachmittags um 3 auf die Fähre
und dampfen via Olbia über Nacht nach Genua. Die Zurückbleibenden
begleiten aber die Wegfahrenden wenigstens noch bis zur Fähre; der
Abschied tut allen etwas weh. Unsere
Fähre, die Tirrenia, ist zwar auch jetzt wieder sehr groß, aber es
gibt auf diesem blöden Dampfer keine Sitzgelegenheiten auf dem Oberdeck
im Freien – oder wir finden sie einfach nicht. Deshalb ist unser Abend
nicht so gemütlich wie auf der Herfahrt. Wir haben drei Kabinen für
uns; sie liegen diesmal innen und sind irgendwie viel zu warm und viel
zu schlecht bzw. gar nicht belüftet. Ingrid schläft kaum. Unser Schiff
schwankt ganz schön, und das liegt diesmal nicht nur an den abends
eingenommenen Erfrischungs- getränken. Fast
wie auf der Titanic Pünktlich
gegen 7 Uhr am Sonntag-Morgen erreichen wir Genua, glücklicherweise
wieder ohne Schäden an unseren Motorrädern. Schnell sind wir von Bord
und auf der Autostrada Richtung Mailand. Die Straße ist trocken und es
wird mit jedem Kilometer sonniger. Unterwegs gibt es ein einfaches Frühstück.
Genua Kurz
hinter Mailand trennen wir uns dann mittags, Harry fährt mit Peppi und
Andy wieder zum Brenner rauf, während Ingrid und ich abkürzen und am
Comer See entlang fahren, um dann Maloja-Paß und Julier zu überqueren.
Die Straße am See steht nach offensichtlich ergiebigen Regenfällen oft
reichlich unter Wasser, sodaß wir immer wieder durch hohes Wasser pflügen
müssen, aber wir haben Glück, daß es wenigstens nicht mehr schüttet.
Leider
wird es dafür mit jedem Höhenmeter kälter und feuchter. Ingrid friert
sich hinten einen ab, weil sie sich nicht vorher wenigstens die
Regenhose angezogen hat; vorne geht es gerade noch so. Sie will dauernd
absteigen und „lieber mit dem Bus“ weiterfahren, aber ich kann sie
jedesmal gerade noch überreden, noch etwas länger sitzen zu bleiben.
Die Sitzheizung der neuen GoldWing erweist sich als zu schwach, wenn man
sie wirklich mal braucht. Unser Thermometer geht bis auf null Grad
runter! Aber wir kommen ja auch bis auf über 2.200 m Höhe rauf. Beim
Abwärtsfahren wird es dann aber erfreulicherweise ständig etwas
weniger kalt. Alles
geht gut und wir finden kurz vor Chur ein ordentliches und gemütliches
Hotel mit einer erfreulich heißen Dusche. Das Abendessen tut ein übrigens,
um unsere Stimmung wieder auf Höchststand zu bringen. Am
nächsten Morgen geht es dann in warmer Sonne über Schweizer,
Liechtensteiner und österreichische Landstraßen weiter. Für die paar
Kilometer will ich keine Vignetten kaufen. Die österreichische hätte
ich allerdings kaufen sollen, zumal es hier ein ganz billiges „Pickerl“
für nur einen Tag geben soll. Da ich das nicht weiß, müssen wir vor
Bregenz reichlich leiden. (Der interessierte Leser möge bitte hierzu
auch den Hinweis am Ende meines Reiseberichtes beachten.) Ich habe dann
die Schnauze voll und fahre einfach ohne das besch… Pickerl
durch den Pfänder-Tunnel. Wir haben Glück, daß die Asfinag-Leute mal
wieder schlafen, keiner von ihnen hält uns an. (Bitte nicht nachmachen!
Kann sehr teuer werden! Vor allem Autos werden sehr streng und ohne
Ausnahme per Video kontrolliert.) Auf
der deutschen Autobahn fahren wir dann bei sonnigem Wetter nach Hause,
wo wir am späten Nachmittag gut erholt ankommen. Insgesamt sind wir
lustvolle 5.000 km gefahren. Wir sind beide der Meinung, einen wunderschönen
Urlaub mit ausgesprochen guten Freunden erlebt zu haben und freuen uns
schon auf die nächste gemeinsame Reise mit unseren bayerischen
Freunden. Hier
die Homepage unseres Hotels auf Sardinien: http://www.hotelbajazzurra.com/ P.S.
Ich habe bisher nicht herausfinden können, ob es zwischen
„sardisch“ und „sardinisch“ einen Unterschied gibt. Wer etwas
zur Klärung beitragen kann, möge sich bitte im Gästebuch oder bei mir
melden.
Sie
ist gültig für Pkws und Motorräder auf der A14 zwischen der deutsch/österreichischen
Grenze bis Ausfahrt Hohenems (ca. 23 km) und umgekehrt. Preis zurzeit
EUR 2,- für einen Weg. Kauf an Automaten mit passendem Kleingeld
am Grenzübergang Hörbranz und in Hohenems, Ausfahrt 23,
(Autobahnmeisterei), möglicherweise auch an einigen anderen
Verkaufsstellen dort in der Umgebung.
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Sardinien Reise 2008 Übersicht |